11-22-2009, 11:08 PM
“Welch löbliche Erkenntnisse du dir selbst erschlossen hast, Magd. Wenn selbst du nicht zu verstehen magst, was da wahrhaftig deine berauschten Lippen verlassen haben könnte. Wer sprach nun von süffisanter Lüge? Mein Wort war die veränderte Wahrheit, keinesfalls das erdachte Wort. Warum also nützt du derartige Aussprache, wo sie doch gemäß deinem Sinn, so gänzlich fremd zu sein scheint? Möglicherweise, da du selbst sie dir ersonnen hast? Impliziert eine Lüge allerdings nicht auch die Wahrheit, welche zu verbergen sie bemüht war in einem negierenden Aspekt abstrakter Logik? Wer weiß, wer weiß, wer weiß. Nicht nymphenartiges Gepräge, welches trachtet zu verderben? Sag, Kind, Magd, mir, was begehrst du zu entfliehen, wenn alles was ich sage nicht dem entspricht wie die Geschicke dich geleitet? Welcher Widerstand ist es, welcher deinen Schädel furchig spaltet, gleich dem bestellten Acker durch den kräftig gezogenen Pflug aus hartem, festen Stahl? Schmerz? Treibt dich erbarmungswürdiges Geschöpflein jener infantile Kindeswunsch noch an? Gestraft zu werden? Allein wo du nun stehst, meine Liebe, allein der ungepflegte Horst aus drahtigen Silhouetten und verkohlten Spänen in welchem du nistest. Ist es was du begehrst? Wenn nun, so sagen wir, die Welt um dich zerbersten würde, was Leben ist zu Tod erstarrt, was Frieden ist zu Krieg mutiert, was Existenz war, zur Vernichtung resultiert, wärest du nicht dankbar allein für dargebotenen Schutz vor all den schädlichen Elementen? Sag mir, liebes Kind, wenn nicht dereinst ein fürstlicher Freier um deine sahnig weiche Mädchenhand gehalten, niederkniend auf funkenspeienden Steinkohlen, welcher wahre Liebschaft magst du dann in diesem Leben noch gewinnen? Welchen Sinn und welchen Lohn wagst du dir zu erdenken für all dies was am heutigen Tage noch geschehen mag? Überlebst du ihn auch, was wird sein für den nächsten Tag? Was für den übernächsten? Derart…. Reine, unmutierte Chromosomen sowie genetische Stränge sind überaus selten dieser Tage, dieses Ortes… In einem gepferchten Lager ausgehungerter Schakale, welcher würde sich nicht daran machen wollen, eine unverfälschte zärtliche Knospe wie du nur eine bist dahinzuraffen? Was denkst du wohl, wie viele der ungezählten Legionen sich deiner herrischen Habhaft werden möchten, sofern sie dich nur in derart bekömmlicher Körperpracht erspähen möchten? Welch elegante Hure du doch wärest in diesem Heerlager… eine blütenweiße, zögerliche Kreatur, bar des Missgeschicks menschenunwürdiger Entstellung…”, sie rahmte deren Gesicht mit feenhafter Gelassenheit in beide ausgestreckten Hände, während sie malträtierend Fingerglieder über den entfliehenden Unterkiefer gleiten ließ, Daumen, liebkosend wie einem unflätigen Tier entlang der dargebotenen Sühnekehle, “Jener etwa hier an deiner erlauchten Flanke, betrachte du ihn mir, eine kräftige, maskuline Beuge, sowie ausgeprägte Schultern, wie geschaffen für den Kriegsdienst. Stramm und aufrecht stehend, sich wohl seiner unverfälschten Treueschwüre bewusst, welcher er noch einstmals leisten muss im Namen des Schwarzen Drachen. Sieh ihn dir an, in all seiner triftigen Herrlichkeit, gleich einem heroischen Epos wohl entsprungen, während seine schweißgefleckte Büßerhaut durchwirkt von Obsidian und dunklen Sulfiden. Ist er nicht durchwirkt von sehnigen, spannenden Muskelfasern und größer den jeglicher Knappe denn du jemals das Lager teilen durftest? Nicht seine Augen erfüllt von einem azurnen Himmelsschein, welcher allein dem Niedergang ganzer Imperien folgen konnte? Dieser Knecht führt einen kligenschwangeren Stab, welcher selbst deiner Gefälligkeit Genugtuung verschaffen könnte, Liebes. Sprich, mein gesplitterter Obsidiankrieger, würdest nicht auch du gerne dieses kokette Lebewesen mannigfaltiger Deutung einmal wild besteigen wollen, sofern dir die Absolution im Voraus gegeben wäre? Sprich nur frei, keiner wird es dir übel nehmen, nicht wahr meine teuerste Tochter?”