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„Werde mir deinen Tipp merken. Vorher muss ich aber noch etwas erledigen.“ Cassian ging in das Badezimmer und drehte sich auf der Türschwelle noch einmal kurz zu Liux um. „Ich gebe dir auch einen. Gib dir Mühe mit deinem Fluchtversuch und verschwinde so schnell wie möglich aus dem Stadtteil hier. Soraya hat ihre kleinen Grabbelfinger auch in dein Hirn gesteckt nicht? Sie wissen wahrscheinlich schon, dass du dich davon machen willst. Und Revolutionäre machen mit Abweichlern und Fahnenflüchtigen sehr kurzen Prozess. Besonders die hier.“ Liux verzog ob dieses Rates keine Miene und deutete mit dem Gewehrlauf auf das Badezimmer. „Rein da.“ Cassian folgte der Aufforderung, schloss die Tür hinter sich und setzte sich aufs Klo, um die Zeit abzusitzen. Er konnte Liux im Zimmer rumoren hören, wie der Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde, dann schabende Geräusche an der Tür. Anscheinend blockierte sie gerade die Tür mit einem Stuhl. Wahrscheinlich würde da noch mehr kommen. Sie wollte also auf Nummer sichergehen, dass er ihr nicht folgen konnte. Ein paar Minuten später hörte er, wie die Zimmertür geschlossen wurde und dann herrschte Stille.
Cassian stand auf, ging zur Tür und betrachtete das Schloss aus der Nähe. Mit genügend Zeit und Dietrichen hätte er sich hier wohl leise und elegant befreien können. Das fehlte ihm gerade beides und so blieb nur ein Ersatzmittel übrig. Nackte Gewalt! Cassian trat etwas zurück und trat mit voller Wucht knapp neben dem Schloss gegen die Tür. Sie erzitterte unter der Wucht, hielt aber ansonsten souverän stand. Das würde eine längere Angelegenheit werden.
Nach langen Minuten und viel Lärm, den sein Ausbruchsversuch verursachte, gab die Tür ihren Widerstand gegen die kraftvollen, gezielten Tritte auf. Plastek riss und splitterte entlang des Schlosses und zeigte ihm das ihr Widerstand fast gebrochen war. Mit Schwung warf er sich gegen die Tür das es krachte und die Möbel auf der anderen Seite knirschten. Zwei weitere Male wiederholte er das, dann flog die Tür schließlich schwungvoll auf und warf den Stuhl, der sie blockiert hatte mit großem Getöse quer durch den Raum. Der Arbites folgte gleich hinterher und warf einen prüfenden Blick in den Raum. Alles schien noch da zu sein, wenn man vom Pistolenmagazin absah. Aber die hatte Liux ja im Flur lagern wollen. Hastig zog er sich seine Kleidung, Schutzweste und Schuhe an und stürmte in den Flur hinaus. Das Magazin lag wie versprochen dort und wanderte sofort in den Magazinschacht. Dann ging er in sein Zimmer zurück, um sich Übersicht über den Rest seiner Sachen zu machen.
Sein Rucksack lag entleert in einer Ecke, während der Inhalt von Wechselwäsche, Ersatzmagazine, Schalldämpfer und weiterem über den Boden verstreut war. Auch sein Geldbeutel lag dort. Das Geld fehlte natürlich. Wenig überraschend, da Liux ja Berufsverbrecherin war und etwas zusätzliches Kleingeld immer nützlich war.
Cassian packte zügig alle seine Sachen ein, holte Peilsender und Notizen aus seinen Verstecken und ließ sie in seinen Jackentaschen verschwinden und holsterte Flinte und Pistole.
Jetzt musste er nur noch zum Stützpunkt zurückgelangen und überlegen, ob er Liux ans Messer liefern sollte oder nicht. Vielleicht würde man ihm ja auch keine allzu vielen dummen Fragen stellen.
Name: Cassian Khline
Rasse: Mensch
Alter: 27 Standardjahre
Größe: 198cm
Zugehörigkeiten: Adeptus Arbites, Sektion 17
Aussehen: groß, breit, muskulös, schwarzer Vollbart, schwarz-graue Haare, grüne Augen
Kleidung: Zivil: Schwarze Hose, schwarzes T-Shirt, schwarze Lederjacke
Ausrüstung: Zivil: Inkor-Körperpanzer, KM2P13 (Halbautomatik), kurzläufige Schrotflinte mit Klappschaft, Handschuhe mit Protektoren, Block, Stift, Kabelbinder, Rucksack mit allerhand Kleinkram/Ausrüstung
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Wie sich zeigte stand Liux zu ihrem Wort und hatte alles genauso gemacht, wie angekündigt. Wäre nicht sein Diensteid gewesen, hätte Cassian vielleicht sogar Trost darin gefunden, dass er jemandem geholfen hatte, dem zerstörerischen Einfluss dieser Revolution zu entgehen. Ihr Dasein als Schmarotzer, als Parasit im Fell imperiumstreuer Bürger, war gewiss zu verdammen. Aber es war doch auch nicht so verwerflich, dass es eine Gefahr für die Grundfesten des Imperiums darstellte. Ein paar Jahre in einem Arbeitslager oder einem Strafbataillon hätten sie vielleicht läutern und auf den Pfad der Tugend zurückbringen können. Ein Projekt für die Zukunft und wohl für andere, niedrigschwelliger agierende Vollstrecker des imperialen Rechts
Auf der Straße lag die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm wie ein Leichentuch über allem. Nur dann und wann eilten Einzelpersonen oder kleine Gruppen zielstrebig ihrem Bestimmungsort entgegen. Selbst von den Straßen um die Ebenenzufahrt, wo die größten zivilen Proteste stattgefunden hatten, war nichts mehr zu hören. Die dort aktiven PVS- Aufruhreinheiten und Arbites hätten vermutlich relativ unbehelligt einmarschieren und zumindest die Blöcke an der Hauptstraße problemlos unter ihre Kontrolle bringen können.
Dass sie es nicht taten, sprach eine klare Sprache.
Cassian kam ohne Zwischenfälle zurück in das Lager.
Wenn jemals einer der Verantwortlichen die Befürchtung gehabt hatte, dass sich Agenten einschleichen würden, dann war dies inzwischen hinfällig. Alle wussten, was sehr bald passieren würde und daran änderte auch die Entdeckung eines eingesickerten Feindes nichts mehr. Das musste eine Gleichgültigkeit gegenüber Dingen sein, die sich nicht mehr vermeiden ließen. Denn fehlende Fachexpertise für derartige Sorgfältigkeit konnte man den Aufständischen nicht unterstellen. Nach den aktuellen Erkenntnissen hatten ihre Aktionen und Terrorakte Jahre, wenn nicht Jahrzehnte der Vorbereitung und Planung gebraucht. Ein gewaltiger Apparat der Geheimhaltung und Infiltration. Nur eine undichte Stelle und viele Aktionen hätten vom Feind so nicht durchgeführt werden können. Herauszufinden, wie das alles möglich gewesen war, ein Mosaiksteinchen des zerschlagenen Gesamtbildes aufzuheben und wieder an ein anderes zu setzen, deswegen war Cassian hier.
Die Beschaffenheit der Makropolebene hatte verhindert, dass vor der improvisierten Mauer Gräben ausgehoben worden waren. Zwar hätte man den Asphalt und Stahlbeton aufreißen können, um so in den darunter liegenden Versorgungsbereich zu gelangen. Kämpfer in solchen Gräben und Schützenlöchern hätten allerdings damit zu kämpfen gehabt, dass sie sich die Abwehranlagen mit Abwasser und Starkstrom gefüllt hätten, was den Aufwand nicht wert gewesen wäre. Nicht einmal sie als Fallgruben und Hindernisse zu schaffen, stand im Verhältnis von Nutzen und Ressourcenverbrauch. Wohl aber hatte man an einigen Stellen Sprengfallen verborgen. Außerdem waren die Häuser entlang der wahrscheinlichsten Zufahrtsstraße von Einsatzgruppen durchsetzt, die sich verborgen halten sollten, bis das Zeichen zum Losschlagen gegeben wurde.
Der eigentliche Verteidigungsring war der Wall und der Bereich dahinter. Natürlich stellte die überdimensionale Barrikade eine prächtige Verteidigungsstellung dar, war aber auch ein ideales Ziel. Niemand, der weiter dachte, als sein eingeimpfter Fanatismus über rechtschaffene Unbesiegbarkeit gestattete, machte sich Illusionen darüber, dass man den Wall lange würde halten können. Vielleicht wenn die anderen mit Rammen, Leitern und Schwertern dagegen anrannten. Aber davon war wohl nicht auszugehen.
Also lag die eigentliche Todeszone dahinter. Wenn der Feind die Mauer überwunden hatte und sich des Sieges gewiss war, dann würde der wahre Reigen erst beginnen.
Maschinengewehrnester, befestigte Stellungen und sogar Bunker lauerten hier auf die Imperialen. Letztere waren zum großen Teil Betonbrocken, die beim Einschlag des Baneblade aus der Ebene und aus Gebäuden gerissen worden waren. Die hatte man an günstige Stellen gezogen, mit Stahl und frischem Beton ausgebessert und mit Sandsäcken ummantelt. Hier würde der eigentliche Kampf stattfinden.
Außerdem gab es noch ein paar ganz spezielle Überraschungen, die momentan noch in extra errichten Wellblechhütten lauerten.
Als Cassian das Lager betrat, war der größere Teil der Nacht bereits verflossen. In einigen Zelten konnte man Gestalten auf den Feldbetten liegen sehen, die meisten Revolutionäre waren jedoch auf den Beinen. Es wurden Kisten geschleppt und Fässer gerollt. Letzte Stellungen befestigt.
Unter den Kämpfern sah man auch immer wieder Männer und Frauen in gelben Tuniken. Priester der Kirche der Erneuerung.
Bei einer größeren Gruppe gewahrte Cassian Renold, der sich wieder in Vater Renold verwandelt hatte. Er trug seine gelbe Amtstracht und sah entspannter aus als all die Männer und Frauen um ihn herum. An einem Lederriemen baumelte eine Schrotflinte vor seiner Hüfte.
Als er Cassian sah, hob er grüßend die Hand. Oleg stand auch bei ihnen und blickte sauertöpfisch drein.
Wir dachten schon du hättest den großen Tag verschlafen mein Freund. Er schlug dem verdeckten Agenten freundschaftlich aber eine Spur zu hart auf den Rücken. Du weißt nicht zufällig wo sich Liux herumtreibt? Wir vermissen sie und der gute Oleg hier meint, ihr hättet den Abend zusammen verbracht. Nun sie wird schon auftauchen. Bis dahin verteilen wir ihren Trupp auf euch beide. Genau das geschah dann auch. Durch den halben Trupp von Liux fand sich Cassian als Anführer von 15 Männern und Frauen wieder. Ein bunter Haufen, der mehr durch Entschlossenheit und Feuer bestach, als durch den Anschein militärischer Schulung. Sie waren mit einem Sammelsurium aus Sturm-, und Lasergewehren bewaffnet, hatten Granaten und Ersatzmagazine an den Gürteln hängen. Außerdem Messer und Beile, falls all die Fernkampfausrüstung eine Konfrontation Aug in Aug nicht verhindern konnte. Zusätzlich waren eine Handvoll schwererer Waffen in den Gruppen vertreten. So konnte Cassian über ein leichtes Maschinengewehr und einen Schulter gestützten Werfer gegen gepanzerte Ziele zurückgreifen. Auf den ersten Blick sah es immerhin so aus, als könnten die ihm anvertrauten Kämpfer mit der Ausrüstung umgehen. Typisch kurz aber intensiv Geschulte. Ob diese Ausbildung Bestand hatte wenn die ersten Kugeln pfiffen würde sich zeigen.
Renold machte sich nicht die Mühe, die Einheitenführer mit ihren Leuten bekannt zu machen. Entweder setzte er voraus, dass diese dies vor dem Kampf noch selber taten oder es war ihm schlicht egal, ob Cassian und Oleg die Namen derer kannten, die sie in den Tod schickten. Zur Ehrenrettung des Revolutionärs musste man eingestehen, dass dies in imperialen Regimenten und Armeen zu allen Zeiten und auf allen Welten meist nicht viel anders gewesen war. Mit einem roten Fettstift malte er einen groben Lageplan auf den Boden.
Hier ist der Baneblade. Ein schiefes Viereck erschien. Das Lager, die Mauer und die Hauptstraße. Hier die angrenzenden Wohnhabs. Unsere befestigten Stellungen hinter der Mauer hier. Diese wurden von drei eckigen U- Formen dargestellt. Die Untertrücker werden im Großteil wohl die Hauptstraße herunterkommen, um die Mauer anzugehen. Wir wissen von unseren Augen und Ohren in der Bevölkerung, dass sie sich bereits seit drei Tagen sammeln und nur mit Aufruhrtrupps in den Zugangsbereich gehen. Um uns glauben zu machen, sie würden es noch ernsthaft auf diese Art und Weise versuchen. Die verdammten Arbites sind ein gutes Stück vorgedrungen und haben die Demos, die wir dort als Puffer etabliert haben, zerschlagen. Sie hätten leicht bis zu uns vordringen können, haben aber ein ein paar Kilometern aufgehört. Wir sind sicher, dass sie das so besetzte Gebiet als Operationsbasis und Aufmarschgebiet benutzen wollen. Sie kommen bald, dass steht fest. Außerdem wissen sie sicherlich, dass sie es nicht nur mit Steinen und Brandsätzen zu tun kriegen werden. Aber wir glauben nicht, dass sie einschätzen können, was genau wir aufbieten können. er grinste und in seinem Mundwinkel blitzten kleine, scharfe Zähne. Wir haben Spezialteams in den Wohnhabs, die ihnen das leichte Vorankommen versauern werden. Sollten sie die Mauer überwinden, dann bekommen sie richtig eingeheizt. Euch will ich als Feuerwehr einsetzen. Verausgabt euch nicht, bevor es richtig losgeht. Geht nicht weiter als bis zur Mauer und setzt euch auch da nicht zu vielen Angriffen aus. Ich will, dass ihr dahin geht, wo unsere Linien dünn werden. Da, wo die Moral einzuknicken droht. Wenn die Situation wieder stabil ist, sucht einen anderen Bereich, wo ihr helfen könnt. Bleibt beweglich, lasst euch nicht festnageln. Wenn der Feind geschlagen ist und sich zurückzieht, verteilen wir die Aufgaben neu. Sollte es schlecht laufen, dann ist unsere letzte Stellung das Hab, in dem auch das Lounge Light ist. Wir wollen schauen, dass es dazu nicht kommt, meine Brüder und Schwestern. Ach ja… sollte Liux noch auftauchen, dann soll sie sich einem der Trupps anschließen. Ihre Führungsrolle hat sie verspielt. Diese Worte schienen zumindest Oleg mit Genugtuung zu erfüllen.
Vergesst niemals, meine Freunde, dass wir keinen einsamen und keinen verlorenen Kampf kämpfen. Sie versuchen uns das weiszumachen. Sie wollen, dass wir uns wie eine Insel in einem Meer von ihnen fühlen. Aber sie lügen in ihrer grenzenlosen Angst vor dem Zorn der Massen. Wir sind ein Leuchtfeuer, so wie der Schlag gegen ihre Ratshalle ein Leuchtfeuer war. Unser Licht in der Nacht wird gesehen werden und nur der Anfang sein. Seit frischen Mutes und fürchtet keine Finsternis.
Einem Omen gleich ging in diesem Moment das Licht aus. Eigentlich hätte jetzt der relativ sanfte Wechsel vom Nacht,- in den Tagzyklus erfolgen sollen. Aber das geschah nicht. Die Staatsmacht hatte immer wieder das Versorgungsnetz manipuliert, um den Widerständlern das Leben schwer zu machen. Bisher nur auf Abschnitte begrenzt, denn natürlich wirkten sich diese Aktionen auch auf die Bedingungungen aus, unter denen sie selbst agieren mussten. Außerdem, so spekulieren viele, wollten sie jene mürbe machen, die sich noch nicht voll und ganz auf die Seite der Aufständischen geschlagen hatten und vielleicht durch diese Methoden noch zur Aufgabe zu motivieren waren.
Diese Versuche schienen jetzt aufgegeben worden zu sein.
Das Licht ging aus. Das stetige, sanfte Summen, welches die Aufbereitungsanlagen, Lufttauscher und Umwälzer erzeugten, verstummte. Eine ungewohnte, fast schmerzhafte Stille.
Oh… Sagte Renold, während alle nach oben sahen, als könnte man den Umstand fehlenden Lichtes dadurch besser erfassen.
Die haben es scheinbar eilig. Ich dachte, wir hätten noch einen Tag. Notakrikate und starke Baustellenscheinwerfer sprangen an und drängen die Dunkelheit ein wenig zurück.
Alle auf ihre Positionen. Ich werde zu Louise gehen und hören ob es neuere Informationen über Feindbewegungen gibt.
Viel Glück, meine Freunde.
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Unter anderen Umständen hätten die Ordnungskräfte eine breit gefächerte Front aus PVSP in Vollschutz und mit kugelsicheren Schilden aufmarschieren lassen, um den Wall zu erstürmen. Wäre der Gegner nur mit den üblichen Handwaffen, Brandsätzen und Schlagwaffen ausgerüstet gewesen. Die Ordnungskräfte wussten jedoch, dass ihre Widersacher über sehr viel schweres Kriegsgerät verfügten. Selbst wenn man davon ausging, dass sie den Baneblade nicht geplündert hatten.
Also rückten zwei Chimären und vier Radpanzer vor. Im Schritttempo, damit die Infanteristen mithalten konnten, die hinter den Fahrzeugen folgten, wie die Entenküken hinte der Mutter. Die Chimären waren mit zahnbewehrten Räumschaufeln ausgerüstet, die vierrädrigen, gepanzerten PVSP- Fahrzeuge hatten lange Rammen mit flachen Spitzen, die mit Türen und Hindernissen gleichsam kurzen Prozess machen sollten. Dieser Vormarsch geschah nicht ungedeckt. In den Häuserfronten links und rechts der Hauptstaße waren Einsatzsteams unterwegs, die vermutete Nester der Rebellen ausheben sollten. Das gelang auch bei den ersten Stellungen der Widerständler, doch als diese den Angriff bemerkten, wappneten sie sich. Die Gruppen in den Gebäuden waren dabei überdurchschnittlich ausgerüstet und vorallem wild entschlossen. Erste Feuergefechte, mit Verlusten auf beiden Seiten brachen in den Hubs aus. Verstärkung durch die PVS wurde geschickt, doch der Widerstand und die Nadelöhrpositionen in denen sie sich eingeigelt hatte, machten ein Vorankommen in den Gebäuden schwer.
So konnten die Kommandos nicht verhindern, dass eine Schulter gestützte Abwehrwaffe auf eine der Chimären abgefeuert wurde. Die Rebellen wussten sehr genau, das die schwerer gepanzerten Chimären mit ihren Multilasern die größere Bedrohung darstellen. Das Geschoss detonierte am Turm des Transportpanzers, konnte diesen aber nicht durchschlagen. Sogleich drehte sich der Turm in die ungefähre Richtung und eröffnete das Feuer mit einer Kaskade aus Licht, die die Fassade des entsprechenden Wohnhabs mit Pockennarben überzog. Auch die infanteristischen PVS-Polizisten erwiderten das Feuer. Einer der Radpanzer beschleunigte unvermittelt, womit er die ihm folgenden Schützen relativ ungeschützt auf der offenen Straße zurückließ. Die motorisierte Ramme überwand die dreihundert Meter bis zur Mauer mit aufheulendem Motor und blitzenden Scheinwerfern.
Rechts von dem vorpreschenden Fahrzeug ging eine versteckte Ladung hoch. Sie war jedoch nicht nur zu weit entfernt um Schaden anzurichten, sondern auch zu spät gezündet wurden.
Der Radpanzer krachte in die Barrikade. Das ganze Konstrukt erbebte an dieser Stelle. Säulen aus Abgasen abstoßend, setzte er zurück und zerrte ein verdrehtes Stück Metall mit sich. Dann stieß er erneut vor. Dieses Mal kam er jedoch nicht gleich wieder frei. Auf der Mauerkrone erschienen jetzt Gestalten. Ein Flackern und zwei Brandsätze landeten auf dem Dach des Radpanzers. Der wurde in flüssiges Feuer getaucht.
Jetzt war der Startschuss buchstäblich gegeben. Von der Schrottmauer, aus den Fenstern der Habs und aus Schießscharten in der Mauer wurde gefeuert, als sollte das Ende der Welt eingeläutet werden. Die ungeschützten Soldaten, die den übereifrigen Radpanzer begleitet hatten, fielen wie umgestoßenen Kekel.
Aus den Reihen der Arbites und der PVS, die zurückgesetzt bei weiteren Fahrzeugen und einigen behelfsmäßigen Sandsackstellungen auf ihren Einsatz warteten, kam vereinzeltes Gegenfeuer. Den Löwenanteil trugen jedoch die Chimären und Infanteristen. Während einer der Panzer weiter die Häuser bestrich, ließ der andere den Laser über die Barrikade wandern. Verflüssiges Metall tränte herab. Wo Matratzen oder Kunststoff getroffen wurde züngelten Flammen empor. Ein Maschinengewehr bellte los und beharkte die forderte Chimäre. Die setzten den Fornt montierten Bolter gegen die Stellung ein und bracht sie fast augenblicklich zum Verstummen. Links und rechts an dem kantigen Kollos vorbei feuernd, gaben die Soldaten gezielte Schüsse ab und brachten immer wieder einzelne, sehr viel ungebädriger schießende, Gestalten auf der Erhöhung zu Fall.
Auch wenn der Widerstand heftig war und es bereits einige Personenausfälle gegeben hatte, sah die Sache doch ganz ordentlich aus. Die Chimären setzten dem Wall gehörig zu, an einer Stelle sackte dieser sogar ein gutes Stück in sich zusammen. Die Soldaten agierten präzise und tödlich und die Radpanzer machten sich daran, den Haufen Schrott und Müll einzureißen. Einer von ihnen versuchte sich in diesem Moment an dem Tor, welches er mit drei Anläufen eindrückte und sich ins Innere des Rebellensumpfes vorschob.
Doch noch hatten diese Rebellen nicht ansatzweise alle Trümpfe ausgespielt. Sie fingen damit an, dass sie den eindringenden Radpanzer mit drei Abwehrraketen bedachten, die diesen in ein brennendes Wrack verwandelten und zum neuen Verschluss des Zugangs deklarierten.
Dann wurden Handzeichen gegeben, auf die stoisch abwartende Augen bereits gewartet hatten. Vier Mann stemmten sich gegen eine Winde, die wiederum ächzend eine Kette in Bewegung setzte. Die krude Konstruktion lief über dick mit Schmiere bedeckte Zahnräder und hob final eine metallen Abdeckung an. Wie die Luke auf einem hölzernen Kriegsselgelschiff, vorindustrieller Welten, wurde so eine verborgene Stellung in der Mauer aufgedeckt.
Dahinter lauerte nichts geringeres, als ein Feldgeschütz.
Wie es sein konnte, dass eine solche Kriegswaffe ihren Weg in ein, bis vor kurzem, gut situiertes Wohnviertel der mittleren Ebene gefunden hatte, wäre eine Geschichte für sich selbst gewesen. Ein Kabinettstück über Heimlichkeit und die äußerste Bereitschaft und den Willen ein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Aber auch über Bestechlichkeit und Inkompetenz in den Reihen jener, die für Kontrollen und Sicherheit innerhalb einer Makropole zuständig waren.
Das Donnern der Kanone brachte noch einmal ein neues Instrument in das Orchester des ohrenbetäubenden Krachs mit ein. Der erste Schuss ging fehl, prallte vom Asphalt der Straße ab und orgelte in die Front eines lange geplünderten Bekleidungsgeschäftes.
Aber die Besatzung des Geschützes war bis zu einem Punkt einer religiösen Ekstase an dem Gerät trainiert und hatte geladen und nachjustiert, noch eher die Hülse des ersten Schusses aufgehört hatte zu rauchen. Durch den eigenen Pulverdampf stach des zweite Geschoss einen Tunnel und traf diesmal tödlich genau.
In der Front der Chimäre erschien ein ausgefranstes Loch. Das Fahrzeug stockte und hielt, wie ein lebendes Wesen, dass inne hielt um über einen dringenden Sachverhalt nachzugrübeln. Dann detonierte das Fahrzeug. Der Turm wurde abgesprengt, die Heckklappe flog auf, aus den Schützenluken schlugen Flammen, in denen die Blitze brennender Laserbatterien zuckten.
Jubel bei den Kämpfern auf den Wall, Entsetzen bei der PVS.
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"So, ihr habt Bruder Renold gehört. Vater Staat möchte uns aus seinen Gewehrläufen seine Liebe zeigen. Wir wurden einander noch nicht vorgestellt und wir werden jetzt leider auch keine Zeit dafür haben. Ich bin Gording Feyfar und ihr seht nach einem feinen Haufen Leute aus. Sterbt mir da draußen also nicht, da ich sonst gar nicht eure Namen lernen kann, wenn alles vorbei ist. Verstanden? Gut." Er nickte zufrieden.
Was man ihm unterstellt hatte, hatte eigentlich nicht einmal den Namen Miliz verdient. Bewaffneter Pöbel beschrieb sie am ehesten und er wusste, dass der Arbites sie allein mit Sturmschilden und Schockschilden überrennen konnte, wenn es nötig war. Die PVS natürlich nicht. Es hatte ja seinen Grund warum sie nur die PVS war. Trotzdem würde sie vorgeschickt werden. Der Gouverneur konnte sich nicht die Blamage erlauben vom Adeptus Terra aus dem selbst verursachten Schlammassel gezogen zu werden, wenn er sein Amt und Leben behalten wollte. Außerdem konnte die PVS vielleicht doch vorhandene Stolperdrähte auslösen und damit wertvolleres Personal schonen.
Genauso wie Cassian und das ihm unterstellte Kanonenfutter wertvollere Verbände des Verräter schonen sollten.
Er blickte kurz über seine Leute und wählte dann die beiden jüngsten Kämpferinnen aus.
"Ihr beide geht zur Mauer vor und schaut, wie sich alles entwickelt. Nicht mitkämpfen oder andere Heldentaten. Nur die Situation beobachten." Er deutete auf die Kleinere der beiden Kämpferinnen. "Du wirst vorne bleiben. Wenn es zu brenzlig wird, lässt du dich etwas nach hinten fallen. Aber so, dass du immer noch einen guten Überblick hast." Dann wandte er sich an ihre Begleiterin. "Und du wirst Melderin sein und mich auf dem Laufenden halten. Ich will wissen, was an der Front passiert und ab wann wir möglicherweise ausrücken müssen. Melde dich also regelmäßig zurück und beschreib mir knapp und präzise was du siehst. Und am wichtigsten ist natürlich, dass du dich nicht über den Haufen schießen lässt. Und jetzt husch husch." Cassian versuchte gar nicht erst seinen flapsigen Tonfall zu unterdrücken. Vielleicht fanden seine Leute ihn unangemessen angesichts von dem was ihnen bevorstand, vielleicht ermutigend, dass ihr Einheitenführer die Sache so gelassen nahm. Ihm war ihre Meinung genauso egal, wie ihre Leben.
Anschließend marschierte er in die entgegengesetzte Richtung der Mauer, suchte sich eine halbwegs gut durch einen Bunker abgeschirmte Position und setzte sich, den Rücken an ebendiesen gelehnt, hin. Vage deutete er mit seiner rechten Hand herum, seinen Mitstreitern auch dazu einladend es sich bequem zu machen. "Setzt euch. Herumrennen werden wir noch genug. Vorne fängt es zwar gleich an, aber wir sollen uns ja erstmal zurückhalten. Sind ja nur die Feuerwehr. Genießt diese letzten paar Momente der Ruhe, denn später werdet ihr sie vermissen."
Ein paar der Kämpfer taten es ihm gleich, einige blieben linkisch stehen, so als ob sie nicht wussten, ob sie Cassians Beispiel folgen sollten oder nicht und ein paar taten bewusst das Gegenteil von dem was er tat und schauten ihn sauertöpfisch an. Cassian ignorierte sie alle und dachte darüber nach, wie er später am saubersten aus dieser Sauerei wieder herauskommen konnte. Er hatte keinerlei Interesse daran Sicherheitskräfte zu töten oder zu verletzen. Undcoverermittlungen hin oder her. Er war schließlich nicht Arbites geworden, um die Gesetze des Imperators zu brechen, sondern um sie zu schützen. Also musste er jetzt schauen, wie er am geschicktesten durch diesen Häuserkampf navigierte. Das hieß, wie er am besten seine Leute... nein nicht seine Leute. Die waren auf der anderen Seite der Barrikade und damit beschäftigt Recht und Ordnung wieder herzustellen. Nein, das hieß, wie er am besten die ihm anvertrauten Verräter am für ihn sinnvollsten opferte.
Und dann war da ja noch etwas anderes. Sein Ziel war hier. Sie. Louise. Das war ein Zeichen von ihm auf Terra, dass er sie so früh schon auf dem Präsentierteller bekam. Die Sache stank aber. Ja, sie war hier. Aber das ganze Gesocks scharwenzelte wahrscheinlich um sie herum. Renold. Diese widerliche Hexe Soraya und noch einige mehr. Sie alle konnten zum Problem für ihn werden. Mit etwas Glück würde es jetzt aber einige von ihnen erwischen.
Das jetzt riss ihn dann auch aus seinen Gedanken, indem es sich räuspernd zu Wort meldete. Oder vielleicht eher nicht räuspernd, sondern in Form von Gewehrsalven und Explosionen.
Diesem leichten Vorgeplänkel folgte eine gewaltige Detonation, danach deutlich leiser Jubelrufe.
"Das klang nicht nach einem der Unseren."
Name: Cassian Khline
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Man hatte mit dem Schlimmsten gerechnet. Mit Panzerabwehr-, großkalibrigen und Maschinenwaffen. Sprengfallen und vielleicht sogar mit einer waschechten Kanone. Doch als dann tatsächlich etwas von dieser Tragweite zum Einsatz kam, saß der Schock tief. Als der Radpanzer zerstört wurde, knirschten die Zähne in den hinteren Reihen der PVS und die Soldaten fluchten. Ärgerlich, aber die Fahrzeuge waren für Aufstände und Revolten gebaut. Dass sie unter dem Einsatz schwerer Waffen zum Verlust wurden, war leider nicht auszuschließen gewesen.
Die Explosion der Chimäre ließ die Soldaten ducken und ungläubiges Erschrecken stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Die Chimäre war ein Panzer für den Kriegseinsatz. Dass einer von diesen derart zusammengeschossen wurde, machte unmissverständlich klar, dass hier auf Alles oder Nichts gespielt wurde. Natürlich war das auch vorher schon verkündet worden und den Einsatzkräften auf beiden Seiten eingeschärft worden. Aber einen theoretischen Fakt zu wissen und ihn lodernd und detonierend vor Augen geführt zu bekommen, waren eben zwei paar Schuhe.
Die verbleibende Chimäre reagierte schnell. Sie deckte die Feuerluke mit ihrem Multilaser ein und bewegte sich dabei in Querfahrt an der Mauer entlang. So kam sie in den toten Winkel der Kanone, während sich die Mannschaft des Feldgeschützes hinter den Feuerschild ihrer Waffe duckte. Der Laser überzog den Schild mit einem Feld aus daumengroßen Kratern und ließ flüssiges Metall spritzen, aber die Rebellen dahinter überlebten. Sobald der Sturm aus Lichtnadeln vorbei war, gingen sie wieder an ihre Positionen. Da sich die Chimäre nicht mehr als Ziel anbot, wurde ein weiterer Radpanzer ins Visier genommen. Ein Treffer genügte.
Sämtliche Luken sprangen auf und erbrachen Stichflammen und Rauch. Dass dennoch zwei Mann der Besatzung aus dem Fahrzeug ausstiegen und wie verwirrte Kinder in Richtung der eigenen Reihen wankten, kam einem Wunder gleich. Ihre Kleidung und Haut hingen in verkohlten Fetzen von ihnen herab, aber sie lebten. Ihr Schreien fiel im allgemeinen Lärm nicht ins Gewicht.
Von hinten wurde nun der Befehl zum Rückzug gegeben. Ob dieser den Ausschlag gab oder die Besonnenheit des Chimärenkommandanten, blieb dahingestellt. Der Transporter feuerte seine Nebelwurfanlage ab. Die Granaten flogen in die Höhe, lösten aus und fielen in sich überkreuzenden Bahnen zu Boden. Für einen Moment sah es so aus, als befände sich der Wall hinter einem Gittergeflecht aus Rauch. Dann wallte die gelblich-weiße Wand auf und trennte die Feinde voneinander. Auf der einen Seite der künstlichen Wolken wurde geflucht, auf der anderen triumphierend gejohlt.
Den Rebellen blieb jedoch nur ein kleiner Moment, den Sieg zu feiern. Wollten sie daraus etwas machen, musste jede erkaufte Sekunde gut genutzt werden. Tote wurden beiseite gerollt und ihre Waffen neu verteilt. Verletzte wurden schreiend und wimmernd in die Sanitätsstationen geschleppt. Alles schien gleichzeitig zu geschehen, in einem Gemisch aus Dampf, Qualm und Rauch verschiedensten Ursprungs.
Die Frau, die Cassian zur Melderin gemacht hatte, kam keuchend zu ihm zurückgelaufen. Sie hatte sich eine Atemschutzmaske organisiert, die aber die Augen aussparte, welche gerötet und zugeschwollen waren.
"Die größten Einbrüche an der Mauer reparieren sie so gut es geht", keuchte sie und ließ sich neben den verdeckten Agenten fallen, um Atem zu schöpfen. "Der Verschlag des Feldgeschützes ist wieder zu und die Mannschaft hat die Kanone an einen anderen Ort gerollt. Es heißt, sie haben einen oder zwei Panzer erledigt. Es gibt eine Ausweichposition, weil die Schweine bei ihrem nächsten Versuch bestimmt genau auf die Stelle hämmern werden, wo sie bisher waren.
Ein brennender Radpanzer steckt im Eingang fest. Die versuchen ihn gerade mit zwei Autos und ein paar Leuten wegzubekommen. Vielleicht können wir da helfen... weiß nicht.
Ach ja, und die Messerjungs machen sich bereit. Zu schade, dass man das nicht sehen kann. Aber für sie ist der Nebel das Beste, was passieren konnte."
Als sie Cassians fragenden Blick sah, deutete sie in den Dunst, wo man tatsächlich etwa vierzig oder fünfzig schemenhafte Gestalten mit Kapuzenponchos sehen konnte, die sich in lockerer Formation aufstellten. "Nahkämpfer. Die haben gar keine Angst vor irgendwas, sagen alle. Sie sind Märtyrer, noch im Leben." Sie schwieg eine Weile und sah auf den geisterhaften Aufmarsch dieser lebenden Toten. "Verrückte, wenn du mich fragst, Chef. Es ist eine Sache, sein Leben für eine gerechte Sache zu wagen. Aber es mit voller Absicht wegzuwerfen? Weiß nicht... ist mir eine Nummer zu hart, um ehrlich zu sein."
Eine der wagen Gestalten hob den Arm. Für einen Moment sah es so aus, als hätte er drei davon, aber das mochte dem wirbelnden Nebel geschuldet sein. Dann setzte er sich lautlos in Bewegung. Die anderen folgten ihm. Sie erkletterten den Wall, setzten darüber hinweg und verschwanden im Dunst.
"Hast du Wasser, Chef?" Sie zog sich die Maske vom Gesicht.
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Zwei zerstörte Panzer, um eine handvoll Aufständischer zu töten. Cassian konnte nicht in Worte fassen, was für einen peinlichen Auftritt die PVS bisher hingelegt hatte. Die Kriege in Horning und in Luht hätten ein Warnzeichen für die militärische Führung sein sollen, dass man es sich nicht mehr leisten konnte alle paar Jahre eine Parade durchzuführen und sich ansonsten auf dem Ruhm aus der Zeit der Krieg der Häuser auszuruhen. Wie man sehen konnte war das nicht geschehen und man hatte gedacht, dass eine etwas hochskalierte Polizeiaktion ausreichen würde, um für Ruhe zu sorgen. Die PVS Mannschaftler durften jetzt für diese Arroganz ihrer Offiziere in Blut zahlen, während die Rebellen sich selbst feierten.
Das kam davon, wenn man Amateure losschickte, um einen Job zu erledigen den man Profis überlassen sollte. Dem Arbites würden solche Dummheiten zum Glück nicht unterlaufen, wusste man dort doch wie man mit Verrätern umgehen musste. Und um genau solche Leute ging es hier. Keine verwirrten Bürger oder Aufrührer, denen man einen Klaps auf die Finger geben musste. Nein, darüber war man lange hinaus. Es waren Verräter und solchen zeigte man keine Gnade, wenn der Hammer der Gerechtigkeit niederfuhr. Man überwältigte sie mit extremem Einsatz von Gewalt und schränkte sich selbst nicht bei dem Einsatz dieser ein. Verrat am Goldenen Thron konnte nicht hingenommen werden.
Nach der Lagebeschreibung seiner Melderin, wandte Cassian sich an seine um ihn gescharten Kämpfer. „Ich brauche fünf Freiwillige“ mehrere Arme schossen nach oben „die jetzt den anderen Kämpfern dabei helfen, das brennende Wrack zu entfernen. Sehr schön, dass ihr euch gemeldet habt. Geht jetzt dahin, meldet euch ordentlich und lasst euch einteilen. Sobald das Wrack weggeräumt wurde, will ich euch hier wieder haben. Nicht da vorne den Helden mimen. Dazu werdet ihr später noch kommen. Und beeilt euch bei der Arbeit. Die PVS wird nicht tatenlos herumsitzen, sondern bald wieder angreifen. Dieses Mal vermutlich mit Mörsern und Feldgeschützen, um uns weichzuklopfen. Stellt euch also schon mal darauf ein, dass uns bald etwas auf den Kopf fallen könnte.
Den Ausführungen seiner Melderin lauschte er schweigend zu und erhaschte auch einen Blick auf den Kämpfer, der für einen Moment scheinbar drei Arme zu haben schien. Hier wurde wirklich jeder Gossenabschaum aufgefahren und auch gemeinsame Sache mit Mutanten gemacht. An sich wenig überraschend für Verräter.
„Die Messerkämpfer jetzt schon loszuschicken ist meiner Meinung nach eine Verschwendung ihrer Leben. Die PVS hat Nebelgranaten eingesetzt. Die wirken nicht sehr lange und nicht sehr in die Tiefe. Wenn sie in den Nahkampf wollen, müsste der Nebel der Infanterie wenigstens bis vor die Füße reichen, ansonsten werden sie niedergemäht. Außer das ist natürlich der Plan unserer Führung, um die Armee zu weiteren Dummheiten zu verleiten. Oder man wird hier gerade etwas übermütig. Da können wir froh sein, dass man die und nicht uns als Kanonenfutter ausgewählt hat. Deren Leben muss schon ziemlich beschissen gewesen sein, dass sie sich jetzt freiwillig aus dem Genpool verabschieden. Wir bleiben weiterhin schön hier in Deckung und warten ab, ob die PVS vielleicht doch mal was schlaues tut, was unser Eingreifen erfordert."
Cassian reichte der Frau eine Wasserflasche hin und schaute ihr dabei zu wie sie trank, und versuchte sich die Augen auszuwaschen. „Wenn du in der Lage bist weiter als Melderin zu arbeiten gehst du jetzt wieder nach vorne. Wenn nicht begibst du dich zur Sanitätsstation und ich schicke jemand anderen nach vorne. Deine Entscheidung.“
Name: Cassian Khline
Rasse: Mensch
Alter: 27 Standardjahre
Größe: 198cm
Zugehörigkeiten: Adeptus Arbites, Sektion 17
Aussehen: groß, breit, muskulös, schwarzer Vollbart, schwarz-graue Haare, grüne Augen
Kleidung: Zivil: Schwarze Hose, schwarzes T-Shirt, schwarze Lederjacke
Ausrüstung: Zivil: Inkor-Körperpanzer, KM2P13 (Halbautomatik), kurzläufige Schrotflinte mit Klappschaft, Handschuhe mit Protektoren, Block, Stift, Kabelbinder, Rucksack mit allerhand Kleinkram/Ausrüstung
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Die Melderin machte sich wieder davon, nachdem sie ein paar hastige Schlucke aus der dargebotenen Flasche genommen hatte. Wenn sie sich erhofft hatte hier einen smalltalk vom Zaun zu brechen, um Zeit Sympathi oder Momente ohne Beschuss von Zaun zu brechen, so war sie bei Cassian an der falschen Adresse. Entsprechend trollte sie sich wieder. Dem Arbites gab es eine Gelegenheit, in relativer Ruhe das Bild ringsherum aufzunehmen. Die Nebelschwaden, nach Aussage der Melderin auf der anderen Seite der Mauer von einem der Panzer abgefeuert um den Rückzug zu decken, trieben auch über die Schrottmauer. Allerdings nur träge und nicht in so dicken Schwaden, dass es die Sicht für die Rebellen allzusehr verschleierte. Was es doch rüber schaffte, wurde vom Luftstrom aus Richtung der offen liegenden Wunde in der Ebene davon gerissen.
Cassian konnte daher sehen, dass die Truppe, die versuchte, den feststeckenden Panzer aus dem Weg zu schaffen, Erfolg hatte. Mit Muskelkraft und der Hilfe zweier Fahrzeuge schafften sie es die 17 Tonnen nutzlosen Stahl aus der Öffnung zu zerren. Ein guter Teil der Mauer kam dabei zwar herunter, aber es gelang.
Keine Minute zu früh, wie sich zeigte, denn auf der anderen Seite wurde gerade die Hauptattraktion des Tages in Stellung gebracht.
Ein Goliath Bergbaufahrzeug und ein Radlader. Beide waren so modifiziert, dass jeweils eine gewaltige Granate an der Spitze befestigt war. Granaten, die die Rebellen aus dem Baneblade geborgen hatten und die befähigt waren, Gebäude und Bunker zu zerschmettern. Was solche Waffen in einer Wohnebene anrichten vermochten, wusste die inzwischen tote Besatzung des Riesenpanzers bestenfalls in der Theorie. Die neuen Besitzer der Geschoss konnten es allenhalber nur vermuten. Das hinderte sie jedoch nicht, begierig darauf zu sein, diese Macht zu erproben. Um die riesigen Geschosse zu montieren, war die Räum- und Grabeschaufel des Goliaths abmontiert worden. Dem Sattelschlepper hatten die findigen Rebellen ebenfalls die Schaufel genommen und dafür eine Art starren Wagen vorgehängt, auf dem das Geschoss nun ruhte. Alles war mit Seilen und Spanngurten befestigt und hätte wohl auch einer Bande Orks gut angestanden. Diese beiden selbstfahrenden Bomben schickten sich nun an, das Tor zu passieren und ihre Fracht ins Herz der PVS und Arbites zu bohren.
Cassian beobachtete dies alles aus einiger Ferne und sah den Mann nicht, der auf seiner abgewandten Seite an seiner Stellung vorbei eilte.
Der aber sah ihn.
Er blickte zu dem verdeckten Agenten, schickte sich schon an weiterzugehen und hielt dann sinnend inne. Nach kurzem Zögern änderte er die Richtung und kam zu Cassian.
Es war Renold. Er trug seine gelbe Robe nicht, sondern einen schlichten Arbeitsoverall, über dem eine schusssichere Weste lag. Auf dieser war an mehreren Stellen die Imitation eines Rorschachmusters gesprüht, wie auch das sonderbare Ypsilon der Transzendenzkirche. Der Rädelsführer trug eine Reisetasche über der Schulter und eine kleinere am langen Arm. Auch eine Schrotflinte baumelte, durch einen Lederriemen gehalten, an seiner Gestalt. Von der eingeschränkten Bewegung durch seine Verletzung war nichts mehr zu merken.
Bruder, wie schön gerade dich in diesem Getümmel zu sehen. Er musste die Stimme bis fast zum Schreien erheben, um gegen den sie umgebenden Lärm anzukommen. Es geht sich gut an, findest du nicht? Der Sieg ist zum Greifen nahe. Große Zeichen werden hier und heute gesetzt. Von außerhalb der Mauer drang das konzentrierte Trommeln von Schüssen an ihre Ohren. Beide kannten das Geräusch, wenn auch von verschiedenen Seiten. Es war das kontinuierliche Wummern von Arbites “Richter” Schrotflinten, Schema 3.
“Einmal kurz am Hebel ziehn, Verbrecher wirst du liegen sehn.” Lautete eine morbide Beschreibung, die unter den Rekruten verbreitet war. Fertig ausgebildete Arbitratoren bedienten sich freilich solchen Pennälerhumors nicht mehr. Es war der Rhythmus, in dem die Nahkampfwelle der Aufständischen niedergemacht wurde. Der Adeptus hatte vom Versuch abgelassen, Vernunft durch Nachsicht schmackhaft zu machen. Sollte sich das Blatt hier wider erwarten wenden. Er hielt kurz inne, als müsse er noch einmal final überlegen, ob er diesen Uneingeweihten tatsächlich derart ins Vertrauen ziehen sollte. Dann ist es wichtig, dass die Köpfe der Organisation… also die die hier bei uns sind, überleben.
Nicht weil sie den Tod an der Seite ihrer Geschwister scheuen würden. Aber wir dürfen nicht zu viele Brüder und Schwestern verlieren, die sich auf das Lenken und Planen verstehen.
Begreifst du das? Cassian nickte grimmig.
Gut… wie gesagt, ich bin zuversichtlich, dass wir mit unseren Trümpfen hier noch Tage oder Wochen aushalten können, wenn die erstmal gemerkt haben, wozu wir Willens und fähig sind. Er deutete zu den beiden Selbstmordgeräten aus Fahrzeugen und Riesengeschossen. Aber falls doch etwas schiefgehen sollte, dann brauche ich eine ganz bestimmte Sorte von Leuten.
Leute, die loyal und entschlossen sind, aber nicht so eifrig unserer Sache verschrieben, dass sie den Tod gegen die Unterdrücker dem Leibeswohl ihrer Schutzbefohlenen vorziehen. Renold hatte den Verdacht, dass seine Worte vielleicht zu kompliziert für den einfachen Mann vor ihm waren. Doch Cassian nickte und gab sein Verstehen zu verstehen. Man hat mir die Aufgabe gegeben, für den Schutz der VIPs zu sorgen. Ich wiederum sehe dich in dieser Rolle. Sollte es also hier den Berg runter gehen, dann bring ein oder zwei vertrauenswürdige Kämpfer mit dir… oder nein, besser noch komm allein. Komm zum Lounge Light. Von da aus sehen wir dann weiter. Er schlug dem Arbites aufmunternd auf die breite Schulter. Vermutlich kommt es nicht so weit. Glaub an die Sache, mein Freund.
Sprachs und verschwand.
Untermalt von den aufheulenden Motoren der beiden Kamikazefahrzeuge, die in diesem Moment durch das freigeräumte Tor fuhren.
Ihr Angriff geschah gleichzeitig mit dem Anrucken und Vorstoßen von inzwischen vier Leman Russ Kampfpanzern. Die klobigen Kolosse zermalmten tote und sterbende Messerkämpfer unter ihren Ketten zu einem roten Schmier. Kaum, dass die verwehende Rauchwand genug zu Sehen erlaubte, um einigermaßen zu zielen, feuerten zwei Panzer ihre Kanonen auf die Stelle ab, wo sie das Feldgeschütz vermuteten. Die Kanone trafen sie zwar nicht, aber es wurde ersichtlich, dass die Barrikade dem Beschuss von Kampfgeschützen nichts entgegen zu setzen hatte. Schrott und Schrapnell ergossen sich über die Verteidiger. Hier und da wurde verzweifelt mit Handfeuerwaffen zurückgeschossen und auch Panzerabwehrraketen flogen zwei Mal. Doch dem Sinnbild menschlichen Militarismus machten solche Angriffe kaum mehr aus, als Regenschauer. Die Effizienz ihrer Hauptwaffen erkennend, deckten sie den Wall nun so schnell mit Granaten ein, wie die Ladeschützen die hungrigen Rohre damit füttern konnten. Was auf und um die Mauer nicht sofort floh, wurde auf Fetzen reduziert. Tatsächlich schaffte es die Mannschaft des Feldgeschützes nicht nur ihre Stellung zu öffnen und einen Schuss abzugeben, bevor die Stellung über ihnen zusammenbrach und Geschütz und Mannschaft unter Schrott und Müll begrub. Das ihr Treffer nicht mehr tat, als den Räumschild eines Russ wegzureißen, erfuhren sie nicht mehr.
Den beiden Fahrzeugen, die da vor ihnen in den verbleibenden Nebelschwaden herumkurvten, schenkten die Kommandanten nur untergeordnete Aufmerksamkeit. Es mochte wohl sein, dass sie mit Raktenschützen oder ähnlichem besetzt waren. Aber es handelte sich nicht um Gefechtsfahrzeuge und die Laserkanonen und Bolterkuppeln der Sekundärbewaffnung sollten sich damit auseinandersetzen. Das taten sie auch. Der Radlader wurde von einer Lichtlanze aufgespießt und was dann noch übrig war, von schweren Boltern zerrissen. Dass keines der selbst getriebenen Explosiv-Projektile die Banebladegranate traf, grenzte an ein Wunder. Tatsächlich erkannten auch einige der Schützen die Gefahr und gaben sie an ihre Kommandtane weiter. Da war der Goliath aber seinerseits schon besiegt. Das Bergbaugeräut war ein härterer Brocken, hatte dem Beschuss aber ebenfalls nichts entgegenzusetzen. Durchlöchert und Flüssigkeit blutend, blieb es liegen und wurde von den vorrückenden Kampfpanzern passiert. Wie durch ein Wunder war auch hier das Geschoss nicht durch einen unglücklichen Treffer beschädigt oder gar ausgelöst worden. Das Problem war erledigt und die nachrückenden Infanteristen von PVS und Arbites mochten prüfen, ob in den Resten noch etwas zuckte.
Doch falsch!
Der waidwund geschossene Goliath fuhr plötzlich an und rollte nach vorne. Direkt auf den Leman Russ zu, der ihm in etwa zehn Metern Entfernung seine Flanke bot. Durch den Funkspruch eines anderen Panzers gewarnt, begann sich der Geschützturm des Anvisierten zu drehen, doch zu langsam. Der schwere Bolter in der Seitenkuppel war schneller und schaffte es sogar noch ein paar Schüsse abzugeben. Dann krachte der Goliath in die Seite des Panzers.
Der Aufschlagzünder wurde eingedrückt.
Die Explosion war gewaltig, dass konnten die nicht abstreiten, denen die Trommelfelle platzten, die umgeworfen wurden oder denen es Teile der Kleidung vom Leib fetzte. Die Scheiben im gesammten Straßenzug barsten und ließen einen glitzernden Schnee herabregnen. Der getroffene Leman Russ neigte sich zur Seite und wäre jemand in der Lage gewesen, ihn in diesem Moment zu beobachten, dann hätte es ausgesehen, als würde er kippen.
Das tat er aber nicht.
Er sackte zurück in die Ausgangsposition. Der einzige, direkt von der Explosion des Geschoss getötete Mensch, war der Richtschütze der Bolterkuppel.
Das war absolut nicht die Wirkung, die sich die Rebellen erhofft hatten.
Auch nicht, dass es nicht mit einer einfachen, platzenden Granate getan war.
Denn der entstandene Feuerball verschwand nicht etwa. Er wuchs sich zu einem rosaroten Inferno aus. In diesem spielten rote Spiralen und begannen Funken in allen Farben des Regenbogens zu sprühen. Kleine Kometen rasten nach allen Seiten davon, zischten und tanzten über den Asphalt und blühten in Kaskaden aus Lichtern und Goldregen auf oder teilten sich zu spektakulären Formen und Mustern.
Eine Erklärung ließ sich im Stammblatt AR- 7622/V6 -Dienst der Panzerkräfte / Unterorganisation Superschwere Kampfpanzer und vergleichbare bewegliche Schwerstrukturen- finden.
Dort war im Bereich -Sonderbestückung: Munition- zu lesen:
Der Kommandant des Superschweren Kampfpanzers hat im Vorfeld einer anberaumten Parade, eines Siegesmarsches oder einer vergleichbaren Ehrenformation, an welcher der Superschwere Kampfpanzer teilnimmt zu prüfen:
-Das alle Gefechtsmunition aus den aktiven Waffen des Superschweren Kampfpanzer entfernt wurden (Siehe hierzu Stammblatt AR- 7622/V6 -Dienst der Panzerkräfte / Unterorganisation Superschwere Kampfpanzer und vergleichbare bewegliche Schwerstrukturen.
Unterpunkt Sicherheitsprüfung Abschnitt: Waffen und Munition.)
-Das alle Gefechtsmunition aus den internen Magazinen und Lagerbereichen des Superschweren Kampfpanzers entfernt wurden.
-Das alle Übungsmunition aus den aktiven Waffen des Superschweren Kampfpanzers entfernt wurden
-Das alle Übungsmunition aus den internen Magazinen und Lagerbereichen des Superschweren Kampfpanzers entfernt wurden.
-Das zwei Granaten vom Typ R14 -Schema P.S.F.C Pyrotechnicum
Spectaculum Festum Celebrare mitgeführt werden. Diese sind unter allen Umständen nach den Sicherheitsbestimmungen und geltendenen Auflagen von Gefechtsmunition zu handhaben.
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Katherine hatte sich die letzten Wochen und Monate neben ihren sonstigen Tätigkeiten mit Parther Grundvig die Betreuung der verletzten Mitglieder der Zehnten geteilt. Nach den ersten Tagen waren die schwereren Fälle, darunter ob seiner zunehmenden Berühmtheit als einer der „Tapferen Wenigen“ auch Kruger, vom Sanatorium Hollenbrecht ins Großkrankenhaus St. Dreienburg verlegt worden was zwar ebenfalls auf den mittleren Ebenen aber in einem ganz anderen Bereich und so hatten sie vereinbart dass mit regelmäßigem Wechsel der Eine die Pendelei zum Sanatorium, der Andere nach Dreienburg übernehmen würde. Beim ersten Mal der Anmeldung im Großkrankenhaus hatte sie mental die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen ob des bürokratischen Aufwands, militärischer Flügel hin oder her. Ihre alte Heimat hatte zwar keine Makropolen gehabt aber in so einigen Ballungszentren war der Papierkram nur leicht unter dem hier gezeigten Niveau. Also hatte sie mit den Zähnen knirschend gelächelt, war höflich und freundlich geblieben und hatte es durchgestanden zumal ihre Militärdokumente den Prozess durchaus beschleunigten. Ihre übliche Runde, wie an anderen Tagen gelegentlich mit einer spontanen Erweiterung in Form eines anderen hiesigen Patienten versehen, hatte sie bereits erledigt, der Letzte war Kruger gewesen dem sie ein aufmunterndes Schulterklopfen und schiefes Schmunzeln geschenkt hatte als sie ging da die diensthabende Schwester erwähnte dass jemand von der Presse mit ihm reden wolle. Dem Manne mussten die Interviews nur so zu den Ohren rausquellen.
Nun stand sie wieder im vor Menschen beinahe berstenden Zugangsbereich des Krankenhauses und hätte sich eigentlich so langsam auf den Rückweg zur Kaserne gemacht sofern sie nicht noch jemand auf dem Weg nach draußen oder auf dem Vorplatz ansprach allerdings war ihr am Fuß der Treppe ein an Krücken gehender Patient mit älteren Brandwunden entgegengekommen und der Anblick hatte ihr wieder einmal ihre Versorgung des Fremdwelter-Mädchens mit den verlorenen Beinen ins Gedächtnis gerufen. Das Großkrankenhaus mochte zwar keine der Privatkliniken sein die der makropolische Adel und Oberschicht bevorzugte aber es konnte sich gerade wegen seines großen Einzugsgebietes von Patienten und Bandbreite von Verletzungen einer für solche Fälle gerüsteten Abteilung rühmen die denen dieser Privatkliniken in nichts nachstand. Sie hatte bei einem ihrer früheren Besuche hier durchaus mitgekriegt dass eine ganze Reihe von bekannten, wichtigen bis äußerst hochkarätigen Überlebenden der Ratshalle, sowohl einheimisch als auch aus den Delegationen, mit ähnlich schweren Verletzungen ebenfalls zur Behandlung hierhergebracht oder später hierhin verlegt worden waren. Sollte die Kleine hier in einem der Zimmer also auf ihre bionischen Beine warten konnte sie vielleicht mal auf einen Besuch vorbeischauen um zu gucken wie es ihr ging und Zuspruch und ähnliches spenden. Sie wollte sich grade zurück zum Tresen der Informationsschalter mit ihren Logikverarbeitern machen als hinter ihr eine vertraute Stimme ertönte.
„Ave Imperator Schwester Katherine, eine Freude für meine alten Augen sie endlich wiederzusehen.“
Überrumpelt blinzelnd drehte sie sich um und da stand wahrhaftig der alte Willis hinter ihr der in seiner Amtstracht eines Pontifices Urba, in der Primarchenkult-Variante, eine Gestalt bot nach der wie zu erwarten nicht Wenige die Köpfe wandten. Ein freundliches Lächeln zerknitterte sein Gesicht in noch etwas mehr Falten als ohnehin was sie mit einem breiten Strahlen erwiderte. Den Abstand zwischen ihnen rasch überwindend drückte sie ihn kurz an sich was er mit einer rippenbrecherischen Umarmung erwiderte.
„Ave Imperator Bruder Willis, es ist schon fast überfällig das wir wieder zueinander finden. Deine stressgrauen Haare sind ja noch weiter zurückgewichen als beim letzten Mal, irgendwann wird deine Gemeinde dir auch die letzten Haare vom Kopf gefressen haben.“
„Dann werde ich meine Eierkopf-Frisur mit blankpolierter Würde tragen“, gab er amüsiert zurück während sie in Richtung einer der Ecken des Zugangsbereiches zur Seite traten um zum Einen niemand im Wege zu stehen und zum Anderen um ungestörter zu sein. Die Stimme senkend damit niemand mithörte nahm sie seine Hände in ihre während sie ihm einen hoffnungsvollen Blick schenkte.
„Sind noch Andere unserer Schar eingetroffen oder gibt es Neuigkeiten von ihnen? Ich war so erleichtert als wir wieder in Kontakt kamen, es hat uns alle derart verstreut dass ich noch nicht mal mehr meine eigene Amtskleidung besaß als ich den Raumhafeneingang hinter mir hatte.“
Ein Ausdruck des Kummers legte sich über sein Gesicht und er schüttelte den Kopf.
„Ich wünschte dem wäre so aber was auch immer für ein Unglück unsere Gruppe ereilt hat war tiefgreifend. Es überraschte mich schon dass unsere Statuen heil und vollzählig ankamen. Ob wir auf Teras in unserer Frömmigkeit haderten oder ob eine kleine Plage für jene jenseits des rechten Pfades durch das Wirken Finsterer Mächte stattdessen uns traf lässt sich wirklich nicht sagen, beides sind Dinge die mir dräuen. Aber genug davon ehe wir in Trübsal versinken. Wie geht es dir und hat sich was an deiner bisherigen Situation geändert? Dein Paket ist übrigens ohne Probleme und ungeöffnet angekommen.“
Sie seufzte und ließ ein wenig die Schultern hängen wobei sie die Stimme sicherheitshalber noch ein wenig mehr senkte.
„Bisher weiter unverändert. Nach dem… Vorfall wurden ich und alle Anderen vernommen und so weiter, es hieß der Major und der Kommissar würden die Sache an die entsprechenden Autoritäten weiterleiten damit diese sich befassen und ich nehme nicht an dass die Attacke in Huncal es aus ihrem Gedächtnis verdrängt hat, verständlicherweise sogar im Gegenteil. Allerdings sind diese höheren Stellen angesichts des Ratshallen-Anschlags ebenfalls verständlicherweise mit anderen Dingen beschäftigt und ich vermag nicht zu sagen wann eine Aufarbeitung folgen wird.“
Beide schwiegen sie mit einem ergeben resignierten Kopfschütteln ehe Katherine wieder das Wort ergriff. „Aber was Anderes, ich wollte schauen ob sich einer der fremdlweltlerischen Verletzten aus der Ratshalle hier befindet der mir im Gedächtnis blieb, ein kleines Mädchen mit Beinverlust, würdest du mich begleiten wollen? Mit deinem Großvatereindruck hattest du immer mehr Erfolg mit Kindern als ich.“
Amüsiert glucksend stimmte er zu und folgte ihr zum nächsten Schalter der freiwurde wo sie ihr Besucherantragsschreiben und den Rest ihres nötigen Dokumentenwusts vorsorglich schon auf den Tresen legte und ihre ID dem Logikverarbeiter übergab.
„Ave Imperator, ich wollte mich über einen der Ratssaal-Verletzten aus den Fremdwelt-Delegationen erkundigen von dem ich hoffe dass er hier bei ihnen Patient ist und ihn besuchen könnte, ich hatte die Erstversorgung am Einsatzort auch wenn ich den Namen nicht erfahren habe…“
Sie lieferte eine so ausführliche Aussehens- & Kleidungsbeschreibung des Mädchens wie es ihr Gedächtnis erlaubte mit ihrer enorm milchweißen Haut und äußerst heftigen körperlichen Reaktion auf Licht als Herausstellungsmerkmal, ihr vermutliches Alter, sowie natürlich den Verlust beider Beine und die von ihr durchgeführten Erstversorgungsbehandlungen. Eine mehr als ausreichende Informationsfülle zur Identifizierung und ihre Papiere dürften alle Zulassungen und Vorrausetzungen für einen Besuch erfüllen.
Name: Katherine Esemah
Rasse & Zugehörigkeit: Mensch, Imperium, Primarchenkult
Alter: 27 Standardjahre
Aussehen: 1,75 Meter, blonde kinnlange Haare, grünblaue Augen, leichte Sommersprossen
Kleidung: Stiefel, Staubmantel, Lederhandschuhe, Untergewand & Korsett
Ausrüstung: Laserpistole, Standarte, Halskette mit Anhänger, Rucksack mit Liturgischen Gewändern & Ausgabe der Lectitio Divinitatus um Kultlehre ergänzt & Kleinkram, selbstfahrender Hightechbehälter
Konto: 12.000 Schekel (2.000 persönlich, 10.000 Kultfinanzen)
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Cassian schaffte es noch Renold ein „Für die Revolution“ hinterherzurufen, dann war der Priester auch schon ins Getümmel verschwunden.
Er musste sich fast schon kneifen, um sicherzugehen, dass das, was er eben gehört hatte, wirklich von Renold gesagt worden war. Leibwächter für die VIPs sein? Das musste ein Geschenk des Throns sein. Das war zu gut. Cassian legte den Kopf in den Nacken, blickte in Richtung der stählernen Decke, schloss die Augen und betete stumm zu ihm auf Terra. Wenn Renold nur gewusst hätte, dass er dem Fuchs den Hühnerstall anvertraut hatte. Er könnte die ganze Bande einfach erschießen, wenn er sie von Angesicht zu Angesicht sehen würde, würde es schwer werden sich diesem Impuls zu widersetzen und dem ganzen Spuk hier ein Ende zu setzen. Aber nein, dass war nicht seine Mission. Er würde Louise endlich gegenüberstehen und sich ihr beweisen können, auch wenn das bedeuten würde, den Aufständischen zuzuarbeiten.
Cassian trat vor seinen Trupp und erhob die Stimme.
„Soldaten! Gute Nachrichten. Bruder Renold hat mir eben anvertraut, dass mir und denjenigen von euch, die sich im jetzt anstehenden Kampf beweisen, eine wichtige Aufgabe ansteht. Zeigt mir also was in euch steckt und die besten von euch werden der Sache einen großen Dienst erweisen können!“ Sein Kämpfer schauten sich überrascht an, manche fingen an dämlich zu grinsen, es wurde gefeixt und sich freudig gegenseitig auf die Schulter geklopft. Jetzt hatte er sie. Nun musste er ihren Enthusiasmus nur noch hin die richtige Richtung lenken. Dann würde keiner von ihnen das Ende des Tages erleben. Dafür würde er schon Sorge tragen.
"Für die Revolution Brüder und Schwestern" rief er und führte sie ins Chaos der Schlacht.
Die Rebellen hatten der PVS eine blutige Nase verpasst, dass musste man ihnen lassen. Dann hatte sich das Schlachtenglück doch wieder gegensie gewendet. Die Messerkämpfer vom Arbites wie tollwütige Hunde abgeschossen, der Angriff der Bombenfahrzeuge ein absoluter Fehlschlag, wenn auch mit viel Farbenspiel und Lärm untermalt. Langsam aber sicher wurde es richtig ernst. Die Leman Russ hatten die Barrikade fachmännisch zerlegt und sich dann daran gemacht mit ihren Räumschaufeln Gassen durch sie zu bahnen. Der Widerstand war verbissen, aber wirkungslos. Handwaffenfeuer prasselte wirkungslos an ihrer dicken Panzerung ab und auch die Panzerabwehrraketen scheiterten, wenn sie denn überhaupt zum Einsatz gebracht werden konnten. Die Leman Russ strotzten nur so vor Waffen, die sie gegen alles und jeden einsetzten. Mit Maschinengewehren bestückte Bunker wurden pulverisiert, Infanterie zerfetzt und was sich dann noch regte wurde von PVS und Arbites beharkt, die im Kielwasser der Panzer vorrückten und methodisch Stellungen besetzten.
Der stämmige Mann erklomm den Schutthaufen, richtete seinen Raketenwerfer auf den Panzer und explodierte dann von der Hüfte aufwärts in einem Schauer aus Blut, Knochen und Fleischstücken, der sich über seine Mitkämpfer ergoss. Die Beine blieben einen Augenblick noch stehen, schienen nicht wirklich realisiert zu haben was eben geschehen war und sackten dann einfach zusammen. Entgeisterung auf Seiten der Aufständischen. Einem rutschte sogar ein „Thron Terras“ heraus. Die Frauen und Männer aus Cassians Trupp duckten sich angesichts des erlebten noch tiefer in ihre Deckung und selbst nachhaltige Aufforderungen zum Weiterkämpfen brachten sie nur dazu blind ihre Sturmgewehre über den Schuttwall hinweg abzufeuern. So würden sie keinen Angriff stoppen können. Cassian selbst riskierte einen kurzen Blick und sah, dass ihr Gegenüber ihm wohlvertraute Rüstungen trug. Für das Stürmen der Stellungen hatten sich die Arbites neben ihren Schrotflinten zum Teil mit Boltern vom Schema Locke IIb ausgerüstet. Was seinen Kämpfer da zerfetzt hatte war also auch geklärt. Lange bleiben konnte er hier nicht, wenn er seinen Auftrag weiter ausführen wollte.
„Wir werden uns von hier geordnet zurückfallen lassen müssen. Hier werden wir sonst abgeschlachtet. Wir teilen uns in drei Fünfergruppen auf und decken uns gegenseitig, die Granaten bleiben alle hier, damit wir uns die Arbitesbastarde noch etwas vom Hals halten können. Beim Baneblade verteilt ihr euch in die Seitengebäude und verschanzt euch dort. Bleibt in Deckung bis die Unterdrücker, sich bei ihrem Spielzeug sammeln und nehmt die Hunde dann ins Kreuzfeuer. Ich werde in der Zwischenzeit im Lounge Light schauen, ob es noch Reserven gibt, die ich zur Unterstützung heranführen kann. Pedwarsky sie kommen mit mir.“ Die junge Kämpferin nickte ihn entschlossen an. „Sehr gut dann ausführen!“.
Ein halbes Dutzend Granaten wurden in kurzem Abstand voneinander aus der Deckung geworfen und vom Feuer von automatischen Waffen begleitet, während die erste Gruppe sich zurückzog und beim Baneblade verschanzte. Das selbe wiederholte sich für die zweite Gruppe, während die Dritte dann durch das Feuer ihrer zurückgefallenen Kameraden gedeckt wurde und sich so gerade noch so dem Vormarsch der Arbites entziehen konnte. Cassians eigenmächtiger Rückzug hatte ein Loch in die Frontlinie gerissen und unter anderen Umständen hätten die Revolutionäre ihn dafür wohl vor ein Tribunal gestellt. Aber diese Umstände herrschten hier nicht. Es gab keine Frontlinie mehr. Die Stellungen der Rebellen wurden auf ganzer Linie überrollt und ihr verbissener Widerstand mit überlegener Feuerkraft gnadenlos niedergewaltzt. Möglicherweise hatten die Aufständischen noch ein Ass im Ärmel, um den Staatsorganen ein paar Nadelstiche zu versetzen, das Blatt wenden konnten sie aber so oder so nicht mehr.
Cassian gab seinen Kämpfern letzte Anweisungen, verabschiedete sich kurz aber herzlich von ihnen mit dem Versprechen Verstärkung aufzutreiben und begab sich dann mit Pedwarsky im Schlepptau in die Kommandozentrale.
Staubbedeckt und blutverschmiert stapften Cassian und seine Mitstreiterin in den Hauptraum des Lounge Light und sahen, wie ein Haufen Leute durcheinander eilte, Ausrüstung verpackte, Papier verbrannte und trotz des Chaos einigermaßen planmäßig Spuren verwischte. Auch Soraya sah er in dem Gewusel weiter hinten im Gespräch mit einer anderen Frau stehen. Cassian räusperte sich und bellte dann in bestem Kasernenhofton die Anwesenden an. „Fürs packen ist es jetzt zu spät! PVS und Arbites rollen uns oben gerade auf und werden bald hier unten stehen! Renold hat mir befohlen euch zu schützen. Wir gehen jetzt oder gar nicht mehr!“
Name: Cassian Khline
Rasse: Mensch
Alter: 27 Standardjahre
Größe: 198cm
Zugehörigkeiten: Adeptus Arbites, Sektion 17
Aussehen: groß, breit, muskulös, schwarzer Vollbart, schwarz-graue Haare, grüne Augen
Kleidung: Zivil: Schwarze Hose, schwarzes T-Shirt, schwarze Lederjacke
Ausrüstung: Zivil: Inkor-Körperpanzer, KM2P13 (Halbautomatik), kurzläufige Schrotflinte mit Klappschaft, Handschuhe mit Protektoren, Block, Stift, Kabelbinder, Rucksack mit allerhand Kleinkram/Ausrüstung
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Ich fass das noch einmal zusammen… über seine kleine Brille und spitze Nase blickte der Schalterangestellte auf Katherine und Willis herab. Auch wenn sie sich auf gleicher Höhe befanden.
Sie wollen einen diplomatischen Ehrengast belästigen, der sich von einer schwersten Verletzung erholt. Nicht etwa weil sie im Auftrag des Kabinetts für außerplanetare Beziehungen kommen… welche ich im übrigen auch schon abgewiesen habe, so sie nicht mindestens im Rang eines Minsterialvertrauten standen. Auch seid ihre keine Abgesandten eines der großen Häuser, die ergebenst nachfragen lassen, ob vielleicht diese oder nächste Woche die Chance bestünde, eine Audienz bei einem Vertrauten der Majordoma zu erflehen. Ihr zwei Figuren taucht hier auf, schiebt mir eure speckigen Unterlagen rüber und verlangt allen Ernstes vorgelassen zu werden. Das… das… Er brach in ein asthmatisch klingendes Gelächter aus, welches vermuten ließ, dass Lachen ganz allgemein für ihn wohl nichts war, was er alle Tage zu tun pflegte. Suchend sah er sich nach links und rechts um, um zu sehen, ob seine angrenzenden Kolleginnen mitbekammen, mit welchen anmaßenden Schwachköpfen er es hier zutun hatte. Aber es war viel los und die Damen links und rechts von ihm zweiten sich sehr beschäftigt. Vielleicht wollten sie auch schlicht nicht involviert werden. Etwas enttäuscht wandte er sich wieder den Besuchern zu. Es sollte ihm ein Genuss sein, die beiden abzuwimmeln oder besser noch rauszuschmeißen. Rausschmeißen zu lassen.
Vielleicht noch einmal ein kleiner Verweis auf die Sicherheitslage, die hier herrschte. Dass nicht jeder Dahergelaufene von der Straße die VIPs des Krankenhauses besuchen konnte. Naja ihren Papieren nach war zumindest die Frau eine angehörige der Armee und hatte wohl sogar mit der Einheit zutun, die nicht nur in der Halle selbst gewesen waren, sondern auf deren eines Mitglied es neulich diesen Mordanschlag gegeben hatte. Da konnte man ja nicht…
Hey! Mordanschlag.
War es möglich, dass diese beiden Gestalten hier so dreist waren, dass sie nach einem Besucherschein fragten, zu der Fremdweltgöre marschierten und ihr die Kehle durchschnitten? Bei dem Soldaten… Kruger, war es doch genauso gewesen. Inteviewanfrage, Presseausweis, Messer zwischen die Rippen, zack aus die Laus.
Also fast. Nur mal angenommen… dann hätte er zwei Attentäter zur Strecke gebracht. Natürlich nicht von eigener Hand, er war ja nicht lebensmüde. Aber er wäre der, der den Startschuss zur Verhaftung gegeben hätte. Da war ein Bonus drin. Mindestens! Außerdem eine Beförderung. Vielleicht Leiter des Empfangsbereichs oder gar der Besucherbetreuung.
Das hochnäsige Gebaren des Mannes wechselte von jetzt auf gleich. Als würden sich dräuende Gewitterwolken an einem sonnigen Tag unvermittelt verziehen.
Naja… wollen wir mal nicht so sein. Sie scheinen mir vertrauenswürdige Bürger, ihre Papiere sind soweit in Ordnung und das man sie mit unserer heldenhaften Armee in Verbindung bringen kann, die jeden Tag so tapfer gegen diese abstoßenden Terroristen kämpft… er hielt lauernd nach einem Anzeichen von Zorn oder unterdrücktem Hass Ausschau, aber nichts. Die beiden waren gut. ...sehe ich eigentlich nichts, was dagegen spricht ihnen eine Besuchserlaubnis auszustellen. Er riss zwei Stücken gelbes Papier von einer Roller mit vorgestanzten Risslöchern und stempelte sie bedeutungsschwer mit dem Siegel des Krankenhauses. Zwei Mal das rosa Formular A38… bitte sehr. Zusammen mit den Papieren und IDen schob er die dünnen Zettel zu ihnen durch. Dann jetzt einmal ganz durch und dann den letzten Aufzug auf der linken Seite. Dort sitzen zwei Herrschaften vom Sicherheitspersonal, denen sie einfach den A38 zeigen und die schließen ihnen dann den Aufzug in die entsprechende Etage frei. Ich wünsche Ihnen noch einen ereignisreichen Tag. Er faltete die Hände zu einem spitzen Zelt und grinste sie hinfortkomplimentierend an. Kaum dass sie ein paar Meter weg waren, knallte er das “Nicht besetzt” Schild auf seinen Schaltertisch und ignorierte die zeternde Großmutter, die sich auf der anderen Seite der Scheibe ungerecht behandelt fühlte. Der Eiferer hatte bereits das Telefon am Ohr und verlangte nach dem Sicherheitsdienst.
Als Willis und Katherine in den Gang traten und an den Gruppen vorbei schritten, welche auf die Aufzüge warteten, die sie in die verschiedenen Trakte des Krankenhauses bringen würden, erhoben sich am Ende des Ganges ein Mann und eine Frau. Sie war recht klein, er dafür umso korpulenter. Gemein war dem Duo, dass sie beide offensichtlich mit der unangenehmen Seite ihres Berufes bereits bekanntschaft gemacht hatten. Er trug unter seiner Schirmmütze mit dem Logo des Krankenhauses einen Verwand um den Kopf, sie stellte ein kapitales Veilchen zur Schau, und ein Handgelenk lag in einer Kunststoffschiene. Letzte schien sie immerhin nicht in ihrer Bewegung zu beeinträchtigen, denn sie legte die Hand geübt auf den Griff des Schlagstocks, während sie mit der anderen ein Empfänger ins Ohr drückte. Ja ich sehe die beiden… Konnte man mehr erahnen als wirklich hören. Auch aus der Richtung, aus welcher die Primarchenverehrer gekommen waren, folgten ihnen zwei Wachleute.
Was dann kam war ein Diskussion. Die Wachen umringten die zwei Verdächtigen und verlangten, ihre Ausweise zu ihren Passierschein zu sehen. Die Sicherheitsleute setzten ganz offenkundig auf körperlicher Einschüchterung, sprachen sehr zackig und rückten ihren Opfern auf die Pelle. Nur dumm, dass sie damit an die zwei völlig falschen geraten waren. Die hatten Salzkrieger, mörderische Kultisten und alle nur denkbaren anderen, sehr viel beeindruckenderen Schrecknisse er-, und überlebt. Diese Handvoll Aushilfsarbites vermochten es nicht so recht sie einzuschüchtern. Gerade Willis machte mit seiner schieren, körperlichen und stimmlichen Präsenz wohl mehr Eindruck auf sie, als sie auf ihn. Kam ihm jemand provokant zu nahe, rückte auch er einen halben Schritt vor, was den jeweiligen und lächelte dabei gleichsam mild, wie herausfordern. Eine stumme Frage danach, was der andere denn genau zu unternehmen gedachte und ob er sich das auch gründlich überlegt habe. Das reichte dann, um den Abstand wieder zu erhöhen. Katherine verlegte sich derweil mehr auf die logische Auseinandersetzung mit dem Problem. Sie verlangte zu wissen, was all das sollte und man antwortete ihr, dass es um den Verdacht ginge, sie wollen der diplomatischen Abgesandten Obsidains etwas zu leide tun. Auf welcher Grundlage diese Annahme beruhte, fragte die Predigerin.
Verdacht, antworteten die Wachen.
Aber sie hatten gültige Passierscheine.
Nur um sie von anderen Besuchern des Krankenhauses zu trennen. So ging es eine Weile hin und her. Die Wachen ließen sie nicht weiter, wussten aber auch nicht so recht, wie sie mit ihnen verfahren sollten. Tatsächlich hatten sie sich nichts zu Schulden kommen lassen, außer einen recht unüblichen Besuch zu verlangen. Es war eine unausgesprochene Allgemeingültigkeit, dass man keine Fremden zu wichtigen Personen vorließ, beziehungsweise diese es gar nicht erst grundlos verlangten. Aber wenn es dann doch passierte…
Katherine verlange das man sie durchlassen, die PVSP rufen möge oder die Leitung des Krankenhauses benachrichtigen, aber mit dieser Farce aufhöre. In diesem Moment gesellte sich ein Mann zu ihnen, der nach Erklärung verlangte. Das in einem Ton, der es nicht gewohnt schien, dass man seine Anweisungen auch nur in Frage stellte. Er war groß und sehnig, fast schon hager. Sein Haar war weiß. Nicht ergraut, sondern scheinbar von Natur aus bar jeder Farbe. Ebenso seine Haut, die ungemein bleich, ebenfalls annähernd weiß schien. Er trug einen engen schwarzen Ganzkörperanzug aus einer Art Spandexmaterial, auf dem an verschiedenen Stellen schwarz glitzernde Steinsplitter eingewoben waren. Man konnte darunter jeden einzelnen Muskelstrang spielen sehen. Die kleine Frau mit dem blauen Auge schilderte den Sachverhalt. Katherine fügte hinzu wer sie waren und was genau sie wollten. Einen schlichten Besuch bei einem verletzten Kind.
Wieso werden diese Menschen dann nicht vorgelassen, um ihr Begehr vorzutragen? Er sprach ein hart akzentuiertes Hochgotisch. Es klang wie eine erlernte Zweitsprache.
Man kann nicht einfach zu einer so hochrangigen Person spazieren. Das ist ein Sicherheitsrisiko. Wir hatten vor einiger Zeit erst einen Mordanschlag auf einen Helden der Ratshalle.
Sind sie Attentäter, meine Herrschaften? Wandte sich der Hellhäutige an Katherine und Willis.
Vulkans Hammer, nein.
Hat die vierte Tochter der Generalgouverneurin Gauss Ninky le Ninky un Wekk den Besuch dieser beiden Menschen abgelehnt?
Nun… ja… ich meine nein, ich meine, man hat sie nicht gefragt. Es ist doch offensichtlich das…
Dann sollte man das doch vielleicht tun und diese ganze Verschwendung von Zeit und Personal schnellstmöglich beenden.
Sie sind bewaffnet. Nahm einer der Wachen seine Zuflucht zu diesem letzten Argument.
Das sind Sie auch und ich ebenfalls. Man sah an seiner Gertengestalt keine offensichtliche Waffe. Meines Wissens nach ist dies in Gohmor nicht nur nicht verboten, sondern ein kultureller Brauch. Ich werde die Major Domus fragen, ob sie gewillt ist, Besuch zu empfangen. Damit machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand in einem der Fahrstühle.
Die folgenden 10 Minuten waren durch unangenehmes Schweigen beherrscht. Alle schienen erleichtert, als der Weißhaarige zurückkehrte.
Die Majordoma ist gewillt, Sie zu empfangen. Ich muss den Bedenken der Bediensteten hier ein Stück weit Rechnung tragen und Sie bitten, ihre Waffen in den vertrauensvollen Händen dieser Herrschaften zu lassen.
Danach folgen Sie mir bitte.
Als die Waffen vorübergehend ihre Besitzer gewechselt und ihren Platz auf dem kleinen Tisch der Wachleute gefunden hatten, betraten sie einen Fahrstuhl, der nur mittels eines Schlüssels gerufen werden konnte. Im Inneren drückte ihr Begleiter einen der drei einzigen Knöpfe auf der Schalttafel und faltete dann die Hände auf dem Rücken.
Mein Name ist Lak le Niff, Kommandant Sondergeleitformation Eins und persönlicher Gardewächter der Majordoma. Ich werde Ihnen ein paar Instruktionen zu ihrem Besuch geben. Tatsächlich lagen diese pflichtbewussten Krankenhausangestellten nicht völlig falsch, was ihre Vorsicht angeht. Unter anderen Umständen hätten wir niemanden einfach so vorgelassen.
Aber die Majordoma… nun sie langweilt sich in den letzten Wochen. Die Zerstreuungsmöglichkeiten sind für eine Person ihres Charakters an diesem Ort allenfalls banal zu nennen. Sie ist für jede Ablenkung dankbar und hat ihrer unorthodoxen Art einen Besuch zu erwirken aus reiner Neugier zugestimmt.
Der Gouverneur selbst hatte eine Wachmannschaft der PVS angeboten. Elitesoldaten. Hätte die Majordoma diese aus ökonomischen und öffentlichkeitswirksamen Gründen nicht abgelehnt, bin ich mir sicher, dass Sie jetzt in irgendeiner Form von Gewahrsam sitzen würden. Sind wir also froh, dass dem nicht so ist.
Nun gut… es gibt noch ein paar Dinge, die es zu beachten gibt. Sie werden sich der Lagerstadt der Majordoma nicht weiter als fünf Meter nähern. Die Majordoma fordert sie zu sprechen auf und beendet das Gespräch. Wenn sie redet, wird sie auf gar keinen Fall unterbrochen. Sie werden die Majordoma auch nur so ansprechen, als Majordoma. Die Türen glitten auf.
Bitte. Auf der Etage herrschte fast vollkommene Dunkelheit. Nur beleuchtete Zimmernummern und Schilder mit Hinweisen auf die Notausgänge spendeten ein wenig Licht. Gerade genug um Umrisse auszumachen. Es war außerdem sehr still und ein merkwürdiger Geruch lag in der Luft. Wie nach Stein, der sich lange in der prallen Sonne aufgewärmt hatte und dann von einem Sommerregen abgekühlt worden war. Lak le Niff ging voran und sie folgten. Immer knapp am Rande des Erspähbaren waren Gestalten zu erahnen. Tieferes Schwarz im Dunkel der Gänge, abgehackte und absurd zackige Bewegungen.
Schließlich langten sie am Ende des beschrittenen Korridors an, wo ein Servitor auf sie wartete.
Die Menschmaschine war durch ihre Optimierung auf alle Viere gezwungen wie ein Hund. Das eingefallene Greisengesicht hatte versiegelte Augen und auch der Mund war verschlossen, bis auf einen kleinen Schlauch. Dafür war die Nase durch Operationen und Anbauteile zu etwas deformiert, das ein wenig an eine Fledermaus denken ließ. Die Kreatur kroch auf die Neuankömmlinge an.
Nur ein Sprengstoffschnüffler. Der Servitor machte seinem Namen alle Ehre und beschnüffelte Katherine und Willis ausgiebig. Dann gab er einen wimmernden laut von sich und ein Lämpchen auf seinem Hinterkopf leuchtete grün. Sie gingen weiter und gelangten endlich im Krankenzimmer Ninky le Ninkysan. Das Zimmer war ebenso spärlich beleuchtet wie der Rest des Flügels, wenn das Licht hier auch von einigen Kerzen auf dem Nachttisch und den Dioden der medizinischen Geräte stammte. Bücher lagen um sie herum verteilt. Fast alles an ihr ließ sich mit dem Wort schlank beschreiben. Die langen weißen Finger, das schmale Gesicht und die hohe Stirn. Kurze schwarze Haare umrahmten dieses Gesicht und betonten nur noch die Farbe von Milch.
Wie die meisten Bewohner Obsidians war sie von angesprochener Blässe, in der nur die rot geränderten Augen eine Ausnahme machten. Die schwarzen Pupillen ruhten in ihrem Antlitz, wie die namensgebenden Steine ihrer Heimatwelt. Ob man sie ein hübsches Kind genannt hätte, lag natürlich an der Definition dieser Bezeichnung und dem kulturellen Hintergrund desjenigen, der dieses Urteil vornahm. Schmerzlich auffällig waren natürlich die amputierten Beine. Knapp oberhalb der Gelenke fehlten sie und waren mit Bandagen umwickelt. Das Mädchen lag auf ihrer Decke und stellte die Verletzung ungeniert zur Schau. Dabei trug sie einen Patientenkittel, wie jeder andere unfreiwillige Bewohner des Hauses. Lak le Niff deutete eine Verbeugung an und trat dann neben die Tür. Dort vollführte er eine Drehung und stand dann mit dem Rücken zu ihnen. Jetzt, da sich die Augen auch mehr und mehr an das herrschende Dunkel zu gewöhnen begannen, bemerkten Willis und Kathernie, das auch in den Ecken schwarze Schemen standen. In Glasrüstungen gehüllte Wächter, die ebenfalls mit dem Rücken zu ihnen zu stehen schienen. Auch wenn das beim asymmetrischen Schnitt ihrer Schutzkleidung nicht ganz leicht zu bestimmen war.
Das Mädchen ließ sich Zeit sie zu betrachten. Eine schweigende Minute verstrich, bevor sie im festen Ton sprach.
Ich grüße Sie. Mein Gardewächter hat mich über Ihr hiersein informiert und mir davon abgeraten sie vorzulassen. Ihre Art sei verdächtig direkt. Ich habe ihm geantwortet, dass ich einen guten Teil des Bösen bereits abbekommen habe, welches Koron 3 für mich vorgesehen hat. Ich vertraue also darauf, dass es an der Zeit ist, die Menschen Korons von ihrer guten Seite kennenzulernen. Im Namen Obsidians und meiner eigenen Person, durch Schicksal und Geburt miteinander verwoben, heiße ich Sie willkommen. Was verschafft mir die Ehre ihres Besuchs?
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