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Café Senatorum
#26
Magal nahm das stille Zeichen auf und begann mit dem Ritus, nachdem sich die Seherin in die vorbestimme Position begeben hatte. Der Hexer hatte das Priestergewandt abgelegt und trug nun eine gänzlich schwarze Robe. Betrieb man Ritualmagie waren die Zeichen sehr wichtig, von der Nichtigkeit in eine ungemein bedeutendere Position erhoben. Die Amtsgewänder eines Kirchenmannes, egal für wie belanglos man dessen Religion erachtete, hätte die Symmetrie auf unakzeptable Weise gestört. Im Raum flackerten Kerzen in allen vier Ecken. Zusammen mit der Kleidung und den Ingredienzien hatte die Beschaffung die finanziellen Mittel nahezu aufgefressen. Dies bekümmerte jedoch keinen der beiden Schwarzkünstler. Die Tür war verschloss und der schwere Esstisch zusätzlich davorgeschoben. Auch das künstliche Sonnenlicht der urbanen Beleuchtung sah sich ausgesperrt.
Würdevoll schritt Magal noch einmal die gezeichneten Symbole von Herbeirufung und Eindämmung ab. Schließlich nahm er das aufgeschlagene Buch vom Bett auf, bedächtig, als hätte er Angst es beschädigen zu können.

Eliem’bechen’za! Intonierte er und kaum war das Wort ausgesprochen, zuckten die Flammen nervös, wie in unruhiger Erwartung.
Der Chaosdiener nahm seinen Kreisgang, um die Zeichnung herum, wieder auf und sprach getragen weiter. Uralter Vater in den verborgenen Schatten, Bewahrer des verratenen Herzens, Sohn der Lüge, gepriesen sei dein Name, o Wesenheit des siebenten Zirkels jenseits des irdischen Wandels! Er schwieg und beschrieb einen halben Kreis, bis ihm die Herrin Rasankurs den Rücken zuwandte. Nun war es an ihr, die Stimme in monotonem Vortrag zu erheben.
Huld sei jenem welcher den blutigen Pakt beschlossen, huld sei jenem welcher verschworen dir seine Unsterblichkeit, huld sei dem schwarzen Herzen welches geboren dir diesen Jünger! Erneut, dem Zeiger einer Uhr nicht unähnlich, hatte Magal den Halbkreis beschlossen und brachte wieder seinen Beitrag zum verlangten Duett.
Eliem’bechen’za, Verderber allem was Rein und Wahrhaftig sei auf dieser Welt, Verführer und Vergifter allen Lebens! Ruin sei all jenen deren Knie besudelt mit dem Staube des Thrones, ihre Häupter gesenkt in die Asche! Verraten die Bruderbande, zwiegezackt sei jenes Messer im Herzen eines Vaters, erhangen sei jede Mutter, deren Liebe verloren!
Ein Wind erhob sich, seinen Ursprung scheinbar in allen vier Ecken des Raumes habend. Sog man diesen Hauch jedoch in die Lungen, so wurde unweigerlich klar, das er an gänzlich anderer Stelle lag. Ein sonderbar, fauliger Geruch wurden von der bewegten Luft getragen. Wie von Leichengruben, deren voller, unerträglicher Brodem unter Schichten aus Eis und Zeit begraben lag und lediglich ahnen ließ zu wie viel erspart blieb. Er zupfte am Saum der schwarzen Robe und ließ die goldene Mähne der Frau tanzen, die Kerzenflammen blieben von seinem Spieltrieb jedoch unangetastet. Ihre Kronen standen jetzt ruhig, schienen dafür jedoch weniger Licht zu verbreiten. Vielmehr verdichteten sich die Schatten in den Winkeln, wurden stofflicher und rückten näher heran.
Dein sei die dargebrachte Niedertracht, dein sei der zerbrochene Zyklus, verratene Bruderschaft, verdorbene Liebe, wo nur noch Hass erwächst, möge dir Heimstatt sein! Berühren deiner fahlen Lippen Worte unsere Sinne, auf das wir teilhaftig werden mögen deiner Macht!
Die verfestigte Abwesenheit von Licht schwappte nun aus den Winkeln heraus, floss zwischen die arkanen Symbole wie eine Flüssigkeit und sammelte sich im Zentrum.
Magal war stehengeblieben und bildete somit den Gegenpunkt der Geraden zwischen sich und der Warpleserin. Während sich das Schwarz zusammenballte wie ein Vipernnest, brachten sie beide den abschließenden Satz hervor.

Beschworen durch dies jungfräuliche Herz, vergossen dies Blut des Ketzers, offenbare dich!
Beschworen durch dies jungfräuliche Herz, vergossen dies Blut des Ketzers, offenbare dich!

Die schäbigen Teller, im Schrank der kleinen Küche, klapperten unvermittelt, als schüttele ein leichtes Erdbeben das Gebäude. Auch an den Tapeten, ohnehin keine Zierde des Zimmers, ließen Anzeichen für die erfolgende Manifestation erkennen. Das verwelkte Material warf Blasen und wellte sich. An einigen Stellen alterte es rapide, wurde von Schimmel und Stockflecken überzogen und gemahnte an die kränklich, pockennarbige Haut eines Greises.
Magal ignorierte diese Symptome, wusste er doch das sie nur unwesentlich mit der beschworenen Intelligenz zu tun hatten. Vielmehr waren es Begleiterscheinungen, welche die Menschen über so viele Äonen mit Herbeirufungen assoziierten, dass sich ihre Existenz im reinen Selbstzweck begründete. Die Konzentration des Hexers galt ganz und gar dem schwarzen Zentrum, wo die Schatten sich immer mehr in eine bestimmte Form fügen mussten. Wie Efeu in einem Zeitraffen schlangen sich Stränge aus Dunkelheit umeinander, wurden wieder von anderen umrankt und wuchsen so in die Höhe. Langsam entstand eine humanoide Gestalt. Dünn war sie und dabei so hoch aufragend das ihr Kopf beinahe die Decke berührte. Ein Geschlecht, oder auch nur eine gröbere Form, war nicht auszumachen. Das Wesen war nun vollständig, soweit man davon bei einer Erscheinung aus Antilicht sprechen konnte. In dem was dem Kopf am nächsten kam, öffneten sich zwei Augen, wie Sterne im Kleid der Nacht, kalt brennend in kosmischen Feuern.
Es drehte das Haupt und begutachtete seine Umgebung, der dürre Schattenarm kam empor und betastete die Barriere der bannenden Zeichen mit langen Fingern. Dann sprach es, einfach indem es der Luft um sich her zur gewünschten Tonmodulation animierte.
Narmass sepkul Ragun? Die Stimme war nicht unangenehm, düster doch auch sanft, wie aus unvorstellbarer Entfernung herangetragen. Magal legte das Buch beiseite und antwortete auf die Frage in unbekannter Sprache.
Das vorletzte Imperium, so wie es prophezeit ist.
Der Zungenschlag der Unwissenden.
Wisperte das Geschöpf im einwandfreien, imperialen Gotisch.
Ihr rieft mich bei einem meiner Namen. Ein Teil von mir ist eurem Ruf gefolgt. Was erfleht ihr und was seit ihr bereit zu geben?
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