10-04-2009, 09:51 PM
Kaltes Schweigen hüllte die Trostlosigkeit der nächtlichen Wüste vollends ein und verbarg die endlosen Flächen schillernden Sandes vor den Augen der Sterblichen. Als würde ein uraltes, elementares Naturgesetz seine ihm bestimmte Aufgabe erfüllen oder ein längst den Gedächtnissen entschwundener Bannspruch seine Wirkung nach wie vor vollführen spannte sich jene Geräuschlosigkeit wie ein gewaltiges finsteres Samttuch über den trockenen Steppen aus, verdeckte das strahlend helle Firmament das tagsüber diese Regionen verbrannte, verdunkelte es und zauberte ein majestätisches Gemälde von silbern funkelnden Edelsteinen, die aus der Finsternis des Himmels auf die erschöpften Vergänglichen hinabblinzelten. Aber ihr weißes, unzugängliches Licht war fern und versprach nicht die Wärme und Helligkeit um die niedergedrückten und besorgten Gemüter der Menschen zu erleuchten, furchtsam drängten sie sich um Inseln aus künstlich erzeugten Flammen, die zwar die tiefen Schatten der Nacht für eine Handvoll Schritt weichen ließen, ihnen jedoch nicht die innig verwurzelten Ängste nehmen konnten vor den Schrecken die in jener Schwärze hausen mochten. Immer wieder wanderten unstete Blicke hinaus, verließen den Kreis aus bläulich lodernder Glut, entfernten sich von den reglos dahockenden Gestalten deren Gesichter und vorderer Körperbau in synthetischen Schein getaucht waren, und bemühten sich in der absoluten Dunkelheit irgendetwas zu erspähen woran sich der Verstand klammern konnte und sei es nur graue Kontur oder reflektiertes Sternenbild auf spiegelnder Fläche.
Doch die irdischen Wesen waren in ihrer Beschaffenheit zu begrenzt, zu gering in ihrem Trachten, zu spärlich in ihrem Denken und Vermögen, als das sie von den Schöpfern und Formern beschenkt worden sind etwas wahrhaft besonderes zu sein. Die Daseinsspanne war zu knapp bemessen als das großes aus solch einem kärglichen Bestandteil entsprang, die angeborenen Eigenschaften und Merkmale zu unvollkommen als das sie sich selbstständig zu etwas erhabenerem entwickeln konnten. Die kleinen Intellekte und Sinnesorgane waren zu beschränkt und einfältig das riesige, komplexe Werk des Universums zu durchdringen, das kosmische Geflecht mit all seinen Realitäten, Dimensionen und Erscheinungsarten barg zu viele Rätsel und Wahrheiten, zu viel Wissen das kein Geist - und war er noch so gereift – sie alle zu erfassen vermochte. Mit der Finsternis verhielt es sich ähnlich, sie war einfach, unleugbar eine feste Konstante, womöglich die einzigste die überhaupt existierte, denn Lichter erloschen irgendwann indes das immaterielle Nichts anhaltend war. Selbst das Leben entspross aus dem Nichts, der ewigen Düsterkeit. Vielleicht war dies ein Grund weshalb denkende Lebewesen sich vor dem Dunkel fürchteten, weil es sie dauernd daran erinnerte wie verloren sie in ihr waren und eines Tages - wenn ihre Zeit gekommen war - in ihren Schoß zurückkehren mussten.
Aber die Nacht gebiert auch so manches Wunder und wussten nicht auch geheimnisumwitterte, versteckte Bibliotheken an unwirklichen Orten von Wesenheiten zu berichten die die ihnen von der Evolution auferlegten Banden sprengten und zu etwas mächtigerem wurden? Erzählten nicht bestaubte Steintafelsegmente und brünierte Datenwürfel von Aufstieg und Niedergang gewisser Eroberer, Strategen und Überlebenskünstler deren Genie grandios genug war, den fundamentalen Gesetzen des Seins ein Schnippchen zu schlagen, die Zeit und den Tod selbst zu betrügen? Ja, ihre Namen waren unvergessen und eingeflochten in die Leitfäden des Schicksalrades. Für die, welche starken Willens waren und den Willen Wirklichkeit werden ließen, denen gelang es auch Welten aus den Angeln zu heben und die Grenze zwischen Sterblichkeit und Göttlichkeit zu überwinden. Untrüglich gab es einige wenige, deren Veranlagung derart war, ob es auch auf den einsamen Reiter zutraf, der sich des Nachts dem Lager näherte und gewappnet war wie ein archaischer Kriegsherr mit einer geifernden Bestie an seiner Seite, das musste sich erst noch bestätigen.
Sein plötzliches Erscheinen war mindestens ebenso imposant anzuschauen wie sich der Klang des geflügelten Ungetüms anhörte nach dem er sich von seinen Knechten rufen ließ. Der schwarze Drache war ein Riese, seine Rüstung wetteiferte mit der Finsternis der Nacht als habe diese ihn ausgespuckt, dennoch zeichnete das schwache Silberlicht seine Umrisse nach und schuf ein beeindruckendes Bild für die hochschreckenden Palta, die zum ersten Mal ihren General und Meister sahen und erkannten das die Gerüchte über ihn nicht zu weit hergeholt waren. Gesänge und Gerede erstickten in den Kehlen, die Chemieblöcke flackerten brausend und warfen ihren unnatürlichen Schein auf den Statthalter Rasankurs und auf die Kolonne der nach ihm eintreffenden Leibwache, die in ihrer Formation und Disziplin das Antonym zu den losen Haufen der schleißigen Niederen darstellte.
Die Prozession zur Einkehr des Großfürsten dauerte nur wenige Minuten, doch in ihrer Bedeutsamkeit erschien sie den Beteiligten ungleich länger. Ayris musste sich selbst eingestehen das der Auftritt des Kriegstreibers seinen Effekt nicht verfehlt hatte, er wirkte übermenschlich und strotzend vor Kraft. Glich einem grimmen Helden aus düsteren Legenden. Kümmerlich, wie Strohmannen schienen die Palta dagegen. Sie schielte zwischen den Beinen und Hüften der Aufgestanden hindurch, von ihrer Sitzposition am Fuße einer der Türme, auf den Durchzug der wahren Rasankuri und konnte ein Gefühl von Ehrfurcht nicht verhehlen. Verzweiflung kroch durch ihre Eingeweide, diese Armee hatte sie sich anders ausgemalt, ehe wie eine abstrakte Gang mit einem Schuss Kultverehrung. Doch mehr und mehr merkte sie dass es sich um ein echtes Heer handelte, mit Anführern die reelle Ziele verfolgten und von unsichtbaren Mächten geleitet wurden die sie und die Ruinen Rasankurs durchdrangen. Eisige Finger strichen über ihre Wirbelsäule und ließen sie zusammenzucken, sie schüttelte sich mehr vor Beklemmung denn der mitternächtlichen Kälte und zog den geflickten Umhang, den sie einem Toten abgenommen hatte, enger um ihre Schultern.
Eine Stunde nach der Ankunft des Fürsten, störte Bane die Schlummerruhe und verkündete dass der Schwarze Drache sie auserwählt hatte einen wichtigen Auftrag auszuführen. Unvermittelt sollten sie aufbrechen und weiter nach Osten marschieren um dort die gegnerischen Truppen bei Al-Cthan auszukundschaften damit der Angriff im ersten Grauen des Morgens stattfinden konnte und klar sein würde auf wie viel Widerstand sie stießen. Hatten sie Erfolg winkte möglicherweise eine Anerkennung, ansonsten eine Strafe. Letzteres zu erwähnen war überzählig, schließlich würden sie bereits durch die Hand der Feinde sterben sollte die Erkundung fehlschlagen, so dass eine Ahndung höchstens noch an ihren Leichen vorgenommen werden konnte was wenig fruchtbringend anmutete.
Da sie sich nicht als Sprecherin für die Gruppe sah, nickte sie Bane nur verstehend zu, suggerierte ihm hiermit das sie seine Botschaft begriffen hatte und danach handeln würde. Nachdem er ihnen befohlen hatte, machte er kehrt um die Wachposten abzugehen und ihre Achtsamkeit zu überprüfen und überließ sie wieder ihrer selbst. Der Außenwelterins Blick huschte zu den blassen Profilen der anderen und ihren Lippen entglitt ein leises: „Verdammt!“ Blaues Feuer spiegelte sich in ihren Augen.
„Jetzt sind wir die ersten die zum Beil des Schlächters geführt werden. Das haben wir davon dass wir uns hervorgetan haben… Colchis! Was gibt es auch vernünftigeres als nachts in die Wüste hinauszumarschieren, in der jagende Bestien umherstreifen, klaffende Spalten sich auftun können, Treibsand unter unseren Füßen lauert und mordlüsterne Nomaden auf unsere Häute aus sind.“ Übelgelaunt wühlte sie in ihrer Tasche herum, entnahm einem Futteral eine schmale Ampulle und setzte diese in den Injektor ein, den sie mit ihrer Habe wiedererhalten hatte. Die farblose Flüssigkeit schoss mit einem Zischen in ihre Blutbahn. Es war Jahre her seit sie sich Satrophin das letzte Mal gespritzt hatte, damals noch zu Zeiten des Widerstandes auf Azazer Decimus, nun hoffte sie dass das Zeug ihr erneut einen guten Dienst erwies und sie die nächsten Stunden überleben ließ.
Doch die irdischen Wesen waren in ihrer Beschaffenheit zu begrenzt, zu gering in ihrem Trachten, zu spärlich in ihrem Denken und Vermögen, als das sie von den Schöpfern und Formern beschenkt worden sind etwas wahrhaft besonderes zu sein. Die Daseinsspanne war zu knapp bemessen als das großes aus solch einem kärglichen Bestandteil entsprang, die angeborenen Eigenschaften und Merkmale zu unvollkommen als das sie sich selbstständig zu etwas erhabenerem entwickeln konnten. Die kleinen Intellekte und Sinnesorgane waren zu beschränkt und einfältig das riesige, komplexe Werk des Universums zu durchdringen, das kosmische Geflecht mit all seinen Realitäten, Dimensionen und Erscheinungsarten barg zu viele Rätsel und Wahrheiten, zu viel Wissen das kein Geist - und war er noch so gereift – sie alle zu erfassen vermochte. Mit der Finsternis verhielt es sich ähnlich, sie war einfach, unleugbar eine feste Konstante, womöglich die einzigste die überhaupt existierte, denn Lichter erloschen irgendwann indes das immaterielle Nichts anhaltend war. Selbst das Leben entspross aus dem Nichts, der ewigen Düsterkeit. Vielleicht war dies ein Grund weshalb denkende Lebewesen sich vor dem Dunkel fürchteten, weil es sie dauernd daran erinnerte wie verloren sie in ihr waren und eines Tages - wenn ihre Zeit gekommen war - in ihren Schoß zurückkehren mussten.
Aber die Nacht gebiert auch so manches Wunder und wussten nicht auch geheimnisumwitterte, versteckte Bibliotheken an unwirklichen Orten von Wesenheiten zu berichten die die ihnen von der Evolution auferlegten Banden sprengten und zu etwas mächtigerem wurden? Erzählten nicht bestaubte Steintafelsegmente und brünierte Datenwürfel von Aufstieg und Niedergang gewisser Eroberer, Strategen und Überlebenskünstler deren Genie grandios genug war, den fundamentalen Gesetzen des Seins ein Schnippchen zu schlagen, die Zeit und den Tod selbst zu betrügen? Ja, ihre Namen waren unvergessen und eingeflochten in die Leitfäden des Schicksalrades. Für die, welche starken Willens waren und den Willen Wirklichkeit werden ließen, denen gelang es auch Welten aus den Angeln zu heben und die Grenze zwischen Sterblichkeit und Göttlichkeit zu überwinden. Untrüglich gab es einige wenige, deren Veranlagung derart war, ob es auch auf den einsamen Reiter zutraf, der sich des Nachts dem Lager näherte und gewappnet war wie ein archaischer Kriegsherr mit einer geifernden Bestie an seiner Seite, das musste sich erst noch bestätigen.
Sein plötzliches Erscheinen war mindestens ebenso imposant anzuschauen wie sich der Klang des geflügelten Ungetüms anhörte nach dem er sich von seinen Knechten rufen ließ. Der schwarze Drache war ein Riese, seine Rüstung wetteiferte mit der Finsternis der Nacht als habe diese ihn ausgespuckt, dennoch zeichnete das schwache Silberlicht seine Umrisse nach und schuf ein beeindruckendes Bild für die hochschreckenden Palta, die zum ersten Mal ihren General und Meister sahen und erkannten das die Gerüchte über ihn nicht zu weit hergeholt waren. Gesänge und Gerede erstickten in den Kehlen, die Chemieblöcke flackerten brausend und warfen ihren unnatürlichen Schein auf den Statthalter Rasankurs und auf die Kolonne der nach ihm eintreffenden Leibwache, die in ihrer Formation und Disziplin das Antonym zu den losen Haufen der schleißigen Niederen darstellte.
Die Prozession zur Einkehr des Großfürsten dauerte nur wenige Minuten, doch in ihrer Bedeutsamkeit erschien sie den Beteiligten ungleich länger. Ayris musste sich selbst eingestehen das der Auftritt des Kriegstreibers seinen Effekt nicht verfehlt hatte, er wirkte übermenschlich und strotzend vor Kraft. Glich einem grimmen Helden aus düsteren Legenden. Kümmerlich, wie Strohmannen schienen die Palta dagegen. Sie schielte zwischen den Beinen und Hüften der Aufgestanden hindurch, von ihrer Sitzposition am Fuße einer der Türme, auf den Durchzug der wahren Rasankuri und konnte ein Gefühl von Ehrfurcht nicht verhehlen. Verzweiflung kroch durch ihre Eingeweide, diese Armee hatte sie sich anders ausgemalt, ehe wie eine abstrakte Gang mit einem Schuss Kultverehrung. Doch mehr und mehr merkte sie dass es sich um ein echtes Heer handelte, mit Anführern die reelle Ziele verfolgten und von unsichtbaren Mächten geleitet wurden die sie und die Ruinen Rasankurs durchdrangen. Eisige Finger strichen über ihre Wirbelsäule und ließen sie zusammenzucken, sie schüttelte sich mehr vor Beklemmung denn der mitternächtlichen Kälte und zog den geflickten Umhang, den sie einem Toten abgenommen hatte, enger um ihre Schultern.
Eine Stunde nach der Ankunft des Fürsten, störte Bane die Schlummerruhe und verkündete dass der Schwarze Drache sie auserwählt hatte einen wichtigen Auftrag auszuführen. Unvermittelt sollten sie aufbrechen und weiter nach Osten marschieren um dort die gegnerischen Truppen bei Al-Cthan auszukundschaften damit der Angriff im ersten Grauen des Morgens stattfinden konnte und klar sein würde auf wie viel Widerstand sie stießen. Hatten sie Erfolg winkte möglicherweise eine Anerkennung, ansonsten eine Strafe. Letzteres zu erwähnen war überzählig, schließlich würden sie bereits durch die Hand der Feinde sterben sollte die Erkundung fehlschlagen, so dass eine Ahndung höchstens noch an ihren Leichen vorgenommen werden konnte was wenig fruchtbringend anmutete.
Da sie sich nicht als Sprecherin für die Gruppe sah, nickte sie Bane nur verstehend zu, suggerierte ihm hiermit das sie seine Botschaft begriffen hatte und danach handeln würde. Nachdem er ihnen befohlen hatte, machte er kehrt um die Wachposten abzugehen und ihre Achtsamkeit zu überprüfen und überließ sie wieder ihrer selbst. Der Außenwelterins Blick huschte zu den blassen Profilen der anderen und ihren Lippen entglitt ein leises: „Verdammt!“ Blaues Feuer spiegelte sich in ihren Augen.
„Jetzt sind wir die ersten die zum Beil des Schlächters geführt werden. Das haben wir davon dass wir uns hervorgetan haben… Colchis! Was gibt es auch vernünftigeres als nachts in die Wüste hinauszumarschieren, in der jagende Bestien umherstreifen, klaffende Spalten sich auftun können, Treibsand unter unseren Füßen lauert und mordlüsterne Nomaden auf unsere Häute aus sind.“ Übelgelaunt wühlte sie in ihrer Tasche herum, entnahm einem Futteral eine schmale Ampulle und setzte diese in den Injektor ein, den sie mit ihrer Habe wiedererhalten hatte. Die farblose Flüssigkeit schoss mit einem Zischen in ihre Blutbahn. Es war Jahre her seit sie sich Satrophin das letzte Mal gespritzt hatte, damals noch zu Zeiten des Widerstandes auf Azazer Decimus, nun hoffte sie dass das Zeug ihr erneut einen guten Dienst erwies und sie die nächsten Stunden überleben ließ.