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Vor den Augen von Hauptmann Schauermann spielten sich unglaubliche Szenen ab. Menschen in allen Stadien des Verletztseins wurden aus dem Gebäude der höchsten politischen Instanz des Planeten getragen, gezogen oder sie hinkten, krochen und humpelten selber. Die mächtigsten der Mächtigen waren zu geprügelten Hunden verkommen. Grauer Staub machte sie alle gleich. Machte sie zu Gespenstern, die wortwörtlich in Asche gingen. Einzig das Blut auf ihnen setzte Akzente im Grau, trat es doch aus Wunden, vermischte sich mit dem Staub und sickerte frisch nach.
Diese Geister stolperten in die Arme der wartenden Soldaten, die sie vor dem Eingangsbereich empfingen. Ihrerseits zur Hilflosigkeit verdammt, denn in ihren Waffen steckten nur leere Magazine, unnütz dem Feind entgegenzutreten, der im Inneren wütete. Selbst jene, die mit Bajonetten und bloßen Händen in den Kampf gestürmt wären, um ihre Schuldigkeit zu tun, wären gar nicht ins Innere gelangt, so sehr verstopften Fliehende und Sterbende Türen und Gänge.
Das drinnen Schreckliches geschah, ließ sich derweil nicht überhören. Über die Schreie und das Wehklagen erhoben sich die markanten Geräusche von Schüssen.
Schauermann sah dies mit ohnmächtiger Hilflosigkeit. Er blickte aus der Luke des Baneblades “Sein Zorn”, einem der mächtigsten Kampffahrzeuge dieser Welt. Nur unternehmen konnte er nichts.
Für die Parade führte der Superpanzer keine Munition mit sich und selbst wenn… Auf was hätte er schießen sollen? Das Grauen spielte sich im Inneren der Halle ab. Sie standen hier in all ihrer gepanzerten Herrlichkeit und waren so viel wert wie eine Karre voll Carnakmist.
Wir rücken ab. Blaffte er in sein Sprechgerät. Melden Sie an… ja an wen eigentlich? Bis jetzt hatten sie Kontakt mit dem Paradestab gehalten, aber die waren jetzt wohl kaum zuständig. Immerhin hatten sie hier eine ausgewachsene Revolte, Terrorattacke oder wusste der Thron, was am Hals. Aber wer dann?
Diesen General. Wie hieß sie noch?
General Lungershausen, Herr Kommandant. Kam es von seinem Funker. Ja genau. Melden Sie ihr, dass wir uns zum Depot verfügen und Munition und den Rest unserer Besatzung aufnehmen. So verkrüppelt wie wir jetzt sind, sind wir niemandem eine Hilfe. Dann klickte er den Regler an seinem Sprechgerät einen Kanal weiter und gab dem Fahrer Order.
Hansen, wir rücken ab. Zum Depot. Ab gehts! Das er diese Entscheidung treffen konnte, ohne als Hauptmann auf die Bestätigung eines Generals warten zu müssen, lag an seinem Dienstposten. Er kommandierte "Sein Zorn" und man musste so manche Schulterklappe in die Schale werfen, um diesen Umstand aufzuwiegen. Er hatte seine Ausbildung auf Terra selbst erhalten, an den besten Panzertruppenschulen des Imperiums. Man hätte ihn auf jedwedem Schlachtfeld des Universums besser gebrauchen können als hier. Aber ein Baneblade benötigte einen Kommandanten und Schauermann hatte sich dazu herabgelassen, seinen Dienst auf einem Garnisionsposten zu versehen. Ob sie ihm im Inneren ihrer kleinen PVS einen Hauptmann oder einen Feldmarschall nannten, war ihm herzlich egal. Er war vor allem anderen, ein Baneblade-Kommandant. Ein Ritter unter Bauern. Niemand aus seiner Besatzung sprach ihn mit seinem offiziellen Rang an. Er war schlicht der Kommandant.
Der Panzer spie schwarze Abgase in die Luft und drehte dem Drama vor der Halle den Rücken zu, als er auf der Hochachse drehte und sich in Bewegung setzte. Die Verblüffung, ja der Kummer der Soldaten ringsum war nicht zu übersehen. Der Avatar ihres Gottes verließ sie, ließ sie im Stich, im Angesicht des Feindes.
Aber was war besser, dachte Schauermann. Ein Avatar der nicht da war oder einer, der sich schwach und unzulänglich zeigte?
Wir nehmen die Prachtstraße Richtung Zollknoten und dann runter auf die 45A. Mit den sechsundzwanzig Kilometern pro Stunde, die das Verbrennungskraftwerk aus der beweglichen Festung herausholen konnte, “raste” der Panzer für seine Verhältnisse über die breite Straße. Diese war verwaist. Wo noch vorgestern tausende und abertausende von Soldaten und Fahrzeugen entlanggezogen waren, wehten jetzt welkende Blütenblätter im trägen Wind der Umwälzanlagen. Hier und da stand ein Fahrzeug am Straßenrand. Ausschließlich militärisches Gerät. Vielleicht liegengebliebene Einheiten, vielleicht Trupps, die irgendetwas mit der Nachbereitung der Parade zutun hatten. Soldaten waren aber nicht zu sehen.
Von seiner erhöhten Position in der offenen Luke aus, nahm Schauermann eine sonderbare Stimmung in der Stadt wahr. Das mochte in erster Linie an den Erschütterungen liegen, die mit dem Angriff auf die Ratshalle zutun hatten und von denen er noch nicht wusste um was genau es sich handelte. Nur natürlich, dass das feiernde Volk den Kopf einzog, wenn irgendetwas die ganze obere Makropole erzittern ließ.
Aber da war noch etwas anderes.
Er konnte nur den Finger noch nicht darauf legen. Auf einer höher gelegenen Schnellstraße raste ein Konvoi mit Blaulicht vorbei. An einigen Stellen sah man Menschengruppen, aber bei weitem nicht so viele, wie man es beim Umfang der Festivitäten hätte annehmen müssen. So beunruhigend die Donnerschläge gegen die Halle auch gewesen waren, sie hatten doch keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Menschen hier auf der Ebene. Es waren keine Teile von Straßen oder Wohnhabs eingestürzt, es tobten keine Viertel weiten Brände. Jedenfalls nicht, soweit er bei seiner Fahrt die Prachtstraße herunter sehen konnte. Warum waren dann so wenige Zivilisten auszumachen? Verängstig, verwirrt und orientiert, ja. Aber sie hätten da sein müssen.
Sie passierten eine Stelle, von der aus der Panzerkommandant einen vorbeifliegenden Blick in eine Seitengasse werfen konnte. Dort zeichnete sich für ihn im Scherenschnitt der zwei, drei Sekunden, die der Baneblade vorbei dröhnte, das Bild eines Gemetzels ab. Gestalten mit Feuerwaffen schossen eine Ansammlung von Zivilisten zusammen. So viele, dass sich die toten Körper bereits an einer Ecke der Mauer zu stapeln begannen. Mit gerunzelten Augenbrauen drehte sich Schauermann um die eigene Achse, um der Vorbeifahrt noch eine halbe Sekunde des Sehens abzutrotzen. Um vielleicht eine logische Erklärung für diesen Schrecken zu finden. Nutzte irgendeine Verbrechergang die Verwirrung, um eigene Schurkereien auszuführen? Oder und dieser Gedanke war der weitaus beunruhigende, gehörte dieses Verbrechen zu jenem, welches sich an der Halle abspielte? Gerade wollte er dem Funker befehlen Meldung über seine Sichtung zu machen, als ihm der Fahrer zuvorkam.
Herr Kommandant. Voraus! Er drehte sich wieder in Fahrtrichtung. Dort lagen Tote auf der Straße. Tote in den Uniformen der PVS. Ein Geländewagen war gegen die Betonbegrenzung der Straße gefahren. Die Türen standen offen, die ehemaligen Insassen lagen ringsherum verstreut. Eine Person saß noch auf dem Beifahrersitz. Die waren nicht alle durch den Unfall gestorben. So beschädigt war der Wagen nicht.
Als hätte er noch einen weiteren Denkanstoß gebraucht, um zu begreifen, dass sich hier nicht ein tragischer Unfall an den nächsten reihte, kam etwas flackernd Helles von einer der höheren Straßen geflogen und schlug auf die Hülle des Panzers. Ein Molotowcocktail, dessen brennender Inhalt sich auf der Fläche des Baneblades als kaum mehr ausnahm, als ein angezündeter Tropfen. Diese Bastarde! Wütend suchte Schauermann mit den Augen nach dem Ursprung dieser Freveltat. Da drückten sie sich herum, diese Hunde. Auf den oberen Rängen einer Bühne. Ein Schulter gestützter Werfer wurde abgefeuert und eine kurzlebige, rote Blüte vergeudete ihre Zerstörungskraft an der Unnachgiebigkeit von Sein Zorn.
Kommandant, wir werden beschossen. Nachdem Kleinkaliberfeuer ringsum die Luke von der Panzerung abprallte, ganz klar mit dem Ziel ihn zu treffen, schloss er widerwillig die Luke.
Wir werden nicht beschossen, knurrte Schauermann, wir werden angespuckt. Das ist schlimmer.
Durch die Panzersehschlitze des zentralen Turms wurde die zu erkennende Umwelt zu einem zitternden, vibrierenden Ausschnitt verkleinert. Wenn sie noch beharkt wurden, war es durch die undurchdringliche Haut des Baneblades nicht zu bemerken. Hatte er erst einmal Munition gefasst, dann würde es Saures geben, für diese Wanzen.
Kommandant, Hindernis voraus. Schauermann verrenkte sich, um besser sehen zu können und gab es schließlich auf. Wie ein Affe turnte er im Turm nach unten und spähte durch die Kathedrahlschlitze, die unterhalb des Drehkranzes verortet waren und die beste Sicht nach außen gewährten. Das Hindernis bestand aus drei quer stehenden Fahrzeugen. Lastkraftwagen der PVS. Körper lagen auf dem Asphalt ringsherum und Mündungsfeuer blitzen links, rechts und zwischen den Lastern auf. Ob da die eigenen Soldaten Verrat übten oder ob sie von Angreifern gemeuchelt wurden waren, konnte er nicht ausmachen. Es war ihm auch egal.
Durchstoßen! Gebot er mit der Genugtuung, wenigstens etwas gegen den Feind ausrichten zu können. Der Baneblade fuhr bereits mit Höchstgeschwindigkeit und doch schien es, als lege er noch einmal einen Zahn zu, begierig darauf etwas unter seinen Ketten zermalmen zu können. Nicht das die drei Lastwagen der Rede wert gewesen wären. Man bemerkt den Käfer nicht, den man unter einem Stiefel zertritt. Man hört nicht einmal das Knacken. Das Knacken war hier das Klirren und Knirschen nachgebenden Metalls und splitterndes Glas. Treibstoff und Flüssigkeiten spritzten, verpufften und fingen gar Feuer unter dem Druck und sprühenden Funken. Es war eine fulminante, aber nur kurze Genugtuung. Die Ketten des Panzers fraßen die LKWs regelrecht auf und reduzierten sie auf wenig mehr, denn gepressten Schrott.
Im Inneren von Sein Zorn spürte man die Kollision nicht wirklich.
Vor Ihnen erhoben sich kurz darauf die riesigen, bronzenen Wächter, welche die Brücke der Hunderttausenden flankierten. Die Brücke war breit, bot Fahrzeugen auf zehn Spuren Platz. Dennoch, so wusste Schauermann nur allzu gut, wäre hier der ideale Punkt für einen Hinterhalt. Es ging nur vorwärts oder rückwärts. Der Platz zum Ausweichen war begrenzt und auch ein Baneblade, so ungern er dies zugeben wollte, war nicht unverwundbar. Schon gar nicht, wenn ihm die Unterstützung verbundener Waffengattungen fehlte. Wenn, dann hier. So hätte er selber es gemacht. Sie rasselten auf die Brücke. Drei Kilometer lang, überspannte sie einen der Transittunnel, eine der zentralen Venen der Makropole, die es auch größeren, flugfähigen Vehikeln erlaubte in das Herz des Menschen gemachten Gebirges vorzudringen.
Nicht selten hüllte sie sich in ihre persönliche Wolkenbank. Ein mikroklimatisches Phänomen aus Abgasen, Kondenswasser und den aufeinanderprallenden Luftmassen der verschiedenen Ebenen, die hier wie in einem Querschnitt offen lagen. Heute aber schimmerte nur ein Dunst über der Fahrbahn. Da sie noch gesperrt war, der Parade und ihren Nachwehen sei Dank, lag sie verweist und relativ nebelfrei da. Nicht auszudenken, wenn der reguläre Verkehr wieder zugelassen gewesen wäre und sich hier wie immer gestaut hätte.
Scheuermann hätte es nicht gern getan, aber er hätte den Panzer auch nicht angehalten. Ein Gewicht, dass er zum Glück nicht auf sein Gewissen laden musste.
Die Brücke war leer. Also auch kein offensichtlicher Hinterhalt. Zu dumm, dass Hinterhalte selten durch Offensichtlichkeit bestachen. So versuchte er die Augen überall zu haben. Sicht war der einzige Sinn, dem ihn der Panzer zugestand. Gehör war dem Brüllen der Maschine verpfändet, Geruch dem gesegneten Öl, Fett und heißem Schmiermittel geopfert. Das Gefühl gehörte allein dem Vibrieren und Stampfen des Baneblade.
So sah er das schwingende Kabel auch nur und hörte nicht das hohe Singen oder spürte die Konvulsion, die durch die Brücke ging.
Wie der Tentakelarm eines Tiefseeungeheuers peitschte die Stahltrosse durch die Luft und verfing sich in ihren noch gespannten Artgenossen. Lange hielten jedoch auch die nicht. Eines nach dem anderen, wie die Saiten einer überstrapazieren Harfe, rissen die Mann dicken Metalltaue, welche die Fahrbahn über dem Abgrund hielten. Eine der Trossen fegte über den Asphalt und schnitt ein wirres Muster hinein. Eine andere endlich traf Sein Zorn. Das Stahlseil hatte genügend Kraft, dem Panzer einen harten Stoß zu versetzen und ihn ein paar Meter aus der Bahn zu schleudern. Der Hauptmann stieß sich den Kopf und blinzelte Blut aus den Augen. Was war das? Was war das? Verlangte irgendwer aus seiner ausgedünnten Mannschaft, über Internfunk zu wissen. Ruhe, verdammt! Funkdisziplin! Blaffte er ins Sprechgerät. Scheuermann beobachtete, was draußen vor sich ging. Die Schweine konnten den Baneblade nicht knacken. Also zerstörten sie den Grund auf dem er fuhr.
Auf dem er über einen Kilometer tiefen Abgrund fuhr. Die Brücke begann sich nach links zu neigen, als mehr und mehr Haltetrossen sich lösten. Sie waren ziemlich genau in der Mitte der Brücke. Natürlich waren sie das. Der Weg zurück genauso unmöglich weit wie der Weg nach vorn. Hatten ihr Einmaleins gelernt, diese Hurensöhne.
Drücken sie drauf Hansen. Vollgas. Der Panzer fuhr bereits seine bescheidenen sechsundzwanzig Km/h Höchstgeschwindigkeit. Daran änderte alles Wollen und Befehlen nichts. Die Brücke der Hunderttausend hatte jetzt so sehr Schlagseite, dass 316 Tonnen ins Rutschen gerieten und auf den Abgrund zu glitten. Die mittlere Fahrbahntrennung aus Beton wurde pulverisiert. Dann rissen auch die Halteseile auf der gegenüberliegenden Seite in genügend Anzahl, um die Neigung wieder auszugleichen. Wie ein Spielzeug schleuderte es das Kampfgefährt hin und her.
Dann sackte das gesamte Segment der Brücke ab und stürzte mitsamt Baneblade und schreiender Mannschaft in die Tiefe.
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Während der Beschuss ihn festnagelte, blickte Arius zu Waldorf herüber, der durch die Trümmer kroch, prüfte wo der Feind stand und ihn dann unter Feuer nahm. Für einen kurzen Moment stoppte der Beschuss, war fluchen zu hören, als ihre Gegner sich umorientieren mussten. Dann setzte der Beschuss erneut ein. Dieses Mal auf Waldorf fokussiert, der schon längst dabei war seine Position zu wechseln. Arius selbst wartete noch einige Augenblicke ab und kroch dann in die entgegengesetzte Richtung. Die Wahrscheinlichkeit, dass er einen weiteren Kämpfer überraschen und mit seinem Bajonett niederstechen konnte, tendierte gegen Null, aber andere Möglichkeiten boten sich ihm derzeit nicht. Also blieb ihm nur schleichen übrig und die Hoffnung dabei nicht in einen Gewehrlauf starren zu müssen.
Zwischen den Trümmern und den unzähligen toten Gästen der Ratssitzung wäre ihm eine weitere Leiche nicht aufgefallen. Das sie es aber doch tat lag an dem Helm und PVS Harnisch den sie trug. Ein toter Verräter. Oder eher eine tote Verräterin wie ihm bei näherer Betrachtung auffiel, auch wenn es schwer zu beurteilen war, hatte doch ein präziser Schuss aus einem Lasergewehr ihr Gesicht verdampft. Sicherlich von Waldorf, waren die Opritschniki dafür zu weit weg. Es war gut den Mann auf seiner Seite zu wissen. Wer unter starkem Feuer noch in der Lage war so gezielt ungeschützte Körperteile seiner Gegner zu treffen, war eindeutig ein alter Hase im Kriegsgeschäft.
Arius krabbelte zu der Toten hin streifte sich ihr Koppelzeug so schnell es ging, im liegen, über und griff sich ihre Waffe. Eine MPi- 01.3. Und die Magazine waren auch noch fast alle komplett gefüllt. Der Imperator zeigte sich das erste Mal heute gnädig mit ihm.
Im Lärm des um ihn tobenden Schussgefechtes versuchte er herauszuhören, wo Waldorf war, was sich als unmöglich herausstellte. Er kroch weiter zwischen den Trümmern umher und versuchte durch einzelne Ritzen etwas zu erkennen, konnte Waldorf aber nicht finden. Zumindest das anhaltende Feuergefecht zeigte ihm, dass er im Moment noch leben musste. Aber wie lange noch? Er hatte keine Zeit ihn noch länger zu suchen, musste endlich für Ablenkung für ihn sorgen.
Mit einem letzten Blick versicherte Arius sich über die Positionen der Verräter in seiner Nähe, ehe er aufstand und sie unter Feuer nahm. Am PVS Harnisch des ihm am nächsten Stehenden prallten die Kugeln der Maschinenpistole funkensprühend ab ohne ihn zu verletzen, rissen ihn aber durch ihre Wucht trotzdem von den Füßen und ließen ihn in Deckung kriechen. Arius ignorierte den Mann und deckte den nächsten mit einer Garbe ein, die das Polster von einer der Sitzbänke zerfetzte und den Kämpfer in eine Wolke aus Schaumstoffstückchen hüllte. Auch er ging in Deckung und feuerte blind eine Salve in Richtung Arius, die ihn aber weit verfehlte. Wieder wechselte er sein Ziel und deckte es mit kurzen Feuerstößen ein, während er über Trümmerstücke hinwegsetzte und vorrückte. Unter anderen Umständen die Tat eines Wahnsinnigen, aber er wusste noch aus seiner Ausbildung, dass Aggressivität und Bewegung beim Erobern eines Schützengrabens elementar wichtig waren. Er saß jetzt zwar nicht im Graben und hatte keinen Trupp um sich, aber das Prinzip galt dennoch. Dem Gegner keine Möglichkeit zum Durchatmen geben, verhindern das er sich sammeln und zum Gegenstoß ansetzen konnte.
Er umrundete einen großen Gesteinsbrocken und feuerte weiter auf alles, was sich zeigte, ehe er einen kurzen Blick in die Richtung warf in der er Waldorf vermutete.
Hoffentlich konnte er die kostbaren Sekunden der Ablenkung nutzen, um sich in eine bessere Schussposition zu begeben.
Dann klickte es, das Magazin war leer und es war nun Arius, der in Deckung hechten musste, um nicht von den Kugeln seiner Widersacher zersiebt zu werden. Während um ihn herum Kugeln, Holzsplitter und Gesteinsstückchen umherprasselten lud er nach und feuerte blind zurück. Vielleicht würde es ihnen ja gelingen den Gegner in die Zange nehmen und für seinen Verrat bluten zu lassen. Wenn nicht hatten sie ihr Leben wenigstens teuer verkauft.
Name: Arius Kruger
Alter: 27 Standardjahre
Zugehörigkeiten: PVS
Rang: Unteroffizier
Loyalitäten: imperialer Fanatiker, Militarist
Aussehen: 190cm groß, sehnig, ausgezehrt, maskenhaftes, verkniffenes Gesicht, attraktives Lächeln, blonder Seitenscheitel, bleiche leere Augen, linker Arm durch bionisches Implantat ersetzt
Kleidung: Uniform, Zivilkleidung oder Gläubigengewandung, silberner Aquila
Charakter: Militarist, imperialer Fanatiker, tief gläubig, Frontveteran, begeisteter Hobbyfotograf, mangelhafte Empathie und auf sozialer Ebene ein Wrack
Fähigkeiten: erfahrener Grabenkrieger, guter Läufer,
Ausrüstung/Besitz: PVS-Standardinfanterieausrüstung, Mpi-01.3, Esseos Schema Laserpistole, Feldstecher, Fotoapparat, Wohnung, Kiste voller Erinnerungsstücke, Bücher, sonstiger Krimskrams
Konto: 1185 Schekel
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Was war das?
Was war was?
Ein Beben… irgendwo über uns. Drudox lehnte sich vor und schaute nach oben, als könne er durch die stählerne Ebenendecke blicken und sehen, woher seine Wahrnehmung kam.
Sollte ein Beben nicht eigentlich von unten kommen? Messer war wenig beeindruckt von der Befürchtung des Gedrungenen und hantierte weiter an dem Versuch, eine Selbstgedrehte mit einer Hand zu Wege zu bringen. Mit der anderen musste er steuern.
Sowas kann auch nur jemand sagen, der noch nie unter Tage gewesen ist.
Das ist kaum etwas, womit du mich aus der Reserve lockst, Kamerad. Mal ganz davon abgesehen, dass ich in Magnus Rega war und jetzt hier bin. Würde ich beides nicht eben als einen Platz an der Sonne beschreiben. Haste Feuer? Drudox ließ sein Benzinfeuerzeug aufschnappen und hielt dem Söldner, Deserteur, Bankräuber, Schmuggler, Betrüger, Plünderer, Techprieserlakaien und Ex- Pilger die Flamme hin, ohne seinen Blick bedeutungsschwer von der Decke zu nehmen. Die Selbstgedrehte wurde fast bis zur Hälfte vom Feuer verzehrt. Genüsslich paffte Messer am Rest herum. Die ganze Ebene über uns hat geknackt. Ging mir richtig durch Mark und Bein.
Ich hab nichts gemerkt.
Natürlich hast du das nicht. Ihr seid zu weit vom Boden entfernt, um noch damit verbunden zu sein.
Tiefgründig und gleichzeitig rassistisch, gefällt mir. Kommen dir solche Weisheiten in deinem Drahtkäfig?
Das sind evolutionäre Erkenntnisse.
Aha… solltest ma ein Buch schreiben.
Keine schlechte Idee.
Fahr hier runter.
Messer lenkte den Transporter eine Abfahrt hinunter. Der Verkehr war überschaubar und er musste seine etwas eingerosteten Fahrkünste auf keine allzu waghalsige Probe stellen. Ihr Fahrzeug war ein Mucker 2, ein etwas in die Jahre gekommener Lastkraftwagen der PVS. In Gohmor war er größtenteils durch neuere und leistungsstärkere Modelle ersetzt wurden, aber er tat seinen Dienst noch in den PVS Regimenter ärmerer Länder oder in Reserveeinheiten. Darüber hinaus hatte er seinen Weg auf den freien Markt gefunden und was seinen Weg auf den freien Markt fand, fand auch immer seinem Weg zu Drudox. Auf der Ladefläcke des Mucker standen Kisten mit Waffen und Munition, notdürftig unter Planen verborgen. Nichts was einem kritischen Blick auch nur drei Sekunden Standgehalten hätte. Aber der Squat gedachte keine Wege zu fahren, wo kritisch geblickt wurde.
Wir fahren durch ein Wohnviertel und wechseln die Ebene bei Transitstation 88/4. Da hat ein alter Kumpel von mir heute Schicht. Spart gerade auf ein Eigenheim und ich greife ihm und seinen lieben Kollegen von 88/4 finanziell ein bisschen unter die Arme. Man will ja helfen, Träume zu erfüllen.
Schlägst du diese Mehrausgaben eigentlich deinen Kunden mit drauf? Sie fuhren durch eine Wohngegend. Graue Wohnhabitate, die aus dem Boden wuchsen und in der Decke verschwanden. Sie ragten über mehrere Sub- Ebenen. Man hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht sie mit aufdringlicher Werbung zuzukleistern. Lediglich ein paar wenige, noch funktionierende Straßenlampen erhellten den Nachtzyklus. Hier und da bekamen sie Schützenhilfe von brennenden Tonnen, um die Gestalten standen. Obdachlose konnten es kaum sein, da es die hier nicht wirklich gab. Wer eine ID hatte, dem wurde eine Arbeit und eine Wohnung zugeteilt. ID- Lose wurden strafrechtlich verfolgt. Jedenfalls ab der mittleren Ebene. Es stand also zu vermuten, dass das Versammeln um das Feuer, die gleichen sozialen Bedürfnisse erfüllte, wie in den Zeiten, als die Höhlen der Menschen noch aus Stein und nicht aus Stahlbeton gewesen waren. Einem unscheinbaren LKW würdigten die so Versammelten keinen zweiten Blick. Drudox wählte seine Fahrstrecken nicht aufs Geratewohl aus.
Anteilig. Auf Waffen, die der Kunde nicht einfach so im Laden erstehen kann, rechne ich etwas mehr drauf. Muss schließlich auch was verdienen. Pistolen und persönliche Schutzausrüstung ist nur Kleinvieh. Macht auch Mist, aber ich verdiene an großen Lieferungen, die Paragraf 23 unterlaufen. Ein Söldner, der nur eine Pistole und zwei Schachteln Munition kauft, der handelt um jeden Heller und ich muss gucken, dass ich mehr rauskriege als den Einkaufspreis. Wenn einer zehn Kisten Lasergewehre bestellt, dann hat er was vor und ist bereit, nen Tausender mehr in den Pott zu werfen.
So wie dieser Pfaffe?
Tja frag mich nicht… hier links. Sie fuhren eine Straße hinunter, die zwischen Werkshallen entlangführte. Angelaufener Backstein und hohe Fenster. Ab und an ein erleuchtetes Wachhäuschen, in dem sich ein Pförtner mehr oder minder dienstbeflissen aufhielt. Zwischen den Schichten bewegte sich nur der Müll im Wind der Umwälzanlagen. Sobald die Werkssirenen jaulten, brodelte dann das arbeitende Volk auf die Straßen. Ihr LKW fiel hier so wenig auf wie ein Beißer in der Tiefsee.
Machte eigentlich einen ganz vernünftigen Eindruck für einen Betbruder.
Er wollte mich nicht anstellen.
Vernünftig, oder?
Messer schnaubte geringschätzig.
Wer seine Gläubigen bewaffnen will, weil er sich für nen Space Marine hält, wie vernünftig kann der schon sein?
Er hält sich nicht dafür, er glaubt nur an sie. Denke ich zumindest, soll heißen das denken die Quellen, die ich über ihn befragt habe.
Man muss doch nicht an sie glauben, die gibt es und fertig.
Haste schon mal einen gesehen?
Ne, aber ich habe gesehen, was sie anrichten. Mussten mal ein Gebiet sichern, das vorher von Taraun Marines befriedet wurde und scheiß die Wand an, befriedet war es. Drei Großmobs komplett ausradiert, nichts mehr übrig. Dafür haben die nicht mal eine halbe Stunde gebraucht. Wir haben uns vorher mit den Grünen drei Wochen rumgeschlagen.
Tja kein Wunder, dass ihr anfangt, die Blechmänner zu verehren. Aber ihr verehrt ja eh Gott und die Welt.
Und wenn schon, ihr verehrt eure Opas. Ist auch nicht besser.
Hey junger Freund, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Du latscht über ein Schlachtfeld, von dem du annimmst, dass da Space Marines eine unheimlich harte Nummer abgezogen haben. Wie viel denn? Einer? Zehn? Zwanzig? Hundert? Wenn man die Zahl nicht weiß, verliert deine Anekdote arg an Potenzial. Ihr verehrt Maschinen, weil ihr keine Ahnung habt was passiert, wenn ihr einen Schalter umlegt. Euer Obergott glänzt auch mehr mit Schweigsamkeit als durch Aktionismus.
Ich glaube das ist Blasphemie. Warf Kurt ein, ohne den Blick von der Straße zu nehmen oder besonders viel theologischen Elan in seine Worte zu legen.
Die Geschichte meines Großvaters ist von seiner Geburt bis zu seinem Tod bei der Schlacht um den Schwarzen Berg belegt. Genauso wie die Geburt und die Heldentaten seines Vaters und seines Großvaters bis ins kleinste belegt sind. Da hast du was, was sich zu verehren lohnt. Da ist nichts vage oder eine Frage der Auslegung. Mein Ur- Ur- Ur- Großvater mütterlicherseits hat sein Schiff, die Amboss von Moradin, in einen Tsunami- Eldar Kreuzer gesteuert und bäm! Er schlug mit der flachen Hand auf das Amaturenbrett, so dass der Staub davon und das Handschuhfach auf flog. Mit Mann und Maus hochgegangen und den Spitzohren war die Lust auf Überfälle vergangen. Das ist eine kultische Verehrung wert.
Wow… Es hing ein kurzes Schweigen in der Kabine.
Und wer war dieser Eldar Typ?
Drudox rieb sich die Augen mit Daumen und Zeigefinger.
Barbaren… murmelte er und antwortete damit nicht auf die Frage, sondern gab eine Einschätzung der menschlichen Rasse im Allgemeinen ab.
Sie ließen es gut sein. Ohnehin näherten sie sich der Transitstation, von manchen auch Zollstation genannt. Diese gab es in verschiedenen Größen und Besetzungsstärken. Ihre Funktionen waren jedoch gleich. Sie sollten einen unkontrollierten Wechsel zwischen den Ebenen und Subebenen verhindern. Tatsächlich mussten einige Waren dabei verzollt werden, aber in erster Linie dienten sie der Überwachung des Verkehrs und der pendelnden Bürgerschaft. Stichproben sollten im Kampf gegen den Drogenhandel und Menschenschmuggel helfen. Im falle interner Notfälle oder gar Invasionen, waren sie darüber hinaus Bastionen des Widerstandes. Befestigt und bewaffnet. Station 88/4 gehörte zu den kleineren Exemplaren und hatte nur eine Besatzung von fünfzehn Mann. Selbst die waren nur zur Hauptverkehrszeit alle anwesend. Sie rollten an die Station heran. Einige Betonblöcke, die sich ringsherum um einen schmalen Durchlass, eine Art Tunneleingang gruppierten. Das war der eigentliche Durchgang zur nächsten Ebene. Davor gab es noch eine Handvoll Funktionsbauten. Das Bild der staatsmachtlichen Allgewalt durch Maschendraht und Scheinwerfer abgerundet. Schlagbäume unterteilten alles in Schleusenbereiche. Vor ihnen war nur ein weiteres Fahrzeug, mit einem jungen Pärchen.
Der Fahrer diskutierte mit dem PVS- Soldaten.
Dein Kumpel, wie hieß der noch?
Corbeck, Oberfeldwebel Otto Corbeck.
Siehst du den irgendwo?
Drudox ging mit den Augen die Soldaten ab, die er sah. Auf dem Laufweg über der Durchfahrt, dort wo auch ein Maschinengewehrnest verortet war, stand ein einzelner PVSler. Ab und an leuchtete ein rotes Auge im Schwarz seiner Silhouette auf. Die Glut einer Zigarette. Dann war da noch der Soldat an der Schranke, der gerade mit dem Fahrer diskutierte, beziehungsweise eine Diskussion unterband. Er war bullig und hatte breite Schultern. Ein Bär von einem Mann. Eine Frau im Inneren des erleuchteten Wachhäuschen und eine Gestalt in einem der nahen Flachbauten. Vielleicht eine Schreibstube oder etwas in der Richtung.
Ne. Ich sehe ihn nicht und keinen von seinen Leuten. Aber ich sehe auch noch was anderes nicht.
Etwa sechs bis elf andere Knobelbecher, die hier die Leute schikanieren sollten?
Ganz genau. Ein paar pennen vielleicht und ein paar sind vielleicht hinten bei der Durchsuchung. Aber nur zwei an der Kontrolle, das ist merkwürdig.
Vielleicht sollten wir… ach zu spät. Der Wagen vor ihnen fuhr an, rollte aber nicht auf den Tunnel zu, sondern wurde auf den Parkplatz daneben umgeleitet. Dieser Parkplatz war für Durchsuchungen vorgesehen. Dort standen auffällig viele Fahrzeuge aller Art. Private KFZs, Transporter und Motorräder.
Der große Soldat winkte sie heran. In der einen Hand hielt er ein Klemmbrett, die andere ruhte auf seinem lässig über die Schulter getragenen Zwo-Einer. Messer kurbelte das Seitenfenster herunter.
Nabend Herr Unteroffizier.
ID und Fahrzeugpapiere.
Kurt klappte die Sonnenblende herunter und gab dem Soldaten die Papiere. Aus der Beintasche seiner Hose angelte er die gefälschte ID. Beides reichte er durchs Fenster und ließ die Rechte dann wieder sinken. Wie beiläufig legte er die Hand auf seinem Oberschenkel ab. Nah der Hüfte.
Ist Feldwebel Corbeck gar nicht im Dienst? Der Soldat blickte nicht von den Papieren auf.
Nein ist spontan krank geworden.
Oh… na da wünsche ich ihr gute Besserung.
Ja, ich werde es ihr ausrichten. Kurt blickte vielsagend zu Drudox hinüber. Der schüttelte mit finsterer Mine, kaum merklich den Kopf.
Was haben sie geladen, Herr Gabel?
Muffendildos für die Massenmilchviehhaltung. Er betonte das zweite Teil des ersten Wort so falsch, dass man nur bei genauerem Darübernachdenken auf die Verballhornung kommen würde. Der PVSler schien es nicht zu entdecken. Oder doch?
Fahren sie auf den Parkplatz da drüben.
Warum?
Weil ich das sage, also keine Widerrede.
Stimmt etwas mit den Ladepapieren nicht?
Sie sollen auf den Parkplatz fahren oder… Kurt zog seine Pistole aus dem Halfter und gab zwei Schüsse durch die Tür des LKWs ab. Das Innere der Fahrerkabine füllte sich mit dem Gestank nach Schmauch und mit Pulverdampf. Der Soldat taumelte einen Schritt nach hinten. Er trug eine Schussweste, die ihn höchstwahrscheinlich vor den tödlichen Auswirkungen der Kugeln schützte. Messer steckte die Hand mit der Waffe aus dem Fenster, um dem Mann in den Kopf zu schießen. Der aber sprang unvermittelt vor und drückte den Arm des Söldners zur Seite. Der Schuss ging in die Luft. Der Soldat bekam die Hand mit der Pistole nicht richtig zu fassen. Messer riss die Waffe zurück und feuerte noch einmal. Hatte er den Soldaten getroffen? Er fiel jedenfalls und verschwand so aus seinem Sichtfeld. Messer stieß die Tür auf.
Bleib im Wagen, verdammt. Schrie Drudox, aber Kurt hörte nicht auf ihn. Stieg aus und sah, wie der PVSler auf dem Boden liegend, seine Dienstwaffe zu heben versuchte. In seiner Wange klaffte ein großes Loch, dort wo Kurt ihn getroffen hatte. Er schoss noch einmal und stanzte ein weiteres in die Stirn des Mannes, kurz unter den Rand des Helmes. Es gab ein nasses Platschen, als ein Großteil des Hirns auf der Rückseite des Kopfes austrat.
Messer blickte von dem Toten auf und sein Blick kreuzte sich mit dem der Frau im Wachhäuschen. Im Licht der Leuchtstoffröhren sah es aus, als seien ihre Pupillen komplett schwarz. Zornig verzog sie das Gesicht. Kurt feuerte auch auf sie. Er hätte sie in die Brust getroffen, aber das Glas musste kugelsicher sein. Die Schüsse durchdrangen es nicht. Sein Sechschüsser war leer und auch wenn er das Gewicht der losen Patronen in der Manteltasche spürte, hatte er doch nicht die Zeit den Revolver damit zu füttern. Er bückte sich nach dem Zwo- Einer des Toten, als hinter ihm eine Schrotflinte losdonnerte. Ein dumpfer Aufprall über ihm. Drudox hatte den Mann am MG erledigt. Lass uns hier verschwinden. Kurt hatte sich das Kampfgewehr des Soldaten angeeignet und gab eine Salve auf die Tür des Wächterhäuschens ab, wo sich der Kopf der Frau blicken ließ und gleich wieder verschwand, als die Kugeln gegen Wand und Glas schlugen.
Vom Flachbau her kamen derweil Geschrei und dann Schüsse.
Fahr los! Schrie Kurt dem Gedrungenen zu. Ich komme am Durchgang dazu. Kurt befürchtete, wenn er jetzt einfach mit einsteigen würde, ohne ihre Gegner durch Beschuss dazu zu zwingen, die Köpfe unten zu halten, würden diese in aller Ruhe den davon rumpelnden Lastwagen aufs Korn nehmen können.
So nahmen sie ihn aufs Korn. Was bei näherer Betrachtung auch nicht besser war. Er ließ diese Bedenken vom Rückstoß davon tragen, als er eine Salve in Richtung der Flachbauten abgab und den von dort kommenden Soldaten in Deckung zwang. Der Lastwagen wurde derweil von Drudox in Bewegung gesetzt.
Der Squat hatte Messer aus Gefälligkeit mitgenommen, aber auch aus sehr praktischen Gründen. Der Söldner kam nämlich sehr viel besser an die Pedale. Diese Diskrepanz in der Bedienbarkeit machte sich dadurch bemerkbar, dass der Mucker eine der Betonbarken touchierte und dann den Schlagbaum durchbrach, beziehungsweise aufbog. Kurt versuchte Schritt zu halten und dabei sowohl Feuer zu geben, wie auch einigermaßen Deckung auszunutzen.
Das Mädel aus dem Wachhäuschen ließ sich blicken und feuerte eine Pistole in seine Richtung ab. Mehr Krach als Befähigung, aber der Wille zählte ja.
Kurt antwortete mit einer Schrotladung aus der Unterlaufflinte. Wirkungslos, aber mit genug Lärm und Funken verbunden, um Eindruck zu machen. Er hatte vielleicht zehn Sekunden, um Land zu gewinnen. Wie als einen Startschuss für seinen Wettlauf gegen die Zeit, flammten die Bremslichter des Muckers auf. Drudox hatte das letzte Hindernis um, beziehungsweise überfahren. Kurt schmiss sich das Gewehr am Riemen auf die Schulter und lief, was er konnte. Er rechnete jeden Moment damit den Hammerschlag zu spüren, mit dem ihm eine Kugel in den Rücken biss, aber er erreichte das wartende Gefährt ungemordet und kletterte in das Führerhaus. Drudox stieg schon auf das Gaspedal, noch bevor sein Kompagnon ganz im Inneren war.
Die Fahrröhre vor ihnen, die in einer leichten Abwärtsneigung auf die nächste Ebene führte, war leer.
Was zur Hölle war das denn? Unterbrach der Waffenhändler das Schweigen. Er blickte immer wieder in den Rückspiegel, in der Erwartung, dort ein Meer von Blaulichtern aufflammen zu sehen.
Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Kurt zerrte das Gewehr nach vorne und positionierte es hochkant im Fußraum. Dann fingerte er Patronen aus der Manteltasche und begann, seinen Revolver neu zu laden.
Wir sind gerade durch eine Transitstation gebrochen. Wir müssten mausetot sein. Auch wenn da nur vier Soldaten anstatt fünfzehn rumsprangen.
Das waren keine Soldaten. Zumindest keine, die da hingehören.
Ich weiß. Murmelte der Squat wie jemand, der die Erkenntnis nicht wahrhaben wollte. Was meinst du? Ein Putsch?
Wie gesagt, keine Ahnung. Aber wir sollten zusehen, dass der Pfaffe seine Waffen kriegt. Er wird sie vielleicht schneller brauchen, als ihm lieb ist.
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In der surrealen Landschaft der zerschmetterten Ratshalle tobte der Kampf unvermittelt weiter. In der Hügellandschaft zertrümmerter Pulte und Bankreihen aus Edelholz, aus denen kleinere und größere Gebirge aus Gesteinsbrocken ragten, überspannt von einem Teppich aus Leichen und beschneit mit alles gleichmachendem Staub. Im Auge des Terrors mochte es Welten geben, deren geisteskranke Architekten es sich nicht besser hätten ausdenken können. Gleichwohl hätten sich die Entitäten des Chaos vielleicht daran gestört, dass hier nicht reine Verzweiflung herrschte, sondern ein grimmiger, ein verbissener Widerstandswille. Ein Aufbegehren, welches das Gemetzel zu einem Kampf hatte werden lassen.
Da war zuallererst die Leibwache des Gouverneurs. Jeder gefallene Kamerad, jede leergeschossene Energiezelle schmerzte diese unnachgiebigen Kämpfer wie eine Amputation. Aber sie wichen nicht und wankten nicht und sie forderten von den Angreifern einen blutigen Tribut für ihren Frevel.
Auch die Angreifer verfügten nicht über endlose Ressourcen.
Gewiss, der Bulldock war vollgestopft mit Kriegern und sie konnten Verluste besser verkraften als die Opritschniki. Doch sie hatten keinen Entsatz und keinen Nachschub, auf den sie bauen konnten.
Diese Hoffnung blieb den Verteidigern. Hielten sie lange genug durch, würde Hilfe kommen.
Hinzu kam ein weiterer Faktor, den die Angreifer entweder nicht bedacht oder geflissentlich ignoriert hatten. Neben den Massen an Ministern, Industriellen und Würdenträgern, die fielen wie das Korn unter der Sense, waren auch tausende Veteranen in der Halle gewesen. Waffenlos, aber nicht gewillt wehrlos zu sein. Einige bemächtigten sich der Pistolen der niedergemachten Personenschützer. Andere gingen mit abgebrochenen Stuhlbeinen und Holzlatten auf Angreifer los. Diese verzweifelt Tapferen fielen in Massen und schwärmten dann doch über einzelne Feinde her, wenn diese ihre Munition verfeuert hatten. Sie rammten, den hastig nach neuen Magazinen Fingernden, splitterndes Holz in die Leiber oder droschen sie mit Knüppeln und Fäusten zu Tode. Sie schlichen sich durch die Grabengänge der Sitzreihen an, schlugen, würgten, bissen und rangen. Es waren heroische Taten, wenn auch keine, die für ein heldenhaftes Schlachtengemälde geeignet gewesen wären.
Außerdem gelangte jetzt vereinzelt bewaffnetes Personal von außen in die Halle. Sie kamen auf die obere Galerie und versuchten gleichwohl Menschen zu retten und herauszuschaffen, wie sie die Angreifer unter Feuer nahmen. Angehörige des Wachbataillons waren es. Nicht viele, nicht schwer bewaffnet, aber Vorboten dafür, dass die Außenwelt in die Mordgrube vordrang.
In Gohmor gab es derweil eine zweite Ratshalle. Weit unter der, die zum Schlachtfeld geworden war.
Sie war in gewisser Weise ein Äquivalent zu all dem, was die große Halle darstellte. In vielen Aspekten eine Entsprechung, in ebenso vielen eine radikale Abweichung.
Nicht prächtig, sondern düster, schmutzig, feucht und in schwitzender Hitze brütend. Nicht Deflektoren und uralte Traditionen bargen diese Halle, sondern Heimlichkeit, Verschwiegenheit und Vergessen. Beschützt war auch sie von Soldaten, wenn auch nicht von solchen, die einen Schwur auf Imperium und Koron geleistet hatten. Und hatten sie es doch getan, so fühlten sie sich nicht im Mindesten daran gebunden. Auch hier waren viele Tausend versammelt, ein Ozean aus Leibern im Halbdunkeln, flüsternd und wartend.
Die schiere Macht des Beisammenseins ballte sich als greifbare, verdichtete Energie, die die Luft dick wie Sirup machte, die alle Anwesenden in die wohlige Wärme des Uterus der Gemeinschaft hüllte. Die, die sich in dem Wissen wiegten, dass sie Schulter an Schulter mit Brüdern und Schwestern standen, zogen Kraft und grenzenloses Vertrauen aus ihrem Beisammensein. Die, die noch nicht in den Kreis der Verwandtschaft aufgenommen worden waren, wünschten sich sehnsüchtig es zu sein.
Sie alle warteten in Zuversicht und Hingabe, den Blick auf die Stelle gerichtet, wo ihr Verwandter erscheinen würde. Ein Teil ihres Leibes, ihrer Gemeinschaft, der mit Worten wie Vater, Mutter, Bruder oder Schwester nur so unendlich unzulänglich beschrieben werden konnte.
Der Mann legte einen halbautomatischen Karabiner auf Kruger an und gab eine kurze Salve ab.
Die Kugeln schlugen in das dicke Holz eines Pultes ein und ließen kleine Splitter herumfliegen, blieben aber ansonsten wirkungslos. Der Schütze musste seinerseits den Kopf runter nehmen, als er ebenso beschossen wurde. Mehr und mehr Männer und Frauen der Streitkräfte hatten sich bewaffnet und richteten die Mordwerkzeuge aus den erkaltenden Händen toter Angreifer gegen die noch lebenden Spießgesellen.
Es hatte sich ein Patt entwickelt, der so aussah, dass um den Bulldock herum ein grober Halbkreis aus Angreifern entstanden war, die sowohl gegen die Opritschniki kämpften, wie auch gegen die widerborstigen Veteranen verschiedenster Schlachten. Die Angreifer hatten dabei den Vorteil der besseren Bewaffnung. Die Verteidiger feuerten von den Oberen Rängen und Gallerien und negierten die meiste Deckung. Selbst Nahkämpfe hatten sie den dem Feind aufgezwungen.
In diesen waren die Angreifer freilich auch nicht unbewandert. Nicht nur richteten ihre Schusswaffen aus nächster Nähe ein Blutbad unter den Anstürmenden an, viele von ihnen schienen auch über erschreckende Kräfte zu verfügen. Ein stämmiger Soldat der PVS zerdrosch einen Stuhl auf dem Helm eines Angreifers, der diese Gelegenheit dadurch bot, dass er den verklemmten Verschluss seiner Waffe freizubekommen versuchte und seine Umgebung dabei mit Unaufmerksamkeit bedachte. Der Schlag mit dem Möbel hätte genügt, bulligere Männer mit gebrochenem Schädel zu Boden gehen zu lassen. Der Getroffene aber richtete sich nur zornig auf und hieb seinerseits mit dem Gewehrkolben auf den verdatterten Soldaten ein.
An anderer Stelle stand ein Angreifer auf einem Haufen toter Ratsmitglieder und eigner Kameraden und feuerte sein Sturmgewehr aus der Hüfte ab. Das Bajonett, welches bis zum Heft zwischen Schulter und Hals in ihm steckte, schien er nicht einmal zu bemerken.
Die ganze Szenerie wurde dadurch noch alptraumhafter, dass sie sich den Beteiligten immer nur in kurzen Episoden präsentierte, ehe der Vorhang aus Qualm, Schmauch und Rauch wieder zuzog, nur um gleich darauf eine weitere Seite im Album des Schrecklichen aufzuschlagen.
Eine Angreiferin, die sich über den Boden schleppte. Ihre Beine und ihr Unterleib fehlten zwar, doch die breiige Masse an heraushängenden Därmen, die sie hinter sich her schliff, ließen sie auch ohne untere Extremitäten länger aussehen als mit.
Über Waldorfs Deckung kam eine Handgranate geflogen und landete höhnisch klappernd mehr oder weniger in seinem Schoß. Keine Stielhandgranate, wie sie die PVS verwendete, sondern eine faustgroße, eierförmige. Wenn der Werfende sich an die gebräuchliche Art des Schleuderns hielt, so wie sie auf den meisten Übungsständen ausgebildet wurde und nicht die Verwegenheit besessen hatte nach dem Wegfliegen des Bügels einige Sekunden vor dem Wurf zu warten, dann blieben dem Ranger drei, vielleicht vier Sekunden bevor er zerrissen werden würde.
In der Richtung, aus der die Granate geflogen kam, hatte sich ein kleine Traube aus Gegnern festgesetzt. Wie beharkten sich mit Kruger, Waldorf und zwei oder drei anderen Verteidigern, die in ihrer mehr oder weniger unmittelbaren Nähe ebenfalls Widerstand leisteten.
Die, die die beiden sehen konnten waren zum einen eine Frau in einem bestickten Anzug, einst rot, jetzt grau. Sie schoss mit einem fauchenden Nadler, dessen lächerlich wirkende Größe über seine Tödlichkeit hinwegtäuschte. Entweder war sie selber eine Personenschützerin oder eine Würdenträgerin, die diese Waffe einem solchen abgenommen hatte. Des Weiteren war da ein korpulenter Mann mit Halbglatze und dicker Hornbrille, dem man mehr die Karriere eines Verwaltungsbeamten andichten mochte. Jedenfalls bis man den Umstand wahrnahm, dass er sich irgendwie ein Lasergewehr erobert hatte und dieses zu nutzen verstand. Die weiter unten verschanzten Angreifer versuchten mit Salven und Granaten, das Feuer des Widerstands auf dieser Seite zu ersticken, bevor es noch richtig auflodern konnte. Einer von ihnen rief immer wieder etwas nach hinten. Aus dem, was man über den allgegenwärtigen Lärm heraushören und was man Tenor und Stimmlage entnehmen konnte, handelte es sich um Befehle oder Anfragen. Es waren Worte in imperialem Gotisch, aber sinnentfremdet. Ein eigener Kampfdialekt vielleicht. Aber auch ohne zu verstehen, worum es genau ging, wurde kurz darauf klar, dass er eine schwere Waffe anforderte, um die Gegenwehr zu brechen. Wenn auch keine Waffe mit Lauf und Munitionszufuhr.
Wer hungert, meine Brüder und Schwestern, wer hungert, der fragt nicht. In ihren Reihen war die Gleichheit eines der höchsten Güter. Sie waren einander Geschwister und Eltern, standen einer für den anderen ein, waren bereit für den anderen zu leben und das Leben zu geben.
Ränge gab es nicht. Zumindest fast nicht. Sie waren alle gleich in ihrem Streben, ihrer Überzeugung und ihrer Entschlossenheit. Dennoch gab es die, die aus diesem Heer der Gleichen durch Tat und Präsenz herausstachen.
Da waren die Alten, die viele von ihnen nur gerüchteweise kannten und denen mit besonderer Verehrung begegnet wurde. Außerdem jene, die durch ihr Geschick und ihre besonderen Aufgaben ihren Geschwistern als leuchtendes Vorbild dienten. Einer von diesen war der, den die meisten nur als den Orchestrator kannten. Der große Planer, der der den Überblick über die Dinge hatte.
Wer hungert fragt nicht wer ihm die Hand mit dem Brot hinstreckt und warum diese Hand mit Blut besudelt ist.
Wer hungert neigt das Haupt in Demut uns sagt Danke.
Danke, dass du mich nährst großer Wohltäter.
Wer hungert, der blickt nicht auf um das falsche Grinsen zu sehen, mit dem dieser Wohltäter ihn bedenkt. Wohl wissend, dass er dem Darbenden nur eben so viel Brot gibt, dass er das Rückgrat brechende Tagewerk zu verrichten vermag und doch schwach genug bleibt, die Hand nur im Flehen zu erheben, niemals aber im Zorn.
Wer hungert fragt nicht, warum der Wohltäter feist ist und warum an den Fingern, die das harte Brot halten, Gold und Protz prangen.
Wer hungert bleibt klein. Der Ochestrator war bedächtig auf das Podium getreten, die einzige Stelle in der ganzen Halle, die großzügig ausgeleuchtet war. Er war nicht prätentiös gekleidet, sondern funktional. Ein einfacher Arbeitsanzug im schlichten Braun, darüber einen PVS- Brustpanzer, so wie Schulterpanzer. Allein, dass diese gelb angesprüht und mit einem schwarzen Rorschachmuster verziert waren, stellten ein kleines Eingeständnis an Schmuck dar. Über allem trug er einen schweren ledernen Mantel, wie man ihn in der Vorwüste verwendete, wenn man sich gegen die aggressiven Staubstürme zu schützen trachtete. Er hatte die voluminöse Kapuze hochgeschlagen, so dass nur der untere Teil seines Gesichtes nicht im Schatten lag.
Fleischige Lippen, ein breiter Mund, von tiefen Furchen in kränklich grauer Haut umrahmt. Mit hoher, aber voll klingender Stimme hatte er angehoben, zu den Versammelten zu sprechen.
In der Schwebe muss der Hungernde gehalten werden. Zu Schwach um aufzubegehren, zu stark um sich durch den Tod der Knechtschaft zu entziehen.
Darum ist das Bort karg, darum sagt der grinsende Wohltäter: Sieh, dieser dein Bruder möchte dir deine Brotrinde entreißen, geh und schlag ihn nieder. Zustimmendes Gemurmel aus den Reihen der schattenhaften, der gesichtslosen Tausenden.
Wehe aber dem grinsenden Wohltäter, wenn der Hungernde den Blick hebt. Auf dem Podium standen neben dem Rednerpult, von welchem er zum versammelten Volk sprach, eine Handvoll einfacher Stühle. Dort nahm eine hochgewachsene, sehr dünne Frau in der gelben Robe der Kirche der göttlichen Transformation. Ein seliges Lächeln lag auf ihren fahlen Zügen. Die anderen Stühle blieben demonstrativ leer.
Wehe wenn ihm einer die Kraft spendet, den Blick zu heben und zu sehen. Uns, meine Brüder und Schwestern ist diese Kraft gegeben wurden. Die Kraft um zu sehen und um die flehend ausgestreckte Hand zur Faust zu ballen. Aber er hob mahnend den Finger, der in einem langen, schwarzen Fingernagel endete. sie wurde uns nicht geschenkt, diese Kraft.. Oh nein… sie wurde uns im Tausch gegeben. Als die Alten zu uns kamen und sahen, dass wir hungerten, da sagten Sie: Wir geben nicht euch die Kraft aufzubegehren. Wir geben sie euren Kindern und deren Kindeskindern.
Von euch, von euch verlangen wir im Austausch nur eins. Er ließ eine lange Pause, die sich still und schwer über die Anwesenden legte.
Geduld!
Beweist uns, so sagte sie, dass ihr bereit seid euer eigenes Wohl zu opfern, um das Wohl euer Nachkommenschaft zu sichern.
Senkt den Blick und nehmt das Brot des grinsenden Wohltäters in dem Wissen, dass dereinst eure Nachkommen sich erheben werden.
Unsere Altvorderen aber waren ängstlich.
Gern, so sprachen sie, würden wir für das Gedeihen unserer Nachkommen alles geben. Aber wie sollen sie dereinst stärker sein als wir es sind?
Da… und ihr kennt diese Geschichte alle meine Brüder und Schwestern, da lächelten die Alten und erzählten uns von der Transzendenz, von der göttlichen Transformation. Von der Einswerdung mit dem Universum und der Urform der Familie.
Auch gaben sie unseren Vorfahren den Samen der Stärke als ein Geschenk des Vertrauens. Sie machten unsere Altvorderen zu ihren Kindern und die Schatten in denen sie sich verbergen mussten, wurden zu hell erleuchteten Kathedralen der Zuversicht. Wenn unsere Eltern und Großeltern jetzt das Haupt vor dem falschen Wohltäter senkten und sein hartes Brot nahmen, so taten sie es in der Gewissheit, dass die Ihren diese Hand eines Tages beißen würden.
Mein Vater besaß die Stärke von vier Männern. Aber nutzte er sie um die Schädel der Aufseher der Kohlemine, in welcher er Tag und Nacht schuftete, zu zerbrechen? Nein er nutzte sie um die Normvorgaben der Fabrik zu erfüllen. Seine Stärke war größer als seine pure Muskelkraft. Seine Stärke lag im Dulden.
Müde vom Tagewerk brachte er mich und meine Brüder und Schwestern zu Bett. Dann trafen er und meine Mutter sich im Geheimen mit ihren Brüdern und Schwestern. Sie schufen das Netzwerk, sie klaubten die Waffen zusammen, die heute in unseren Fäusten liegen.
Sie pflanzten den Samen der Hoffnung in die Hoffnungslosen. Sie brachten die Dämmerung der Transzendenz in das dunkle Herz der Makropole. Das Raunen der Anwesenden wurde lauter, so wie sich auch die Stimme des Orchestrators in die Höhe schraubte.
Wir führten ihre Mission fort, machten sie zu unserer Mission. Wir brachten das Licht in die Reihen der arbeitenden Massen, in Parteien, in Firmen und Wohnviertel, in die Armee, die Adelshäuser, ja selbst in andere Länder und die wildesten Winkel Korons. Seine Stimme wurde wieder ruhiger und senkte sich. Wieder warteten wir, wieder hungerten wir. Aber unser Hunger ist jetzt einer, den hartes Brot nicht mehr wird stillen können. Die meisten von uns sind inzwischen selbst die Eltern vieler Kinder und nicht wenige stellten sich darauf ein, die Fackel an ihre Nachkommen weiterzugeben.
Nachkommen, die nicht immer dem Ideal entsprechen, dass uns von Vid- Sendungen und der Gehirnwäsche der Konsumindustrie, von den Marionetten des grinsenden Wohltäters vorgeschrieben wird…
Aus dem hinteren Teil des gestrandeten Bulldog erschollen dumpfe Laute. Als versuche ein Squam-Squam Hirsch oder Grox sich an der menschlichen Sprache.
Allemal wurden diese Geräusche von Lungen befeuert, die gewaltig wie Blasebälge sein mussten, denn sie schnitten leicht durch den Lärm der Schlacht. Wie leidlich klang dagegen das Rasseln gelöster Ketten und das stampfen und Klicken schwerer Schritte auf Panzerstahl?
Was dann ins Freie polterte ließ die Angreifer aufjubeln und die Verteidiger der Ratshalle verzweifelt aufstöhnen.
Es war eine deformierte Schar. Ein Haufen aus falsch zusammengesetzten und proportionierten Dingern.
Keines dieser Wesen sah aus wie das andere und doch besaßen sie eine verstörende Uniformität. Inzestuöses Gezücht, degeneriert ab er dadurch nicht mit Schwäche geschlagen.
Diese Kreaturen waren groß wie Ogryns oder wären es gewesen, wenn sie nicht gebeugt und verkrümmt gegangen wären. Was sie einte waren etwa die aufgedunsenen Schädel, die gleich überdimensionalen Zecken zwischen den hohen Schultern hingen. In diesen Köpfen saßen kleine, gleichzeitig verwirrt und wütend starrende Augen, in die sich wenig Intelligenz verirrte.
Einer hatte ein rudimentäres, drittes Auge. Ein anderer ein Gesicht aus zwei Gesichtern, als hätten sich Zwillinge während des Heranreifens im Mutterleib dazu entschieden, doch zu nur einer Kreatur zu verschmelzen. Einem stand der Mund schwachsinnig offen und eine lange spitze Zunge hing aufgabenlos daraus hervor.
Alle hatten sie eine verknöcherte Platte auf der Stirn, mal schwächer, mal stärker ausgeprägt. Diese Verknöcherungen waren ein weiteres, einendes Merkmal. Bei einigen schützten sie Stellen an Schultern, Nacken oder Brust. Dann wieder umschlossen sie Arme und Beine vollständig, so dass sie wie die ausgeliehenen Gliedmaßen von Kurstentieren aussahen. Ein paar der Abnormitäten hatten der Arme gleich drei mit auf den Lebensweg bekommen.
Lieben wir sie deswegen auch nur einen Deut weniger? Sind sie deswegen weniger unsere Kinder? Nein! Erscholl es aus der Menge. Entschlossene Rufe von den Müttern und Vätern dieser Kinder, die nicht nur sie, sondern auch die anderen Angehörigen ihrer Gemeinschaft für besonders und wunderschön hielten.
Und für nützlich.
Sind sie deswegen nicht ebenso wertvoll für die Erfüllung dessen, was uns die Alten vor so langer Zeit zugesagt haben? Sind nicht auch sie Diener unserer Sache?
Ob nun zwei oder drei Hände, jede umklammerte eine Waffe. Gewaltige Hämmer, die speziell für ihre Proportionen angefertigt wurden waren, denn kein gewöhnlicher Mensch hätte sie auch nur heben können. Andere hatten nutzten Moniereisenstangen. Einige schwangen Gesteins- Kreissägen, eigentlich dazu gedacht an Fahrzeugen montiert zu sein.
Einer, wohl geistig zur Nutzung befähigt, hielt mit seinen drei Armen einen Industrieschmelzer. Ein Werkzeug, eigentlich dazu gedacht, Gestein zu verflüssigen und es dann in gewünschter Form erkalten zu lassen. Straßenbau hatte die Monstrosität jedoch nicht im Sinn.
Monstrositäten, das sind unsere Kinder für die Gesellschaft und auch uns wird man diese Schmähungen entgegenschleudern. Ich aber sagen Euch die Monster sind die. Er deutete nach oben in Richtung der stählernen Decke. Wer die knechtet und bluten lässt, denen er Vater und Mutter sein sollte, dem muss die Verantwortung für das Wohl seines Volkes entrissen werden. Auch wenn unsere lieblichen Kinder für diese schwere Aufgabe ihr Leben wagen und vielleicht sogar geben müssen.
So ist die Sache doch gerecht und gut.
Die deformierten Riesen hatten sich kurz blinzelnd in der neuen Umgebung orientiert. Tod und Zerstörung schienen sie weniger zu irritieren, als der Umstand, dass sie die Ihren nicht sogleich erspähten. Als sie das vertraute Rufen hörten und die vertrauten Gesichter sahen stahl sich ein seliges Lächeln auf ihre stumpfen Gesichter und sie stapften los. Mit Händen und Füßen bedeuteten ihre Mitstreiter ihn, was sie von ihnen erwarteten und das Dutzend wurde aufgeteilt und in den Kampf geschickt. Sechs der Hünen gingen den Kreis um die Nadel an, die anderen sechs hatten die Aufgabe den Widerstand in Richtung Eingang wortwörtlich zu zerbrechen.
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So vergingen die Augenblicke der Gegenwehr. Aus terroristischer Ohnmacht war ein Stellungskampf geworden. Mehr und mehr Anwesende schafften es, sich gegen die Angreifer zu erheben und sie zurück zu zwingen, oder wenigstens an Ort und Stelle festzuhalten. Aus dem Massaker war ein Schlachtfeld geworden. Männer und Frauen hinter Barrikaden, die aufeinander feuerten und dann in Deckung gingen. Waldorf war einer von ihnen und just damit beschäftigt, sich für einenk urzen Moment außer Feuer zu bringen, nachdem er selbst eine Salve abgegeben hatte. Er musste nachladen. Grade als die Energiezelle des Gewehres schnappend einrastete, wurde die Welt des Soldaten plötzlich erschüttert. Ein eisiger Hauch glitt ihm den Körper hinunter, als er das kalte Klacken der metallernen Granate zu seinen Füßen wahrnahm.
Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, in der er den Todesapparat anstarrte, kalten Schweiß auf seiner Stirn spürend. Urplötzlich schrillte es in seinen Ohren. Waldorf kniff die Augen zusammen und ächzte, offenbar grade wieder in die Realität zurückgerutscht, um sich sein Gewehr zu schnappen und sich rittlinks davon zu machen. Dabei stieß er die Granate ungemerkt mit seiner Prothese davon, sodass diese in Urheberrichtung über den Boden schlitterte, ehe sie unterhalb einer schweren Bank explodierte und dabei hölzerne Schrappnelle zum Fliegen brachte.
Ein Glück für Waldorf, der sich dadurch keines ZU gezielten Deckungsfeuers ausgesetzt sah, als er einige Bankreihen weiter kletterte. Einem Grabenkämpfer gleich, der beim Ansturm über Stacheldraht stieg. Vor allem deshalb, weil der Ranger sich dabei mit seinem Bein verfing und stürzte, sich aber befreien konnte. Dennoch kam er für ein paar zeitlose Augenblicke zu Liegen und rührte sich kaum, klammerte sich lediglich an seine Waffe. Sein künstliches Auge glühte regelrecht, die Neurostütze seines Armes drohte zu versagen. Immer mehr zitterte das Glied und zuckte, die Finger schienen in ihrem krampfhaften Kampf um Freiheit den Griff des Lasergewehr zerbrechen zu wollen. Es schrillte. In Wellen und dich ununterbrochen.
Weiteres Donnern. Eine weitere Granate explodierte, Waldorf nahm jedoch nicht wahr, wo. Vermutlich besser, denn die Explosion war ganz in der Nähe geschehen und hätte ihn vermutlich getötet, hätte er nicht abwesend am Boden gekauert.
Erst das Dröhnen der feindlichen Verstärkung vermochte, Waldorf zu wecken. Er schreckte hoch, blickte sich um, als habe er vergessen, wo er wahr. Er blickte an sich hinunter und sah das Lasergewehr an seinen Händen. Die Neuroschiene schien wieder zu wirken. Er spürte seinen Arm kaum, stattdessen vermochte er, endlich durchzuladen. Dann nahm er den Jubel der Invasoren wahr und wandt sich in seinem Versteck herum um zu sehen, was geschah. Er bemerkte die hervor stapfenden Monstrositäten kaum, auch wenn er sie sah. Stattdessen nutzte Waldorf ohne einen Gedanken den Augenblick und stemmte sich in Feuerposition, um den abgelenkten Feind zu beschießen. "Axis superior. Vita victor," murmelte Waldorf zähneknirschend, ehe er den Feind mit Laserfeuer beharkte. Im Adrenalinrausch kämpfte er nicht mehr wie ein Mensch, sondern wie eine Maschine. Der Schweiß auf seiner Stirn, der Puls in seinem Kopf, das Glühen seines Auges, die Schmerzen in seinem Arm. Sie alle bedeuteten in diesem Moment gar nichts, da sein Körper momentan jeden Ofen mit Promethium befeuerte. Nur dass er feuern, Deckung finden und weiterfeuern würde, das war für ihn von Bedeutung. Er würde es ihnen zeigen. Seinen toten Freunden, seiner Familie, selbst dem explodierten Kommissar von damals: Diese Freaks würden sterben und er würde leben.
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Von der Verzweilfung, die die Verteidiger angesichts des Erscheinens der Monster ergriff, fühlte Arius sich nicht sonderlich angesteckt. Nicht weil er Veteran war, dass waren viele Andere hier auch. Nein, beim Anblick dieser Mutanten, hatte sich bei ihm ein fast schon perveses Gefühl der Schadenfreude breitgemacht. Die Art, zu der Besserwisser neigten, wenn sie ihr Gegenüber belehren konnten. Er hatte es gewusst! Die ganze Zeit über schon. Aber niemand hatte ihm glauben wollen. Nicht seine Kameraden, nicht Mutter Esemah und besonders nicht diese Reporterin Simone Tober. Oh wie hatte sie ihm weisgemacht, dass die Mutantengefahr überschätzt wurde und das es ja eigentlich arme Seelen waren, mit denen man Mitleid haben sollte. Aber er hatte es gewusst. Die ganze Makropole war verdorben. Von der Spitze bis hinunter in die Minusebenen. Und jetzt kamen die Beweise für seine These, dass man die Zügel hatte schleifen lassen, gröhlend und monströse Waffen schwingend auf sie zugestampft.
Das ihr Feind jetzt so selbstbewusst seinen Trumpf ausspielte, hatte aber auch etwas gutes. Wenn sie es lebend aus der Ratshalle herausschaffen würden, könnten sie endlich damit anfangen, die Makropole zu säubern. Mit Feuer und Schwert und Gebeten an ihn zu Terra auf den Lippen. Arius Lippen kräuselten sich vor Vorfreude zu einem Lächeln, während er das Geschmeiß im Kielwasser des Riesen, der gerade auf sie zustürmte, unter Feuer nahm.
Knirschend zerrte das Monster das Moniereisen aus dem Steinhaufen hervor in das es sie beim Versuch Arius zu treffen gerammt hatte. Es sah gar nicht gut aus. Den Kameraden des Mutanten, die ihm folgten hatte die Truppe, die sich um Arius und Waldorf gebildet hatte gut einheizen können. Einige lagen verkrümmt zwischen den Trümmern, während der Rest sich hinter diesen verschanzt hatte, vereinzelt Salven abfeuerte und ansonsten darauf zu warten schien, dass ihr großer Freund die PVSler aus dem Weg räumte. Die Hoffnung war nicht ganz unberechtigt, waren doch zwei PVS Soldaten von der Bestie mit der Eisenstange totgeprügelt worden. Die beiden Zivilisten beharkten sie zwar weiterhin mit ihren Waffen, hatten sich aber etwas zurückfallen lassen, um den tödlichen Schwüngen aus dem Weg zu gehen und Arius hatte ihnen dafür die Zeit erkauft, indem er die Aufmerksamkeit des Mutanten auf sich gezogen hatte und sich nun im Ausweichen üben musste. Wo Waldorf in der Zwischenzeit abgeblieben war wusste er nicht. Er hatte aber auch keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen.
Arius hechtete zwischen zertrümmertes Mobiliar, landete bäuchlings und war sich sicher den Luftzug des an ihm vorbeisensenden Moniereisens gespürt zu haben. Viel Zeit zum Grübeln blieb ihm nicht, denn das Monster drosch wütend nach seinem kleinen Widersacher und pulversierte einen Gesteinsbrocken in Arius nächster Nähe. Wieder ducken, ausweichen, zurückgedrängt werden und vereinzelt Salven abgeben, die nutzlos an den Verknöcherungen abprallten.
Dann duckte Arius sich gerade wieder so unter einem brutalen Schlag mit der Eisenstange weg und warf einen kurzen Blick nach hinten, um sicher zu gehen, dass noch Platz hinter ihm war. Ein Fehler auf den das Monster gewartete zu haben schien.
Er sah zwar noch, wie die Rückhand zu ihm schnellte, aber mehr als ein überraschtes „Scheiße“ konnte er nicht mehr hervorbringen, bevor er wie eine Stoffpuppe mehrere Meter davongeschleudert wurde. Der Schlag war brutal, presste ihm alle Luft aus den Lungen und ließ die Rippen hässlich knirschen, aber es war nicht zu vergleichen mit dem unkontrollierten Aufprall auf den zerschmetterten Sitzbänken. Arius verlor für einige Augenblicke das Bewusstsein und sank zusammen. Dass die Kreatur auf ihn zustampfte, um ihm den Rest zu geben, bekam er gar nicht mit und nur der Umstand, dass seine Mitstreiter unvermindert weiter Beschuss auf sie einprasseln ließen, rettete ihm das Leben. Ihn anscheinend für tot haltend wandte sich die Bestie den anderen Störenfrieden zu und stampfte mit erhobenem Moniereisen auf sie zu.
Würgend und röchelnd erwachte Arius wieder zum Leben und versuchte zu verarbeiten, was geschehen war. Ach ja der brutale Faustschlag von diesem Mutanten. Und jetzt lag er zwischen zersplittertem Holz und zerfetzten Polstern und fühlte sich so, als ob jeder einzelne Knochen in seinem Körper gebrochen worden war. Er spürte den Geschmack von Metall im Mund und hustete Blut aus. Mühsam versuchte er sich aufzurichten und tastete seinen Körper auf gebrochene Knochen ab. Fühlen konnte er nichts, auch wenn ihn jede Bewegung mörderisch schmerzte. Er fühlte sich wie eine Marionette, der man die Fäden durchschnitten hatte. Hilflos. Nutzlos. Während um ihn herum soviele tapfere Kameraden getötet wurden. Er konnte sie nicht allein lassen. Nicht jetzt. Stöhnend und weiter Blut auswürgend richtete er sich mühsam auf, die Worte von Vater Bergstrom, dem Prediger aus seiner Zeit bei der 33., im Ohr. Schmerz ist eine Illusion der Sinne, Verzweiflung eine Illusion des Geistes! Er hatte nicht fünf Jahre in den Schützengräben von Meran Magna gesessen, um hier elendig zu verrecken. Nicht zwei Jahre in der Sturmkolonne „Goldenes Banner“ gedient, um von irgendwelchem niederen Mutantengezücht niedergestreckt zu werden. Stolz, Wut und pure Sturheit ließen ihn aufstehen, seine Maschinenpistole ergreifen und in Richtung des Monsters wanken, das ihn eben erst weggeprügelt hatte.
Es war groß, stark und durch seine Knochenplatten gut gegen Beschuss gepanzert. Aber nicht überall. Nicht an den Gelenken. Arius kniete sich hinter ein Mauerstück, stützte seine Waffe darauf ab, um mehr Stabilität zu haben und jagte Salve um Salve in Richtung der Kniekehlen des Mutanten. „Komm schon du dreckiger Ninker! Fall endlich um!“
Name: Arius Kruger
Alter: 27 Standardjahre
Zugehörigkeiten: PVS
Rang: Unteroffizier
Loyalitäten: imperialer Fanatiker, Militarist
Aussehen: 190cm groß, sehnig, ausgezehrt, maskenhaftes, verkniffenes Gesicht, attraktives Lächeln, blonder Seitenscheitel, bleiche leere Augen, linker Arm durch bionisches Implantat ersetzt
Kleidung: Uniform, Zivilkleidung oder Gläubigengewandung, silberner Aquila
Charakter: Militarist, imperialer Fanatiker, tief gläubig, Frontveteran, begeisteter Hobbyfotograf, mangelhafte Empathie und auf sozialer Ebene ein Wrack
Fähigkeiten: erfahrener Grabenkrieger, guter Läufer,
Ausrüstung/Besitz: PVS-Standardinfanterieausrüstung, Mpi-01.3, Esseos Schema Laserpistole, Feldstecher, Fotoapparat, Wohnung, Kiste voller Erinnerungsstücke, Bücher, sonstiger Krimskrams
Konto: 1185 Schekel
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Oh auch wir sind uns in unseren Ansichten nicht einig. Bekannte der Orchstrator, ohne das dies etwas zu sein schien, was ihn mit zusaätzlichem Wut erfüllte. Im Gegenteil, sprach er über diesen Umstand sanft und nachsichtig.
Ich möchte ein verrottetes, ein korruptes System zerschmettern, die Hand mit samt dem harten Brot darin abschlagen. All das Falsche dort oben Stein für Stein niederreißen. Meine Schwester hier, er deutete auf die gelbberobte Frau neben sich, die ich liebe, wie nur ein Bruder eine Schwester lieben kann, belächelt meinen Zorn. Sie streckte der Hand des Unterdrückers die eigene in Milde hin. Sie führt das Messer nicht um einen Ungerechten zu richten, sondern ihn, trotz seiner Ungerechtigkeit, einem besseren Morgen zuzuführen. Unsere Geschwister von der Kirche der Transformation sind hoffnungslose Optimisten. Er lachte aufrichtig und trat einen Schritt auf die Frau zu. Er ergriff ihre Hand, legte die eigenen schwieligen Finger um ihre schlanken und langen. Mit ihren schwarzen Mandelaugen lächelte sie zurück und entblößte ihrerseits dabei zwei Reihen kleiner, fast durchsichtiger Sägezähne. Zwei Herzschläge lang gönnten sie sich diese geschwisterliche Zweisamkeit vor den Augen all ihrer anderen Verwandten. Dann trat er an das Rednerpult zurück.
Unsere Bewegung und die Kirche der Transformation sind zwei Seiten einer Medaille.
Wir töten einen Feind, der nach Jahrhunderten der Gnadenlosigkeit von uns keine Gnade zu erwarten hat. Die Kirche rettet nach ihrer Sicht der Dinge selbst die Unwürdigen, indem sie sie der Transzendenz zuführt.
Transzendenz! Lallte eine der grotesken Spottgeburten, während sie in die Knie brach. Vom konstanten und unerbittlichen Beschuss aus den Rängen um den Eingang niedergerungen. Die Kreatur nahm Schmerz nur als etwas sehr Rudimentäres, als etwas schlimmstenfalls Unangenehmes wahr. Dass es jetzt wehtat und das sein mächtiger Körper ihm nicht mehr gehorchte, war neu für ihn. Aber die Äbtissin hatte ihm erklärt… ihm der es als einziger verstanden hatte und darauf sehr stolz war, dass die Transzendenz weh tun könnte.
Aber nur kurz.
Dann wären sie in der großen Einheit, wo alles warm und friedlich war. Dort würden ihm alle danken, die er zuvor der Transzendenz zugeführt hatte. Er tastete nach dem kleinen Anhänger aus gestanztem Metall, der das Zeichen der Kirche darstellte. Aber seine Hand gehorchte ihm nicht. Die Sehnen waren zerschossen und nutzlos.
Es war egal.
Bald würden sie alle zusammen sein.
Lächelnd kippte der Riese nach vorn und mit dem Gesicht in den Schutt. Sein letzter Atemzug wirbelte grauen Staub auf.
Eines der Ungeheuer war somit gefallen. Nahe des Einganges, wo der Angriff an Koordination verloren hatte. Die dortigen Verteidiger hatten erkannt, dass sie der Mauer aus mutierten Bestien nichts entgegenzusetzen hatten und bemühten sich daher, den Kolossen aus dem Weg zu gehen und die dahinter vorrückenden, menschlicheren Gegner aufs Korn zu nehmen.
Dies gelang ihnen auch, da die Angreifer sich auf die brachiale Kraft ihrer Verstärkung verließen und bei dem resultierenden Vorstoß die eigene Sicherheit vernachlässigten.
Als jene fielen oder in Deckung gezwungen wurden, die den Bestien als Koordinatoren und Anleiter dienten, gerieten diese ihrerseits in Verwirrung. Sie folgten ihrem plumpen Trieb nach Zerstörung und Töten. Aber dabei verloren sie das Ziel aus den Augen.
Einer drosch auf ein Schreibpult ein und erfreute sich an den Funken, die dabei entstanden. Ein anderer verfolgte einen Fliehenden, zwei griffen weiter an, aber in verschiedene Richtungen, was ihrer Dampframmentaktik die Wucht nahm.
Jener, auf den Arius die Maschinenpistole entleerte, wedelte an der Stelle herum, wo die Kugeln auf seine Gelenke einschlugen. So, wie man versucht, lästige Stechmücken zu vertreiben.
Diese Stechmücken aber, fraßen sich durch seine Muskeln und zwangen ihn ebenso in die Knie, wie seinen Artverwandten.
Ihn allerdings lockte nicht die Transzendenz, das bessere Jenseits. Ihn frustrierte allein der Umstand, dass es ihm auf den Knien sehr viel schwerer fiel, den kleinen Mann zu erreichen, der da auf ihn schoss. Instinktiv drehte er ihm die linke Seite zu, wo zwei schwer gepanzerte Arme wie ein Schild seinen etwas weicheren Thorax und seinen Kopf schützten. Die zähen Muskeln, in denen die Kugeln wie in einem kompakten Block einfach stecken blieben, gaben endlich nach, rissen, platzen und fetzten auf und verwandelten sich in blutig spritzenden Brei. Mit dem letzten Schuss aus der MP brach das Monstrum gänzlich zusammen.
Das worauf es eben noch gelaufen war, war nicht mehr als Beine zu identifizieren. Krugers Wunsch hatte sich erfüllt. Sein Feind war umgefallen. Für einen kurzen Moment sah es auch tatsächlich so aus, als wäre es damit erledigt, doch dann richtete sich der Riese auf seinen drei Armen auf und brüllte dem Soldaten seine animalische Erbitterung entgegen. Dann begann er sich auf Arius zuzuziehen.
Schnell… schneller als ein unverletzter Mensch gehen konnte.
In diesem Moment, meine Brüder und Schwestern, ist die Speerspitze unserer Sache dort oben, er deutete in das Dunkel, in dem irgendwo über ihnen die Decke liegen mochte, dabei dem grinsenden Wohltäter ins Gesicht zu schlagen.
Ihm entgegen zu schleudern: Von heute an hungern wir nur nach Gerechtigkeit und nach Veränderung.
Nach dem Blut der Ungerechten. Speichel flog von seinen Lippen und ein unbändiger Zorn schwamm in seinen Worten. Zorn der das genaue Gegenteil der Liebe zu seinen Angehörigen war. Nicht der geheuchelte Furor von Politikern, Adligen und Predigern, die gegen diese oder jene Sache Stimmung machten, weil es ihnen gerade zum Vorteil gereichte. Nein, in ihm und in der versammelten Masse, kochte eine Wut auf dieses System, die fest mit ihrer DNA verschmolzen war. Die ihn ihnen über die Generationen gewachsen war wie ein Tumor, ein Geschwür dass nun dem Druck nicht länger standhalten konnte und endlich platzen durfte.
Sie sind bereit, das verfaulte Herz der Ungerechtigkeit höchst selbst anzugreifen und zu zerquetschen. Auch wenn das bedeutet, das eigene Leben hinzugeben. Vielleicht in der Hoffnung auf ein besseres Sein in der Transzendenz.
Ganz sicher aber in dem Wissen, Märtyrer einer gerechten, einer guten Sache zu sein.
Noch ein anderer Umstand drückte die Waagschale langsam, aber sicher auf der Seite der Verteidiger herunter. Das erfolgreiche Morden am Eingangsbereich hatte die Herde aus panischen und verängstigten Menschen auf fatale Weise zur Räson gebracht.
Die Türen und den Gang dahinter verstopften sie noch immer. Aber jetzt als leblose oder bestenfalls zuckende und sterbende Masse.
Über dieses aufgeworfene Niemandsland aus Körpern kroch Unterstützung für die eingeschlossenen heran.
Entsetzt und mit weit aufgerissenen Augen, die Kleidung Blut durchtränkt, noch ehe sie auch nur einen Gegner gesehen hatten. In ihren Händen lagen Gewehre und Pistolen mit frischen Magazinen, begierig darauf, auf die Verursacher dieser Schandtat abgefeuert zu werden.
Die Reihen der Angreifer wurden langsam aber sicher dünner, während demgegenüber die Verteidiger tröpfchenweise mehr wurden.
Jenen in den Reihen der Aggressoren, die den Überblick zu behalten und ein wenig Ordnung in das Chaos des Kampfes zu bringen versuchten, blieb dieser Umstand nicht verborgen. Sie waren nicht hergekommen, um einen finalen Sieg davonzutragen oder gar das eigene Leben zu wahren. Gleichwohl hatten sie Aufgaben zu erfüllen.
Eine davon, die wichtigste unzweifelhaft, war die Vernichtung des Gouverneurpaares.
Die sich abzeichnende Niederlage am Eingang war bedauerlich, aber es waren genug Unterdrücker zermalmt worden, um hier einen Erfolg zu verbuchen.
Das die Felsnadel noch gehalten wurde und die beiden Galionsfiguren des Unrechtsregime darin womöglich noch lebten, war derweil nicht zu tolerieren.
Also lenkten die heimlichen Feldherren dieser Schlacht den Hammerschlag ihres Angriffes gegen die Nadel und die wenigen Opritschniki, die dort noch ausharrten und aus den letzten Ladungen ihrer Energiezellen etwas zu machen versuchten.
Der Leim, der diese Formation zusammenhielt, hieß Oleg Olegfejewitsch.
Seines Zeichens Oberstleutnant und Kommandant der Ehrenleibgarde des Gouverneurs.
Ein wuchtiger Mann, mit einem wuchtigen Bauch, der von wuchtigem Appetit und ebensolchen Durst kündete. Letztere, hatte in Zusammenarbeit mit einigen Brüchen dafür gesorgt, dass die Nase Olegfejewitschs nicht mehr war als eine gerötete, deformierte Knolle in einem pockennarbigen Gesicht, durch welches sich Lachfalten zogen wie Furchen durch einen Acker. Ein weißer, lang herabhängender Schnauzbart nistete unter der Knolle und gleichsam weiße, buschige Brauen sträubten sich wild über hell funkelnden Augen.
Diesen korpulenten Herren gesetzten Alters mochte man seine grüne, rote und goldene Uniform zugestehen, weil sie ihn trefflich kleidete. Weil er darin Geschichten aus seiner ruhmreichen Jugend vortragen konnte, schallend lachend wie eine Kesselpauke, das Glas mit Brandwein zum Toast auf Kameraden erhebend, an deren Namen und Gesichter nur er selbst sich noch erinnerte.
Diesen Eindruck machte "Onkelchen Oleg", wie ihn seine Leute nannten.
Und dieser Eindruck hätte falscher nicht sein können.
Gewiss, Oleg Olegfejewitsch konnte dieser gelassene und heitere, feuchtfröhliche Kumpan sein. Aber er war nicht Kommandant der Leibwache geworden, weil die Uniform und die Fellmütze ihn kleidete.
Er war das Abbild eines Kämpfers, wenn es jemals eines gegeben hatte. Unumstößlich wie die Felsnadel selbst stand er da, den voluminösen Bauch herausgestreckt und die Beine breit in den Schuttboden gestemmt. Dann und wann feuerte er seine goldverzierte HL- Laserpistole auf ein lohnendes Ziel ab. Sein Hauptaugenmerk bestand aber darin, seine Männer und Frauen zusammen und ihre Moral aufrechtzuerhalten.
Fiel ein Kamerad, so pries er seinen Namen und gebot ihm, vor dem goldenen Thron schon einmal ein gutes Wort für sie einzulegen.
Er wäre auch zur Stelle gewesen, hätte ein Opritschniki in seiner Entschlossenheit gewankt.
Das aber passierte nicht.
Das passierte nie.
Sanken zu viele der Ihren tot oder schwer verwundet nieder, so zog er die Reihen enger und ließ die Magazine der Toten an die hinterbliebenen Kämpfer verteilen.
Wenn diese Hunde an die Herrschaften Gouverneure heran wollten, so würden sie dies mit dem teuren Tod jedes einzelnen von ihnen erkaufen müssen.
Wie sich zeigte, war dies ein Handel, den einzugehen die Angreifer nur allzu bereit waren.
So prallte aufeinander, was weder hüben noch drüben bereit war zu weichen.
Die Grotesken bildeten die Speerspitze und auch wenn einer von ihnen leblos zusammensackte, von Laserfeuer zerschunden, genügte diese Konzentration des Beschusses den anderen, gefährlich nah heranzurücken.
Olegfejewitsch gebot den seinen das Feuer auf die normalen Kämpfer des Feindes zu richten, während er sich selbst den Ungeheuern entgegenstellen, die dabei waren das mauerhohe Trümmerstück zu überklettern, welches beim Aufprall des Bulldocks auf die Stellung der Leibwache niedergestürzt war.
Das beobachtete der Oberstleutnant mit funkelnden Augen, strich sich mit dem Rücken des Zeigefingers über den Bart und warf seine Laserpistole einer Opritschniki zu, die gerade ihre letzte Energiezelle geleert hatte.
Er schuf sich Platz, indem er ein paar störende Gesteinsbrocken und Holzteile beiseite trat. Als er mit dem Ergebnis leidlich zufrieden war, zog er den Karabela, der tief an seiner Hüfte hing.
Er schwang die Klinge zwei, dreimal probierend durch die Luft, als würde er in der Trainingshalle darauf warten, dass sein Fechtpartner seinerseits bereit war.
Der Partner, der gerade das Hindernis überkletterte wog vier Mal so viel wie der Oberstleutnant, hatte einen Arm mehr als dieser und seine Duellwaffe war ein 300 Kilo Metallhammer.
Noch im Sprung vom Trümmerstück herunter, holte er mit diesem aus, das dicke kleine Männlein zu zerquetschen und dann mit der eigentlichen Mordarbeit anzufangen.
Gleichwohl stand sein Opfer nicht mehr da, wo der Hammer niederkrachte. Onkelchen Oleg war korpulent, aber sein Fett lag lediglich als schützende Schicht über seinen Muskeln.
Wer bei ihm Dicksein mit Langsamkeit gleichsetzte, hatte oft wenig Zeit, seinen Fehler überhaupt zu begreifen.
Mit einem schnellen Seitenschritt war er dem Hammerschlag traumwandlerisch ausgewichen und ließ den Karabela vorzucken. Der Schlag war so gesetzt, dass er genau dort traf, wo die Hand dem gepanzerten Arm des Ungeheuers entwuchs und Schutz vermissen ließ.
Die Klinge war keine Paradewaffe, sondern ein Instrument des Todes. Eine Sinfonie aus zeremonieller Schmiedekunst und Komposit-Karbon. Bis auf die molekulare Ebene geschliffen, durchschnitt sie selbst die stahlkabelartigen Stränge, Adern und Muskeln des Kolosses.
Dieser schaute erst verwundert und dann erbost auf die Stelle, wo eben noch seine Hand gewesen war und jetzt nur dunkel-lila Blut in Stößen herausgepumpt wurde.
Allemal waren ihm zwei funktionierende Arme genug, seinen Hammer zu schwingen und eben dies tat er. Seiner Vorliebe, Dinge die ihm im Weg waren wie einen Nagel vertikal im Boden zu versenken, hob er den Hammer über den Kopf. Gab sich damit eine Blöße, die sein so unverhofft widerborstiger Gegner nicht verstreichen ließ.
Anstatt dem drohenden Schlag auszuweichen, sprang er vor und schnitt ein tiefes X in die Brust des Wesens. Dessen Hirn wurde mit der ungewohnten Empfindung “Schmerz”, und mit dem plötzlichen Umstand, nicht mehr richtig atmen zu können, konfrontiert. Dies weckte in ihm den Impuls, die verbleibenden Hände schützend auf die klaffende Wunde zu legen, während er gleichzeitig vom Schwung des eigenen Hiebes nach vorne gerissen wurde.
Er strauchelte grunzend, versuchte sich abzufangen und bot dabei den Nacken dar.
Der Säbel sang.
Der deformierte Kopf rollte neben der abgetrennten Hand auf den durchweichten Boden.
Ein Geräusch wie eine fallende, noch nicht ganz reife Frucht.
Während der Kadaver zuckte und zu erfassen versuchte, dass er tot war, wandte sich Oleg den anderen Zerrbildern alles Natürlichen zu.
Sie kamen als Horde über das Trümmerstück.
Er spuckte auf ihren zerstückelten Bruder und ging in Ausgangsposition...
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Es war knapp gewesen. Zu knapp für seinen Geschmack. Das das Vieh genau nach der letzten Kugel aus seiner Waffe endlich umfiel und die Umgebung mit ihrem stinkenden Blut verschandelte, verbuchte der Soldat als merkwürdigen Zufall. Wie in einem schlechten Actionvid. Beklagen wollte er sich aber nicht, war doch die Gefahr damit erstmal gebannt worden. Ohne Beine war der Mutant keine so große Bedrohung mehr. Während er sich nach seinen Kameraden umschaute, wechselte Arius routiniert das leergeschossene Magazin gegen ein neues aus. Sein letztes wohlgemerkt. Er müsste wohl bald wieder nach toten Angreifern suchen, um Ersatz aufzutreiben.
Ein monströser Schrei lenkte Arius Aufmerksamkeit wieder auf seinen Widersacher. Der hatte wohl noch immer nicht genug und tat sich mit dem Sterben schwer. Er war da wohl einer deutlichen Fehleinschätzung unterlegen, als er dachte, dass die Verletzungen den Mutanten ausbremsen würden. Was sich da mit den Armen vorwärts zog, kam auch ohne Beine schnell voran und hielt direkt auf ihn zu. Hektisch riss er seine Maschinenpistole hoch und eröffnete wieder das Feuer. Keine kontrollierten Salven, sondern einfach schnell die Kugeln durch den Lauf jagend. Sie sausten an dem Monster vorbei, ließen Steinsplitter vom zerstörten Mauerwerk abplatzen, trafen es auch am Körper, aber es war zu wenig. Was nicht an den gepanzerten Armen abprallte, verursachte keine tödlichen Verletzungen, nein schien den Riesen nur weiter zu reizen. Wie sehr Arius sich jetzt gerade Dum Dum Geschosse herbeisehnte.
Die Distanz zwischen ihnen schrumpfte rapide zusammen und er beschloss, dass es besser war Fersengeld zu geben, als den letzten Rest des Magzins auch noch zu verschwenden und plattgewalzt zu werden. Sprinten war hier im Gelände leider nicht möglich und so kraxelte er so schnell wie möglich, aber so vorsichtig wie nötig über die Trümmer davon. Arius Körper schmerzte noch immer vom Faustschlag, der ihn durch die Luft geschleudert hatte und beinahe fatal gewesen wäre und er hatte keinerlei Bedürnis nach einer Wiederholung dieser Erfahrung. Die sich rasch von hinten näherenden Geräusche, eine Mischung aus Gebrüll und knirschendem Schutt hingen aber wie eine schwarze Wolke aus Verderben über ihm und er konnte gefühlt schon den heißen, stinkenden Atem im Nacken spüren. Er drehte sich halb um, feuerte aus der Hüfte eine kurze Salve ab, nicht mehr als ein Ablenkungsmanöver für die eigenen Nerven und versuchte sein Klettertempo noch etwas zu erhöhen.
Dann packte ihn etwas am linken Knöchel und riss ihn grob zurück, sodass er der Länge nach hinschlug. Arius versucht erst gar nicht seine Schusswaffe in Position zu bringen, ließ sie fallen und zückte stattdessen das erbeutete Bajonett, welches in den Gürtel geschoben war. Er wand sich im Griff seines Gegners wie eine Schlange und stieß ebenso schnell zu wie sie. Das Bajonett bohrte sich tief in den Handrücken, violettes Blut strömte hervor und der Griff lockerte sich für einen Augenblick soweit, dass Arius sein Bein befreien konnte. Er machte sich keine Illusionen darüber seinen Gegner ernsthaft verletzt zu haben. Wahrscheinlich hatte den die Gegenwehr des Soldaten nur etwas überrascht.
Sein erneuter Fluchtversuch endete bevor er richtig begonnen hatte, als die Pranke vorschnellte und sich um den Arm legte in dessen Hand das Bajonett gehalten wurde.
Verzweifelt schlug er mit seiner bionischen Faust gegen die Pranke des Riesen und versuchte seinen rechten Arm freizuziehen. Dann drückte die Faust ihre Beute zusammen. Auf Meran Magna hatten Granatsplitter bereits seinen linken Arm fortgerissen, aber damals war nicht mit jetzt zu vergleichen. Die Plötzlichkeit, das Adrenalin und der Schock hatten es ihn damals erst nicht begreifen lassen, während er es jetzt mit ansehen konnte. Die Finger drückten zusammen wie ein Schraubstock und ein Sekundenbruchteil, dehnte sich gefühlt über eine minutenlange Ewigkeit. Knochen, Muskeln und Sehnen wurden zu Brei zermahlen und Arius schrie, wie noch nie zuvor.
Name: Arius Kruger
Alter: 27 Standardjahre
Zugehörigkeiten: PVS
Rang: Unteroffizier
Loyalitäten: imperialer Fanatiker, Militarist
Aussehen: 190cm groß, sehnig, ausgezehrt, maskenhaftes, verkniffenes Gesicht, attraktives Lächeln, blonder Seitenscheitel, bleiche leere Augen, linker Arm durch bionisches Implantat ersetzt
Kleidung: Uniform, Zivilkleidung oder Gläubigengewandung, silberner Aquila
Charakter: Militarist, imperialer Fanatiker, tief gläubig, Frontveteran, begeisteter Hobbyfotograf, mangelhafte Empathie und auf sozialer Ebene ein Wrack
Fähigkeiten: erfahrener Grabenkrieger, guter Läufer,
Ausrüstung/Besitz: PVS-Standardinfanterieausrüstung, Mpi-01.3, Esseos Schema Laserpistole, Feldstecher, Fotoapparat, Wohnung, Kiste voller Erinnerungsstücke, Bücher, sonstiger Krimskrams
Konto: 1185 Schekel
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Die Ratashalle wird angegriffen!
Viele, die diesen Ausruf gehört hatten, drehten sich verwundert zur Tür um. In den deklarierten Verfügungsräumen war es relativ ruhig gewesen. Einfach weil viele der ausgetauschten Soldaten schliefen oder ruhten. Hier und da wurde gewürfelt oder Karten geschmissen. Unterhaltungen und Essenseinnahme. Mit so viel Rücksicht auf die schlafenden Kameraden, wie es der Umstand erlaubte, dass man in einer gewaltigen Halle ruhte. Um so mehr Aufmerksamkeit machte der junge Mannschaftssoldat mit dem hochroten Kopf, der außer Atem durch die große Metalltür gepoltert kam. Beunruhigtes Flüstern unter den PVSlern, denn natürlich hatten alle die Erschütterung gespürt, die vor einigen Minuten durch Decke, Wände und Boden gegangen war.
Offiziere waren nicht vor Ort, da es ihnen nicht anstand, als Ehrengarde vor der Ratshalle herumzustehen. Also schritt ein Oberfeldwebel auf den Mann zu, stellte ihn ins Achtung und ließ sich eine gescheite Meldung geben.
Es ließ sich also vernehmen, dass es einen Angriff auf die Ratshalle gegeben hatte. Offensichtlich mit Bodentruppen, welche im Inneren des Gebäudes ein unsägliches Gemetzel anrichteten. Wie genau sie ins Innere gekommen waren, blieb derweil allen ein Rätsel.
Vermutlich durch Verrat.
Doch nicht nur dort war eine Attacke erfolgt. Weitere militärische, wie auch zivile Infrastruktur war angegriffen und teilweise ausgeschaltet worden. Selbst Laien konnten erkennen, dass es sich um eine großangelegte und generalstabsmäßig geplante Aktion handelte.
Allerdings hatten die Angreifer nicht an allen Orten Erfolg gehabt. So etwa war ein versiegeltes Waffendepot angegriffen wurden, in der Absicht eben jene Waffen zu erbeuten und gegen die wahren Herren der Stadt zu richten.
Von diesen Depots gab es hunderte, wenn nicht gar taudsende in ganz Gohmor und die meisten waren geheim. Aber eben alle und es war möglich, dass die Aufrührer eines angegriffen hatten, dessen Verortung bekannt war. Oder aber sie hatten Agenten an Stellen sitzen, die ihnen die Informationen zugeschustert hatten. Wie dem auch sei, an ihrem Angriffsziel hatten sie sich die Zähne ausgebissen. Die mannsdicken Stahltüren hatten sie überwunden, aber an den dahinter wartenden Kampfservitoren waren sie fulminant gescheitert. Kannte man nicht die aktuellen Verbalbefehle, so griffen die Menschmaschinen alles an, was sich bewegte.
Die Information darüber erhielten die Soldaten von General Lungershausen. Sie hatte mehr oder weniger die Koordination der Verteidiger übernommen, nachdem das fragile Netzwerk der Kommunikation, welches ja eigentlich nur für die Organisation der Parade und der damit verbundenen Feierlichkeiten gedacht gewesen war, zusammengebrochen war. Sie hatte auch den Mannschaftssoldaten geschickt, mit dem Befehl so viele Männer und Frauen zusammenzusammeln, wie auf die vorhandenen LKWs passten, zu eben jenem Depot zu fahren und sich zu bewaffnen. Die aktuellen Codes waren in versiegelten Umschlägen dem Melder mitgegeben wurden.
Der Befehl lautete also: Aufsitzen, dass mehr oder minder auf dem Weg liegende Depot ansteuern und jedem eine Waffe in die Hand drücken und dann umgehend zur Ratshalle vorstoßen und gegen den Feind antreten.
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Viele hätten erwartet das er still vor sich hin köchelte aber sie würden feststellen dass er eine kühle ruhige Gefasstheit trug die das Geschehene Lügen zu strafen schien. Tatsächlich loderte eine eisige Wut in Willis die ihm den Magen sauer werden ließ und seinen Gesichtsausdruck hinter der Gelassenheit mit Stahl auskleidete. Eine Hand hatte er frei herunterhängend während die Andere locker und lässig halb verdeckt an seinem Gürtel ruhte, einsatzbereit auf dem Griff seiner Laserpistole. Mit einem Vorfall beim Pendeln zwischen den Essensausgaben hatte alles angefangen und war dann rasch schlimmer geworden. Auf dem Weg zum nächsten Bahnhof war er auf zwei Geistliche der Transzendenz gestoßen und während er halb in ihrem Rücken unbemerkt an ihnen vorbei wollte um seiner Arbeit nachzugehen zogen sie plötzlich Waffen um auf die sie umgebenden Passanten zu schießen. Noch während die Nächststehenden es bemerkend dabei waren entsetzt zurückzuzucken rief er eine Warnung und zog geschmeidig seine eigene Waffe. Der eine mörderische Geistliche bewies gute Reflexe denn noch während sein Kollege in eine Schulter getroffen wurde sodass dessen erster Schuss danebenging zuckte er um sich Klangrichtung von Warnung und Angreifer zuzuwenden. Zum Glück für alle Anwesenden kam er so nie dazu einen Toten oder auch nur Verletzten zu fordern ehe ihn ein zweiter Laserbolzen in ein Auge traf. Sein verwundeter Kollege hingegen bekam erst einen Becher heißen Rekaffs auf seine Wunde geschmissen ehe ihm ein zittriges altes Mütterchen mit einem enorm großen Revolver aus einer viel zu kleinen Handtasche dreimal mitten in die Brust schoss. Kaum auf den Knien gab ihm jene Person die er nur knapp verfehlt hatte einen sehr wütenden Gnadenschuss. Die gerufene PVSP sicherte den Tatort nur um mitten in der vorläufigen Vorortvernehmung nach zwei Voxsprüchen kurz hintereinander erst dezent hektisch zu werden und sie dann im Grunde schlichtweg samt Leichen einfach stehenzulassen.
Dann kam ein Anruf der ihn dazu brachte entgegen seiner leicht beunruhigten Verwirrung es ihnen gleichzutun, eine seiner Suppenküchen meldete eine sich ausbreitende Panik weil mehrere Straßen weiter Mitglieder der Transendenz und andere Leute methodisch jeden niederschossen der ihnen unter die Augen geriet. Ein anderer Anruf von einer Küchentruppe die ihren Standort Rettungs- und Sicherheitskräften zuliebe verlegte teilte ihm geschockt mit Bewaffnete hätten sich zu einer PVS-Patrouille durchgemetzelt um sie umzubringen und sich deren Ausrüstung zu greifen. Auf der Hälfte des Rückweges nach Gilmens Gabe nachdem er allen befohlen hatte ihr Tun abzubrechen und nach Hause zurückzukehren meinte er im Vorbeifahren zu sehen wie die Mannschaft einer Transitstation den Überraschungsangriff eines Mobs aus Zivilisten und einigen Polizisten abwehrte häufig durchsetzt mit dem Geld der Transzendenz. Danach hatte er im Theater angerufen und bescheid gegeben alle Gläubigen und vertrauenswürdigen Sympathisanten zu versammeln nur um live aus mehrfacher Hand zu hören dass ein Attentat die Mannschaft der äußeren Transitstation auf der Nordseite der Unterbebene fast vollständig ausgelöscht hatte und der Offizier der geschwisterlichen Inneren mit seinen Leuten zum Entsatz nachrücke und eine spontane Nachbarschaftswache des danebenliegenden Habs die Lücke füllen wolle. Jetzt stand er hier mit BRECHER und einem von diesem als vertrauenswürdig eingestuften Mann eine Unterebene höher am vereinbarten Treffpunkt und zählte die Sekunden bis zur abgemachten Zeit hinunter bis der Waffenhändler auftauchte. Er war nie in der PVS oder gar der Garde gewesen aber er war in und für die Sache des Primarchenkultes weit genug herumgekommen, wenn die Kirche der Transzendenz einen Kampf wollte würde er sie Straßenschlachten zerfleischen bis ihre Anhänger in ihrem eigenen Blut ersoffen und unter den Körpern ihrer Toten erstickten!
BRECHER befand sich hinten auf der Ladefläche und sein Kerl am Steuer mit einer Hand am Zündschlüssel, bereit jeden Augenblick das Fahrzeug zu starten, mit laufendem Motor zu warten wäre viel zu laut und auffällig gewesen. Willis rührte sich nicht von seinem Fleck zwei Schritte von der angelehnten Beifahrertür weg und arbeitete sich durch einige Meditationstechniken als seine Wut ihre eiskalten Klauen weiterhin in seine Eingeweide grub, Emotionen hatten im Guten wie im Schlechten ihren Platz im Glauben an den Imperator und seinen Söhnen doch hemmungslos in ihnen zu schwelgen, sich zügellos von ihnen beherrschen zu lassen statt sie Ihm auf Terra und Ihnen an seinen Seiten zu widmen führte nur auf den Pfad der Dunklen Mächte. Erleichterung und Besorgnis durchströmten ihn zu gleichen Teilen als der LKW des Squats in der Ferne auftauchend mit relativ hohem Tempo von der Straße abbog und eilig auf den Treffpunkt zuhielt. Immerhin schien er nicht verfolgt zu werden denn dafür war er dann wiederrum zu langsam. Sein Fahrer startete ihren Eigenen und wendete das Fahrzeug während die Plastekplane zurückgeschlagen und Handzeichen gegeben wurde dasselbe zu tun. Heck an Heck würde es eine effiziente und vor allem schnelle fliegende Übergabe der Waffen geben und dann konnten alle Beteiligten wieder verschwinden. Die eine Hand zur Sicherheit weiterhin auf seiner Laserpistole ruhend lassend steuerte er mit großen zielstrebigen Schritten auf die Beifahrerseite zu wo sicherlich der Squat sitzen würde und griff mit der anderen Hand bereits nach dem Umschlag Credits. Seine Brauen runzelten sich erst in steigender Sorge als er die frischen Schusslöcher in der Tür sowie die Karosserieschäden sah und dann in Ärger als er stattdessen zuerst denselben Söldner erblickte der sich ihm im Laden angebiedert hatte, nun bewaffnet mit einem Zwo-Einer der PVS. Mit einem halben Zähneknirschen und innerlichen Durchatmen zerstreute er den Keim von Frustration auch wenn er leicht misstrauisch die Augen zusammenkniff. Der Kerl hatte den Hehler doch nicht etwa in Schwierigkeiten gebracht die ihrem Deal Probleme bereiten konnten? Bei einem Söldner war das schließlich eine Möglichkeit, auch wenn die Chancen sehr viel höher dafür lagen dass sie mit den Aufstand oder was auch immer diese Kirche veranstaltete in Kontakt gekommen waren. Mit etwas Halsrecken erspähte er Drudox auf dem Fahrersitz.
In mehreren Unterebenen und Subsektoren probt die Kirche der Transzendenz einen Aufstand und da auch sie offenbar Ärger gehabt haben bringen wir dieses Geschäft schnell hinter uns, ich habe eine Herde Gläubiger denen ich Reißzähne zu verpassen habe bevor die Scheiße über die Türschwelle schwappt.
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