08-06-2016, 10:50 PM
Eine der vielen düsteren Säulenhallen.
Rasankur belebte sich, doch der gewaltige Palast schien trotz des regen Betriebs in seinem Inneren noch immer ganze Flügel, Hallen und ungezählte Räume zu besitzen, die den Anschein machten als seien sie seit dem Fall der Stadt nicht mehr betreten wurden. Gewiss, einige waren grob gereinigt wurden, in anderen sah man Fußabdrücke im Staub, oder notdürftig zur Seite geräumte, längst zerfallene Möbel. Dennoch atmeten diese Bereiche vergangene Zeiten aus, sprach wortlos von alten Tagen und einstiger Größe. Zu einem dieser Palastabschnitte hatte der Diener Circe geschickt. Er selbst hatte ihr nur eine Tür gewiesen und ihr gesagt, dass man sie dort erwarte und sie damit sich selbst überlassen. Nun schritt sie durchs Halbdunkel, vorbei an einem steinernen Relief, auf dem maskierte Rasankuri sich unter dem Banner eines Kriegers mit zwei Köpfen scharten. Licht gab es nur spärlich, wo es in schrägem Winkel durch verzierte Rundungen fiel und schwebenden Staubpartikeln eine Bühne für ihren Tanz bot.
Mädchen!
Das Wort war kein Flüstern, es war weniger als das. Rieselnder Sand in eine sinnhafte Bedeutung gebracht, nur durch die absolute Stille dieses Ortes überhaupt hörbar gemacht.
Der Ursprung des Wortes lag in einer Statur, die mit schmerzverzerrtem Gesicht einen Torbogen stützte.
Nein halt!
Natürlich hatte nicht der Stein gesprochen, doch die Person, die in der Armbeuge des leblosen Riesen hockte war deswegen nicht weniger grotesk. Es bedurfte zweifachen Hinsehens um Konturen zu erkennen. Auf den ersten Blick schien da ein menschengroßer Vogel zu hocken, sich in sein aufgeplustertes Gefieder schmiegend, die Frau mit leicht schräg gelegtem Kopf betrachtend.
Bleib dort stehen, wir wollen reden. Was Worte überbrücken kostet Klingen Zeit. Sicherheit für beide. Er, wenn es denn ein „Er“ war, ruckte aus seiner Verharrung und kroch wie eine Spinne, Kopf über, die Figur herunter. Dabei waren seine Bewegungen abgehackt, wie bei einem ungleichmäßig abgespieltem Film. Er entschwand aus dem Blickfeld als er am hinteren Teil der Statur seinen Weg fortsetzte und kam dann am Sockel wieder zum Vorschein.
Nun hatte Circe einen besseren Blick auf die sonderbare Gestalt. Was man für ein Federkleid hatte halten können war eine Art Umhang, wenn auch scheinbar einer Federtracht nachempfunden. Die einzelnen Federn bestanden offensichtlich aus separaten Metallstreifen, deren glitzernde Kanten auf äußerste Schärfe hindeuteten. Dass dieser obskure Anzug beim Abstieg kein wirkliches Geräusch verursacht hatte schien den Gesetzen der Physik zu widersprechen.
Ich bin GIX, säuselte er Da'i, Meistermörder, Tod im Dunkeln, Tod bei hoher Sonne, verderbender Gedanke des Schwarzen Drachen. Trug er eine Maske? Oder war dieser Schädel, der an den skelettierten Kopf eines Vogels mit gebogenem Schnabel gemahnte, teil seiner Physiognomie?
Unser Herr befielt, ein Mann stirbt, unser Herr wünscht, eine Frau vergeht, unser Herr verlangt, ein Kind atmet nicht mehr. Wir sind unsichtbar, eins mit dem Schatten, geboren von Mutter Nacht. Er machte eine Pause, als sei diese Erklärung seiner Selbst ein Ritus, welches man vor das eigentliche Gespräch zu setzen habe.
Was wir nicht vermögen ist es uns unter die Menschen zu mischen. Wir können unsichtbar sein, aber nur wenige können sich zwischen das Volk begeben, mit den Menschen reden und erfahren was man erfahren muss. Wir sind scharfe Klauen, hackende Schnäbel aber keine Ohren.
Der Drachen aber muss hören, muss wissen.
Du wirst für ihn hören.
Eine Ehrung, Gefahr, Privileg, Strafe, Fluch, Segnung.
Gehe hinab in die Stadt, zu einer Frau namens Nagair, Schlange, Giftmischerin. Ihre Essenz bedeckt unsere Klingen. Aber auch viele andere nutzen ihre Gaben, verfolgen eigene Ziele.
Ziele, die der Schwarze Drachen zu erfahren wünscht.
Daher wirst du zu Nagari gehen. Dich ihr andienen, ihr gefällig sein, ihr Lakai werden, wenn es sein muss. Deine Loyalität aber liegt im Palast.
Sei aufmerksam, sei uns Ohren und Augen. Jemand hat einen Anschlag auf das Anwesen des Naradas verübt, seine Diener getötet.
Ist das gut oder schlecht?
Wer treibt eigene Interessen voran? Das gilt es zu erfahren. Dafür leuchtet dir Belohnung und Anerkennung des Palastes.
Rasankur belebte sich, doch der gewaltige Palast schien trotz des regen Betriebs in seinem Inneren noch immer ganze Flügel, Hallen und ungezählte Räume zu besitzen, die den Anschein machten als seien sie seit dem Fall der Stadt nicht mehr betreten wurden. Gewiss, einige waren grob gereinigt wurden, in anderen sah man Fußabdrücke im Staub, oder notdürftig zur Seite geräumte, längst zerfallene Möbel. Dennoch atmeten diese Bereiche vergangene Zeiten aus, sprach wortlos von alten Tagen und einstiger Größe. Zu einem dieser Palastabschnitte hatte der Diener Circe geschickt. Er selbst hatte ihr nur eine Tür gewiesen und ihr gesagt, dass man sie dort erwarte und sie damit sich selbst überlassen. Nun schritt sie durchs Halbdunkel, vorbei an einem steinernen Relief, auf dem maskierte Rasankuri sich unter dem Banner eines Kriegers mit zwei Köpfen scharten. Licht gab es nur spärlich, wo es in schrägem Winkel durch verzierte Rundungen fiel und schwebenden Staubpartikeln eine Bühne für ihren Tanz bot.
Mädchen!
Das Wort war kein Flüstern, es war weniger als das. Rieselnder Sand in eine sinnhafte Bedeutung gebracht, nur durch die absolute Stille dieses Ortes überhaupt hörbar gemacht.
Der Ursprung des Wortes lag in einer Statur, die mit schmerzverzerrtem Gesicht einen Torbogen stützte.
Nein halt!
Natürlich hatte nicht der Stein gesprochen, doch die Person, die in der Armbeuge des leblosen Riesen hockte war deswegen nicht weniger grotesk. Es bedurfte zweifachen Hinsehens um Konturen zu erkennen. Auf den ersten Blick schien da ein menschengroßer Vogel zu hocken, sich in sein aufgeplustertes Gefieder schmiegend, die Frau mit leicht schräg gelegtem Kopf betrachtend.
Bleib dort stehen, wir wollen reden. Was Worte überbrücken kostet Klingen Zeit. Sicherheit für beide. Er, wenn es denn ein „Er“ war, ruckte aus seiner Verharrung und kroch wie eine Spinne, Kopf über, die Figur herunter. Dabei waren seine Bewegungen abgehackt, wie bei einem ungleichmäßig abgespieltem Film. Er entschwand aus dem Blickfeld als er am hinteren Teil der Statur seinen Weg fortsetzte und kam dann am Sockel wieder zum Vorschein.
Nun hatte Circe einen besseren Blick auf die sonderbare Gestalt. Was man für ein Federkleid hatte halten können war eine Art Umhang, wenn auch scheinbar einer Federtracht nachempfunden. Die einzelnen Federn bestanden offensichtlich aus separaten Metallstreifen, deren glitzernde Kanten auf äußerste Schärfe hindeuteten. Dass dieser obskure Anzug beim Abstieg kein wirkliches Geräusch verursacht hatte schien den Gesetzen der Physik zu widersprechen.
Ich bin GIX, säuselte er Da'i, Meistermörder, Tod im Dunkeln, Tod bei hoher Sonne, verderbender Gedanke des Schwarzen Drachen. Trug er eine Maske? Oder war dieser Schädel, der an den skelettierten Kopf eines Vogels mit gebogenem Schnabel gemahnte, teil seiner Physiognomie?
Unser Herr befielt, ein Mann stirbt, unser Herr wünscht, eine Frau vergeht, unser Herr verlangt, ein Kind atmet nicht mehr. Wir sind unsichtbar, eins mit dem Schatten, geboren von Mutter Nacht. Er machte eine Pause, als sei diese Erklärung seiner Selbst ein Ritus, welches man vor das eigentliche Gespräch zu setzen habe.
Was wir nicht vermögen ist es uns unter die Menschen zu mischen. Wir können unsichtbar sein, aber nur wenige können sich zwischen das Volk begeben, mit den Menschen reden und erfahren was man erfahren muss. Wir sind scharfe Klauen, hackende Schnäbel aber keine Ohren.
Der Drachen aber muss hören, muss wissen.
Du wirst für ihn hören.
Eine Ehrung, Gefahr, Privileg, Strafe, Fluch, Segnung.
Gehe hinab in die Stadt, zu einer Frau namens Nagair, Schlange, Giftmischerin. Ihre Essenz bedeckt unsere Klingen. Aber auch viele andere nutzen ihre Gaben, verfolgen eigene Ziele.
Ziele, die der Schwarze Drachen zu erfahren wünscht.
Daher wirst du zu Nagari gehen. Dich ihr andienen, ihr gefällig sein, ihr Lakai werden, wenn es sein muss. Deine Loyalität aber liegt im Palast.
Sei aufmerksam, sei uns Ohren und Augen. Jemand hat einen Anschlag auf das Anwesen des Naradas verübt, seine Diener getötet.
Ist das gut oder schlecht?
Wer treibt eigene Interessen voran? Das gilt es zu erfahren. Dafür leuchtet dir Belohnung und Anerkennung des Palastes.