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Je mehr er sich mit dem Prediger unterhielt, desto mehr sah Cassian, dass der Mann, der ihm da gegenüber saß weit mehr war, als ein einfacher Priester mit revolutionärem Eifer. Zu gerne hätte er gewusst, was sich hinter den Masken verbarg, die der Mann trug und die ihn nach außen so harmlos wirken ließen und ihm erlaubten Leichtgläubige in seinen Bann zu ziehen. Aber erst einmal musste er sich tiefer in die Organisation einschleichen, bevor er sie ihm vom Gesicht reißen können würde. Dann aber womöglich im wahrsten Sinne des Wortes.
Lissy hatte in der zwischenzeit ihre Schuldigkeit getan und störte jetzt mehr, als das sie half.
Renold dagegen entpuppte sich dagegen als wahre Schatzgrube an Informationen, der ihm immerzu neue Happen an Informationen hinstreute. Lauter kleine Puzzlestücke, deren Verbindungsteile er jetzt noch benötigte, um ein großes ganzes Bild anzufertigen.
Das Gespräch über militärische Fragen zeigte ihm zumindest schon einmal auf, dass es hier an geeignetem Personal mangelte und er sehr vorsichtig sein musste, wenn es darum ging dem Abschaum hier etwas beizubringen.
Die Art und Weise wie Lissy abgewimmelt wurde war ein weiterer Lichtblick und ließ für den Rest des Tages nur besseres hoffen. Wahrscheinlich würde er ihr aber früher als ihm lieb war wiederbegegnen.
Die Kisten voller Waffen waren interessant, wurden jedoch von dem gefangenen PVSler in den Schatten gestellt. Den armen jungen Mannn hatte die Kakerlaken um Renold brutal durch die Mangel genommen und er war wohl nur noch am Leben, um Cassian einer Gewissensprüfung zu unterziehen.
Der Arbites schaute teilnahmslos dabei zu, wie der Revolver bis auf eine Patrone entladen und dann ihm gereicht wurde. Scheinbar hatte da jemand Sorge, dass er mit der Waffe jedes ihrer erbärmlichen Leben in diesem Raum auslöschen konnte. Ein Mord als Test für seinen Beitritt. Widerlich, aber nicht wirklich überraschend. Irgendwie mussten sie ja versuchen die passenden Leute herauszufiltern. Die Hoffnung auf diese Art und Weise Imperiale Agenten herauszufiltern, war aber belustigend und zeigte eine Naivität Renolds auf, die er ihm nach dem bisherigen Gespräch nicht zugetraut hätte. Wenn dieser gewusst hätte, wie angehende Arbites gedrillt und verroht wurden, von den Mitgliedern ganz anderer imperialer Organisationen ganz zu schweigen, dann hätte er sich das hier sparen können.
Cassius wog den Revolver in seiner Hand und betrachtete ihn lange Sekunden sinnierend. Selbst mit nur einer Kugel in der Trommel sollte er mit den Gestalten hier im Raum fertig werden. Eine Kugel in Renolds Kopf, deren Effekt er nicht so gut überstehen würde, wie die Schrotladung, die ihn bedauerlicherweise nicht aus dem Leben gerissen hatte. Danach im Nahkampf den Gossenabschaum beseitigen, der sich Revolutionäre schimpfte.
Nutzlose Gedankenspiele. Er war nicht hier, um Kleinvieh zu beseitigen, sondern um sich an die richtig dicken Fische heranzuarbeiten.
„Das du Lissy davongescheucht hast, hat seine Gründe nicht? Sie plappert zwar die ganze Zeit, von der Revolution, aber versteht nicht wirklich, wie hässlich so ein Aufstand wirklich sein kann. Sie ist zu weich. Zu naiv. Nicht so wie Gus da drüben.“ Er blickte den Schläger an, der sich Leibwächter schimpfte. Dann hob er den Revolver in einer flüssigen Bewegung mit gestrecktem Arm hoch und drückte ab. Der Knall des Schusses in dem kleinen Raum war ohrenbetäubend laut und der Geruch verbrannten Schießpulvers zog ihnen allen in die Nase. „Nicht so wie ich.“ Cassian bedachte den zusammengesackten, toten PVSler mit einem kurzen Seitenblick und wendete sich dann von seiner Schandtat ab.
In seinem Kopf führte er bereits Berichte über Renold, Louise und die Aufstandsbewegung in ihrer Gesamtheit, um seinen Vorgesetzten Material für eine Anklageschrift zu liefern. Für den Fall, dass das Urteil vor einem Gericht und nicht aus dem Lauf einer Schusswaffe gefällt werden würde. Jetzt kam noch ein weiterer Bericht über Cassian Khline hinzu. Anklagepunkte waren bisher Mitgliedschaft in einer Terrororganisation, Verrat am Gottimperator und Ermordung eines Dieners des Imperators. Nur er auf Terra wusste, was noch alles im Verlaufe seines Einsatzes dazukommen mochte. Sollte er das alles hier überleben, musste er vor Marschall Ludwig Rechenschaft ablegen und sich prüfen lassen. Nur so konnte festgestellt werden, ob er beim Versuch seine Pflicht zu erfüllen zu weit gegangen war oder ob er noch auf dem Pfad der Rechtschaffenen wandelte. Den Lehrsatz „Auf dem Fundament des Gesetzes zu stehen, ist unsere Pflicht. Anzunehmen darüber zu stehen ist unsere schlimmste Ketzerei.“ hatte man ihnen damals in der Ausbildung nicht ohne Grund eingehämmert. Als Arbites sollte man sich seiner selbst nicht zu sicher sein. Auch sie waren nicht unfehlbar und sollten daher nicht glauben immer auf dem Boden des Gesetzes zu handeln.
Still bat er den von ihm ermordeten PVS Soldaten, vor dem Goldenen Thron Vergebung für sich und sein Verbrechen zu erbitten, das er im Dienst von ihm zu Terra verrichten musste und das sich hoffentlich nicht als unnütz erweisen würde.
Er reichte dem Priester den Revolver zurück und bedachte ihn mit einem kalten Blick. „Zufrieden Renold? Oder gibt es noch weitere Spielchen in dieser Art, an denen ich teilnehmen muss?“
Name: Cassian Khline
Rasse: Mensch
Alter: 27 Standardjahre
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Zugehörigkeiten: Adeptus Arbites, Sektion 17
Aussehen: groß, breit, muskulös, schwarzer Vollbart, schwarz-graue Haare, grüne Augen
Kleidung: Zivil: Schwarze Hose, schwarzes T-Shirt, schwarze Lederjacke
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Den Ausdruck auf Waldorfs müdem Gesicht als kritisch zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung gewesen. Es war genau diese Art Blick, die man aufsetzte um zu sagen "behaltet doch einmal die Hände bei euch", ohne es auszusprechen. Fast wie ein Vater, der seine Kinder beim Naschen erwischt hatte, stand der Ranger da und beobachtete, wie Simone sich schmierenkomödiantisch zurecht machte. Ein kurzer Blick flog zu Kruger, so gut das eben möglich war, ehe sich die Reporterin zwischen Waldorf und seinen Grabenkumpel drängte. Völlig unwirkürlich musterte Waldorf die recht ansehnliche Frau vor sich, während sie sich erklärte, vorstellte und versuchte, eine Unterhaltung mit dem Axisianer anzuzetteln.
Derweil richtete Waldorf aber schon seine Aufmerksamkeit in Richtung der noch zart blinkenden Gerätschaften, auch wenn sich deren Notsignale zu legen schienen. Ein weiterer Blick galt Simone, ehe der Ranger müde seufzte und abwinkte.
"Hören Sie, Fräulein Tober. Ich gebe nur weiter, was mir auf dem Weg zugetragen wurde. Außerdem erinnere ich mich, dass der Guardian schon viel zu viel Schund über das sinnlose Gemetzel in der Halle verbreitet hat. Nicht persönlich nehmen, aber je weniger Glitter in Zukunft nach mir geworfen wird, desto lieber ist es mir. Kruger wird es sicher nicht anders gehen. Hatte nicht den Eindruck, dass er von der... Geselligen oder ruhmdurstigen Sorte ist."
Ganz in axisianischer Manier machte Waldorf dann auch Platz, in dem er einen großen Schritt seitlich von der Tür trat, um Simone galant, aber bestimmt den Weg hinaus zu ebnen. "Ihre Verlustierung mit Kruger geht mich nichts an, dennoch: Das hier ist ein Krankenhaus. Warten Sie wenigstens, bis er wieder auf den Füßen ist." Simone kam ihm verdächtig vor, auch wenn er nicht genau sagen konnte, was er ihr unterstellen wollte. Vielleicht stank ihm auch bloß die Situation, in die er hier (wie so oft) hineingestolpert war. Zuallermindest sah er so aus, als habe er hier eine Sittenwidrigkeit bemerkt, die er höflich und diskret zu unterbinden versuchte, wie ein altmodischer Wachmeister, wie man sie aus romantischen Holo-Filmen kannte. Nur dass er statt geputzter Stiefel ein Plastikbein und statt weißer Handschuhe zitternde Finger hatte.
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Spielchen sind dies keineswegs, mein Lieber.
Renold steckte sich den Finger ins Ohr und wackelte ihn ein paar Mal hin und her. Der Knall der kleinen Waffe war durch den begrenzten Raum doch recht gewaltig gewesen. Man kann nicht vorsichtig genug sein. Es gibt Kräfte, er machte einen großen Schritt. Blut, vermischt mit Gewebe und Knochenfragmenten, lief aus der Austrittswunde am Hinterkopf des Toten und sammelte sich schnell in einer Pfütze um ihn herum. Die uns nicht nur vernichten möchten, sondern von innen heraus zersetzen. Wir können nicht vorsichtig genug sein. Er schlug Cassian kameradschaftlich auf die Schulter und geleitete ihn zur Tür. Auch der Leibwächter folgte.
Zu dem verbleibenden Mann sagte er im Rausgehen. Räum diesen Abschaum weg. Wirf ihn von mir aus auf die Straße. Die Zeiten der großen Geheimhaltung sind vorbei. Sie sollen ruhig sehen, was ihnen blüht.
Gemeinsam gingen sie wieder durch die Kellerkorridore, wenn auch nicht den Weg, den sie gekommen waren. Unterwegs war Renold nun sehr viel gesprächiger, beziehungsweise offener. Geplappert hatte er auch vorher schon, doch das waren Plattitüden, Allgemeinplätze und bestenfalls Andeutungen gewesen. Jetzt wurde er konkreter. Wir gehen über die hintere Treppe nach oben. Lissy und solche wie sie sind nicht verkehrt. Enthusiastisch und alles. Aber sie sind keine Menschen der wirklichen Tat, so wie wir. Sie denken sie ändern das Regime durch Pappschilder und Menschenketten. Man kann es ihnen nicht verübeln, sie wissen es eben nicht besser. Es gibt Prinzipien, die begreift man in der Theorie, aber man muss sie in Tat und Ausführung gezeigt bekommen, um sie wirklich zu verstehen.
Was würde geschehen, wenn wir die Situation nicht weiter eskalieren würden? Die Lizzys dieser Welt würden ihre Sprechchöre brüllen und ihre Protestmärsche veranstalten. Gestern hat sogar einer vorgeschlagen sich auf der Straße festzukleben. Auf Ideen kommen die Leute. Er schüttelte mit dem milden Tadel eines, es besser wissenden Vaters den Kopf. Die PVSP knüppelt sie nieder, verhaftet ein paar Rädelsführer und am Ende wird alles wieder in die gleichen alten Bahnen gelenkt. Gar nichts würde sich ändern und die Opfer unserer Brüder und Schwestern in der Ratshalle wären umsonst gewesen.
Nein, nein, es braucht entschiedene Aktionen. Es muss Blut geben, so unschön das im Einzelnen auch sein mag.
Sowas wie eben, er zeigte mit dem Daumen über die Schulter und meinte den grade begangenen Mord, ist ein Anfang. Sie finden einen toten Polizisten auf der Straße, die Gangart wird härter, ein paar Bürger werden getötet, die Spirale dreht sich. Natürlich ist so ein Schlag wie mit der Ratshalle nicht zu überbieten. Oder sagen wir mal, nur schwerlich. Wir haben allerdings eine Aktion geplant, die nah rankommt. Wenn du noch Zeit hast, zeige ich dir ein bisschen was. Die Frage war natürlich rhetorischer Natur und das wussten sie beide.
Renold führte Cassian aus dem Hotel heraus. Hintereingang und Lieferantenzufahrt. Der Müll stapelte sich bis auf Augenhöhe und Ratten, so groß wie Katzen, lebten in den stinkenden Bergen ihre wildesten Fantasien aus. Die Müllabfuhr war schon in friedlichen Zeiten eher eine gut gemeinte Idee als eine funktionierende Institution. Im jetzigen Zustand der Ebene, existierte sie gar nicht mehr. Ein einzelnes Autotmobil stand hier quer über die Parkflächen, auf der bis vor einigen Wochen Lastwagen das Hotel versorgt hatten. Das hatte es in sich. Es handelte sich um eine Limousine, eine Capitol Rossanti, ein Ungetüm von einem Wagen. Als wäre eine Dampflok in ein Geschäft voller Nobelkarossen gerauscht und man hätte die Beteiligten eines solchen Unfalls hinterher von einem hoch fiebernden Designer zu einer einzelnen Maschine zusammensetzen lassen. Halb Panzer, halb Villa. Die wuchtige zurschaugestellte Pracht war von den neuen Besitzern nur dahingehend modifiziert wurden, dass die ausladende Motorsektion mit einem gelb-schwarzen Rorschachmuster besprüht wurden war. Na… das Schätzen macht was her oder? Renold klopfte auf das gewölbte Kotflügelblech der Limousine. Von denen haben wir mehrere. Wurden den Bonzen entrissen und einem edleren Zweck zugeführt, als Streitwagen der gerechten Sache.
Steig ein, Bruder.
Gus mimte den Chauffeur, während die anderen beiden durch eine der acht hinteren Türen in den Passagierraum stiegen. Hier hätte man eine Gravballmannschaft samt deren Frauen unterbringen können. Schwarzes Leder und gediegenes Licht. Es gab auch eine Minibar, die allerdings war leer geräumt, beziehungsweise umstrukturiert. Alkoholische Getränke gab es nicht mehr, dafür allerhand zuckerhaltige Erfrischungsgetränke und Zahnschmelzkiller. Die Revolution schien auf Kalorien und Koffein zu setzen.
Gus warf das Ungetüm an und irgendwo im langgezogenen Dom des Motorblocks begann ein Wald aus Kolben zu stampfen. Flammenstöße wurden aus sechs redundanten und phallisch aufgestellten Abgasrohren ausgestoßen und dann schlängelte sich der Landdrachen auf die die verwaisten Straßen. Renold hatte ganz eindeutig seinen Spaß daran, in einem solchen Gefährt durch die Nacht geschaukelt zu werden.
Man saß nicht hintereinander, wie in einem normalen Kraftfahrzeug, sondern nebeneinander. Draußen flogen Leuchtstofffetzen und das Flackern brennender Barrikaden vorbei.
Das wird nicht nur eine kleine Spritztour. Ich zeige dir ein paar wichtige Positionen.
Pass mal auf. Mit dem gleichen Ausdruck der Zufriedenheit auf dem Gesicht, wie die Hinterhofratten in ihren Müllbergen, ließ er per Knopfdruck einen Bildschirm aus einer der Konsolen zwischen den Polstern ausfahren. Einem eingeblendeten Firmenlogo folgte eine schematische Karte der Umgebung. Also wir bewegen uns gerade die VBS Rot 21 hoch, weg von den Ebeneneingängen, die die PVSP gerade besonders bedrängt. Das ist natürlich eine Masche. Die machen an diesen Stellen Druck, damit wir da unsere Leute konzentrieren und dann schlagen sie von woanders zu. Zugänge gibt es genug.
Klar, der Würfel hat sechs Seiten und überall grenzen andere Sektoren an. Er tippte auf dem Display herum und eine dreidimensionale Karte des Sektors erschien. Ein Wirrwar aus in sich verschachtelten Bereichen und Ebenen. Wenn man jedoch wusste, was man vor sich hatte, konnte man den grob würfelförmigen Aufbau des Sektors erkennen. Jede Ebene war in Sub- Ebenen unterteilt, die ihrerseits durch Wartungs- und Versorgungsebenen in der Horizontalen aufgeschichtet waren. In der Vertikalen waren die Ebenen in Sektoren gegliedert, die Mauern aus Stahl ummantelten Beton begrenzten. Dies sollte eine unkontrollierte Ausbreitung bei Bedrohungen wie Feuer oder Überschwemmungen eindämmen, aber auch die Verteidigung bei Invasion ermöglichen. Ausschließen können wir die, durch die sie sowieso schon gegen uns vorgehen und auch noch zwei andere. In den Sektoren sind Gleichgesinnte am Werk und wenn da was durchkommt, dann erfahren wir es. Im Norden liegt der Transitcanyon. Da hätten sie leichten Zugang, aber man kann ihnen das Leben auch ordentlich zur Hölle machen. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, sie kommen von oben oder aus Gelb-2. Was sie wollen, ist klar. Den Baneblade, wie ich vorhin schon gesagt habe. Sie werden kommen, früher oder später und das wird die Ratshalle zwei für sie. Renold lehnte sich zurück und das Leder knarrte dabei.
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Während sie den Ort seiner Schande verließen, zeigte Renold, wenig überraschend, was für eine Schlange er war. Lizzy und andere waren einfach nur Werkzeug zum Zweck. Nicht wirklich überraschend, aber es war schön zu sehen, wie der angeblich so gütige Priester seine Maske fallen ließ und seine hässliche Fratze zeigte. Das ausnehmend hässliche Auto mit dem sie anschließend durch den Sektor fuhren passte daher wie maßgeschneidert zu ihm.
Während Renold palaverte, grübelte Cassian über Renolds Bemerkungen, die sich auf auf eine unbekannte Gruppe bezogen, die seine Aufstandsbewegung zersetzen wollten. Hatten sie bereits Arbites Agenten gefasst? Oder gab es noch weitere Akteure? Vielleicht einer der gohmorischen Geheimdienste.
Renold beendete Cassians Gedankenspiele dann, indem er ihm selbstzufrieden Positionen der Aufständischen zeigen wollte und daür eine dreidimensionale Karte aufleuchten ließ.
Cassian erkannte gleich, dass Renold am Bildschirm mit einer Sektorkarte herumhandwerkte, hatte er im Revier doch oft genug mit seinen Kameraden über ähnlichen Karten gebrütet. Als Gording Feyfar hingegen durfte er sich so ein Fachwissen nicht anmerken lassen und so gab er sich große Mühe angestrengt die Stirn zu runzeln und verwirrt dem Kartenwirrwarr zu folgen, das Renold gerade vor ihm hin und her wischte.
Er hatte mit Renold wahrlich eine scheinbar unerschöpfliche Quelle an Informationen aufgetan, die ihn scheinbar geradewegs ins Herz des Aufstands befördern wollte. Entweder wartete am Ende dieses Weges eine Falle auf ihn oder er hatte einfach nur lächerlich viel Glück. All die Informationen zügig an die richtigen Stellen außerhalb des Sektors herauszuschmuggeln würde wohl die wahre Herausforderung werden.
Renolds Triumphgefühl für eine zweite Ratshalle, klang in Cassians Ohren nach einer unheilsschwangeren Drohung und nach genau dem, was er hier herausfinden sollte, um es zu verhindern.
Er konnte zwar noch nicht wirklich abschätzen, wie Renold auf kritische Fragen reagieren würde, aber jetzt gerade schien er redselig zu sein und niemanden, um sich zu haben, der ihn daran hindern würde irgendeinem Neuling den weiteren Ablauf des Aufstands aufzudröseln.
"Eine Ratshalle zwei? Das klingt ziemlich ambitioniert. Ich meine, wie soll das überboten werden? Den Baneblade gegen die PVS wenden und ihn genauso für die Revolution einspannen, wie das Auto hier?Wohnhabs über ihren Köpfen zum Einsturz bringen? Verzeih mir, wenn ich das nicht so recht glauben kann." Er grinste ihn schief an. "Du hast mir vorhin erst erklärt, wie dringend Leute mit Dienst in der Armee gebraucht werden und wie wenige es von ihnen gibt. Und das ich möglicherweise Mitkämpfer in den Grundlagen ausbilden und anleiten soll, obwohl ich nie über den Rang eines Mannschaftlers hinausgekommen bin. Ich hoffe du verzeihst mir, wenn das etwas träumerisch für mich klingt. Von dem, was ich bisher gesehen habe, sieht es für mich eher danach aus, als ob wir uns einen blutigen Häuserkampf liefern werden und darauf hoffen, dass ihnen vor uns die Puste ausgeht.“
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im Krankenhaus
Da haben sie vollkommen Recht, mein Lieber. Ihr Lächeln wurde zu einer geschickten Mischung aus schüchterner Verlegenheit und Andeutung.
Ich entschuldige mich in aller Form. Tatsächlich bin ich eigentlich gekommen, um einen Artikel zu schreiben. Sie wissen schon, der Held der Ratshalle, geschlagen, aber nicht besiegt… irgendsowas. Geschmacklos und kitschig. Propaganda eben.
Sie seufzte tief und durchaus aufrichtig.
Ich dachte, gerade Ihnen gefällt solcher Schund.
Ihm würde es gefallen. Sie nickte zu Kruger hinüber. Nun gut, aber wenn man so charmant gebeten wird, zu verschwinden, welche Dame kann da schon nein sagen?
Sie drehte den Kopf noch einmal zu Kruger, wohl um ihm ein verabschiedendes Lächeln zukommen zu lassen. Dann weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen und erschrocken legte sie die Hand vor den Mund.
Ich glaube er… oh Terra, sehen Sie, er kriegt schon wieder keine Luft. Ihre Stimme war eingefärbt von tiefstem Erschrecken und sie trat nach hinten, um Waldorf Platz zu machen oder auch nur den Blick auf den Unglücklichen freizugeben. In Wahrheit überwand sie so den halben Meter, die sie von der verborgenen Klinge trennte.
Sie griff hinter sich, fand den Leder umwickelten Griff des langen Messers und spürte die vertraute und so beruhigende Schwere der Waffe. Sie war kein Laie im Umgang damit. Sie hatte regelmäßig den Kampf geübt.
Ihre Waffe war das leise und langsam tröpfelnde Wort, doch eine solide Klinge war im Ernstfall auch nicht zu verachten.
Das Messer gepackt sprang sie unvermittelt und agil wie eine zuschlagende Katze auf den den Ranger los. Gerne hätte sie einen flotten Spruch dazu serviert. Vielleicht “Heute nur Nachrufe in der Abendausgabe.” oder etwas in diese Richtung. Aber Überraschung und beherztes Handeln stand hier über einem markigen Kommentar.
Die gebogene Sensenklinge ließ sie von unten nach oben schnellen. Als sie noch Tennis gespielt hatte, wäre dieser Angriff als ein sauberer Volly durchgegangen. Traf sie, würd es einen langen Schnitt geben und die Sägezähne in der Klinge würden genau das tun: sägen.
Gut möglich, dass Eingeweide und Organe gleich als frische Spende in die Chirurgie gebracht werden konnten.
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Denen geht nicht vor uns die Puste aus. Sagte Renold bitter und seine bis eben noch so glühende Stimmung schien sich für einen Moment zu umwölken. Wenn diese Schweine eins haben, dann sind es verblendete Marionetten, die sie uns entgegenwerfen können.
Und den Panzer gegen sie wenden?
Das wär was oder? Mit dem verdammten Eisenklumpen in die obere Ebene brettern und den Orsius, Siris und wie sie alle heißen die protzigen Paläste unterm Arsch wegschießen. So schnell wie die düsteren Schleier gekommen waren, verzogen sie sich auch wieder. Renold war eine richtige Frohnatur.
Nein, das Ding fährt so schnell nirgendwo mehr hin. Aber vielleicht geht doch ein bisschen was. Wir sind gleich da, dann wirst du sehen. Ich fürchte so wie du es ausgedrückt hast, schmälert du meine Vision ein wenig. Eine Ratshalle Zwei wird es wohl nicht. Aber sicher auch ganz ordentlich. Die Schweinchen werden kommen um ihr Spielzeug zu holen. Wir haben ihnen bis jetzt nur zivilen Widerstand geleistet. Handwaffen und Brandsätze allenhalber. Es hat einige Anstrengung gekostet, diese Kulisse aufrechtzuerhalten. Viele wollten ihnen alles entgegenschleudern was wir haben, ihnen von Anfang an den Kampf ihres Lebens liefern. Aber dann hätten sie sich nach den ersten Verlusten genau darauf eingestellt und einfach mehr und schwereres Material herangekarrt.
Nein, nein, sie werden kommen um den Panzer zu holen und mit Pappschildern, Steinen und Flaschen rechnen. Wir aber stehen im Hinterhalt und geben ihnen ordentlich Zunder. Das wird ein Fest. Sie wurden langsamer und ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass hier die allgegenwärtige Anarchie von etwas mehr Disziplin abgelöst wurden war. Allgemein war es ruhiger als in der Nähe der Sektorengrenze, wo eine permanente Anspannung in der Luft zu hängen schien. Sie näherten sich einem Hindernis, dass man nur euphemistisch als Barrikade bezeichnen konnte. Es war eine regelrechte Wand aus Müll, Autos, Beton-, und Stahlstücken und sogar Sandsäcken, wie sie die PVS benutzten. Das ganze war mindestens sechs Meter hoch. Auf der Krone des Haufens brannten Feuer und waren Gestalten zu sehen, die Wache hielten. Eine Festung aus Unrat. Es geht nicht nur darum, möglichst viele Imperiale zu töten. dozierte der Prediger der Transzendenz weiter. Wir müssen die Menschen aufwecken, ihnen eine Alternative zu ihren Unterdrückern geben. Reine Revolte bringt gar nichts. Nur gegen etwas zu kämpfen ist leicht. Bis man dann an dem Punkt ist wo der Kampf gewonnen ist. Dann zerfallen Revolutionen entweder oder sie werden zu dem, was sie ursprünglich bekämpft haben. All die Kämpfe die wir jetzt führen, sollen nur aufzeigen, dass der Unterdrücker nicht allmächtig ist, dass er geschlagen werden kann. Der eigentliche Krieg wird um die Herzen und den Verstand der Menschen geführt. Nicht mit Gewehren und Panzern, sondern mit Wahrheit und Begeisterung. Die Diener der dunklen Mächte versuchen es genauso und genau deswegen rennen ihnen so viele Menschen hinterher. Aber was bieten die Ihnen? Sex, Lustgewinn und den Hauch verbotener Geheimnisse. Sehr schnell sehr schal, wenn man ersteinmal in die Mogelpackung hineingeschaut hat. Götter und Dämonen, er winkte ab. Esoterischer Unsinn. Aber das soll nicht heißen, dass es nicht metaphysische Einsichten gibt, die über das Sichtbare und Offenkundige hinausgehen. Sie waren ein Stück an der Mauer entlanggefahren und erreichten einen gewundenen Eingang. Hier gab es tatsächliche eine Maschinengewehrstellung und Männer und Frauen mit Schnellfeuerwaffen in Tarnanzügen, mit Helmen und Schusswesten. Sie passierten den engen Durchgang und gelangten dahinter in einen Bereich, der eine Mischung aus Baustelle und Kaserne zu sein schien. Die Wohnhabitate wurden genutzt und obendrein waren auf den Straßen Zelte errichtet wurden um mehr Personal unterbringen zu können. LKWs, hauptsächlich zivilen Ursprungs, waren mit Waffenkisten beladen. Man hat mir Geheimnisse anvertraut, die jenseits meines Begreifens waren und in Teilen noch immer sind. Die Transition, die große Veränderung, das ist nur ein Gleichnis. Viele von uns, selbst jene die höhere Positionen in der Kirche bekleiden, verstehen es wortwörtlich. Ich auch am Anfang.
Aber es ist mehr als das.
Es kommt etwas. Er blickte zur Wagendecke als könne er durch sie hindurch schauen. Durch das Automobil, die stählernen Ebenendecken, durch Wolken, Raum und Weite, in die unendliche Schwärze des Alls. Etwas gewaltiges, etwas Herrliches. Gott, Wesen, dass sind kleine, menschliche Begriffe für etwas, dass sich jeder sprachlichen Beschreibung entzieht. Die Allgewalt kommt nach Koron 3 und wir müssen uns als würdig erweisen. Er blinzelte uns sah fast schon verlegen zu seinem Begleiter. Als wäre dem sonst so wortgewandten Renold seine kleine Ekstase peinlich lenkte er die Aufmerksamkeit auf etwas an dem sie vorbeifuhren.
Schau da… Man hatte eine Seitenstraße mit einer Plane überspannt und zu einem Hangar umfunktioniert. Im flackernden Licht einiger sprühender Funken arbeiteten mehrere Leute an einer Volar. Eines jener wendigen Propellerflugzeuge, die ein fähiger Pilot selbst im Inneren einer Makropole zu nutzen vermochte. Wie schon bei anderen Gelegenheiten fiel das schwarz-gelbe Rorschach Muster auf, welches als sonderbarer Tarnanstrich diente. Nicht alles wurde beim Angriff auf die Halle in die Waagschale geworfen. Erläuterte Renold. Für unsere Sache sind uns von höherer Stelle ein paar der knappen Mittel zugeteilt worden.
Einige hundert Meter weiter hielt der Wagen und sie stiegen aus. Die Luft war dick wie Sirup und stank nach einer pikanten Mischung aus unaufbereiteter Atemluft, verschütteten Betriebsstoffen, verfaulendem Abfall und defekter Kanalisation.
Kopfschmerz zum selber atmen.
Nebeneinander gehend führte der Sektenprediger seinen Begleiter durch die Zeltstadt. In einigen schliefen offenbar Leute, in anderen wurden Unterrichte durchgeführt. Durch eine offen stehende Zeltklappe sahen sie einen Ausbilder, der seinen aufmerksamen Zuhörern das Funktionsprinzip und das Scharfmachen einer Richtladung erklärte.
Du hast es vorhin schon richtig erkannt, wir brauchen Ausbilder. Noch mehr aber Kämpfer, die aktiv sein werden, wenn es hier losgeht. Wir können den Leuten zeigen, wie man ein Zwo- Einer benutzt und wie man einen Leman Russ ausschaltet. Aber wir brauchen Männer und Frauen, die die Kämpfer anführen.
Wir können nicht alle Einheiten aus Soldaten, die zu unserer Sache stehen, aus ihren Trupps lösen, um Rekruten anzuführen. Die Soldaten werden im Großteil an anderer Stelle gebraucht. Darum wirst du und einige andere wie du, die Truppen im Kampf anführen. Nach dem Sieg oder wenn der Druck durch den Feind so stark wird, dass wir wieder in den Untergrund müssen, kommt dann der Aspekt der Ausbildung dazu.
Während sie durch dieses offen feindliche Feldlager inmitten einer imperialen Makropole schritten, näherten sie sich einem wortwörtlichen Loch in der Ebene. Die Decke wies einen ungleichmäßigen Riss auf, wo ein wütender Riese seine Faust hindurch geschmettert zu haben schien. Zerfetzte Kabel, verdrehter Stahl und tropfende Leitungen. Der direkt darunter liegende Hab.Block hatte auch etwas abbekommen, war wohl aber nur touchiert worden. Schließlich endete die gut nachvollziehbare Flugbahn in einem Krater.
Die Kraft hatte sich bis hierher aufgebraucht und das fallende Objekt seine Reise durch die Ebenen beendet. Die Aufständischen waren fleißig gewesen. Sie hatten Schutt und Trümmer geborgen und so gewann man einen relativ freien Blick auf das Zentrum des Kraters. Sein Zorn steckte im Boden, als hätte man diesen für die Sekunde seines Aufpralls in Schlamm verwandelt und danach wieder erstarren lassen. Beachtlich, dass alles allein durch kinetische Energie geschehen war und noch sehr viel beachtlicher, dass der Superpanzer es in diesem Zustand überstanden hatte. Gewiss, er war in Mitleidenschaft gezogen wurden obendrein hatten die Aufständischen schweres Gerät gebraucht, um die Zugangsluken zu knacken und ins Innere Vorzudringen. An einem Baukran hing eines der überdimensionalen Geschosse.
Wir sind zuversichtlich, diese kleinen Schätzchen nutzen zu können. Einige unserer ambitionierten Mitstreiter sind der Meinung das Hauptgeschütz wieder in Gang zu kriegen und abfeuern zu können, wenn sie kommen um ihr Spielzeug zu bergen. Wir schaffen aber auch ein paar Geschosse weg, um sie anderweitig einzusetzen. Er wollte noch weitere Erklärungen nachschieben, als ein Kommunikationsgerät in seiner Tasche klingelte. Er fischte das Gerät heraus und klappte es auf.
Ja? Unverständliches Gewisper aus dem kleinen Lautsprecher. Renold sah Cassian entschuldigend an und humpelte dann zwei Schritte von ihm weg. Nicht das das verhindert hätte, dass er zumindestens die diesseitig gesprochenen Worte hören konnte.
Nein ich bin vor Ort.
Im Lager bei der Absturzstelle.
Ja… mit einem neuen Rekrut.
Als möglicher Unterführer denke ich.
Nein, hat er nicht gesagt.
Achso?
Wann?
Das ist fabelhaft.
Gut, ich bin gleich da.
Ja, genau.
Bis gleich.
Renold klappte das Gerät zu und grinste seinen Begleiter an. Es hat sich etwas Tolles ergeben. Du wirst Soraya kennenlernen können. Sie koordiniert die ganze Aktion um den Panzer herum. Eine tolle Frau, du wirst begeistert sein.
Ähm, hör zu, ich muss noch mal kurz weg, mich mit einigen Leuten treffen. Sieh dich um, lass dir, wenn du magst, dahinten eine Waffe geben. Er zeigte auf irgendein Zelt und war schon halb dabei zu dem beschädigten Wohnhab zu hinken.
Komm in zwanzig Minuten da hin. Jetzt fuchtelte er zu dem Hab, welches scheinbar auch sein Ziel war.
Unten ist das Lounge Light. Kannst du gar nicht verfehlen. Wir treffen uns da.
Und weg war er. Der Arbitesagent stand faktisch unbeaufsichtigt im Herz der Revolte auf dieser Ebene.
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Waldorf glaubte inzwischen ziemlich genau zu wissen, mit welcher Art Frau er es hier zu tun hatte. Eine Variante der weiblichen Oberschicht seiner Heimat. Blasiert, arrogant und pseudo-intelektuell. Er hatte selbst solche Momente gehabt, als er noch mehr Junge als Mann war und auf die Versprechungen seiner Verwandten vertraut hatte. Auch er hatte geglaubt, er stünde über, oder wenigstens neben den Dingen, damit war ihm schmerzlich bewusst, dass sie alle nur einen Platz im großen Strudel hatten: Mitten im Sog.
Seine Zähne malmten unauffällig aufeinander, auch wenn er sich ritterlich-ruhig und galant gab. Ihm schmeckte dieser Moment nicht, hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Eine LHO wäre ihm jetzt recht gewesen, irgendetwas, das ihm den Geist kühlte, dem noch zahlreiche andere Dinge in den Knochen saßen. Das war auch ein Grund, weswegen der offensichtlcihe Monolog der Journalistin ziemlich ungehört an ihm vorbei zog. Just als er sich nocheinmal etwas antreiben wollte, gab sich Waldorfs Gegenüber erschrocken und machte ihm plötzlich Platz. Überrascht und - zugegeben - auch besorgt warf der Ranger schnell einen Blick auf die Instrumente, nachdem er einen notwendigen Schritt näher getreten war. Als er jedoch nichts entdecken konnte, weiteten sich seine Augen, während sich Frau Tober bereits auf dem Sprung befand und nach ihm hob.
Der Axisianer machte einen instinktiven Schritt nach hinten, auf den auch schon ein Ruck den Körper des Rangers durchfuhr. Doch kein Schmerz, denn zwar hatte Simone ihn erwischt, doch nur an der Schutzschicht seiner Kleidung, deren "gewalt-abweisende" Fasern ihren Dienst taten und sich im Sägeschnitt der Klinge verfingen, so den gekonnten Hieb abbremsten. So der Ruck die Angreiferin bremste und ins Stocken bringen mochte, so schubste er auch Waldorf etwas herum, bekam er schließlich keinen Schnitt, aber dafür die Wucht des Hiebes zu spüren, die ein Grunzen aus sinen Lungen zu pressen vermochte.
Augenblick pumpte sein Körper Adrenalin durch den Körper des Axisianers, die Neurogestützte Hand ballte sich bebend zur Faust und stieß über einen Haken in Richtung des Gesichts der Journalistin vor, als wäre es ein Squigg und Waldorfs Arm eine Stinger-Rakete. Das bionische Auge des Mannes glühte bereits, Zähne wurden gefletscht, alles geschah schneller, als der Ranger denken konnte. Jetzt griff pure Routine durch.
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08-01-2023, 05:07 PM
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08-02-2023, 05:09 PM von Cassian Khline.)
Es war einfach erstaunlich, wie viele Informationen ihm geradezu in den Schoß zu fallen schienen, seit er Renold kennengelernt hatte. Der Priester redete, wie ein Wasserfall und der Arbites hätte am liebsten seinen Notizblock gezückt, um sich alles aufzuschreiben. Aber das war jetzt natürlich nicht möglich. Also alle Informationsbrocken merken, im Hirn sortieren und dann ablagern, damit er sie später zu einem ruhigeren Zeitpunkt wieder säuberlich hervorholen konnte. Und Cassian hatte den Verdacht, dass bis dahin noch einiges weiteres dazukommen würde, denn Renolds Wissensstand deutete darauf hin, dass der vermeintliche Priester einen wichtigen Posten in der Revolutionsarmee bekleidete. Louise sollte er nichts antun und wahrscheinlich konnte er es noch nicht einmal, wenn er es gewollt hätte, da sie bestimmt über genügend Leibwächter verfügte, aber Renold war da schon ein anderer Fall. Wenn möglich würde er ihn einsacken und für ein Verhör mitnehmen, bei dem der Pfaffe dann nicht nur wie jetzt zwitschern, sondern richtig singen würde. Falls das nicht möglich sein war, würde er das beenden, was die PVS begonnen hatte. Dieses Mal würde die Kugel aber nicht nur ein Streiftreffer sein. Der Rebellenarmee wäre damit dann zumindest ein wichtiger, Agitator und Strippenzieher genommen.
Dann begann Renold auch schon mit seiner kleinen Vision und Cassian folgte verwirrt seinem Blick in Richtung Decke, während er versuchte aus der kryptischen Beschreibung einen Sinn zu ziehen. Eine religiöse Bedeutung schien es nicht zu sein, dafür hatte der Mann zu sehr darüber gespottet. Ein Narr, wusste Cassian doch das der Gott Imperator existierte und über jeden ihrer Schritte wachte. Genauso wie es Narren gab, die dunklen Götzen abscheuliche Opfer brachten und auf ihr Wohlwollen hofften. Der Adeptus Arbites musste oft genug solche Kulte zerschlagen. Und um einen Kult mit der Verehrung einer scheinbar göttlichen Macht aus den Tiefen des Weltraums schien es sich auch bei Renolds Truppe zu halten, auch wenn der Priester das vehement leugnete. Die Frage war, ob diese Allgewalt nur ein Teil der Kultmythen war oder wirklich jemand mit Raumschiffen in Richtung Koron unterwegs war. Ein weiterer offener Punkt für seine Ermittlungsakte.
Dann drängten sich, aber dankenswerterweise, wieder handfestere Dinge in den Vordergrund, als sie das Feldlager, anscheinend eines von mehreren, wieder ein wichtiger Punkt für seine Vorgesetzten, durchquerten. Anscheinend besaßen die Aufständischen nach ihrem Angriff auf die Ratshalle immer noch über Flugzeuge und haufenweise andere Waffen, die sie für ihren nächsten Angriff benötigten.
Scheinbar würde es einen großangelegten Hinterhalt geben, dem ein blutiger Häuserkampf folgen sollte mit dem Ziel, die Bevölkerung auf die eigene Seite zu ziehen, bevor man sich wieder in den Untergrund zurückzog. Das hier würde also auch ein Propagandakrieg werden, bei dem die Aufständischen bereit waren viele Zivilisten zu opfern und wahrscheinlich wieder Angriffe unter falscher Flagge zu führen. Und genügend Schwachköpfe würden wahrscheinlich auch noch darauf hereinfallen.
Er musste dringend herausfinden wer Louise war und dann vor Beginn der Kämpfe zu den eigenen Linien zurückkehren, damit er seine Vorgesetzten warnen konnte und diese genügende Zeit hatten, die anderen Sicherheitsorgane zu warnen.
Dann kamen sie auch schon zur Fundstätte des Baneblades, die beeindruckend war in ihrer Art, wie sie sich präsentierte. Es fehlte nur noch ein Lichtstrahl aus den oberen Ebenen, um dem ganzen einen heiligen Anstrich zu geben, während die Rebellen wie Kakerlaken über den Leib des stählernen Riesen krochen.
Den Mechanicus würde es freuen zu wissen, dass ihr geliebtes Stück Technik den Sturz überlebt hatte, seine Behandlung durch die Aufständischen würde sie aber zur Weißglut treiben.
Und der Militärführung Sorgen bereiten, wenn sie gegen einen auch teilweise nur funktionstüchtigen Superpanzer kämpfen mussten. Von den improvisierten Sprengladungen, die man aus seinen Granaten herstellen konnte, einmal abgesehen.
Mit dem Baneblade wurde gleich ein Name genannt. Soraya. Wieder ein Name, den er sich merken sollte und eine Person, die er auf einer Abschussliste des Arbites eintragen würde.
„Ich würde mich freuen sie kennen zu lernen.“ Entgegnete Cassian nüchtern.
Dann verabschiedete Renold sich auch schon bis auf weiteres und humpelte davon.
Cassian bekam noch ein kurzes „Bis später“ heraus, dann war Renold auch schon verschwunden und der Arbites völlig allein im Feldlager.
Er entschloss sich dazu, auf Renolds Rat zu hören und sich weiter zu bewaffnen. Wenn er hier später wieder zu den eigenen Linien zurückwollte, brauchte er mehr als seine Pistole. Und es war nicht ohne Ironie, dass die Rebellen ihren Todfeind mit Waffen versorgten. Eine Umkehr der Situation über die Renold geprahlt hatte, worüber die Cassian lächeln musste. Die Waffenkammer, die sich in dem alten Armeezelt befand war beeindruckend und noch beeindruckender war, dass ihm freie Auswahl gegeben wurde, nachdem erwähnt hatte, dass Renold ihn hierher geschickt hatte. Neben einigen Waffen aus PVS Beständen, fand er Sturmgewehre vom Agripinaa Schema II Typ, Maschinenpistolen von Trieang-Officina und Modelle der Marke Eigenbau wie die Stanzer, die sie in der Vergangenheit dutzendfach bei Razzien in den Slums beschlagnahmt hatten. Nach einigem Suchen, Probehalten und Grübeln, entschied Cassian sich schließlich für eine kurzläufige Schrotflinte mit Klappschaft und Pistolengriff. Klassischer Arbitesstil. In keinster Weise für ein Feuergefecht gegen PVS Verbände geeignet, von dem Renold fantasierte. Aber dafür brauchte er sie nicht. Gegen seine jetzigen "Kameraden" war sie hingehend ideal und für seine spätere Flucht nicht zu sperrig. Cassian unterschrieb anschließend mit seinem Alias, dass er die Waffe und die Munition, eine schöne Mischung Schrot- und Flintenlaufgeschossen, erhalten hatte. Bürokratie war schließlich auch bei einer Revolution nicht wegzudenken.
Dazu kamen noch ein Trageriemen für die Flinte und eine Munitionstasche, die er an seinem Gürtel befestigte. So mit den Mitteln der Revolution ausgestattet, trat der Arbites wieder vor das Zelt und begann damit durch das provisorische Camp zu spazieren. Cassian musste dabei seinem Erkundungsdrang einen Riegel vorschieben, zu verlockend war es hier rumzuschnüffeln. Das hätte aber für Verdacht sorgen können und so sprach er einen Mann an, der so aussah, als ob er zur Wachmannschaft gehörte. Cassian stellte sich ihm als Neuling vor, der von Bruder Renold rekrutiert und gerade für zurückgelassen worden war und wissen wollte, wo denn die Essensausgabe, Unterkünfte und Toiletten waren. Nur für den Fall, dass er hier untergebracht werden würde. Fressen, scheißen, schlafen waren schließlich die drei Grundbedürfnisse, die man immer hatte, egal für wen man kämpfte und die daher auch keine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Der Kämpfer gab ihm eine knappe Beschreibung, Cassian bedankte sich eifrig und beide zogen wieder ihrer Wege. Auf dem Weg zu den drei Bereichen musste er praktischerweise einmal quer durch das Lager und zurück laufen und konnte sich einen ersten Überblick über die Anzahl der Zelte, die Art des Personals und den allgemeinen Aufbau machen. Für mehr war später noch Zeit.
Cassian beendete seinen kleinen Rundgang grob nach zwanzig Minuten und begab sich dann in Richtung des Hab, zu dem auch Renold schon gegangen war. Lounge Light. Die Frage war, was ihn da wohl erwarten würde.
Name: Cassian Khline
Rasse: Mensch
Alter: 27 Standardjahre
Größe: 198cm
Zugehörigkeiten: Adeptus Arbites, Sektion 17
Aussehen: groß, breit, muskulös, schwarzer Vollbart, schwarz-graue Haare, grüne Augen
Kleidung: Zivil: Schwarze Hose, schwarzes T-Shirt, schwarze Lederjacke
Ausrüstung: Zivil: Inkor-Körperpanzer, KM2P13 (Halbautomatik), kurzläufige Schrotflinte mit Klappschaft, Handschuhe mit Protektoren, Block, Stift, Kabelbinder, Rucksack mit allerhand Kleinkram/Ausrüstung
Konto: 459 Schekel
Beiträge: 1,756
Themen: 91
Registriert seit: Jul 2008
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Der Hieb hätte in jeder Kneipenschlägerei Eindruck gemacht und gewiss genügt, Männer wie Bäume zu fällen. Gleichwohl war der Schlag nicht sauber gezielt, was in Anbetracht der unvermittelten Eskalation einer bis dahin relativ friedlichen Situation kein Wunder war. Simone schnellte ihrerseits mit dem Oberkörper zurück wie eine behändende Schlange. Das sie damit Waldorfs Bewegung spiegelte, ließ die beiden einen bizarr synchronen Tanz aufführen. Der Schlag des Rangers traff trotzdem, auch wenn ihm nicht mehr die volle Wucht zu eigen war. Die Frau drehe den Kopf im Zurückweichen außerdem zur Seite und die Faust ihres Gegenübers traf unsauber. Es gab ein hässliches Knirschen und der Kopf der Reporterin flog, von einem Schopf wender Haare umrahmt in den Nacken. Sie stolpernde einen Schritt zurück.
Ihre Waffe ließ sie dabei nicht los und die Klinge wurde geräuschvoll aus den Schnittschutzfasern gerissen, die weiß und seidig aus dem Schnitt quollen. Es hätten immerhin auch Waldorf Därme sein können und kein Kunststoff.
Als Simone den Kopf wieder in eine gerade Haltung brachte, sickerte ein dünner, schwarzer Blutfaden aus ihrer Nase. Ansonsten hatte die zierliche Frau den Schlag eingesteckt wie ein Rummelboxer. Du Dreckschwein schlägst Mädchen? Fragte sie lauernd und wischte sich das herabsickerende Blut mit der Zunge von der Oberlippe.
Sie nahm eine Haltung ein, die verriet, dass die Angelegenheit für sie jetzt erst richtig losging und sie keine halbherzigen Versuche mehr unternehmen würde. Die Knie leicht gebeugt, die angewinkelten Arme so haltend, dass die Klinge auf ihrem Unterarm ruhte. Dann plötzlich sprang sie mit der Geschwindigkeit einer zuschlagenden Gottesanbeterin vor und ließ den Stahl singen. Der Raum in dem Krankenzimmer war mehr als begrenzt und Waldorf ging der Platz aus um auszuweichen. Er wehrte einen Schlag mit der Armschiene der Linken ab, was Funken stieben ließ und einen Kratzer verursachte.
Dann trat er gegen einen der Besucherstühle und schoss ihn in die Richtung der Reporterin. Simone fegte das Möbelstück zur Seite und grinste den Ranger aus ihrem zerzausten Haarschopf heraus an. Du wirst hier sterben, Imperiumsknecht.
Wieder sprang sie vor…
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08-31-2023, 02:01 PM
Das Lounge Light war ein absonderlicher Ort.
Nicht per se wegen seiner reinen Funktion. Eine Bar, wie es derer tausende in der Hauptstadt des Planeten gab. Etwas gehobenere Preisklasse, aber erschwinglich genug, dass der gewöhnliche Arbeiter seinem Date einen Mystic Moonlight oder einen Crimson Desert ausgeben konnte und gönnerhaft wirkte, ohne sich zu ruinieren.
Schummrig, eine Idee Anrüchigkeit, ohne schäbig zu sein.
So war es zumindest mal gewesen. Als Cassian jetzt durch den Eingang trat und in den Nebeldunst aus Zigarren-, LHO-, Zigaretten,- und Pfeifenrauch eintauchte, zeigte sich ein merkwürdiges Bild. An den Stühlen saßen die Horden der selbsternannten Freiheitskämpfer. In ihrer paramilitärischen Uniformlosigkeit, die nur dann und wann vom den gelb-schwarzen Muster unterbrochen wurde, was sich die Rebellen als Symbol ihrer Sache auserkoren zu haben schienen. Einige aßen aus Feldgeschirr, andere reinigten ihre Waffen, wieder andere spielten Karten oder diskutierten Lautstark. An die einstige Sauberkeit und Ordnung, die hier sicherlich geherrscht hatte, erinnerte kaum noch etwas. In einer Ecke stapelten sich Versorgungskisten, in der anderen zerschlagene Tische und Stühle. Die Flaschen, dereinst gewiss säuberlich hinter dem Tresen aufgereiht, standen auf den Tischen oder lagen leer in der Gegend herum. Dort wo ein Spiegel oder ein großes Bild hinter der Bar gehangen hatte, prangte jetzt die nackte Wand, auf die das Symbol der Transformationssekte gesprüht wurden war.
Einzig leidlich unberührt vom Durchgangsverkehr und dem mangelnden Enthusiasmus des Putzpersonals, schien die kleine Bühne zu sein. Nur das vergessene, Bierglas auf dem dort stehenden Piano und die in Teilen abgerissene Kreppverkleidung rings um die Bühne passten in das restliche Bild.
Cassians Eintreten wurde von niemandem wirklich bemerkt. Er selbst brauchte einige Sekunden um den Prediger zu entdecken. Er saß mit einem Mann und einer Frau an einem runden Tisch und sie unterhielten sich lebhaft mit einer weiteren Person, die neben ihnen stand. Alle hatten alkohlische Getränke bei sich. Nachdem sich der Arbitesagent einen Weg zu der Gruppe gebahnt hatte stellte Renold ihn den anderen vor.
Das hier ist Oleg und das hier Liux. Neuzugänge wie du. Die beiden nickten ihm zu. Die Frau hatte widerspenstiges, blondes Haar, was wie ein Getreidefeld aussah, durch das der Sturm gefegt war. Narben auf ihrem Gesicht deuteten an, dass sie auf ihrem Lebensweg nicht nur Wäsche gewaschen hatte. Sie trug eine abgenutzte Armaplastweste und an ihrem Stuhl hing ein Lasergewehr.
Oleg war ein nervöser Typ mit zu großer Uniform in der Farbe von Senf. Nichts Militärisches wie es aussah oder wenn dann eher Arbeiterbrigade oder paramilitärischer Dienstleister. Das spitze Gesicht des Mannes und die kleine, randlose Brille verliehen ihm das Aussehen eines Nagetieres.
Auch sie werden Kommandos übernehmen wenn es soweit ist.
Willst du etwas trinken? Er winkte einen jungen Burschen, eigentlich noch ein Kind, mit einem Rollwagen voller Flaschen herbei. Nimm dir, mein Freund.
Geht alles auf den Gouverneur. Er lachte. Dann ging unvermittelt das Licht aus.
Das war offenbar nichts Ungewöhnliches, denn die Gäste schienen sich nicht durch die plötzliche Dunkelheit stören zu lassen. Durch die schmutzigen Fenster fiel ein wenig Flutlicht von draußen und ein trüber Spot war auf die Bühne gerichtet. In dem Schein kräuselte sich der tanzende Tabakrauch.
Gestalten erschienen auf der Bühne und stimmten ihre Instrumente. Der Mann, der am Piano Platz nahm, ließ die Fliegenfalle von leerem Bierglas gegen ein ein gefülltes austauschen und klimperte ein paar Akkorde.
Neben dem Piano ließ sich aus halbdunklem Schemen und lethargisch heranschwimmenden Noten ein ätherisch summender Harmonbass erkennen. Außerdem eine wimmernde Smybo und das elektronisch gezupfte Tropfen einer Lichthafe. Letztere schickte ihre gefächerten, grünen Kontaktlaser wie Lanzen in den blauen Dunst. Im atonalen Durcheinander fanden die Töne zueinander, begannen sich zu umkreisen und aufeinander zu antworten.
Eine melancholische Melodie entstand, die die Gespräche im Raum nach und nach verstummen ließ. In den See aus träge miteinander tanzenden Noten sprang ein einzelnes Wort und schwamm zu den Zuhörern herüber.
Das Wort war Einsamkeit. Es wurde mit gesetztem Applaus aus den Reihen des bis an die Zähne bewaffneten Publikums beantwortet. Hätte man eine Assoziation bemühen müssen, um diese Stimme zu beschreiben, so vielleicht das Bild von zimmerwarmen Whisky, der sich über Eis erstürzte und dieses mit sanfter Vehemenz schmolz.
Die Einsamkeit, von der da gesungen wurde, war eine, wie sie Liebe zu einer einzelnen Person nicht lindern konnte. Die Sängerin hatte es versucht, so berichtete sie. Mit Männern und Frauen, doch die Einsamkeit blieb.
Das Spotlight fand sie und entriss sie dem Dunkel. Eine Frau in einem schwarzen Cocktailkleid, mit Pailletten besetzt, die funkelten, als trüge sie ein Stück geschneiderte Nacht. Ihre langen Hände steckten in schwarzen Handschuhen und traumwandlerisch schwebte sie auf den hohen Absätzen ihrer gewagten Stöckelschuhe einher. Ihre Haut war weiß wie Milch und blendete vor dem Kontrast ihrer Garderobe geradezu. Von ihrem Gesicht lenkten keine störenden Haare ab, die als Rahmen selbst um Aufmerksamkeit geheischt hätten. Stattdessen bildete ein kunstvoll hoher Stehkragen den Hintergrund für ihr Alabastergesicht. Die Wangen hoch, die zierliche Himmelfahrtsnase, eine angedeutete Mischung aus Arroganz und Kindlichkeit. Die Augen schienen im Gegenlicht schwarze Opale zu sein, beschattet von ungewöhnlich langen Wimpern. Schwarz gefärbten Lippen schwebten im Weiß ihres Gesichts und sang von der einzig wahren Heilung für die krankhafte Einsamkeit.
Nur in der Gemeinschaft mit Gleichgesinnten konnte das Verlangen nach verwandten Seelen gestillt werden. Die Verbindung zwischen Liebenden war leer, die Liebe zwischen Vielen war wahr.
Sie endete, mit nachdenklich gesenktem Blick, die langen Finger um das Mikrofon geschlungen wie Käferbeine. Applaus brandete auf, in den sie ab und an ein verschämtes Dankeschön hauchte. Sie dankte den Anwesenden für ihr Hiersein und stimmte ein zweites Lied an. Es handelte von einem Jungen, der in der Gasse verblutete. Niedergeworfen von der Kugel eines Soldaten, der unter der Atemschutzmaske kein Gesicht hatte. Wer aber kein Gesicht hatte, konnte auch nicht in den Spiegel schauen.
Das Blut auf dem Asphalt gerinnt. Dort liegt des Zornes jüngstes Kind. Was nicht sein darf, das muss nun sein. Aus der kalten Hand, nimm den noch warmen Stein.
Dem folgte ein weiterer Schmachtfetzen, ein zeitloser Gassenhauer der mittleren Ebene. Annabell schenk mir ein Lächeln. Zum Abschluss dann ein umgedichtetes Soldatenlied, das die Streitkräfte verhöhnte. Wir sind vom Idiotenclub und stellen wieder ein. Wir nehmen Weib und Männlein gern, nur blöde müsst ihr sein. Bei uns herrscht die Parole: Sei dämlich bis zum Tod! Und wer den größten Schaden hat, wird Oberidiot. Muss der Gefreite sterben, dann hat er leider Pech, Metall braucht man für Orden, für Särge bleibt kein Blech. Das funkelt, an der Brust des stolzen Adelspack. Gefreiter sei nicht traurig, für dich haben sie nen Sack.
Der Saal tobte. Sie gröhlten, applaudierten, lachten und johlten. es war ein wunder, dass niemand Löcher in die Decke ballerte. Die Sängerin ließ sich einige Minuten auf der Bühne feiern. Jemand reichte ihr einen Drink und eine Ziagarrte in einer Rauchspitze. Während sie von der Bühne herunterschritt, überschlügen sich die Anwensenden um ihr Feuer zu geben.
Sie ist so großartig, so großartig. Renold war ganz aus dem Häuschen. Falls ihr es noch nicht erraten habt, das ist natürlich die göttliche Soraya. Ist sie nicht großartig?
Eine interessante Szenerie spielte sich jetzt ab. Im Grunde wiederholte sich die Situation im Konferenzraum des Hotels. Aber Renold schien das nicht zu bemerken. Wie er noch, vor nicht einmal zwei Stunden, schritt jetzt diese Frau durch die Reihen, machte hier und da Smalltalk oder blieb für ein oder zwei Sätze mehr an einem Tisch stehen. Inzwischen hatte ihr jemand eine Pilotenjacke um die Schultern gelegt, da es für ihre Garderobe doch ein wenig kühl war. Die etwa eine Nummer zu große Jacke war eher eine raffinierte Ergänzung ihres Outfits zu sein, als eine Störung.
Schließlich kam sie auch zu ihrem Tisch. Renold erhob sich umständlich und schon von weitem streckte Soraya die Arme aus, als wolle sie ihn über die Entfernung an ihren Busen drücken.
Renold! Der tat es ihr gleich und legte den Kopf dabei schief, grinsend wie ein Honigkuchenpferd.
Eine tolle Show, meine Liebe. Sie winkte ab und schloss ihn in die Arme. Ach das bisschen Gekrächze. Wie geht es deinem Bein?
Jeden Tag besser. Kann dem Gouverneur bald wieder in den Arsch treten.
Ich halte ihn mit größtem Vergnügen für dich fest. Sie lachten.
Wie sieht es an der Grenze aus? Ist es bald soweit?
Morgen vielleicht, eher übermorgen. Sie ziehen immer mehr Kräfte zusammen. Viel mehr als man braucht um nur die Demonstrationen an den Ebeneneingängen zu bekämpfen.
Ich bin aufgeregt wie ein Schulmädchen. Dann blickte sie zu Cassian und seinen neuen Spießgesellen.
Und wen haben wir hier? Sie hielt dem Burschen die Hand hin, der kurz zu überlegen schien, ob er sie küssen sollte. Dann schüttelte er sie aber doch unbeholfen.
Neuzugänge. Ich werde sie als Truppführer in der zweiten Linie einsetzen. Alle mit Kampferfahrung.
Wie schön. Säuselte sie und gab auch der Frau die Hand. Schließlich kam Cassian an die Reihe, während sie noch immer zu Renold sprach.
Sie sind noch kein Teil der Familie? Das war mehr eine Feststellung als eine Frage. Sie ließ die Hand des Arbietes nicht los. Für so zierliche Finger wohnten diesen eine beachtliche Kraft inne. Außerdem war da etwas in ihren Augen. Sie waren so schwarz und tief.
Auch diese abgründigen Augen konnten Finger aussenden, die über Cassians Gehirn krabbelten. Nicht metaphorisch, denn er konnte es tatsächlich spüren. Tippelnde kleine Fingerkuppen, die seine Hirnrinde entlanghuschten und nach einen Falte, einer Unebenheit suchten, in die sie Nägel stecken und kratzen und hebeln konnten. Eine Lücke schaffen, einen Eingang um hinein zu schlüpfen und dann Geheimnisse und Unausgesprochenes zu ertasten.
Ich habe sie alle getestet und sie scheinen mir integer genug zu sein, um der Sache zu dienen. Danach kann man sie immer noch tiefer in die Strukturen einweihen. Wir müssen momentan jede fähige Hand ergreifen, die sich uns hinstreckt um zu helfen.
Entgegen dieses Sinnbilds ließ Soraya die Hand des anderen ebenso los wie seinen Verstand.
Natürlich vertraue ich deinem Urteil voll und ganz Bruder. So wie immer. Ihr Lächeln war das eines scheuen Rehs, ihre schwarzen Augen sprachen von Vielem, aber nicht von Vertrauen.
Ich werde den heutigen Abend noch genießen und dann eine große Lagebesprechung anberaumen. In sechs Stunden denke ich. Es wäre schön wenn du auch dabei wärst, mein Lieber. Das sagte Renold natürlich zu, auch wenn seine Beteiligung keine Sache von Freiwilligkeit zu sein schien. Die drei Neuzugänge waren natürlich für eine solche Beredung nicht zugelassen, wie Renold ihnen erklärte, nachdem Soraya sie wieder verlassen hatte und weitergezogen war. Sie würden ihr eigenes, heruntergebrochenes Briefing morgen Vormittag bekommen. Dann würden sie auch ihre Gruppen zugewiesen kriegen. Natürlich, so beteuerte Renold, hätte er sich gewünscht, wenn sie mit den Kämpfern hätten üben und sie kennenlernen können. Da dies in Anbetracht der umstände aber nicht gehen würde, mussten sie das beste aus der Lage machen.
Er machte ihnen klar, dass der zu erwartende Angriff eine heftige Sache werden würde. Sie hatten nicht vor in den Tod zu gehen, gleichwohl war dieser, wie auch schwere Verwundung, eine mehr als reale Option.
Er riet ihnen daher, den Abend so zu verbringen als wäre es ihr letzter. Denn das konnte durchaus sein.
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