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Der Spiegel der Seele
#31
Nach der flatterhaften Inspizierung seiner Unterstehenden bequemte sich der vormalige Korsar endlich dazu sich in ihre Richtung zu bewegen. Gut so. Viel länger würde sie dem animalischen Drang auch nicht mehr standhalten können der sich in ihrer Brust regte und nach der nahen Mahlzeit gierte. Dieses unwiderrufliche Verlangen nach dem Fleisch widerte sie selbst an, doch der Zwang ihre Mundhöhle damit zu füllen, den Geschmack des gerösteten Gebratenen auf der Zunge zergehen zu lassen und auf jenem Weg das marternde Gefühl des Hungerleidens aus ihren Organen zu tilgen war geradezu beherrschend groß. Ungeduldig trat sie von einem Fuß auf den anderen und marschierte einmal unstet vor dem Fahrzeug auf und ab um die Zeit zu überbrücken die Naradas benötigte ihre zu Position erreichen. Der Rasankuri in seiner dickgepanzerten bis mittelschweren Rüstung stapfte wie eine stählerne Kriegerstatue auf sie zu, dem der Widerschein der Flammen auf den Metallplatten tanzte. Die gewöhnliche Gestalt des früheren Allreisenden war schon durch seine vorherige Berufung, wenn man skrupelloses Söldnertum und ruchlose Piraterie so titulieren durfte, durchtrainiert und kräftig gewesen und das zu einem stattlichen Körperwuchs von zwei Metern der fast genmanipuliert anmutete, aber wahrscheinlich doch nur das Ergebnis einer reinen Naturlaune entsprang. Jedenfalls hatte er schon zuvor über ein achtunggebietendes Äußeres verfügt, dass dies gegenwärtig von einer Umhüllung aus Kettengliedern und Panzerplatten noch verstärkt wurde machte ihn nicht weniger eindrucksvoll.

Ayris flagrante sich dabei das sie nur zu gern vergaß mit wem sie es jetzt zu tun hatte, er war ein dreizehnmal und öfter verfluchter Rasankuri, der mit jedem Molekül seines Seins darauf aus war seinem Großfürsten und dessen wahnwitzigen Göttern zu gefallen, vollkommen apathisch demgegenüber wie er das besiegelte. Er war nicht mehr das kränkliche, verwilderte menschliche Wrack das in der Wüste aufgelesen worden war, kein fluchbeladenes Geschöpf mehr dem eigene Dämonen zusetzten oder sonstwas aus der grausigen Leere des Nichts, nun war er ein akzeptierter, getaufter Streiter der dunklen Gottheiten und sie musste sich vorsehen wie sie ihn behandelte, den er besaß von ihnen beiden den Rang der Macht und konnte schalten und walten wie es ihm in dem Kram passte. Sie musste vorsichtig sein sonst würde sie sich noch früher oder später durch ein unbedachtes Wort oder eine kopflose Tat alles ruinieren. Und das war es nicht wert, nicht jetzt, wo sie beinahe so etwas wie einen „Vertrauten“ innerhalb dieser feindlichen Mauern gefunden hatte. Also versuchte sie sie ihre Nervosität so gut wie möglich zu regulieren und sah dem Gewappneten dienstbeflissen entgegen.

Seine Hauptbedeckung hatte er bereits abgestreift sodass seine wie Eiswasser leuchtenden Augen ihrem Blick geradewegs begegneten. Es mochte pure Irritation sein, doch für den winzigen Bruchteil eines Momentes hatte die junge Frau von Azazer Decimus die Impression das in den Tiefen der hellen Pupillen ein unbändiger Zorn erwachte, der dann aber just wieder im Keimen erstickt wurde. War sie womöglich soeben knapp eine Bestrafung für ihr respektwidriges Verhalten entgangen? Die Ungewissheit darüber blieb in der Luft schweben, denn Naradas wies sie nicht zurecht, sondern begann sich stattdessen aus seiner eisernen Ummantelung zu schälen. Auch seinen krabbentierartigen künstlichen Begleiter legte er in greifbarer Nähe ab, für Ayris kam es einem kleinen Wunder gleich dass das Konstrukt immer noch funktionierte in dieser für Feinmechanik tödlichen Umgebung. Unzweifelhaft ein Beweis für das Können der technischen Wartung seines Herrn. Teils überrascht registrierte sie das die einstige Schwarzklinge mit ihr sprach wie als seien sie Partner oder Gleichgestellte. Bislang war sie seinen Befehlston gewohnt gewesen, das er sich jetzt dafür entschied mit ihr auf „kumpelhafter“ Basis umzugehen war neu aber nicht unwillkommen. Sie redete eindeutig lieber mit dem mietbaren Legionär in ihm als mit dem fundamentalistischen Rasankuri.

Nach seiner Erlaubnis sich auf das wartende Essen stürzen zu können, ruckte wieder ein Schub von Gelüsten nach dem duftenden Fleisch in ihr hoch dem sie kaum trotzen konnte. Mühselig hielt sie sich im Zaum um sich nicht gleich wie ein elendes Zuma auf das Dargebotene zu werfen. Scheinbar langsam wandte sie sich der Holzplatte mit dem Nahrhaften zu, rang ihren Lippen vorher aber noch schnell ab:
Ich dachte es wäre dem Anstand gebührend auf den mir Vorgesetzten zu warten bevor ich mich über die herbeigeholten Delikatessen hermache, hätte sonst einen üblen Eindruck erwecken können und von blutigen Striemen und aufgeplatzter Haut auf dem Rücken halte ich nicht besonders viel.“ Sie lächelte ihn zutraulich an und überwand dann binnen zwei Schritten die Distanz zwischen sich und dem Objekten ihrer Begierde. Ihre Finger ergriffen das massige Stück Fleisch, krallten sich hinein und rissen Fetzen heraus. In einem Augenblick der Besinnung sagte sie noch:
Danke“ zu dem Dunkelhäutigen der sich niedersetzte um sich an dem Lastwagen anzulehnen, und bemerkte nebenher im Geiste das sie kurz davor stand einen Akt des Kannibalismus zu vollführen. Die Wahrheit erschütterte sie, aber sie wusste auch dass sie seit Tagen nahezu nichts gegessen hatte und allmählich essen musste wenn sie nicht bald wieder einen körperlichen Kollaps erleiden wollte. Ayris schloss die Augen, betete zum gütigen Schöpfer des Universums, obwohl der vermutlich alles war außer barmherzig, und biss in den erste Brocken der unbestimmten Speise. Das löste eine Kettenreaktion aus und danach stopfte sie Fleisch und hutzelige Früchte nur so in sich hinein, da die Gier übermächtig wurde.

Erst als der notwendigste Hunger gestillt war, ermaß sie sich und wischte sich mit dem Handrücken das triefende, glänzende Fett von den Lippen. Sie fühlte sich plötzlich gleichsam scheußlich und gestärkt. Sie riskierte einen Seitenblick und hoffte das Naradas nicht beobachtet hatte das sie sich wie eine Irre ohne Manieren benommen hatte. Im Grunde wäre das egal, doch sie selbst ärgerte sich wucherisch über das Einbüßen ihres zivilisierten Brauchtums. Rasch probierte sie das Geschehene zu überspielen, nahm das „Tablett“ und ging vor Naradas in die Hocke wie eine Dienerin die ihrem Meister etwas kredenzte.
"Herrin des Hauses, das ich nicht lache… das hört sich wie aus einem anderen Leben an. Die Karte gibt nicht sonderlich viel her; zur Auswahl stehen Fleisch, Fleisch, ein paar knittrige Früchte die nach Vorfu ohne Füllung schmecken und zum nachspülen das hier…“ Sie schwenkte in der Linken das dickbauchige Gefäß in dem es geheimnisvoll plätscherte.
…ich hab noch nicht gewagt es zu kosten. Bedien dich.
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