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Anwesen Yakip Hirsi
#26
Die Zeit in der Stadt hatte ihre Sicht auf viele Dinge verändert. Mit grenzenloser Neugier hatte sie die Neuigkeiten über die Fortschritte des Feldzuges hier in ihrem Stück Heimat fern der dampfenden Regenwälder verfolgt während sie sich auf Grund ihrer Talente einen Namen gemacht hatte der ihr durchaus schmeichelte. Von denen die durch ihre Kräuter ein Gebrechen auskurieren oder dem Alltag für einige Stunden in der Umarmung berauschenden Rauches entrinnen konnten mit Ehrfurcht gepriesen, wurde er von jenen die sich ihrer Mittel zu anderen nicht weniger göttergefälligen Taten bedienten nur hinter vorgehaltener Hand geflüstert weitergetragen.

Ihre Verbindung zu den Dschungelstämmen weit im Süden gaben ihr in der lokalen Wirtschaft eine nicht unbedeutende Stellung, da ihre Karawanen die in diese Region zogen weitaus seltener das Ziel von Übergriffen während der Reise durch die Urwälder wurden als die ihre wenigen Konkurenten und stets schwer mit, in Rasankur seltenen, Waren beladen eintrafen. Erst vor einigen Tagen war wieder eine dieser Karawanen eingetroffen, große Lastcarnaks mit durch Goldfäden sowie Halbedelsteine aufwendig verziertem Zaumzeug und Bannern die schon von weitem davon kündeten welchem Handelsherren sie dienten. Auf ihren Rücken und in den Karren die sie zogen hatten sie Stämme erlesene Hölzer, Ballen wertvoller Stoffe, Fässer mit kulinarischen Köstlichkeiten und wohlduftenden Weihrauch sowie Tiere für die bei allen Schichten beliebten Kampfgruben in die Stadt gebracht.

Ihr Majordomus Manidas war ein weiter Glücksgriff, eine gut gemachte Investition auf dem Sklavenmarkt auch wenn jetzt nichtsmehr auf den ehemaligen imperialen Plantagenverwalter den eine ihrer Karawanen aufgesammelt hatte hinwies, befreite er sie doch von den meisten alltäglichen Aufgaben so dass sie viel Zeit zur meditation über neuen Rezepten und für die persönliche Betreuung eines sehr exklusiven Kundenkreises hatte.

Für den aktuellen hatte sie keine geschäftlichen Termine so dass sie ihrem alten Brauch nachgegangen war in den frühen Morgenstunden einen ausgedehnten Spaziergang durch die Gassen und Straßen hinunter zum Markt zu machen um aus erster Hand zu erfahren was in der Stadt vor sich ging. Nirgends konnte man die neusten Gerüchte besser erfahren als auf einem der Brunnenplätze auf denen sich die ständig wachsende Bevölkerung kostenfrei mit Wasser versorgen konnte und wo immernoch die tägliche Brotausgabe stattfand.
Nachdem sie von diesem Erkundungsgang zurück gekehrt war hatte sie sich in ihre privaten Gemächer zurück gezogen und Anweisung gegeben sie nur bei aller höchster Dringlichkeit zu stören, wobei sie diesen Befehl mit der Androhung von höchst slaaneshgefälligen Strafen untermauert hatte.

Nachdem die Kunde über das Erscheinen des Kriegshelden über mehrer jeweils ranghöhere Diener bis zu ihrer persönlichen Kammerzofe und kurz darauf auch an ihr eigenes Ohr gedrungen war erhob sie sich aus dem mit parfümiertem Wasser gefüllten Becken in dem sie die heißesten Stunden des Tages zu verbrinden gedacht hatte. Auf ein Zeichen ihre Zofe eilten mehrer Dienerinen herbei um die Haare der Herrin in einen ihrer Stellung entsprechenden Steckfrisur zu bändigen, wobei jede Haarnadel auch ein Dolch war.

Inzwischen hatten im Hof andere Diener zusätzliche Sonnensegel zwischen den Bäumen gespannt um den unerwarteten Besuchern zusätzlichen Schatten zu spenden während, nachdem die Gäste sich den Staub der Straße hatten abwaschen können, Karaffen mit kristallklarem gekühltem Wasser und Wein zusammen mit einem leichten Imbiss gereicht wurden. Sowohl der Wein als auch die Speißen waren mit Kräutern und Gewürzen versetzt jedoch in einer Dosierung die für niemanden kurz- oder langfristig gefählich war und höchstens ein angenehmes Kribbeln am Gaumen und der Zunge hinterlies aber doch einen Vorgeschmack darauf gab was dieses Haus feilzubieten hatte.

Schließlich, nachdem alle anderen Kunden/Bittsteller freundlichst aus dem Hof komplimentiert worden waren, kündigte Mandias seine Herrin an in dem er mit dem Huf kräftig auf eine bestimmte Stelle des Pflasters trat so dass dieses Geräusch von den Wänden verstärkt zurück geworfen wurde. In Einklang mit diesem Tritt wurde das Haupttor geschlossen und die Pforte des Hauses geöffnet. Nur in Begleitung ihrer vertrauten Zofe trat sie aus dem Schatten heraus, ein Schleier bedeckte ihr Gesicht und ein hauch von Seide der mehr preisgab als verhüllte umwehte ihren wohlgeformten Körper, sie ging barfuß und ein schlangenförmiter Armreif an ihrem rechten Arm stellte ihren ganzen Schmuck dar. Ihre Bewegungen waren fließend und ohne Zögern schritt sie dem unerwarteten Gast entgegen wobei sie den Kanal der vom zentralen Brunnen aus die Pflanzungen bewässerte überquerte wobei sie auf dem Wasser ging, eine optische Täuschung die durch den leicht erhöhten Rand des Kanals und die geschickt platzierten Trittsteinen knapp unter dem Wasserspiegel hervorgerufen wurde.

Nach einer knappen Verneigung vor Naradas lies sie sich auf einer nahen Steinbank nieder während Diener dem Ehrengaste einen gepolsterten Scherenstuhl aus dunklem Tropenholz herantrugen. Ihr Kleid richtend drehte sie ihm ihr Gesicht zu und sprach sanft wie eine erfrischende Brise.

Naradas der Mauerstürmer beehrt mein Heim. Welch gesegneter Tag dies doch ist. mit einer leichten Drehung des Kopfes zu ihrem Majordomus unterbrach sie die Begrüßung Mandias las unseren Besuchern Brot und Salz reichen. Sie sind ehrbare Gäste und stehen unter dem Schutz des Gastrechtes. Den noch warmen Laib Brot, noch warm, Manidas wäre ein schlechter Verwalter hätte er die Anweisungen seiner Herrin nicht schon in ihrem Sinne vorweggenommen, brechend nahm sie ein Stück davon, gab etwas Salz darauf und machte den Vorkoster für ihre Gäste um zu zeigen dass kein Gift darin war. Allen Gästen wurden darufhin Stücke aus eben diesem Laib, der vor aller Augen zerteilt worden war, zusammen mit der selben Salzdose gereicht.

Darf ich annehmen dass es sich bei eurem unankündigtem Erscheinen zu dieser Stunde, welches eine erfreuliche Bereicherung unseres Tages darstellt, nicht um einen Besuch aus reiner Höflichkeit handelt? Sie hatte sich auf der Bank zurück gelehnt und ihr Kinn auf die aufgestützte linke Hand gebettet während sie mit der Rechten kandierte Frückte von einem kleinen Silbertablett zu ihrem Mund hinter dem Schleier führte. Ein ähnlich gefüllter Teller war zusammen mit zwei frisch gefüllten Kristallkaraffe, eine mit Wein die ander mit Wasser zum verdünnen, und einem Glas auf einem farblich zum Stuhl passenden Tischchen neben Narandras Sitzgelegenheit gestellt worden, den Posten des Mundschenks hatte man einem seiner eigenen Gefolgsmänner überlassen.
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