Koron III
Die Götterschmiede - Druckversion

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- Die Stimme - 03-10-2009

Myriaden sinnloser verstreichender Jahre mochten in weniger den sieben Sekunden durch das massive Stundenglas gesickert sein, dennoch lagen des erhabenen Mannes schneeweiße Augäpfel ohne jegliches Blinzeln auf der Silhouette des gepfählten Menschen. Irgendwo entbehrte es jeder nachvollziehbaren Logik sterblichen Gedankenguts, dennoch schmückte sich dieser gohmorianische Emporkömmling zu Lebzeiten mit dem golden Zirkel Rasankurs und hatte sich unter seinen Augen gar in den fern seines Standes liegenden Status eines Gottes erhoben. Die vermeintlich mächtigen stürzten tief, ebenso wie jene welche aus großen Schlachten emporgestiegen waren, wenige besaßen überhaupt das notorische Kalkül sich lange genug auf dem knöchernen Thron des Drachen halten zu können, selbst wenn sie wollten, verfaulten von Zehnen Neune hier an seiner Seite, ganz wie es vom Hexenweber aller Schicksale vorgesehen war. Wer wagte es schon noch dieser Tage sich selbst über sterbliche Dynastieherrscher und planetare “Verwalter” zu erheben, wo doch des goldenen Thrones ewiger Glanz über allem und jedem offenbart werden konnte? In sich hinein lächelnd erhob sich die ehrwürdige Schwarzkutte, der lange graue Bart lag gefächert über seinem Schoß, während er scheinbar bar jeglicher körperlicher Kraftaufwendung den durchbohrten Leichnam von den ehernen Gewaltspießen nahm. Noch immer tröpfelten sämige, halbverflüssigte Klumpen aus den aufgerissenen Wunden, quoll halbverdautes aus den zerrissenen Gedärmschläuchen, regte kein belebender Atem die geschundene Brust. Die ausgemergelten, ins kalkweiße tendierenden, Finger strichen großväterlich über die offenstehenden Augen, spiegelten sich in den erloschenen Pupillen, während sich darin allmählich ein ersterbender Funke menschlicher “Lebenskraft” sammelte. Mühselig stöhnend umwickelte er einzelne Körperstellen mit sorgfältig gewundenen “Leinen”, zog zusammen und vernähte wo es notwendig geworden war, ehe er gallegrüne Perlen seines eigenen “Lebens” über die spröden, ausgetrockneten Lippen des Kriegers verstrich, zur Unterstreichung seines fürsorglichen Handwerkes hob er den schwarzhaarigen Schädel des Mannes leicht an, schob dann “Lefzen” etwas empor, betrachtete sich die zu gefeilten Reißzähne, wie bei einem Stück Vieh welches man eben erst von seinen kleineren Erkrankungen kuriert hatte.


- Kogan - 03-13-2009

Er öffnete die Augen nicht, obwohl er wieder in dieser Welt weilte. Er spürte die rauen Finger die seine blutbeschmierten Lippen anhoben und über die Raubtierzähne strichen.
Nenn mir deinen Namen, bevor ich dich töte.
Seine Stimme klang spröde so als hätte er sie lange, lange nicht mehr benutzt. Dennoch klang absolute Überzeugung in seinen Worten mit. Die Tatsache das seine Glieder zerschlagen und von unzähligen Klingen durchbohrt worden waren, schien seiner Überzeugung keinen Abbruch zu tun, dieses Vorhaben auch in die Tat umsetzen zu können.
Noch immer hatte er seine Augen nicht geöffnet.


- Die Stimme - 03-13-2009

“Ein Erster unter Gleichen, nannte man mich. Prunkvolle Titel schmückten meinen vergessenen Namen und ungezählte Völkerschaften warfen sich vor mir in den Staub, welcher mein abgefallenes Fleisch war. Wie eine unwichtige Bürde ließ ich jeglichen Aspekt hinter mir, darum will ich dir weder wahren Namen, noch ursprüngliche Herkunft nennen. Dir reiche Ystyrian, Kogan, Sohn von Gohmor, Lügenkönig von Rasankur, gefallen nicht durch eines versprochenen Kriegers Beil, sondern wie irgendein Schwächling durch den Klingenstoß eines Weibes.” , ins endlose verlängert schienen die spindeligen “Verästelungen” seiner Finger über den zerschlagenen Leib, aber auch über den seelischen Astralkörper zu gleiten, “Kühne Worte wahrlich, für einen der so tief gefallen ist wie du. Die unsterblichen Verdammten wiesen dich zurück, und dennoch gehörst du nicht mehr gänzlich dir. Vielmehr bist du nun nur noch Glied eines wesentlich größeren Leibes… Du kannst mich nicht töten, du kannst es nicht und wirst es nicht.”


- Kogan - 03-13-2009

Ich konnte es früher und ich kann es jetzt erst recht. Doch einstweilen gibt es Dinge die mehr Freude bereiten. Er versuchte sich aufzurichten. Und ächzte überrascht.
Schmerzen! Stellte er fest als sei dies die Entdeckung des Jahrhunderts. Nun öffnete der gefallene Fürst doch seine Augen und blickte sich neugierig um.
Rasankur! Eine Pause, so wie es jetzt ist... wie es jetzt war bevor...
Er lachte kehlig und ohne ersichtlichen Grund.
Und du? Er musterte seinen sonderbaren Retter. Ich kenne dich, aus den Zeiten vor dem Untergang. Ystyrian war nicht dein Name. Er war... ein Augenblick angestrengten Nachdenkens. Nein... in den Nebel zurückgesunken. Aber dennoch ist vieles geblieben aus den anderen Welten, als ich noch wach war. Er ballte die Faust probeweise und kicherte wieder. Fleisch und Blut, blass behangen von Gezeiten... er hatte eine Axt. Wieder lauschte er in sich hinein.
Nein, ich hatte eine Axt. Ich Kogan... ja so geheißen.
Kogan blickte Ystyrian durchdringend an.
Er ist nicht fort weißt du? Natürlich weißt du das. Dennoch ist ausgemerzt was du den Schwächling nanntest. Teil eines Leibes... ja! Er strich mit der Hand über den rauen Stein der Kaverne. Ich spüre die Schuppen des Drachen. Er ist zornig. Zornig darüber von diesem Narren... von mir, geweckt worden zu sein. Nur um mit ansehen zu müssen wie Unwürdige das besudeln war ihn ausmacht. Hat er dich geschickt? Wieder stockte er, versuchte zu unterscheiden was ihm wirklich widerfahren und was im Tode erlebt war. Das Weib hat es gewusst. Nachdem ich nicht verstanden habe was er mir sagen wollte, als ich gegen den Schattenkönig kämpfte, hat er sich ihr offenbart. Dieses Mal dröhnte sein Lachen von den feuchten Wänden wieder.
Sie war zu jedem Augenblick mehr Herrscher als ich. Köstlich, der Weber der Wege hätte keinen besseren Scherz ersinnen können. Doch nun hatte ich meine Audienz bei denen die waren.
Es war nicht angenehm will ich dir sagen.
Das Kichern. Wahnsinn und Hass sind die Waffen derer die kein Schwert mehr führen können und es sind scharfe Waffen, die tief in die Seele schneiden. Kogan... hat Leid erfahren das heißer brennt als die Götterschmiede. Dort wo Leib und Brot sich gleichen. Man hat ihn in die Form gepresst die nötig ist und ich bin bei ihm, wir sind bei ihm, er ist beinahe vollständig.
Du weißt was geschehen wir am Ende dieses blutigen Weges, Ystyrian. Sie ist ebenso Teil des Drachen wie er.
Feuriger Atem und reißende Klaue.
Der Geflügelte ist erwacht. Sie ist der Geflügelte, ich bin der Geflügelte. Rasankur erhebt sich und bringt dieser Welt die Veränderung nach der sie lechzt. Es hat bereits begonnen.
Doch da ist noch etwas... es gibt Mächte die gegen uns arbeiten. Al Chalik!
Ich werde das Leben aus ihm quetschen, so wie es schon längst hätte geschehen sollen. Sein Herz wird die erste Mahlzeit des Drachen sein!



- Die Stimme - 03-14-2009

“Namen, ohnedies nur das menschliche Bedürfnis jeglichem Unbekannten Vertrautheit einzutröpfeln.” , murmelte das zeitlose Wesen welches er geworden war beiläufig, “Im allgemeine neige ich nicht zu Konversationen mit minderen Parasiten welche sich sterblicher Hüllen bedienen, egal welche irdische Macht sie zu erlangen… glauben.” , in einem explosionsartigen Miasmer klaffte der fleischliche Leib des Uralten wie ein Sporenpilz auseinander, halbverflüssigte und gasförmige Kapseln umspannten den geschundenen, aufgeschlitzten Menschenkörper, während sie gleichmäßig wie stählerne Spitzen entlang gewisser Nervenmeridiane eindrangen, “Viel zu lange habe ich diesen exquisiten Zeitpunkt abwarten müssen, als das ich nur ansatzweise gewillt wäre, all dies mit degenerierten Kreaturen zu teilen… ebenso wie dieses Blut extrahiert wird, reinige ich deine ohnehin spärlich verankerte Existenz aus diesem Bewusstsein… werde wieder das was du warst… kümmerlicher Dämonensporn, Auswurzelung und Stärkung des Metabolismus, mehr nicht…” , inzwischen “schwebte” der aufgebahrte Leib durch zerreißend gespannte “Spinnenfäden” aus schleimigen Pilzknospen knapp oberhalb der dunklen Grube, in welcher noch immer Trümmer des alten Rasankur dahin vegetierten, gleichzeitig jedoch erschütterte eine unglaublich wuchtige Explosion den ganzen Komplex, Sand rieselte herab, Steinchen bröselten auf den Kriegerschädel, mehr oder weniger formlos thronte der Uralte darüber und starrte ihn aus augenlosen Höhlen heraus an, “Ammenmärchen… alles wertlose Ammenmärchen… es gibt keinen unbesiegbaren Drachen, keine göttlichen Priesterkönige, keine ewiglichen Kriegerfürsten… Im langsamen Dahinrieseln der Jahrhunderte beschenkten sich Generationen irgendwelcher Halbwissenden mit opulenten Erkennungszeichen, gaben sich goldene Stirnreifen und mächtiges Brustbollwerk… Was immer dein kleinlicher Verstand zu glauben meint oder der zerbröckelnde Leib in welchem er gefangen ist, lässt all dies wie ein Witwenteilchen erscheinen. Al Chalik ist genauso ausgenutzte Erweiterung meiner selbst… wie du es nun geworden bist…” , die rankenartigen Fänge bohrten sich ins aufgesprungene Brustfleisch und vereinten sich mit dem pochenden Herzmuskel, drangen darin ein und festigten ihn wie einen gepanzerten Harnisch, “Diese gesamte Heerschau entspricht ebenso einem vertretbaren Standpunkt wie sie mein Wille ist, freier Wille ist eine lächerliche Illusion, letztlich marschiert jeglicher Mensch nur nach vermeintlich eigenen Gedanken… Doch diesen Leichnam habe ich mir erwählt, ebenso wie die Ruine welche Rasankur wurde…” , die Wände kräuselten sich wie eine aufbrausende, unruhige See rundum, die vormals angenehmen Temperaturen stiegen unweigerlich an, ebenso die vormals trockene Luft, welche plötzlich dunstige Schlieren spie…


- Kogan - 03-15-2009

Wenn neben einem Schmerz, der Sturz aus tödlicher Höhe oder das Aufgespießtwerden auf eiserne Speere das kleinere Übel war, dann hatte dieser Schmerz seinen Namen auch verdient. Kogan jedenfalls kam zu diesem Schluss als der Fremde, das fremde Wesen besser, seine wirbellosen Fänge in ihn schlug. An Gegenwehr war nicht zu denken, zu groß die Pein. Durch den Schleier aus Qual bemerkte der gefallene Fürst vor sich selbst, dass man es heute gut mit ihm meinte, was Agonie anbelangt. Geist und Körper wurden wahrlich auch einen harten Prüfstand gestellt. Doch auch dieser Schmerz verging. Zurück blieb das unbestimmbare Gefühl seinen Körper nun gänzlich mit etwas Fremden zu teilen.
Als er stöhnend Luft in die Lungen sog bemerkte er das dieses ohne Stechen geschah. Mehr noch, ihm war als könne seine Brust mehr Atem fassen als jemals zu vor.
Das ist interessant! Bemerkte er und richtete sich nun ohne jegliche Schwierigkeit auf. Sein Blick fiel auf eine der Stichwunden, die ein Speer ihm beigebracht hatte und die auf seinem Oberarm klaffte. Als beobachte man eine emsige Spinne im Zeitraffer, spannen sich weiße Fasern zwischen den Wundrändern und zogen sie zusammen. Haut entstand wo eben noch schorfiges Blut geklebt hatte. Nach wenigen Augenblicken war die Wunde verschwunden und wulstiges Narbengewebe reihte sich in das Gesamtbild ein.

Scheiße... Entfuhr es ihm wenig königlich.

Unwillkürlich glitt die Hand an jene Stelle wo ihre Tat ihn tödlich getroffen. Auch hier ertasteten seine Finger grobe, frische Narben.

Du magst nur die eigene Existenz als glaubenswerten Kosmos betrachten und alles andere als Wahn abtun. Darin liegst du falsch, doch...[B] er spannte die, nun unverletzten Muskeln, über deine Gaben werde ich mich nicht beklagen.[/B]

Die Faust schoss vor und schmetterte mit Urgewalt gegen den nackten Stein. Nah der Fuge zeigte sich ein gezackter Riss. Mit einem breiten Grinsen beobachtete der Krieger wie sich die Haut um die aufgeplatzten Knöchel wieder schloss.
Wenn es in deinem großen Plan ein, ach so wichtiger, Teil ist, sagte er nicht ohne einen Anfllug von Spott, dann zeig mir wo ich Al Chalik finden kann.
Es wird Zeit dieses ganze Sache zu beenden.



- Die Stimme - 03-22-2009

“Die unverschleierte Überschwänglichkeit eines kürzlich gewährten Lebens, welche exquisite Anmut, welch geckenhafte Beflügelung, nur zu, nur zu.” , gackerte die lediglich halb konsistente Persönlichkeit des überdimensionierten Sporengewächses welche sich vor ihm aufrichtete, “Stille er seinen kindlichen Durst nach dem dargebotenen Ruhm der Zeitalter, nach Evolution und übermenschlicher Erkenntnis, wie nahe, wie greifbar es doch vor ihm liegt, nicht wahr? Ich habe dich beobachtet, Junge, unverhohlen agierst du, gewissenlos, ohne jegliche Konsequenz zu fürchten, darum teilst du eine wesentliche Gabe, im Vergleich zu all jenen welche vor dir waren, gescheitert sind oder fallen gelassen wurden. Es bedarf mehr als bloßer Vorstellungskraft oder reformsüchtigen Visionären, viele kamen im Laufe der Jahrhunderte, Wissenschaftler, Priester, Krieger wie du, Söldner, Sklavenjäger… alle auserwählt, alle gekürt. Keinem war bisher wahrhaftig ein goldener Siegeskranz gegönnt, jeder wagte es zu scheitern, sei es am eigentlichen Hindernis, den kaiserlichen Legionären, dem eigenen Verstand, subtiler Manipulation, an ihren nachfolgenden Erben, oder aber an sich selbst, Zweifel, die stärkste Herausforderung jeden Mannes… Woran wirst also du scheitern? Und wenn nicht… was bringt das Schicksal? Finde dir deine Verräter und deine Krone, beweise dich… dann reden wir erneut.”


- Kogan - 04-22-2010

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Mit jedem Niederfahren seines Armes entstanden Galaxien. Ein sprühender Regen aus vergänglichen Sonnen, seinem Willen entsprungen und seinem Tun geschuldet. Geboren aus Materie, ein kurzes Leben beschieden, helles Erblühen und aufglühendes Vergehen. Wieder und wieder begann dieser Kreislauf aufs Neue und war doch nur Nebenprodukt eines übergeordneten Schöpferprozesses. Die Glut urgewaltigen Formens warf zuckende Schatten über die bleiche Haut des Gottes, der mit jedem erzeugten Donnergrollen seinem endlichen Willen mehr Form verlieh und weitere Sonnen nach allen Seiten stieben ließ.
Feucht glänzte die Muskulatur des Hünen, denn bemerkte er selbst die tartarusgleiche Hitze auch nicht, so trieb sie ihm das Wasser doch aus jeder Pore, ließ das Haar am Kopf kleben und in lästigen Strähnen in die Stirn des Arbeitenden fallen. Zeit es zur Seite zu wischen blieb keine, waren die Schläge doch im Rhythmus des eigenen Herzens geführt und hätten das Erreichte zunichte gemacht, wäre sie nun davon abgewichen.
Zischend tropfte sein Schweiß in die infernalische Glut, als der Hammer aufs Neue niederfuhr und eben jene Sternbilder glimmender Funken erzeugte, welche erstarben noch ehe ein neuerlicher Schlag ihre Nachfahren erschuf.
Einzige Lichtquelle blieb das Glühen. Es ging von der Esse aus, hatte längst den Kopf des Schmiedehammers beseelt und sich scheinbar auf das ganze Heiligtum ausgebreitet. Nicht länger folgte der Glockenschlag von Stahl auf Stahl dem Herzensklang des Schmiedes, sondern gab seine eigenen Rhythmus vor, der dumpf dröhnend durch das Gemäuer pochte.
Abermals ward der Pakt bekräftigt, geschlossen zwischen Mann und Vergangenheit, aufgesetzt noch ehe die Geburt des Bestimmten beschlossen wart.
Das Spektrum des Essenfeuers spielte ins Grünliche hinüber und verschmolz in seiner bedrohlichen Herrlichkeit mit den zuckenden Blitzen, die nun zu bemerken gewesen wären, hätte jemand den Frevel der Anwesenheit begangen. Die Entladungen sprangen zwischen den sich nach oben hin verjüngenden Mauern der stumpfen Pyramide hin und her, bis sie dann endlich aus dem Abzugsschacht entkamen und die Nacht für die Zeiträume einzelner Wimpernschläge vertrieben.
Der bessene Schmied merkte von all dem nichts. Sein Streben konzentrierte sich auf das weiß glühende Metall auf dem Amboss. Das Falten des Materials, das Formen, erkalten lassen und neu erhitzen, all das dauerte Stunden, wenn nicht gar Tage und Wochen. Doch an diesem Ort war Zeit und der Ablauf gewisser Dinge nicht von Wichtigkeit, tauschte seine Priorität mit anderen Abläufen und stellte die allgemeingültige Unumstößlichkeit hinten an.
Mit einem bereitliegenden Krummdolch, mehr schmuckloses Werkzeug als wirkliche Waffe, öffnete sich der Fürst die Pulsadern, über die Länge des gesamten Unterarms. Hier, im Herz der Stadt, war der Anfang des Schnittes verheilt, bevor das Messer noch seine Arbeit bis nach unten vollführt hatte. Dennoch reichten die Sekunden um eine bereitstehende Schale mit dem schwarzen Saft anzureichen. Nachdem beiden Armen auf diese Weise ihre Gaben entrissen waren, bedeckte die unheildrohende Flüssigkeit den Boden des Gefäßes. Dem Wunder seiner spontanen Genesung schon längst keine Aufmerksamkeit mehr schenkend ergriff Kogan nun eine lange Rundzange und fasste mit ihr das glühende Produkt seiner neusten Schaffensphase. Wabernde Luft ließ ihn phantomumtanzt anmuten, wie er so begutachtete was geboren um Leben zu beenden. Keine Nachfolger der grausamen Stachelaxt war es, kein Schwert oder Speer. Im Griff der Zange strahlte eine gebogene Klinge, dem zuvor benutzen Dolch gar nicht unähnlich und doch mehr an die Kralle einer räuberischen Katze oder die Bewaffnung urzeitlicher Velociraptoren gemahnend. Prüfend strich der Blick des Schmiedes über das Ergebnis der von ihm gebotenen Genesis. Offensichtlich zufrieden damit fiel das Eisen in die Blutschale, wo es nicht zischende Laute der Abkühlung erzeugte, sondern vielmehr etwas das überempfindliche Nerven an Schreie erinnerte. Nicht an die eines verlorenen Todeskampfes, sondern vielmehr als Folge geglückter Niederkunft. Mit der Ruhe des geduldigern Arbeiters wartete der Schlächter dieses Phänomen ab und befreite das erkaltende Werkstück aus seinem Bade. Es fand nun Platz auf einem groben Leinentuch, welches als Unterlage auf grauem Steintisch diente. Hier hatte das Metall Gesellschaft, war es doch das letzte in einem ganzen Sortiment geformter Eisen. Vier weitere Klingen gab es da, etwas länger und weniger gebogen als der Neuzugang. Eine Gewirr zu nennende Ansammlung aus feinem Gestänge und Plättchen lag daneben. Die trügerisch grob wirkenden Hände gingen sogleich ans die Arbeit und begannen mit filigraner Tätigkeit.
In Einer Kohlepfanne warteten glühende Feinkolben, welche ihrem verschmelzenden Zweck ebenso gerecht wurden wie es neumodischere Äquivalente getan hätten. Kogan verband Teil um Teil, ohne das da ein einziges Mal ein Zögern zu bemerken gewesen wäre. Dabei arbeitete er nicht etwas nach einem Plan, schuf aber auch nichts gänzliches Neues. Während bewegliche Stängchen Halt an einer länglichen Platte fanden steigerte sich das Kichern aus anderen Sphären zu mehrstimmigem, heiserem Gelächter. Seinen Ursprung hatte dieses unirdische Geräusch in den aufklaffenden Mundhöhlen der dahingegangen Herrscher und Helden aus vergessenen Epochen. Diese umsaßen in weitem Bogen die Kammer, in ihre Rüstungen gehüllt und mit mumifizierten Knochenfingern die schartigen Waffen umfassend. Dieser gelachte Windhauch stieg ebenfalls zur Decke empor und durchwirkte das Geflecht der Blitze.
Die Toten wussten was dort in die Welt zurück konstruiert wurde.


- Kogan - 06-02-2013

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Die Versinnbildlichung des Drachen war in Rasankur allgegenwärtig und auch hier stellten sich unweigerlich gewisse Vergleiche ein, als Kogan die staubigen Stufen hinab stieg, welche ins lodernde Herz der Stadt führten. Gemahnte der Weg nicht an den sinnbildliche Abstiege in eine Drachenhöhle, wie man sie in so vielen Märchen, Legenden und unsinnigen Heldensagen finden konnte?
Tatsächlich leuchtete aus der Dunkelheit des steinernen Ganges unstetiges Glosen empor, im Rhythmus eines an- und abschwellenden Atmens, wie es schien.
Auch die Hitze erhöhte sich mit jeder genommenen Stufe spürbar.
Fast mochte man wirklich an ein geschupptes Ungeheuer glauben, welches dort unten auf gehäuften Schätzen und den Gebeinen bezwungener Heroen lag, weiterer Unvorsichtigen harrend.
Drehte man den Winkel der eigenen Betrachtung, dann stimmte diese Vermutung sogar. War nicht der Fürst, welcher der Abstieg wagte, ein Held? Ein Befreier, wenn auch für ein Volk aus Wahnsinnigen, verdreht an Körper und Geist?
Gewiss, weder lauerte dort ein Fabeltier, noch kam der Herr Rasankurs um sich mit ihm zu messen. Wobei man selbst diese Ansicht würde anzweifeln können.
Das Innere des Allerheiligsten, der viereckigen Pyramide, der Zutritt nur den Gebietern dieses Kosmos aus Denken und Handeln gestattet, war vom Rot der Esse erfüllt. Held und Bestie waren hier eins und die Knochen der Toten lagen nicht verstreut, sondern saßen auf den Stühlen ihrer einstigen Herrschermacht. Kein stumpfes Vergessen, welches den Hegemonen anderer Reiche beschieden war. Keine Marmorkiste, versenkt in dumpfen Kirchen, wo Verklärung mit Vergessen rang und es flanierendem Pöbel gestattet war sich eigene Ansichten über die Gewaltigen vergangener Tage zusammenzustückeln.
Hier saßen die Herren der Stadt, die Herren des Planeten, aufgereiht in all ihrer nekrotischen Herrlichkeit. Die mumifizierten Hände hielten Waffen umklammert, die Völker hatten zittern lassen. Unter prächtigen Helmen glotzten nicht existente Augen auf diesen einen, der bei Versagen den Platz neben ihnen einnehmen und seine Hülle hier aufreihen würde.
Eine Warnung sollten sie dem lebendigen Drachen sein, ihn an die Fehler der Vergangenheit gemahnen. Doch so wie jeder von ihnen die modernden Vorgänger ignoriert hatte, erübrigte auch Kogan nun kaum mehr als einen flüchtigen Seitenblick für die entmachteten Leichen.
Wieso sollte er auch?
Ewigkeit war ihm allein beschieden, Macht wusste nur er wahrlich zu nutzen. Die Vergangenheit war der Brunnen aus dem Rasankur seine Kraft schöpfte, doch der Blick in Zukunft war es der Großes barg.
Mit schnellen Schritten durchbrach er den Thronkreis und ging direkt an die Arbeit. Der Umhang flog beiseite und enthüllte die Narbenlandschaft seines Leibes, das Leinenbündel landetet auf der langen Werkbank zur Linken und das Scheppern verriet seinen metallischen Inhalt.
Unweit des Paketes lagen die Produkte vorangegangener Schaffensphasen. Im Groben ließ sich erkennen was da im Begriff war zu entstehen. Ein gepanzerter Handschuh, der Größe nach wohl für Kogan selbst bestimmt. Kunstfertig, gewiss, von der Machart dem Schuppenkleid einer Echse nachempfunden und mit grausamen, gebogenen Klauen an Stelle der Finger. Allein, das war noch nichts Besonderes, bedachte man welche Meisterwerke der Lebensbeendigung in diesen unirdischen Feuern entstanden. Interessant machte dieses Stück erst das Gestänge, welches unter den Schuppen verborgen lag. Der Zweck war dabei nicht ganz ersichtlich. Zwar war dieses sonderbare Skelettkonstrukt voll beweglich, doch brachte es seinem Träger keinen erkennbaren Nutzen. Das mochte mit dem unvollendeten Zustand des Werkstückes zu tun haben und doch...
Während Kogan den Blasebalg betätigte und die Glut aus ihrem Schlaf erweckte, klickten die Krallen leise auf dem Stein der Werkbank.
Wenn der Schwarze Drachen es bemerkte, so ignorierte er es geflissentlich. Als das Fauchen und Funkensprühen der Esse nach seiner Zufriedenheit war, wandte er sich um und widmete sich dem mitgebrachten Bündel. So er nun den Stoff zurück schlug, offenbarte sich, dass der Inhalt nichts geringeres war als der Stab der Seherin.
Seiner Hand war dieses Artefakt entsprungen, ein Geschenk an die schlafende Göttin. Ein Geschenk das er nicht zurückzunehmen gedachte, doch er würde es etwas... modifizieren.
Die vier ineinander gedrehten Streben aus verschiedenem Metall, das Symbol der Vierfaltigkeit des Chaos, lagen glanzlos da. Nur in schlanken Hand der Frau hatte sich die Macht dieses Objekts manifestiert, hatte sie Bronze, Silber, Gold und Eisen in unheiliger Belebtheit bewegt und das Opfer des Heermeisters, sein unfreiwillig hergegebenes Auge in Abgründe prächtiger Schreckenswelten geblinzelt.
Und letztlich doch nur ein Spielzeug, erschaffen aus einer flüchtigen Laune, einer nostalgischen Anwandlung. Geboren in Gefühlen, antiquiert in ihrer Profanität. Schwäche gebar nur Schwäche, dieses Ding war ein Beleg dafür.
Es wäre für einen nicht vorhandenen Chronisten ein Leichtes gewesen, hier eine Abkehr von menschlicher Regung zu erkennen und das Papier mit der falschen Erkenntnis zu vergeuden, dass einen Chaosdespoten irgendwann nur mehr Hass und Gefühlskälte in sich beherbergen konnte. Wäre dieser Chronist ein Leichendiener gewesen, so hätte man es Propaganda nennen können. Wäre er ein Kind des Chaos, so hätte die Ursache in Ignoranz und Dummheit Begründung gefunden.
Es war bequem etwas schwarz- weiß zu malen, in diesem Fall wohl nur schwarz, das man bewunderte oder fürchtete. Doch verließ man den Pfad stumpfsinniger Existenz, dann war nur mehr sehr wenig mit den Maßstäben gewöhnlicher Sterblicher zu messen. So trieben auch den Fürsten vielschichtigere Beweggründe, als denn bloße Gehässigkeit, als der den Stab nun in eine längliche Steinform legte und diese in den glühenden Kohlen der Esse bettet. Mit bloßen Händen schob er die Glut seitlich gegen das Behältnis. Fleisch verbrannte, warf Blasen, platzte auf und verkohlte, nur um mit ähnlicher Geschwindigkeit zu heilen und sich erneut zu bilden. Nebensächlichkeiten wie diese waren der Aufmerksamkeit Kogans nicht würdig. Zu sehr lag sein Interesse auf der Form, in welcher der Stab allmählich seine Konsistenz aufgab und sich zusehends verflüssigte. Die unterschiedlichen Materialien bildeten nach und nach eine kleinen See. Freilich wären die Stoffe in jeder normalen Esse keine Verbindung eingegangen und ein Schmiedelehrling, der solch eine Dummheit versucht hätte, wäre lediglich mit einer Ohrfeige durch den Meister belohnt wurden.
Hier standen die Dinge jedoch anders. Hier waren die Gesetze von Physik und Metallorgie von nachgeordneter Bedeutung. An einem Ort, wo ein Mann, welcher das Wissen einer ganzen Stadt in sich barg, Wunden heilen konnte, dass man es nur mit Hexerei zu erklären vermochte, dort waren solche Absonderlichkeiten noch das kleinere Wunder.
Auch Muskelkraft und Werkzeug entschieden hier nur am Rande über das, was entstand. Der Wille ersetzte an diesem Ort Hammer und Amboss zum größten Teil.
Inzwischen schwappte und blubberte eine vielfarbige Pfütze in der Form und der Herr der Stadt beugte sich weit darüber um das so entstandene Ausgangsmaterial genau begutachten zu können.

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Vornübergelehnt hatte der Hüne das grobe Werkzeug der Schmiedekunst gegen feineres Handwerkszeug getauscht. Hier entstand keine Klinge, kein Schwert und nicht das Blatt einer Schlachtenaxt. Auch war nicht nur die Fingerfertigkeit eines Goldschmiedes gefragt, denn das Schaffen ging über Geschicklichkeit von Fingern und Konzentration hinaus.
Der Schöpfer des Werkstückes wob andere Materialien mit ein und nutzte somit den eigenen Geist zusätzlich zu Griffel und Körneisen.
Tief schöpfte er aus dem was Rasankur ihm bot. Nicht die alten Gefühle vergangener Zeiten waren es auf die er zurückgreifen musste und die wie ein verkrusteter Bodensatz unter dem Sand und den Straßen der Stadt schlummerten. Inzwischen bot die Chaosmetropole frischere Ressourcen.
Dem Schwarzen Drachen genügte es wenn er die Augen schloss und schon breitete sich das Netz aus Häusern und Verkehrswegen deutlich sichtbar auf seiner Netzhaut aus. Wie pulsierende Adern leuchteten sie in der Schwärze und es bedurfte nur ein wenig mehr Versenkung um das zu finden was er suchte.
Den Hass der Menschen, ob ihnen andere oder sie selbst diese Bezeichnung nun zugestanden oder nicht, war es den er zu schürfen gedachte.
Dabei war deutlich das Hass hier nicht gleich Hass war. Den rot glühenden Zorn des Krieges fand man nur vereinzelt. Er wäre für seine Zwecke auch nicht geeignet gewesen, denn dieses Bestreben nach Vernichtung des Feindes brannte wie ein Strohfeuer, hell und heiß, doch von unbefriedigend kurzer Dauer.
Nein, was er suchte war sehr viel mehr, sehr viel kostbarer.
Es war ein Hass der aus Verzweiflung geboren war.
Die versammelten Heerscharen Rasankurs, seine Kämpfer und Bewohner, drückte eine tiefe Bekümmerung nieder, ein Stein der ihre Seelen zusammenpresste.
Sehr wahrscheinlich, das ihnen selbst dieser Umstand gar nicht bewusst war oder sie ihn nur im Stillen zelebrierte, um das gelobte Land ihrer Errettung nicht zu beflecken. Doch die Mutanten und Verstoßenen waren nicht unter der Herrschaft des Chaos geboren, sahen ihre Segnungen, trotz gegenteiliger Bekundungen, nicht als Geschenk der Götter an. Ein Leben in Demütigung und Knechtschaft war ihnen vorausgegangen, das Wenige an Besitz und quälender Normalität war zu bloßer Erinnerung verkommen.
Ihr Hass war nicht die Verachtung eines anderen Systems, er war der Schmerz über das Verlorene und das was hätte sein können.
Kogan war davon überzeugt, dass sich diese Einstellung ändern würde. Kommende Siege würden Exempel für Überlegenheit und Kriegerstolz schaffen. Doch bis es soweit war, erwies sich der schwarze Schlamm als überaus nützlich.
Schwarzer Schlamm ja!
Zähflüssig und klebrig wie Teer, war er die Gestalt in welcher sich der Bodensatz aus Verzweiflung materialisierte. Des Fürsten Kräfte im Umgang mit der Welt hinter dem Sichtbaren waren noch in Entwicklung begriffen und somit musste er sich dieser stofflichen Begrifflichkeit bedienen.
Sein Wille zog den emotionalen Bodensatz seiner Untertanen an und zwang ihn in die reale Welt.
Faulig stinkende Fäden spannen sich zwischen seinen beschäftigten Fingern, wallten dort ätherisch einige Sekunden und sackten dann als greifbare Existenz in die Welt physischen Seins. Sie erschwerten es dem Fürsten seine handwerkliche Tätigkeit fortzusetzen, drohten sie doch seine Finger zusammenkleben zu lassen. Doch unbeirrt ging die Arbeit voran und unweigerlich flossen die widerwärtigen Fäden mit in das Werk ein. Wo Verzierungen in Metall getrieben wurden suchten sie sich einen Weg in die Aussparung. Das Schwarz kräuselte sich zischend in den schrömen flüssigen Goldes, als dieses aus kleinen Tiegeln an vorbestimmte Stellen floss. Schließlich gab die Masse dem eigenen Gewicht nach und klatschte schmatzend auf das gesamte Stück, sickerte darüber und bedeckte es gänzlich.
Der Kriegerkönig arbeitete nun mit geschlossenen Augen und ließ der beschworenen Emotion bei jedem Arbeitsschritt Zeit sich in die Poren des Materials zu ätzen.
Das Verstreichen von Minuten und Stunden hatte im Allerheiligsten keine Bedeutung und somit war es weder von Belang, noch möglich zu sagen wie lange die Arbeit gedauert hatte.
Als sich der Fürst, von Schweiß überströmt der nicht von Hitze herrührte, auf seinem Stuhl zurücklehnte war das Werk vollbracht.

Vor ihm auf der Bank lag ein Halsband aus dünnem Metall. Schmuckvoll, doch nicht sonderlich auffällig in seiner Erscheinung. In den noblen Geschäften eine gohmorischen Oberstadt hätte es wohl nicht die Blicke edler Damen auf sich gezogen. Das es für eine Dame bestimmt war zeigte die Größe des Bandes, lediglich der komplizierte Schließmechanismus hätte vielleicht Aufmerksamkeit erregen können. Ansonsten zeigte es sich in schlichtem Schwarz, hier und da von silbernen und goldenen Intarsien unterbrochen. An den Rändern ließen sich eiserne Dornen erkennen, gebogen wie Raubvogelklauen, gekrümmt genug um die Haut einer Trägern einzudrücken, aber nicht zu durchstoßen.
Was die hypothetische Käuferin der feinen, imperialen Gesellschaft wohl aber geschockt, gar in die Arme gnädiger Ohnmacht getrieben hätte, war des Schmuckstück auf der Vorderseite.
Wo bei einem gewöhnlichen Korrelat eine Perle, ein edler Stein oder das Silhouettenbild des Liebsten geprangt hätte, saß hier ein Auge. Einst hatte es seinen Platz im Schädel des Heermeisters gehabt, dann an der Spitze des Seherinnenstabes. Nun fand es eine dritte Verwendung. Noch immer war ihm kein Sterben vergönnt und unstetig blinzelte es in eine Welt, die sein Fortbestehen mit den, in ihr geltenden, Gesetzmäßigkeiten nicht erklären konnte.
Kogan war es zufrieden und eine Zigarre fand ihren Weg zwischen seine Zähne. Während er schmauchte verflüchtigten sich die letzten Spuren schwarzen Schleims auf dem Halsband in gekräuselten Rauchfähnchen.
Der Herr der Stadt ließ es ruhig angehen, bevor er seine Kreation in Tuch wickeln und mit sich nehmen würde. Er genoss den Tabak, denn in nächster Zeit würde er dafür nicht viel Gelegenheit haben.
Schließlich wartete ein Krieg auf ihn...


- Kogan - 09-27-2016

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Heißer! Es muss heißer sein, ihr warpverdammten Hunde. Heiß wie das Innere Namads, also legt euch ins Zeug oder bei Khornes Hufen ich schichte euch auf die Feuerstelle!
Der Herr Rasankurs donnerte über die steinere Brüstung hinweg und hinab in die Grube. Seine Stimme klang nicht wirklich von Zorn oder ernst gemeinten Drohungen wieder. Viel mehr schien er in bester Stimmung und die derben Anfeuerungen und Befehle nur ein Ausruck dieser Laune zu sein. Unter ihm waren vier Dutzend halbnackte Diener damit beschäft die Esse anzufeuern.
Schweiß glänzte auf lederner Haut, auf gespannten Muskeln, auf Schuppen und Stachelkleidern. Er troff von Gliedmaßen, Hörnern und aus angesengtem Fell. Nur die stärksten Gefolgsleute waren befähigt die Blasebälge in Bewegung zu setzen, so dass deren barock ausgeformte Münder ihren Atem in den Sockel der riesigen Glutpfanne bliesen und die Hitzte in exorbitante Bereiche trieben. Um den Grenzen des Machbaren das eigene Wollen aufzuzwingen, waren auf der zweiten Ebene, wenige Meter oberhalb der Grube, andere damit beschäftigt alchemistische Ingredienzien im großen Maßstab zuzuführen. Kleine Öffnungen gestatteten eine Blick auf das Inferno von wabernder Hitze, dass weit jenseits von Flammen lag und nur mehr eine verzerrte Landschaft aus weiß glühenden Kohlen zeigte. Durch die Hinzugabe der Substanzen auf der Hexenküche verfärbten sich alles ins Grünliche und intensivierte sich noch einmal.
Kogan, der von oben die ganze Prozedur beaufsichtige, nickte zufrieden. Auch eher war entkleidet bis auf das Nötigste. Ausgenommen sein Haupt natürlich, dass nur ausgewählte Personen zu sehen bekamen. In der Schmiede verhüllte ihn eine kunstvolle Mischung aus Helm und Maske, die seinem Kopf das schimärische Aussehen einer Mischung aus Drachen und skelettiertem Hundeschädel verlieh. In den Linsenaugen, die ihm beim Arbeiten Dinge offenbarten, um die nur die allerwenigsten Schmiede zu nutzen verstanden, spiegelte sich die glühende Esse.
Er trat an die Feuerstelle heran und begutachte die rote Fläche, aus der in Abständen grüne Flämmchen hervor züngelten.
Mit leicht schräg gelegtem Kopf stieß er die Hand in die Glut.
Fleisch warf Blasen, platzte auf und schälte sich von verkohlenden Knochen. Blut und Fett tropfte zischend in die Hitze, letztlich fing die Ruine seiner Rechen selbst an zu brennen. Er zog den verkohlten Stumpf heraus, besah ihn kurz und rammte ihn schließlich in das stilisierte Maul der Bestie, die sein Helm abbildete. In der länglichen Schnauze lag eine Mischung aus Tabak und Sinnes erweiternden Kräutern, die er mit dem brennenden Fleisch seiner Hand entzündete. Gleich spie das Wesen schweren Qualm aus Nüstern und Rachen, während der Träger der Maske seine Lungen mit dem Brodem füllte. Die deformierte Hand bildete sich bereits zurück, regenerierte wie in einem rückwärts abgespielten Zeitraffer des Verfalls. Hier im Herz der Stadt war der Schwarze Drachen praktisch unverwundbar.
Prüfend bewegte er die Finger, bevor sich der rauchende Schädel des Schmiedegottes wieder den Lakaien zuwand.
Es ist so weit!
Bringt es herein.
Trommeln begannen dumpf zu dröhnen um den Gleichschritt vorzugeben, mit dem die Schar der Helfer sich gegen die Ketten stemmten, die mit ächzendem Kreischen rostiger Räder das Objekt ihres aller Hierseins auf einer Schiene herein zogen. Das Raumschiff, mit dem Thel nach Koron gekommen war, war nur mehr ein ausgeweideter Kadaver. Alles was sich als nützlich erwiesen hatte, hatten kundige Aasgeier aus dem beschädigten Frachter gerissen und anderen Verwendungszwecken zugeführt. Von seiner Natur her war das Schiff nichts Besonderes, ein kleiner Frachter wie viele andere auch. Allein sein Hülle war von Interesse. Das Metall, welches die Alienrasse verwendet hatte, war den bekannten Stählen und Legierungen des Imperiums in fast jedem Belang überlegen. Widerstandsfähiger, leichter und hitzebeständiger. Nichts was man vergeuden durfte.
Wie ein erlegter Wal wurde das Wrack in die Schmiede gezerrt und über der Esse bugsiert. Der Schwarze Drachen, zu dieser Stunde eher ein Schakalwesen aus der feurigen Unterwelt, dirigierte die Choreografie der primitiven aber effektvollen Prozedur.
Die Ketten, die über dem Glutofen hingen, schmolzen bereits wie Wachs, schafften es vor dem Vergehen jedoch noch den Schiffsleichnam in Position zu bringen. Das Grün der halbmagischen Zugaben leckte in gespenstischen Flammen an dem dunkelblauen, fast schwarzen Metall der Hülle. Zufrieden beobachtete das Qualm speiende Mischwesen, wie sich Tropfen auf der Oberfläche bildeten, dort wo das smaragdene Feuer sie umspielte. Nicht einmal ein Hitzeschild von dieser Qualität konnte es mit der Wirkung aufnehmen, die rituell entfachtes Schmiedelohen im Herzen Rasankurs hervorbrachte. Allein dass dieses Metall nicht wie Butter schmolz kündete von seiner enormen Qualität. Doch ewiger Widerstand war hier nicht möglich. Zäh wie gekochtes Gummi zerlief die Hülle des Frachters und tropfte zwischen die weißen Kohlen. Deren Hitze war nur nötig, um das Material liquide zu halten.
Das Schiff begann sich zu verzerren und letztlich in zähflüssigen Brei zu verwandeln. Die Arbeiter sangen kehlig bei diesem erhabenen Anblick der Transformation. Kogan hatte dem Vorgang die Hände entgegen gereckt, als wolle er dem Schiff gebieten sich zu fügen.
Und es fügte sich!
Eine leuchtende, glühende Masse sickerte zwischen die Kohlen umfloss sie und bahnte sich einen Weg nach unten. Der Schwarze Drachen wartete ab bis für ihn der rechte Zeitpunkt erreicht schein und lehnte sich erneut über die Brüstung.
Jetzt, meine Kinder! Jetzt!
Die Männer an den Ketten, den Blasebälgen und jene, die die Blöcke aus gebannter Hitze in die Glut geschaufelt hatten, waren längst zu einer großen Gruppe zusammengefasst und standen an der untersten Stufe der zylindrischen Essenvorrichtung. Während jede Ziselierung der mehrstufigen Säule einem der Gottheiten vorbehalten waren, hatten die altvorderen Künstler die unterste Stufe den Prinz der Sünden geweiht. So fanden die langen Stangen denn auch ihren Platz in eindeutig geformten Öffnungen, als die Arbeiter die Hebel einführten, um die unterste Ebene in Bewegung zu setzen. Oder es zumindest zu versuchen. Dieser Vorgang war seit Jahrhunderten nicht mehr durchgeführt wurden und der Mechanismus schien durch die auf ihm lastende Zeit auf immer zum Stillstand gebracht. Die mutierten Muskelberge mühten sich mit der Macht ihrer, durch Göttergaben erhöhten Stärke, doch es nützte so lange nicht, bis der Drachen sich zu ihnen herab schwang und seine eigene dämonische Kraft mit in den Ring warf. Nirschen und widerwilliges Ächzen, dann ein Ruck und schließlich unter dem bestialischen Hochrufen der mutierten Meute, begann sich das untere Segment zu drehen. Die hemmungslosen Kreaturen in den Reliefs, die sich in allen nur möglichen und unmöglichen Positionen miteinander vergnügen, drehen sich langsam aber stetig. Endlich kamen erregierte Glieder aus Stein und gespreizte Beine in die gewünschte Position. Keine Sekunde zu früh, denn als sich das flüssige Metall wortwörtlich ergießt, stehen steinerne Becken bereit, die es aufnehmen und durch Kanäle in Barrenformen leiten.