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Tiefe!
Prüfend und dennoch auf fabulöse Weise frostig, hob sich eine ihrer Augenbrauen, die linke, während sie den rhetorisch kantengefeilten Ausführungen des Kommissars aufmerksam zuhörte. Etwas darin missbehagte hier, grundlegend, auch wenn sie sich dessen nicht weiter anmerken ließ, während ihre Hand in die Manteltasche glitt und das zerbrochene Wachssiegel eloquent mittels eine Kurzstreckenwurfs aushändigte. Das dieses dank der klobigen Manier, oder besser gesagt der fleischigen Körperhaltung des Arbitrators durch diesen nicht geborgen werden konnte, erübrigte sich als ein weitere Fragment des Stückes splitternd herab fiel. “Ex” waren wohl die letzten leserlichen Buchstaben des vormaligen Teilstückes, nun wohl gänzlich wertlos für jedermann.

“Beweissicherung ist die halbe Arbeit, nicht wahr Arbitrator?” , murmelte sie ohne nur das leiseste Zucken eines Muskels, während sie den beiden hochkarätigen Imperiumsbeamten arglos den Rücken kehrte, “Wenn Sie mich nun entschuldigen würden. Möglichweise bergen diese Ruinen etwas nützliches, wie etwa eine Streckenkarte.”

Wäre der abgekapselte Hauptraum nicht ohnedies überfüllt mit humanoidem Unrat gewesen welcher derzeit in infernalischen Wogen verdampfte, hätte man diese genauso für eine weitere stillgelegte Station entlang der älteren Ressourcepfade halten können. Früher wohl, wie die meisten imperialen Vorstädte, mochten dies genauso ein wohlhabendes Viertel mit unterschiedlichen Märkten, Predigern und anderem Tand gewesen sein, vor dem wunderbaren Aufschwung welche interstellarer Handel mit sich brachte. Während die kolonialen Zentren selbst wie Pilzsporen empor wucherten, verfielen die angrenzenden Regionen meist in ein dunkles Zeitalter, wurden von der Gesellschaft, deren wachsender Schatten sich über sie erstreckte, abgeschnitten und recht schnell vergessen. Was noch genügend Credits oder anderes flüssiges Kapital verfügte verflüchtigte sich ebenso schnell wie die wenigen verbliebenen Beamten, meist dauerte die Degeneration einer angesehenen Vorstadt zu einem elendigen Slum kaum mehr als sechs bis zehn Monate, war sie erstmal abgeschlossen, war eine Renaissance praktisch ausgeschlossen. Von seinem göttlichen Licht vernachlässigt, tendierten viele der ausgestoßenen Menschen meist entweder zu umso fanatischerem Glauben, oder aber zu einer blasphemischen Abkehr… manchmal auch anderwertiger Perversion, etwa der ketzerischen Gleichstellung des Göttlichen mit lokalen Götzenbildern. Wer belesen genug war, wusste womöglich noch wie ein derartiger Makel bereits auf dem Mars und anderen “wichtigen” Makropolen geduldet wurde, war sich allerdings der folgenden Konsequenz in den meisten Fallen nicht gewahr. Konformismus um jeden nur erdenklichen Preis. Zu jenem Zwecke löschten imperiale Gesandte, etwa Arbitratoren oder PVS Einheiten, in regelmäßigen Abständen ganze Unterebenen mancher Stätte aus, und wurde erst der wahrhaftige Makel der unaussprechlichen Nemesis gefunden, begannen wahrhaftig infernalische Flammen jegliche Korruption hinwegzubrennen.

In einer abgelegenen Seitenkajüte, wohl vormals, anhand eines winzigen, angerosteten Schildchens zu erkennen, die Unterbringung irgendeines “Hakr”, unleserlich, “… wart”. Ein vermoderter Wandspind, oder zumindest etwas das mal vor Jahrzehnten eine ähnliche Wirkung hätte erfüllen können, worin sich einige zerbrochene Flaschen, verschiedener Chemikalien und Gesöffe stapelten. Darunter ein zerfleddertes Standartwerk, kürzlich wohl als “Toilettenpapierersatz” missbraucht, sowie einiges an schmutzigem Krimskrams und glitzernden Splittern. Modeschmuck der primitivsten Fabrikation, in einer art ausgebeulter Blechschale, darum drapiert noch einige gerupfte Federn, oder was auch immer diese hohlen, knöchernen Kanülen darstellen mochten. Beinahe orkoid zusammengeschusterter Technikschrott warf beständig blauweiße Funken, das knistern verriet wenn sich derlei Spannung mit den umliegenden Faulwassern vermischte. Längsgestreckte Sprünge durchzogen ein digitales Interface, eine Raumtemperatur von weniger als - 73 Grad Celsius anzeigend, in dicken, kantigen grünen Ziffern. Darunter “Mishiva”, vermutlich die Produktionsfirma, sowie ebenso verfälsche Angaben bezüglich Luftfeuchtigkeit, Datum, Uhrzeit. Die Drehknöpfe waren ausgerissen, spitze Federn ersetzten sie. Die gesamte Konstruktion wurde durch ein beständig zirpendes irgendetwas am Leben erhalten, wohl eine umfunktionierte Säurebatterie. Kupferdrähte. Blechspangen. Schrott. Irgendetwas verriet ihr das hier nichts weiter zu finden war, wenngleich wohl soeben knarrend, kreischend irgendeine Weckfunktion diesen mechanischen Frankentstein belebte. Die Funkwellen waren wohl stigmatisiert, abgehackt, kein durchgehender Empfang und dennoch waren gewisse gutturale Laute deutlich zu erkennen. Ein Funkspruch? Zivilfunk? Interessiert lauschte sie noch einige Augenblicke…
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Zusammen mit den anderen Soldaten zog Ceaterus sich in den zweiten Stock zurück. Während Lysander die Männer auf die verschiedenen Positionen verteilte, suchte sich Inar eine Ruhige und sichere Ecke, ohne sich groß um den altbekannten Dreck auf dem Boden zu kümmern. Vorsichtig ließ er dann den klobigen Kasten des Funkgerätes von seinem Rücken gleiten. Eingehend betrachtete er es von allen Seiten. Tatsächlich erkannte er vier Einschusslöcher, was bedeutete, dass er einen Schuss von hinten nicht einmal gespürt hatte.
Ceaterus hob den Blick und ließ ihn durch das Stockwerk schweifen. Doch er konnte nur die Soldaten erkennen, weder Schönbecker noch Altman oder Angelova waren in der Nähe. Entschlossen kramte Inar ein kleines Werkzeugtäschchen hervor und sandte ein kleines Gebet an den Imperator und ein etwas größeres Gebet an den Maschinengeist. Dann begann er vorsichtig die dicke Abdeckplatte abzuschrauben. Kur darauf fiel diese mit einem leisen Klappern auf den Boden und legte das Innenleben des Funkgerätes frei. Drei Kugel steckten im Gerät, die Vierte war durch ein weiteres Loch, welches Inar vorher noch nicht gesehen hatte, wieder ausgetreten. Die Kugeln hatten mehrere Kabel und Schaltkreise durchtrennt aber auf den ersten Blick sah es noch reparabel aus: keine der größeren und komplizierten Teile schien beschädigt.
Ceaterus hatte schon des Öfteren ein Funkgerät reparieren müssen, doch es war jedes Mal ein Spiel mit dem Tod. Allzu gläubige Soldaten konnten es schon als Blasphemie sehen, Angehörige des Adeptus Mechanikus hätten Inar schon für das Abschrauben der Deckplatte erschossen. Und auch die Kommissare und manche Kommandanten sahen es nicht allzu gerne, wenn ein einfacher Soldat an der Technik rumwerkelte. Vielleicht waren es bei ihnen mehr existentielle Sorgen, als Glaubenssorgen, doch die Strafen waren die gleichen.

Tief atmete Ceaterus durch und beruhigte sich. Dann griff er nach einer langen Pinzette um die Kugel aus dem Kabelgewirr zu ziehen, ohne dabei noch mehr Schaden anzurichten. Noch ein letzter Rundumblick, dann versenkte er die Stahlpinzette im Funkgerät und blendete die Umwelt aus.
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Einen Augenblick sah der Leutnant Banks unergründlich an. Es war nun fast gänzlich dunkel und der Offizier war nur noch ein Schemen, in dem die Glut des Rauchstängels den einzigen Fixpunkt bot.
Eine löbliche Einstellung Gefreiter. Eine weiterer Qualmschwall erhob sich in die kühler werdende Luft. Sehr löblich! Seine Stimme war neutral und daher fiel es schwer seine wahre Meinung zu diesem Thema zu deuten.
Einige Minuten verstrichen im Schweigen bis der Leutnant den glimmenden Stummel als Miniaturkomet in die Dunkelheit schnippte und sich erhob. Er setzt einen Helm wieder auf.
Ruhen sie sich etwas aus, essen sie etwas. Ab Mitternacht will ich sie als Wache am Treppenaufgang haben.
Damit verschwand er und überprüfte die einzelnen Räume. Die Posten waren kundig angelegt und er hatte nichts daran auszusetzen. Er kam auch an dem Raum vorbei in dem Inar an seiner Ausrüstung herumbastelte. Er begutachtete sein Tun einen Augenblick. Der Gefreite war vollkommen in die Tätigkeit vertieft und bemerkte seinen Vorgesetzten nicht einmal. Schönbecker verstand das durchaus und war auch nicht unglücklich darüber. Ein funktionierendes Funkgerät war ihm einen wütenden Schaltkreis wert. Außerdem hatte er als Siris Zugetaner ein anderes Verständnis von Technik. Dennoch machte er mit einem gespielten Husten auf sich aufmerksam.
Inars Kopf ruckte zu ihm.
Lassen sie sich nicht dabei erwischen Gefreiter.
Damit ging er weite und öffnete einen Kanal in den obersten Stock.
Excursor, einer von ihnen meldet sich in fünf Minuten bei mir, ich befinde mich im Raum des zweiten Vorstehers. Ende!
Er begab sich in den besagten Raum, den nur ein Türschild von den anderen unterschied.
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Als sich der Leutnant vor ihm erhob, nickte Banks noch einmal still zum Gruß und verzog sich nun in die ihm kurzweilig eröffnete Freiheit der Ruhe. Er schaute sich kurz um und fand kaum einen geeigneten Platz, den er für seine Pause nutzen konnte, ohne dass er sich nach den Reinigungstorturen noch einmal grob die "Finger" schmutzig machen musste. Er entschied sich dafür, es erst einmal bei den bereits geschaffenen Plätzen zu versuchen. Banks setzte sich langsam in Bewegung.
Es wurde dunkel und bis Mitternacht würde es bestimmt auch keine allzulange Ewigkeit mehr sein. Würde er wählen dürfen, hätte er sich am liebsten neben Samira aufs Ohr gehauen. Ihr vertraute er am meisten. Oder fühlte er sich gar mehr als freundschaftlich zu ihr hingezogen ? Oder Remus ? Er war der unmittelbar nächste Vertraute des Halbcatachaners. Levy ? Mit ihm hatte sich Banks zeitweilig in der orkoid verseuchten Makropole zu den verbündeten Streitkräften durchgekämpft, also auch als durchaus verlässlich erwiesen. Banks war, wenn er es so betrachtete, Inar auf seinem Weg sowohl hoch als auch zum Aufgang zurück, am nächsten. Doch als er sah, dass dieser sich kaum die Mühe gemacht hatte, den Untergrund zu seinen Knien auch nur im Ansatz grob zu reinigen, verwarf er den Gedanken, in Inars Nähe Quartier zu beziehen, bevor er überhaupt nur wahrnahm, was Inar dort für einen Frevel begang. Aber Banks Gedanken kreisten sowieso immer wieder verdächtig nahe an Samira vorbei. Er schaute zu Remus und Levy herüber. Recht ordentlich und vergleichsweise großflächig der Müll zur Seite geräumt, guter Sichtschutz zu den Seiten. Levy und Remus lagen langestreckt und zwischen ihnen ausgebreitet Energieblocks und Chemiezünder. Auch kein Platz., versuchte der Halbcatachaner sich einzureden. An die Möglichkeit den Chemiebrenner bei Seite zu räumen, dachte er nicht. Es wäre ja auch zu einfach gewesen und sogar Banks hätte noch dort hingepasst. Als die zwei ihn bemerkten, winkte er ihnen fröhlich zu und orientierte sich in Richtung Samira um. Dort war kaum mehr Platz geschaffen worden, aber wenn sonst überall schon scheinbar alles belegt war, blieb ihm wohl nur noch diese Möglichkeit übrig, wollte er nicht im hohen Dreck schlafen. Die Tatsache, dass Samira möglichst weit entfernt von Batisos hockte, untermalte Banks Ansicht, dort einen bescheidenen Schlafplatz finden zu können. Also war er wieder bei Samira gelandet. Hey ihr zwei, ist hier noch ein wenig Platz für mich bis Mitternacht ?, sprach er leise.
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Levy sah Banks circa zehn Meter an ihnen winkend vorbeitrotten. Er grüßte zurück, schließlich waren sie vor einiger Zeit Kameraden geworden, damals auf Pryarch, beziehungsweise während der Verschiffung zu diesem vermaledeiten Planeten, der so vielen der Pryarcher der Tod gebracht hat. Dennoch fragte sich Levy, warum Banks nicht zu ihnen gekommen, sondern lieber der Samira hinterher lief. Sie hätten problemlos den kleinen Chemiebrenner zur Seite nehmen und ihm Platz machen können. Banks hätte bestimmt noch hingepasst. Dann kramte Levy eine Nährstoffration hervor, öffnete sie an einer Seite ein Stück und schlürfte den Inhalt langsam und ohne ihn mit den Fingern zu berühren herunter. Er wollte die Handschuhe nicht ausziehen und erst recht nicht wissen, was für mutierter Unrat an ihnen klebte. Beinahe beiläufig sagte er halb an Remus gerichtet: Herrje, müssen wir etwa die ganze Nacht hier Wache halten ?
An dem Befehl konnten sie wohl kaum etwas ändern und auf einen weiteren Angriff war er heute nicht mehr sonderlich erpicht.
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Seit Devs Aussetzer war einige Zeit vergangen und Harkon hatte wieder seine Stellung eingenommen. Während er wortlos neben seinem alten Kameraden Dev lag, fragte sich Harkon ob sein Freund noch lange die Geister seiner Vergangenheit unterdrücken konnte. In Situationen wie diesen zeigte sich seit fast einem Jahr, daß die einstige psychische Stabilität Devs mehr und mehr schwand. Harkon verwarf diese Gedanken wieder und rief sich in Gedanken zur Ordnung: Beim Imperator, reiß Dich zusammen, Soldat. Immerhin ist Dev Dein einziger Freund und was ihm wiederfahren ist, hätte jeden anderen Mann in den Wahnsinn getrieben! Also, unterstütze ihn wo Du kannst und alles wird gut.

Erst die Stimme des Leutnants, die rauschend aus seinem Helmkom plärrte, riss Harkon aus seinen Gedanken. Excursor, einer von ihnen meldet sich in fünf Minuten bei mir, ich befinde mich im Raum des zweiten Vorstehers. Ende!

Das "Ende" ließ keine Antwort von Excursor zu und so nickte Harkon Dev zu. Bleib ruhig hier, ich mach das schon., sagte er und fügte in Gedanken hinzu: Ist im Moment wohl besser so. Harkon glitt einige Meter in den Raum zurück und kroch dann aus der Tür in den durch die Sprengladung verwüsteten Flur. Erst hier erhob er sich und sah zum ersten Mal das, was die Sprengfalle mit ihrem Kameraden gemacht hatte.

Kopfschüttelnd bewegte Harkon sich vorsichtig nach unten. Er war darauf bedacht keine Geräusche zu verursachen und mied es den anderen Soldaten der Gruppe zu begegnen. So glitt er von Schatten zu Schatten, die sich allmählich beim Hereinbrechen der Dunkelheit ausbreiteten. Nur kurz hielt er an einem schief hängendem Wegweiser auf dessen vergilbter Karte des Gebäudes auch das Dienstzimmer des zweiten Vorstehers verzeichnet war. So mußte er wenigstens niemanden ansprechen und nach dem leutnant fragen.

Harkon erreichte eine vor langer Zeit aufgebrochene Tür, an der noch die Nummer des Dienstzimmers zu erkennen war. In dem Raum schienen sich zwei Personen leise zu unterhalten. Eine der beiden Stimmen konnte Harkon als die des Leutnants identifizieren. Er betrat das Dienstzimmer, räusperte sich respektvoll und wartete bis der Leutnant sich ihm zuwandte, so daß er sich "wie befohlen" melden konnte.
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Schönbecker hatte in die Dunkelheit gestarrt als Harkon das vermüllte Zimmer betrat. Auf den Resten dessen, was einmal ein Schreibtisch gewesen sein musste, beschwerte und beleuchtete eine Taschenlampe die unzulängliche Karte die jeder erhalten hatte. Offenbar hatte der Leutnant sich einige Notizen darauf gemacht. Er drehte sich zu dem Soldaten, welcher sich wie befohlen meldete. Der Offizier überging die Meldung und kam direkt zur Sache.

Wir werden morgen früh zum Labor aufbrechen. Der Angriff heute hat gezeigt das, dass Gebiet alles andere als sicher ist. Ich will daher wissen womit wir es zu tun bekommen werden. Soll heißen welches Gelände zu erwarten ist, wo Positionen für mögliche Hinterhalte sind und was am wichtigsten ist, ob die Chimäre uneingeschränkt operieren kann. Er machte eine Pause, so als überlegte er seine nächsten Worte sehr genau. Die Sache mit der Mine wird eine Untersuchung nach sich ziehen, das wissen sie! Dennoch erwarte ich das sie tun weswegen wir sie mitgenommen haben. Wie sie es machen ist mir gleichgültig, sie sind entsprechend ausgebildet. Doch vor Sonnenaufgang will ich den Bericht. Sind sie bis dahin nicht zurück betrachte ich sie als im Kampf verschollen. Das wäre dann alles.
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… ratternd wie ein schlammdurchdrungenes Maschinengewehr kurbelte sich plötzlich eine schnöde Mechanik herunter, gerade als habe sie einen unsichtbaren Lichterschranken durchbrochen. Ein ebenso staubzerfressener wie löchriger Behilfsprojektor sprang an, die quietschende, surrende Lichtmaschine rumpelte wie das pfeifen der himmlischen Chöre am allerletzten Tage, gleichwohl wurden schon die symmetrischen Lochmarken der kultisch verehrten Filmspule an das Aushängeschild des ehemaligen Wartes geworfen. Uralt, slanglastig und durch unterdurchschnittlichen Gebrauch und spärliche Konservierung kaum noch verständlich oder optisch deutbar. Klassiker. Nach einigen abgespielten Sekunden entpuppte sich das ganze als lächerliche Karikatur, ein parodiertes Übungsfilmchen, für kleinere Kinder zwischen dem… sechsten und vierzehnten Lebensjahr wohl. Eine unförmige Schnorchelgestalt, also eine dieser typischen Figuren mit überdimensionierten Augen, zu langen Schenkeln merkwürdig androgyner Körperhaltung, diktierte in einer piepsend anmutenden Sprache die allgemeinen Verhaltensregeln im unwahrscheinlichen Falle eines planetenweiten Konflikts, selbe Situation also wie vor 200 Jahren, gemäß den imperialen Standartwerken. Präimperial, natürlich. Nach und nach bekleidete sich die Gestalt, unterbrochen von Flackern und Lichtblitzen, mit einer zivilen ABC-Schutzausrüstung, schnallte sich eine Erkennungsmarke um, schraubte den überdimensionierten Gasfilter auf, gab Signal. Ganze Rudel gleichartiger “Mutanten” stolperten anschließend über einen illuminierten Zugangsschacht hinab, alle uniform, anschließend versiegelte eine schwere Panzerluke jegliches Eindringen der Außenwelt. Schnalzend rasteten die letzten Millimeter der Filmrolle ein, gleißend weißes Licht, ein deutlicher Sprung inmitten der Linse wurde noch projiziert, ansonsten lediglich das Knistern des beschädigten Chronometers und das bestände weiterrattern der Luxmaschine. Verwunderte durchsuchte sie die schmale Seitenkammer, sich wiederum an ihre eigentliche Absicht erinnernd, nach einer andeutungsweise nützlichen Streckenkarte ab, doch sämtliche Schubladen des ausgemusterten Zeugwartpultes waren entweder mit nutzlos gewordenen Kleinodien, wie etwa Heftklammern, feuchten Patronenhülsen und Kabelzwingen vollgestopft oder quollen über vor zerfledderten Anleitungsbüchern. Sämtliche schriftlichen Dokumente waren aufgeweicht und aufgebläht, ganz wie man es sich von Toilettenpapier in einer Kläranlage hätte erwarten können. Dazwischen krabbelten immer wieder mal Fingernagel großer Küchenschaben oder fette, pigmentgestörte Asseln herum, deren alleiniges Zerquetschen wohl mehr lärm verursachen würde als eine ganze Batterie von Basilisken auf Sperrfeuer, zumindest in der momentanen Situation. Beschmutzt lugte der abgesägte Lauf einer primitiven Schrotflinte unmittelbar unter der Schreibablage hervor, noch mal darunter der abgefranste Deckel eines literarischen Werkes “Unsinn des Sinns”, der geschwungene Schriftzug des Autors war nicht mehr zu erkennen, doch offenbar beschäftigte sich der geschätzte Wart wohl vor seinem Ableben, oder verlassen, je nachdem, noch mit den Theorien der zwischenmenschlichen Kommunikation, zumindest gab ein abgerissenes Stückchen Irgendwas noch am Rande Notizen für eine derartige Annahme. Wühlend, geschützt durch die dicken Lederhandschuhe, trug sie noch ein zwei unlöblichere Gegenstände zu Tage, metallisch umrahmte Glasgehäuse mit langen Kanülennadeln daran, sowie abgestandenes, verklumpt schwarzes Blut darin. Was auch immer das Bürschchen sich vor der “Abreise” noch geschossen hatte, er besaß nicht mehr die notwendige Zeit seine Utensilien einzusammeln oder zu reinigen. Alternative konnte dies auch von den rebellischen Mutanten stammen, doch welchen Grund sollten sie schon haben dies hier zu verbergen? Achtlos rümpelte sie diesen zivilisatorischen Abfall beiseite, in den anderen Schubladen, gleichfalls nichts nützliches. Ein zerbrochenes Datapad, zumindest erinnerten Splitter an derartiges, eine kunstbronzerne Aquila über dem Platz der einstigen Leuchte, eine ganze Reihe gesammelter, durchlöcherter Blechdosen daneben, welche nun wirklich aus Mutantenbeständen stammten, sowie unterschiedlichgroße Fingerknöchel einer… rechten Hand, wie sie befand. In einem anderen Winkel, genauer zwischen zerschlagenen Besenstilen aus Aluminium, mehreren Backsteinen, schreinartig aufgeschüttet, und unterschiedlichen, vergilbten, farblosen Fotografien, ein Schädel ohne dazugehörige Schädeldecke, stattdessen war das gute Stück wohl als Aschenbecher missbraucht worden. Irgendein Clanstotem schmückte noch die Vorstirn, etwas das entfernt vielleicht zwei überkreuzten Holzprügeln gleichen mochte, aufgetragen mit pampiger, verdickter Putzfarbe, konnte natürlich angesichts des fortgeschrittenen Zersetzungsgrades auch eingraviert sein, aber das wollte sie wiederum nicht allzu genau wissen. Erst spät, sehr spät, erkannte sie, das es hier wie in sehr vielen Fällen üblich, eine detaillierte, farbschematische grafische Abbildung des Streckenverlaufes unterhalb des Plastikschutzes des Schreibpultes gab. Das Offensichtlichste war eben oft das Schwierigste…
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Der Auftrag des Leutnants war so kurz wie einfach gewesen. Kaum das dieser geendet hatte, meldete Harkon sich ab und machte sich auf den Rückweg zu Dev.

Hoffentlich hatte Dev sich wieder gefangen. dachte Harkon und erklomm die Stufen zu den oberen Stockwerken. Werde ihm aber wohl das mit der Untersuchung vorerst verschweigen, sonst ist es vielleicht ganz vorbei mit ihm!

Bevor Harkon wieder in den Raum zurückglitt in dem sie ihre Stellung hatten, atmete er noch einaml kurz durch und betete zum Imperator, daß dieser Albtraum bald ein Ende haben möge.
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Harkon war weg, um sich bei Leutnant Schönbecker zu melden. Dev war allein. Ganz allein. Er hasste dieses Gefühl; es erinnerte ihn an seine Zeit in der Wildnis…
Mit einem tiefen Seufzer griff er in seine Beintasche und zog die kleine Dose Tabletten hervor. Er wurde dieses seltsame, drohende Gefühl nicht los, dass am Rande seines Unterbewusstseins nagte. Vielleicht würden die Medikamente es vertreiben. Zu irgendwas mussten die ja gut sein. Er schickte ein kurzes Gebet Richtung Terra und nahm gleich zwei der Tabletten, frei nach dem Motto: Viel hilft viel. Dann wandte er sich nervös wieder seinem Auftrag zu. Harkon würde jeden Moment zurückkehren und ihm zweifelsohne verkünden dass er exekutiert werden würde. Seine Finger zitterten, als er sein Aufklärungsgerät wieder auf das Gelände vor dem Gebäude richtete. Leise betete er das „Ave Imperatore“. Als er endete, hatte sich das Zittern seiner Glieder verringert und er begann von Neuem, um Kraft aus der arkanen Litanei zu schöpfen.
So fand ihn dann auch Harkon: Leise murmelnd das Areal beobachtend. Dev erschrak leicht, als ihm das andere Mitglied des Scoutteams die Hand kameradschaftlich auf die Schulter legte. Harkon war lautlos und in niedrigster Gangart zu ihm vorgeglitten. Dev schalt sich selbst einen Narren: Er hatte sich so sehr auf das Rezitieren des Textes und auf das Beobachten des Vorfeldes konzentriert, dass er alles Andere ausgeblendet hatte. Imperator sei Dank war es nur Harkon und kein zähnefletschender Mutant…
„Schon OK, Kumpel. Wir haben einen neuen Auftrag.“ Harkon ging neben Dev in Stellung und begann ihn einzuweisen. Nachdem er geendet hatte, war Devs Laune um eine Nuance verbessert. „Endlich ein Auftrag nach meinem Geschmack. Jetzt können wir beweisen, was wir wert sind!“ murmelte er. Kurz darauf wichen beide Scouts aus ihrer Beobachtungsstellung unter gegenseitiger Sicherung aus. Dev entfernte die angebrachten Sprengfallen und meldete den Vollzug kurz an Delta 1, bevor er sich über seine Karte – die er in der Beintasche mit seinen Tabletten bei sich trug – beugte. Die Karte war alt, vielleicht sogar prä-imperial, aber zumindest gut genug um sich grob orientieren zu können. Dev arbeitete eine Route aus, die es dem Zugführer erlauben würde nicht nur seinen Trupp, sondern auch die Chimäre mitführen zu können. Außerdem achtete er darauf, dass sie möglichst frei Straßen und großzügige Plätze nutzten, um die Waffen der Chimäre effektiv einsetzen zu können und ein Blockieren der Ausweichwege und Vormarschroute durch einen gezielten Abschuss des Panzers zu vermeiden. Knapp erklärte er Harkon seinen Plan, den dieser sofort in eine Skizze übertrug, um im Falle eines Ausfalls von Dev den Auftrag – sollte es nötig sein – ohne ihn bzw. ohne die Karte weiter führen zu können. Dann sah Dev seinen Kameraden eindringlich an und wisperte: „Für den Imperator, Harkon.“ Dann räusperte er sich, griff an seinen Helm und voxte: „Delta 1, hier Excursor A. Verlassen Gebäude in fünf Mike Richtung Osten und beginnen Erkundungs- und Aufklärungsmission. Kommen!" Dev nickte Harkon zu. Von nun an würden die Beiden nur noch im Notfall mit Stimme (von KomGeräten ganz zu schweigen) kommunizieren, sondern alle wichtigen Befehle und Abstimmungen über Handzeichen weitergeben.

Innerhalb von zwei Minuten waren sie an einem Seitenausgang an der Ostseite des Gebäudes angelangt, ohne dass sie ein unnötiges Geräusch gemacht hätten. Dev war sich sicher, dass niemand sie bemerkt hatte – ein gutes Omen. Nicht einmal die Kommissarin, die scheinbar fasziniert in einem Spind gekramt hatte, schien die beiden schemenhaften Gestallten bemerkt zu haben, die durch die Gänge gehuscht waren und nur wenige Schritt von ihr entfernt vorbei kamen. An besagtem Seitenausgang angekommen ging Dev, das 2-1er in Pirschhaltung, an einer Wand mit Blick auf die Straße in Stellung, um Harkon beim Verbessern seiner Tarnung zu unterstützen. Nachdem Harkon fertig war, löste er Dev in der Sicherung ab und letzterer besserte seine Tarnung nach. Die verbleibende Minute nutzte das Spähteam, um seine Ausrüstung noch einmal zu überprüfen: Taschen, Helme, Waffen und nicht zuletzt den korrekten Sitz ihrer ABC – Schutzmasken. Dann verschwanden sie durch die morsche Tür in der nebligen Dunkelheit der Straßen des Slums. Harkon überwachte dabei das Vorgehen seines Freundes, da sein Präzisionsgewehr besser geeignet war Feuerunterstützung zu leisten (ein Einsatz im Nahkampf wäre eher … unzweckmäßig) und die individuellen Fertigkeiten von ihm dieser Art des Vorrückens mehr entgegen kamen.

Dev schlich um eine dreckige Ecke einer Häuserfassade und starrte in den dichten Qualm und Nebel. Er ging in Stellung, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken. Dann hob er seine linke Hand und zog sie ruckartig nach unten – das Zeichen für Harkon zu seiner Position aufzuschließen. So arbeiteten sie sich in 10 Meter Sprüngen vor. Die Sichtweite lag bei weniger als 100 Metern, so dass ihr Vormarsch nur sehr langsam von statten ging.
Sie waren etwa 300 Meter von ihrer Ausgangsposition entfernt, als Dev im Nebel eine Bewegung aufklären konnte und Harkon signalisierte, dass er Kontakt hatte. Er blieb regungslos im Schatten eines Schutthaufens auf dem Bauch liegen und wies dem Scharfschützen eine Stellung auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinter einem Stapel modernder Reifen, etwa 5 Meter von seiner eigenen, zu. Vor ihm, in der Mitte der Straße, bewegten sich zwei Schatten durch den Rauch und bei genauem Hinhören konnte Dev leises Schlurfen und ein gequältes Stöhnen ausmachen. Die Form der Schemen schien wage menschlich – aber auch nur wage. Durch sein Fernglas konnte Dev deutlich Deformierungen wahrnehmen… Mutanten! Beide schienen in ihrer Mitte einen schweren Gegenstand zu tragen, denn sie bewegten sich schleppend und langsam. Er kämpfte gegen den aufkommenden Drang an sich auf die beiden Abnormitäten zu stürzen um sie mit heiligem, rechtschaffenden Zorn ins Jenseits zu befördern. „Und uns gleich mit!“ schoss es ihm durch den Kopf. Er hatte bereits Mutanten in Aktion gesehen – nicht zuletzt bei der Mission unter Krewlitz - und hatte eine ungefähre Ahnung davon, was sie anrichten konnten. Ein Angriff auf die beiden Abscheulichkeiten konnte sich als Selbstmord entpuppen – vor allem weil weder er noch Harkon wussten, wie viele dieser Kreaturen noch in den Schatten der Slums verborgen waren. Er atmete tief ein. Die Luft, die durch den Atemfilter seiner Maske in seine Lunge gesogen wurde schmeckte metallisch und abgestanden, aber sie half ihm, den Kopf frei zu bekommen. Seine Kampfeslust flaute ab und sein Verstand war wieder der uneingeschränkte Herrscher über seine Bewegungen und Gedanken. Eine plötzliche Windböe ließ ihn den Gegenstand erkennen, den die zwei Gestalten trugen: Ein dritter, massiger Mutant, offensichtlich schwer verletzt. Unzweifelhaft kam das Stöhnen, dass Dev gehört hatte, von ihm. Devs Gedanken begannen zu rasen: Wenn sie diesen Gestalten folgen würden, hätten sie eine reelle Chance das Lager der Mutanten aufzuklären – wo anders hätten sie sonst die verwundete Bestie hinbringen sollen? Aber genauso hoch war die Chance aufgeklärt zu werden und ihr Auftrag wäre gescheitert. Dev sah noch einmal zu den Mutanten. Sie bewegten sich von der Route die er ausgearbeitet hatte weg. Ein Blick zu Harkon zeigte Dev die unausgesprochene Frage seines einzigen Freundes. Er schüttelte kaum merklich den Kopf und bedeutete ihm, dass sie weiter vorrücken würden. Er konnte sich keine Verzögerung leisten – und schon gar nicht wollte er den Erfolg ihrer Mission gefährden. Zumindest wussten sie jetzt, dass es definitiv noch Feindkräfte gab. Wenn sie auf dem Rückweg noch Zeit haben würden, könnten sie immer noch versuchen das Lager aufzuklären. Dev machte sich eine Notiz und zeichnete den Feind und seine Bewegungsrichtung in die Karte ein. Dann rückte Excursor weiter vor…

Sie erreichten wenig später eine größere Kreuzung. Es roch förmlich nach einem möglichen Hinterhalt: Die Straße, aus der sie kamen öffnete sich zu einem großen Platz hin, der mit Schutthaufen und kleineren Müllbergen übersät war. In der Mitte standen die Überreste eines kleinen Brunnens mit der Heldenfigur eines unbekannteren lokalen Kämpfers, den Dev nicht kannte. Helden hatten die Angewohnheit früh zu sterben. Dev wollte nicht, dass er eine solche Figur bekam. Zwei alte Fahrzeugwracks von kleineren Wagen rosteten an der linken Seite des Platzes vor sich hin. Häuserfassaden und kleinere Mauern umgaben den Platz und schlossen ihn ein. Ein klaustrophobisches Gefühl wallte in Dev auf, als er die Gegebenheiten betrachtete. Mit Ausnahme von Ratten und sonstigem Ungeziefer schien sich aber nichts auf dem Areal zu bewegen. Er musste in etwa 60 – 70 Meter in der Breite messen – das jenseitige Ende war bereits nur noch als Silhouette zu erkennen - und war um eine Kreuzung gebaut. Die Häuser schienen einst kleine Villen gewesen zu sein und bestanden in den meisten Fällen aus massivem Stein und ruhten auf Stützen aus Betonpfeilern. Nur wenige standen auf den sonst eher gängigen Holzplattformen. Dev musterte die Umgebung eingehender und bezog dann mit Harkon eine Stellung in einem der Gebäude am Rande des Platzes. Harkon übernahm die Sicherung und verbarg sich im Schatten einer halb eingestürzten Häuserwand, sein Gewehr auf das Sims eines Fensters aufgelegt und die Mündung mit einem Stück herumliegendem Rohr getarnt. Unter Harkons Sicherung begann Dev die Kreuzung - die in dieser Form natürlich nicht in seiner Karte auftauchte – zu skizzieren, indem er die Lage aufzeichnete und die Skizze um mögliche Feuerstellungen und Wirkungsbereiche, sowie um Richtpunkte ergänzte.
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