11-17-2009, 01:04 AM
Der an Intensität und Lautstärke anschwellende Kriegsgesang dröhnte in ihren empfindlichen Ohren. Was gemächlich und von lediglich einer einzelnen Leitstimme begonnen worden war hatte sich sprichwörtlich wie ein Buschfeuer ausgebreitet und alles in seiner Umgebung angesteckt bis schließlich aus annähernd zweihundert Kehlen das Canto des Todesliedes drang, welches die natürliche Stille der Wüste binnen Minuten vertrieb und ein markerschütterndes Echo von den Wänden der Felsschlucht zurückwarf. Der reine, martialische Schall des Singsangs erfüllte das Tal und seine Bewohner mit Furcht und Gram, ließ die Sandkörner um ihre Stiefel tanzen und brachte ihre Knochen zum beben. Doch hinreichte der im Vorstoß begriffenen Armee die betäubende Klangkulisse noch nicht, wollten sie ihren Feinden doch auch noch das letzte Quäntchen Mut rauben, so prallten alsbald stählerne und bronzene Klingen auf eiserne Panzerung um den infernalen Lärm zu komplettieren. Das wuchtige sich wiederholende Scheppern von Schneide oder Hauwerkzeug auf metallenen Platten ließ Ayris Zähne vibrieren und eine donnernden Pein in ihrem ohnehin maletrierten Kopf entstehen. Die Welt war für sie in ihrem gegenwärtigen Zustand sowieso nur noch ein Ort des Schmerzes.
Mehr schlecht als recht war sie hinter dem übelriechenden, gelbhäutigen Koloss hergestolpert, hatte schon die Hoffnung aufgegeben noch bei Bewusstsein zu sein wenn sie die Senke erreichten, aber wider Erwarten hatten ihre motorischen Fähigkeiten diesen Kraftakt durchgehalten. Es hatte zwar gedauert bis Ildarnor ihrer überhaupt Beachtung geschenkt hatte, doch schlussendlich war er Kavalier genug gewesen ihr hin und wieder unter die Arme zu greifen als sie drohte die Balance zu verlieren oder deutliche Schwierigkeiten dabei zeigte einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sie vermochte beim besten Willen nicht zu sagen ob er es aus Gutmütigkeit getan hatte oder weil ihn ihre augenblickliche Unbeholfenheit auf burleskeweise unterhielt, aber was es auch war was ihn antrieb sie nicht von sich in den Staub der Steppe zu stoßen, sie war ihm dankbar dafür wenngleich sie es ihm gegenüber nie äußerte.
Das volltönende Getöse das die Rasankuri und ihre Lakaien nun aufführten und mit tiefen Bassstimmen hinaus brüllten war freilich keine angenehme Phonetik, dennoch erschien sie der geräderten Fremdweltlerin wie die wunderbare Komposition eines meisterlichen Dirigenten, hallten die unfriedlichen Reime des Schlachtgesanges doch mit immenser Gewalt durch ihre Gehörwindungen sodass nicht einmal ihre wackligen Beine sich erneut getrauten zusammenzuknicken. Überdies entfaltete der Singsang eine geradezu zauberische Wirkung, erfasste er doch jeden Einstimmenden mit übernatürlicher Kraft und ließ ihn automatisch den barbarischen Rhythmus finden. Je länger gesungen wurde umso wilder wurden die Gebärden der Krieger die die Gegner verspotteten, umso feuriger glänzten ihre Augen vom Wahn der nahenden Schlacht, umso ungezügelter waren sie mit ihren Taten, glichen sich immer mehr darbenden Hyänen an die Perspektive auf einen Brocken rohen, blutigen Fleisches hatten.
Ausgenommen von jenem Rausch waren nur wenige wie Ayris beiläufig gewahr wurde, ihre Gefährten zählten zu diesem Schlag. Warum die Begeisterung nicht auf sie überschwappte blieb ihr ein Mysterium, waren sie nicht „gläubig“ genug, nicht besessen genug, nicht wahnsinnig genug?
Sie ertappte sich plötzlich dabei wie sie mit dem Fuß zum trampelnden Takt der Rasankuri mitstampfte und verbot es sich postwendend. Dann fiel ein großer, schwarzer Schatten auf sie und ließ sie von einer Sekunde auf die andere vollends erstarren, als sei urplötzlich ein Eissturm über die Wüste gefegt und hätte sie eingefroren. Wie kristallisiert blickte sie kurz in und anschließend auf das Visier des Schwarzen Drachen der vor ihrer Gruppe vorüberzog und ein persönliches Wort an sie alle richtete. An sie! Er sprach von neuen Gelegenheiten, Rehabilitation, einem Band zwischen ihnen, Kar-ta… Schicksal, wieder einmal war es zu viel Kryptisches und geheimnisumwittertes als das die schwarzhaarige Frau den Fürsten hätte begreifen können. Zum Glück lag es daraufhin nicht an ihr den Heermeister zu beeindrucken nachdem ein Unterhändler aus dem Lager der Nomaden angeritten kam um offenbar eine friedliche Einigung zuwege bringen zu wollen. Es war die Stunde des Scharfschützen, ebenso wie die des frisch gekürten Bannerträgers. Die Stunde der Friedenzerstörer und Weltenbrenner. Sie war froh einfach nur daneben stehen zu können ohne irgendwelche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Doch weit gefehlt. Schwadengleich, wie Morgennebel der jäh und seicht über die Ufer trat um das Festland einzuhüllen in dunstige Wolkenbänke, soufflierte sich mit einem Male ein liebliches Stimmlein in die Konsultation und unterwanderte die Anordnung des Regenten. Spitze Finger vereitelten das Vorhaben eines raschen Schusses seitens des Halbwüchsigen und während ihre süßen Ausführungen noch wie duftender Klee in der trockenen Luft schwebten, spürte Ayris die feingliedrigen Enden plötzlich klauenhaft unterhalb ihres Mentums. Sie benötigte einen Augenblick des starren Bedachts ehe sie sich darüber klar wurde das die Hohepriesterin sich nicht länger mit der Situation bezüglich des anstehenden Friedensbruches beschäftigte, sondern mit ihr.
Für drei atemlose Herzschläge regte sich in des Azazernerins Gesicht kein Muskel, sämtliches Blut entwich ihren Wangen und sie starrte bedenkenlos und ungebührlich in das Antlitz der jungen Kultgebieterin die wie die Unschuld selbst aussah, doch beileibe es nicht war. Noch zwei weiterer Lebensschläge innerhalb ihres Brustkorbs bedurfte es bis sie sich dazu überwinden konnte ihren Lippen einige Worte abzuluchsen: “Vergebt mir… Herrin, aber ich verstehe nicht. Mit meinem kümmerlichen Wesen ist alles in Ordnung, doch ich danke Euch dafür dass Ihr mich bemerkt und Euch nach meinem Wohlergehen erkundigt habt.“
Schnell neigte sie ihr Haupt obwohl sie sich hierbei jämmerlich und feige fühlte, bedauernswerterweise gelang es ihr nicht da scharfrandige Nägel dies unterbanden. Somit war es anschaulich schwerfälliger das Entsetzen in ihren Augen zu verbergen, denn sie hatte sehr wohl eine Ahnung davon worauf sie die schleierhafte Priesterin angesprochen hatte. Was bei dem Sümpfen von Mor’gal wollte sie von ihr? Konnte die Hexe ihre giftgrünen Äuglein nicht an jemand anderen heften? An den feinen Makropoler Adligen oder den geschwätzigen Magal? Allein ihr stechender, bewegungsloser Blick bescherte ihr schon eine Gänsehaut und was besaß sie eigentlich für Hände die so geschliffen wie Tierfänge waren?
Colchis, lasst den verdammten Angriff beginnen… es wird einfach nicht besser, nicht besser…
Mehr schlecht als recht war sie hinter dem übelriechenden, gelbhäutigen Koloss hergestolpert, hatte schon die Hoffnung aufgegeben noch bei Bewusstsein zu sein wenn sie die Senke erreichten, aber wider Erwarten hatten ihre motorischen Fähigkeiten diesen Kraftakt durchgehalten. Es hatte zwar gedauert bis Ildarnor ihrer überhaupt Beachtung geschenkt hatte, doch schlussendlich war er Kavalier genug gewesen ihr hin und wieder unter die Arme zu greifen als sie drohte die Balance zu verlieren oder deutliche Schwierigkeiten dabei zeigte einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sie vermochte beim besten Willen nicht zu sagen ob er es aus Gutmütigkeit getan hatte oder weil ihn ihre augenblickliche Unbeholfenheit auf burleskeweise unterhielt, aber was es auch war was ihn antrieb sie nicht von sich in den Staub der Steppe zu stoßen, sie war ihm dankbar dafür wenngleich sie es ihm gegenüber nie äußerte.
Das volltönende Getöse das die Rasankuri und ihre Lakaien nun aufführten und mit tiefen Bassstimmen hinaus brüllten war freilich keine angenehme Phonetik, dennoch erschien sie der geräderten Fremdweltlerin wie die wunderbare Komposition eines meisterlichen Dirigenten, hallten die unfriedlichen Reime des Schlachtgesanges doch mit immenser Gewalt durch ihre Gehörwindungen sodass nicht einmal ihre wackligen Beine sich erneut getrauten zusammenzuknicken. Überdies entfaltete der Singsang eine geradezu zauberische Wirkung, erfasste er doch jeden Einstimmenden mit übernatürlicher Kraft und ließ ihn automatisch den barbarischen Rhythmus finden. Je länger gesungen wurde umso wilder wurden die Gebärden der Krieger die die Gegner verspotteten, umso feuriger glänzten ihre Augen vom Wahn der nahenden Schlacht, umso ungezügelter waren sie mit ihren Taten, glichen sich immer mehr darbenden Hyänen an die Perspektive auf einen Brocken rohen, blutigen Fleisches hatten.
Ausgenommen von jenem Rausch waren nur wenige wie Ayris beiläufig gewahr wurde, ihre Gefährten zählten zu diesem Schlag. Warum die Begeisterung nicht auf sie überschwappte blieb ihr ein Mysterium, waren sie nicht „gläubig“ genug, nicht besessen genug, nicht wahnsinnig genug?
Sie ertappte sich plötzlich dabei wie sie mit dem Fuß zum trampelnden Takt der Rasankuri mitstampfte und verbot es sich postwendend. Dann fiel ein großer, schwarzer Schatten auf sie und ließ sie von einer Sekunde auf die andere vollends erstarren, als sei urplötzlich ein Eissturm über die Wüste gefegt und hätte sie eingefroren. Wie kristallisiert blickte sie kurz in und anschließend auf das Visier des Schwarzen Drachen der vor ihrer Gruppe vorüberzog und ein persönliches Wort an sie alle richtete. An sie! Er sprach von neuen Gelegenheiten, Rehabilitation, einem Band zwischen ihnen, Kar-ta… Schicksal, wieder einmal war es zu viel Kryptisches und geheimnisumwittertes als das die schwarzhaarige Frau den Fürsten hätte begreifen können. Zum Glück lag es daraufhin nicht an ihr den Heermeister zu beeindrucken nachdem ein Unterhändler aus dem Lager der Nomaden angeritten kam um offenbar eine friedliche Einigung zuwege bringen zu wollen. Es war die Stunde des Scharfschützen, ebenso wie die des frisch gekürten Bannerträgers. Die Stunde der Friedenzerstörer und Weltenbrenner. Sie war froh einfach nur daneben stehen zu können ohne irgendwelche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Doch weit gefehlt. Schwadengleich, wie Morgennebel der jäh und seicht über die Ufer trat um das Festland einzuhüllen in dunstige Wolkenbänke, soufflierte sich mit einem Male ein liebliches Stimmlein in die Konsultation und unterwanderte die Anordnung des Regenten. Spitze Finger vereitelten das Vorhaben eines raschen Schusses seitens des Halbwüchsigen und während ihre süßen Ausführungen noch wie duftender Klee in der trockenen Luft schwebten, spürte Ayris die feingliedrigen Enden plötzlich klauenhaft unterhalb ihres Mentums. Sie benötigte einen Augenblick des starren Bedachts ehe sie sich darüber klar wurde das die Hohepriesterin sich nicht länger mit der Situation bezüglich des anstehenden Friedensbruches beschäftigte, sondern mit ihr.
Für drei atemlose Herzschläge regte sich in des Azazernerins Gesicht kein Muskel, sämtliches Blut entwich ihren Wangen und sie starrte bedenkenlos und ungebührlich in das Antlitz der jungen Kultgebieterin die wie die Unschuld selbst aussah, doch beileibe es nicht war. Noch zwei weiterer Lebensschläge innerhalb ihres Brustkorbs bedurfte es bis sie sich dazu überwinden konnte ihren Lippen einige Worte abzuluchsen: “Vergebt mir… Herrin, aber ich verstehe nicht. Mit meinem kümmerlichen Wesen ist alles in Ordnung, doch ich danke Euch dafür dass Ihr mich bemerkt und Euch nach meinem Wohlergehen erkundigt habt.“
Schnell neigte sie ihr Haupt obwohl sie sich hierbei jämmerlich und feige fühlte, bedauernswerterweise gelang es ihr nicht da scharfrandige Nägel dies unterbanden. Somit war es anschaulich schwerfälliger das Entsetzen in ihren Augen zu verbergen, denn sie hatte sehr wohl eine Ahnung davon worauf sie die schleierhafte Priesterin angesprochen hatte. Was bei dem Sümpfen von Mor’gal wollte sie von ihr? Konnte die Hexe ihre giftgrünen Äuglein nicht an jemand anderen heften? An den feinen Makropoler Adligen oder den geschwätzigen Magal? Allein ihr stechender, bewegungsloser Blick bescherte ihr schon eine Gänsehaut und was besaß sie eigentlich für Hände die so geschliffen wie Tierfänge waren?
Colchis, lasst den verdammten Angriff beginnen… es wird einfach nicht besser, nicht besser…