12-16-2009, 11:29 PM
“Dieser namhaften Entscheidung wahrhafter Schluss lag niemals in deinen Händen, mein Kind, denn alles ist so wie es uns vorher bestimmt ist. In dieser Tat liegt keine Schmach oder Dummheit, sie konnte schlicht nicht durch sterbliche Hände vollstreckt werden. Nein, mir ist ein höheres Schicksal bestimmt als jenes in dieser gottlosen Wüste zu fallen. Und dir ebenso, meine geliebte Tochter, denn aus deiner zerbrochenen Hoffnung erwächst der neuen Schöpfung glorreiche Keim. Das universale Genesis aus der menschlichen Sünde, die gnadenvolle Absolution unserer Herrschers, gewährt durch meine gesegneten Hände. Komm, erhebe dich, du musst nicht länger knien, nicht wie die schmutzigen Heiden und Gotteslästerer welche uns wie kriechendes Ungeziefer umgeben. Erhebe dich, meine Tochter, trockne deine vergossenen Tränen mit dem Wissen um versprochene Erlösung von jeglicher Qual, sei es jene der gemarterten Seele oder jene des gegeißelten Körpers. Nicht länger werden Opfer von dir gefordert, welche du nicht selbst gewillt bist darzubieten, denn dies, mein Kind, ist der erste zaghafte Schritt deiner selbst, hin zum ewigen Lichte, abgewandt vom ketzerischen Schatten und dem Verfall jeglicher zivilisierten Kultur. Sandkörner rieseln durch das Äonenglas unseres dahinschwindenden Zeitalters, vollzogene Herzschläge schwinden, das ersterben Seiner Heiligkeit ist unvermeidbar, Tochter, doch selbst jene welche sich treu zum Throne schimpfen, erkennen nicht den einsetzenden Wandel. Er stirbt, einen einsamen Tod mein Kind, verlassen von all jenen welche ihn einstmals liebten und letztlich war es seine eigene unrechts geschwungene Hand, welche seinen treuesten Erben niederstreckte und ihn selbst mit Sünde belud. Meine Tochter, du selbst warst auf jenen Welten, an jenen benannten Tempeln und Kathedralen des Leichenglaubens, der Bruderschaft des Todes wohl ausgeliefert wie ich es an deinen Zügen abzulesen weiß, doch du hast bestanden wo andere, stärkere Glaubensbrüder gescheitert sind. Du bist durch seine Hand verlesen, aufzubrechen in eine neue Epoche menschlicher Hochherrschaft, dort wo uns die dekadenten Kreaturen, getauft auf den schadhaften Namen “Xeno”, für Fremd, bedrängen, sollen unsere blühensten Kolonien erstrahlen. Dort wo das Licht versiegt, mögen größere Flammen einer huldvollen Hoffnung die einbrechende Finsternis vertilgen. Schatten mögen nicht bestehen vor der Unschuld unserer Heiligkeit, die Reinheit des Blutes, die Katharsis der geläuterten Seele, ist unüberwindbar. Allein der willige Pilger, der opferbereite Märtyrer vermag die letzten klaffenden Abgründe hin zur vollkommenen Absolution zu meistern. Ich frage dich, mein geliebtes Kind, wie willfährig gibst du deine dir geschenkte Seele hin, wissend darum, das dein Opfer allen Sterblichen zu Gute kommen mag? Wenn dein irdischer Leib schlussendlich in den heiligen Feuern des einen wahren Gottkaisers verglüht, wiedergeboren aus dem faulenden Fleische, aus dem verrottenden Blute, dem eingefallenen Geiste und du zu neuem, bewussteren Leben erwachst? Würdest du mir daraufhin deine noch unbefleckte Hand reichen, um aufzuerstehen in einer niemals gekannten Herrlichkeit? Eine Form, deren schöpferische Urgewalt allein an der eines celesteschen Seraphen zu ermessen wäre? Was sagst du, mein liebes Kind, willst du abermals die Zärtlichkeiten des Geliebt werdens verspüren? Den Hauch der sehnsüchtigen Fürsorge? Die wonnige Wärme des mütterlichen Leibes, welche dich umgibt wie ein Kokon, während du heranreifst zu Herrlichkeit und Reinheit? Ist es nicht dies, wonach du dich dein gesamtes Leben lang gegrämt hast? Geborgenheit? Schutz… Liebe?”