07-14-2009, 11:12 PM
Die zusammengewundene Kreatur, verknotet gleich einem lässigen Tauwerk irgendeines ertragreichen Fischschoners, besaß für eine sogenannte “Mindere Lebensform” erstaunliche Intelligenz. Zumindest vermochte sie es, die gegenwärtige Situation gebührlich abzuschätzen, selbst wenn dies einzig am verströmten Adrenalin, sowie dem süßlich flavorierten Angstschweiß lag, welche doch deutliche pheromonbasierende Spuren absonderten. Durch die abgestuft temperierte Kolorierung, wenn man sich diese Art der “Vision” derlei vorstellen mochte, ließ darüber hinaus relativ wenige Interpretationsmöglichkeiten, was immer diese merkwürdigen “Warmblüter” dabei empfanden, heizte ihre blutvollgesogenen Leiber unterbewusst zusehends auf, allein einige brannten heller den so manches entfachte Schmiedefeuer und bildeten ein regelrechtes Ultraviolettesleuchtfeuer. Ein unendlich langgezogenes, für menschliche Wahrnehmung unvorstellbares Geräusch, welches durch stechenden Schall und reflektierten Widerhall ganze Straßenschluchten erzittern ließe, wäre es allein stärker, wühlte sich auf subterranische Weise durch die nähere Umgebung. Nur wenige Spannen entfernt klebte bereits verklumpter, vollgesogener Sand an der aufgerissenen Bauchseite eines zerflederten Humanoiden, welcher wohl ebenso kürzlich wie brachial sein martialisches Ableben durchleben hatte dürfen. Noch pulsierte ein zaghaftes Restflackern in seinen erschlafften Gliedern, verblassende, erkaltende Körperwärme, “Warmblut”. Die wurmartige Wesenheit verhakte die knöchernen Segmente taktvoll ineinander, kontrahierte und entspannte sich dann abermals, eine schleifende, schlängelnde, dennoch flexible und vor allem schnelle Zuckung, eine anhaltende Bewegung welche mit freiem Auge kaum wahrnehmbar erschien. Etwa auf halber Höhe zur niedergestreckten, aufgerissenen Brust des Mannes, verharrte das Geschöpf sichtlich neugierig. Der vormals konische Hauptscheitel zog sich unter fleischig schleimigen Schmatzen allmählich zurück, bildete wie an einem Stiefel eine umgekrempte Stulpe, während sich vier annähernd sensenartige Extremitäten hervordrängten. Unwillkürliche tief fahrendes Scharren war zu vernehmen während sich die scharfen Chitinklingen aneinander rieben. Ein röhrenartig verlängertes mit spitzen Dolchen verziertes “Maul” kam im exakten Zenit zwischen allen Gliedern zum Vorschein, eines jener kreisrunden, saugenden Wurmmäuler wie man es ansonsten lediglich von kleineren Vertretern der sogenannten “Blutegel” kannte. Diese winzige, ekelhafte Ausgeburt schob sich anstandslos gleich einem fallenden Schatten unter die unübliche Gewandung des Verstorbenen, wo sie sich in Zwischenraum beider Schulterplatten festsetzte und durch das zart wonnige Fleischgewebe fraß. Auf eine derartige, Pathologen würden es grobschlächtige nennen, Weise errang das Geschöpf Zugang zu den senkrecht verlaufenden, meterlangen Nervensträngen welche das Rückenmark durchflossen und fraß sich innerhalb dieser Stränge bis an den Ansatz des menschlichen Kleinhirnes hoch, vor welchem es scheinbar innehielt, dabei allerdings eine längliche, fleischige Absonderung hinterlassen hatte, welche entfernt an eben jenes Nervengewebe erinnerte, und dies mit dem Kleinhirnansatz “verwob”, ehe es die bedauerlichen Überreste des Großhirns konsumierte. Bereits wenige Minuten nach ersten “Befühlung” der potenziellen Beute, erwachte der vormals leblose Leichnam zu mystischem, erschreckendem neuen Leben. Irgendwie physiologisch unwirklich wankte der Leib dabei gleich einem Betrunken herum, ehe er sich eine halbwegs annehmliche Fortbewegungsweise “angewöhnte”…