11-07-2008, 04:32 AM
Der Wind pfiff ein trauriges Lied über das weitläufige Areal und die steinernen Gargylen und Wasserspeier auf den Zinnen der Kathedrale verschärften die himmlische Arie indem sie die böigen Schwingungen durch ihre ausgeweiteten Flügel oder entblößten Zahnreihen wehen ließen. Die angetretene Schutzwache bildete einen doppelreihigen Halbkreis um die bizarren Ankömmlinge, Lanzenträger und Feuerwerfer in erster Linie, Karbatschen und stumpfe Hiebwaffen in der zweiten, dann traten jeweils zwei in der Mitte der Formation zurück um eine Schneise zu schaffen für jemanden der sich nun aus Richtung des Templuns näherte. Bald ermöglichte Jarred dies einen Blick auf einen hochgewachsenen Mann, der dieselben schlichten Roben am wohlgenährten Leib trug, wie sein untergeordnetes Gefolge. Keine Kapuze verdeckte sein Gesicht. Die eingestochene Hautbemalung eines weißen Rosenkelches schmückte seinen kahlen Kopf, deren vielschichtige und sich überlappenden Rosenblätter ein wenig aussahen als würde die Haut des Bruders verwelken. Er ging festen Schrittes auf die skurrile Truppe zu, den Kiefer fest in der fixierten Miene verankert und blieb fünf Meter vor den Besuchern sowie gleichen Abstandes zu seinen Dienerschaften stehen.
Sein sondierendes Augenmerk sezierte jeden der Gruppe zunächst wie eine Spähdrohne, dann wie ein alter weiser Magos. Es war nicht zu entschlüsseln ob ihm gefiel was sich ihm bot. Nicht einmal ob sich ihm überhaupt etwas bot, oder ob dies nur Schaustück war. Blutleere, teigige Lippen teilten sich und referierten in nasalem Ton: „Bruder Viator, welch obskure Gestalten bringst du vor die Türen unseres gesegneten Hauses? Sind dies nicht gar die körperlichen Existenzen dessen was wir zu bekämpfen einst geschworen haben? Sind dies nicht Verlorene die zurück ins Paradies stolpern, trunken von Fäulnis, Sünde und innerer Verwesung, besessen das zu zerstören was wir uns hier erbaut und erschaffen, in ihrer unendlichen Gier und ihrem schwärenden Neid? Bist du dir im Klaren darüber was du angerichtet, indem du diese scheußlichen Geschöpfe zu uns führtest? Warst du geblendet von ihren heuchlerischen Halbwahrheiten? Von ihren Wunden an Körper und Seele, die sie sich selbst beigefügt? Ich hege Mitleid mit dir Bruder, ihrem Einfluss erlegen zu sein.“
„Nein, so war es nicht oh großer Linderer! Ich war bei vollen Sinnen als ich mich jener Wesen annahm, sie auflas im Schmutz und Unrat dieser eben so verlorenen Welt, der wir ebenso schworen sie zu verbessern! Sie sind mit dem Makel behaftet, die Krankheit der Nacht schlummert und gärt in ihren Knochen, durchweicht ihr Blut, dennoch glaube ich, bin ich der festen Überzeugung das uns die Aufgabe obliegt ihnen zu helfen, sie von der Schwelle der Metamorphose zurückzuholen, ehe sie vollends eintritt, ehe das Böse sein boshaftes Werk an ihnen vollenden kann!“ rief der Wanderprediger beschwörend und faltete demütigst die Hände vor seiner Brust um Vergebung und gleichsam Erflehen von seinem Hohepriester zu erbitten oder von anderen erheblicheren Mächten.
„Ich habe Augen um zu sehen, ich sehe ihre äußere Atrozität , die Verformungen und Missstände ihrer Gliedmaßen, die Verkrüpplung an ihrem Geist, die Schändung ihres Fleisches, doch unter all dem schlägt noch ein menschliches Herz, ein Organ reinster Würde, ein Überbleibsel aus einem aufrichtigerem Leben. Wir könnten das wagen, was noch niemand vor uns wagte, das Wunder vollbringen, das noch niemand vor uns vollbracht hat, wir könnten die Befleckten heilen von ihren Dämonen! Sie ihnen austreiben, aus Extremität und Herzblut! Wir könnten zu den ultimativen Heilsbringern werden, wie wir es schon immer angestrebt haben, weswegen dieser Orden besteht! Wir könnten endlich den Perfektionismus erreichen, von dem unsere Vorfahren bereits geträumt haben, wenn wir diese, bisher unheilbare Erkrankung auskurieren!“
Der Ordinarius der Kathedrale beäugte seinen Apostel streng aber gewissenhaft. Wieder war nicht zu bestimmen was hinter seiner vom Rosenkranz umwölkten Stirn vor sich ging. Welche Gedanken den drallen Mann beschäftigten. Er war ein Mysterium. Es entsprach einem Kirchenoberhaupt. Schließlich wanderte sein ruhiger Blick wieder auf die regelwidrige Gruppe der Ansucher. „Ist das wahr? Hat Bruder Viator Recht mit dem was er kundtut? Seid Ihr gefallen, um wiederaufzuerstehen im Licht? Seid ihr Ausgestoßene um widereingegliedert zu werden in die Einigkeit des Friedens und der Gleichmut?“
Als sich die Pupillen des Vorstehers auf ihn richteten war es Jarred als stürze er in einen Tunnel. Ihm war, als öffne sich vor seinem Sichtfeld plötzlich ein schwarzes Loch das alles um ihn herum aufsaugte und ihn selbst verschluckte. Er fiel einen abgrundtiefen Brunnenschaft hinunter, der die originäre Furcht in jedem Lebewesen zum anspringen brachte und selbst den härtesten Mann wie einen Säugling schreien ließ. Es gab keinerlei Fixierungspunkte mehr, nichts woran die Sinne sich noch zu orientieren vermochten, nur den finsteren Schlauch den man herabstürzte, einem ungewissen Schicksal entgegen, mit der Sicherheit im kribbelnden Nacken das der Fall irgendwann enden würde und das garantiert nicht im Behagen des Stürzenden. Die pure Willensanstrengung, der spärlich Rest anhaltender Geistesgegenwärtigkeit und die Intuition das dies eine Illusion, wenn auch eine verdammt gute, war, unterstützen Jarred dabei nicht sofort loszuschreien, als die mentaler Ströme in seinen Geist brandeten und dann, ganz unerwartet, von einer Mikrosekunde zur anderen, fühlte er sich in seinen Fall von etwas ergriffen, eine weitere Herrschaft drängte in seinen Verstand, rang mit der Dunkelheit, bettete ihn auf sanftem Auftrieb, es fühlte sich an wie als schwebe er auf einer Wolke in der vollkommenen Schwärze. Das Verlangen nach einem erlösenden Schrei erlosch. Die urzuständliche Angst flaute ab. Eine Resonanz der Harmonie schwängerte das Nichts. Ein Gefühl der Ruhe, Ausgeglichenheit und Kontenance stellte sich ein. Einen Augenblick darauf sah er wieder das starrende Angesicht des Oberpriesters vor sich.
„Es ist wie er sagt, Bruder Viator ist kein Fabulant und wir nicht länger Lakaien übelster Götzen. Wir Ersuchen um Sühne und Vergebung. Wir möchten die Schatten die sich in uns einnisteten vom Licht ausbrennen lassen und eure Weisheiten der gerechten Pfade wieder erlehren.“ beurkundete er solider Stimme und erwiderte den Röntgenblick des Ordinarius ohne zu zwinkern.
Der gab einen Lidschlag später sein Ertastungsbemühen auf und nickte bescheiden. „Dann kehret somit ein in die Hallen, die Euch eigentlich verwehrt bleiben müssten, nun aber eure Indulgenz verkörpern. Die Brüder und Schwestern des Ordens die als jene der weißen Rose oder des blutenden Herzens bekannt sind, werden alles Unerlässliche tun um Euch bei eurer Absolution und Widerherstellung beizustehen.“ sprach’s und wandte sich um. Seine Hände hatten die weiten Ärmel der Amtstracht nicht einmal verlassen. Er schritt voran, dann folgten vier schwer gerüstete Bewacher, deren dicke Schulterplatten stilisierte Rosaceae zierten. Viator lächelte befriedigt und bedeutete den Pönitenten sich anzuschließen. Die übrigen Schergen umringten sie weiterhin, wirkten aber nur noch wie eine Eskorte mit geschulterten Waffen und gesenkten Häuptern. Jarred setzte sich mit seinen Gefährten in Bewegung und spürte auf halbem Wege wie sich eine zarte Hand auf seinen Unterarm legte.
Er schaute herab, besah sich weiße Finger, einen makellosen Handrücken, einen schlanken Unterarm, folgte den ebenen Bahnen blaugrauen Stoffs bis hin zu einem fein geschnittenen Gesicht und violetten Augenkreisen. „Der der sich Trostspender und Hoffnungsmeister rufen lässt, besitzt ein schwarzes Herz und noch maligneres Gedankengut und dies dort ist kein Heiligtum, sondern eine Zitadelle der Finsternis. Dieser Ort ist vollkommen für die Streuung der Saat.“
Sein sondierendes Augenmerk sezierte jeden der Gruppe zunächst wie eine Spähdrohne, dann wie ein alter weiser Magos. Es war nicht zu entschlüsseln ob ihm gefiel was sich ihm bot. Nicht einmal ob sich ihm überhaupt etwas bot, oder ob dies nur Schaustück war. Blutleere, teigige Lippen teilten sich und referierten in nasalem Ton: „Bruder Viator, welch obskure Gestalten bringst du vor die Türen unseres gesegneten Hauses? Sind dies nicht gar die körperlichen Existenzen dessen was wir zu bekämpfen einst geschworen haben? Sind dies nicht Verlorene die zurück ins Paradies stolpern, trunken von Fäulnis, Sünde und innerer Verwesung, besessen das zu zerstören was wir uns hier erbaut und erschaffen, in ihrer unendlichen Gier und ihrem schwärenden Neid? Bist du dir im Klaren darüber was du angerichtet, indem du diese scheußlichen Geschöpfe zu uns führtest? Warst du geblendet von ihren heuchlerischen Halbwahrheiten? Von ihren Wunden an Körper und Seele, die sie sich selbst beigefügt? Ich hege Mitleid mit dir Bruder, ihrem Einfluss erlegen zu sein.“
„Nein, so war es nicht oh großer Linderer! Ich war bei vollen Sinnen als ich mich jener Wesen annahm, sie auflas im Schmutz und Unrat dieser eben so verlorenen Welt, der wir ebenso schworen sie zu verbessern! Sie sind mit dem Makel behaftet, die Krankheit der Nacht schlummert und gärt in ihren Knochen, durchweicht ihr Blut, dennoch glaube ich, bin ich der festen Überzeugung das uns die Aufgabe obliegt ihnen zu helfen, sie von der Schwelle der Metamorphose zurückzuholen, ehe sie vollends eintritt, ehe das Böse sein boshaftes Werk an ihnen vollenden kann!“ rief der Wanderprediger beschwörend und faltete demütigst die Hände vor seiner Brust um Vergebung und gleichsam Erflehen von seinem Hohepriester zu erbitten oder von anderen erheblicheren Mächten.
„Ich habe Augen um zu sehen, ich sehe ihre äußere Atrozität , die Verformungen und Missstände ihrer Gliedmaßen, die Verkrüpplung an ihrem Geist, die Schändung ihres Fleisches, doch unter all dem schlägt noch ein menschliches Herz, ein Organ reinster Würde, ein Überbleibsel aus einem aufrichtigerem Leben. Wir könnten das wagen, was noch niemand vor uns wagte, das Wunder vollbringen, das noch niemand vor uns vollbracht hat, wir könnten die Befleckten heilen von ihren Dämonen! Sie ihnen austreiben, aus Extremität und Herzblut! Wir könnten zu den ultimativen Heilsbringern werden, wie wir es schon immer angestrebt haben, weswegen dieser Orden besteht! Wir könnten endlich den Perfektionismus erreichen, von dem unsere Vorfahren bereits geträumt haben, wenn wir diese, bisher unheilbare Erkrankung auskurieren!“
Der Ordinarius der Kathedrale beäugte seinen Apostel streng aber gewissenhaft. Wieder war nicht zu bestimmen was hinter seiner vom Rosenkranz umwölkten Stirn vor sich ging. Welche Gedanken den drallen Mann beschäftigten. Er war ein Mysterium. Es entsprach einem Kirchenoberhaupt. Schließlich wanderte sein ruhiger Blick wieder auf die regelwidrige Gruppe der Ansucher. „Ist das wahr? Hat Bruder Viator Recht mit dem was er kundtut? Seid Ihr gefallen, um wiederaufzuerstehen im Licht? Seid ihr Ausgestoßene um widereingegliedert zu werden in die Einigkeit des Friedens und der Gleichmut?“
Als sich die Pupillen des Vorstehers auf ihn richteten war es Jarred als stürze er in einen Tunnel. Ihm war, als öffne sich vor seinem Sichtfeld plötzlich ein schwarzes Loch das alles um ihn herum aufsaugte und ihn selbst verschluckte. Er fiel einen abgrundtiefen Brunnenschaft hinunter, der die originäre Furcht in jedem Lebewesen zum anspringen brachte und selbst den härtesten Mann wie einen Säugling schreien ließ. Es gab keinerlei Fixierungspunkte mehr, nichts woran die Sinne sich noch zu orientieren vermochten, nur den finsteren Schlauch den man herabstürzte, einem ungewissen Schicksal entgegen, mit der Sicherheit im kribbelnden Nacken das der Fall irgendwann enden würde und das garantiert nicht im Behagen des Stürzenden. Die pure Willensanstrengung, der spärlich Rest anhaltender Geistesgegenwärtigkeit und die Intuition das dies eine Illusion, wenn auch eine verdammt gute, war, unterstützen Jarred dabei nicht sofort loszuschreien, als die mentaler Ströme in seinen Geist brandeten und dann, ganz unerwartet, von einer Mikrosekunde zur anderen, fühlte er sich in seinen Fall von etwas ergriffen, eine weitere Herrschaft drängte in seinen Verstand, rang mit der Dunkelheit, bettete ihn auf sanftem Auftrieb, es fühlte sich an wie als schwebe er auf einer Wolke in der vollkommenen Schwärze. Das Verlangen nach einem erlösenden Schrei erlosch. Die urzuständliche Angst flaute ab. Eine Resonanz der Harmonie schwängerte das Nichts. Ein Gefühl der Ruhe, Ausgeglichenheit und Kontenance stellte sich ein. Einen Augenblick darauf sah er wieder das starrende Angesicht des Oberpriesters vor sich.
„Es ist wie er sagt, Bruder Viator ist kein Fabulant und wir nicht länger Lakaien übelster Götzen. Wir Ersuchen um Sühne und Vergebung. Wir möchten die Schatten die sich in uns einnisteten vom Licht ausbrennen lassen und eure Weisheiten der gerechten Pfade wieder erlehren.“ beurkundete er solider Stimme und erwiderte den Röntgenblick des Ordinarius ohne zu zwinkern.
Der gab einen Lidschlag später sein Ertastungsbemühen auf und nickte bescheiden. „Dann kehret somit ein in die Hallen, die Euch eigentlich verwehrt bleiben müssten, nun aber eure Indulgenz verkörpern. Die Brüder und Schwestern des Ordens die als jene der weißen Rose oder des blutenden Herzens bekannt sind, werden alles Unerlässliche tun um Euch bei eurer Absolution und Widerherstellung beizustehen.“ sprach’s und wandte sich um. Seine Hände hatten die weiten Ärmel der Amtstracht nicht einmal verlassen. Er schritt voran, dann folgten vier schwer gerüstete Bewacher, deren dicke Schulterplatten stilisierte Rosaceae zierten. Viator lächelte befriedigt und bedeutete den Pönitenten sich anzuschließen. Die übrigen Schergen umringten sie weiterhin, wirkten aber nur noch wie eine Eskorte mit geschulterten Waffen und gesenkten Häuptern. Jarred setzte sich mit seinen Gefährten in Bewegung und spürte auf halbem Wege wie sich eine zarte Hand auf seinen Unterarm legte.
Er schaute herab, besah sich weiße Finger, einen makellosen Handrücken, einen schlanken Unterarm, folgte den ebenen Bahnen blaugrauen Stoffs bis hin zu einem fein geschnittenen Gesicht und violetten Augenkreisen. „Der der sich Trostspender und Hoffnungsmeister rufen lässt, besitzt ein schwarzes Herz und noch maligneres Gedankengut und dies dort ist kein Heiligtum, sondern eine Zitadelle der Finsternis. Dieser Ort ist vollkommen für die Streuung der Saat.“