11-11-2008, 02:47 AM
Obgleich sich der schmalwangige Gestrandete von Pryarch in den folgenden drei Tagen ihres Aufenthalts immer weniger daran erinnern mochte wer diese unheildrohenden bis bedeutungsschweren Worten ihm eingeflüstert hatte, schlichen sie doch mit einer Signifikanz und Vehemenz durch seine Hirnwindungen, die es ihm kaum ermöglichten sie zu irgendeinem Zeitpunkt zu ignorieren. Es war gleichgültig ob er den riesigen, düsteren Betsaal mit seinen unzähligen schimmernden Kerzen, den Steinmetzarbeiten von Leidenden die Heilige um Gnade und Erbarmen anflehten und den großartigen hohen Buntglasfenstern, die Szenerien aus dem Leben eines ehrwürdigen Geweihten auf seiner von Kummer und Gram geprägten Reise bis hin zur Selbstaufopferung und Erlösung schilderten, seine Achtung schenkte, in der Küche Nahrung für Hungerleidende vor den Toren der Kathedrale besorgte oder sich mit einem Bruder zusammensetzte um gemeinsam zu beten um den vergangenen Sünden abzuschwören und zu bereuen. Immer wieder pochte dieses Unwohlsein unter seiner Kopfhaut, ein ziehender Schmerz und manchmal war es gar derartig unsäglich, das sich die Welt um ihn herum zu verzerren schien. In jenen Augenblicken, wenn er rechtzeitig merkte dass sich solch ein Paroxysmus ankündigte, schloss er rasch die Augen, klammerte sich an sich selbst fest und versuchte mit aller geistiger Gewalt sich dagegenzustemmen, denn das was diese Anwandlung ihm aufzeigte, was es aus dem ihm umgebenen materiellen Universum machte, war nicht für rechtschaffende Augen bestimmt.
Beim ersten Mal, als er noch nicht gewusst hatte was es ihm offenbarte, hatte es ihn völlig unvorbereitet getroffen und ihn wie einen Nervenkranken konvulsivisch zucken lassen, seine Eingeweide hatten sich verknotet – zumindest war es ihm so vorkommen – , seine Poren hatten in Flammen gestanden und seine Nägel hatten verkrampft über die Holzbank gekratzt auf der er nichtsahnend gesessen hatte, bis sie gerissen und Splitter in seine wunden Fingerkuppen gedrungen waren. Eine Schwester hatte seinen „Anfall“ bemerkt und war unverzüglich zu Hilfe geeilt.
Ihr hatte er zu verdanken dass er seine Finger momentan überhaupt noch benutzen konnte, dessen ungeachtet waren die Tantalusqualen der geborstenen Nägel während der Offenbarung seine belangloseste Sorge, die Schmerzen hatten zur Symphonie des Grauens beigetragen die sich ihm in den großen Halle kreischend, jauchzend und stöhnend präsentiert hatte. Steinerne Gesichter in Nischen und Wänden hatten urplötzlich begonnen zum Leben zu erwachen, hatten ihre statischen Hälse gewunden, poröse Lippen hatten angefangen zu lächeln und zu weinen, die Funken der Kerzen waren vom einen heulenden, purpurnen Windhauch erfasst worden, der sie pathetisch auflodern und dann in Hitze implodieren ließ, das heißer Wachs durch den Saal spritzte, herniederregnete auf sich ringelnde, windende und krümmende Leiber, deren nackte Häute oder Schuppengeflechte im niederträchtigen Scheine schillerten während über all dem eine Figur, eine finstere Silhouette vor den wabernden Farbspiel des Warp, durch die umlaufende Fenstergalerie wandelte und eine Schandtat nach der anderen beging, alles im Zeichen der Würde und des Anstandes. Es war eine zutiefst beunruhigende Heimsuchung gewesen, eine die seinem Verstand gewisslich nicht gut getan hatte. Anderseits was sollte er schon erwarten, gerade er, der sich aus freien Willen der Verderbnis zwischen den Sternen angeschlossen hatte.
Jenen die immer nur hassten, immer nur wutentbrannt waren und immer nur töten wollten? Es reichte schon aus einmal zu oft auf die falsche Stelle eines Schriftzuges der dunklen Sprache zu schauen um einen beträchtlichen Teil seines selbst zu vergiften. Eine solche Erfahrung hatte er schon in einer abstrusen Spelunke auf der Zuflucht gemacht. Wie konnte er da die Anmaßung vertreten, er würde nicht früher oder später selbst infiziert? Er war umgeben vom Chaos, hatte sich ihnen angebändelt, mitterlweile folgten sie ihm und seinem Wort sogar. Er wollte sie stützen, ihnen wieder zur Macht verhelfen… oder war es etwas gänzlich anderes was ihn antrieb? War es nicht vielmehr das eigene Begehr?
Sah er ihn diesen deformierten, pervertierten Kreaturen nicht eher eine schlagkräftige Unterstützung die er nach seinem Ermessen einsetzen konnte? Quasi als verlängerter Arm seiner selbst? Ja, so musste es sein. Er handelte augenblicklich für keinen der sogenannten Chaosgötter, wenigstens wüsste er nicht zu benennen wem er seine Treue verpfändet hätte. Aber vielleicht forderte das Empyrean allmählich seinen Tribut. Ließ ihn probekosten was es hieß, eine Schar des Wahnsinns anzuführen...
„Hey“ grüßte ihn Garoe Recyle und gesellte sich dem lustwandelnden Jarred zur Seite. Sein graues Gesicht war verhärmt. Die Spitzen seines markanten Schnauzbartes hingen schlaff herab und verstärkten den Eindruck seines Missfallens noch.
„Was ist mir dir? Bedrückt dich etwas? Eine unerwiderte Liebe zu einer der Schwestern?“ erkundigte sich der Azazerner mit einem musternden Flankenblick.
Der Maschinenwart rümpfte die derbe Nase. „Ach was, sie haben unsere Waffen… das gefällt mir nicht… liegt mir wie ein Asteroid im Magen… außerdem erschöpfen mich diese verfluchten Gebete… ich konnte sowas noch nie… kann ich etwa was dafür das ich gerne spiele? Gern auf Risiko gehe? Jetzt soll ich auch noch Sühne dafür zeigen das ich mein beschissenes Leben verzockt habe… und das anderer… dieser Ort ist widerlich, wir sollten ihn niederbrennen, uns aber vorher mit den ganzen Zierrat eindecken.“
Jarred lachte leise. „Mir behagt dieser Platz auch nicht besonders Garoe, jedoch sehe ich noch eine Verwendung für ihn. Er kann uns noch sehr nützlich sein. Im Moment erweckt er nicht diesen Anschein, aber das kommt schon noch. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl das jene Steine noch eine Menge Geheimnisse verbergen, die wir lüften müssen. Außerdem, glaubst du wirklich wir hätten auch nur eine Minute an diesem Ort ausgehalten, wenn er tatsächlich so heilig wäre wie sie behaupten?“
Auf das listige Zwinkern von seinem Begleiter hin, schoben sich die bauschigen Brauen des Technikus aneinander. „Verdammt du hast Recht! Vielleicht habe ich mir dieses schlechte Gefühl auch nur eingeredet, ich war noch nie in einem verteufelten Templum! Auch ein Grund warum ich nie zum Imperiums-Vorzeigebürger gewählt wurde… aber egal, was denkst du haben die Frömmler hier ausgefressen?“
„Konkret kann ich das nicht beantworten. Noch nicht.“ zuckte Jarred die Achseln.
„Aber Mysterien haben mich schon immer fasziniert und ich denke es wird Zeit diesem hier auf die Schliche zu gehen, denn eines ist klar, entweder kommen wir ihnen zuvor oder es ist aus mit uns!“
Beim ersten Mal, als er noch nicht gewusst hatte was es ihm offenbarte, hatte es ihn völlig unvorbereitet getroffen und ihn wie einen Nervenkranken konvulsivisch zucken lassen, seine Eingeweide hatten sich verknotet – zumindest war es ihm so vorkommen – , seine Poren hatten in Flammen gestanden und seine Nägel hatten verkrampft über die Holzbank gekratzt auf der er nichtsahnend gesessen hatte, bis sie gerissen und Splitter in seine wunden Fingerkuppen gedrungen waren. Eine Schwester hatte seinen „Anfall“ bemerkt und war unverzüglich zu Hilfe geeilt.
Ihr hatte er zu verdanken dass er seine Finger momentan überhaupt noch benutzen konnte, dessen ungeachtet waren die Tantalusqualen der geborstenen Nägel während der Offenbarung seine belangloseste Sorge, die Schmerzen hatten zur Symphonie des Grauens beigetragen die sich ihm in den großen Halle kreischend, jauchzend und stöhnend präsentiert hatte. Steinerne Gesichter in Nischen und Wänden hatten urplötzlich begonnen zum Leben zu erwachen, hatten ihre statischen Hälse gewunden, poröse Lippen hatten angefangen zu lächeln und zu weinen, die Funken der Kerzen waren vom einen heulenden, purpurnen Windhauch erfasst worden, der sie pathetisch auflodern und dann in Hitze implodieren ließ, das heißer Wachs durch den Saal spritzte, herniederregnete auf sich ringelnde, windende und krümmende Leiber, deren nackte Häute oder Schuppengeflechte im niederträchtigen Scheine schillerten während über all dem eine Figur, eine finstere Silhouette vor den wabernden Farbspiel des Warp, durch die umlaufende Fenstergalerie wandelte und eine Schandtat nach der anderen beging, alles im Zeichen der Würde und des Anstandes. Es war eine zutiefst beunruhigende Heimsuchung gewesen, eine die seinem Verstand gewisslich nicht gut getan hatte. Anderseits was sollte er schon erwarten, gerade er, der sich aus freien Willen der Verderbnis zwischen den Sternen angeschlossen hatte.
Jenen die immer nur hassten, immer nur wutentbrannt waren und immer nur töten wollten? Es reichte schon aus einmal zu oft auf die falsche Stelle eines Schriftzuges der dunklen Sprache zu schauen um einen beträchtlichen Teil seines selbst zu vergiften. Eine solche Erfahrung hatte er schon in einer abstrusen Spelunke auf der Zuflucht gemacht. Wie konnte er da die Anmaßung vertreten, er würde nicht früher oder später selbst infiziert? Er war umgeben vom Chaos, hatte sich ihnen angebändelt, mitterlweile folgten sie ihm und seinem Wort sogar. Er wollte sie stützen, ihnen wieder zur Macht verhelfen… oder war es etwas gänzlich anderes was ihn antrieb? War es nicht vielmehr das eigene Begehr?
Sah er ihn diesen deformierten, pervertierten Kreaturen nicht eher eine schlagkräftige Unterstützung die er nach seinem Ermessen einsetzen konnte? Quasi als verlängerter Arm seiner selbst? Ja, so musste es sein. Er handelte augenblicklich für keinen der sogenannten Chaosgötter, wenigstens wüsste er nicht zu benennen wem er seine Treue verpfändet hätte. Aber vielleicht forderte das Empyrean allmählich seinen Tribut. Ließ ihn probekosten was es hieß, eine Schar des Wahnsinns anzuführen...
„Hey“ grüßte ihn Garoe Recyle und gesellte sich dem lustwandelnden Jarred zur Seite. Sein graues Gesicht war verhärmt. Die Spitzen seines markanten Schnauzbartes hingen schlaff herab und verstärkten den Eindruck seines Missfallens noch.
„Was ist mir dir? Bedrückt dich etwas? Eine unerwiderte Liebe zu einer der Schwestern?“ erkundigte sich der Azazerner mit einem musternden Flankenblick.
Der Maschinenwart rümpfte die derbe Nase. „Ach was, sie haben unsere Waffen… das gefällt mir nicht… liegt mir wie ein Asteroid im Magen… außerdem erschöpfen mich diese verfluchten Gebete… ich konnte sowas noch nie… kann ich etwa was dafür das ich gerne spiele? Gern auf Risiko gehe? Jetzt soll ich auch noch Sühne dafür zeigen das ich mein beschissenes Leben verzockt habe… und das anderer… dieser Ort ist widerlich, wir sollten ihn niederbrennen, uns aber vorher mit den ganzen Zierrat eindecken.“
Jarred lachte leise. „Mir behagt dieser Platz auch nicht besonders Garoe, jedoch sehe ich noch eine Verwendung für ihn. Er kann uns noch sehr nützlich sein. Im Moment erweckt er nicht diesen Anschein, aber das kommt schon noch. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl das jene Steine noch eine Menge Geheimnisse verbergen, die wir lüften müssen. Außerdem, glaubst du wirklich wir hätten auch nur eine Minute an diesem Ort ausgehalten, wenn er tatsächlich so heilig wäre wie sie behaupten?“
Auf das listige Zwinkern von seinem Begleiter hin, schoben sich die bauschigen Brauen des Technikus aneinander. „Verdammt du hast Recht! Vielleicht habe ich mir dieses schlechte Gefühl auch nur eingeredet, ich war noch nie in einem verteufelten Templum! Auch ein Grund warum ich nie zum Imperiums-Vorzeigebürger gewählt wurde… aber egal, was denkst du haben die Frömmler hier ausgefressen?“
„Konkret kann ich das nicht beantworten. Noch nicht.“ zuckte Jarred die Achseln.
„Aber Mysterien haben mich schon immer fasziniert und ich denke es wird Zeit diesem hier auf die Schliche zu gehen, denn eines ist klar, entweder kommen wir ihnen zuvor oder es ist aus mit uns!“