01-24-2009, 11:16 PM
[CENTER]Zur selben Zeit innerhalb der zweifelhaften Sicherheit der Stadtmauern...[/CENTER]
Imhal, genannt der Krüppel, da seine linke Körperhälfte schlaff wie eine feuchte Bogensehne war. Warum auch immer man diesen an sich nutzlosen Lümmel beständig mitschleppte entzog sich ohnehin dem Verständnis seiner kriegerischen Brüder. Selbst der andere, der normalerweise Schwertarm getauft wurde, war durch kuppelartige Wucherungen entlang der Gelenkskapseln gewissermaßen degeneriert und zu schwach jegliche schmerzhafte Waffe zu führen. Dies bedeutete für gewöhnlich einen raschen, überhasteten Tod durch die Stammesältesten, doch in diesem besonderen Falle waren es schicksalhafte Omen gewesen, welche sie davon abhielten den invalidisierden Knaben einfach auszusetzen. Ein aschgrauer Carnak war einem der erhabenen Alten in traumwandlerischer Zwischenwelt erschienen, ein archaisches Zeichen des Todes, wenngleich sie nicht wirklich zu deuten vermochten was dies bedeuten konnte, gewährten sie Imhal das Leben. So wuchs der untätige nichtsnutzige Knabe beim Weibervolk auf, wurde zusehends verzärtelt, verhätschelt und von allen anderen, mannhaften Burschen, gehänselt und geneckt, ganz wie man es eben überall und aller Zeiten tat. Wie es in seiner Natur lag, vermochte sich Imhal weder zu verteidigen, noch zeigte er jegliche Neigung zu einer derartigen Tat, stattdessen verkroch er sich in den Faltensaum des mütterlichen Burnus, erhoffte sich somit in Ruhe gelassen zu werden, während die aufgebracht kreischenden Weiber die Tunichtgute vertrieben. So war es immer schon gewesen, würde es auch immer bleiben, Imhal der Schwächliche, Imhal der Narr, Imhal der Krüppel. Zu nichts zu gebrauchen, und das schon seit gut vierzehn Jahren.
Inzwischen war er gesellschaftlich wenigstens bis zu einem gewissen Grade anerkannt, degradiert zum Fleischergehilfen, dieses Los war den wenigsten vergönnt gewesen, den viele andere Invaliden wurden eher Werkstoff des selbigen Meisters. Nicht jedoch er, man mochte ihn, immerhin war er fleißig, ja, wischte immer zu den schmutzig gewordenen Vorhof des ausladenden Blutzeltes. Manchmal erhielt er dafür sogar einige kupferne Münzenstücke. Die anderen Gehilfen waren ebensolche Versager wie er selbst, mutierte Groteske, welche keiner rationellen oder wirklich nützlichen Arbeit nachgehen konnten, aber aus welchen Gründen auch immer dennoch nicht “unfunktioniert” wurden. Vermutlich unterlagen sie ebensolchen Omen, welche trotz des neuen Gottesherrschers nicht gänzlich auskuriert worden waren. Noch immer förderte man den blasphemischen Aberglauben, verherrlichte in der nächtlichen Abgeschiedenheit der beduinischen Yurte einzelne Stammesgötzen und brachte ihnen auch Speisereste oder kleinere Wertgegenstände als Opfergaben dar.
Soeben war er wieder einmal, wie viele andere Tage zuvor auch, mit dem anfallenden Entleeren der wenigen Schlächtereiabfälle beschäftigt, eine für die meisten Menschen ekelerregende Brühe aus unterschiedlichsten, ungenießbaren Körperteilen, aber auch größeren Knorpeln und Wirbelfragmenten. Weniges wurde nicht durch die kannibalische Natur der Rasankuri verwertet, doch sofern minderes Menschengut, wie etwa jene mutierten Fremdweltler geschlachtet wurden, mussten angewachsene Giftdrüsen oder besonders gefährdende Knochenstücke herausgelöst werden, welche anschließend in die nahen Kanalisationen gegossen wurden. Einen von Fliegenschwärmen dick verunreinigten Blecheimer voll derartiger Abfälle schleifte das geplagte Geschöpf eben an den Sandstein gemauerten Brunnensims, einer unvergitterten Einlassöffnung für das stets pestilente Unterreich menschlichen Auswurfes, ungezählter Schleimabsonderlichkeiten und anderem aasfressenden Getier, welches im verstreichen der letzten Äonen dort noch fürstlich hausen konnte, in Relation zu den umliegenden Brachländern. Tatsächlich jedoch, sollte Imhal sein anvertrautes Werk nicht mehr vollenden können.
Gerade als er das zerbeulte Blechbehältnis auf der brüchigen Außenkante abstellte, schweifte sein lediglich halbgeöffnetes linkes Auge, das andere war ohnedies vom grauen Star zerfressen und getrübt, vollzog sich ein dahin schleichender Wandel des ansonsten reglosen Mauerwerks der verfallenden Innenstadt. Es war als würden sich vereinzelte Schemen entlang der losen Steinanhäufungen stehen gelassener Reparaturarbeiten winden. Verwundert strich er sich mit der einen gesunden Hand über das ausgetrocknete Augenlid, grunzte einen unkoscheren Ton ignoranten Missbehagens und glotzte dann mit gänzlich geöffneten Pupillen. So es jedoch die nächtlichen Schreckensgötter wollten, vermochte seine irdische Stimme nicht mehr den warnenden Klagelaut auszustoßen, welcher ihm dieser Atemzüge durch Nervenstränge bis ins Hirn empor quoll. Empört gurgelnd nahm er weder begreifliche Notiz noch bekümmernden Schmerz wahr, als sich ein metallisches Drähtchen, kaum dicker den die Breite eines Fingernagels, durch seinen pusteligen Hals fraß.
Der vermummte Wüstensohn, welcher ihn rechtshändig die Brust stützte, ließ das Schmiedegeflecht laut- und emotionslos in einem sauberen, mechanisch wirkenden Schnitt durch sämtliche lebenswichtigen Stränge und Kanäle gleiten, gerade wie es ein geschickter Fleischer mit seinem Schlachtvieh vollzog, ehe er den erschlaffenden, leblosen Leichnam des Krüppels vornüber in den Zugangsschacht stürzen ließ, um abschließend die mitgebrachten Abfälle darüber zu ergießen. Ohne ein verräterisches Ausatmen oder sonstiges signifikantes Geräusch, gab die verhüllte Gestalt über Jahre hinweg einstudierte und praktizierte Fingergesten weiter, woraufhin sich eine kleinere Anzahl derartiger Gestalten von den angrenzenden Gemäuern löste und die Straße hinab in Richtung des göttlichen Palastes strömte…
Imhal, genannt der Krüppel, da seine linke Körperhälfte schlaff wie eine feuchte Bogensehne war. Warum auch immer man diesen an sich nutzlosen Lümmel beständig mitschleppte entzog sich ohnehin dem Verständnis seiner kriegerischen Brüder. Selbst der andere, der normalerweise Schwertarm getauft wurde, war durch kuppelartige Wucherungen entlang der Gelenkskapseln gewissermaßen degeneriert und zu schwach jegliche schmerzhafte Waffe zu führen. Dies bedeutete für gewöhnlich einen raschen, überhasteten Tod durch die Stammesältesten, doch in diesem besonderen Falle waren es schicksalhafte Omen gewesen, welche sie davon abhielten den invalidisierden Knaben einfach auszusetzen. Ein aschgrauer Carnak war einem der erhabenen Alten in traumwandlerischer Zwischenwelt erschienen, ein archaisches Zeichen des Todes, wenngleich sie nicht wirklich zu deuten vermochten was dies bedeuten konnte, gewährten sie Imhal das Leben. So wuchs der untätige nichtsnutzige Knabe beim Weibervolk auf, wurde zusehends verzärtelt, verhätschelt und von allen anderen, mannhaften Burschen, gehänselt und geneckt, ganz wie man es eben überall und aller Zeiten tat. Wie es in seiner Natur lag, vermochte sich Imhal weder zu verteidigen, noch zeigte er jegliche Neigung zu einer derartigen Tat, stattdessen verkroch er sich in den Faltensaum des mütterlichen Burnus, erhoffte sich somit in Ruhe gelassen zu werden, während die aufgebracht kreischenden Weiber die Tunichtgute vertrieben. So war es immer schon gewesen, würde es auch immer bleiben, Imhal der Schwächliche, Imhal der Narr, Imhal der Krüppel. Zu nichts zu gebrauchen, und das schon seit gut vierzehn Jahren.
Inzwischen war er gesellschaftlich wenigstens bis zu einem gewissen Grade anerkannt, degradiert zum Fleischergehilfen, dieses Los war den wenigsten vergönnt gewesen, den viele andere Invaliden wurden eher Werkstoff des selbigen Meisters. Nicht jedoch er, man mochte ihn, immerhin war er fleißig, ja, wischte immer zu den schmutzig gewordenen Vorhof des ausladenden Blutzeltes. Manchmal erhielt er dafür sogar einige kupferne Münzenstücke. Die anderen Gehilfen waren ebensolche Versager wie er selbst, mutierte Groteske, welche keiner rationellen oder wirklich nützlichen Arbeit nachgehen konnten, aber aus welchen Gründen auch immer dennoch nicht “unfunktioniert” wurden. Vermutlich unterlagen sie ebensolchen Omen, welche trotz des neuen Gottesherrschers nicht gänzlich auskuriert worden waren. Noch immer förderte man den blasphemischen Aberglauben, verherrlichte in der nächtlichen Abgeschiedenheit der beduinischen Yurte einzelne Stammesgötzen und brachte ihnen auch Speisereste oder kleinere Wertgegenstände als Opfergaben dar.
Soeben war er wieder einmal, wie viele andere Tage zuvor auch, mit dem anfallenden Entleeren der wenigen Schlächtereiabfälle beschäftigt, eine für die meisten Menschen ekelerregende Brühe aus unterschiedlichsten, ungenießbaren Körperteilen, aber auch größeren Knorpeln und Wirbelfragmenten. Weniges wurde nicht durch die kannibalische Natur der Rasankuri verwertet, doch sofern minderes Menschengut, wie etwa jene mutierten Fremdweltler geschlachtet wurden, mussten angewachsene Giftdrüsen oder besonders gefährdende Knochenstücke herausgelöst werden, welche anschließend in die nahen Kanalisationen gegossen wurden. Einen von Fliegenschwärmen dick verunreinigten Blecheimer voll derartiger Abfälle schleifte das geplagte Geschöpf eben an den Sandstein gemauerten Brunnensims, einer unvergitterten Einlassöffnung für das stets pestilente Unterreich menschlichen Auswurfes, ungezählter Schleimabsonderlichkeiten und anderem aasfressenden Getier, welches im verstreichen der letzten Äonen dort noch fürstlich hausen konnte, in Relation zu den umliegenden Brachländern. Tatsächlich jedoch, sollte Imhal sein anvertrautes Werk nicht mehr vollenden können.
Gerade als er das zerbeulte Blechbehältnis auf der brüchigen Außenkante abstellte, schweifte sein lediglich halbgeöffnetes linkes Auge, das andere war ohnedies vom grauen Star zerfressen und getrübt, vollzog sich ein dahin schleichender Wandel des ansonsten reglosen Mauerwerks der verfallenden Innenstadt. Es war als würden sich vereinzelte Schemen entlang der losen Steinanhäufungen stehen gelassener Reparaturarbeiten winden. Verwundert strich er sich mit der einen gesunden Hand über das ausgetrocknete Augenlid, grunzte einen unkoscheren Ton ignoranten Missbehagens und glotzte dann mit gänzlich geöffneten Pupillen. So es jedoch die nächtlichen Schreckensgötter wollten, vermochte seine irdische Stimme nicht mehr den warnenden Klagelaut auszustoßen, welcher ihm dieser Atemzüge durch Nervenstränge bis ins Hirn empor quoll. Empört gurgelnd nahm er weder begreifliche Notiz noch bekümmernden Schmerz wahr, als sich ein metallisches Drähtchen, kaum dicker den die Breite eines Fingernagels, durch seinen pusteligen Hals fraß.
Der vermummte Wüstensohn, welcher ihn rechtshändig die Brust stützte, ließ das Schmiedegeflecht laut- und emotionslos in einem sauberen, mechanisch wirkenden Schnitt durch sämtliche lebenswichtigen Stränge und Kanäle gleiten, gerade wie es ein geschickter Fleischer mit seinem Schlachtvieh vollzog, ehe er den erschlaffenden, leblosen Leichnam des Krüppels vornüber in den Zugangsschacht stürzen ließ, um abschließend die mitgebrachten Abfälle darüber zu ergießen. Ohne ein verräterisches Ausatmen oder sonstiges signifikantes Geräusch, gab die verhüllte Gestalt über Jahre hinweg einstudierte und praktizierte Fingergesten weiter, woraufhin sich eine kleinere Anzahl derartiger Gestalten von den angrenzenden Gemäuern löste und die Straße hinab in Richtung des göttlichen Palastes strömte…