Hallo, Gast
Du musst dich registrieren bevor du auf unserer Seite Beiträge schreiben kannst.

Benutzername
  

Passwort
  





Durchsuche Foren

(Erweiterte Suche)

Foren-Statistiken
» Mitglieder: 314
» Neuestes Mitglied: Ralph Duhaney
» Foren-Themen: 1,013
» Foren-Beiträge: 20,698

Komplettstatistiken

Benutzer Online
Momentan sind 5 Benutzer online
» 1 Mitglieder
» 1 Gäste
Bing, Google, Yandex, Cassian Khline

Aktive Themen
Läuterung
Forum: Die Mittleren Ebenen
Letzter Beitrag: Kurt Messer
Gestern, 02:02 PM
» Antworten: 9
» Ansichten: 225
Koron Diverses
Forum: InGame Offtopic
Letzter Beitrag: Kogan
Gestern, 01:25 PM
» Antworten: 67
» Ansichten: 4,041
Zeitenwende
Forum: Die Mittleren Ebenen
Letzter Beitrag: Die Stimme
03-19-2025, 02:23 PM
» Antworten: 95
» Ansichten: 96,660
Kogan
Forum: Abwesenheiten
Letzter Beitrag: Kogan
02-20-2025, 09:29 PM
» Antworten: 98
» Ansichten: 20,513
Ralph 'Doc' Duhaney [Impe...
Forum: Bewohner Korons
Letzter Beitrag: Die Stimme
02-19-2025, 10:39 PM
» Antworten: 7
» Ansichten: 234
Von elektrischen Schafen ...
Forum: InGame Offtopic
Letzter Beitrag: Sindri
02-14-2025, 06:56 PM
» Antworten: 259
» Ansichten: 38,443
Äußerster Rand des SORLON...
Forum: Der Weltraum
Letzter Beitrag: Sindri
02-14-2025, 06:43 PM
» Antworten: 14
» Ansichten: 85,710
Läuterung
Forum: Der Weltraum
Letzter Beitrag: Gallianos Geyer
02-10-2025, 09:34 PM
» Antworten: 0
» Ansichten: 93
Neuigkeiten und Veränderu...
Forum: Neuigkeiten
Letzter Beitrag: Kogan
01-30-2025, 05:58 PM
» Antworten: 78
» Ansichten: 20,519
Im Orbit um Koron III
Forum: Der Weltraum
Letzter Beitrag: Die Stimme
01-08-2025, 02:30 PM
» Antworten: 11
» Ansichten: 24,652

 
  Arius Kruger
Geschrieben von: Arius Kruger - 12-11-2016, 04:22 PM - Forum: Bewohner Korons - Antworten (5)

Name: Arius Kruger
Alter: 27 Standartjahre
Herkunft: Esseos IV
Zugehörigkeiten: PVS
Rang: Gefreiter
Gesinnung/Loyalitäten: imperialer Fanatiker, Militarist

Aussehen:
Auf größere Entfernung könnte man denken, dass Arius einem der Rekrutierungsplakate entstiegen ist, die an jeder Straßenecke für die Armee werben. Durchgestreckter Rücken, mit 190 Zentimetern Körpergröße ideales Gardemaß und dem perfekten Werbegesicht: Kantig, entschlossen, die Nase wie mit einem Lineal gezogen. Dazu noch glatt rasiert, das blonde Haar zu einem strengen Seitenscheitel drapiert und zuweilen einem Lächeln, das nicht wenige Frauen als attraktiv bezeichnen würden. Solange er genügend Abstand beibehält kann sich das schöne Bild auch weiterhin halten. Je näher er aber kommt, desto mehr Risse bekommt die schöne Fassade. Zwar passen die Haltung und Körpergröße, dafür aber sieht man die fehlenden Muskelberge. Stattdessen steht einem ein hagerer, sehniger Mann gegenüber, der auf eine gewisse Art und Weise ausgezehrt und hungrig wirkt. Das kantige Gesicht hat etwas maskenhaftes und erstarrtes an sich, die Entschlossenheit wirkt aus der Nähe eher verkniffen und verbissen, als würde Arius unter permanenter Anspannung stehen. Die Nase und der Seitenscheitel passen dann zum Glück weiterhin in das Bild, welches man aus einiger Entfernung gesehen hat, auch wenn sich erste graue Strähnen ins Haar geschlichen haben. Und auch das Lächeln bleibt aus der Nähe hübsch, man sieht jetzt sogar Arius weiße ebenmäßige Zahnreihen. Wenn man dem Lächeln zu den Augen folgt, verblasst der schöne Schein aber sofort wieder, denn sie werden nicht von diesem Lächeln erreicht. Niemals um genau zu sein. Und es sind die Augen, an die man sich am längsten erinnert. Bleich und tot sind sie, und von einer fast schon unnatürlichen Leere erfüllt, einem nichts bar jeder Emotion oder Regung. Augen, die den Krieg in all seinen Schrecken gesehen haben und daran abgestumpft, ja ausgebrannt, sind und die Schlachtfelder auf denen Arius war, niemals verlassen haben.
Aus der Nähe kann man jetzt auch Arius linken Arm genauer in Augenschein nehmen und feststellen, dass er durch ein bionisches Implantat ersetzt wurde. Imperiale Standartausführung für Soldaten: robust, wartungseffizient und günstig. Dementsprechend sieht er auch wie ein Knochenarm aus, bei dem vergessen wurde Muskelmasse und Haut hinzuzufügen. Sonstige Narben oder Verletzungen sieht man ihm aber nicht an.
Einen festen Kleidungsstil kann man bei Arius Auswahl an Freizeitkleidung nicht feststellen. Je nachdem wo er sich aufhält, wechselt er seine Kleidung, um nicht zu sehr aufzufallen. Meist aber trägt er Rollkragenpullover und Jeans, oder wenn es etwas förmlicher sein soll seine Uniform. An hohen Feiertagen, wenn er zur Kirche geht, kann man ihn aber auch in den klassischen Gewändern und Roben eines Gläubigen sehen. Bestimmte Farbtöne bevorzugt er dabei nicht, sondern sucht sich immer das zusammen, was ihm am passendsten erscheint. Sein einziger ständiger Begleiter ist ein Aquila aus Silber, den er an einer Halskette trägt und nur äußerst ungern ablegt.

Charakter:
Arius ist ein Fanatiker. Seit seiner frühesten Kindheit indoktriniert, ist sein Glaube an den Imperator und das vorherrschende politische System, sowohl auf seiner Heimatwelt, als auch im restlichen Imperium unerschütterlich. Propaganda wird ohne sie zu hinterfragen akzeptiert und seine Gedankenwelt ist von einem krassen Schwarz-Weiß Denken bestimmt. Auf der einen Seite stehen die Gläubigen, die Treuen, das Imperium, um es ganz allgemein auszudrücken, vereint unter der weisen Führung des Gottimperators auf Terra. Auf der anderen Seite steht der Feind. Xenos, Ketzer, Verräter, Dämonenanbeter, mutierter Abschaum jeder Art. Mit ihnen kann es keinen Frieden geben. Mit ihnen darf es keinen Frieden geben. Frieden wird erst herrschen, wenn sie unter dem Stiefelabsatz des Imperiums zerquetscht, durch Stahl und Feuer geläutert wurden. Alles andere wäre Verrat am Imperator und seinem Vertrauen, das er in die Menschheit setzt. Schild und Schwert der Menschheit ist das Militär. So hat Arius es damals in der Schola gelernt, verinnerlicht und schließlich in seiner Zeit in der Armee als eigenes Weltbild übernommen.
Sein ausgeprägtes Elitedenken setzt daher das Militär, besonders in Form der Imperialen Armee, an die Spitze der Gesellschaft, dem sich alles andere unterzuordnen hat. Die vom Militär propagierten Tugenden Kameradschaft, Härte, Kampfgeist, Einsatzbereitschaft, Gehorsam und Pflichterfüllung werden von ihm begeistert ausgelebt und anderen gegenüber propagiert. Manche unterstellten ihm auch schon eine gewisse Neigung zum Kadavergehorsam, auch wenn sich bisher niemand getraut hat ihm das ins Gesicht zu sagen. Militärische Auszeichnungen jeder Art, vom Stählernen Stern bis hinab zum Bronzenen Herz, schätzt er sehr und die Soldaten, die so ausgezeichnet wurden, werden von ihm mit dem ihnen gebührenden Respekt behandelt.
Die Schrecken, die er im Laufe seiner Fleischwolfeinsätze an der Front erlebt hat, haben Arius abgehärtet, aber nicht gebrochen. Er leidet nachts nicht unter Albträumen, kriegt keine Panikanfälle, wenn er plötzliche laute Geräusche hört oder zeigt sonstige Symptome von Kriegsneurosen unter denen viele Soldaten leiden. Scheinbar hat er den Krieg heil verlassen, wenn auch nicht so, wie er ihn einst betrat. Seine Mitmenschlichkeit hat gelitten, denn die Erlebnisse auf den Schlachtfeldern haben ihn erst verroht und dann Stück für Stück ausgebrannt. Arius hat schwere Probleme Beziehungen zu Menschen aufzubauen, die nicht in irgendeiner Weise im Militär sind, denn nur dort fühlt er sich verstanden.
Auch wenn man es Arius vielleicht nicht zutrauen würde, ist er begeisterter Hobbyfotograf, der seinen Fotoapparat auch an die Front mitnimmt, um interessante Schnappschüsse machen zu können. Durch seine Bereitschaft auch Fotos von seinen Kameraden zu machen, die diese dann an ihre Familien schicken können, hat er sich in seiner Einheit einen guten Ruf erarbeitet und zuweilen gibt er seine Schnappschüsse an die Presseabteilung seiner Einheit ab, wenn er das Gefühl hat, dass sie für diese interessant sind.

Fähigkeiten:
Was muss ein Soldat der PVS können? Kämpfen und für den Imperator in der Schlacht sterben. Mit letzterem möchte Arius sich gerne noch etwas Zeit lassen, während er in ersterem gut auftrumpfen kann. Als Veteran jahrelanger Feldzüge der Imperialen Armee hatte er mehr als genügend Zeit Erfahrungen auf dem Schlachtfeld zu sammeln. Besonders nachdem er seinen Dienst in einer Sturmpionierkompanie angetreten hatte, lernte er zusätzlich zum Umgang mit dem Lasergewehr, die Nutzung verschiedenster anderer Waffen, wie Maschinengewehren, Flammenwerfern und ähnlichem, um im Notfall Gefallene an diesen Spezialwaffen ersetzen zu können. Auch den massiven Einsatz von Handgranaten und Sprengladungen, um feindliche Stellungen aufzubrechen und auszuräuchern, gewöhnte er sich damals an und es dürfte daher niemanden groß wundern, dass sein persönliches Motto im Kampf „Feuer tötet“ ist. An Schusswaffen bevorzugt er daher Waffen die große Magazine mit hoher Schussfolge verbinden, um in einem feindlichen Graben jeden Widerstand möglichst schnell zu brechen. Er mag vielleicht nicht der treffsicherste Schütze sein, aber dass muss er als Spezialist für Schussgefechte auf kurzer Distanz auch nicht.
Auch im Nahkampf weiß Arius sich zu wehren, endeten Sturmangriffe auf feindliche Grabenlinien oftmals in einem blutigen Hauen und Stechen, bei dem mit allem was gerade zur Hand war aufeinander losgegangen wurde. Ein gut geschärfter Feldspaten oder für den Notfall auch ein Grabendolch sind daher die Waffen, auf die er sich am meisten verlässt. Aber auch im waffenlosen Handgemenge weiß Arius sich zu behaupten und kann seine Gegner notfalls mit bloßen Händen zu Krüppeln schlagen.
Ansonsten kann er noch als exzellenter Läufer auftrumpfen, der sowohl auf Kurzstrecken, als auch Langstrecken brilliert und das sowohl auf ebener Fläche, wie auch im rauen Gelände. Ein Relikt aus der alten Zeit, als er noch zur Infanterie gehörte und nicht wie jetzt zu den mechanisierten Verbänden, an die er sich immer noch nicht ganz gewöhnt hat.

Ausrüstung:
- PVS-Standardinfanterieausrüstung fast keinerlei Abnutzungserscheinungen
- Maschinenpistole 01.3 / Mpi-01.3 (Bewaffnung für Sturmexperten) fast keinerlei Abnutzungserscheinungen
- Esseos Schema Laserpistole (Eigenanschaffung) gebraucht aber gut gewartet*
- Bajonett scharf geschliffen
- Feldspaten scharf geschliffen
- Feldstecher fast neuwertig
- drei eingeschweißte Ikonen mit Abbildungen von Heiligen übliche Heiligenabbildungen
- eine Ausgabe des Imperialen Infanteristen inspirierende Instruktionen deutliche Gebrauchsspuren
- eine Zusammenfassung der Predigten Sebastian Thors stark abgenutzt und zerlesen
- ein halbes Dutzend Bücher über Militär-, Kultur- und Glaubensthemen leichte Gebrauchsspuren
- Zigaretten&Feuerzeug Feuerzeug ist zerkratzt
- Fotoapparat&Filmrollen(schwarz-weiß und farbig) gebraucht aber gut gepflegt
- Kiste voller Erinnerungsstücke an seine alte Diensteinheit (Bilder, Uniform, Post etc.) in der Wohnung aufbewahrt
- ein Wohnung in den mittleren Ebenen kaum genutzt
- 400 Schekel

*Esseos Schema Laserpistole: Eine vollautomatische Laserpistole mit einer Gesamtlänge von 255mm und einer Lauflänge von 132mm. Das Gewicht liegt bei 1,1 kg und damit im noch akzeptablen Mittelfeld der koronischen Handfeuerwaffen. Das Magazin der Laserpistole wird nicht wie bei vielen andere Pistolen in einen Unterlaufschacht im Griff, sondern in einen Magazinkasten, der direkt vor dem Abzugsbügel liegt, eingeführt. Das Magazin selbst fasst zwanzig Schuss, was angesichts einer Feuerrate von bis zu 1400 Schuss pro Minute nicht viel mehr als ein kurzes Husten ist. Vom Hersteller wird daher auch empfohlen die Waffe nur im Einzelschussmodus zu benutzen. Zwischen den besagten Schussmodi kann man mittels eines Hebels wechseln, der auf der rechten Seite der Pistole oberhalb des Abzugsbügels angebracht ist. Um die im Automatikmodus schwer kontrollierbare Waffe zu stabilisieren, kann das Futteral als Anschlagschaft an der Pistole befestigt werden, wodurch die Handhabung deutlich vereinfacht wird.

Biographie:
Arius Kruger wuchs als jüngster von drei Söhnen einer Beamtenfamilie auf Esseos IV auf. Sowohl sein Vater als auch seine Mutter arbeiteten beim lokalen Ableger des Administratums und konnten damit ihren Kindern eine wohlbehütete Kindheit bieten. Will heißen, es gab immer genügend und gut zu Essen, man lebte in bescheidenem Wohlstand und konnte manchmal sogar in den Urlaub fahren. Mit sechs Jahre wurde Arius schließlich eingeschult und erhielt in den folgenden Jahren eine im Vergleich zum imperialen Durchschnitt sehr gute Bildung. Ab seinem zwölften Geburtstag trat er wie die überwiegende Anzahl der Kinder von Esseos IV einem der staatlich organisierten Jugendverbände bei. Zu dem ideologischem Drill aus Schola kam jetzt noch eine quasi paramilitärische Ausbildung der Jungen. Die Kinder störten sich aber nicht daran, da der Drill geschickt als Geländespiele und Sportübungen getarnt war, bei dem es unter anderem um den Zusammenhalt als Gruppe ging. Nachdem Arius mit 18 Jahren die Schola mit Erfolg abgeschlossen hatte, musste er nur noch seinen zweijährigen Wehrdienst ableisten, ehe er ein Studium beginnen durfte, um dann wahrscheinlich wie auch schon seine Eltern vor ihm beim Administratum zu arbeiten. Durch Propaganda und jugendlichen Übermut motiviert, leistete Arius diesen in einem der Infanterieregimenter begeistert ab und wünschte sich insgeheim auch einmal in den Krieg ziehen zu dürfen, was auf seinem friedlichen Heimatplaneten mehr als nur unwahrscheinlich war. Kurz vor Ende seines Wehrdienstes, als er schon alle Hoffnungen hatte fahren lassen, erhörte der Imperator seine Gebete scheinbar doch. Mehrere Divisionen der Imperialen Armee, landeten auf Essos IV um Verluste und verlorenes Material zu ersetzen. Die PVS öffnete auf Befehl der Adepten des Administratums ihre Lager und teilte Material aus, während unter der Bevölkerung nach Freiwilligen geworben wurde. Wie von den oberen Riegen erhofft war der Andrang an Kriegsfreiwilligen enorm, hatte es doch schon seit Jahrhunderten keinen Krieg mehr auf Essos IV gegeben und die schon seit ihrer Kindheit indoktrinierten Männer wollten sich alle beweisen. Auch Arius meldete sich und wurde in die 33. Infanteriedivision aufgenommen, sehr zum Stolz seiner Eltern, die jetzt mit Stolz sagen konnten, das einer ihrer Söhne sich für die Sicherheit der Bürger des Imperiums aufopferte.
Nachdem die Imperialen Verbände wieder aufgestockt waren, begaben sich in Richtung des nächsten Kriegsgebietes. Während des Transportes wurde Arius zusammen mit allen anderen Neulingen weiter gedrillt und ausgebildet, damit die alten und neuen Truppen möglichst gut zusammenarbeiten würden. Auch die politische und theologische Bildung wurde bei allen Truppenteilen noch einmal intensiviert um die Moral und Kampfbereitschaft zu erhöhen.
Beim Transport durch den Warp kam es jedoch zu Schwierigkeiten und mehrere Transportschiffe, darunter auch das von Arius traten nicht wie geplant in der Nähe des von Tyraniden angegriffenen Planeten Jeravia Prime wieder in den Realraum über, sondern über einer völlig anderen Welt in einem ganz anderem System. Die Welt über der sich die Transportschiffe wiederfanden wurde schließlich als Meran Magna identifiziert. Kurze Zeit später erhielten die Schiffe Nachrichten von der Planetenoberfläche, wo man sie für vom Munitorum gesandten Verstärkungen hielt um einen Aufstand von Separatisten niederzuschlagen. Die Kommandanten der fünf Divisionen entschieden sich nach kurzer Besprechung dafür, nicht wieder Kurs in Richtung Jeravia Prime zu nehmen, sondern zu landen. Zur Sicherheit sendete man noch eine Benachrichtigung an das Departmento Munitorum und bereitete dann die Landung vor.
Die Soldaten landeten genau zur richtigen Zeit, denn die Separatisten brachen gerade durch die überdehnten Linien der Verteidiger und hätten danach auf die Hauptstadt in der sich der Gouverneur aufhielt möglicherweise im Handstreich nehmen können. Otho und seinen Kameraden gelang es den Durchbruch abzufangen und den Feind wieder in Richtung seiner Ausgangsstellungen zurückzutreiben. Danach gruben sie sich ein und bereiteten sich auf den Stellungskrieg vor, der hier schon so lange andauerte. Sturmangriffe der beiden Seiten wechselten sich ab, während die Artillerie die Schlachtfelder Meter um Meter umpflügte, Steine und Beton zu Pulver zermahlte und Wälder und Menschen vollkommen zerfetzte. Und der Herbstregen verwandelte schließlich die Landschaft in Schlammwüsten, die sich in der Wahrnehmung der Soldaten in alle Richtungen endlos weit ausdehnten. Hier erlebte Arius seine Feuertaufe, hier ersoff sein Idealismus eines schönen Krieges im Schlamm der Granattrichter, hier blieb seine Jugend zurück, während er immer weiter ausbrannte, bis seine Augen so tot und leer wie die ihn umgebende Landschaft waren. Zurück blieben nur seine Entschlossenheit und sein Glaube. Stand er denn nicht hier schließlich an der Frontlinie der Menschheit im Kampf gegen all das was sie vernichten wollte? Hatte nicht in den Armeezeitungen gestanden, dass ihre Feinde mit Aliens verbündet waren, sich vom Imperator losgesagt hatten und Götzen anbeteten? War nicht er, seine Einheit, die Imperiale Armee das Einzige das zwischen der Menschheit und der absoluten Barbarei stand? Hatte er während der Ruhepausen im rückwärtigen Raum der Front nicht gesehen, wie dankbar die Menschen ihm und seinen Kameraden gegenüber waren?
Im Lauf der Zeit lichteten sich die Reihen, wurden die Einheimischen nicht nur zu den PVS Verbänden, sondern auch zu den imperialen Einheiten eingezogen. Arius selbst erhielt das Privileg einer der Sturmkompanien beizutreten, die es in seiner Division gab. Elitäre kleine Verbände, die die Aufgabe hatten Schwachpunkte der gegnerischen Verteidigung anzugreifen, zu durchbrechen und dann schnell in den rückwärtigen Raum vorzustoßen, um den gegnerischen Nachschub abzuschneiden, während die reguläre Infanterie parallel dazu übrig gebliebene stark verteidigte Widerstandsnester niederkämpfte. Die Verlustraten unter den Soldaten waren bei solchen Einsätzen wie zu erwarten hoch, trotzdem gab es immer mehr als genug Freiwillige, die durch die bessere Verpflegung, die Ruhezeiten weit im rückwärtigen Raum und dem Status eines elitären und eingeschworenen Verbundes gelockt wurden. Die Ausbildung war wie zu erwarten für Arius und seine Kameraden hart und fordernd. Sie lernten mit verschiedensten Waffen umzugehen, um die Rolle von Gefallenen und deren Spezialwaffen zu übernehmen, den Einsatz als kleine gut aufeinander eingespielte Trupps und ein aggressives und eigenständiges Verhalten im Kampf.
Nach Beendigung seiner Ausbildung wurde Arius Kompanie während der nächsten zwei Jahre an verschiedensten Frontabschnitten eingesetzt. In dieser Zeit verlor er schließlich auch seinen linken Arm durch Granatsplitter und erhielt in einem Hospital seine Prothese.
Die Entscheidung brachten schließlich die ursprünglich erwarteten Imperialen Verstärkungen, die mit weit über einer Millionen Mann landeten, darunter vielen mechanisierten Verbänden und starken Fliegeraufgeboten. In der folgenden 80 Tage Offensive gelang es den Loyalisten die Verteidigungslinien der Rebellen zu durchbrechen und diese immer weiter zurückzutreiben. Die endgültige Entscheidung brachte schließlich die Imperiale Raumflotte, die in einer spektakulären Demonstration ihrer Macht die Hauptstadt von einer der Separatistennationen in einem konzentrierten Lanzenschlag vernichtete. Innerhalb der nächsten zwei Tage kapitulierten alle verbliebenen Rebellen angesichts solch einer Übermacht bedingungslos. Nach fünf Jahren war der Krieg endlich vorbei.
Die Offiziere der 33. Infanteriedivision wurden anschließend für ihre Leistungen in den Erbadel des Planeten befördert und ihr Verband in die PVS eingegliedert, der zu diesem Zeitpunkt schon zu über 70% aus Einheimischen bestand. Arius selbst beantragte seine Entlassung aus der Armee, da er keinerlei Interesse daran hatte auf diesem Planeten zu versauern. Mithilfe seiner Abfindung finanzierte er sich ein Pilgerreise, die ihn über mehrere Welten führte und schließlich auf einer unbedeutenderen Schreinwelt endete, auf der einst ein Schüler Sebastian Thors die Menschen gelehrt hatte. Nachdem er so seine Pilgerreise erfolgreich abgeschlossen hatte, ihm aber tiefergehende religiöse Einsichten nicht gekommen waren, kaufte er sich von seinem restlichen Vermögen ein Ticket zum nächsten erreichbaren Planeten, Koron III.
Dort ließ er sich mehr aus finanzieller Not, als aus freiem Willen als Bürger registrieren und trat der PVS bei, da der Beruf des Soldaten der einzige war, den er vorweisen konnte.
Seine Dienstzeit verbrachte er bisher als Teil der Grundbesatzung auf dem Kasernengelände in Gohmor selbst, da der Großteil der Einheit sich in Horning im Einsatz befand. Seine bisherige Freizeit hingegen nutzte er zum einen, um Museen und Bibliotheken und zum anderen um die Vergnügungsmeilen mit ihren Kabaretts, Tanzclubs und überreizten Menschenmassen zu besuchen. In dieser Umgebung konnte er Kontakte knüpfen, besonders zu reaktionären und proimperialen Veteranenverbänden und paramilitärischen Gruppierungen, zu denen er sich nahe gezogen fühlt. Und so wartet Arius auf seinen ersten Einsatzbefehl in der Kaserne am Meer.


Name: Arius Kruger
Alter: 27 Standardjahre
Zugehörigkeiten: PVS
Rang: Gefreiter
Loyalitäten: imperialer Fanatiker, Militarist
Aussehen: 1,9m groß, sehnig, ausgezehrt, maskenhaftes, verkniffenes Gesicht, attraktives Lächeln, blonder Seitenscheitel, bleiche leere Augen
Kleidung: Uniform, Zivilkleidung oder Gläubigengewandung, silberner Aquila
Charakter: Militarist, tief gläubig, Frontveteran, begeisteter Hobbyfotograf, mangelhafte Empathie und auf sozialer Ebene ein Wrack
Fähigkeiten: erfahrener Grabenkrieger, guter Läufer,
Ausrüstung/Besitz: PVS-Standardinfanterieausrüstung, Mpi-01.3, Esseos Schema Laserpistole, Feldstecher, Fotoapparat, Wohnung, Kiste voller Erinnerungsstücke, Bücher, sonstiger Krimskrams
Konto: 400 Schekel

Drucke diesen Beitrag

  Das Tal des namenlosen Flusses
Geschrieben von: Die Stimme - 11-18-2016, 10:31 PM - Forum: Der Stadtstaat - Antworten (12)

Die Toten stehen aufrecht, im Tal des namenlosen Flusses.

von hier kommend

Neun Carnaks suchten sich ihren Weg vorsichtig durch die anbrechende Dämmerung. Die Tiere schnaubten nervös und nur jene, die blind und taub waren und nicht wussten, was das Tal des namenlosen Flusses war, schoben diese Nervosität allein auf den trügerischen Untergrund.
Mandias hatte protestiert und darauf bestanden wenigstens ein paar Gewehre mitzunehmen, denn das Tal war auch für die gefährlich, die ihre geistige Gesundheit ganz hinter den Schutzwall der Rationalität zu retten versuchten. Rotten der degenerierten Verteidiger suchten hier zuweilen Zuflucht und waren diese Wesen in den Jahrhunderten auch zu feigen Kreaturen herabgesunken, so mochten sie in genügend großer Zahl doch zu einem Angriff bereit sein. Wohl dem, der dann ein Sturmgewehr mit sich führte.
Doch Nagari war für alles Bitten ihres Vertrauten unempfänglich gewesen. Man müsse diese Reise in die Hände der Götter geben oder es gleich bleiben lassen. Also hatte der Pferdemann dem Wunsch seiner Herrin entsprochen. Das er seine Klinge mit so starken Gift versehen hatte, dass beim Ziehen des Dolches die Schneide kaum merklich dampfte, war der kleine Freiraum, den er sich im Rahmen der Anordnung gestattete.
Neben ihrer Herrin war Carba bei ihnen. Die stämmige kleine Frau war auf eine maskuline Art gutaussehend, auch wenn Mandias natürlich darauf achtete, dass niemand im Gefolge der Schlange wirklich das Prädikat „hässlich“ trug.
In ihrem früheren Leben war sie eine Soldatin im Dienste des Leichenkaiser, nun war sie die oberste Sklaventrainerin und vermutlich die befähigste Kämpferin. Des weiteren ritt Setreal mit ihnen. Ein schweigsamer Typ, feingliedrig wie ein Eldar und ein begabtes Kind mit jeder Art von Klinge. Er war zur Hand, wenn es galt Bestrafungen vorzunehmen, die bei dem Betreffenden hängen bleiben, die aber keine Schäden an der Ware hervorrufen sollten. Diesbezüglich was Setreal überaus begabt. Eine Begabung die sich auch anwenden ließ, wenn jemand einen unschönen Tod haben sollte, ohne das böse Zungen gleich laut “Mord“ krakeelten.
Die vier Sklaven bestanden aus zwei Frauen und zwei Männern. Alle nach den Regeln der Kunst gebrochen und dann für den Dienst abgerichtet. Sie waren bedingungslose Lakaien, doch leider fehlte ihnen die Einsicht in die Wesenheit des Chaos, welches sie darüber erhoben hätte eben mehr zu sein als nur Sklaven. Sie würden sich mit bloßen Händen gegen ihre einstigen imperialen Kameraden stellen, allein weil Konditionierung sie dazu gebracht hatte. Aber aus Überzeugung und innerer Einsicht würde nicht einer handeln.
Damit waren sie hochwertige aber beschränkte Ware.
Dort steht jemand, Herr! Bemerkte Jamila und deutete nach vorn auf die Hügelkuppe. Tatsächlich zeichneten sich auf der Erhebung Silhouetten ab. Die untergehende Sonne schnitt sie als schwarze Schemen aus. Mandias ritt neben sie und beschirmte kurz die Augen mit dem Schatten seiner flachen Hand. Ignoriert sie und reite weiter, Kind. Die Toten stehen aufrecht an diesem Ort.
Vom Hügel trug der Wind das leise Klappern von Knochen und Metall auf Metall herab. Ansonsten bewegten sich die stillen Wächter dort oben nicht.
Herr Mandias was...
Still jetzt! Weiter sag Ich.

Wie sich zeigte war der Ort, der als „Namenloser Fluss“ bekannt war wohl tatsächlich dereinst das Bett eines Flusslaufes gewesen und nicht nur der poetische Einfall des Landmarkensetzers. Tief schnitt sich der erstorbene Lauf in den Felsen und nachdem sie einem schmalen Pfad nach unten gefolgt waren mussten sie absteigen und die Tiere an den Zügeln führen. Nicht nur machte Mutter Nacht den Weg unsicher, auch nahm das Geröll zu, was selbst den Zweibeinern den Stand erschwerte. Mandias und Carba entzündeten Fackeln, als der Sklave mit Namen Gunnar einen unbedachten Schritt tat und rückwärts stolperte. Er fiel einen halben Meter und landete etwas unsanft im Geröll des einstigen Flussgrundes. Der Schreck war für ihn größer als die Gefahr einer Verletzung. Alles drehte sich zu ihm um, denn der dabei entstehende Krach trug weit. Es klang als wäre er zwischen trockene Holzscheite oder Basaltgestein gestürzt. Er verfluchte die losen Kiesel und rappelte sich bereits wieder auf.
Keine Kiesel! Bemerkte Mandias mit einem bösen Grinsen und hielt die Fackel etwas tiefer. Das gelbliche Schwefellicht enthüllte, dass das, was von oben in der Tat wie glatt geschliffene Kiesel ausgesehen hatte, in Wahrheit Menschenknochen waren. Schädel, Rippen, Hüftknochen. Alles zersprungen und geschunden. Gunnar sprang erschrocken auf und klopfte seine Kleider ab, als würden sie durch diese uralten, ausgebleichten Gebeine irgendwie besudelt werden.
Knochen! Stellte er das mehr als Offensichtliche erschüttert fest. Mandias lachte humorlos auf.
Was denkst du warum dieser Ort heilig ist? Weil er so malerisch gelegen ist?
Genug jetzt der Verzögerungen. Benehmt euch gefälligst eingedenk der Aufgabe, derer wir hier sind.

Nicht das die Sklaven wirklich gewusst hätten wie genau diese Aufgabe aussehen sollte. Ihnen hatte man lediglich erklärt, dass es kultische Handlungen zu vollziehen gäbe und dass sie natürlich nicht wie Lämmer auf der Schlachtbank enden würden. So etwas Albernes gab es natürlich nur in imperialer Propaganda und vielleicht bei den abgedroschenen Anhängern des Tzeentch. Kein Sklavenhalter mit Geschäftssinn würde vier Leben opfern. Im Gegenteil, die Aufgabe der Vier konnte sich als durchaus angenehm gestalten, schließlich standen sie im Dienste eines Gottes, ob nun Freiwillig oder nicht, der Wonne verhieß, wenn man nur Vertrauen hatte.

Das Tal war nicht der natürlichen Willkür der Wüste überlassen. Vielmehr fanden sich hier ungeahnte Vielfalten unterschiedlichster Bebauung. Alle Epochen und Stilrichtungen der Steinbearbeitung konnte das Auge erblicken. Der Schein der Fackeln war ausladend in der klaren Nachtluft, zusätzlich beschienen vom bleichen Antlitz des Mondes, der sich wie das Auge eine unheildrohenden Schlange ausnahm. Dieser Eindruck wurde verstärkt von der dunstigen Masse des Krallennebels, dessen Ausdehnung dieser Tage Fantasiebegabte in der Tat an den aufgeblähten Leib eines giftspuckenden Reptils gemahnen mochte. Bösartig blitzte es zwischen den jagenden Wolkenfetzen hervor, in seinem fiebrigen Purpur an einen frischen Bluterguss erinnernd. Diese gespenstische Mischung der vorherrschenden Lichtverhältnisse klaubte die Umrisse von Portalen und Toren aus dem Dunkel. Einige davon nur so groß und so schlicht wie Hauseingänge, andere gewaltigen Palastpforten verwand. Dies waren die Häuser der Toten, in denen ungezählte Generationen von rasankurischen Bewohnern ihren langen Schlaf schliefen.
Der Einfache, dem die Nachkommen eine Felsspalte bereitet und mit bescheidenen Opfergaben versehen und der Gewaltige, dem Heere von Sklaven die Entsprechung eines jenseitigen Heims aus dem Felsen geschlagen hatten. Kein Lebender konnte all die Grabkammern und finsteren Grüfte benennen, die zuweilen tief in den Fels hinab führten und Städten gleichkamen. Die Grenzen zwischen dieser Welt und anderen verschwammen hier.
Das jedenfalls wussten die zu berichten, die es wissen mussten. Alle anderen mussten es glauben und verbreiteten es zwar flüsternd, doch nichtsdestoweniger bereitwillig und voller Eifer.
Wenn der Himmel zuweilen auch den schwarzen Rauch von Opferaltären trank, war dieses Gebiet von beachtlicher Ausdehnung doch die weitaus meiste Zeit der Ruhe des Todes vorbehalten. Man kam nicht ohne guten Grund in das Tal des namenlosen Flusses. Bei Tage nicht und in der Nacht schon gar nicht.
Sie gingen jetzt schweigend. Die Diener innerlich auf die bevorstehende Aufgabe ausgerichtet, die Sklaven eingeschüchtert von den dumpf drohenden Zugängen der Grabmäler, Nagari schweigend seit der Minute, da sie aus ihrem Haus getreten war.
Lang war ihr Weg und die Stadt in ihrem Rücken war nur ab und an durch das Blinken eines fernen Lichtes überhaupt noch als existent zu erkennen.
Inzwischen lastete die Stille schwer auf allem, nicht wie oft beschrieben als etwas Lauerndes, dass Gefahr erahnen ließ, sondern vielmehr als bedrückende Abwesenheit jeglichen Lebens. Das Klappern der Hufe auf den losen Knochen und die Schritte der Menschen wirkten erschreckend fehl am Platze, beinahe blasphemisch.
Endlich deutete Mandias auf eine Stelle des Fluss losen Ufers und sie verließen den beinernen Weg. Doch keines der prachtvollen Torhäuser steuerten sie an, ja nicht einmal eines der weniger opulenten Gräber. Etwas oberhalb einer geglätteten Felswand, die die verwitterten Heldentaten eines lang dahingegangenen Kriegers verherrlichten, tat sich eine unscheinbare Höhle auf. Der Zugang war für die Carnaks nicht zu bewältigen und sie ließen sie am Fuße des schmalen Aufstieges zurück.

[CENTER][Bild: 18warnungdctsw5bhk4.png][/CENTER]

Die Höhle erwies sich als enger Schlauch, der ein gutes Stück in den Felsen der Uferböschung führte. Möglich, dass ihn dereinst das Wasser des Flusses gegraben hatte, denn die Spuren einer menschlichen Bearbeitung ließen sich nicht ausmachen, auch wenn das Licht der Fackeln an einigen Stellen Kratzer aus der Dunkelheit holte, die man als Schrift oder Zeichen deuten mochte. Der Korridor dehnte sich nach einigen Minuten des Vorantastens aus und mündete in eine größere Kammer. Auch sie war wenig spektakulär. Der Boden zeigte sich eben und in der Mitte erhob sich ein flacher Steintisch, scheinbar auch auf natürliche Ursprünge zurückzuführen. In einer Ecke lag ein Stapel Holz. Wie lange dieser dort seiner Benutzung harrte ließ sich nur vermuten, schließlich wuchsen in dieser Region seit dem Krieg der Häuser keine Bäume mehr. In der Tat mutete das Material grau und spröde an.
Nur Mandias war bereits einmal hier gewesen und so war er es, der nun Anweisungen gab und damit die anderen aus ihrem verhaltenen Umschauen riss.
Das Holz wurde zu einem Stoß aufgeschichtet und entfacht. Gleich sammelte sich der Rauch, reizte zu Husten und ließ die Augen tränen, da sich der Qualm nur wiederwillig den Weg entlang wälzte, welchen sie soeben gekommen waren. Doch der Pferdemensch musste auch hier Abhilfe. In die blakenden Flammen rieselte er ein grobkörniges Pulver, worauf diese fauchten und zischten, dann in sich zusammenfielen. Das antike Holz glühte nun nur noch, das jedoch in einem intensiven Blauton, der nicht nur die Höhle im beachtlichen Maß erhellte, sondern auch eine Wärme verteilte, die ganz und gar unnormal war für eine derart kleine Feuerstelle. Auch ließ sich durch das so entstandenen Licht erkennen, dass der Raum nicht etwa eine Sackgasse darstellte. An seiner Stirnseite, auf Bodenhöhe, gab es ein weiteres Loch. Ein schlanker Mensch hätte dort vielleicht hinein kriechen können, doch das einfallende, blaue Licht ließ erahnen, dass es dahinter sehr steil nach unten ging.
Nichts in das man sich kopfüber stürzen wollte. Über dem Loch waren die gekratzten Schriftzeichen vermehrt auszumachen, zentriert über das stark stilisierte Bild einer Schlange. Mandias wies die gaffenden Sklaven mit scharfen Worten an den Steintisch von jeglichem Staub zu befreien. Setreal war derweil damit beschäftigt ihr mitgebrachte Gepäcke zu öffnen. Verschiedenste Kleidungsstücke, die zur Polsterung von mannigfaltigen Fläschchen und Keramikfolien dienten, dazu ein einfacher Becher aus gebranntem Ton. Letztlich gab es eine lederne Schriftrolle, eng mit den gehässig aussehenden Worten der dunkeln Sprache beschrieben. Mandias nahm sich eben dieser Schriftrolle an, lass die Worte, die er eigentlich längst auswendig kannte, erneut und sprach sie lautlos nach. Setreal befleißigte sich der Kleidung, die aus seidenen Roben bestand, in eben jenem Purpur gehalten, welches irgendwo über ihnen der Krallennebel durch die Wolken schimmern ließ. Carba unterdessen, mischte aus den mitgebrachten Flüssigkeiten etwas in dem Becher zusammen. Zum Bild der rituellen Handlung wollte nicht rech passen, dass die Grundsubstanz des Gebräus ein in Gohmor allgegenwärtiges Erfrischungsgetränk war, eine koffeinhaltige Limonade, die sie aus einer Blechdose in den Kelch goss. Das Zischen der Kohlensäure verwandelte sich in ein bedrohliches Blubbern, als sie diverse andere Stoffe beimischte. Alles geschah schweigend und nur die Geräusche der Tätigkeiten an sich störten die Stille.
Mandias ließ die vier Sklaven Aufstellung nehmen und reichte den Becher dem Ersten.
Trink!
Der Sklave, Buru war sein Name, nahm den Kelch zwar, zögerte jedoch und beäugte die Flüssigkeit misstrauisch. Als Carba dies mitbekam erhob sie sich und machte einen drohenden Schritt auf Buru zu. Das allein reichte bereits, Worte waren gar nicht nötig.
Die Ausbilderin verstand ihr Handwerk gut genug, dass ihre Zöglinge ihren Zorn mehr fürchteten als jede Form des Todes. Mit aus Angst geborener Entschlossenheit nahm Buru einen tiefen Schluck, die Augen geschlossen. Er ließ die Flüssigkeit hörbar die Kehle herab rinnen.
Öffnete dann die Augen, wohl in der Erwartung von Krämpfen oder sonst einer schrecklichen Erscheinungsform der Vergiftung. Als nichts dergleichen eintrat, gab er den Kelch an Jamila weiter, diese an Gunnar und der wiederum an Syli.
Seht ihr, alles halb so wild. Ich sage doch, niemand wird euch auch nur anrühren. Habt Vertrauen ihr Narren.
Die drei Diener wandten sich von den Sklaven ab, welche bar einer Aufgabe aufgereiht stehen blieben und sich fragende Blicke zuwarfen. Mandias, Setreal und Carba entkleideten sich mit schnellen Bewegungen. Als neuster Zugang in den Reihen der Schlange Nagari war es Syli, die einen überraschten Laut nicht unterdrücken konnte, als die den entblößten Mandias sah. Dieser war nicht nur oberhalb der Schultern mit den Attributen einen Pferdes gesegnet wurden, die Götter hatten ihn durchgehend überreich beschenkt. Auch Carba, die sie alle während der Ausbildung mit Meisterin und später mit Frau Carba anzureden hatten, war mehr als diese Titulierungen ermuten ließen. Der muskulöse Körper war der einer Frau, ohne Frage. Kompakt und trainiert, aber doch eindeutig weiblich. Um die Brustwarze der linken Brust war das Sigul des Slaanesh tätowiert. Doch neben den Geschlechtsmerkmalen einen Frau, hatte der Gott der Sünde sie auch mit denen des Mannes beschenkt. Als sie Sylis geweitete Augen sah zwinkerte sie ihr vielsagend zu und drehte sich dann um, um sich die Robe überzustreifen. Die drei so gleichsam bekleideten Diener umringten ihre Herrin, die bis jetzt fast teilnahmslos gewartet hatte, scheinbar in Meditation versunken.
Syli konnte nicht sehen was sie taten, doch vor ihrem inneren Auge flimmerte noch immer der kurze Eindruck der Fremdartigkeit Carbas und Madias. Sie hatte natürlich alle Teile der Ausbildung mitgemacht, auch jene, die die Künste des Liebesspiels beinhalteten. Doch hatte sie all die Praktiken mehr über sich ergehen lassen, wo andere Sklaven die Spiele und unnennbaren Handlungen genossen. Sie hatte getan was man von ihr erwartete, doch weder hatte sich Promiskuität bei ihr entwickelt, noch überschwängliche Lust, ach nannte man es doch beim Namen, sie hatte es vermieden zu einer geilen Hündin zu werden, wie so viele andere im Dienste der Schlange.
Aber dieser kurze Blick... wieso hatte er nur eine so sonderbare Wirkung auf sie? Eine nie gekannte Hitze schien als Ball in ihrem Magen zu liegen, wanderte tiefer und ließ ihr Schweiß auf die Stirn treten. Sie leckte sich über die Lippen, strich sich fahrig über die Hüften und musste sich zwingen die Hände nicht zwischen die Schenkel gleiten zu lassen, wo sich die entfaltende Hitze zu einem Pulsieren wandelte. Sie blickte verschüchtert zu Gunnar, wollte ihn flüstern fragen, ob er sich auch merkwürdig fühle und ob dies vielleicht an diesem Ort liegen mochte.
Zu ihrer nicht geringen Überraschung blickte sie der Mann unverwandt an, als sie den Kopf zu ihm drehte. Er lächelte nicht, sah sie nur eindringlich an, ja starrte fast schon. Sein Blick wanderte an ihr herab, ohne dass er sich die Mühe machte auch nur den Anschein zu erwecken, dass nicht Gier diese Musterung verursachte. Syli hätte mit der gleichen unausgesprochenen Abneigung reagieren müssen, mit der sie solchen Dingen auch in Nagaris Haus begegnetet. Doch sehr zu ihrer Überraschung fand sie die lüsternen Blicke des Mannes nicht unangenehm.
Im Gegenteil!
Niemand hatte ihnen die Erlaubnis gegeben sich zu bewegen und Syli hatte gelernt, dass stiller Gehorsam der beste Weg war unbehelligt zu bleiben. Doch das erste mal seit ihrer Gefangenschaft pfiff sie auf diese Lebensweisheit. Unvermittelt drehte sie sich Gunner gänzlich zu und schlang die Arme um ihn, sie presste sich gegen ihn küsste ihn.
Der Kerl war ein Tölpel und sie konnte ihn nicht leiden, doch im Moment war ihr das gleichgültig. Sie genoss seine zupackenden Hände, die sich regelrecht in ihren Hintern krallten, sich dann höher tasteten und ihre Brüste erst abtasteten und dann das einfache Leinheim darüber aufrissen. Syli war derweil auch nicht untätig gewesen und hatte sich an den Beinkleidern ihres Mitsklavens zu schaffen gemacht. Die Hüllen fielen und ehe sie es sich versahen oder auch nur einen Gedanken an die anderen Anwesenden in der Höhle verschwendet hatten, waren sie halb am Fuß der Steinplatte sitzend, nieder gesunken und Syli schwang sich rittlings auf Gunnar, gewährte ihm was er wollte. Man hatte sie intensiv in der Kunst des Verführens unterrichtet, hatte ihnen beigebracht, dass der eigentliche Akt nur der Abschluss war. Zwar wichtig, doch nichts im Vergleich mit dem Weg dorthin. All dies Gelernte war nun wie ausgelöscht, die reine körperliche Vereinigung war alles was zählte. Ein Mann reichte ihr jedoch dabei nicht und so kam es ihr zu Gute, dass Jamila und Buru auf der Steinplatte des Tisches lagen und es eben so zügelos angehen ließen wie sie und Gunnar. Wieso das so war oder warum keiner der Diener Nagaris sie zur Ordnung rief wusste sie ebenso wenig wie es sie interessierte. Syli war in diesem Moment nur wichtig, dass ein anderes Glied in der Nähe war, welches ihr Vergnügen bereiten konnte.
Beeindurckend!
Merkte Mandias an, als er sich das Schauspiel mit vor der Brust verschränkten Armen besah. Gerade bearbeiteten die beiden männlichen Sklaven die, die Syli gerufen wurde, während sich die zweite Frau das Gesicht des so geforderten Mädchens zwischen die Schenkel presste.
Findest du? Setreal warf nur einen flüchtigen Blick auf die sich bewegende Skulptur aus Fleisch, die von lautem Stöhnen und lustvollen Schreien lautmalerisch illustriert wurde. Er legte wenig an den Tag, was man als Beeindruckung hätte deuten können. Schon wandte er den Blick wieder ab um sich des Gürtelstricks seiner Robe zu widmen.
Nicht das Gebaren da. Die Männer hatten von Syli abgelassen und mit lautem Klatschen bediente sich Gunner einer anderen dargebotenen Möglichkeit, was Buru aufschreien ließ, ohne dass er jedoch von der keuchenden Jamila ab ließ. Vielmehr passte er den Rhythmus seiner Bewegungen entsprechend an.
Ich meine die Wirkung der Substanz.
Die Diener ließen sich Zeit. Sie hatten ihre Herrin entkleidet, was diese jedoch nicht aus ihrer inneren Versenkung auftauchen ließ. Die Roben waren angelegt und saßen. Sie gönnten sich den Spaß und sahen der unkontrollierten Brunst zu, die sich auf der Steintafel abspielte. Dort wechselten Paarungen in schneller und unübersehbarer Folge.
Das was den Trieb für gewöhnlich beendete hatte augenscheinlich keinen Effekt, weder auf die Lust der Beteiligten, noch auf die Funktionalität ihrer Körper. Nachdem sich die Diener eine knappe halbe Stunde an dem Schauspiel ergötzt hatten nahmen sie ihre Positionen ein und bildeten ein loses Dreieck um den Tisch, an dem Syli vorn über gebeut stand und auf dem Jamila breitbeinig saß. Während beide in ein inniges Zungenspiel vertieft waren, schnauften und grunzten die Männer, die Hände um die Taille der jeweilig vor ihnen positionierten Frau gelegt.
Die leichte Amüsiertheit, mit der Mandias, Carba und Setreal die Darbietung genossen hatten war nun gewichen. Schweigend standen sie einige Minuten, sammelten sich und suchten ebenso die innere Mitte, wie es ihre Herrin schon vor Beginn der Reise getan hatte. Dann begann Mandias tief aus der Kehle heraus zu summen. Carba stimmte ein, dann auch Setreal. Diesen Ton hielten sie, holten in genau abgestimmten Zeitabständen inne um zu Atmen aber niemals so, dass der durchgehende Ton unterbrochen wurde. Die im Zentrum des Dreiecks ließen sich davon nicht beirren. Irgendwann breiteten die drei Diener die Arme aus, so dass sich ihre Handflächen durch eine Linie berührt hätten, hätten sie näher bei einander gestanden.
Das eigentlich Ritual hatte begonnen.

Drucke diesen Beitrag

  Societas Angelorum pugnantium pro Imperatorem divinum
Geschrieben von: Dev Mantris - 11-10-2016, 12:45 AM - Forum: Kurzgeschichten - Antworten (1)

Societas Angelorum pugnantium pro Imperatorem divinum


Die Glaubensgemeinschaft der Angeli Pugnantes hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Ihren Ursprung kann sie bis in das M.38 zurückverfolgen, als sie auf der heutigen Schreinwelt Ferrata gegründet wurde. Anlass der Gründung war das Auftauchen eines jungen Mädchens mit dem Namen Phellaniel, die im Laufe einer Invasion von Orks auf Ferrata im Koprion-System die Aufmerksamkeit der Ekklesiarchie auf sich zog. Phallaniel, begünstigte des göttlichen Imperators und lebendes Artefakt der Ekklesiarchie, besaß die seltene Gabe Angriffe und Manöver der abscheulichen Kreaturen vorherzusehen, was sich in den langen und blutigen Kämpfen um das System schlussendlich als entscheidendes und siegbringendes Element herauskristallisierte.

Nachdem 881 M.38 der Waaagh aus dem System vertrieben wurde, begann der Wiederaufbau des Systems. Auf der Heimatwelt Phellaniels, auf Ferrata, wurde eine gewaltige Klosterfestung errichtet, in der sich zunächst der Sororitasorden der Schwestern vom blutigen Schwert niederließ, die die Aufgabe übernahmen, auf das wertvollste Gut des Systems Acht zu geben: auf Phellaniel. Bereits wenige Jahre später zog erneut Krieg über das noch nicht wieder vollständig hergestellte System: Chaoskulte hatten auf den äußeren Planeten des Systems eine Reihe von Aufständen angezettelt. Das gleichzeitige Auftauchen einer Reihe von Chaos – Korsaren, Gefolgsleute des Tzeentch-Champions Traknur’esh, lenkte die Aufmerksamkeit der Inquisition auf diesen Sektor. Auch wenn sich herausstellte, dass es sich nicht um einen gezielten und geplanten Chaosangriff handelte, sondern lediglich dazu diente Seelen für die dunklen Götter zu sammeln, so hatten die wiederholten Angriffe der Korsaren doch weitreichende Konsequenzen: Trotz der hartnäckigen und couragierten Gegenwehr der imperialen Armee, der planetaren Verteidigungsstreitmächte und nicht zuletzt der Schwestern des Adeptus Sororitas geschah das unfassbare. Bei einem Angriff auf Ferrata selbst und einem ausgedehnten Orbitalbombardement verschwand die Ordensfestung der Schwesternschaft in einer gewaltigen Explosion vom Angesicht des Planeten – und mit ihr Verschwand Phellaniel.

Bis heute konnten Ekklesiarchie und Inquisition nicht klären, ob verdorbene Warpmagie bei der Vernichtung des Stützpunktes des Ordens mitwirkte. Nach diesem herben Verlust kämpften die Verbände der Ekklesiarchie mit unglaublichem Haß auf alles, was sich ihrer Meinung nach nicht unter dem Schutz des göttlichen Imperators stand. Das Ergebnis war zwar die Niederschlagung der Aufstände, aber auch die Deziemierung der Bevölkerung und der Verbände der loyalen Truppen des Imperiums um teilweise bis zu 80 Prozent. Am Ende stand das Imperium und mit ihm die Ekklesiarchie vor einem Trümmerhaufen: Das Koprion-System sank noch tiefer in die Bedeutungslosigkeit, als es vorher in ihr begraben gewesen war, denn die Administrative existierte nicht mehr, die Infrastruktur war durch die Kultisten und die anschließenden Purgatus-Operationen der Schwestern nur noch ein Schatten ihrer selbst, die Verbände der Imperialen Armee, einstmals stolze Regimenter, und die Reste der PVS, bildeten zusammen nur noch einige Bataillone. Der Orden der Schwerstern vom blutigen Schwert existierte nur noch auf dem Papier, da kaum mehr als 300 Schwestern aller Art überlebt hatten – unter ihnen die Principalis.

Eben diese Principalis übernahm in dieser Zeit der Prüfungen durch den Imperator den Befehl über all das, was noch vom System übrig war. Aus dem wenigen was geblieben war schuf sie ein Kollektiv im Namen des Imperators und nach etwa 10 Jahren konnte das System erstmals autark und ohne Hilfslieferungen der benachbarten Systeme überleben. In die gleiche Zeit fielen Sichtungen eines merkwürdigen Engels. Diese zuerst einzeln, dann immer häufiger werdenden zogen die Aufmerksamkeit der beiden verbliebenen Inquisitoren, Diana von Falkenhof und Tiara Corado auf sich. Im Folgenden Jahr, in dem sich unter den verbliebenen und von den verbliebenen Schwestern als „rein“ befundenen Bürgern des Systems Sekten bildeten, die in den Erscheinungen des Engels einen Boten des Imperators sahen, nahm die Häufigkeit des Auftauchens der Gestalt immer weiter zu, ohne dass eine der Inquisitorinnen einen Erfolg bei der Ergründung der Herkunft zu vermelden hatte.

902 M.38 erschien dann die Gestallt in der neuen Hauptstadt vor Principalis Lilith Anariel. Das Erstaunen der Principalis kannte kaum Grenzen, als sie in jener Nacht ihre tot geglaubte Schwester Phellaniel erkannte. Niederkniend empfing die Kommandierende des Ordens die Nachricht der Märtyrerin – und damit die Worte des Imperators höchst-selbst. Obwohl die Ereignisse und die Worte dieser Nacht nie aufgezeichnet wurden, wurde dieses Geschehnis zum zentralen Bestandteil des Ordens. Anariel formte in den folgenden Jahren den Orden um. Aus dem Orden des blutigen Schwertes wurde von nun an der Orden der für den Göttlichen Imperator kämpfenden Engel – und aus Ferrata wurde eine Schreinwelt mit einer Festung des Ordens zu Ehren der Heiligen Phellaniel. Der Großteil des Ordens jedoch begann einen Kreuzzug gegen das Böse, einen Kreuzzug gegen Tzeentch, einen Kreuzzug aber vor allem gegen die Geißel Ferratas, gegen den Korsaren Traknur’esh, der in das Auge des Schreckens entkommen konnte. Diese Suche führt der Orden bis heute fort, getrieben vom heiligen Hass auf das Unreine und unterstützt durch seine in Zeiten der höchsten Bedrängnis immer wieder auftauchende Patronin und Beschützerin, Phellaniel. An eben diese Beschützerin, die noch im Tode dem Chaos widerstand, erinnert der Schlachtruf der Angeli Pugnantes: "Sic itur ad astra!"

Der Wahlspruch der Kämpfenden Engel, „Res Gestae, non verbae, linguam angelorum sunt!“ zeugt vom dem unbeugsamen Hass und der unendlichen Hingabe der Schwestern – aber er zeugt auch von der Handlungsweise des Ordens. Zwar brachte ihnen ihr bedingungsloser Einsatz für das Imperium und den Imperator viel Ehre ein – aber ihr Mangel an diplomatischen Geschick, ihre Weigerung sich in ein militärisches System eingliedern zu lassen und ihre Purgatus-Expeditionen im Anschluss an militärische Erfolge lassen sie zu geduldeten, aber nicht erwünschten Streitkräften Terras werden.

Von Zeit zu Zeit kehren die Kämpfenden Engel zurück nach Ferrata um ihre Reihen aufzufüllen und um der Zeit der Mühsal und der Schicksalsschläge zu gedenken – doch nie bleiben sie länger als einen Monat auf ihrer Heimatwelt, bevor sie sich an Bord der wenigen Schiffe des Ordens wieder aufmachen um ihre Rache zu nehmen oder ihr Verhängnis zu finden…


1. "Erinnerungen" - Lilith Anariel


Principalis Anariel blickte über die vor ihr liegende Stadt. Ruinen und Rauchsäulen bestimmten das Bild der einstmals so stolzen Metropole Pithaecusai. Bevor vor drei Wochen der Ketzeraufstand auch das Zentrum der imperialen Herrschaft über Gojina erreicht hatte, war diese Stadt ein Meisterwerk gewesen. Die Tempel der Ekklesiarchie hatten sich majestätisch über Parkanlagen, Kontoren und wunderschönen Hab-Blocks erhoben. Diese Zeit war vorbei. Der vor ihr liegende Trümmerhaufen war wenig mehr als eine Steinwüste, in der sich die verbliebenen Verteidiger, die loyal zum Imperator standen, verschanzten. Hoffnungslosigkeit lag wie ein schwarzer Schleier über dem Planeten. Gesenkte Köpfe der imperialen Armee und scheue Blicke verzweifelter Zivilisten hatten die Kämpfenden Engel empfangen, als sie am Vortag auf dem Planeten gelandet waren. Anariel ließ ihren Blick zum Horizont wandern, wo das Blitzen von Mündungsfeuer die feindlichen Artilleriestellungen erkennen ließ. Im Vorfeld lagerte das, was einstmals treue Gefolgsleute des Goldenen Throns waren. Ganze Regimenter der PVS waren in den Anfangstagen zum Rebellenabschaum übergelaufen. Geschichten über grausam mutierte Menschen, die kaum noch als solche zu erkennen waren, und ihre widerlichen Schandtaten kursierten und schüchterten die ohnehin schon mutlosen Soldaten noch weiter ein. Feuer und Schwert waren die einzige Erlösung, die diese Welt retten konnte. Feuer und Schwert war das einzige Mittel, das den verbliebenen Truppen Gojinas wieder Hoffnung geben konnte. Reinheit und Glaube waren der Schild, an dem die Angriffe der Ketzer abprallen würden. Ein letztes Mal warf Anariel einen Blick auf den Feind, dann wandte sie sich ab und ging von ihrem Aussichtspunkt im Tempel der Reinheit wieder hinunter zu ihren wartenden Schwestern.

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Siebenhundert Schwestern der Societas Angelorum pugnantium pro Imperatorem Divinum standen vor ihr. Seraphim, einfache Schwestern, Retribotorinnen und Dominatorinnen warteten darauf den Zorn des Imperators zu den Feinden der Menschheit zu tragen. Stolz blickte Anariel aus eisblauen Augen, die in krassem Gegensatz zum heiligen Hass ihres Herzens standen, ihren Schwestern entgegen. Trotz der eigentlichen Mittagszeit war es dämmrig und der Platz vor der zertsörten Kathedrale der Ekklesiarchie wurde nur vom Feuer der Fackeln und dem leuchten der Waffen erhellt. Immolatoren und Rhinos standen mit laufenden Motoren hinter den wartenden Kriegerinnen, bereit ihre tödliche Fracht in die Schlacht zu tragen und mit heiligem Feuer all die zu Läutern, die nicht in der Gunst des Gottimperators standen. Ein letztes Mal atmete Anariel die weihrauchschwangere Luft ein, bevor sie ihr Wort an ihre Schwestern richtete:
„Schwestern! Ich brauche euch nicht zu sagen, was hier vorgeht, denn die Zeichen des Chaos stehen deutlich am Himmel und die Feinde des Imperators bereiten sich darauf vor diese Stadt zu stürmen. Die Soldaten der Stadt fürchten was vor ihnen liegt, denn sie wissen nicht, wie der heutige Tag endet! Wir aber, Schwestern, werden nicht zögern die Schlacht zu suchen. Die Zeit der Mühsal ist nicht vorbei, aber der Anfang des Endes ist gekommen. An jenem Tage, als der Imperator uns zu diesem Planeten führte war das Schicksal des Ketzerabschaums bereits besiegelt. Wir, seine Werkzeuge, werden in seinem Namen diese Welt von all denen reinigen, die sich von ihm entfernt haben. Schwestern, der Tag der Rache Gojinas ist gekommen. Heute, von diesem Ort aus, wird das Feuer der Ekklesiarchie die Ungläubigen verbrennen, die Mutanten reinigen und das Chaos auf diesem Planeten vernichten. Euer Hass ist der Wille des Imperators, eure Waffen sind seine Faust und euer Glaube sein Schild. Rechtschaffend seid ihr vor ihm und rein werden die von uns vor ihn treten, die an diesem Tage ihr Leben lassen um das zu verteidigen, was sein war, ist und sein wird! Vorwärts Schwestern, und fürchtet nicht die Dunkelheit und nicht die Schatten, denn das Feuer der Wut wird sie vertreiben. Vorwärts zu Sieg und Ruhm. In seinem Namen: Verbrennt alle! Zeigt keine Gnade! Sic itur…“ „…ad astra!“ schallte es der Principalis aus jeder einzelnen Kehle der versammelten Engel entgegen, bevor sich die Abteilung mit oft geübter Präzision in Trupps auflösten und sich kampfbereit machten. Anariel selbst schritt mit wehendem Mantel auf ihre Leibgarde aus Seraphim zu, die vor ihr niederknieten. Mit einer knappen Geste bedeutete sie ihnen sich zu erheben und macht sich zusammen mit ihnen auf ihren Platz am Freya-Tor einzunehmen, von wo aus sie ihren Angriff beginnen wollten.

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Auf ihrem Weg zum Tor drängten sich Bilder vergangener Tage in das Gedächtnis Anariels und verdrängten die Realität zu einem gewissen Teil. Der Gefechstlärm verebbte zu einem dumpfen Pochen im Hintergrund und der beißende Qualm, der von den schwelenden Ruinen der einstmals so stolzen und schönen Stadt aufstieg, geriet nahezu in Vergessenheit…

Anariel stand wieder auf der rostroten Wüstenebene auf Ferrata, umringt von ihren Kriegerinnen und bereit sich dem Feind entgegenzustellen. Seitdem Inquisitorin von Falkenhof und ihr Gefolge einen Teil der Gefechtshandlungen unter ihre Aufsicht genommen hatten und seit die Öffnung des Dämonentors auf Calinor verhindert worden war, hatte das Imperium die Initiative wieder zurückgewonnen. Einmal mehr überkam die Principalis ein Gefühl von Stolz, gepaart mit einer bösen Vorahnung. Etwas war nicht richtig! Kaum mehr einen Kilometer vor ihr stand das, was von den Fehlgeleiteten und den Kultisten noch am Leben war. Sie würden keine Chance haben und die Rache des Imperiums würde hier und heute genommen werden. Der letzte verzweifelte Sturm auf die Feste des Glaubens, das gewaltige Bollwerk und gleichzeitig das Kloster der Ekklesiarchie und der Sororitas auf Ferrata, würde vorüber sein, noch bevor es begonnen hatte. Zweitausendeinhundertunddreiundsiebzig Schwestern, siebenundvierzig Rhinos, dreizehn Exorzisten und vierundzwanzig Immolatoren warteten darauf die Ketzer zu zermalmen. Die gesamte Besatzung des Klosters – alles was der Principalis noch geblieben war.

„Principalis, die Truppen stehen bereit!“ Das Knacken in ihrem HelmKom hatte Anariel einen Augenblick vor den Worten einer ihrer Seraphim jäh zurück in die Wirklichkeit geholt. Sie hatten das Tor erreicht und waren bereit den kühnen Plan in die Tat umzusetzen. Langsam drehte sich Anariel zu ihrer Ehrengarde aus Seraphim-Sprungtruppen um und hob ihr Schwert, bevor sie mit einer beiläufigen Geste ihr internes Vox-System aktivierte. „Im Namen Terras, LASST SIE BRENNEN!“ Diese Worte, dieselben Worte, die sie damals, vor all den Jahren auf jener verfluchten Ebene gesprochen hatte, die Worte, die seitdem jeden Angriff der Kämpfenden Engel einleiteten, kamen ihr mit all dem Hass und all der Verbitterung von Jahrzehnten des Kampfes und der Entbehrungen über die Lippen – aber sie enthielten auch all den fanatischen Glauben und das uneingeschränkte Vertrauen in die Führung und Macht des göttlichen Imperators. Sie waren mehr als nur ein Befehl. Sie waren Inspiration. Sie waren Gebet. Sie waren Erinnerung. Anariel ließ ihr golden funkelndes Schwert einen Viertelkreis beschreiben, bis es auf die vor ihr liegenden Feinde zeigte und zündete ihr Sprungmodul. Überall entlang der Stadtmauer blitzte es auf, so dass die bis vor kurzem noch pechschwarze Nacht taghell erleuchtet wurde. Die Verteidiger der Stadt schlugen zurück. Geführt und inspiriert vom leuchtenden Beispiel der Schwestern krampften sich müde Hände um Lasergewehre, wurden Magazine in lange stumm gebliebene Maschinenkanonen gerammt, blitzten Laserkanonen auf und eröffneten die Reste der imperialen Artillerie mit der wenigen verbliebenen Munition das Feuer auf die Ketzer. Sieben Minuten…

…bis der Angriff begann. Sieben Minuten, in denen sich endlose Sekunden zu einer Ewigkeit zusammenreiten. Sieben Minuten angespannter Ruhe, bevor sich die gesamte verbliebene Macht gegen die Bedrohung vor den Toren des Allerheiligsten richten würde. Anariel konnte durch ihr Makrofernglas die entarteten und grausam mutierten Krieger der dunklen Götter sehen und schüttelte sich innerlich vor Ekel. Wie konnte jemand sich freiwillig solchen….Wesen wie den Chaosgöttern verschreiben? Wie konnte jemand die helfende Hand des Imperators abweisen? Wie konnte jemand, der auf derselben Welt wie eine Heilige wohnte, die ein ganzes System aus den Fängen der widerwärtigen Orks befreit hatte, Seine Macht dermaßen in Frage stellen? Anariel wusste es nicht – und wollte es auch nicht wissen. Es gab Dinge, die im Verborgenen bleiben mussten, denn Wissen war nicht nur Macht, sondern auch Versuchung. Und Versuchung war der Weg zum Chaos, der Weg in die Dunkelheit – der Weg zur Vernichtung der Seele. Sechs Minuten…

… bis die Munition der Verteidiger erschöpft sein würde. Anariel hatte den Angriff der Schwestern und der verbliebenen mechanisierten Verbände der Verteidiger geplant. Es würde die letzte Handlung der Loyalisten auf diesem Planeten sein; so oder so. Sollten sie hier und heute gewinnen, würde der Feind zerschmettert vor ihnen liegen und die Schiffe der Imperialen Flotte könnten beginnen die Versorgungsgüter wieder auf dem Raumhafen anzulanden. Würde der Angriff scheitern, wäre das auch das Ende der Verteidiger des Planeten. Und alles hing vom Schwerpunkt des Angriffs, von den Schwestern ab. Anariels weiße Mähne, die ihre trotz der vielen Jahre der Kämpfe immer noch hübschen Gesichtszüge einrahmte, flatterte im Wind, als sie mit flammendem Sprungmodul auf die Phalanx der Abscheulichkeit zuraste. Zu beiden Seiten konnte sie Immolatoren sehen, die mit heiligem Feuer vorgeschobene Beobachtungsnester des Gegners ausräucherten. Rhino-Transporter schaukelten auf dem von monatelangen Artillerieeinschlägen zernarbten Boden auf die Linien des Feindes zu und mehrere kleine Trupps Seraphim folgten ihr in den Kampf. Ihre Armee…

Drucke diesen Beitrag

  Yiarraith Fatas
Geschrieben von: Dev Mantris - 11-10-2016, 12:40 AM - Forum: Kurzgeschichten - Keine Antworten

Yiarraith Fatas (nie fertig geworden)


Cherital stand auf der Brücke des Tsunami-Schlachtschiffes "Kian" und ließ seinen Tränen freien Lauf. Es ärgerte ihn nicht, dass die um ihn versammelten ranghohen Krieger sein offen zu Schau gestelltes Leid sehen konnten, spiegelten sich doch in ihren Gesichtern die gleichen Emotionen. Der Autarch des Weltenschiffs "Yiarraith Fatas" konnte es in diesem Augenblick keinem verübeln, hatten sie doch das wichtigste verloren, was den wenigen ihres Volkes noch geblieben war: Ihre Zuflucht. Die Zuflucht, die ihnen seit dem Fall der Eldar und der Geburt von Ihr, die dürstet, noch geblieben war. Stumm blickten die Krieger aus dem Sichtfenster der Brücke in die Dunkelheit, die nun vor ihnen lag. Keiner der stolzen Eldar war in der Lage zu sprechen. Keiner wollte.

_______________________________________________________________________________________

Wenige Stunden zuvor:

Explosionen erleuchteten den Kuppeldom im Herzen von Yiarraith Fatas. Umgestürzte Statuen großer Künstler und ausgebrannte Wracks von Kriegsfahrzeugen beider Seiten zeichneten ein deutliches Bild von dem, was sich seit zwei Tagen hier abgespielt hatte. Das einstmals idyllische Weltenschiff lag in Trümmern, die grazile Form an dutzenden Stellen von den barbarischen Angreifern brutal aufgebrochen, die Seen verpestet und die Einwohner abgeschlachtet. Zwei Tage hatten gereicht, um die Eldar von Yiarraith Fatas an den Rand zur Niederlage zu drängen. Cherital, Autarch des kleinen Weltenschiffs, schwang den Runenspeer "Garoth" in weitem Bogen und deutete seinen verbliebenen Kriegern an, eine weitere Wechselstellung zu beziehen. Sie durften nicht scheitern. Nicht jetzt, wo die Hilfe jeden Moment kommen musste. Bereits zu Beginn der Kämpfe waren Boten zu anderen Weltenschiffen entsandt worden, um Hilfe zu erbitten. Bisher hatte keines geantwortet, doch alle Verteidiger klammerten sich an die Hoffnung, dass ihre Brüder auf dem Weg waren. Wenig genug gab es noch, was verteidigt werden konnte: Nur noch die innersten Zirkel hielten dem Ansturm der Angreifer stand, die ein Meer aus Blut hinterließen, wo immer sie auf die Verteidiger trafen. Yiarraith Fatas würde nicht fallen - es war bereits gefallen. Cherital wusste es bereits. Alle wussten es, es wollte nu niemand wahr haben. Ein weiterer Stern am Himmel der Eldar würde verblassen, noch bevor der Tag um war. "Lasst alle, die keine Waffe mehr halten können auf die Schiffe bringen." Dieser knappe Befehl hatte ihn beinahe alles das an Kraft gekostet, was er noch in sich trug, barg er doch im Kern das Eingeständnis der Niederlage. Ein Exarch der Skorpionkrieger sah ihn durch den Helm an, wandte sich dann aber um und verschwand lautlos in den Schatten der Ruinen des Weltenschiffs, als eine Gestalt auf den Autarchen zuging. "Der Weg, den ihr nun nehmt, führt zum Untergang des Alten, birgt aber Leben im Neuen. Ich kann nicht sehen, wohin der Pfad führt, denn ihr müsst ihn ohne mich gehen. Mein Weg und der vieler meiner Brüder enden mit Yiarraith Fatas. Euer jedoch liegt im Schatten der Zukunft. " Runenprohet Ifiath senkte den Kopf und deutete ein Nicken an. Cherital wusste nicht, warum sie diesen Tag nicht hatten kommen sehen, doch er vertraute nach wie vor den Worten der Ältesten und Weisesten. "Meine Schuld ist die Anwesenheit der Feinde, und meine Sühne wird sein, das Überleben der Überlebenden zu bewahren." Gedankenverloren betrachtete er den Runenspeer in seiner Hand. Wie viele Jahre hatte er damit verbracht, das Artefakt zurückzugewinnen? Wie viel Blut war geflossen, bis er es hatte bergen können? Cheritals Moment des größten Triumphes stellte sich so als Anfang des Endes seines bisherigen Lebens heraus. "Shea nudh Asuryanish ereintha Asuryanat!" Die Abschiedsworte seiner Eltern klangen nun wie Hohn in seinen Ohren, wie ein böses Omen voller Spott. Ja, er hatte seine Queste beenden können. Eine Queste, die viele Generationen seiner Familie gebunden hatte. Er hatte Garoth dem Dämonenfürsten Lozian'Kael entreißen können, doch um welchen Preis? Er hatte geglaubt, dass Yiarraith Fatas klein und versteckt genug gelegen sei, um den Augen der im Warp lauernden Jäger zu entgehen. Er hatte falsch gelegen. Wenige Wochen war seine Rückkehr nun her, wenige Wochen, die gereicht hatten, um ihm zu zeigen, dass er versagt hatte. Der Rat der Seher des Weltenschiffs hatte erkannt, dass der Runenspeer Garoth war, ja. Aber Garoth war verdorben, wie mit einem Fluch belegt und zerrte jeden Tag an seiner Seele. Cherital hielt stand. Noch. Er war stark und stolz und seine Barrieren hielten. Er hatte vom Rat erbeten der Bewahrer des Runenspeers zu sein, um einen Weg zu finden, die Verderbnis zu besiegen, die in ihm wohnte. Soviel war er seinem Großvater schuldig, aus dessen toten Händen das Artefakt aus glücklicheren Zeiten gestohlen worden war. Seine Familie, sein Ruf, die Ehre. Was war es jetzt noch wert? "Shea nudh Asuryanish ereintha Asuryanat!" Die letzten Worte seine Eltern, bevor er ausgezogen war, um die Invasoren vom Weltenschiff zu vertreiben. Er hatte beide noch einmal in den Arm genommen und war gegangen, in dem Glauben, sie in wenigen Tagen wieder zu sehen. Seine Eltern, die ihm, ihrem einzigen Spross, den Namen Cherital gegeben hatten, waren jetzt tot. Die Außenbezirke waren überrannt worden, als klobige Menschen in altertümlichen Servorüstungen und Horden von Kultisten die äußeren Bollwerke erstürmt hatten. Die Verteidiger des Weltenschiffs hatten sich zurückziehen müssen, hatten die Schrei ihrer Brüder und Schwestern gehört, als die grausamen Anhänger der Mächte des Chaos jeden zu Ehren ihre dunklen Götzen opferten, der zurückgeblieben war. Die Leichen seiner Eltern waren unter ihnen. "Shea nudh Asuryanish ereintha Asuryanat!" Ein Wunsch, der nie in Erfüllung gehen würde. Mühsam riss Cherital seine Gedanken aus der Vergangenheit los, um sich wieder der Gegenwart zuzuwenden. Die Evakuierung aller, die noch verblieben waren. Der Runenprophet blickte ihn immer noch an, seine Züge unter dem Helm verborgen. "Der innere Zirkel von Yiarraith Fatas wir auf dem Schiff verbleiben, um eine Barriere zu errichten, die euren Rückzug decken wird. Ihr habt nicht viel Zeit Autarch. Sucht euer Schicksal und vergesst uns nicht. Shea nudh Asuryanish ereintha Asuryanat!" Da waren sie wieder. Worte, die für Cherital endgültigen Abschied bedeuteten. Er nickt nur stumm und wandte sich ab. Dann gab er seinen Kriegern den Befehl zum Rückzug zum Raumhafen des kleinen Weltenschiffs. "Unsere Zuflucht ist verloren. Ehrt die Toten durch euer Leben. Diese Schlacht ist nicht zu gewinnen." Mehr brachte er nicht heraus, bevor er mit der Nachhut im Schutze der Barriere das Weltenschiff verließ.

_______________________________________________________________________________________

Cherital stand noch auf der Brücke, als alle anderen hochrangigen Überlebenden bereits gegangen waren. Die Last, die er nun trug, wog schwer auf seinen Schultern. Nur wenige Runenleser hatten den Angriff der Horden des Chaos überlebt, alle Runenpropheten hatten sich geopfert um den letzten Verblieben den Rückzug zu ermöglichen. Er stand nahezu allein vor dem Abgrund der Ungewissheit, unfähig zu entscheiden, wie es weitergehen sollte. Garoth, der Runenspeer, der Begründer des Übels, lehnte neben ihm an der Brüstung der kleinen Empore, von der aus er die Brücke überwachen konnte. Sie waren nun im Netz der Tausend Tore, entkommen, um einer ungewissen Zukunft entgegen zu sehen. Nicht zum ersten Mal stellte sich Cherital insgeheim die Frage, ob ein Tod in Ehren der Schande, die er nun vor sich her trug, vorzuziehen gewesen wäre. Seine Eltern, seine Verwandten, seine Freunde... Eine Hand legte sich von hinten auf seine Schulter und er zuckte zusammen. Kerunlann, Exarchin eins Banshee-Schreines stand hinter ihm. Sie hatte ihre Maske abgesetzt und sah ihn aus traurigen Augen an. "Der Krieger in mir weist mich an stark zu sein, doch der Eldar in mir hat eine zerrissene Seele. Um den Eldar zu schützen, muss der Krieger der stärkere sein." Cherital nickte, den Rat akzeptierend. Er musste stark sein, denn er musste sein Volk schützen. "Danke, Exarch. In zwei Zyklen möchte ich einen Rat der Exarchen einberufen. Sorgt bitte dafür, dass alle kommen. Ich denke, dass die Zeit zu trauern kommen wird. Die Zeit zu überleben scheint aber bereits begonnen zu haben." Mit einem angedeuteten Lächeln, das sowohl Respekt, als auch Verständnis ausdrücken konnte, verschwand die Exarchin so anmutig und leise, wie sie gekommen war. Cherital blieb noch mehrere Sekunden auf der Brücke. Sein Stolz hatte ihn zu einem mitleidsheischenden Schwächling werden lassen. Er würde dafür Sorge tragen, dass sich das nicht wiederholen würde. Mit grimmigem Gesicht verließ Cherital die Brücke und zog sich in seine Kabine zurück, um sich auf das vorzubereiten, was ihn im Rat erwarten würde. Nicht das er eine Wahl hätte - aber genau die hatten sie alle nicht. Sie hatten sie nie.

Cherital betrat als letzter den Versammlungsraum im Herzen der "Kian". Erwartungsvolle Blicke der Exarchen begleiteten ihn, als er in die Mitte des Ovals, in dem die Stühle angeordnet waren, schritt, um sich an die letzten Überlebenden zu wenden. Noch einmal schossen ihm die Bilder der verzweifelten Flucht durch den Kopf. Die einstmals stolze, wenn auch kleine Flotte von Yiarraith Fatas hatte bereits beim ersten Ansturm der Diener der dunklen Mächte erhebliche Verluste erlitten und sich daraufhin auf schnelle Angriffe auf exponierte Ziele verlegt. Der Schaden, den sie hatte anrichten können, war beträchtlich gewesen, und trotzdem nicht genug. Kalte Wut flammte kurzzeitig im Autarchen auf, als er an die Vernichtung der "Liril" dachte, dem Stolz der Flotte, die zwar unzählige Schiffe des Feindes mit sich in den Tod gerissen hatte, aber letztendlich auch den Untergang des Weltenschiffs nicht hatte verhindern können. Am schlimmsten waren die Verluste während der Evakuierung gewesen, als die Schiffe der Eldar die Überlebenden aufnehmen mussten. Zu Dutzenden hatten sich die grausam entarteten und klobigen Raumschiffe der Menschen auf die nahezu wehrlos wartenden Schiffe seines Volkes gestürzt und viele von ihnen in feurige Explosionen verwandelt. Wenigen genug war es gelungen, dieser Hölle zu entkommen. Seine Flotte, wenn man es denn so nennen konnte, bestand nur noch aus einigen Transportschiffen, den Schattenjägern "Finnaid" und "Asterian", der Monsun-Fregatte "Ifieth", dem Hurrikan-Kreuzer "Lir" und dem Solaris-Kreuzer "Liran", sowie natürlich seinem Flaggschiff, der "Kian". Wenige, viel zu wenige, und doch genug, um sie schützen zu müssen. Das Vermächtnis ihrer Vorfahren musste bewahrt werden. Seine Augen suchten Kerunlann und fanden sie in einer der hinteren Reihen. Dankbar sah er sie einen Moment an, doch ihre Mine blieb völlig ausdruckslos, wieder ganz die Exarchin. Dann, nach einem kurzen, tiefen Atemzug, begann er langsam zu sprechen. "Brüder und Schwestern. Wir alle haben etwas verloren, das wir niemals hätten verlieren dürfen. Wir haben etwas verloren, was an Wert nicht zu überbieten ist. Wir verloren unsere Zuflucht, unsere Heimat, unser aller zu Hause. Wir verloren Freunde und Verwandte, wir verloren unsere Familien und große Teile unseres Volkes. Wir haben viel verloren und werden weitere harte Prüfungen zu erdulden haben. Wir Eldar sind eine schwindende Rasse und der Verlust eines einzelnen Eldar versetzt die Galaxis in Trauer. Die vergangenen Tage aber waren eine Katastrophe. Wir haben viel verloren, ja. Wir dürfen aber nicht noch mehr verlieren. Unser Mut, unsere Wut, unsere Liebe - all das muss in den Dienst von Yiarraith Fatas gestellt werden. Wir alle, jeder einzelne von uns, ist nun Wächter eines bedrohten Volkes, dem er selber angehört. Wir werden überleben. Wir werden unsere Rache bekommen. Nicht heute, auch nicht morgen. Vielleicht werden viele es nicht erleben. Aber heute, hier und jetzt, müssen wir als Einheit, als Volk, als Gemeinschaft, unser Leben nur einem Ziel unterordnen: der Bewahrung unseres Volkes, dem Überleben von Yiarraith Fatas." Stille war die Antwort auf seine Worte, doch keine Stille von jener Art, die betretenes Schweigen zeigt, sondern Stille von der Natur, die deutlich macht, dass alle Worte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten. Cherital sah sich im Raum um und blickte in entschlossene Gesichter. "Ich bin bereit weiter Autarch zu sein, doch will ich diese Entscheidung nicht treffen. Meine Taten haben zum Untergang meiner Zuflucht geführt und ein Rat der Krieger soll die Geschicke lenken. Ich bitte daher den Rat der Krieger, besetzt durch die Exarchen, einen Autarchen zu wählen, der die Reste unseres Volkes in die Zukunft führt." Es setzte kein Murmeln ein, kein Raunen, wie es bei niederen Völkern wohl eingetreten wäre. Vielmehr war es ein einzelner Exarch der Kriegsfalken, Zamor, der das Wort ergriff. "Demut ist eine Tugend, die wir brauchen. Die Verantwortung zu übernehmen ist das Zeichen eines großen Eldar. Der Rat hat seine Entscheidung bereits getroffen. Cherital war und ist Autarch." Der Angesprochene widersprach umgehend. "Cherital ist tot, denn wenig Liebe habe ich noch in meinem Herzen. Ich will Camion geheißen werden, um mich stets daran zu erinnern, was mein Ziel ist. Doch dankend nehme ich die Bürde auf mich." Erleichtert blickte sich Camion im Raum um und begann, seinen Plan zu erläutern. Kein Eldar von Yiarraith Fatas würde mehr in die Schlacht ziehen, wenn er nicht unbedingt gebraucht würde. Die Beschützer der Überlebenden waren die wenigen Aspektkrieger, die noch geblieben waren. Sie würden es auch sein, die die Flotte mit alledem versorgen würden, was man brauchte, denn an eine autarke Versorgung der Flotte war nicht zu denken. Man würde sich auf das Netz der Tausend Tore verlassen müssen, und auf Hilfe von anderen Weltenschiffen. Die wenigen schweren Fahrzeuge und Einheiten die noch vorhanden waren, durften nicht riskiert werden. Ganz der Krieger redete er lange und merkte lange Zeit nicht, wie er schwächer wurde. Die Zeit verging und der Rat erörterte vielerlei Dinge. Es waren nur wenige Gardisten übrig, wenige schwere Waffen. Die meisten der Überlebenden Krieger waren Aspektkrieger, die sich auf schnelle Angriffe und Rückzüge spezialisiert hatten. So war es ihnen am Ende gelungen, sich den Klauen der Chaosanbeter zu entziehen. Als der Rat beendet war, war Camion erschöpft, aber glücklich. Sie waren geeint im Rat und sie würden geeint in eine Zukunft gehen, die sie vielleicht nicht kannten, aber der sie nicht angstvoll entgegensehen mussten. Die Flamme der Eldar brannte noch.

Müde ließ sich Camion auf einen Sessel in seiner Kabine sinken. Der Tag schien ihn mehr angestrengt zu haben, als er hatte wahrhaben wollen. Er fühlte sich nun leer, von der Erleichterung und der Zuversicht war wenig mehr über als ein leicht glimmender Funke in seinem Inneren. Es klopfte. Überrascht gewährte Camion dem späten Besucher Einlass. Es war Arbiel, eine der wenigen überlebenden Runenleser, die mit einer Einheit Gardisten entkommen war. "Ich bitte um Verzeihung, Autarch, doch ist mein Anliegen von großer Dringlichkeit." begann sie. Ihre Stimme konnte kaum ihre Besorgnis verstecken, als sie mit scheuen Augen den Raum inspizierte. Ihr Blick blieb auf dem Runenspeer "Garoth" hängen. "Es geht um euer Verhängnis."

Drucke diesen Beitrag

  Der Fall von Toghast V
Geschrieben von: Dev Mantris - 11-10-2016, 12:37 AM - Forum: Kurzgeschichten - Antworten (1)

Der Fall von Torgast V



In Scripturis sacris, Diablolus et daemones variis
vocantur nominibus. Inter quae quaedam naturam navitatemque eorum quodammodo innuunt.

Virgo Sacrosancta, qui Satanas, serpens antiquust et draco vocatur .
Hominum adversarius et homicida ab initio designatur, cum per peccatum hominem fecit
obnoxium morti.

Cum autem noxia atque contraria actio Diaboli et daemonum afficiat personas, res, loca et appareat diverso modo, Ecclesia, semper conscia quod dies mali sunt, oravit et orat ut ab insidiis diaboli homines liberentur!






Kopfschmerzen und Müdigkeit. Daten, Zahlen, Berichte. Ihre Welt bestand einfach aus nichts anderem, als eben diesen Dingen. Erschöpft starrte sie aus rot geränderten, mit dunklen Ringen versehenen Augen auf die Flut an Berichten, die sich in der dunklen Kammer an Bord der Jagdbote türmten. Ihr Schreibtisch, ein spartanisches Stück Metall, das den Namen nicht einmal im Ansatz verdient hatte, bog sich schier unter der Last der Datentafeln und Papierberge. Funksprüche lagen neben Aufklärungsergebnissen und Meldungen über vermeintliche Spuren thronten neben den wirren Orakelsprüchen lokaler "Heiliger". Chaos in ihrem Kopf, Chaos auf ihrem Schreibtisch, Chaos in der Welt. Offenbar bestimmte das Chaos ihr Leben. Sie hob ihren Kopf in dem verzweifelten Versuch Mattigkeit und Kopfschmerzen loszuwerden. Der Schriftzug über ihrer Tür, "Die Beweisführung ist schwierig und kann nur von Gelehrten verstanden werden; der Glaube aber ist nötig für die Ungebildeten, für die jungen Menschen und all diejenigen, denen es an Muße fehlt, sich mit Philosophie zu beschäftigen. Für sie reicht die Offenbarung", spendete ihr dieses Mal nur wenig Trost.
Im flackernden rot-gelben Licht von Kerzen griff sie zu einem weiteren Bericht. Ravan IV, eine mittelgroße Kolonie im Kalimes-System, nicht bedeutend genug, um sofort ins Auge zu fallen, strategisch wie taktisch von untergeordneter Bedeutung, und doch nicht unwichtig genug, um keine Besorgnis zu empfinden, wenn dieser Planet keine Routinemeldungen mehr absetzte. Sie fügten den Namen des Planeten der Liste hinzu, der seit Stunden, wenn nicht Tagen, ihre Aufmerksamkeit gehörte. Eine Liste mit Planeten, die in diesem Subsektor in den letzten Wochen einem ungewissen Schicksal anheim gefallen waren. Es gab ein Muster hinter diesen Ereignissen, ein Muster und eine Bedeutung, die es rechtfertigten, dass jemand von ihrem Rang sich damit beschäftigte. Ein Muster, dass direkt vor ihren Augen tanzte, dass sie nur zu packen brauchte, doch das sich jedes Mal, wenn sie zugreifen wollte, wie Nebel in der Sonne auflöste und sich verflüchtigte. Die Liste der Planeten des Subsektors, die in der letzten Zeit verstummt waren, war lang. Wann immer sie mit ihrem Gefolge an einem der stummen Planeten eingetroffen war, hatte sie eine tote Welt gefunden. Eine Welt, die den süßen Duft des Todes verströmte; ein Duft, der eher in die Gedanken, als in die Nase stieg. Und allem haftete der Makel an. Der Duft war überall: in den Ruinen, in den Wüsten, jeder Stein und jedes Sandkorn der verheerten Welten verströmte ihn. Ein Duft, und gleichzeitig eine Ahnung, ein Traum mit der Essenz des Bösen. Jedes Mal hatte sie spüren können, wie sich die Seelen der Getöteten einen Weg in ihre Gedanken bahnen wollten, hatte ihre Verzweiflung fast schmecken können, hätte fast ihre Schreie hören können. Aber ihre Barrieren hielten und so wusste sie nicht, was geschehen war. Chaos. Soviel wusste sie, dunkle Mächte waren auf dem Vormarsch, aber ihr Ziel, ihre Herkunft, ihre Absicht, all das blieb im Schatten des Warp verborgen. Sie lächelte, eine kalte Geste, der keine Spur von Humor inne zu wohnen schien. Wer könnte je die Absichten der widerwärtigen dunklen Wesen des Warp verstehen? Wer würde je ihre wahren Motive erkennen, ohne sich ihren ketzerischen Einflüssen hinzugeben? Sie schüttelte in einer unbewussten Reaktion auf ihre eigenen Gedanken ihren Kopf, sodass ihr Strähnen ihrer blonden Haare ins Gesicht fielen. Mit einer ebenso unbewussten, automatisierten Geste strich sie sich die Haare wieder aus den Augen und wandte sich erneut den Bergen von Akten zu. Meredem, eine Makropolwelt. Orex III, eine Agrarwelt. Syros, eine Minenkolonie. Keine Verbindungen untereinander. Keine Anhaltspunkte. Man hätte meinen können, dass es Zufall war, dass all diese Welten nun tot waren, wenn nicht dieses nicht greifbare Muster gewesen wäre. Ihre stahlgrauen Augen verengten sich vor Konzentration zu Schlitzen, was ihr in dem flackernden Dämmerlicht etwas katzenhaftes, dämonisches gab. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte sie es sehen, direkt vor ihren Augen. Für einen kurzen Augenblick erkannte sie das Muster, sie musste nur noch zugreifen und es festhalten.
Dann flog die die Tür zu ihrer Kammer mit einem Windzug auf, der entfernt an höhnisches Gelächter erinnern konnte. Fast erschrocken fuhr sie zusammen und hatte für einen Augenblick das seltsame Gefühl ertappt worden zu sein. Sie richtete den Blick auf die gerüstete Gestalt, die vor ihr stand und mit der Faust auf ihre gepanzerte Brust schlug, bevor sie auf ein unmerkliches Nicken hin den Raum betrat und einen weiteren Bericht mit ausdrucksloser Mine auf den Tisch legte. Eine hastige, ruckartige Bewegung mit Hand entließ die gerüstete Figur aus ihrer Anwesenheit. Sie beachtete sie nicht mehr, hörte nicht mehr, wie schwere Schritte hinter der Tür verhallten. Ihre Augen ruhten auf der leuchtenden Schrift des Berichtes, den sie gerade erhalten hatte. Nein, kein Bericht - ein Notruf. "Imperator, höre unser Flehen! Errette die Seelen der deinen und vergib uns armen Sündern! Schließe die Hölle und vernichte ihre Brut. Amen. Imperator, höre unser Flehen! Errette.."
Eine endlos wiederholte Wortkette, aus der ein Glied sie förmlich ansprang: die Brut der Hölle. Dämonen! Torgast V, der Ursprung des Notrufes, lag nur eine Wochenreise durch den Warp entfernt, so ihnen der Imperator eine ruhige Reise schenkte. "Torgast V!" murmelte sie, wie ein Mantra. Was hatte sie von diesem Notruf zu halten? War es ein Ersuchen um Verstärkung? War es ein Mortis-Schrei? Mit einem erneuten Kopfschütteln versuchte sie, Ordnung in ihren Gedanken zu schaffen. Sie würde dorthin gehen müssen, soviel stand für sie fest. Ihre Hand zitterte kaum merklich, als sie den Sprechknopf des einfachen, schiffsinternen Voxgerätes drückte. "Captain Pharon, setzen sie Kurs auf Torgast V!" Das leichte Mitschwingen von Erregung wurde durch das Lautsprechersystem unhörbar. Die tiefe, angenehme Stimme des Kommandanten der Jagdbote, der eine Bestätigung voxte, hörte sie schon wieder nicht mehr. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt wieder ihrem Schreibtisch und den Berichten.

Sie stand auf der Brücke der Jagdbote. Die Antriebssysteme der schnellen Fregatte liefen auf einem Viertel ihrer Leistung, um sich so langsam dem Planeten Torgast V zu nähern. Sie trug nicht mehr die einfachen, ihre weibliche Figur verhüllenden Roben, sondern eine mit feinen Intarsien verzierte Rüstung. An ihrer Hüfte baumelte ein von Ketten gehaltenes und in abgewetztes Leder gebundenes Buch. "Wir nähern uns jetzt in einem weiten Bogen dem Planeten, Herrin." Der tiefe, kehlige Dialekt des Kapitäns der Jagdbote ließ sie ihre Mundwinkel in der Andeutung eines Lächelns verziehen. Auch das Wort "Herrin" kam so ehrfurchtsvoll, dass es sie fast erröten ließ. Ein wohlverdientes Zeichen des Respekts, sagte sie sich. War sie nicht auserwählt, um den Willen des Imperators durchzusetzen? "Danke, Captain", erwiderte sie mit einer ruhigen, fast lieblichen Stimme, der man trotzdem sofort entnehmen konnte, dass sie gewohnt war, Befehle zu geben. Ihre schmalen Augenbrauen zogen sich kurz drauf über der geraden, wohlgeformten Nase zusammen, als sie sich auf die taktischen Displays der Fregatte konzentrierte. "Irgendetwas Ungewöhnliches?" fragte sie in die nur von den Arbeitsgeräuschen der Brücke unterbrochene Stille. "Abgesehen natürlich von dem Fehlen jedweder Kommunikation", fügte sie in Gedanken hinzu. Auch wenn das hier nicht Hydraphur war, so hätte es doch zumindest den üblichen zivilen Funkverkehr geben müssen. "Ein Schiff verschwand auf der uns abgewandten Seite des Planeten kurz nach unserem Eintreffen. Die Langstreckensensoren konnten so schnell nicht volle Leistung entwickeln. Die Kennung ist daher unklar. Aber alle Hinweise deuten auf ein ziviles, imperiales Schiff hin. Keine Schiffe der Verteidigungsflotte sind im System, kein Funkverkehr, alle Frequenzen sind tot. Keine Signale vom Planeten. Unsere Sensoren empfangen aber...seltsame Ausschläge im energetischen Bereich von der Oberfläche."
Der Captain zuckte zusammen, als sich ihr Blick auf ihn richtete. "Captain, wir waren nur acht Tage im Warp. Torgast V hatte drei systemgebundene Monitore, ein stehendes Heer von einer halben Million Soldaten der PDF, Arbites und paramilitärische Milizen in den größeren Städten. Irgendetwas MUSS noch da sein! Spezifizieren Sie "Energiespitzen"!" Captain Pharon schluckte. "Die Sensoren erfassen nichts, Herrin. Die Ausschläge haben Ähnlichkeit mit den Signaturen, die Schiffe hinterlassen, die aus dem Warp austreten, sind allerdings nicht so stabil und viel zu nah an der Oberfläche des Planeten. Ich habe so etwas noch nie gesehen." Ihr Gesicht verdunkelte sich. Im Gegensatz zum Kommandanten der Jagdbote kannte sie dieses Phänomen sehr wohl. "Sehr gut, Captain. Halten Sie den Kurs und lassen die Crew auf Gefechtsstationen. Das Gellerfeld bleibt aktiv. Ich werde auf dem Planeten landen. Bei Erreichen von Torgast V gehen Sie in einen geostationären Orbit und warten dort fünf Stunden! Danach betrachten Sie uns bei nicht erfolgter Rückkehr als tot und kehren nach Thracian Primaris zurück. Sollte das verschwundene Schiff wieder auftauchen, halten Sie Abstand und informieren Sie mich sofort!" Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ die Brücke - und einen besorgt aussehenden Captain Pharon.
Sie ging in die kleine Kapelle der Jagdbote und kniete vor den im Halbkreis angeordneten Statuen nieder. In der Mitte, umspielt von geschickt angeordneten Leuchten und umschmeichelt von Weihrauch, den zwei Servitoren in autistischer Monotonie aus alten, schweren Gefäßen aufsteigen ließen, war schwebend eine überlebensgroße Statue des Imperators angebracht und starrte mit strengem Angesicht und leblosen, entrückten Augen auf sie nieder. Unter ihm, fast verborgen in all den Nebelschwaden, war ein niedriger Altar, auf dem halb vertrocknete Blumen und zwei, dicke, verstaubte Bücher lagen. Den Altar selber zierte an der Front ein verblichenes, verwundetes Herz, aus dem ein einsamer Bluttropfen quoll. Sie sank auf die Knie, und faltete die Hände. "A spiritu dominatus, Domine, libra nos, From the lighting and the tempest, Our Emperor, deliver us. From plague, Temptation and war, Our Emperor, deliver us, From the scourge of the Kraken, Our Emperor, deliver us. From the blasphemy of the Fallen, Our Emperor, deliver us, From the begetting of daemons, Our Emperor, deliver us, From the curse of the mutant, Our Emperor, deliver us, A morte perpetua, Domine, libra nos. That thou wouldst bring them only death, That thou shouldst spare none, That thou shouldst pardon none, We beseech thee, destroy them."
Immer wieder wiederholte sie diese Worte, fand Frieden in ihrem vertrauten Klang und Zuflucht in ihrem Inhalt. Dann legte sich eine gepanzerte Hand von hinten auf ihren rechten Schulterpanzer und riss sie aus ihrer Apathie. Sie blickte auf und sah in ein von Brandnarben grässlich entstelltes Gesicht, das in krassem Gegensatz zu ihren feinen Gesichtszügen mit den roten, vollen Lippen stand. "Ihr werdet erwartet, Prioris." Sie hatte nicht bemerkt, wie viel Zeit vergangen war, seit sie in die Kapelle gekommen war. Sie nickte stumm und sah noch einmal zum Gesicht des Imperators auf. Doch der steinerne Riese blieb stumm.

Prioris Jana Tordredson vom Orden des Verwundeten Herzens schritt durch die Korridore der Jagdbote. Seit sie von ihrer Principalis den Auftrag bekommen hatte, die Vorgänge im Helican Subsektor zu untersuchen, war sie ihrem Ziel nie so nahe gewesen. Sie wusste immer noch nicht, womit sie es zu tun hatte - aber sie wusste, dass sie es vernichten musste. Das war sie dem Imperator schuldig. Sie war sich nur nicht sicher, ob ein Trupp Celestias, auch wenn es zweifelsohne die Besten des Ordens waren, ausreichen würde. Sie schob ihre Zweifel beiseite und strich sich mit einer Hand eine Strähne ihres blonden Haares aus der Stirn. Wie alle Schwestern ihres Trupps trug sie keinen Helm, vier rechtschaffene Godwyn-Bolter und ein schwerer Flammenwerfer mussten heute genügen. Und wenn sie erst hinter das Geheimnis des Musters gekommen wäre, konnte sie immer noch Verstärkung anfordern. Zunächst sollte ihre Konzentration jedoch ihrer derzeitigen Mission gelten. Sie musste herausfinden, was auf diesem Planeten geschehen war. Was auf den anderen Planeten geschehen war.
Im Hangar angekommen, warteten bereits ihr Arvus und ihre Schwestern auf sie. Vier Veteraninnen von untadeligem Ruf; jede mit der Erfahrung aus mehreren Kreuzzügen. Sie brauchte keine lange Rede, um ihnen zu vermitteln, was sie zu erwarten hatten. "Schwestern, das ist eine Aufklärungsmission. Vermutlich dämonischer Befall. Unser Auftrag ist es, nach Hinweisen Ausschau zu halten. Wir werden unsere Suche im Palast des Gouverneurs beginnen." Sie faltete die Hände. "Lasst uns gemeinsam unsere Seelen dem Imperator empfehlen und um seinen Schutz bitten." Wie ein Person fielen die Schwestern des Adeptus Sororitas auf ein Knie und begannen zu beten. Erst nach einer für einen unbeteiligten Zuschauer gefühlten Ewigkeit beendeten sie ihre gemeinsamen rituellen, fast archaisch anmutenden Gebete und verschwanden im Arvus. Kurz darauf betete Captain Pharon auf der Brücke der Jagdbote im Angesicht der schnell verschwindenden Triebwerke des Landungsschiffes für eine sichere und vor allem schnelle Rückkehr der Schwestern.

Der Planet bot ein Bild des Grauens. Es war nicht der Tod in all seinen Facetten, der auf die Schwestern gewartet hatte, nicht die völlige Zerstörung, die das Chaos hinterließ. Das hier war anders. Keine Toten, keine Zerstörung, außer den geschändeten Insignien des göttlichen Imperators. Trotzdem war es in der Luft: der süßliche, ekelerregende Gestank des Chaos, wie Moschus oder das aufdringliche und gleichzeitig anziehende Parfum eine Hure.
Die Prioris umklammerte ihren Bolter. Hätte sie nicht ihre Rüstung getragen, so hätte man sehen können, dass auf ihren feingliedrigen Fingern jeder Knöchel weiß hervorgetreten war. "Diora, Graniel, Aletta - ihr drei geht entlang der Allee und nähert euch dem Palast von hinten. Das Archiv liegt im ersten Stock. Babeta, ihr kommt mit mir. Wir werden den direkten Weg nehmen." Während Graniel zum letzten mal ihren schweren Flammenwerfer kontrollierte, murmelten ihre Schwestern ein kurzes Gebet über ihre Bolter. Danach trennten sich die Wege der Celestias.
Der Arvus hatte sie in einem eigentlich dicht besiedelten Gebiet abgesetzt, genauer in einem Park. Nebelschwaden zogen über das saftige grüne Gras und ließen alles, was weiter als 30 Schritt entfernt lag, zu Schemen verschwimmen. Doch nirgends waren die Spuren von Kämpfen zu sehen, nichts deutete darauf hin, dass es hier jemals Krieg gegeben hatte. Auch aus der Luft hatte man entlang der Hauptstadt des Planeten keine Anzeichen für Gefechte gefunden. Langsam ging die Prioris in den Nebel, den Bolter immer entlang ihres Blickes gerichtet, den Finger nur einen Millimeter vom Abzug entfernt. Ihre Anspannung nahm mit jedem Schritt zu, den sie in den Nebel ging. Sie ging an Bäumen vorbei, die ihr falsch vorkamen, ohne dass sie sagen konnte, warum. Das Gras war grüner, als es sein sollte und lud förmlich dazu ein, es sich darin gemütlich zu machen. Sie konnte förmlich die verliebten Paare sehen, die hier vor nicht allzu langer Zeit Arm in Arm gelegen hatten. Tordredson verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich wieder auf ihre Umgebung. Schemenhaft war vor ihr eine Mauer oder Hecke zu erkennen, dahinter hohe, dunkle Schatten, die das Ende des Parks bedeuten mochten. Das war der Moment, in dem der Wind aufkam. Und mit ihm die Stimme.
Leises Wispern erfüllte ihren Kopf, drang in ihr Hirn. Worte, die sie nicht verstand, Worte, die schön und abstoßen zugleich waren. Für eine Sekunde war die Prioris versucht, sich den Stimmen hinzugeben. Für den Bruchteil einer Sekunde war sie versucht, ihre Eide zu brechen. Nicht länger. Der Moment des Zweifels verging, als sich Tordredson in einen Mantel aus Gebeten hüllte, sich ganz und gar von der Kraft des Glaubens durchströmen ließ. Die Tonart der Stimmen änderte sich, aus schmeichelnden Flüstereien wurde zuerst hönisches Gelächter, dann leise Wut. Dann verschwanden die Stimmen und die Welt versank wieder in der unmenschlichen, leeren Stille. Die Prioris blickte sich um und sah Schwester Babeta, die sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. "War...war...was war das?" stammelte die Celestia. "Beim Imperator, so etwas habe ich noch nie erlebt. Meine Mutter hat zu mir gesprochen. Prioris, diese Welt ist falsch!" "Mut, Schwester", gab Prioris Tordredson zurück, "Mut und Glaube sind unser Schild. Der Imperator beschützt die seinen!" Was immer auch zu ihrer Schwester gesprochen hatte, war nicht ihre Mutter gewesen. Die Schwestern des Adeptus Sororitas hatten keine Mutter - nur einen Vater auf dem Goldenen Thron. Ein Griff zum Voxgerät öffnete einen Kanal zu den anderen Celestias, aber nur statisches Rauschen und Interferenzen antworteten ihren Worten. "Der Imperator beschützt!" murmelte sie, bevor sie mit einer knappen Geste andeutete, dass es weiter ging.
Tordredson ging voraus und durchbrach den Nebel, der über dem Park lag. Die Häuser dahinter wirkten unscheinbar, Habblocks wie in jeder imperialen Siedlung üblich. Unüblich waren die Gemälde. Männer, die Frauen zu Füßen lagen, Frauen mit Peitschen, Frauen mit nur einer Brust und obszönere Perversionen. Kultgemälde. Tordredson erschauerte, als sie die Handschrift erkannte, die die bis hierhin unsichtbare Macht hinterlassen hatte. Vorsichtig ging sie weiter, doch das Leben schien die Hauptstadt geflohen zu sein. Die Stille schien die beiden Schwestern zu umhüllen wie Watte. Nach einer Zeit, die beiden Schwestern vorkam wie eine Ewigkeit, ragten die hohen Türme des Imperialen Palastes vor ihnen auf, dem Sitz des planetaren Herrschers. Jeder einzelne Adler, jeder Blitz, einfach jedes Emblem des Imperiums war verstümmelt worden. Die Statuen, die einstmals stolz und erhaben über den Weg zum Haupttor des Palastes gewacht hatten, waren entweiht und durch ekelhaft pervertierte, lüsterne Gestalten ersetzt worden, die an ihrer statt nun vom Niedergang der Gesellschaft auf Torgast V kündeten. Die große Tür des Basilika-ähnlichen Baus stand offen. Tordredson versuchte erneut, in Verbindung mit ihren drei anderen Schwestern zu treten, doch dieses Mal erhielt sie nicht einmal statisches Rauschen als Antwort auf ihre Fragen.

Drucke diesen Beitrag

  Kathedrale der Erlösung
Geschrieben von: Dev Mantris - 11-10-2016, 12:33 AM - Forum: Kurzgeschichten - Antworten (2)

Die Kathedrale der Erlösung


Die Menschheit hatte vergessen, so unendlich viel vergessen. Nicht nur den Schmerz und den Kummer, sondern auch das Wissen um die Dankbarkeit für alle das was war. Die Menschen kannten keine Opfer mehr, Worte wie Sehnsucht, Schmerz und Dunkelheit kamen allenfalls in Geschichten vor, die Kinder ängstigen sollten, waren aber sonst aus dem Wortschatz der meisten Einwohner von Athenaios III gewichen. Aber Spurian erinnerte sich. Er erinnerte sich gut. Gemessenen Schrittes ging der alternde Mann, der die 200 Jahre beinahe überschritten hatte, auf die Gestalt zu, die in der Mitte des aus konzentrischen Kreisen bestehenden Parks stand, zu und kniete vor ihr nieder. Zu sagen, dass die Zeit Spuren an Spurian hinterlassen hatte, wäre eine maßlose Untertreibung gewesen. Spurian war alt und trug die Zeichen seines Alters mit stolz. Der Adept des Adeptus Ministratum hatte nunmehr fast 135 Jahre seines Lebens in den Dienst des Imperators gestellt; 135 Jahre voller Hingabe, Askese und Arbeit. Natürlich wusste er, das das Imperium sich seiner nicht erinnern würde. Er war nur eine Fußnote in der Geschichte eines Planeten. Aber Er würde sich erinnern. Ja, das würde er. Spurian erinnerte sich an die Liturgie des vergangenen Morgens. Schwester Adriana hatte die Gemeinde durch die morgendliche Andacht geführt. Sie hatte von den Versuchungen gepredigt, von den lauernden Gefahren, denen die Aufrechten, die Gläubigen, die Diener des Imperators ausgesetzt waren. Langsam begann Spurian zu beten. Nicht für sich, nein. Er betete zu Ihm auf Terra, dass die Dunkelheit nicht wieder erwachen möge. Er wusste, dass es nie den Sieg gegeben hatte. Es gab den Sieg nicht. Es gab nur den tiefen Schlaf, bewacht von Engeln und ihren Dienern. Die Dunkelheit würde wieder kommen. Spurian sah auf, als die letzten Strahlen der untergehenden Sonne hinter dem Horizont versanken und der Statue einen rötlich-goldenen Schein verliehen. Er lächelte und wusste: Solange das Licht war, musste die Dunkelheit vergehen. Langsam stand der alte Adept auf und ging steifbeinig und auf zitternden Knien in Richtung seines in den länger werdenden Schatten versinkenden Hab-Blocks davon. ,,Aus dem Licht des Glaubens will ich zehren, der Dunkelheit zum Trotze" stand in verblichenen Lettern am Tor zum Park. Spurian lächelte und entschwand aus der Dämmerung in das zwielichtige Dunkel, in dem die Stadt versank.

Schwester Athena stand am Fenster der kleinen Kapelle und betrachtete die vor ihr liegende Szenerie. Ihren Bolter hatte sie neben sich auf den kleinen Tisch gelegt, auf dem eine ausgeblichene Abschrift der Lectitio Divinitatus lag. Ihre weiße Rüstung war mit Gebetspergamenten und Litaneien des Glaubens verziert, die nicht nur von ihrer Hingabe, sondern vielmehr auch von ihrem Rang im Orden zeugten. Als Celestia Elohim genoss sie hohes Ansehen und war eine der Sororitas, die zum engen Zirkel der Ekklesiarchie auf dieser Welt gehörten. Diese Welt, Athenaios, benannt nach dem Konfessor, der mit einem Kreuzzug von Flagellanten und Zeloten diese Welt befreit hatte. Eine Welt, die weder eine sonderlich günstige Lage, noch besondere Industrieanlagen oder Rohstoffvorkommen vorzuweisen hatte. Und trotzdem war sie hier, eine Celestia Elohim. Seit nunmehr drei Jahren war die Schwester des Ordo Militaris zusammen mit den Anderen hier auf diesem Hinterwältlerplaneten, wie es der Wille des Imperators war. Drei Jahre hatte sie die Menschen auf dieser Welt in ihrem Glauben bestärkt, sie durch kleinere Krisen hindurch geleitet, die nicht mehr waren, als Dürreperioden und Unfälle in den dicht bevölkerten Zentren der Stadt, die verhältnismäßig wenige Opfer gekostet hatten. Athena belächelte das gemeine Volk des Imperators oft, waren sie doch wie eine Herde von Schafen, die sich der Gefahr nicht bewusst war die überall um sie herum lauerte. Mutanten, Ketzer, Xenos - vor all diesen Dingen warnte die Ekklesiarchie, aber wie sollte man eine Bevölkerung, deren Glaube fast so gefestigt war, wie der von Bewohnern einer Schreinwelt, solche Gefahren begreiflich machen? Die Celestia atmete tief ein und aus. Manchmal, in schwachen Momenten wünschte sie sich eine Rückkehr des Kampfes, einen Feind, dem sie ins Auge blicken konnte. Langeweile und Routine waren hier ihre größten Gegner. Doch aus Müßiggang entsprang Ketzerei.
Sie maßregelte sich im Innern und wandte sich mit einer ruckartigen Bewegung vom Fenster ab. In einer halben Stunde würden Ihre Schwestern erscheinen, um mit ihr das Morgengebet zu sprechen. Ihre grünen, mandelförmigen Augen blickten unter einer blonden Strähne ihres ansonsten zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengebundenen Haares hervor und betrachteten die in der Mitte des Raumes stehende Figur. Diese Kapelle war nicht dem Imperator gewidmet, sondern Schwester Lucretia, einer lokalen Heldin, die zusammen mit Konfessor Athenaios diese Welt verlassen hatte. Die ersten Strahlen der Sonne des Planeten zauberten tiefe Schatten in die Märtyrerin, die ihre Hände gen Himmel reckte und ließen ihr Gesicht unter der Kapuze ihrer Robe unter einer Geflecht von schwarzen Schatten verschwinden das in starkem Kontrast zu dem alabasterfarbenen Marmor stand, aus dem die Statue gefertigt war. Athena ging langsam auf die Figur zu und legte eine Hand auf die nackten Füße der einstigen Heldin. ,,Lucretia lehrt uns, dass wir alle unsere Opfer bringen müssen'' sagte eine Stimme hinter ihr. ,,Sie ist ein leuchtendes Bild reinen Glaubens in einer Welt voll von Egoismus und Sünde. Geschichte lehrt und vieles und wiederholt sich ständig.'' Athena wirbelte herum, Jahre des Training ließen sie automatisch zu ihrem Bolter greifen. Sie erstarrte mitten in der Bewegung, ließ ihre Hände sinken und neigte ihren Kopf. ,,Pater Niokletian." Ihre Worte, sowohl Feststellung, als auch Begrüßung hallten in der kleinen Kapelle wieder.
,, Verzeiht, Schwester Elohim, ich wollte euch nicht erschrecken.'' Das Alter war dem Pater anzusehen. Niemand wusste genau wie lange er schon hier auf Athenaios III war, aber niemand konnte sich an eine Zeit ohne den sanftmütigen Priester der Ekklesiarchie erinnern. ,,Es ist für mich immer wieder eine Lust, so reine Geschöpfe des Glaubens zu sehen, Schwester Elohim. Doch sagt mir: Welches Opfer habt ihr gebracht?" Athena sah den Mann an, musterte seine vom Alter ergrauten, schulterlangen Haare und die tief in den von dunklen Ringen und Tränensäcken umrandeten blassgrauen Augen, die trotz der fragilen Knochen seines Leibes seinem Auftreten noch immer etwas Ehrfurchteinflößendes gaben. ,,Meine Schwester und meinen Bruder, Pater. Beide starben bei der Eroberung von Gorania, während ich damit beschäftigt war, zu sündigen. Ich suchte Zuflucht bei der Kirche des Imperators und erhielt die Chance Buße und Vergeltung gleichermaßen zu erhalten.'' Athena sah bei diesen Worten beschämt zu Boden. Seit Jahren hatte sie ihr Geheimnis niemandem erzählt. Niokletian musterte sie mit Augen, die so leer und gleichzeitig doch so weise waren, wie die Unendlichkeit des Alls. ,,Habt Ihr beides oder auch nur eines von beidem erhalten?" Athena schüttelte den Kopf. ,,Nein, Pater, meine Rache blieb mir verwehrt und meine Buße ist ein ewiger Kreuzzug, der erst mit meinem Tod endet. Dann, wenn meine Pflicht auf dieser Welt getan ist, werde ich hinaufsteigen zu Ihm und vor seinem Thron wird mein letztes Gericht gehalten. So der Imperator will, werde ich dann meinen Platz in seinen Heerscharen an der Seite meiner Schwestern einnehmen und ihn in das letzte Gefecht gegen die Mächte der Finsternis begleiten." ,,Ihr seid eine gelehrige Schülerin des Credos der Kirche, Athena. Und doch spüre ich den Zweifel in euch. Doch wisst, dass aller Zweifel beseitigt sein wird, wenn Ihr erst dem Gott gegenübertreten werdet. Dann werdet ihr sehen, dass alles, was geschieht und geschehen ist, einen Grund hat.'' Mit einem warmen Lächeln verschwand der Priester durch die Tür und ließ Athena in der Gesellschaft der weißen und kalten Statue zurück. Athena erwiderte das Lächeln halbherzig. Sie würde sich von ihren Sünden im Blute der Ketzer und Häretiker reinwaschen. Sie musste. Sie war es ihrer Familie schuldig. Sie musste nur ihre Zeit hier überstehen, um dann wieder an eine der vielen Fronten verlegt zu werden.

Spurian hatte schlecht geschlafen. Auf dem Weg nach Hause war ihm gewesen, als ob sich die Schatten bewegen würden. Er hatte den Gedanken schnell verdrängt, denn er war nun einmal nicht mehr der jüngste Adept und der Schlafentzug der letzten Wochen machte sich nun wohl bemerkbar. Jedes Jahr um diese Zeit war es das selbe: Arbeit über den regulären Dienstbetrieb von 14 Stunden hinaus, danach der weite Weg zu seinem Hab-Block und dazwischen die Messen und Liturgiefeiern. Vielleicht sollte er doch langsam den Antrag auf Nutzung der Beförderungsmittel stellen? Nein. Der Weg des Imperators wurde seit Jahren durch Leid bestimmt. Wie konnte er je vor seinen Gott treten und dann sagen, dass er des Weges überdrüssig geworden wäre? Nein, Spurian würde wie immer auch in Zukunft seinen Weg gehen. Vorbei an den alten, grauen Industriekomplexen, durch den Park, dessen Wege sich durch geborstene Steine und wucherndes Unkraut in tückische Fallen verwandelt hatten bis hin zu dem Moloch, der eigentlich das große Komplexgebäude des Adeptus Ministratum war, wo er im 27. Stockwerk seinen Arbeitsplatz hatte. Langsamen Schrittes ging der alte Adept die mit Abfall verdreckten Wege entlang. Doch die Erinnerungen der letzten Nacht blieben wie zäher Leim in seinen Gedanken hängen. Er hatte sich eingebildet flüsternde Stimmen gehört zu haben, einmal sogar Schreie. Entnervt schüttelte er den Kopf. Der Jahrestag der Befreiung nahte, und es gab noch viel zu tun.

Pontifex Urba Juri Norod setzte sein Monokel ein und sah die vor ihm knienden Ministranten verächtlich an. Sein aufgedunsener Leib zitterte vor wütender Erregung, als er sie der Reihe nach ansah, allesamt stattlich gebaut und in den weißen und schwarzen Roben der Ekklesiarchie gekleidet. Seine dünne Stimme, die immer am Rande des Überschlagens zu sein schien, ließ die Ministranten zucken, als würde eine Peitsche auf sie herab geschwungen. ,,Was soll das bedeuten, es ist zu Unregelmäßigkeiten gekommen?" Norod stand auf, eine groteske Figur mit dünnen Armen und Beinen enthüllend, deren Masse kaum länger als einige Minuten ohne die Suspensorfelder seines Sessels gehalten werden konnte. ,,In seiner Heiligkeit Namen, was für Ereignisse sollen das gewesen sein?" Ein Ministrant blickte auf, ein Lektor noch dem Schnitt seiner Robe zu urteilen. Mit zitternder Stimme antworte er: ,,Der Imperator sei mein Zeuge, in den vergangenen Nächten vernahmen wir Stimmen, die unheilige Worte murmelten und..." seine Stimme erstarb, als er den eisigen Blick des Pontifex auf sich ruhen sah. Tödlich Kälte hatte sich in die Worte gelegt, die sich aus dem mit mehr als einem Doppelkinn gezierten Gesicht des Ekklesiarchen formten. ,,Ihr habt also unheilige Worte gehört, Lektor? Ihr wollt mir sagen, dass ihr Worte vernehmen konntet, nur ihr und eure Bruderschaft? Und sonst niemand? Ihr unterstellt mir, dass ich nicht weiß, was innerhalb dieser Mauern vorgeht? Oder seid ihr es vielleicht allein, zu dem diese Stimmen sprechen?" ,,Nein, eure Exzellenz!" beeilte sich der Liktor mit panischer Stimme zu erwidern. ,,Es war sicher nur der Wind. Verzeiht, dass wir euch belästigt...." ,,Die Stimmen waren da! Ich bin nicht verrückt! Libitina hat sie gesagt. Die Stimme. Sie kommt!" Der Schrei des gehetzt aussehenden Ministranten zur linke des Lektors drang in den Raum mit der Macht einer Explosion. Während die anderen Ministranten um den Liktor leichenblass wurden, verfärbte sich das Gesicht des fettleibigen Pontifex Urba puterrot. ,,Schweigt, Armseeliger! Lektor, ihr habt genug meiner Zeit gestohlen. Ihr werdet Buße tun, eure gesamte Bruderschaft, dafür, dass ihr ketzerische Gedanken hegtet. Dieser aber" und damit zeigte er mit einem Finger auf den Ministranten mit den blutunterlaufenen Augen, der sich nicht hatte beherrschen können, ,,wird sich für den Rest der Zeit bis zum großen Fest den Flagellanten und Geißlern anschließen. Verschwindet! Sofort!" Überstürzt verließen die Tempeldiener den opulenten Raum des höchsten Ekklesiarchen und ließen Norod allein zurück, der sich erschöpft in seinen Sessel sinken ließ und dann begann, sich von zwei Knaben gefüllte Pasteten reichen zu lassen. Seine Gedanken verweilten noch einen Moment bei dem armen Teufel, der sich nun in der Obhut von Tannhäuser wiederfinden würde. Bei dem Gedanken daran, dass der Mann von diesem Zeloten und dem Schmerz geläutert und nie wieder solche Dinge sagen würde, glitt ein seliges, selbstzufriedenes Lächeln über das feiste Gesicht des Pontifex.

Der Raumhafen der Hauptstadt Renovatio schmiegte sich auf einem Plateau an die in der Dämmerung nebelumhüllten Berge, auf denen die Klosterfestung der Ekklesiarchie beheimatet war. Wie auf allen Welten des Imperiums waren auch hier die Bildnisse und Schreine zu Ehren der Heiligen des Imperiums omnipräsent. Ob nun in Form von kleinen Gebetsnischen, Kapellen oder aber opulenten Statuen - überall fand man die offen zur Schau gestellte Hingabe an den Imperator und seinen Kult. Unzählige Pilger und Prediger bevölkerten die Straßen der Hauptstadt und strömten vom Raumhafen aus in Richtung der altehrwürdigen, verwitterten Kathedralen. Endlose Reihen von gemurmelten Gebeten und monotonen Lobpreisungen vermischten sich mit den Crescendi der ekklesiarchischen Hymnen, die von Lautsprechern auf nahezu jedem Gebäude erschallten. Inmitten dieses geordneten Chaos lag die "Sturmbote", ein wenn auch altes, so doch aber schnelles und zuverlässiges Schiff mit Warpantrieb und auffälligen Modifikationen, und wartete auf ihren Kapitän. Horatio Gerhard, Freihändler, Abenteurer und Vertrauter der Ekklesiarchie würde jeden Moment von seinem Besuch in der Klosterfestung zurückerwartet. Sein Pilot, eine junge blonde Frau, kniff die Augen zusammen. Sicher, ihr Arbeitgeber war ein frommer Mann und ein angesehener Freihändler dazu, aber das hieß nicht, dass sie einer Meinung mit ihm sein musste. Imperator, dieser Planet stank. Angewidert rümpfte sie die Nase und schüttelte den Kopf, als eine Gruppe von Zeloten an ihr vorbeizog, die sich selbst mit neunschwänzigen Katzen auf den Rücken schlug. Der Geruch nach Blut, altem Schweiß und Krankheit, den ihre mit schwärenden Wunden bedeckten Körper verströmten, füllte ihre Nase und vermischte sich dort mit den Aromen von weiteren ungewaschenen Leibern, Unrat und Weihrauch. Schnell ließ diese Mischung aus der bloßen Verachtung blanke Übelkeit werden. Schlimmer als das waren die fanatischen, in religiöser Ekstase geröteten Gesichter der Flagellanten. Wie jemand ein solches Leben führen konnte, entzog sich ihrem Verständnis. Sie war gläubig, das war nicht das Problem, aber das hier... nein. Nein, sie glaubte einfach nicht, dass der Imperator ihr diesen Weg vorgezeichnet hatte. Die Pilotin wandte sich ab und blickte auf die Stadt, die wie ein grauer Leviathan am Rande des Berges hockte. Spitzen von Gebäuden ragten wie aufgerichtete Stacheln aus ihr hervor und reckten sich drohend gen Himmel, während die Gebäude vor dem Farbenspiel der untergehenden Sonne im Grauschwarz der Schatten verschwammen. Dann verstummten die Lautsprecher einen Moment und eine nur durch die gemurmelten Gebet untermalte Stille senkte sich für einige Sekunden über den Raumhafen, bevor die Hymnen der Ekklesiarchie durch das Läuten der archaischen Bronzeglocken ersetzt wurden, die die Bevölkerung in die vielen Tempel der Stadt zum gemeinsamen Gebet riefen. Trotzdem versiegten die Ströme auf den mit Unrat gesäumten Straßen von Renovatio nicht. Stereotyp floss der Strom der Pilger und Prediger weiter, hin zu den Tempeln oder zurück zum Raumhafen. Asketisch ausgemergelte Körper drängelten und trampelten, manche fielen, aber nie hörte der Strom auf. Noch einmal schüttelte die Pilotin den Kopf und stieg dann wieder ins Innere ihres Raumschiffes, um bei verschlossener Luke und eingeschalteter Luftumwälzanlage auf ihren Kapitän zu warten. Die Stadt stank.

Mit einem Lächeln und einer tiefen Verbeugung verabschiedete sich Horatio Gerhard von Pontifex Norod, was dieser mit einem angedeuteten Nicken quittierte, dass allerdings durch seine Kinnmasse nach wenigen Millimetern gebremst wurde. Gerhard drehte sich fast militärisch auf den Fersen und verließ dann den Raum, um sich wieder auf sein Schiff zu begeben. Er war ein frommer Mann, aber seine Geschäfte warteten und er hatte immerhin Aufträge zu erfüllen. Gemessenen Schrittes ging er den ausladend geschmückten und mit Basalt ausgelegten Säulengang entlang, der ihn zum Haupttor des Klosters führen würde. Schwestern des Ordo Militaris standen regungslos an beiden Seiten der Tür und hielten Wache, unbeweglich, wie Felsen. Ihre absolute Hingabe war bewundernswert. Wie Statuen, entrückt und gefühlslos, standen sie als krasser Gegensatz vor der ausschweifend geschmückten Tür zum Dienstraum des Pontifex'. Der Rest der wenigen Kriegerinnen war nicht zu sehen gewesen - bis jetzt. Mit langen, hallenden Schritten sah er Celestia Elohim Athena auf sich zukommen, das Gesicht eine Maske aus kaum verhohlener Erregung. "Ave Imperator, Schwester Elohim", rief ihr Gerhard zu, als sie nur noch wenige Meter von ihm entfernt war. "Ave Imperator, Kapitän" antwortete die Schwester und formte mit ihren Händen das Zeichen des Aquila vor der Brust. Während Gerhard noch die Geste erwiderte, fuhr sie fort: "Es ist lange her, dass Ihr hier wart. Sagt, was bringt Ihr an Neuigkeiten?" Gerhard sah sie an und nickte dann. "Schwester, die Dinge stehen nicht gut. Torghast V ist gefallen, wenn auch niemand weiß, wie das geschehen konnte. In den äußeren Marken haben sich Kulte gebildet und Aufstände gegen den Goldenen Thron nehmen zu. Noch haben die planetaren Verteidigungskräfte alles unter Kontrolle, aber ihr solltet wachsam sein." Er blickte an der Celestia vorbei auf die untergehende Sonne und fuhr dann fort: "Noch sind die Konflikte einige Systeme entfernt, aber wer weiß? Wachsamkeit und Glaube haben nie geschadet, Schwester. Der Imperator beschützt - aber man sollte sich auch beschützen lassen."
Athena blickte wenig erbaut, vielmehr enttäuscht. "Ihr habt Recht, Kapitän. Ich werde an eure Worte denken, wenn ich wieder bei meinen Schwestern bin. Wir sind alle Werkzeuge des Imperators. In seinem Namen." Mit einem kurzen, abgehackten Nicken verabschiedete sie sich und verschwand in Richtung einer kleinen Kapelle. Gerhard schüttelte den Kopf. Er hatte die Launen der Kriegerinnen noch nie nachvollziehen können. Langsam verließ er durch die hohe Tür die Klosterfestung und trat in die gepflegten Lustgärten vor der Symbiose aus Festung und Kloster. Steinerne, regungslose Abbildungen der Essenz des imperialen Glaubens säumten die gepflasterte Straße, die am Fuße des Berges in das schmutzige Grau der Bauten Renovatios mündete, hinter der nun die Sonne verschwunden war, um am nächsten Morgen hinter der Klosterfestung wieder aufzutauchen. Seufzend machte sich der Freihändler auf den Weg, um den Abstieg hin zur Stadt und zu seinem Schiff hinter sich zu bringen, während die Schatten der Nacht aus der Stadt zum Berg hinauf krochen und den Planeten in Dunkelheit hüllten.

Schemen schlichen auf den Berg, kaum zu erkennen unter ihren langen Kapuzenmänteln, verborgen in den Schatten der heruntergekommenen Gebäuden. Leises Scharren war zu hören, als ihre Füße über den mit dem Dreck von tausenden Pilgern bedeckten Boden schleiften. Langsam huschend bewegten sie sich auf ihr Ziel zu, das sich majestätisch erhaben und abweisend zugleich erhob. Kleine Lichter, nur Funken in der Dunkelheit, flackerten auf den Zinnen und Erkern der Festung des Glaubens und klammerten sich an ihre Existenz. Niemand ahnte, was sich in dieser Nacht auf die Festung zubewegte, keiner sah die Schemen, die sich in den Schatten der einstmals ruhmvollen Stadt sammelten. Zuerst vereinzelt, dann in Gruppen fanden sie sich zusammen, kaum sprechend, selten flüsternd, mit brennenden Augen und gierigen Gedanken. Zerfallene Gebäude und Statuen ließen sie zurück auf ihrem Weg, um ihre Träume wahr werden zu lassen. Ihr Meister würde sie erwarten und ihnen den Weg in eine glorreiche Zukunft weisen. Athenaios würde wieder in einstigem Glanz erstrahlen, das Leben würde in die Städte zurückkehren und der Ruhm alter Tage erneuert werden. So hatte es der Prophet vorhergesehen. Das Siegel würde gebrochen werden.

In einer kleinen Gebetsnische kniete Athena noch lange, nachdem sie mit dem Freihändler geredet hatte und dachte daran, dass Kriege tobten, dass Ruhm errungen und Feinde des Imperators vernichtet wurden. Tief in sich selbst versunken bemerkte sie nicht, dass sie nicht mehr allein war. Minuten vergingen, bevor sie das gleichmäßige Atmen einer anderen Person wahrnahm. Aestua, die jüngste Schwester in ihrem Trupp aus fünf Celestias, stand in einem respektvollen Abstand hinter ihr, Kopf gesenkt und vollkommen still, um abzuwarten, bis sich ihre Schwester Elohim ihr zuwandte. Langsam und gemessen stand Athena auf und betrachtete die junge Kriegerin. Ihre weiße Rüstung wies keinen Makel auf und war in tadellosem Zustand, die langen, dunklen Haare waren hinter dem Kopf mit einem dünnen Band zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und ihre Hände hatte sie vor dem Bauch andächtig gefaltet. Athena mochte sie. Sie erinnerte sich, wie stolz sie damals war, als sie in die Ränge der Celestias aufgenommen wurde. Wie alle Schwestern des Adeptus Sororitas war es für sie die größte Ehre gewesen, die sie sich hatte vorstellen können. Doch das Privileg war auch eine Bürde, denn nur die reinsten, die stärksten und die im Glauben unbeugsamsten konnten und durften sich Celestia nennen. Sie waren die Flamme in der Dunkelheit des Universums, wenn alle anderen Lichter verloschen. Sie waren das Beispiel, die Elite, Inspiration und Hoffnung auf dem Schlachtfeld und während der Gebete. Diese Bürde lag schwer auf ihren Schultern, damals wie heute.
"Schwester, wie kann ich dir helfen?" fragte sie, als sie merkte, dass sie die andere Sororita anstarrte. Aestua blickte auf und ihre dunkelblauen Augen strahlten die absolute Sicherheit aus, die eine jede Celestia stets wie einen Schild um sich trug. "Verzeiht, Schwester Elohim, dass ich euch während eurer Meditation unterbreche, aber Konfessor Tannhäuser bittet euch, zu ihm zu kommen." Athena schluckte. Sicher, die Ekklesiarchie war nicht berühmt dafür, besonders feinfühlig zu sein, aber Tannhäuser war einzigartig. Verschlossen, alt, wortkarg, abweisend. Pontifex Norod hatte ihm die Wacht über die Flagellanten und Geißler übertragen, als er sich vor etlichen Jahren entschloss, auf Athenaios zu bleiben. Kaum jemand hatte die Entscheidung in Frage gestellt, da sich niemand für die armen Seelen verantwortlich gefühlt hatte. Tannhäuser machte keine Probleme und fiel nicht auf - tatsächlich hatte ihn in all der Zeit, die er nun in der Kathedrale auf dem Berg verbracht hatte, niemand wirklich beachtet. Athena selbst hatte seit ihrer Ankunft kaum mehr als zehn Wörter mit ihm gewechselt, denn Tannhäuser hielt sich in der Regel in den Katakomben der Festung auf, wo er eben jene Flagellanten und Geißler hinbringen ließ, die vor Schwäche auf den Stufen der Altäre und Kathedralen in der Stadt zusammenbrachen. Niemand konnte genau sagen, wie viele dieser halb Wahnsinnigen dort unten in den verlassenen Kellergewölben lagen, aber jetzt, kurz vor dem Fest der Erlösung, dem Jahrestag der Befreiung, waren es immer Dutzende von Fanatikern, die Zuflucht im Schmerz suchten. Athena konnte nur raten, wie viele dieser Gläubigen sich nun in der Obhut dieses Mannes befanden. Mit einem letzten Blick in die dunkle Gebetsnische entließ sie die junge Celestia mit einem Nicken und machte sich auf, um Konfessor Tannhäuser aufzusuchen.

Spurian sah die Schatten - und diesmal konnte er sie nicht durch ein einfaches Kopfschütteln leugnen. Er sah ihre Körper, roch den süßlichen, moschusartigen, Geruch, der von ihnen aufstieg und wollte sich angewidert abwenden. Es ging nicht. Morbide Faszination ließ seine Blicke immer und immer wieder über die Gestalten wandern, die in dunklen Schatten an ihm vorbeigingen. Einige waren Mutanten, das konnte Spurian deutlich erkennen, auch wenn er nur die Umrisse unter den dunklen Roben wahrnehmen konnte. Der alte Adept ging in Gedanken jedes Gebet durch, dass er seit seiner Geburt gelernt hatte und hoffte, dass diese Unreinheit ihn unbehelligt lassen werde. Als er die Psalmen der Lucretia in seinem Kopf abzuspulen begann, stellte er fest, dass er sich nicht mehr auf dem Weg zu seinem Hab-Block befand. Er passierte vielmehr gerade das Büßertor, ein altes, halb verfallenes Bauwerk, wo einstmals die Geißler ihre Ergebenheit gezeigt hatten. Es lag aber zu weit außerhalb des Zentrums und der neuen Tempel, und so hatte es seit Jahrzehnten kaum noch jemanden interessiert. Spurian sah neben dem alten Bauwerk die Hospize in noch schlechterem Zustand. Seit das Zentrum der Stadt sich verlagert hatte, waren zunächst die Wohltäter verschwunden, die noch an mit Grünspan übersäten Bronze- und Kupferplatten zu lesen waren. Spurian lief weiter. Er wusste nicht wohin und wurde einfach mitgerissen, ein Opfer seiner Neugier. Schmerzen durchzuckten seinen alten Körper, der nach der eigentlich nun anstehenden Ruhepause verlangte. Aber Spurian ging weiter, den seltsamen Gestalten folgend, die Neues versprachen, Veränderung. Wolken verdeckten die zwei Monde von Athenaios III, Modestia und Fidelitas, sodass nur das graue Schwarz der Nacht selber blieb, als sie auf den Berg Cardo zuliefen an dessen Hang das Kloster der Ekklesiarchie beheimatet war. "Arx Tennebrae" hauchte Spurian den Namen voller Ehrfurcht, bevor er seinen müden Körper zwang weiterzugehen, ohne auch nur einen Gedanken daran verschwenden zu können zu fliehen. Ein kleiner Teil von ihm rebellierte bei jedem Schritt, schrie Warnungen hinaus, doch Spurian konnte nicht auf sie hören. Zu stark war die Faszination, zu stark die Neugier.

In den Katakomben angekommen empfing sie die hagere, fast ausgemergelte Gestalt des Konfessors, der sich auf einen langen hölzernen Stab stützte. "Willkommen, Schwester Elohim." Tannhäusers Stimme war ein heiseres Kratzen, fast wie Stein, über den ein Messer gezogen wird. "Willkommen in der Unterwelt der Arx Tennebrae!" Athena blickte in das runzlige, uralte Gesicht des Konfessors. Zwei dunkle Augen blickten scharfsinnig unter buschigen Augenbrauen hervor. Der komplett kahle Kopf war von Tätowierungen übersät, von denen die Schwester nur die Hälfte der Symbole zweifelsfrei dem Imperatorkult zuordnen konnte. "Ihr wolltet mich sprechen, Konfessor?" erwiderte sie schnell und steif. Ihr Unwohlsein in den dunklen Gewölben war offensichtlich. "Folgt mir, Schwester." Ohne ein weiteres Wort oder eine Antwort abzuwarten drehte sich Tannhäuser um und begann, schwer auf seinen Stab gestützt, langsam tiefer in die Katakomben vorzudringen.
Lichtkugeln spendeten eben genug Helligkeit, um die Umrisse der gigantischen Kelleranlage zu erahnen. Die Luft war feucht und stickig, schwanger mit dem Geruch von Menschenleibern und Wunden. Überall sah sie Büßer in verschiedenen Zuständen. Einige von ihnen waren wenig mehr als sabbernde Wahnsinnige, die Masse aber schien in Gebete vertieft zu sein. Athena konnte sie nicht zählen, aber es waren hunderte, wenn nicht tausende, die ihren Weg hierherunter gefunden hatten. Kaum jemand nahm Notiz von der Schwester, die in ihrer weißen Rüstung mit dem Bolter im Seitenholster hier völlig deplatziert wirkte - ganz im Gegensatz zu dem vorausgehenden Konfessor: ihm schien tatsächlich eine Art Ergebenheit erwiesen zu werden, die sonst nur dem Imperator vorbehalten war. Nachdenklich runzelte Athena die Stirn. Was sollte sie hier? Tannhäuser führte sie langsam zu einer Zelle, in der neben einem grob gezimmerten Bett mit einer Matratze und dünnen Laken nur ein Tisch und zwei Stühle standen, die ebenfalls kaum mehr als mit gutem Willen und wenig Geschick zusammengewerkelte Bohlen waren. Der alte Konfessor deutete mit einer Hand auf einen der Stühle und setzte sich dann mit einem unbewussten Stöhnen auf den anderen. Athena schüttelte energisch den Kopf. Abgesehen davon, dass sie sich nicht sicher war, ob der Stuhl dem Gewicht ihrer Servorüstung gewachsen war, wollte sie nicht sitzen. Je eher sie diesen Ort wieder verlassen konnte, umso besser. Tannhäuser lächelte sie an. Verstört blickte Athena in seine Augen.

Drucke diesen Beitrag

  Zwangsbesiedlung
Geschrieben von: Die Stimme - 11-06-2016, 08:56 PM - Forum: Gohmor Guardian - Keine Antworten

Wir wollen von unseren Lesern wissen, was halten sie von der Idee Koron X mit Straftätern zwangszubesiedeln?

Drucke diesen Beitrag

  Unter vollem Dampf nach Horning
Geschrieben von: Drudox - 10-27-2016, 10:19 PM - Forum: Horning - Antworten (2)

Gohmor zeigte sich an diesem Morgen von seiner besten Seite. Ein beißender Smog lag in der Luft und ein Schneefall aus Asche ging sachte nieder. Es war frisch, wenn nicht gerade ein heißer Schwall verbrauchter Luft von der Stadt ausgeschwitzt wurde. Drudox zog den Mantel enger, löste den Deckel von einem Pappbecher voll TangKave und nahm einen kleinen Schluck. Das Gesöff war heiß, ansonsten gewohnt widerlich. Koffeinhaltiges Getränk aus Algen, auf so eine bescheuerte Idee musste man auch erst einmal kommen. Er nippte noch einmal daran und presste den Deckel dann wieder auf den Becher, um zu verhinder, dass der Hochgenuss sich mit Asche füllte. Vom Kai aus beobachtete er wie die Jungs, die er für die Überfahrt nach Horning angeheuert hatte, Scheiße schleppten.
Wortwörtlich!
Sie würden die Tiamat mit hochverdichteter Squam- Squamscheiße befeuern, was wesentlich preiswerter als Kohle oder... ihr Ahnen bewahrt, Holz war. Außerdem passte es irgendwie ganz gut in das Gesamtbild. Drudox lächelte grimmig. Der ganzen Szenerie, wie seine bärbeißigen Halsabschneider vor der Kulisse der düster drückenden Stadt Dung in den rostigen Kahn schaufelten, ging aber auch sowas von jeglicher Seefahrerromantik ab.
Er liebte es einfach.
Das die Brühe des Hafenbeckens dazu ölig träge gegen Rumpf klatschte rundete die ganze Sache zusätzlich ab. Aus dem Schornstein der Tiamat kräuselte sich bereits stinkender Rauch, da das Feuer lange brauchte um angefacht zu werden. Seit vier Stunden war sein Cheftechniker, ein Bastard namens Konrad, damit beschäftigt alles für ihre Auslaufen vorzubereiten. Sie mussten los, bevor das anbrach, was man in Gohmor großzügig den Morgen nannte. Besser wenn ihre Abreise noch von ein bisschen Dämmerung beschattet war. Nicht das sich irgendein übereifriger Zollbeamter den Dienstbeginn mit einer Filze versüßen wollte. So großzügig war seine Bestechung dann doch nicht gewesen, dass er sich vollkommen darauf verließ unbehelligt abreisen zu können. Eigentlich fehlte nur noch Chandra und die restliche Squam- Scheiße.
Drudox blickte auf die Uhr.
Sie würde die einzige Frau an Bord sein, was nichts damit zutun hatte, dass er keine Ladys auf seiner Lady haben wollte, sondern schlicht das sich keine anderen für sein bescheidendes Besoldungsangebot gemeldet hatten. Das konnte noch unangenehm werden, wenn der erste Kerl Chandra an den Hintern packte oder ihr ein eindeutig zweideutiges Angebot machte. Also nicht für das Mädel, sondern für den armen Tropf, an dem sie das erste Exempel statuieren musste. Er hatte diese seine treue Kundin noch nicht in Aktion erlebt, doch er hatte sein Lebtag mit genügend Söldnern zutun gehabt um zu erkennen wann jemand ein harter Hund war und wann er nur so tat. Bei Chandra hatte er im Urin, dass sie nicht zu letzterer Kategorie zählte. Anders als bei einigen Burschen seiner edlen Mannschaft. Er freute sich schon auf das Klarstellen der Verhältnisse.
Der Squat sah noch einmal auf die Uhr.

Drucke diesen Beitrag

  Leben und sterben in Rasankur / Sitten und Gebräuche in der Götterstadt
Geschrieben von: Kogan - 09-21-2016, 10:46 PM - Forum: Hintergrund Rasankur - Antworten (1)

Kleidung bei Hofe

Eine natürlich gewachsene Gesellschaft bildet ganz eigene Verhaltensformen und Benimmregeln aus, die sich zur Konvention und zum guten Ton entwickeln. Rasankur stellt darin keine Ausnahme dar, auch wenn seine Bevölkerung aus Dienern und Anbetern finsterer Gottheiten besteht. Gerade am Hof des Schwarzen Drachen existieren klare Verhaltensmaßregeln und Umgangsformen, die beachtet werden sollten, gedenkt man Status und Wahrnehmung in diesen Kreisen zu gewinnen, beziehungsweise zu wahren.

Zwei zentrale Themen lassen sich in Rasankur immer wieder finden, sei es in der Geschichte, der Kunst oder den sozialen Normen. Diese sind Kampf und Sexualität, oder präziser ausgedrückt, Mordgier und Wollust. Teils als natürliche Folge der Chaosdienerschaft der Rasankurbewohner, teils als bewusste Verhöhnung von tabuisierten Aspekten der imperialen Kultur. Die Dame, die bei Hofe etwas gelten will, kleidet sich in Latexmoden, die ihre Atribute herausstellen, Nacktheit vorgaukeln ohne wirklich unbekleidet zu sein. Dabei spielen die körperlichen Gegebenheiten der Trägerin eine untergeordnete Rolle, es kommt weniger darauf an ob jemand füllig, schlank oder mit Mutationen gesegnet ist, als vielmehr um das genaue Austarieren dessen, was man zur Schau stellt. Dafür gibt es keinen wirklichen Leitfaden und es bedarf Raffinesse oder langer Erfahrung in dieser Gesellschaft, um das richtige Maß zu finden. Verhüllt das Kleidungsstück zu viel des Körpers, so wird die Trägerin als prüde und langweilig belächelt, jemand der nicht bereit ist sich seinen urwüchsigen Gelüsten hinzugeben, wie es den Göttern wohlgefällig wäre. Schlägt sie in das andere Extrem und offenbart zu viel der eigenen Reize, so betrachtet man sie als plump und übereifrig, als jemand der als mehr zu gelten trachtet als er ist.
Als wäre es nicht schwierig genug bei diesen Anforderungen richtig zu liegen, kommen noch Moden hinzu, die sich nach den mannigfaltigsten Faktoren richten können. So etwa ob Masken zum Ensemble getragen werden, ob gewisse Partien des Leibes unbekleidet bleiben oder durch Schmuck verschiedenster Art verziert werden. So war es eine Saison üblich, dass Damen sich mit künstlichen Phal­li versahen und so eine Androgynie erschufen, welche schlicht als erlesener Geschmack dieser Tage galt. Derartige Finessen können durchaus auch heute noch ihren Weg in die Garderobe finden, wenn man damit klar Bezug auf die vergangene Saison nehmen will, um etwa eine Haltung dieser Zeitspanne zu ehren.
Das richtige Kleiden als lustvolle Versuchung muss ungezwungen und beiläufig erscheinen, egal wie viel Aufwand es gekostet hat.
Dieser Aufwand stellt sich nicht nur durch die schiere Herausforderung der getragenen Garderobe ein, sondern allein schon durch den Umstand, dass Latex auf nackter Haut alles andere als die ideale Kleidungswahl in einer Wüstenregion darstellt. Bei dem Spiel mit der Lust ist es allerdings verpönt Körpergeruch zu entwickeln, was ein genaues Abstimmen zwischen Anlegen und Auftreten erfordert. Dem kommt entgegen, dass es sich bei dieser Kleidung um eine Form von Festgewänder handelt und entsprechende Festlichkeiten sich in Rasankur von altersher Nachts abspielen, wenn die Temperaturen erträglich werden. Tatsächlich hat sich um diese Art der extravaganten Bekleidung ein regelrechter Handwerkszweig entwickelt, der den Grundstoff der Latexmasse aus Gewächsen der Wüste gewinnt und dann kunstvoll verarbeitet. Selbstredend beziehen die Damen der Gesellschaft maßangefertigte Stücke, deren Herstellung und Anpassung entsprechende Zeit in Anspruch nimmt und alles andere als kostengünstig sind. Es hat sich etabliert, dass diese Form der Bekleidung der Frauenwelt vorbehalten ist, was allerdings kein unumstößliches Gesetz darstellt. Allein schon deswegen nicht, weil man unter der begünstigenden Segnung der Götter nicht immer einwandfrei feststellen kann, wo die Grenze zwischen Geschlechtern verläuft. So stört sich niemand daran, wenn auch Männer einen ähnlichen Aufzug wählen. Das ist unüblich, doch wenn der Entsprechende sich eloquent in seiner Wahl zeigt, dann wird ihm eher gesteigerte Bewunderung zuteil, als dass man über sein Ausscheren aus dem Gewohnten die Nase rümpfen wird. Überhaupt lässt sich benennen, dass diese Form des Körperkults zwar übersexualisiert ist aber eine Rollenverteilung, welche ein Geschlecht über das andere stellt, in Rasankur niemals ein Thema gewesen ist. Das mag weniger an einer generell höher entwickelten Toleranz liegen, als vielmehr daran, dass man Gefahr läuft jemanden seine stereotypen Ansichten aufzuzwingen, der von den Göttern mit tödlichen Gegenargumenten oder einer kurzen Geduldsspanne versehen wurde. Das eher Frauen zu dem beschrieben Kleidungsstil neigen liegt wohl auch daran, dass der Latex als Stoff für die Stücke durch die "Schlafende Göttin", die entrückte Gemahlin des schwarzen Drachens etabliert wurde und diese nun einmal weiblich war.
Trotzdem ist es kaum verwunderlich, dass der übliche Aufzug der Männer ebenso zuweilen von Frauen okkupiert wird. Die Herren, die sich im Schatten des Schwarzen Drachens aufhalten, tragen die Atribute des Mordes und der niedergeworfenen Feinde. Rüstungsteile und Trophäen werden stolz zur Schau gestellt. Dabei ist es Mode, dass die Rüstungen weniger dem Pragmatismus verhaftet sind, wie man es gewöhnlich im Feld vorfinden wird. Vielmehr sind Helmzier, Gesichtsmasken und Schulterstücke überstilisiert und geben eher eine Ahnung der Funktion an, als das sie wirklich für den Kampf gedacht sind. Besonders die Gesichtsmaske stellt eine künstlerische Weiterentwicklung der Un-Anbara der kämpfenden Rasankuri dar. Getragene Kunstwerke, die den Ruhm der Götter, des Schwarzen Drachens, der Stadt und natürlich auch der eigenen Taten verherrlichen.
Im Saal der tausend Völker wird niemand zu seiner Abendgarderobe eine Schusswaffe tragen. In den Kreisen einer hochgestellten Festivität sind erbeutete Nahkampfwaffen üblich, die nicht nur den Sieg über einen Feind anzeigen, sondern auch andeuten, dass man seinem Gegner auf Augenhöhe entgegengetreten ist. So wie natürlich auch weibliche Kriegerinnen die Trophäen ihrer bestandenen Schlachten ihren Garderoben hinzufügen, bleibt auch die Männerwelt nicht vom Thema der ausschweifenden Gier des Fleisches unberührt. Exponieren des Schambereichs oder überproportionierte Schamkapseln lassen sich an vielen Prunkharnischen finden und gehören zum gewohnten Bild.

Drucke diesen Beitrag

  Dampf Hal- U-Boot Tiamat
Geschrieben von: Drudox - 09-04-2016, 09:51 PM - Forum: Drudoxs weiß Bescheid! - Keine Antworten

Ahoi Süßwassermatrosen und Kielschweine,

ja ich steigere mich. Gestern war es ein Panzer (der übrigens noch immer in einer meiner Lagerhallen verstaubt und keinen Abnehmer findet... kommt schon Leute EIN PANZER!) und heute biete ich euch ein Kriegsschiff an.
Da sag noch einer bei mir gäbe es keine kontinuierliche Erweiterung der Produktpalette. Zugegeben, dass dieses Schmuckstück vom Stapel gelaufen ist ist schon ein, zwei Tage her, aber nichtsdestotrotz ist es ein echtes Liebhaberstück und kann darüber hinaus durchaus in einigen Situationen von Nutzen sein.

[CENTER][Bild: halbuboottgjo02iamk.jpg][/CENTER]

Vorweg erzähle ich euch aber wie ich zu diesem schwimmenden Schmuckstück gekommen bin. Dazu muss ich weiter ausholen und wir müssen uns ein wenig mit der Nation Tiefgrund, genauer mit deren mariner Streitkraft beschäftigen. Diese Nation besteht aus unzähligen Inseln, wie wir alle mal im Geografieunterricht gelernt haben. Entsprechend konzentriert sich die militärische Verteidigung auf die See. Die PVS dieser Region, die einen sehr feudalen Charakter hat, wird durch die Großgrundbesitzer, die sogenannten Erralen gestellt. Ein Erral der etwas in der Kultur Tiefgrunds gelten will, der muss mindestens ein Schiff stellen, ausrüsten und unterhalten. Je mehr Geld in die Verteidigung der Nation investiert wird um so größer der Einfluss und die Geltung des entsprechenden Errals.
Drei Dinge sind für die Schiffe signifikant, die auf diese Weise in der Flotte Tiefgrunds zu finden sind. Zum einen, dass sie an die Gewässer dieser Region angepasst sind, also zwar hochseetüchtig aber mit sehr geringem Tiefgang. Zweitens, dass sie als Antrieb häufig Methoden benutzen, die nicht unbedingt auf der Höhe der Zeit sind, wie etwa Segel, Dampf oder sogar Ruder. Das hat einfach damit zutun, dass ein Erral, der ein Schiff bauen lässt, sehr genau auf die Kosten achtet und ein Verbrennungsantrieb (also Promethium oder andere Flüssigtreibstoffe), ein Atomreaktor oder gar ein Fusionsantrieb nichts ist, was mit den Kostenvorstellung des Auftraggebers in Einklang zu bringen ist. Das Motto ist daher: Lieber drei Dampfschiffe und zwei unter Segeln, als eins mit teurer Maschine im Bauch.
Der Dritte Punkt betrifft das Alter. Die Schiffe werden oftmals von Generation zu Generation weitergegeben und entsprechend alt sind die Schiffe. Um es gleich vorweg zu nehmen, das bedeutet nicht, dass diese Fahrzeuge schlecht oder hoffnungslos unterlegen wären. Die Kapitäne Tiefgrunds sind vielmehr überaus geschickt darin diese Sorte von Kriegsschiff im Rahmen ihrer Vorgaben voll auszunutzen und sie effizient zu führen.

Nun aber zur Tiamat selbst.
Dieses Schiff fällt unter die Kategorie der sogenannten Halb- U- Boote, was damit zu erklären ist, dass der größere Teil des Gefährts unter der Wasserlinie liegt, zumindest wenn das Schiff zu einem guten Teil beladen ist.

Die Tiamat wurde im Jahre 65 n.K.d.H durch Erral Harald von Glennquell in Auftrag gegeben und zwei Jahre später fertig gestellt. In jener Zeit baute man auf Tiefgrund vorwiegend mit Holz, da es die billigere Ressource darstellte. Von Glennquell gedachte jedoch langfristiger wirtschaftlich zu sein und rechnete die Wartung eines Holzschiffes gegen die mit einem metallenen Rumpf auf. Darüberhinaus stellte ein derart gepanzerter Rumpf einen weiteren Vorteil gegen hölzerne Varianten dar. Das meiste sparte man schließlich, wenn der Kahn nicht nach Beschuss untergeht und man einen neuen bauen muss. Für den Antrieb wählte der gute Erral zwei Dampfmaschinen mit sogenannten Universalöfen aus. Dies bedeutet nichts anderes, als das man in diesen Öfen alles verbrennen kann, von Holz, über Kohle, Torf, Brennstein, bis hin zu alten Gummireifen und Müll. Wenn es brennt, dann treibt es die Maschine an. Unter voller Befeuerung schaffen diese beiden alten Damen ihre 300 PS und treiben die 670 Tonnen und 48 Meter des Schiffs mit etwa 30 km/h an. Was das in Knoten ist, dass muss jemand benennen der mehr Zeit auf dem Wasser verbracht hat als ich.
Wie dem auch sei, die Tiamat versah ihren Dienst also unter der Fahne der Glennquells und hat so einiges miterlebt in dieser Zeit. Nun muss man wissen, dass sich die Errals keineswegs immer grün sind und Familienfehden, von denen es nicht wenige gibt, auch immer mit den Schiffen ausgetragen werden, die eigentlich zum Schutz der Nation gedacht sind. In unserer Zeit geschieht das weniger, aber es kommt noch vor. Damals jedoch, war es an der Tagesordnung, das sich irgendwelche feindlich gesonnenen Sippen zwischen den Untiefen der Inseln und in den Fjorden Schlagabtausche lieferten. Interessant dabei, dass der erste Kampfeinsatz der Tiamat jedoch nicht gegen derartige Gegner stattfand. 69 n.K.d.H hatte der sogenannte Kohlenschipperaufstand unterbezahlte Arbeiter, die nur dem Namen nach mehr wert waren (und wohl auch noch sind) als Leibeigene, den Aufstand geprobt. Sie stürmten mehrere Landsitze und plünderten die Waffenkammern. Bei der Gelegenheit wurden auch gleich noch ein paar der verhassten Errals aufgeknüpft. Als sich der Widerstand gegen die Revolte formierte, stürmten die Kohlenschipper Festung Treuenhöh und verbarrikadierten sich dort. Nun hätte man die Aufständischen gewiss aushungern können, doch fürchtete man unter der herrschenden Klasse, dass jeder verstreichende Tag andere Arbeiter zu ähnlichen Aktionen anstiften könnte. Also musste die Aristokratie ein klares Zeichen setzen und das konnte nur heißen: Erstürmung!
Nun war der ganzen Sache von Land wohl nicht beizukommen und so musste des von See aus gehen. Fünf Schiffe traten dazu an, darunter auch die Tiamat.
Um es kurz zu machen, von den vier anderen Schiffen wurden zwei auf den Grund geschickt und zwei so schwer beschädigt, dass sie den Rückweg antreten mussten. Die Tiamat dampfte gemütlich in den Hafen der Festung, während die Geschosse der Batterien von ihrer Metallhaut abprallten. Sie selbst begann in aller Ruhe dann eine der Stellungen nach der anderen zu beschießen und zu zerstören. So ermöglichte sie dann den letzten Sturm durch Landungseinheiten.

Nach dieser ruhmreichen Tat (oder ruchlosen, je nachdem wen man fragt.) wurde es still um die Tiamat. Dazu muss man wissen, dass es nicht besonders prestigeträchtig für jemanden aus der Gesellschaftsschicht der tiefgrunder Kapitäne ist das Kommando über so ein Schiff zu haben. Nichts mit Seefahrerromantik, mit geschniegelter Uniform auf dem Kommandodeck stehen und sich die Gischt um die zu hoch getragene Nase sprühen lassen. Ein Halb- U-Boot bedeutet Schweiß, Dreck und Hitze auf engstem Raum, Seite an Seite mit dem einfachen Seemann. Entsprechend hielt sich die Begeisterung auf der Tiamat Dienst zu tun scheinbar sehr in Grenzen. Immer wieder gab es Jahre, in denen sie nur im Hafen dümpelte und gar nicht genutzt wurde.
Nur zum Verständnis, ich beziehe meine Informationen aus einer Kiste voller Dokumente, die sich rund um das Schiff drehen. Nicht sortiert und teilweise in keinem sehr guten Zustand. Beim Verkauf habe ich sie dazu bekommen. Ich habe noch lange nicht alles durchgesehen und eventuell habe ich etwas übersehen. Aber bis auf einige kleinere Gefechte mit Schmugglern und der Beteiligung bei einer Blockade, schien das militärische Leben des Schiffes recht ruhig verlaufen zu sein. Abgesehen vom vorläufigen Schlussakt, aber dazu komme ich noch.
174 n.K.d.H wurde das Schiff überhohlt und die Folks- Rückladegeschütze im vorderen Turm gegen Laserkanonen ausgetauscht. Das gab der Tiamat natürlich noch mal einiges an Schlagkraft oben drauf und auch wesentlich größere Schiffe mussten nun zu recht Angst vor ihr haben.

Kurz will ich noch einmal auf die Konstruktionsweise der beiden Türme eingehen, da diese sehr bezeichnend für die Denkweise der Nation Tiefgrund sind. Die beiden Türme sind drehbar, was jedoch manuell geschieht. Soll heißen, im Rumpf müssen mehrere Matrosen an einem Drehkreuz schieben, um den darüber liegenden Turm auf seinem eingefetteten Zahnkranz zu bewegen. Richtig aufeinander abgestimmt, konnten die Lademannschaften der Kanonen auf ein Ziel abfeuern und anschließend so schnell laden, dass sie erneut feuern konnten wenn der Turm sich einmal gedreht hatte. Damit konnten die vier Kanonen eines Turmes einen steigen Beschuss aufrecht erhalten. Primitiv und gleichzeitig clever.
Da dies natürlich einiges an Muskelkraft bedarf, ist die Mannschaftsstärke auch mit 80 Matrosen angegeben. Mit der Hälfte kann man jedoch schon effektiv operieren, würde ich behaupten.

Wie aber bin ich nun an die Tiamat gekommen?
Nun, die Familie Glennquell ist dieser Tage nicht ansatzweise mehr so wohlhabend, wie sie es dazumal war. Also trug sie sich wohl schon lange mit dem Gedanken die alte Lady zu verkaufen. Leider wollte sie in Tiefgrund niemand, aus den oben genannten Gründen. Auch in anderen Regionen gab es keine Interessenten, da ein Halb- U- Boot schon eine sehr eigene Sorte von Wasserfahrzeug ist. Die Glennquells gliederten das Boot daher bei den Kontingenten mit an, die nach Horning entsandt wurden. Vielleicht spekulierte man darauf, dass die Horninger, die einen ebenso exzellenten Ruf als Seefahrer haben wie die Tiefgrunder, die Tiamat versenkten. Das wäre nicht nur ein ehrenhafter Abgang, sondern vielleicht hatte die Familie auch eine Versicherung auf den Kahn laufen. Wer weiß, wer weiß?
Dumm nur, dass die Mannschaft unter Kapitän Wilhelm Duningham etwas dagegen zu haben schien ruhmreich abzusaufen. Vielmehr schlug sich die Tiamat in einigen Gefechten recht gut. Als es nun hieß, der Sold für Kapitän und Mannschaft laufe aus, teilte man ihnen mit, dass man nicht darauf spekuliere die Tiamat wieder in Tiefgrund zu empfangen und auch der Mannschaft eine Reise nicht bezahlen würde. Ihr könnt euch denken, dass die Begeisterung der abgekämpften Seeleute gegen Null tendierte. Ich traf Kapitän Duningham in einer Kneipe in einer Dammstadt, die wir hier nicht näher benennen wollen. Ich bot ihm an, mich, ein paar Kameraden und einige zahlungskräftige Pilger mit nach Gohmor zu nehmen, wo ich ihm das Schiff abkaufen würde. So wäre seine Rückreise nicht ganz umsonst und von Gohmor wäre es um einiges leichter zurück nach Tiefgrund zu kommen als von Horning aus. Er willigte ein und so bin ich nun im Besitz eines Halb- U- Boots, welches momentan im Gohmorer Hafen liegt.

Sollte jemand wieder erwarten Interesse an der Tiamat haben, so ließe sich über einen Preis natürlich verhandeln. Allerdings brenne ich darauf noch einmal selbst eine Fahrt zu unternehmen.
Da ich nicht damit rechne, dass die Kaufinteressenten mir morgen schon die Bude einrennen, bin ich guter Dinge diese Fahrt auch abzuleisten.

Drucke diesen Beitrag