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Café Senatorum
#28
Echnaton, du hohes Licht, die gleißende, goldene Scheibe welche über all der ausgetrockneten Wüstenei schwebt. Strafend brannte sie hernieder, auf all jene welche sich dem Zweifel, sowie der Niederlage hingegeben hatten, und ja, schier endlos schien ihre Anzahl, denn diese Karawane von Elend, Hunger, Not und Tod erstreckte sich bis an die entferntesten Gestatte des Horizonts. Dort wo sich des imperialen Todesphönix glühender Schweif einigte mit dem nackten, ungeschützten Landen der Gläubigen. Und Tempel, Stätten und Gräber erhoben sich dort zwischen jenen Hügeln, Monolithen ragten empor gleich dem aufzeigenden Finger, Steppen von sorgsam gewahrter Fruchtbarkeit dehnten sich aus in jenem weiten Delta, welcher ein glitzernder Strom verflüssigten Blutes gebar. In der Scheide aus welcher alle Existenz hervorging, klaffte es gleich einem reißenden Strom, während sich aus den düsteren Findlingen, welche Inseln im tosenden Gewässer glichen, fleischlose Kreaturen aus Lehm und Feuer erste gehütete Schritte wagten. Die Esse, die vegetative Gebärmutter allen irdischen und psychischen Lebens, daraus geboren, kehrten all jene verlorenen letzten Endes als breiiger Morast von Blut, Knochen, Fleisch und Knorpeln zurück an ihren Ursprung, um dort aus der stinkenden Traufe emporgehoben, abermals zum Leben befohlen zu werden. Und dies war sie, die Kausalität, die Erkenntnis, nach welcher allesamt strebten. Der Sinn und Unsinn, dort wo alles negiert und dennoch verifiziert zu Füßen der großen Philosophen lag, welche selbst verkommene, krüppelhafte Gestalten waren, angesichts der hier omnipräsenten Herrlichkeit der Schöpfung selbst. Sie selbst war lediglich Teil, Hautpartikel dieser Empfindung, und dennoch durchdrang sie sie in jeglicher Nuance, in jeglicher noch so kleinen Zärtlichkeit und Aufrührung, schwebend, fast schon gleitend zwischen den Epochen, welche vorüberglitten in dem Strom menschlicher Verblichenheit. Und da reckten sich Hände, zappelten Füße und zwinkerten Augen, heraus aus dem Morast, lustlos, schlaff greifende Glieder, wortlose Münder, ebenso wie taube Ohren. Und sie flossen vorüber, Gesichter zu welchen Epen geschrieben worden waren, Gesichter welche namenlos und unbekannt waren, Gesichter welche von Liebe kündeten und jene, welche allein den Hass huldigten. Dies waren die Fratzen jener, welche erst geteilt durch den Vierstrom ihre wahre Bestimmung finden mochten. Den im exakten Winkel zwischen den Monolithen, Gräbern, Türmen und Palästen brach der Fluss. In vier Länderein, wie dem schien, in vier Refugien, welchem von Fleisch, welchem vom Geist, welchem vom Pfad und welchem vom Grab. Und die heiligen Ziffern schwebten darüber und verkündeten jenen ihr Schicksal, während sie gleichsam mühelos nunmehr emporstiegen aus der ungenannten Tiefe, getauft und gekleidet in die Gewande ihrer neuen Meister, während manche vorangetrieben durch Geißeln und Ketten träge weiter marschierten, war anderen das Schicksal schlichten Konsums vorbestimmt. Sie mochten keinen höheren Zweck kennen, der verfüttert zu werden an die Heerschar welche jeden Zweig umgab, und da war Reitervolk und Fußvolk, waren Gemeine und waren Fürsten, und alle trugen sie Banner, Schleier, Schwerter und Spieße, im Namen ihres Meisters. Und schrien ihn, schrien ihn in ihren imperatorlosen Dialekt wie rasend, während sie Fleisch, Knochen, Mark und Knorpel verschlangen. Und über alledem schwebten mächtige und herrliche Gestalten, welche glichen den Seraphinen welche angeblich nur den Thron des Leichenkaisers selbst umschweben sollten. Doch wie mangelhaft, irrig und unzureichend deren Beschreibungen waren, denn innerhalb der Glorie jener Wesen, verblasste der genannten Leichnam höchstselbst, denn jeglicher Sterbliche gab sich ihnen mit äußerster Wonne zum Fraße hin und verendete gar mit einem glückseligen Wispern an den Lippen, während Herzen und Seelen unter Reißzähnen und Fängen zerbarsten. Emotionen entwichen jenen astralen Leibern und zerliefen in der Heerscharen welche sich unterhalb der seidenen Stolas der “Geweihten” sammelten. Und ihrer waren Spieße, Schwerter, Äxte, Säbel, Hacken, Hämmer, Lanzen und mehr, denn sie waren zahllos und lauerten nur immerdar am Rande der begreiflichen Existenz, wie sie nun begreifen mochte, während sie selbst ein wenig “naschte” von den dargebotenen Köstlichkeiten. Und Augen, Pupillen und Nostrillen waren gerichtet gen jener Himmelsrichtung in welcher sie schwebte, und in den dumpfen, leblosen Grimassen war Verständnis ebenso sehr gezeichnet wie nackter, unmaskierter Hass, denn sie begriffen wohl den Unterschied des Idealismus und des Materialismus, welcher jene Welten voreinander verbarg. Transzendent waren sie dort, doch nicht hier, ebenso erging es jenen Sterblichen in umgekehrter Weise und dennoch gab es mancher Zeiten, wenn selbst Zeit keiner Substanz besaß an jenem Ort, jene welche unter ihnen wandelten und ebenso sehr nehmen mochten von der Essenz welche von Rechtens wegen doch ihre war. Und sie heulten und klagten, und jammerten und fluchten, während sich die höheren Geschöpfe herab begaben und besahen was denn Ursprung jener Unruhe sein mochte. Und allein eine jene Gestalten war es, welche lange, feingliedrige Finger streckte welche allesamt vom goldenen Schuppen bedeckt waren, beringt mit Brillianten, Smaragden und anderem edlen Gestein. Gekrönt durch eine scheinbar blutende Korona, blinzelte da ein ultramarines Iridenpärchen hervor, lugten namenlose Abgründe in den Spiegel ihrer eigenen Seele und schienen ebenso sehr zu begreifen, noch während scheinbar formlose Fangarme zurückschnellten und einen Teil von jener Empfindung entrissen, ebenso sehr wie dies zum Augenblick umgekehrt geschah. Ein Zirkel, ein gewobener, schuppiger Zirkel nämlich war es, welcher dem Immaterium selbst den Sagenstoff entriss, in ebensolchem Ausmaße wie es ein spärlicher Austausch war. Physis für Psychis. Und das Materielle formte sich, war gleich weichem, elastischen Ton welcher einem einzigen übergeordneten Willen folge leistete und nicht länger an grundsätzliche Gesetzmäßigkeiten gebunden war, denn alles war allein entwachsen aus dem Subjektiven, niemals dem Objektiven. Und darin lag der Fehler dieser Wahrnehmung, denn letztlich mochte das “Ding an sich” niemals begriffen werden, wenn selbst es hier offen lag, hier, wo kein menschliches Wesen jemals hausen durfte. Und hier geschah ein neues Genesis, herrlicher und überwältigender den das erste, physische Genesis. Renaissance, hallte es schallos von ihren metaphysischen Lippen wieder und kratzte blutige Striemen über den Verstand eines Mannes wohl verborgen hinter einer seelenlosen “Eisernen Maske“.
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