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Der Quell der Schöpfung
#7
Dunkelheit. Die wiedereinkehrende Finsternis, das Urelement, aus welchem alles geboren wurde und in welches alles zurückkehren würde. Der unversiegbare Quell der Nacht, dessen erster Schöpfungspsalm Licht gebar und Leben einhauchte in ein stummes, totes Sein. Obwohl sie Mutter aller Dinge war, war sie ebenso sehr gefürchtet wie verehrt, denn unterhalb ihres schützenden Umhanges wandelten jene Kreaturen und Zeitgenossen, welche das belebende Elemente selbst mieden und schleichend vegetierten, wo andere allein den Tod fanden. Zu nächtlicher Stunde geschah es sodann, das ein liebender Sohn seinem greisen Vater mittels einen zwiegespaltenen Dolches niederstreckte, das ein Tyrann einen rechtmäßigen Regenten von seinem hohen Throne stieß oder das unter den Augen aller, laut kreischend, sich Wahrheit offenbarte wo doch süßes Unwissen gepriesen wurde. Darob fürchtete man diese Stunden, grämte man sich über ihr hereinbrechen und unzeitmäßiges Vergehen der Glückseligkeit versprechenden Himmelsscheibe welche der Schöpfung treue Gefährtin geworden war. Sterne, unendliche viele erleuchteten das Firmament und wiesen jenen verlorenen Seelen Pfade auf gleich einem ewigen Leuchtturm, ebenso wie auf anderen Ebenen wohl das Astronomican einen ebensolchen Zweck erfüllte. Doch nicht alles war makellos, nicht alles rein und unbefleckt, denn alles was da durchzogen war von wuchernder Vitalität, gedieh allein durch die korrumpierende Freiheit, den Einfluss der Nacht. Ein leises Flüstern, ein Wispern am Ohrläppchen, ein vorüber streichender Hauch, kühle Bitternis entlang der Wange, eine flüchtige Berührung, toxisch wie verräterisch, und dennoch waren dies Schmiermittel, welche die gewaltigen Räder der Zeit und des Raums voranwälzten, ohne sie, würde dies alles bedeutungslos und träge sein. Wie ein Stein, ein fallender Stein, welcher niemals landen möge und dennoch angesogen zu sein scheint mit unglaublichen Kräften. Stumpf, wirkungslos verhallt sein Echo im Nichts. Das gerechte Urteil wurde über alle Menschen und Dinge gleichermaßen gefällt, doch allein der Richter verweilte in seiner eigenen Seele, dies war die Missverständlichkeit der Existenz. Höheres Recht existierte dieser Folge nicht, der Abgeurteilte war ebenso Kläger wie er Verteidiger und Richter war, war ebenso Henker wie Totengräber, fortgeführt in einer unendlichen Reihe grotesker Paradoxie. Je weiter dieser Gedanke sich selbst spinnte gleich die Spinne ihrem Netz, desto kategorischer erschienen gewisse Doktrinen innerhalb gewisser religiöser Institutionen. Die angewandte Selbstverwehrung ebenso wie die systematische Dämonisierung des Impulses selbst, Emotionen wurden regelrecht im Keim erstickt ehe sie grassieren konnte und vom plumpen Larvenstadium in einen herrlichen, vielfarbigen Prismaschmetterling erwuchsen. Wer den Tod nicht fürchtete, kannte nicht das Leben, wer die Sünde verwehrte, kannte nicht die Reinheit, wer die Emotion erstickte, kannte nicht die Kreativität. Diese indoktrinierten Narren schmiedeten ihren eigenen stählernen Käfig, sponnen ihn aus Fleisch, Sehnen und Haaren, während sie Knochen dazu schmolzen und glückselig daraus hervorstarrten, während sie allmählich durch Last und Enge zerquetscht wurden gleich der jämmerlichen Insekten als welche sie geboren worden waren. Die Erhabenheit des Gedankens würde sie niemals beflügeln, würde keinen von ihnen streifen oder berühren, nicht einmal ein verfemtes Blinzeln würden sie davon ernten, ehe es zu spät war. Die Läuterung, Katharsis, würde über sie kommen, würde sie hinweg waschen und neue, glorreiche Imperien würden auf diesen verderbten Pfuhlen erwachsen, allein Dung war Dünger auf welchen alles sprießen konnte was da war. Im selben angedachten Herzschlag lösten sich ihre psychisch versiegelten Lider, wie Schatten welche von sonnenreichen Ebenen glitten, mit klarem Wimpernschlag die umgebende Welt assimilierend. Verfestigte sich immaterielles zu materiellem, während sie sich in den dunklen Korridoren des Wüstenpalastes einfand, umringt von den vier exotischen Prinzessinnen des dahingeschiedenen Fürsten. Unmittelbarer erstreckte sich eine versinnbildlichte Evolution, ein vegetierendes, wachsendes Bassin, aus welchem alles erdachte Leben erstieg und gleichermaßen wieder hinab stieg. Aus den Tiefen dieser verborgenen Grotte hatte sie die schlangenartigen Manifestationen ihres Willens emporgehoben, aus der Traufe und dem umgebenden Unrat erlösten Fleisches. Dieser gewaltige Organismus, denn wahrhaftig dies war er, generierte allein durch genetisches Material gespeist gleichsam einer kolossalen Gebärmutter neuerliches Leben. Leben und Tod, der ständig kreiselnde Zyklus, Verfall und Entstehung, Dunkelheit und Licht. Alles stand im Gleichgewicht, wie Ordnung und Chaos. Am natürlich erwachsenen Rande des Bassins stehend, geleiteten die Dienerinnen ihre “Hohepriesterin” in das wogende Leben, während sie selbst hinab stieg in dessen Tiefe, verwehrten die vier Mägde sich allerdings dieses Gedankens und verharrten außerhalb…
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[Kein Betreff] - von - 09-09-2009, 11:11 PM
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[Kein Betreff] - von - 04-04-2010, 07:22 PM

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