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Die Götterschmiede
#9
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Die Versinnbildlichung des Drachen war in Rasankur allgegenwärtig und auch hier stellten sich unweigerlich gewisse Vergleiche ein, als Kogan die staubigen Stufen hinab stieg, welche ins lodernde Herz der Stadt führten. Gemahnte der Weg nicht an den sinnbildliche Abstiege in eine Drachenhöhle, wie man sie in so vielen Märchen, Legenden und unsinnigen Heldensagen finden konnte?
Tatsächlich leuchtete aus der Dunkelheit des steinernen Ganges unstetiges Glosen empor, im Rhythmus eines an- und abschwellenden Atmens, wie es schien.
Auch die Hitze erhöhte sich mit jeder genommenen Stufe spürbar.
Fast mochte man wirklich an ein geschupptes Ungeheuer glauben, welches dort unten auf gehäuften Schätzen und den Gebeinen bezwungener Heroen lag, weiterer Unvorsichtigen harrend.
Drehte man den Winkel der eigenen Betrachtung, dann stimmte diese Vermutung sogar. War nicht der Fürst, welcher der Abstieg wagte, ein Held? Ein Befreier, wenn auch für ein Volk aus Wahnsinnigen, verdreht an Körper und Geist?
Gewiss, weder lauerte dort ein Fabeltier, noch kam der Herr Rasankurs um sich mit ihm zu messen. Wobei man selbst diese Ansicht würde anzweifeln können.
Das Innere des Allerheiligsten, der viereckigen Pyramide, der Zutritt nur den Gebietern dieses Kosmos aus Denken und Handeln gestattet, war vom Rot der Esse erfüllt. Held und Bestie waren hier eins und die Knochen der Toten lagen nicht verstreut, sondern saßen auf den Stühlen ihrer einstigen Herrschermacht. Kein stumpfes Vergessen, welches den Hegemonen anderer Reiche beschieden war. Keine Marmorkiste, versenkt in dumpfen Kirchen, wo Verklärung mit Vergessen rang und es flanierendem Pöbel gestattet war sich eigene Ansichten über die Gewaltigen vergangener Tage zusammenzustückeln.
Hier saßen die Herren der Stadt, die Herren des Planeten, aufgereiht in all ihrer nekrotischen Herrlichkeit. Die mumifizierten Hände hielten Waffen umklammert, die Völker hatten zittern lassen. Unter prächtigen Helmen glotzten nicht existente Augen auf diesen einen, der bei Versagen den Platz neben ihnen einnehmen und seine Hülle hier aufreihen würde.
Eine Warnung sollten sie dem lebendigen Drachen sein, ihn an die Fehler der Vergangenheit gemahnen. Doch so wie jeder von ihnen die modernden Vorgänger ignoriert hatte, erübrigte auch Kogan nun kaum mehr als einen flüchtigen Seitenblick für die entmachteten Leichen.
Wieso sollte er auch?
Ewigkeit war ihm allein beschieden, Macht wusste nur er wahrlich zu nutzen. Die Vergangenheit war der Brunnen aus dem Rasankur seine Kraft schöpfte, doch der Blick in Zukunft war es der Großes barg.
Mit schnellen Schritten durchbrach er den Thronkreis und ging direkt an die Arbeit. Der Umhang flog beiseite und enthüllte die Narbenlandschaft seines Leibes, das Leinenbündel landetet auf der langen Werkbank zur Linken und das Scheppern verriet seinen metallischen Inhalt.
Unweit des Paketes lagen die Produkte vorangegangener Schaffensphasen. Im Groben ließ sich erkennen was da im Begriff war zu entstehen. Ein gepanzerter Handschuh, der Größe nach wohl für Kogan selbst bestimmt. Kunstfertig, gewiss, von der Machart dem Schuppenkleid einer Echse nachempfunden und mit grausamen, gebogenen Klauen an Stelle der Finger. Allein, das war noch nichts Besonderes, bedachte man welche Meisterwerke der Lebensbeendigung in diesen unirdischen Feuern entstanden. Interessant machte dieses Stück erst das Gestänge, welches unter den Schuppen verborgen lag. Der Zweck war dabei nicht ganz ersichtlich. Zwar war dieses sonderbare Skelettkonstrukt voll beweglich, doch brachte es seinem Träger keinen erkennbaren Nutzen. Das mochte mit dem unvollendeten Zustand des Werkstückes zu tun haben und doch...
Während Kogan den Blasebalg betätigte und die Glut aus ihrem Schlaf erweckte, klickten die Krallen leise auf dem Stein der Werkbank.
Wenn der Schwarze Drachen es bemerkte, so ignorierte er es geflissentlich. Als das Fauchen und Funkensprühen der Esse nach seiner Zufriedenheit war, wandte er sich um und widmete sich dem mitgebrachten Bündel. So er nun den Stoff zurück schlug, offenbarte sich, dass der Inhalt nichts geringeres war als der Stab der Seherin.
Seiner Hand war dieses Artefakt entsprungen, ein Geschenk an die schlafende Göttin. Ein Geschenk das er nicht zurückzunehmen gedachte, doch er würde es etwas... modifizieren.
Die vier ineinander gedrehten Streben aus verschiedenem Metall, das Symbol der Vierfaltigkeit des Chaos, lagen glanzlos da. Nur in schlanken Hand der Frau hatte sich die Macht dieses Objekts manifestiert, hatte sie Bronze, Silber, Gold und Eisen in unheiliger Belebtheit bewegt und das Opfer des Heermeisters, sein unfreiwillig hergegebenes Auge in Abgründe prächtiger Schreckenswelten geblinzelt.
Und letztlich doch nur ein Spielzeug, erschaffen aus einer flüchtigen Laune, einer nostalgischen Anwandlung. Geboren in Gefühlen, antiquiert in ihrer Profanität. Schwäche gebar nur Schwäche, dieses Ding war ein Beleg dafür.
Es wäre für einen nicht vorhandenen Chronisten ein Leichtes gewesen, hier eine Abkehr von menschlicher Regung zu erkennen und das Papier mit der falschen Erkenntnis zu vergeuden, dass einen Chaosdespoten irgendwann nur mehr Hass und Gefühlskälte in sich beherbergen konnte. Wäre dieser Chronist ein Leichendiener gewesen, so hätte man es Propaganda nennen können. Wäre er ein Kind des Chaos, so hätte die Ursache in Ignoranz und Dummheit Begründung gefunden.
Es war bequem etwas schwarz- weiß zu malen, in diesem Fall wohl nur schwarz, das man bewunderte oder fürchtete. Doch verließ man den Pfad stumpfsinniger Existenz, dann war nur mehr sehr wenig mit den Maßstäben gewöhnlicher Sterblicher zu messen. So trieben auch den Fürsten vielschichtigere Beweggründe, als denn bloße Gehässigkeit, als der den Stab nun in eine längliche Steinform legte und diese in den glühenden Kohlen der Esse bettet. Mit bloßen Händen schob er die Glut seitlich gegen das Behältnis. Fleisch verbrannte, warf Blasen, platzte auf und verkohlte, nur um mit ähnlicher Geschwindigkeit zu heilen und sich erneut zu bilden. Nebensächlichkeiten wie diese waren der Aufmerksamkeit Kogans nicht würdig. Zu sehr lag sein Interesse auf der Form, in welcher der Stab allmählich seine Konsistenz aufgab und sich zusehends verflüssigte. Die unterschiedlichen Materialien bildeten nach und nach eine kleinen See. Freilich wären die Stoffe in jeder normalen Esse keine Verbindung eingegangen und ein Schmiedelehrling, der solch eine Dummheit versucht hätte, wäre lediglich mit einer Ohrfeige durch den Meister belohnt wurden.
Hier standen die Dinge jedoch anders. Hier waren die Gesetze von Physik und Metallorgie von nachgeordneter Bedeutung. An einem Ort, wo ein Mann, welcher das Wissen einer ganzen Stadt in sich barg, Wunden heilen konnte, dass man es nur mit Hexerei zu erklären vermochte, dort waren solche Absonderlichkeiten noch das kleinere Wunder.
Auch Muskelkraft und Werkzeug entschieden hier nur am Rande über das, was entstand. Der Wille ersetzte an diesem Ort Hammer und Amboss zum größten Teil.
Inzwischen schwappte und blubberte eine vielfarbige Pfütze in der Form und der Herr der Stadt beugte sich weit darüber um das so entstandene Ausgangsmaterial genau begutachten zu können.

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Vornübergelehnt hatte der Hüne das grobe Werkzeug der Schmiedekunst gegen feineres Handwerkszeug getauscht. Hier entstand keine Klinge, kein Schwert und nicht das Blatt einer Schlachtenaxt. Auch war nicht nur die Fingerfertigkeit eines Goldschmiedes gefragt, denn das Schaffen ging über Geschicklichkeit von Fingern und Konzentration hinaus.
Der Schöpfer des Werkstückes wob andere Materialien mit ein und nutzte somit den eigenen Geist zusätzlich zu Griffel und Körneisen.
Tief schöpfte er aus dem was Rasankur ihm bot. Nicht die alten Gefühle vergangener Zeiten waren es auf die er zurückgreifen musste und die wie ein verkrusteter Bodensatz unter dem Sand und den Straßen der Stadt schlummerten. Inzwischen bot die Chaosmetropole frischere Ressourcen.
Dem Schwarzen Drachen genügte es wenn er die Augen schloss und schon breitete sich das Netz aus Häusern und Verkehrswegen deutlich sichtbar auf seiner Netzhaut aus. Wie pulsierende Adern leuchteten sie in der Schwärze und es bedurfte nur ein wenig mehr Versenkung um das zu finden was er suchte.
Den Hass der Menschen, ob ihnen andere oder sie selbst diese Bezeichnung nun zugestanden oder nicht, war es den er zu schürfen gedachte.
Dabei war deutlich das Hass hier nicht gleich Hass war. Den rot glühenden Zorn des Krieges fand man nur vereinzelt. Er wäre für seine Zwecke auch nicht geeignet gewesen, denn dieses Bestreben nach Vernichtung des Feindes brannte wie ein Strohfeuer, hell und heiß, doch von unbefriedigend kurzer Dauer.
Nein, was er suchte war sehr viel mehr, sehr viel kostbarer.
Es war ein Hass der aus Verzweiflung geboren war.
Die versammelten Heerscharen Rasankurs, seine Kämpfer und Bewohner, drückte eine tiefe Bekümmerung nieder, ein Stein der ihre Seelen zusammenpresste.
Sehr wahrscheinlich, das ihnen selbst dieser Umstand gar nicht bewusst war oder sie ihn nur im Stillen zelebrierte, um das gelobte Land ihrer Errettung nicht zu beflecken. Doch die Mutanten und Verstoßenen waren nicht unter der Herrschaft des Chaos geboren, sahen ihre Segnungen, trotz gegenteiliger Bekundungen, nicht als Geschenk der Götter an. Ein Leben in Demütigung und Knechtschaft war ihnen vorausgegangen, das Wenige an Besitz und quälender Normalität war zu bloßer Erinnerung verkommen.
Ihr Hass war nicht die Verachtung eines anderen Systems, er war der Schmerz über das Verlorene und das was hätte sein können.
Kogan war davon überzeugt, dass sich diese Einstellung ändern würde. Kommende Siege würden Exempel für Überlegenheit und Kriegerstolz schaffen. Doch bis es soweit war, erwies sich der schwarze Schlamm als überaus nützlich.
Schwarzer Schlamm ja!
Zähflüssig und klebrig wie Teer, war er die Gestalt in welcher sich der Bodensatz aus Verzweiflung materialisierte. Des Fürsten Kräfte im Umgang mit der Welt hinter dem Sichtbaren waren noch in Entwicklung begriffen und somit musste er sich dieser stofflichen Begrifflichkeit bedienen.
Sein Wille zog den emotionalen Bodensatz seiner Untertanen an und zwang ihn in die reale Welt.
Faulig stinkende Fäden spannen sich zwischen seinen beschäftigten Fingern, wallten dort ätherisch einige Sekunden und sackten dann als greifbare Existenz in die Welt physischen Seins. Sie erschwerten es dem Fürsten seine handwerkliche Tätigkeit fortzusetzen, drohten sie doch seine Finger zusammenkleben zu lassen. Doch unbeirrt ging die Arbeit voran und unweigerlich flossen die widerwärtigen Fäden mit in das Werk ein. Wo Verzierungen in Metall getrieben wurden suchten sie sich einen Weg in die Aussparung. Das Schwarz kräuselte sich zischend in den schrömen flüssigen Goldes, als dieses aus kleinen Tiegeln an vorbestimmte Stellen floss. Schließlich gab die Masse dem eigenen Gewicht nach und klatschte schmatzend auf das gesamte Stück, sickerte darüber und bedeckte es gänzlich.
Der Kriegerkönig arbeitete nun mit geschlossenen Augen und ließ der beschworenen Emotion bei jedem Arbeitsschritt Zeit sich in die Poren des Materials zu ätzen.
Das Verstreichen von Minuten und Stunden hatte im Allerheiligsten keine Bedeutung und somit war es weder von Belang, noch möglich zu sagen wie lange die Arbeit gedauert hatte.
Als sich der Fürst, von Schweiß überströmt der nicht von Hitze herrührte, auf seinem Stuhl zurücklehnte war das Werk vollbracht.

Vor ihm auf der Bank lag ein Halsband aus dünnem Metall. Schmuckvoll, doch nicht sonderlich auffällig in seiner Erscheinung. In den noblen Geschäften eine gohmorischen Oberstadt hätte es wohl nicht die Blicke edler Damen auf sich gezogen. Das es für eine Dame bestimmt war zeigte die Größe des Bandes, lediglich der komplizierte Schließmechanismus hätte vielleicht Aufmerksamkeit erregen können. Ansonsten zeigte es sich in schlichtem Schwarz, hier und da von silbernen und goldenen Intarsien unterbrochen. An den Rändern ließen sich eiserne Dornen erkennen, gebogen wie Raubvogelklauen, gekrümmt genug um die Haut einer Trägern einzudrücken, aber nicht zu durchstoßen.
Was die hypothetische Käuferin der feinen, imperialen Gesellschaft wohl aber geschockt, gar in die Arme gnädiger Ohnmacht getrieben hätte, war des Schmuckstück auf der Vorderseite.
Wo bei einem gewöhnlichen Korrelat eine Perle, ein edler Stein oder das Silhouettenbild des Liebsten geprangt hätte, saß hier ein Auge. Einst hatte es seinen Platz im Schädel des Heermeisters gehabt, dann an der Spitze des Seherinnenstabes. Nun fand es eine dritte Verwendung. Noch immer war ihm kein Sterben vergönnt und unstetig blinzelte es in eine Welt, die sein Fortbestehen mit den, in ihr geltenden, Gesetzmäßigkeiten nicht erklären konnte.
Kogan war es zufrieden und eine Zigarre fand ihren Weg zwischen seine Zähne. Während er schmauchte verflüchtigten sich die letzten Spuren schwarzen Schleims auf dem Halsband in gekräuselten Rauchfähnchen.
Der Herr der Stadt ließ es ruhig angehen, bevor er seine Kreation in Tuch wickeln und mit sich nehmen würde. Er genoss den Tabak, denn in nächster Zeit würde er dafür nicht viel Gelegenheit haben.
Schließlich wartete ein Krieg auf ihn...
Name: Kogan, Fürst des Chaos
Rasse: Mensch (mehr oder weniger)
Alter: um die 40 Standardjahre (hat aber Zeit im Warp verbracht, was diese Zeitrechnung etwas obsolet macht) 
Größe: 2,20m
Zugehörigkeiten: Chaos
Aussehen: muskelbepackter Hüne, langes schwarzes Haar, Schläfen ausrasiert. Ritualnarben im Gesicht sowie eine Tätowierung in der dunklen Sprache (sinngemäß: “It's better to burn out than to fade away!“ ), Drachensymbol in die Brust gebrannt
Kleidung: Schwere Plattenrüstung (Drachenrüstung) ansonsten prunkvolle Gewänder.
Ausrüstung: Stachelaxt, zwei überdimensionale Steinschlosspistolen
Segnungen: Dämonenstärke, unnatürliche Zähigkeit, Regeneration bei Nähe zu Rasankur
Begleiter: Grunz
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[Kein Betreff] - von - 03-10-2009, 07:37 PM
[Kein Betreff] - von - 03-13-2009, 12:02 AM
[Kein Betreff] - von - 03-13-2009, 07:28 PM
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