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Frag setzte seine Brillenmaske auf. Es dauerte kurz, bis er sich an diese Konstruktion gewöhnte. Die sicht war sehr eingeschränkt. Ebenso wie Morry konnte er sich nicht entscheiden, ob er Lachen oder Weinen sollte, als er jedoch zu Morry blickte, welcher sich die Maske soeben aufgesetzt hatte, musste er kurz lachen. Kurz spielte er sich, prüfte, wie gut er trotz den Spiegeln mit dem Gewehr zielen konnte. Sie blieben jedoch nicht viel länger stehen, sondern gingen weiter, durch die dunklen Gänge, weiterhin dem Gerät des Doktors folgend.
Gegen die Erblindung helfen Spiegel? Also wird die Kraft anscheinend abgeschwächt, wenn kein direkter Sichtkontakt herrscht. Wäre es denn auch möglich gewesen, diesem Effekt zu entrinnen, indem man es nicht mit den eigenen Augen ansieht sondern mit einem Bionic oder irgendeinem Technischem Gerät?
Diese Worte waren leise gesprochen, erhoffte sich Frag dadurch doch, dass ein möglicher Beobachter sie nicht hören konnte. War da etwas? Frag hielt inne, lauschte, doch er konnte nichts hören. Dieses Geräusch, als ob da jemand gehen würde. Er bildete sich ein, dass er es von weiter vorne gehört hatte. Morry war ebenfalls stehen geblieben, als Frag abrupt anhielt, doch er schien nichts gehört zu haben. War das nur Einbildung? War Frag in den letzten Jahren paranoid geworden, ohne es selbst zu wissen? Gut möglich. Langsam schritt er weiter voran, das einmalige Geräusch hatte sich nicht wiederholt und auch sonst schien keiner etwas bemerkt zu haben. Doch gerade, als Frag näher an die nächste Abbiegung wollte, hörte er dieses Geräusch wieder. Es war, soweit er das beurteilen konnte, haargenau das Selbe, nur lauter und deutlicher. Es hörte sich an, als ob etwas in eine Wasserpfütze steigen würde. Unwahrscheinlich, dass nur eine undichte Leitung einen Streich mit Frag trieb, denn das charakteristische, tropfende Geräusch hörte sich anders an. Das Gewehr erhob sich, auf die Biegung gerichtet, während Frag langsam auf diese zu ging. Er achtete jedoch, dass der Lauf nicht um die Ecke hervor trat, und zog das Gewehr ein, als er zu nahe war. Vorsichtig spähte er um die Ecke herum, war er sich doch nicht sicher, ob da nun etwas war oder doch nicht. Morry, der hinter Frag stand, verhielt sich ähnlich vorsichtig. Ob das nun war, weil er dieses Geräusch auch gehört hatte, oder als Reaktion auf Frags verhalten, nur Morry selber wusste das. Zwar hätte Frag ihn nur zu gerne gefragt, doch befürchtete er, dass er sie dadurch dem, möglicherweise schon um die Ecke lauerndem Feind, preisgeben könnte. In diesem Fall war Zeichensprache sehr sinnvoll, doch die einzige Solche, welche Frag beherrschte, oder zumindest einmal beherrscht hatte, war die Zeichensprache, die sie bei der Inquisition beigebracht bekommen haben.
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Das ist unrelevant, sie Narr! Feldforschung bietet keinen Platz für Hypothesen. Konzentrieren sie sich auf das wofür man sie bezahlt. Schinders barsche Antwort war vielleicht verletzender als ursprünglich beabsichtigt. Der Doktor war nun, da das Ziel ihrer Exkursion so fühlbar nahe war, merklich angespannt. Schnell stakste er voran, ohne auf die möglichen Gefahren der drohenden Dunkelheit zu achten.
Er hielt erst wieder inne als er einen beeindruckend große Kaverne erreicht hatte. Das Gemäuer erinnerte an einen zentralen, Abwasserknotenpunkt. Bis auf die Pfützen herabtropfenden Kondenswassers entbehrte es jedoch jeglichen Nasses. Die halbrunden Kanäle lagen trocken da. Vielmehr hatte sich hier ein Biotop abstruser, unterirdischer Pflanzen etabliert. Moose, Flechten und diverse Pilze gaben sich ein Stelldichein. Vom Himmelszelt, einem undurchdringlichen Gewirr aus Rohren aller Dicken und Stadien des Verfalls, hingen tropfende Gewächse herab, die an die Bärte stilisierter Weiser erinnerten. Nur waren diese nicht mit den Jahren ergraut, sondern schimmerten, unter dem Schein der Taschenlampen, in einer vitalen Giftigkeit. Die ganze Szenerie hatte etwas Schleimiges und Unangenehmes, was sich nur schwerlich an einer einzelnen Sache festmachen ließ. Vielleicht war es die Tatsache das man hier unten nicht mit einer solchen Fülle an Leben rechnete, oder es lag daran das dieser “Garten” in völliger Dunkelheit gediehen war und seine pure Existenz, die den Gesetzen von Photosynthese spottete, eine Beleidigung für das menschliche Auge darstellte.
Dieser unterbewusste Schrecken trat jedoch in den Hintergrund als die Toten aus eben diesem hervorstachen.
Sie waren nicht gleich zu sehen gewesen, denn die Groteske dieser Natur hatte ihren Mantel geschickt über sie gebreitet und in das abscheuliche Gemälde mit einbezogen. So etwa die kleine Formation aus vermeintlichen Steinen und überwucherten Stöcken. Bei näherem Betrachten offenbarten die Steine Höhlen in denen einst Augen gesessen hatten und die Stöcke bildeten nicht aus einer reinen Laune heraus das stützende Gebilde eines Brustkorbes. Überwogen auch die älteren Leichen, so waren doch auch Tote jüngeren Datums auszumachen. Viel auch hier von Moosen und Flechten geentert und mit einer zweiten, grünen Haut überzogen. Mindestens zwei Kadaver gehörten zur Forschungsstation. Ein Arzt und ein Techniker, beide mit dem Zeichen des Hauses Siris auf der Brust. Sie erinnerten beide auf fatale Weise an die verwirrte Frau, welche ihnen über den Weg gelaufen war. Das Haar und die Augen so weiß wie Glutasche, beide mit einem unnatürlichen, fast krampfhaft wirkenden, Grinsen auf den Gesichtern.
Dort! Flüsterte schließlich der Doktor und riss seine Begleiter so aus der markarberen Faszination, derer er sich selbst nur hatte schwerlich entziehen können. Sein spindeldürrer Zeigefinger wies in das Dickicht der Rohrleitungen und tatsächlich, da saß das Wesen.
Seine Beschreibung fiel dem analytischen Verstand Schinders ausgenommen schwer. Es war von einer Fremdartigkeit welche Aspekte des uns Bekannten mit einschloss und dabei seine Verleumdung des Vertrauten nur noch verstärkte. Es war etwa doppelt so groß wie ein Mensch und wirkte durch seine hockende Position sehr kompakt.
Vergleiche zu einer Motte stellten sich ein, wurden von Schinder jedoch verworfen weil es nur sehr rudimentäre Ähnlichkeit mit diesem Nachtfalter hatte. Es war weiß, soviel ließ sich sagen. Eine kränkliche, irgendwie abstoßende, Nichtfarbe, ein Abwesendsein von Allem. Der Körper wirkte spröde und gleichzeitig schwammig, so als würde eine Hand, deren Träger die Abscheu überwinden, und das Geschöpf berühren könnte, tief in das Fleisch eintauchen können. Es hatte Gliedmaßen, mit denen es sich an den Rohren Halt verschaffte. Allein es war unmöglich zu bestimmen wie viele es davon besaß. Sie waren unproportional verteilt, einige schienen steif, andere hatten mehrere Gelenke, die in zwei, drei, oder mehr Greifgliedern endeten. Ein Kopf ließ sich nicht bestimmen, lediglich eine Verdickung am oberen Teil des Rumpfs, was aber genauso gut eine Deformation des Leibes sein konnte. Keine Körperöffnung war zu erkennen und nur die ausgefransten, weit hinter ihm herabhängenden und zusammengefalteten Flügel ließen wieder an eine Motte oder einen Falter denken.
Von dem Geschöpf ging ein obskurer Geruch aus. Eine Mischung aus Staub, feuchten Stoffen und Pilzsporen, der ein unangenehmes Kribbeln in der Nase verursachte.
Schinder stand wie gebannt da, noch immer den Finger ausgestreckt und vor Ehrfurcht erstarrt.
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Frag klappte die Kinnlade herunter. Mit diesem Anblick hatte er nun überhaupt nicht gerechnet. Der gesamte Raum war bepflanzt! Nein, vielmehr überwuchert! Doch brauchten Pflanzen nicht zumindest einen Hauch von Sonnenlicht, um zu überleben? War das nicht so? Oder waren diese Gesetze hier wirkungslos? Was ging hier vor sich?
Doch diese Gedanken verschwanden schon bald aus Frags Gedanken, wichen einer Bewunderung, einer Faszination. Diese Pflanzen konnten doch tatsächlich komplett ohne Sonnenlicht wachsen und gedeihen. Und sie schimmerten so schön.
Zu den Gedanken der Faszination gesellten sich noch andere, welche vielmehr der Besorgnis galten. Mit einem Schlag war die komplette Faszination aus Frags Gedanken hinweggewischt. Oder besser gesagt wurden diese irgendwo in einen kleinen Teil seines Denkens verbannt. Zwischen den einzelnen Pflanzen waren doch tatsächlich die Überreste von Menschen. Wie waren sie gestorben? Haben die Pflanzen sie getötet? Brauchten sie deshalb kein Sonnenlicht, weil sie die Energie von den Lebenden entzog? Oder waren sie Opfer von diesem Wesen, welches sie jagten? Oder beides zugleich?
Dort!
Frags Blicke folgten den ausgestrecktem Finger des Doktors, welcher anscheinend schon etwas entdeckt hatte, was Frag bis jetzt nicht bemerkt hatte. Doch solch ein Geschöpf, sah es nun auch in seiner verkleinerten Pose sehr klein aus, war es doch von ausgesprochener Größe. Wie konnte er es dann nur bis jetzt nicht bemerken? Diese Pflanzen waren wahrscheinlich schuld daran. Oder war es womöglich das eingeschränkte Sichtfeld, welches dieses... zugleich menschliches, als auch unmenschliches, Wesen verdeckte? Das war sehr wahrscheinlich. Der Gewehrlauf erhob sich, war er doch inzwischen langsam zu Boden gewandert. Mit geübter Hand drehte Frag das kleine Rädchen am Zielfernrohr, justierte es für die kürzest möglichste Distanz. War diese doch üblicherweise bei 50 Metern, so hatte ein ehemaliger Kamerad, noch aus seiner Zeit bei der Inquisition, diese Funktion erweitert. Dadurch zeigte das Fadenkreuz nun ungefähr die Position, bei welcher der Schuss auf einer Entfernung von fünfzehn Metern einschlagen würde. Er würde optisch einschätzen müssen, wo genau der Schuss nun landen würde, wenn er tatsächlich schießen müsste. Er spähte durch die Linsen auf sein Ziel, der Finger am Abzug. Er hatte jedoch nicht vor, sofortigen Gebrauch von der Waffe zu machen. Wenn er das Gewehr nicht abfeuerte, musste er erst später wieder neue Munition besorgen. Und wenn er etwas über Mutanten und Xeno gelernt hatte, dann, dass diese in den meisten Fällen einen Kopf brauchten, um zu funktionieren. Doch dieser Mutant, oder was auch immer das nun war, schien keinen wirklichen Kopf zu besitzen.
Doktor? Was immer sie von diesem Wesen wollen, jetzt haben sie die Möglichkeit dazu es zu bekommen. Aber ich würde sie bitten, schnell zu machen. flüsterte er in die ungefähre Richtung des Doktors, versuchte jedoch gleichzeitig immer noch einen Blick auf dieses Wesen zu haben. Neben Frag hatte auch Morry seine Waffe im Anschlag. Hoffentlich hat Morry keinen nervösen Zeigefinger... Hoffentlich wird die Laborratte nicht nervös und rennt herum... nach kurzem setzte Frag hinzu Hoffentlich werde ich nicht nervös... Diese Gedanken waren fast schon wie ein Gebet, jedoch nicht an jemand bestimmten gerichtet.
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Dieser anmaßende Söldner fing an ihm gehörige auf die Nerven zu gehen. Was war er denn? Eine wandelnde Waffe, ein Gewehr auf Beinen. Man bezahlte ihn doch nicht um seinem Auftraggeber ständig seine Meinung und sein Vorschläge kundzutun. Gerade jetzt, wo der Triumph so greifbar nah war. Dieser Narr würde noch alles verderben.
Mit einem Ruck drehte sich Schinder zu Narl um.
Gehen sie! Entfuhr es ihm und in seiner Stimme klag unnachgiebige Entschlossenheit mit. Zusätzlich dazu stieß er mit dem Gehstock auf, was ein hell klingendes >Tack< erzeugte, welches von den verschlungenen Rohrleitungen widerklang und das sonderbare Wesen zu einer leisen Regung veranlasste. Sie auch, Herr Norrat. Ich bedarf ihrer Dienste nicht länger, ab hier komme ich und mein Assistent allein zurecht. Der Weg ist gesichert und die Untersuchung des Wesens fällt, wie ich nun erkenne, gänzlich in den Bereich meiner wissenschaftlichen Fähigkeiten.
Begeben sie sich zurück, ich werde Herrn Lucky einen positiven Abschluss der Mission melden. Aber bitte gehen sie unverzüglich. Je weniger Personen zugegen sind um so vorteilhafter für die Analyse.
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Der Gewehrlauf senkte sich wieder. Was hatte Schinder soeben gesagt? Sie sollen einfach gehen? Sein Blick wanderte zu Morry, der, trotz der Aperatur an seinem Kopf, glaubte er bei seinem Arbeitskollegen ebenfalls Verwirrung zu sehen. Doch dieser zuckte nur kurz mit den Schultern und drehte sich um. Frag tat es ihm gleich, folgte ihm. Als er jedoch an Fristler vorbei ging, schien es ihm fast so, als ob dieser überhaupt nicht erfreut war, dass ihre beiden Begleiter sie nun verließen. Frag war das jedoch nun egal. Sollte er doch vor Panik herumschreien oder sonst was machen! Die Aufsätze mit den Spiegeln haben sie zurückgelassen, doch die Lampen haben sie mitgenommen. Niemand hat daran gedacht, dass sie eigentlich dem Doktor gehören. Oder haben sie daran gedacht und es nur absichtlich vergessen?
Einige Gänge weiter ergriff Narl das Wort.
Und du weißt, wie man hier wieder raus kommt?
Nein, ich konnte mir den Weg nicht komplett Merken.
Weißt du, wo wir sonst hier noch raus können?
Als wir vorhin bei dem Gang weiter vor uns vorbei gegangen sind, kam es mir vor, als ob ich durch den dortigen Seitengang einen kleinen Luftzug gespürt hätte.
Morrys Gefühl sollte sich weiter bestätigen, denn als sie nun diesen Gang erreichten, hatte nun auch Narl das Gefühl, als ob da ein Luftzug wäre.
Die wohl best bezahlte Spazierfahrt der Geschichte...
Ja, Kumpel. Etwas mehr als 600 Credits für den Spaziergang.
Wenn doch nur alle Aufträge so wären
Die Quelle des Luftzuges, so stellte sich heraus, war eine nach oben führende Leiter mit einer horizontalen Holztüre. Die Türe, Falltüre oder wie auch immer man sie nennen wollte, hatte ein kleines Schloss. Dieses vermochte jedoch nicht die beiden Söldner aufzuhalten. Und auf der anderen Seite des Planke erstreckte sich die eigentliche Kanalisation. Wahrlich kein schöner Ort, besonders nicht im Underhive, galt sie doch als Heimat von Mutanten und anderen Wesen. Doch sie blieben verschont. Sie hatten Glück, denn schon in der Nähe gab es einen Aufstieg aus der Kanalisation. Sofern es auf ihrem kurzem Weg durch die Kanalisation auf Mutanten gestoßen waren, so hatten sich diese wohl versteckt oder waren vor den wandernden Lichtkegeln geflohen. Doch nun waren sie außerhalb, wieder an der „frischen“ Luft. Und dank der Hilfe von Morry fanden sie sich auch schon vergleichsweise Schnell wieder bei einer der Auffahrten. Die Sonne schien schräg auf die Stadt. Wie lange sind sie da unten gewesen? Es spielte keine Rolle. Der Magen knurrte und wollte gesättigt werden. Doch hierbei trennten sich die Wege, denn während Morry sofort zu den Red Cards gehen wollte, um seinen Lohn abzuholen, hatte Narl dies erst am nächsten Tag vor.
Am späten Abend kam Narl erst bei sich an. Der Magen war voll, die Ausrüstung komplett im Rucksack verstaut und zu dieser hatte sich nun ein Sturmfeuerzeug, eine Packung Lho sowie eine Flasche Whiskey dazugesellt. Dadurch war sein Bargeldvorrat beträchtlich gesunken, von Wenig auf Fast Nichts. Ein einzelner Credit steckte noch in seiner Tasche. Das würde geradenoch reichen, am nächsten Tag den Zug zu Major Lucky zu nehmen. Und genau dafür war er auch bestimmt.
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