03-14-2010, 10:11 PM
Bestürzung mochte es nicht unweigerlich gewesen sein, welche sich ihrer verschiedenartigen Glieder bemächtigte, während sie umringt von zweien der exotischen Trophäen in den deutlich helleren Vorhof, das lichtdurchflutete Atrium, geleitet wurde. Dieser schloss geradezu unmittelbar an die Kemenate an, beinhaltete jedoch immer noch den baldachinverzierten Säulenhof der versenkten Grube, in welcher für gewöhnlich kochendes Wasser zugegen war. Dieser Stunde jedoch war es vielmehr eine beigestellte Bank oder vielmehr eine edelhölzerne “Liege”, wie ein kostspieliger Diwan jedoch ohne verfeinernde Kissenbezüge, welche angestrebt wurde. Das formal höhergestellte Frauenzimmer wurde sorgfältig darauf gebettet, die einzelnen Gliedmaßen parallel zueinander gelegt, während eines der Mädchen eine schwarzlackierte Truhe hervor brachte. Darin befand sich eine geradezu unnatürlich süß duftende Essenz, ein verbrautes Fett, durchwirkt mit verschiedenen Heilkräutern und Wurzelarzneien, welches in geraden, nur kurz unterbrochenen Linien auf entsprechend “perforierte” Hautstellen aufgetragen wurde. Die weißliche Paste linderte den spezifischen Brandschmerz vergifteter Wunden, während gleichmäßig rhythmische Muskeldehnungen durch eine einstudierte Massage das Blut an bestimmten Knotenpunkten zum zirkulieren bringen sollten. Allgemein galt dies als “homöopathische” Maßnahme, alternativ zu den normalerweise verabreichten Suchtmitteln der weisen Medizinmänner, denn oftmals wurden besonderen “Zauberweberinnen” heilende Hände nachgesagt. Ob sich dies hier bewahrheiten sollte blieb abzuwarten, dennoch vollführten sie jede genauestens abgestimmte Druckausübung mit künstlerisches Leichtfertigkeit, gerade so als sei dies ein banaler Akt, etwa das erheben eines Glases. Geschlossener Lider erahnte sie die zyklischen Abfolgen, ehedem ein beschwingter Schatten durch das verwehrte Sichtfeld huschte. Ein an der frühabendlich rot gewandeten Sonne vorüber gleitender Aasfresser oder dergleichen, immerhin hing das Gestirn dieser Stunden bereits bedenklich tief über der unermesslichen Weite der Geröll und Sandwüstenei. Unmittelbar hielten die Mädchen in ihrem zärtlichen Tun inne, ein kaum wahrnehmbarer Laut am Rande des menschlichen Hörspektrums, ehedem die flüchtigen Berührungen weniger sachkundig vollzogen wurden. Der signalisierende Druck war beinahe schon wieder ins schmerzhafte Spektrum verrückte, ehe ein durchdringender spitzer Stich quer durch die entspannte Handwurzel sie jäh aufschrecken ließ. Die augenblicklich aufgerissenen Augen mitsamt ihrer deutlich erweiterten Pupillen vermochten kaum den Ursprung zu analysieren, ehedem sie durch eine kräftige Handfläche über sowohl Mund als auch Nase zurück gedrängt wurde. Eine in verflossenes Sandrot sowie ältliches Kalkweiß gehüllte Gestalt erhob sich inmitten ihres Sichtfeldes, die eine Hand auf ihrem Gesicht, die andere mit einem arglistig gekrümmten Dolch, welcher durch markante Krallen wohl auch zum “Reißen” gedacht war, sachte an die eigenen tuchverhüllten Lippen gedrückt, dabei den Zeigefinger abspreizend für “Stille” erhebend. Die beiden Dienstmädchen waren offensichtlich lautlos zurückgezogen worden, jedenfalls lautlos genug für einen Menschen welcher weitestgehend seiner Sinne beraubt worden war, lagen somit beide außerhalb eines einsichtbaren Winkels, während eine zweite Gestalt diese etwas abseits der lediglich halbgeöffneten Kemenatenpforte zerrte und dort sichernd band. Ihr persönlicher Wart neigte sich dabei relativ eng über ihr Antlitz, während er mit der Klinge leicht einritzend über ihren Busen glitt. Das herabgesenkte Maskenantlitz berührte dabei sachte ihre Wange, während er nun scheinbar geschult mittels zweier Finger das immer noch um ihren Hals befindliche Knebelstück zwischen ihre Lippen rollte und dort versenkte. Erfolgender Natur platzierte er sich nun mit abgewinkelten Knien über sie, gespreizter Beine über ihrer Leibesmitte, den Dolch rasch erhebend. Bruchteils darauf schrie sie krampfhaft verzerrt auf, während das scheinbar glühende Eisen Handrücken wie Teller durchdrungen hatte. Ein zerreißender Schrei, dem umliegenden Atrium den Zwang auferlegend, die Pupillen kreischend aufgerissen und in die verständnislosen Augen der beiden Dienerinnen blinzelnd, welche immer noch geschulter Fingerspitzen die Tinktur verteilten. Keuchend, wie gehetzt um sich blickend sank sie in eine gestützte Hocke zurück…