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Schriftliche Aufzeichnung von Juliette vàs Medina
#1
„Ich vermag es nicht exakt denn Tag benennen zu können, es scheint fast so, als wäre die Zeit an sich schon gewissermaßen paradox behaftet. Diese Zeilen verlassen mein Handgelenk gleich einem dahinziehenden Strome, es ist eine Mischung aus meinem eigenen Interesse an dieser Kultur, sowie dem wissenschaftlichen Ansatz Licht in die metaphysischen Theorien des intellektuellen Pöbels zu bringen. Hiermit betitle ich überdies meine geschätzten Kollegen an der Theologischen Fakultät Gohmors. Sie sprechen Namen seltenst aus, selbst dieses eine Wort – Chaos – welchem in unserer Gesellschaft nun mal soviel Aufmerksamkeit – oder meist lieber so wenig – zugebracht wird. Glaubt man nun den indoktrinierten Prinzipien dieser alten Männer und Frauen, so kommt man zu mehreren Schlüssen:

Der erste Schluss besteht darin das es das Chaos an sich nicht gibt, vielmehr handelt es sich bei diesem Ausdruck um ein Sammelsurium. Darin manifestieren sich die niedersten Urinstinkte der menschlichen Rasse: Hass, Gier, Selbstsucht und Verlangen. Glaubt man diversen sanktionierten Schriften, so werden diese vier Säulen vier Mächten zugeschrieben, namentlich Krieg, Krankheit, Schicksal und Sünde. Diese wiederum finden ihre Verehrung in Totems, Figuren welche ich innerhalb dieser Stadtmauern wohl schon bewundern durfte. Manche Irregeleiteten verpassen diesen Aspekten absurde Gestalten. Wesen bestehend aus Klauen, welche wohl einem antiken Fabelzoo entsprungen sein durften, Kreaturen mit schmetterlingsartigen Schwingen, derlei Dinge. Im Kernprinzip dreht sich jedoch alles um den Wandel, egal in welcher Form. Dies bedeutet Mutation und Evolution, die ewige Anpassung des Lebens an die Umstände der Existenz. Dies jedoch ist keinerlei metaphysischer Akt wie ich hier feststellen möchte, sondern absolut natürlich herbeigeführt. Es geschieht ohne äußeren Einfluss, ohne sogenannte Götter und/oder Dämonen. Ich demonstriere dies wohl am Besten anhand dies hier vorherrschenden Ökosystems. Seit mehreren Jahrhunderten schon ist die gesamte Fauna, sowie auch die Flora und überhaupt alles Lebende in diesen Breiten, chemischen und radioaktiven Abfallprodukten ausgesetzt. Die logische Schlussfolgerung daraus ist entweder eine Anpassung, teils überhaupt nicht zielgerichtet, oder aber das Aussterben der Rasse an sich. Im Endeffekt verhalten sich die Menschen hier also nicht wahrhaftig anders als anderswo.

Der zweite Schluss besteht darin, dass das Chaos im Widerstreit mit der Ordnung – also dem bestehenden Hoheitssystem des Imperiums ist. Zweifellos propagandistisch. Aufgrund zahlreicher Analysen kann man ohnehin feststellen das „Ketzerei“ allzu oft als Leitmotiv für die Niederschlagung von Bauernaufständen, Arbeiterdemonstrationen et ceterea verwendet wird. Als wäre soziale Gerechtigkeit wie es die Humanisten nennen ernsthaft ein Glaubensfehler.

Der dritte Schluss, Dualismus. Wir benötigen die sogenannte „Essenz des Chaos“, also die Veränderung des Universums um unsere Gesellschaft effektiv erhalten zu können. Nur durch das propagierte Chaos vermögen wir den Fortschritt voranzutreiben, andernfalls würden wir wie andere Welten auch, ins finsterste Zeitalter zurückfallen. Wir würden uns wohl mit Steinen und spitzen Stöcken das Leben schwer machen, als uns mit einem Verbot von Massenvernichtungswaffen herum zu ärgern.

Oberflächlich betrachtet stelle ich also fest, diese Stadt befindet sich auf einem knapp industriellen Entwicklungsstand, allerdings mit deutlich archaischen Einflüssen. So gibt es etwa keinerlei nennenswerte Gewaltentrennung wie ich meinen bisherigen, kurzen Erlebnissen entnehmen durfte. Anstelle von Kollektivverträgen wird hier noch offene Sklaverei betrieben, überhaupt scheint es einen übermäßig kriegerischen Einfluss auf alle Gesellschaftsschichten zu geben.

Ihr oberster Feldherr, Herrscher von Rasankur und Bezwinger von Al-Chalik – wer immer dies auch sein mag – ist der sogenannte „Schwarze Drache“. In der Sprache der Alchimisten war der Drache Überbringer von Macht, Ewigkeit und Veränderung. Sie stellen sozusagen die oberste Kunst dar, vor allem aber Oraboros, ein sich windender Wurm, welcher seinen eigenen Leib verschlingt und somit überhaupt zum Symbol des Seins wird. Der ewige Zyklus. Ich schweife jedoch bereits gedanklich ab. Es handelt sich bei diesem „Drachen“ also um eine real existierende Persönlichkeit, einen Menschen aus Fleisch und Blut. Aus meiner kurzen aber doch eindringlichen Begegnung mit diesem Mann weiß ich nunmehr zu berichten, dass es sich um ein überdurchschnittlich großes Individuum von annähernd zwei Metern handelt. Sein Gesicht trägt deutliche Vernarbungen, sowie ein vermutlich rasankurischs gehaltenes Brandmal. Eine gewisse Präferenz für primitives Rüstzeug, sowie eine masochistisch anmutende Ritualistik lässt sich nicht abstreiten. Bereits bei meinem ersten Vorsprechen durfte ich beiwohnen wie berobte Gestalten jenen „Fürsten“ mittels Dornen und Hämmern malträtierten.“
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[Kein Betreff] - von - 08-04-2013, 07:41 PM
[Kein Betreff] - von - 10-27-2013, 01:47 PM

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