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Der Spiegel der Seele
#38
Es war noch sehr früh am Tag, die Kühle der Nacht war nicht einmal annähernd am schwinden, die Sonne, jener quälende Feuerball nur ein schmaler Streifen am Horizont welchen man im Innern der besetzten Anlage nicht erkennen konnte. Trotzdem riss Naradas ruckartig die schwach glimmenden Augen auf. Die Temperatur lies ihn frösteln, aber war ihm dennoch weit lieber als die sengende Hitze, welche die Tage in den verseuchten Ödlanden mit sich brachten. Herunter gebrannte Feuer über denen einige wenige magere Fleischbrocken an rostigen Stäben vor sich hin brutzelten, mehr schon Kohle als genießbares Fleisch, Menschen die wie Bündel in der Arena verteilt lagen und von denen die wenigsten auch nur entfernt den Anschein erweckten, Interesse an den frühen Morgenstunden zu haben. Kein Wunder immerhin hatten sie alle einige harte Tage hinter sich, welche geprägt waren von Entbehrung und schlichtem Schmerz. Er selbst spürte die Prellungen, die Stellen an denen die zusammengewürfelte Rüstung Druckstellen hinterlassen hatte, die vielen kleinen Verletzungen die er sich zugezogen hatte, die Erschöpfung der überlasteten Muskulatur mit jeder Faser seines Seins. Nur zu gerne hätte er die Augen wieder vor der Wirklichkeit verschlossen und wäre in die Traumwelt zurück geflüchtet die ihm die Nacht über so dankbar in ihre Arme geschlossen hatte.

Meister! Es wird Zeit für euer Training. Angesichts der Umstände empfehle ich leichte Lockerungsübungen um euren Körper auf die Belastung vorzubereiten und die Wahrscheinlichkeit weiterer Verletzungen zu minimieren. Danach steht...

Naradas lies seinen Blick weitere wandern, während RS-47 seinen heutigen Trainingsplan herunter leierte. Er war sich durchaus bewusst, worin der grobe Plan bestand immerhin hatte er diesen auch einmal erstellt, daher war er überrascht zu erfahren das sein Training um neue Module angesichts der veränderten Panzerung und Bewaffnung erweitert worden war. Überrascht aber nicht erfreut das jetzt Ausdauertraining in voller Rüstung und ähnliche Quälereien ältere Einheiten ersetzen würden oder auf andere Tage verlegen sollten. Erschöpfung und Schrammen die sein Leben nicht wirklich bedrohten schienen RS-47 noch nie sonderlich bei der Erstellung des Training s beeinflusst zu haben, wahrscheinlich weil er so etwas wie eingeschränkte Funktionalität infolge seiner Programmierung nicht kannte. Denn beschädigte Komponenten wurden aus Energieeffizienzgründen entweder unter Vollast ausgenutzt oder vollständig deaktiviert. Naradas blieb also nichts anderes übrig als dem Willen der kleinen Drohne folge zu leisten...um schnellstmöglich die Programmierung zu optimieren. An sich schon keine Kleinigkeit, selbst wen man nicht in einer Ruine saß und umgeben war von einer Horde blutrünstiger Barbaren.

Nur wenige Meter entfernt, entdeckte er die schlafende Ayris. Die verglichen mit ihm kleine Frau wälzte sich unruhig, den mitgenommen wirkenden Rucksack als Kopfstütze nutzend und mit beiden Armen fest umklammernd, so als fürchtete das Unterbewusstsein der Gegenstand könne plötzlich Beine bekommen. Nicht allzu unwahrscheinlich wenn die Seltsamkeiten bedachte denen er in dieser ausgestorbenen Gegend schon begegnet war. Sieche die sich selbst wie Götter feierten, Irrsinnige die Wahnsinnige von ihren Qualen befreiten indem sie ihnen eine Tracht Prügel verpassten, Mutanten die ihr verdrehtes Fleisch mit demselben Stolz trugen wie reguläre Soldaten die Abzeichen ihrer Einheit und ihres Gottkaisers. Er selbst litt unter einer aus seiner Sicht recht belanglosen Mutation, deren Nutzen und Schaden sich offenbar auszugleichen schien, bei keinem Nutzen und geringem Nachteil, aber groß genug das er niemals die Chance auf einen normalen Job, bei Versorgung oder Armee, oder sonst wo bekommen hätte. Und trotzdem, war es sein körperlicher Makel der ihn hierher gebracht hatte? War die Mutation Siegel seines Schicksals, welches ihm vorherbestimmt war, einer der Wegweiser dem er folgte? Hätte er ohne eine Mutation einen anderen Weg eingeschlagen?

Während er vorsichtig die vorgeschriebenen Übungen zur Lockerung der Muskulatur und Dehnung durchging, musste er immer wieder an die unterschiedlichen Charaktere denken, mit denen er in der Stadt eingetroffen war. Von all denen war nur Ayris geblieben. Die schwach wirkende Frau mit der für die Wüste so ungünstigen hellen Haut, den blaugrauen Augen in denen sich so oft ein unberechenbares Funkeln widerspiegelte. Sie war augenscheinlich frei von Mutation und dennoch war sie hier. Sie war als Sklavin hierher gekommen und hatte gleich klar gemacht das sie keine Sklavin war. Aus seiner Sicht passte sie nicht hierher, trotz dem schmutzigen Gesicht, den verfilzten staubbedeckten Haaren und der ernsten Miene, aber war es ihr Schicksal hier zu sein? Hätte es den anders kommen können oder anders kommen sollen? Nur zu gerne würde er erfahren welchen Zweck es hatte, welche Auswirkungen es haben würde? War es klug, sie näher an sich selbst heranzulassen oder würde er sie besser in einer dunklen Ecke für immer verschwinden lassen, konnte er es überhaupt?

Meister, der Aufwärmprozess ist beendet. Starte unverzüglich mit den Vorbereitungen zu Phase zwei. Ihr habt abgelenkt gewirkt während Phase eins, daher wurde nur 97% der optimalen Effizienz erreicht. Ich weise daher darauf hin, dass der Ursprung der Konzentrationsstörung mit einer Wahrscheinlichkeit von 79% bei einer 5 Grad zu niedrigen Umgebungstemperatur gelagert wird. Eine Erhöhung der Temperatur wird die Ablenkung nur mit 34 prozentiger Wahrscheinlichkeit minimieren. Empfehle daher Demontage, die Erfolgswahrscheinlichkeit beträgt 100%.

Danke RS-47. Aber Demontage steht im Moment nicht zur Debatte. Übertrage Ayris Persönlichkeitsprofil in eine gesicherte Datenbank und gib ihr Klassifizierung Beta- Plus. Demontage kommt damit als Option außer Frage.

Die Neuklassifizierung benötigte anscheinend mehr Leistung als sie sollte, denn RS-47 enthielt sich eines weiteren Kommentars, während Naradas die Teile der Rüstung anlegte. Oder es lag an der Tatsache das nur wenige Individuen eine solche Klassifizierung erhielten, RS-47 selbst hatte Alpha- Minus und selbst das erst seit drei Jahren. Seine Neuklassifizierung hatte ihn damals mit großer Freude erfüllt und einen der wenigen emotionalen Momente des kleinen Gefährten dargestellt. Die Klassifizierung beinhaltete eine Vielzahl von Parametern, die auszudenken Naradas früher viel Zeit gehabt hatte, als alleine die Chance auf ein halbwegs zufriedenes Leben nicht einmal in seinem Vorstellungsvermögen existiert hatte. Heute ermöglichten die unterschiedlichen Stufen eine Vielzahl neuer Optionen. Ayris Klassifizierung als Beta-Puls erlaubte beispielsweise das betreten der Wachparameter mit gesicherten Waffen ohne Alarm, abrufen von Daten aus RS-47s Datenbank bis zur Sicherheitsklasse 3, die Tatsache das RS-47 interagierte, Glückwünsche zum Geburtstag und vieles mehr. Alles in allem machte die Einstufung Ayris zu einem Teil der Familie, wennn auch nur zu einem mittelweit entfernten Verwandten. Aarons und Omreks Einstufung im Vergleich, erlaubte das RS-47 sich zurückhielt was die Optionen zur Eliminierung betraf. Sonst nichts.

Da ihr fertig seid mit der Vorbereitung für Phase zwei, hier die Informationen der Trainingsparameter.

Während der Droide die Übungen beschrieb, die er auf dem Trainingslauf zu erledigen hatte, schnallte er gerade den Waffengurt über dem Panzer fest. Nur den schwarzen Ledermantel hielt er einige Zeit lang unschlüssig in den Händen, während seine wie ein Bergsee schimmernden Augen auf der Schafenden ruhten. Dann streckte er die Hand aus und legte das schwere, schwarze Ledergewand mit einem Schwung über die zusammengekauerte Gestalt. Im Geiste sagte er sich das die Rüstung alleine schon schwer genug war.

Wachmodus aufrecht erhalten. Ich absolviere den Kurs innerhalb des Gebäudes. Keine Analyse der Daten heute. Phase drei wird wieder hier stattfinden. Melde dich bei mir wenn der Laden aktiv wird.

Ohne noch länger auf den Protest der kleinen Drohne zu achten, die er dort zurück lies, setzte Naradas zu einem gemächlichen Trab an, erst ein zwei mal um die Horde herum durch das Oval der Arena, dann die Treppen hinunter ins schlecht beleuchtete Innere des Arenagebäudes. Vor seinem geistigen Auge spielten sich die Sequenzen ab, auf die ihn die einzelnen Trainingselemente vorbereiten sollten. Ein niedriger Angriff mit einer langen Stichwaffe, Ausweichen bei halbautomatischem Beschuss mit Projektilen, Waffe ziehen, fließender Austausch der Waffenmodule, langer Sprung, einfacher Faustangriff, schnelles Aufstehen, entwaffnen, Messerwurf und das einsammeln der Klinge im Laufen, verschiedene Angriffskombinationen mit einem oder mehreren fiktiven Gegnern und vieles mehr. Die Anstrengung entfachte ein Inferno in Armen und Beinen, trieb Schweiß aus nahezu allen Poren seines Körpern, dieser lief über sein Gesicht, brachte ihn aus dem Gleichgewicht als das salzige Nass ihm in die Augen lief, dennoch trieb er sich unbarmherzig immer weiter durch die schon lange verlassenen Katakomben des Arenakomplexes, wo ihm nur selten ein anderer Rasankuri begegnete. Anscheinend hatte man es nicht für Notwendig befunden die unteren Stockwerke der Anlage zu bewachen, eine Entscheidung die er angesichts der massiven Wände und Portale, sowie der wenigen leicht zu sichernden Zugänge nur bestätigen konnte. Niemand kam hier unten rein ohne gesehen zu werden und noch weniger kam man heraus, wenn jemand das nicht wollte. Der Bau vereinte viele Elemente, war gleichzeitig Arena, Gefängnis, Bunker und Festung. Die Kammern unter dem sandigen Arenaboden besaßen Zellentrakte, Lagerhallen, so große das er die Decken im schlechten Licht der Fackel nicht mehr erkennen konnte, Rampen und große Lastenaufzüge um allerlei großes Gerät aus der Tiefe in die Höhe zu bekommen, natürlich alle Augenscheinlich alles andere als funktionstüchtig, aber immerhin versprach das ganze einiges über das mögliche Potential der heruntergekommenen Stadt.

Der Lärm welches das Ungeheuer verursachte, das angeblich nur von seiner eigenen Körpergröße daran gehindert wurde heraufzukommen, war das einzige was verhinderte das er sich in dessen Nähe begab, Warnungen waren hier wohl angebracht. Trotzdem setzte er seinem Lauf unbeirrt fort, bis endlich RS-47 Aufforderung kam, zurückzukehren und mit Phase Drei zu beginnen. Zwar hatte er keine Ahnung mehr wo er sich genau befand, aber es gab eine einfach Methode den Weg an die Oberfläche zu finden: Je massiver die Befestigung im Innern, desto wahrscheinlicher führte ein Gang nach draußen.

Völlig erschöpft erreichte er den Platz auf dem die Gruppe von Rasankuri noch immer mehr ruhte als aktiv war. Einige wenige scheuchten die Palta über den Platz, die Essen bereiteten und fadenscheinige Stoffsegen aufspannten sodass ein Teil der Arena in einen sanften Schatten gehüllt wurde und die Schlafenden nicht allzu sehr vom glühenden Fegefeuer am Himmel getroffen wurden. Natürlich war dies nicht der eigentliche Grund, aber die Palta trauten sich ja sowieso nicht zu widersprechen oder nach einen triftigen Grund zu fragen warum zwei der ihren in die Tiefe stürzen mussten, um einfache Stoffbahnen anzubringen. Einige kleine Trupps von Rasankuri passierten den gewaltigen Durchgang mit den dreifachen Toren, wahrscheinlich um ihren Wachdienst anzutreten, während aus der Ferne die Schreie der Sterbenden herangetragen und von der Akustik der Arena zu einer abartigen Symphonie der Verderbnis verwoben wurde.

Ein hervorragender Moment um vor Horden von mordlustigen Schlächtern Auf die Empore zu treten und Stimmgewaltig eine Armee in Bewegung zu versetzen, nicht aber, um nahezu erschöpft aus einem Loch in der Erde zu stolpern, dem tentakelbärtigen Rasankuri der dort Wache hielt zuzunicken und wie ein volltrunkener Greis durch ein Horde von Schlafenden zu taumeln bis er die Zielzone erreichte. Dort angekommen ging Naradas in die Knie und schnappte Keuchend nach Luft, während RS-47 immer wieder surren den Versuch wagte ihn zu fokussieren, was offenbar nicht optimal funktionierte, bevor der elektronische Sklaventreiber sagte:

Du warst langsam heute...

Das Sprachmodule und die fehlende Mimik machte es unmöglich zu sagen ob es sich dabei nur um eine korrekte Feststellung oder aber um einen Vorwurf handelte.
Phase Drei abgeschlossen. Das Training wurde mit einer unbestätigten Effizienz von 64% abgeschlossen.

Offenbar war er noch langsamer gewesen als er befürchtet hatte, andererseits waren die Höhenunterschiede nicht in die Berechnung eingeflossen. Egal wie er musste härter trainieren wenn er 100% auch in der Rüstung erreichen wollte. Dumm nur das Potenzial sich ständig veränderte. Realistisch war so etwas wie 80%-90% aber man konnte ja immer noch träumen, außerdem fühlte er sich hier mancherorts sogar noch ein wenig stärker, auch wen das eine Täuschung sein mochte. Während er sich von einigen Palta eine Art Trog, Wasser und so etwas wie eine Bürste heranschaffen lies, schälte er sich wieder aus der Panzerung, reinigte die Teile vorsichtig mit einem Lappen und entkleidete sich nach und nach. Da er nicht gerade üppig mit Wechselkleidung ausgestattet war, tauchte er seine Kleider nur kurz in einen Eimer und hängte die gesamte Montur über die Motorhaube eines der Lastwagen bevor er sich zu dem kühlen Nass in den Trog gesellte.

Herrlich...

Die Beine über das untere Ende des Wassertrogs herausragend und den Kopf am gegenüber gelegenen Ende aufliegend, deutete er vier wartenden Palta mit dem Messer einer nach dem anderen ihm Eimer mit kühlem Wasser über zugießen. In der aufgehenden Sonne dauerte es nicht allzu lange bis das Wasser mehr und mehr zu einer lauwarmen Brühe wurde, daher war es absolut notwendig das die Palta das durchscheinende Gold der Wüste das er selbst mit seinen eigenen Händen erst zum laufen gebracht hatte immer wieder nachfüllten. Dabei zauberte die über dem Haufen Waffenteile schwebende Hand und der Gedanke die Position der anderen Paltas einzunehmen allen vieren ein mehr oder weniger gut gelungenes Lächeln auf ihr Gesicht. Gerade bei der weiblichen Palta mit einem Gesicht wie einer geschälten Kokosnuss überlegte er sich ob er nicht lieber jemand anderen an ihre Stelle treten lies, aber das alles wäre mit Arbeit verbunden gewesenen und er wollte jede Minute die er noch Ruhe hatte auskosten. Umso ärgerlicher war es dann als aus einem der Seitengänge laute Stimmen erklangen und ihn aus seinem halbwachen Schlummer rissen.
Name:Naradas
Titel: Deimos/ Cen-Rasankuri
Rasse: Mensch
Alter: 25
Größe: 2,00m
Zugehörigkeiten: Chaos/ Korsar-Tzeentch
Aussehen: durchtrainiert, hellblau glühende Augen, dunkelhäutig, kurze schwarze Haare
Charakter: skrupellos, strebt nach Perfektion, Sarkastisch, Selbstsicher, ruhig und planend
Kleidung: Lumpenkutte über Kettengeflecht (Eingelagert:hochwertige Drachenhaut)
Ausrüstung: Billige Maschinenpistole, einfaches Kurzschwert (Eingelagert: Klingenstab,  Boltpistole, 2 Handgranaten)
Fähigkeiten: guter Nahkämpfer, intuitives Technikverständnis, überzeugend, miserabler Schütze, ungeübter Pilot
Psionisch Aktiv: Besessen (Dorator)
Verletzungen: -
Begleiter: Drohnenschwarm RS-47-B
Besitz: 38 Silberbolzen, gebundene Werte, Handelsgüter
Unterkünfte:
Festungsanwesen Yakip Hirsi
Naradas Wohnung in Gohmor (mittlerweile verlassen)


Chars:
Naradas
Bane Karagoth- RIP
Ashnak(Ork)
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