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Jacks Hütte
#16
Verwirrend, dennoch reuselig lockend, wo ein zaghaftes Gefühl im Busen kauerte. Jener Mann, so uneigensinnig, ein Fremder unter Fremden, jemand… dessen Namen sie noch nicht gelauscht, nicht gespürt hatte im dünnen Netz ihres Verstandes. Dennoch, so vertraut. Die markanten, geschnittenen Gesichtszüge, das stilisierte Narbenmuster welches über sein einen Sehfeld herabschlängelte, düstere, verdrehte Buchstaben, welche auf vornehmlich unbegreifliche Weise das Auge des Betrachters überreizten, wie zu helles Licht, ein rascher Blick in einen Himmelskörper. Rabenschwarz umspielte das buschige Haupthaar Nacken, Hals und gepanzerte Schultern, schwang sich als verlorene Locke spielerisch über seine Stirne herab, noch gezeichnet von kleineren Narben, einige verkrustet, andere bereits ausgebleichte Male. Sie rümpfte die Nase, als er ihr das seltsame Kunststoffding überzwang, dessen einer Sehrschlitz von einem grausigen Spinnennetz überzogen war. Sie sträubte sich, als er ihr einen schwere Lederkluft um die Schultern drapierte. Sie wollte kreischen, als er mit sanfter, liebkosender Macht sie auf ein grobkantiges, hölzernes Raster niederzwang. Angespannt, Beine wie Arme verwinkelt, schwer die gefilterte Luft einsaugend, sinnierte sie zum tausendsten Gedanken, doch sie wusste nichts von jenen früheren Begebenheiten, einzig jenes hier und jetzt war von Bedeutung. Nicht Vergangenheit, nicht Zukunft. Ehrwürdiger Schauder paarte sich an ihrem Rückenmark mit den eisigen Dornen, welche sich Bestien gleich in sie hinein gruben. Schwaches Keuche, ungeziemt stürzte sie halb benommen vorne weg, noch ehe jener unbekannte Günstling einschreiten konnte. Die gummierte Gesichtsmaske rammte ihr wider die Nase, sie roch ein salziges Odeur, würgte benommen hervor was sich einem ekligen Larvenbefall gleich in ihrem Halse festsetzte. Angeekelt riss sie das abscheuliche Ding, welches ihr Atem und Weitblick raubte von ihrem Antlitz, schmiss es ihm vor die Füße. Ihre langen Fingernägel bohrten sich Klauen gleich in eine hölzerne Unterlagen und buhlten dünne Spänne hervor, langsam richtete sie sich empor, glotzte ihm in das getrübte Lichterspiel von Meeresgrün und Nordhimmel. Erneut würgte sie, spie ein winziges Stückchen blutigen Etwas hervor, es schien hinfort zu kriechen, ein Käfer? Sie musste ihn verschluckt haben… Nein, er war nicht aus ihrem Halse gekrochen, ein dünner Muskel, Kinder hatten zuvor damit gespielt, sie erinnerte sich dunkel an etwas. Und an jenen neben ihr, die wilde Weise seiner Gewandung, der Waffenrock, die gepanzerte Brust, geschwärzter Harnisch. Matt lächelte sie, jenes eines unschuldigen, blutjungen Dings, welches keine Ahnung von großer Welt, Chaos und ewiger Verdammnis hat, dennoch begriff sie, sinnierte sie.

“Ich dachte… für den kurzen Moment… ein dämmriges Aufflackern heller Morgensonne, wie die goldenen Strahlen, Auroren gleich durch das undurchdringliche Schwarz eines Wolkenhimmels brachen… Ich dachte, dies sei eine unberührte Welt… am Rande einer endlosen Galaxie. Das diese freie Welt, in Händen fremder, unterdrückender, verstandsraubender Mächte sei, welche ihre verräterischen Krallen tief in ihr Fleisch geschlagen hätten… Ich dachte, eine vergessenen Namen gehört zu haben, ein ungesehenes Land in meinen Iriden… dort wo keiner lebt… und alles ist. Zwischen den Welten… unter ihnen… jenseits davon. Ich dachte das an dessen fernem Ende, ein ungeheuerliches Auge, bespickt mit Zähnen an Lidern statt, sich an den Leibern sündhafter Narren gütlich tat. Ich sah sie… einen goldenen Götzen ehren, dessen höchster Name H… Hoffnung lautete. Ich erkannte sein Gesicht… seine Wundmale… geschlagen von einem ehernen Falken, dessen Name einst über Wüsten, Täler und gewaltigen Metropolen herrschte. Vier vereint und doch getrennt, lugend am letzten Winkel, die geschlitzten Augen lechzten nach dem Heiligsten jedes gefallenen Kriegers. Und ich sah…” , zärtlich, jener Natur wie man ein zerbrechenden Ei befühlt, strich sie ihm träumerisch über das verhärmte Gesicht, “… wie süßliches Blut, getränkt von uraltem Wissen, meine…” , ihre von den Spännen blutigen Finger wie zum Rahmen erhoben, “… Lippen färbten... flüsternd in jenen Wunden. Rasankur. ”
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