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Kurzzeitquartiere
#1
Von hier

Die aufflammenden Leuchtstoffröhren erinnerten an einen unvermittelt geweckten Schlafsaal, als Kurt den schwergängigen Lichtschalter an der Wand betätigte. Einige erwachten gleich und anstandslos zum Leben, andere brauchten lange, flackerten zögernd oder in hektischen Abständen. Es brauchte bestimmt zwei Minuten, bevor alle ihren summenden Dienst aufgenommen hatten und die weitläufige Halle in hartes, grelles Licht tauchten.
Ein Speisesaal lag vor ihm, der gut und gerne zweihundert Leuten Platz geboten hätte. Zweihundert Bediensteten, die nicht in die Ränge der Techpriester gehörten, sondern bestenfalls Lakaien waren. Kurt schätzte mal, dass er zu dieser hypothetischen Masse jetzt auch gehörte. Ein Lakai der Rotroben. Auch wenn er offenkundig der einzige seiner Art war. Selbst reguläre Techpriester schien es relativ wenige zu geben.
So genau konnte er das zwar nicht beurteilen, aber er hatte den Eindruck, dass es mehr Einrichtungen verschiedenster Art gab, als Personen die sie auch wirklich nutzen konnten.
Der ganze Laden lief auf Sparflamme und hatte etwas von einer Geisterstadt. Dieser Speichellecker namens Zunu, der um Hector herumschwänzelte, als sei der ein Heiliger, hatte Kurt diesen Ort gewiesen, wie man ein nervtötendes Kind wegschickte.
Sollte ihm gleich sein.
Hauptsache es gab hier was zwischen die Kiemen. Er schritt durch die Reihen verwaister Tische und Bänke und als er im Gehen die Hand über eine Tischplatte gleiten ließ, klebte feiner Staub daran. Hier wurde saubergemacht, aber nicht in allzu geringen Abständen.
Die jenseitige Seite war mit einem Ausgabetresen versehen und bei seinem Eintreten oder wohl eher noch beim Umlegen des Schalters, war die dortige Maschinerie auch aktiv geworden. Ein Apparat, der halb Küchenmaschine und halb Atomreaktor zu sein schien und ein Servitor, der vor leeren Warmhalteschalen aus Aluminium stand und auf den Ansturm der Horden wartete, der nicht so bald kommen würde.
Kurt nahm ein Tablett vom Stapel, stellte es beiseite und nahm das darunter. Ebenso verfuhr er mit dem angeschlagenen Geschirr, das der Benutzung harrte.
Na Meister? Was kann die Küche heute empfehlen? Hoffe der Rote hatte genug Zeit zum Atmen. Sonst wird die Zunge pelzig und dann krieg ich den Kaviar nicht runter. Die Menschmaschine fixierte ihn in der Nachahmung menschlichen Verhaltens. Trübe Augen blickten durch Kurt hindurch. Die Menüauswahl ist aufgrund von reduziertem Bedarf eingeschränkt. Der Servitor sprach nicht mit künstlicher Stimme, dennoch war die Modellierung seiner Worte unnatürlich und unangenehm. So mochten die Toten flüstern.
Ach ist das so? Und was hat die Küchenfee in diesen harten Zeiten der Reduzierung gezaubert?
Der eingeschränkte Betrieb der Grundversorgung gewährleistet 1.900 Kilokalorien pro Portion. Die Geschmacksmodellierung ist limitiert.
Er griff sich Kurts Teller und langte mit der anderen nach dem Ausgabeschlauch, der aus dem Küchengerätatommeiler- Hybriden ragte. Mit einem Geräusch welches an Flatulenz gemahnte klatschte die Gerätschaft einen Fladen gelb- braunen Breis auf das Geschirr und traf auch zu einem erheblichen Teil die Hand des Servitors. Die Pampe war augenscheinlich heiß, doch der Servitor hatte die Tage solcher Probleme lange hinter sich und stellte den Teller auf Kurts Tablett zurück.
Wie bei Muttern! Kommentierte der und nahm Kurs auf den nächstbesten Stuhl. Wie lange das Zeug in dem Bottich gelagert gewesen war und wie man es so schnell schaffte, dass es heiß genug wurde um einem den Gaumen zu versengen, wollte er lieber gar nicht wissen. Er nahm einen kleinen Löffel, blies darauf und kostete. Es schmeckte nach einer Mischung aus Babybrei und Chemiemüll. Da das Auge bekanntlich mit aß, war es angeraten das Auge abzulenken. Also holte Kurt den Ordner aus der Hosentasche, denn er dort zusammengerollt aufbewahrt hatte. Dieser enthielt alles an Daten, die man ihm als kleines Licht über das öde Land zugestand.
Ein Feuerwerk an Lesespaß. Ätzender Regen, ätzender Nebel, Sandstürme die einem das Fleisch von den Knochen schmirgeln konnten. Elektrische Anomalien, Erdbeben, eine Heiterkeit namens Sanderuption, eine namens Mordwind und etwas… das gefiel ihm am besten, was sie Salzmesser nannten.
Das wohl gemerkt waren nur die „natürlichen“ Phänomene. Daneben gab es noch Wüstenrandbarbaren, Luftpiraten und Mutanten. Selbst vermeintlich Verbündete waren mit Vorsicht zu genießen, denn die großen Häuser testeten immer wieder Waffen in diesen Thron verlassenen Gegenden und ob sie vorher nachsahen, ob durch ihr Versuchsgelände irgendwelche Techpriester krebsten war stark zu bezweifeln.
Ein richtiges Zuckerbäckerland. Knurrte Kurt und stand auf um sich Nachschlag zu holen.

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Nachdem er sein Mahl beendet und sich Zeit für ein Verdauungsschläfchen gegönnt hatte, stand er vor Hectors Tür. Er betätigte den Signalgeber drei Mal, denn er hatte bereits verstanden, dass sein neuer Boss sich in seinen Forschungen zu versenken geruhte und nur schwerlich aus diesen Tiefen wieder auftauchen konnte. Irgendwann öffnete sich die Tür der Kabine und Hector stand mit gerunzelter Stirn darin. War er ungehalten wegen der Störung oder arbeitete sein Geist schlicht noch an der Lösung eines bestimmten Problems? Kurt salutierte nicht, straffte sich aber und nahm Haltung an.

Melde gehorsamst, dass ich mich heute Morgen aus der Waffenkammer der hiesigen Einrichtung ausgerüstet habe, nachdem mir Techpriester Zunu Zugang gewährt hat. Sich dazu herabgelassen hat mir die Tür aufzuschließen... der kleine Schleimscheißer. Hab mich dabei vorläufig auf persönliche Ausrüstung beschränkt und werde heute Nachmittag daran gehen die anstehende Reise mit benötigtem Material zu planen. Diese persönliche Ausrüstung bestand aus einem Schutzanzug mit optionalem Helm und Luftfilter, sowie einem Lasergewehr. In der Kammer gab es alle möglichen exotischen Mordinstrumente und Kurt gedachte davon auch einige für die Reise einzupacken. Vorerst wollte er sich aber auf die Dinge beschränken, die er kannte. Ganz hatte er Abstand genommen von etwas, dass als Radium-Waffen bezeichnet wurde und auf deren extra versiegelten Aufbewahrungsraum ein hell leuchtendes Warnschild für Radioaktivität prangte.
Danke, aber nein danke!
Die Strahlung der Wüste reichte schon. Seine Wumme musste nicht auch dafür sorgen, dass ihm die Haare aus und die Eier abfielen.
Ich bin mit dem Lasergewehr geübt und treffe für gewöhnlich worauf ich schieße. Meine Königsklasse sind aber Revolver für den Nahkampf, wenn sie verstehen. Wenn man riechen kann was langemacht werden soll. Will nicht prahlen, aber damit schieß ich nem Grot ein Auge aus, während der ein Tänzchen aufführt. Will sagen, bin schnell und gut mit so ner Musspritze. Dummerweise haben die hier nichts in der Art in ihrem Lager. Ist alles feines Zeug, meisterlich und blinkt und blitzt wien Puff wenn der Blitz einschlägt.
Ähm… Entschuldigung wegen meinen Ausdrücken und alles, denke ich bin ein bisschen… na was man wohl so verroht nennt. Die Gefangenschaft, Horning, Krieg, sie verstehen. Arbeite dran.
Jedenfalls gab es da nichts so richtig in meiner Kragenweite, was Trommelrevolver angeht. Aber ohne ein paar anständige Eisen an der Hüfte bin ich nurn halber Mensch.
Ham Sie vielleicht die Möglichkeit da was Passendes mitn bisschen Munition aus Gohmor zu bestellen?
Wäre mirn echtes Anliegen.
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[Kein Betreff] - von - 03-29-2019, 05:43 PM
[Kein Betreff] - von - 04-03-2019, 08:47 PM
[Kein Betreff] - von - 04-09-2019, 08:58 PM

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