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Altstadt, Vicus Harmonia, Planquadrat C66
#18
Mmmh, sie machen ihren Namen alle Ehre… mmh, das arme Ding… dieser abscheuliche Lustmolch…“ kommentierte der Technikus die Vid-Aufnahme und drückte die Rückspultaste um das aufgezeichnete Material aus den Schattengewölben des Templums zum dritten Mal in Reihe zu sondieren.

Ehre?“ spie der Khornit verärgert, nein, schier im Gesichte vor Wut berstend, aus.
Das ist nichts als Blasphemie! Möge Karanak kommen und sie für ihre Lästerungen in Stücke fetzen! Möge er kommen um uns beizustehen jenen Pfuhl der Schmähung und Niedertracht einzureißen und sich an ihren schändlichen Seelen zu laben! Sie sind eine lebende Perversion, Schmutz, Unreinheit und Unvollkommenheit, nicht nur in meinen, sondern auch in den Augen des Weltentrinkers! Sie maßen sich an etwas von Elementen zu verstehen die sie nicht einmal ansatzweise in ihren begrenzten Gehirnen begreifen! Mein Hass wird nicht nur dadurch genährt das dies eine Brutstätte des achtmal verfluchten Fürsten der Missetaten ist, mindestens ebenso gräulich ist es, das diese Narren nicht einmal für achtbare Gegner taugen, denn ihr Vereinigung ist dilettantisch und abstoßend! Sie ist ein Schandfleck der ausgemerzt werden muss zum Wohle des Gebeinberges!“ Dicke Adern pulsten an seinem Hals und wanden sich wie Schlangen unter seinen Bizeps, die er angespannt wie Stahlseile seitlich seines robusten Körperbildes hielt. Seine Empörung, seine Hingabe an seinen Herrn und Meister, seine Aversion mahnten zur Raserei, die er aber im Moment noch zu zügeln wusste. Wann die roten Nebel des Krieges seine Sinne verhüllen und ihn überschnappen ließen war lediglich eine Frage der Zeit und der des Auslösers.

Sie hatten sich in ihrem Schlafsaal versammelt der einzigen Einrichtung in der Kathedrale wo sie zumeist ungestört und fern der umher streunenden Mönche waren, die sonst die unterirdischen Gänge und die droben liegenden Betkammern und Räumlichkeiten der Genesung bevölkerten. Ihre Zahl war noch immer konstant, neue Verbündete waren noch nicht gefunden worden unter den Kranken der Ordens und die Entdeckung der letzten Nacht warf Probleme auf die nicht wirklich erstaunlich waren, schließlich war ihnen bewusst gewesen das hier eine Scharade stattfand, doch nun wo es ans Tageslicht gebracht worden war, musste die Ungewissheit gelöst werden wie man mit der Angelegenheit begegnete. Auch wenn Canders noch so sehr wetterte und darauf pochte sämtliche Brüder und Schwestern für ihre Freveltaten zur Rechenschaft zu ziehen, so würde ihm doch klar sein solch ein Unterfangen nie allein bewältigen zu können. Nicht das dieser Umstand einen Diener des Kriegsgottes von seinem Vorhaben abgehalten hätte.
Jünger des Schädelthrons liebten die Aussichtslosigkeit, diese Situationen brachten es nämlich mit sich das man seine Feinde mit niemanden teilen musste und alle für seine eigene Rache bluten lassen konnte. Wie viele ungekannte Krieger dieses Kodexes hatte die Galaxie wohl schon in ihr selbstauferlegtes Verderben rennen gesehen? Wahrlich nicht annäherungsweise genug, denn für All und Sterne waren die Sterblichen belanglos, für die Mächte dahinter allerdings war es jeden Mal ein winzig kleines Fest das nicht mal den Bruchteil einer Nanosekunde anregte.

Vergessen wir dabei aber nicht wo wir uns befinden. Wir sind mitten unter ihnen und wahrscheinlich wird es nicht mehr lange dauern bis sie gedenken uns ebenso für ihre liederlichen Zeremonien zu opfern wie jene trostlose Geschöpfe die rings um uns herum die Betten dieser Heilsstatt füllen. Der Ordinarius ist mental begabt daran besteht kein Zweifel, absonderlicher und für mich unerklärlicherweise hat er noch keinem von uns die wahren Motive entrissen oder entlocken können weswegen wir hier eingekehrt sind und welchen Autoritäten wir nach wie vor die Treue halten.“ erklang das lispelnde Stimmlein Xyischels der für seine Kultschar sprach, die emsig und wie Phantome durch das ausgedehnte Ruhegemach schlichen, mal um an der Tür zu lauschen, die Wände nach Bespitzelungsgerätschaften abzutasten (was sie schon seit zwei Stunden taten oder immer wenn sie alleine in den Saal anzutreffen waren), die hölzernen Bettgestelle oder kargen Gemälde überprüften oder einfach die organischen oder künstlichen Nasen in die Luft reckten, als schnüffelten sie nach irgendetwas.

Jarred kratzte sich den Nacken. Guter Rat war teuer. Nur wer handelte mit guten Räten? Und was tat man wenn man so gut wie mittellos war? Er saß auf dem weichen Untergrund einer der Schlafstätten und blickte zu einer der verwaschenen Malereien an der „Galeriewand“ die ihn angegrauten Altholz gerahmt war und einen Cherub zeigte, der mit ausladenden Schwingen, prächtigem Feder oder Schuppenkleid, einem flammenden Speer und gleißenden Schild den Baum der Erkenntnis gegen aufziehende Düsternis und Ungewitter verteidigte. Die Farben der künstlerischen Darstellung waren vor einem Millennium gewiss einmal kräftig und schön gewesen, doch Ort und absente Pflege hatten das strahlende weiß verkümmern und das lichte Gold verblassen lassen, nur die dräuenden Umwölkungen waren geblieben, hatten nichts von ihrer Dunkelheit eingebüßt, waren noch tiefer geworden und hatten sich ausgebreitet. Auch die Feinheiten der Gesichtszüge des einsamen himmlischen Wächters waren entschwunden.

Vom Gemälde wanderten seine ebenholzschwarzen Augen hinab zwischen die Kluft zweier Nachtlager. Ruhten auf der Gestalt die sich dort niedergelassen hatte, die Beine an den Körper gezogen und ihn über ihre Knie hinweg mit starrem glitzernden Blick entgegnend. Plötzlich wurde ihm gewahr, dies Mädchen war der Schlüssel. Die Lösung, die sie aus ihrem Dilemma zu befreien vermochte. Er hatte keine Ahnung woher ihm diese Eingebung auf einmal gekommen war, weshalb er so überzeugt war das sie es „sein“ musste. Das namenlose Mädchen, nein, er wusste ihren Namen, Circe Akadia, barg Geheimnisse die ihm nützlich sein könnten. Sie war die wichtigste Komponente in ihrem Räderwerk. Mit beinahe schwindelerregender Reminiszenz besann er sich auf sein Entkommen von der brennenden und schreienden Todesfalle die die seinerzeit Zuflucht geworden war. Er war ein Fremder auf der Station gewesen, hatte keinerlei Kenntnisse von Rettungskapseln oder Start und Landebuchten gehabt, dennoch war es ihm irgendwie gelungen durch Rauch und Flammen zu einem der wenigen Frachter zu stolpern die dann auch noch das Kunststück fertig brachte der imperialen Flottille zu entschlüpfen.

Jetzt, wo er genauer darüber nachdachte, erinnerte er sich erst an die zerrütteten Bilder und misstönenden Geräusche der Zerstörung und überhasteten Flucht, nicht jedoch daran wie es sich „angefühlt“ hatte. Ihm war als förderte sein Gedächtnis zum ersten Mal diese verschütteten Erlebnisse zutage, als bemerkte es sie erst just in diesem Augenblick, als hätte es sie unter einer gewaltigen Schicht von Empirien, Gedenken und innerem Tagebuch wiedergefunden und dies würde die erste Gelegenheit sein sie zu verarbeiten und ordnungsgemäß im neuralen Speicher abzulegen. Er war sich sicher einem Ruf gefolgt zu sein, mehr als das. Er war von diesem Ruf angeleitet und übernommen worden. Zumindest was die Herrschaft über seine Körperlichkeit anging, sein Geist war größtenteils unberührt geblieben, wenn auch sein Erinnerungsvermögen gedämpft worden war, so war kein Eingriff daran verübt worden soweit er das beurteilen konnte. Aber er war kein Psioniker, professionelle Gedankenpfuscherei hinterließ keine Beweise und das Opfer würde nie in Erfahrung bringen können ob es nun seine Gedanken oder sein Wille gewesen war, oder das eines anderen. Ob das Mädchen etwas von seiner unerwarteten Erkenntnis erfasst hatte, geistig oder durch seine Gestikulation, war unbestimmt, jedenfalls änderte sich nichts an ihrem durchdringenden Blick oder ihrer ruhigen Besonnenheit.
Jarred benötigte selbst eine kurze Weile um sich auf die Reform und Restaurierung seines Verstandes einzustellen währenddessen sich beiläufig ein Streit zwischen dem Oberhaupt der Zeloten und dem aufbrausenden rituell vernarbten Gottesstreiter entwickelte, der um die weitere Vorgehensweise handelte und fast sein Eskalationshorizont überschritten hatte, was an den überaus nervösen Zuckungen der Pranken des infernalen Soldaten zu sehen war, die wohl nur noch eine zarte Vernunftsfaser zurückhielt um dem Kultisten nicht sofort die widersprüchliche Miene auf den Rücken zu drehen.


(wird fortgesetzt)
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[Kein Betreff] - von - 09-16-2008, 01:00 AM
[Kein Betreff] - von - 09-22-2008, 10:50 PM
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