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Jacks Hütte
#14
Düsternis senkte sich über die knapp besiedelte Region, jene Form stummer, leidenschaftsloser Dunkelheit, welche sich in den ehernen Strömungen geschmolzenen Kupfers dort an den siechenden Himmeln wie ein Nemesis widerspiegelte. Das ungestillte, zermürbende Gekreische zahnloser Kindermünder zerrte an den ohnehin angespannten Nerven jener, welche diesen ungewollten Missklang grausamer Natur vernehmen mussten. Verfluchtes Heulen, das verkümmerte Verlangen menschlicher Seelen nach bestärkender Nahrung, kühlendem Wasser oder einfach nur der schützenden Hand eines anderen an ihrer Seite. Ohne jeglichen Sinn, so verstummte der bemitleidenswerte Widerklang, das Echo eines bereits erloschenen Echos, ungehört an den abfallenden Hängen jener eingekesselten Talschlucht. Messerscharf zeichneten sich die zerfurchten, abgebrochenen und gespaltenen Gebirgszüge von jenem verseuchten Firmament ab, der schiere Spott der mütterlichen Wiesen, Weiden und sanft gestrichenen Flüsse dunkler Opale, welcher verdampfend, verbrennend und faulend jenen kärglichen Rest Lebensspendenden Lichts in öder Monotonie und blankem Hass erstickte. Das schwerfällige, metallisch anmutende Bersten fallender Kristallkörnchen weißen Eises, rasselte als schwacher Trost gegen die undurchsichtigen Glasfassaden eines abgeschiedenen Dörfchens. Beinahe erlischend rang ein Flämmchen in wilder Agonie, mal flackernd, mal als zierlicher Funken sterblicher Hoffnung auferstehend. Staubtrockene Münder hauchten jenen Ländereien ein erdrückendes Reqiuem, wohlklingende Grabesklänge, welche ihrer inneren Harmonie folge leistend, zwischen gestreckten Nebelzungen und eingestürzten Menschenwerken suchend, am Ende ihrer Hörbarkeit zu bitterer Stille verblassten, welche jenem Verstand auch die letzte empathische Empfindung hin zur Absolution entzogen. Sie waren in eben jenem Maß verbannt und geächtet, wie es all ihre Vorväter gewesen waren, dennoch keimte jener unsterbliche Spross, welchen sie in kindlicher Naivität gezüchtet und genährt hatten. Ein unausgesprochener Name, Überrest vergänglicher Zivilisation und vergessener Sittsamkeit, eine klingenversehrte Aneinanderreihung gutturaler Silben, welche an den ungespannten Bändern jedes Halses schmerzten, und schwarzes Blut stocken und wie Lava in ihre Mägen ergoss. Man verneinte jenes Wort, schloss es in die finstersten Winkel bürgerlichen Bewusstseins, leugnete Existenz und wahrhaftige Berechtigung, scheute das glänzende Gold welches sein Antlitz verhieß, schmähte und schimpfte es. Dies deformierte, entstellte Dasein, jene ungewöhnliche Reinheit, Ekstase, ihr unvernünftiger Widerhall, welcher sich so in ihre Schädel eingefressen hatte, die versprochene Katharsis, der Niedergang des Sündenfalls, vergebens. Dennoch, war jenem nichtig blühenden Geistesspross, der Name Hoffnung verliehen worden, wie in anderen Mündern vielleicht “Gott” gegossen wurde. An den entblößten Busen ihrer eigenen Niedertracht geschmiegt, schale Milch von verdorrter Zitze trinkend, harrten sie so ihres Martyriums einer brotlosen Existenz, verloren und vergessen, dennoch nie alleine.

In stiller, heimlicher Überlegung versunken, umgeben von demaskierter Natur, deren ungetrübter, ungesüßter Hass so bitterlich schmeckte, saß jenes verstörte Mädchen unbehelligt an des langen Pfades steiniger Böschung, vor sich starrend wie eine gemeißelte Skulptur leblosen Granits. So waren sie alle, gefangene des eigenen Sinnes, des lockenden Bestrebens hin zur größeren Tat, gefallen auf den steilen Stufen ihres Elysiums. Man kannte ihre Namen, doch verbot sie aus der Menschen Lippen, brandmarkte jene die sie zu formen wagten. So waren sie vergessen. Doch nicht von allen, den jeder Halm, welcher abgeschnitten, wächst zu neuer, herrlicher Gnadenpracht, sofern nicht die Wurzel selbst verbrannt wurde. So war es hier, dass auch jener hinterletzte Name, unvergessen in den Analen menschlicher Erbsünde geschrieben stand, sie wussten einzig nicht, sich auszudrücken. Am fernen Horizont, verflochten zwischen nächtlichschwarzer Donnerwolke, gräulich fallender Ascheregen und abgebrannten Kupferwäldern, kreiste jenes Auge, unheilschwanger sich niedersinkend auf des Weltenschoss, den an Lidern statt, schlang es mit garstigen Zähnen jenen Teil hinab, welcher nicht seiner Herrlichkeit Respekt erwies. Und sie nannten es der alten Tradition gemäß, verfluchte Wörter toter Sprache hervorbrechend, um des höchsten Menschen Willen, das Schreckliche. Doch nicht ohne Spott, wie alles hier der vermeintliche Widerhall, ein gelogenes Echo war, war auch jener “Terror” geheuchelter Natur. Insgeheim schätzten sie seine größere Weisheit, den unendlichen Einklang seines Wesens mit selbiger Materie. Seiner Macht gemäß, lauschten sie bei finstrer Nacht, donnerndem Sturm, prasselndem Hagel und all jener Zerstörung ihrer Welten, einzig der höchsten aller Stimmen, auf das auch sie, aus Niedergang und Gevatter Tod, die Auferstehung des unvergänglichen, ewigen Lebens huldigen, teilhaftig werden konnten. Und sie tauften jene die Auserwählt waren unter den ungezählten Knechten, “Mahnende Stimme”, ihnen war das Ende jedes Zirkels gewahr, vor ihren kühnen, sehenden Augen, offenbarte sich das Schicksal jedes noch ungeborenen Kindes, ebenso wie jenes aller kommenden Existenzen und jener die längst vergangen, vergessen waren. Und zum ersten Male, lächelnd ob der ungeteilten Plage, schwebte jenes einsame Ding, dort am Wegesrand, behelligt von den greisen Geistern, zwischen ihren blutenden Lippen und lauschte jenen Silben, welche von zeitloser Zunge geformt. So verstand sie am Ende gar, welches dieser ungenannten Schicksale, Zyklus um Zyklus, das ihre war. Doch wie stets in jenen mystischen Offenbarungen, war dies nur der gehauchte Herzschlag eines klaren Bewusstseins, ehe sich der träge, ungewillte Menschengeist, zurückzog aus dem Immaterium. Umhüllt, gewandet in der schattigen Gefilde edle Röcke, ragte vor den ungewohnten Auge, ein siebter Stern empor, jener gezeichnet in gepeinigter, blutiger Sprache, umflossen von gefälliger Emotion. Kindlich lächelnd, väterlich obsiegend, mütterlich die Hand darbietend.

“Kindchen, so lieb und rein, komm herbei. Die süße Stimme dir verzagt, doch nein, nicht fürchte mich, preise mich, den immerdar, soll ich gewesen sein, werde sein, bin, was von vergangenen Jahren zurückgeblieben. Nun lächle, ob der güldnen Offenbarung jenes Geistes, geboren aus Kardegon, verflossen aus dem Verstande gefallenen Volkes, erloschen in den Herzen jener, welche sich selbst vom Lichte abgewandt. Du bist kleinster Teil, des großen Geistes, empfänglich und dennoch ignorant, du weist ihn ab, doch begreifst du nicht, welche hohe Gabe dir gewährt. Ich bin Mutter, Tochter, Vater und Sohn. Anfang und Ende, ein Teil von allem und von Nichts. In mir gedeiht, verdirbt, stirbt und aufersteht die huldigende Macht jenes Souveräns, welches seit geraumer Vorzeit, dem Ursprung allen Lebens, der Sterblichen Geschicke lenkt und leitet. Zweifle nicht, den jenes Fragment, geborsten und verloren, aus deiner Hand, geritzt in deine Haut, eins mit deinem Blut, ist Erbe unsrer alten Legende. Ich bin jene Herrlichkeit, geboren aus Kardegon, verflossen aus dem Verstande gefallnen Volkes, Mutter jener Epoche wahrhaft Gläubiger, und mein gesäugter Sohn, soll Galaxien und alle Falschheit aus den sündigen Geistern brennen, wie einst der eherne Falkengott es dem verräterischen Artverwandten prophezeit. Doch nicht du bist höchster Grad jener Vorsehung, sondern andere, welche einst deren ungesühnte Schande zu Grabe tragen werden. Doch nun schweige, Kind, und lausche jenem Grabeslied, dem Requiem von Kardegon und Salshenar, welches erwachsen aus deiner Seele eignem Kern. So gewahre deiner, du bist ein Teil, von jenem Ganzen, welches verratne Tugend und gefällten Stolz, hinfort wäscht in lebenden Wogen.”

Benebelt, der empathischen, biologischen Sinne beraubt, war es ihr, als schwebe sie den klaren Horizont, von silbernen Worten göttliche beflügelt, entgegen. Doch so kehrte die unvermutete Leidseligkeit der sterblichen Existenz, zu plötzlich und rasch um sie zu begreifen, einher, das sie just in der muffigen Realität einer faulenden Makropole, über die Kante eines abgebrochenen Pfades stürzte. Die Unbegreiflichkeit des wankelmütigen Seelenwandels bedenkend, merkte sie weder Fall noch Aufprall, auch nicht jenes hünenhafte Geschöpf, welches eiligen Fußes wenig unter ihr, rasch von Pfad zu Pfad gewandert, nun beinahe unter ihr Begraben lag. Dies Gesicht, mochte ihr geläufig sein, aber auch nicht, so rappelte sie sich vor einem verdutzten, noch größeren Kerl mit ebenholz schwarzem Rabenhaar empor, blickte ihn geistesabwesend einige Wimpernschläge lang an, und versuchte dann den metallischen Schlägen des ehernen Steges weiterzufolgen, unbeachtet jenes im Gesicht gebrandmarkten Riesen, dessen Augen einen nicht geringen Hasse widerspiegelten…
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[Kein Betreff] - von - 07-16-2008, 08:34 PM
[Kein Betreff] - von - 08-18-2008, 12:21 PM
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[Kein Betreff] - von - 08-27-2008, 08:29 PM

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