01-06-2015, 11:25 PM
Das niedrige Gebäude hatte keinen Namen, nicht so wie die Tavernen und Bars in den Städten der sogenannten Zivilisation.
Doch jeder wusste, das hier die Piloten Rasankurs ihre Zeit totschlugen. Und es gab eine Menge Zeit, die sie dieser Tage irgendwie herum bringen mussten.
Ihre Flieger hatten kaum Sprit und aus dem Palast war der Befehl ergangen, die Kampfmaschinen nur im äußersten Notfall, das hieß im bei einem Angriff, in die Luft zu bringen. Jeder in der Stadt wusste, dass dies nicht passieren würde. Anfangs hatten sie noch gehofft Teil des Angriffs auf die Festung zu werden. Es hätte großen Ruhm und Symbolik bedeutet, wenn die Flieger jene Städte einnahmen, welche den Lebenssaft für ihre Maschinen liefern würden. Sieg oder Fall, das hätte es bedeutet.
Doch man hatte ihnen diese Chance nicht zuteil werden lassen.
Zu ungewiss war der Schlachtenverlauf erschienen. Zu groß das Risiko, dass der Sprit nutzlos verbrannte.
So saßen sie also hier, in der relativen Kühle des Hauses, unweit des Rollfeldes.
Das Gebäude bestand lediglich aus einem großen Raum, welcher tiefer als der natürliche Boden lag und so nicht allzu sehr aufheizte. Diesen Umstand musste man natürlich immer in Relation zur örtlichen Gegebenheit sehen und so nahm es nicht Wunder, dass in der Schenke eine Backofenhitze herrschte. In der Mitte stand eine Statuette, aus rissigem, grauen Holz, welche die sechbrüstige Mutter Nacht darstellen sollte. Zu ihren Füßen brannten einige Räucherstäbchen. Das Dach war an einigen Stellen undicht und grob mit Korbgeflecht geflickt. So zerteilten hereinfallende Sonnenstrahlen den Raum. Staub tanzte in diesen Lichtfingern. Die Trägheit der Partikel schien ansteckend zu sein, denn auch von den Anwesenden bewegte sich niemand mehr als nötig. Lediglich der Schankvater und seine beiden Töchter schritten durch die Reihen und füllen Becher nach, oder tauschten Wasserpfeifen aus. Alkoholische Getränke oder berauschende Kräuter wurden nicht gereicht, denn jeder der Piloten musste für den unwahrscheinlichen Fall der Fälle voll einsatzbereit sein.
Die Männer und Frauen auf den Diwanen hätten wohl all jene mit Grausen erfüllt, die Mutanten nur aus Schauergeschichten und überspitzten Nachrichten kannten. Denn während in Gohmor und anderen imperialen Niederlassungen nur jene geduldet wurden, deren Veränderungen noch im Rahmen der regressiven Toleranz lagen, waren hier die wahrlich gesegneten versammelt. Den meisten Piloten verfügten nicht über die körperlichen Steigerungen der anderen Rasankuri. In ihrem Berufsstand waren Muskeln und natürliche Waffen eher hinderlich. Sie zeichneten sich vielmehr durch zusätzliche Augen, cybernetische Anschlüsse oder andere Formen der Veränderungen und Wahrnehmungserweiterungen aus, welche sie in Luftkämpfen überlegen machten. Die Unveränderten stellte die Unterzahl dar, doch auch sie gab es.
Doch trotz ihrer geschärften Sinne und hohen Reflexe wandten nur wenige den Willen auf den Kopf zu drehen, als die Tür nun mit einigem Schwung aufgerissen wurde. Ein dicker Mann schob sich ins Innere der Taverne, gefolgt von zwei stämmigen Leibwächtern, die sich links und rechts des Eingangs positionierten.
Ihr Herr verbarg seine Körperfülle in wallenden Bahnen roter Seide. Sein Haupt war von einem Turban der selben Farbe gekrönt und die dicken Wurstfinger zierten Ringe aus schimmernden Silber. Während er die Männer und Frauen musterte, schnupfte er an einem Beutel mit Duftgräsern, als wolle er sich auf diese Weise über den Geruch echauffieren.
Ich suche eine Frau... eine Pilotin namens Millicent. Lyra Millicent.
Der Name allein war ungewöhnlich und ließ auf jemanden schließen, der ursprünglich nicht aus der Wüste oder den Reihen der verschmähten Mutanten stammte, denen man in den imperialen Städten keinen Nachnamen zugestand.
Die Piloten, alle samt mehr als selbstbewusst und nicht gewillt so rüde und formlos mit sich sprechen zu lassen, antworten nicht. Einige sahen jedoch in die Ecke, wo unter dem Schatten eines aufgespannten Tuches, eine Frau auf einem voluminösen Kissen lag. Neben ihr ein Kampfpilot mit vier Armen und einer ledrig braunen Haut, mit dem sie in ein leises Gespräch vertieft gewesen war. Zwischen ihnen stand ein kleines Tischchen, mit einem Teegedeck aus Zinn darauf.
Der Fremde deutete die Blicke richtig und hielt schnurstracks auf das Lager zu.
In all seiner Fülle ragte er nun vor den beiden Fliegern auf und blickte auf sie herab.
Fräulein Millicent, ich bin Yassir nar Nabil, von den Familien der Tuchhändler. Es gibt da etwas, das ich mit dir Besprechen muss. Mit dir allein. Bedeutungsschwer blickte er auf den Vierarmigen, der jedoch keine Anstalten machte den Platz zu räumen. Lyra beugte sich zu ihm herüber und flüsterte ihm ein paar Worte zu. Woraufhin der Flieger lachte und sich dann, langsamer als nötig, daran machte ein anderes Kissen für sich zu finden. Yassir bewegte sich mit dem Geschick eines Mannes, der trotz seiner Masse durchaus gewohnt war die Wüste mit all ihren Strapazen zu bereisen und ließ sich auf den freigewordenen Platz sinken.
Ich möchte mich bei dir für mein Eindringen und meine ungebührliche Art entschuldigen. Normalerweise ist so etwas nichts was meinem Wesen entspricht. Ich lege viel Wert auf die Wahrung des Anstandes. Doch ich musste bei dir sein, bevor mir Malek, diese elende Natter, zuvor kommen konnte. Daher musste alles schnell gehen.
Ich belästige dich, weil ich dir ein Angebot unterbreiten möchte. Ich brauche einen Flug nach Norden. Dort hin, wo unser Fürst, tausend Tempel seien ihm errichtet, im Moment die Grenzen Rasankurs erweitert. Die Kampfflieger dürfen nicht starten, dass ist mir bewusst. Aber deine Maschine gehört nicht zu denen der Rasankuri, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass ein Flug für dich eine Strafe nach sich zieht. Er senkte die Stimme ein wenig. Ich habe Treibstoff. Nicht viel, aber doch genug um mich zu unseren Truppen und gegebenenfalls wieder zurückzubringen. Das wäre mir einiges wert. Zehn Silberstangen, oder fünfzig Ballen feinster Seide. Sehr gut zum tauschen, sehr wertvoll. Wertvoller als Silber, allemal.
Wie klingt das für dich?
Doch jeder wusste, das hier die Piloten Rasankurs ihre Zeit totschlugen. Und es gab eine Menge Zeit, die sie dieser Tage irgendwie herum bringen mussten.
Ihre Flieger hatten kaum Sprit und aus dem Palast war der Befehl ergangen, die Kampfmaschinen nur im äußersten Notfall, das hieß im bei einem Angriff, in die Luft zu bringen. Jeder in der Stadt wusste, dass dies nicht passieren würde. Anfangs hatten sie noch gehofft Teil des Angriffs auf die Festung zu werden. Es hätte großen Ruhm und Symbolik bedeutet, wenn die Flieger jene Städte einnahmen, welche den Lebenssaft für ihre Maschinen liefern würden. Sieg oder Fall, das hätte es bedeutet.
Doch man hatte ihnen diese Chance nicht zuteil werden lassen.
Zu ungewiss war der Schlachtenverlauf erschienen. Zu groß das Risiko, dass der Sprit nutzlos verbrannte.
So saßen sie also hier, in der relativen Kühle des Hauses, unweit des Rollfeldes.
Das Gebäude bestand lediglich aus einem großen Raum, welcher tiefer als der natürliche Boden lag und so nicht allzu sehr aufheizte. Diesen Umstand musste man natürlich immer in Relation zur örtlichen Gegebenheit sehen und so nahm es nicht Wunder, dass in der Schenke eine Backofenhitze herrschte. In der Mitte stand eine Statuette, aus rissigem, grauen Holz, welche die sechbrüstige Mutter Nacht darstellen sollte. Zu ihren Füßen brannten einige Räucherstäbchen. Das Dach war an einigen Stellen undicht und grob mit Korbgeflecht geflickt. So zerteilten hereinfallende Sonnenstrahlen den Raum. Staub tanzte in diesen Lichtfingern. Die Trägheit der Partikel schien ansteckend zu sein, denn auch von den Anwesenden bewegte sich niemand mehr als nötig. Lediglich der Schankvater und seine beiden Töchter schritten durch die Reihen und füllen Becher nach, oder tauschten Wasserpfeifen aus. Alkoholische Getränke oder berauschende Kräuter wurden nicht gereicht, denn jeder der Piloten musste für den unwahrscheinlichen Fall der Fälle voll einsatzbereit sein.
Die Männer und Frauen auf den Diwanen hätten wohl all jene mit Grausen erfüllt, die Mutanten nur aus Schauergeschichten und überspitzten Nachrichten kannten. Denn während in Gohmor und anderen imperialen Niederlassungen nur jene geduldet wurden, deren Veränderungen noch im Rahmen der regressiven Toleranz lagen, waren hier die wahrlich gesegneten versammelt. Den meisten Piloten verfügten nicht über die körperlichen Steigerungen der anderen Rasankuri. In ihrem Berufsstand waren Muskeln und natürliche Waffen eher hinderlich. Sie zeichneten sich vielmehr durch zusätzliche Augen, cybernetische Anschlüsse oder andere Formen der Veränderungen und Wahrnehmungserweiterungen aus, welche sie in Luftkämpfen überlegen machten. Die Unveränderten stellte die Unterzahl dar, doch auch sie gab es.
Doch trotz ihrer geschärften Sinne und hohen Reflexe wandten nur wenige den Willen auf den Kopf zu drehen, als die Tür nun mit einigem Schwung aufgerissen wurde. Ein dicker Mann schob sich ins Innere der Taverne, gefolgt von zwei stämmigen Leibwächtern, die sich links und rechts des Eingangs positionierten.
Ihr Herr verbarg seine Körperfülle in wallenden Bahnen roter Seide. Sein Haupt war von einem Turban der selben Farbe gekrönt und die dicken Wurstfinger zierten Ringe aus schimmernden Silber. Während er die Männer und Frauen musterte, schnupfte er an einem Beutel mit Duftgräsern, als wolle er sich auf diese Weise über den Geruch echauffieren.
Ich suche eine Frau... eine Pilotin namens Millicent. Lyra Millicent.
Der Name allein war ungewöhnlich und ließ auf jemanden schließen, der ursprünglich nicht aus der Wüste oder den Reihen der verschmähten Mutanten stammte, denen man in den imperialen Städten keinen Nachnamen zugestand.
Die Piloten, alle samt mehr als selbstbewusst und nicht gewillt so rüde und formlos mit sich sprechen zu lassen, antworten nicht. Einige sahen jedoch in die Ecke, wo unter dem Schatten eines aufgespannten Tuches, eine Frau auf einem voluminösen Kissen lag. Neben ihr ein Kampfpilot mit vier Armen und einer ledrig braunen Haut, mit dem sie in ein leises Gespräch vertieft gewesen war. Zwischen ihnen stand ein kleines Tischchen, mit einem Teegedeck aus Zinn darauf.
Der Fremde deutete die Blicke richtig und hielt schnurstracks auf das Lager zu.
In all seiner Fülle ragte er nun vor den beiden Fliegern auf und blickte auf sie herab.
Fräulein Millicent, ich bin Yassir nar Nabil, von den Familien der Tuchhändler. Es gibt da etwas, das ich mit dir Besprechen muss. Mit dir allein. Bedeutungsschwer blickte er auf den Vierarmigen, der jedoch keine Anstalten machte den Platz zu räumen. Lyra beugte sich zu ihm herüber und flüsterte ihm ein paar Worte zu. Woraufhin der Flieger lachte und sich dann, langsamer als nötig, daran machte ein anderes Kissen für sich zu finden. Yassir bewegte sich mit dem Geschick eines Mannes, der trotz seiner Masse durchaus gewohnt war die Wüste mit all ihren Strapazen zu bereisen und ließ sich auf den freigewordenen Platz sinken.
Ich möchte mich bei dir für mein Eindringen und meine ungebührliche Art entschuldigen. Normalerweise ist so etwas nichts was meinem Wesen entspricht. Ich lege viel Wert auf die Wahrung des Anstandes. Doch ich musste bei dir sein, bevor mir Malek, diese elende Natter, zuvor kommen konnte. Daher musste alles schnell gehen.
Ich belästige dich, weil ich dir ein Angebot unterbreiten möchte. Ich brauche einen Flug nach Norden. Dort hin, wo unser Fürst, tausend Tempel seien ihm errichtet, im Moment die Grenzen Rasankurs erweitert. Die Kampfflieger dürfen nicht starten, dass ist mir bewusst. Aber deine Maschine gehört nicht zu denen der Rasankuri, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass ein Flug für dich eine Strafe nach sich zieht. Er senkte die Stimme ein wenig. Ich habe Treibstoff. Nicht viel, aber doch genug um mich zu unseren Truppen und gegebenenfalls wieder zurückzubringen. Das wäre mir einiges wert. Zehn Silberstangen, oder fünfzig Ballen feinster Seide. Sehr gut zum tauschen, sehr wertvoll. Wertvoller als Silber, allemal.
Wie klingt das für dich?