03-24-2013, 12:16 PM
Es war wie das Erwachen inmitten einer langanhaltenden Finsternis. Kratzende, vom Staub schwere Tränen in den Augen, ein dünner, salziger Film welcher sich wie ein gesprungenes Netz über die Lippen zog. Der stets vorhandene Einfluss einer unleugbaren Kälte, expandierend von Innen heraus. Etwas beinahe schon unmenschliches haftete diesen Sinneseindrücken von Sehen, Geschmack und Empfinden an. Diese Welt mochte nicht steril sein, doch bei weitem war sie nicht so kontaminiert wie es stets gepredigt worden war. Welch Widerspruch doch diese denkenden, handelnden Menschenwesen waren zu den sabbernden, unvollkommenen Wüstenmutanten von welchen stets die Rede ging. Nichts, aber auch gar nichts wagte sich noch zu halten. Sie besaßen eine ausgeprägte, offenbar vollkommen Eigenständige Schrift, sie besaßen eine zentralistische Theokratie, damit einhergehend logischerweise ein Religionssystem welches ein gleiches suchte. Sie besaßen eine doch recht gutturale Sprache, aber immerhin, sie besaßen eine eigenständige, nicht vom Gotischen inspirierte. All dies waren markante Hinweise auf eine „fremdländische“ Leitkultur. Etwas das es in dieser Form innerhalb der, nunja, gewöhnlichen Makropolen Koron IIIs nicht gab. Und mit jedem noch so unbedeutenden Quadratzentimeter welche sie erkundete erlangte sie neue, unumstößliche Beweise für eine derartige These. Je näher man dem Stadtkern kam, desto eindeutiger wurden die Fresken, desto höher wurden kleinere „Paläste“ und Schreine errichtet, desto abwegiger wurde die Architektur. Bögen und Hufeisenöffnungen, Arkaden und lange Alleen ebenso wie Gebetsnischen, Springbrunnen mit einer wasserähnlichen Substanz. Doch es gab Zeichen, Zeichen der Verwitterung, des Alters. Nicht immer war dies ein krönendes Juwel des Tals gewesen. Nein, hier musste eine lange Abwesenheit geherrscht haben, die gesamte Stadt war wohl in Vergessenheit geraten und erst kürzlich wieder aus dem Nimbus emporgestiegen.
In den Schatten, unterhalb der Fassaden und Statuenkolonnen, unter den Erkern und Fenstern sammelte sich das Volk. Mit Tüchern überzogene Straßen garantierten Schutz vor den schädlichen Strahlen der Sonne, Kühle, Geborgenheit. In den schmalen Korridoren wurde dem täglichen Streben nach Existenz nachgegangen, wurde erprobt wer stärker und wer schwächer war. Es herrschte ein reger Darwinismus, selbst die niedersten Bestien zankten um schon glatt polierte Viehknochen, Kinder rauften stellenweise gar mit Holzprügeln. Mütter welche sorglos wachten, während von Vätern meist keinerlei Anzeichen war. Deformierte und ansehnliche Kreaturen gleichermaßen wälzten sich hindurch, vorbei an ihr, der nur neugierig glotzenden Passantin. Nein, sie musste darauf achten nicht zu viel Interesse an allem zu bekunden, durfte nicht aussehen wie eine Fremde innerhalb einer fremden Stadt... und dennoch. Als wäre man hineingetreten in eine vollkommen neue, jungfräuliche Welt. Kein Anzeichen der imperialen Verweichlichung, wie es manche Gelehrte der Zivilisation so untrefflich benannten, keine uniformierten Arbites und keine Truppen der PVS. Ja, selbst von jenem Kreuzzug welcher dieser Tage alle Blätter beherrschte war hier nichts mehr zu merken.
Und doch war da... Nur ein kurzer, unbedeutender Blick. Ein verstrebtes, purpurleuchtendes Symbol. Etwas wie aus kreischendem Blut heraus extrahiert, was sich wie aalglatte Fangarme nach ihrer physischen, aber auch ihrer geistigen Wahrnehmung streckte. Nichts weiter als ein flaches Stück geschliffenen Alabasters, ein kurzer, jedoch bedeutungsschwangerer Abstrich. Geformt gleich einem einzackigen, kurzen Pfeil, jedoch ausgehöhlt durch eine deutliche Kerbe, dies inmitten einer der finstersten Passagen dieser Siedlung. Sie wog die seltsame Scherbe abschätzend in der linken Hand, während sie mit der anderen die Vertiefungen studierte. Diese waren wenig kunstvoll graviert worden, vermutlich archaische Werkzeuge wie ein Faustkeil waren zum Einsatz gekommen, der Stein selbst wies eine klare Bruchstelle auf, wirkte dadurch wie von einem größeren Scheibe abgetrennt. Oder zerbrochen.
In den Schatten, unterhalb der Fassaden und Statuenkolonnen, unter den Erkern und Fenstern sammelte sich das Volk. Mit Tüchern überzogene Straßen garantierten Schutz vor den schädlichen Strahlen der Sonne, Kühle, Geborgenheit. In den schmalen Korridoren wurde dem täglichen Streben nach Existenz nachgegangen, wurde erprobt wer stärker und wer schwächer war. Es herrschte ein reger Darwinismus, selbst die niedersten Bestien zankten um schon glatt polierte Viehknochen, Kinder rauften stellenweise gar mit Holzprügeln. Mütter welche sorglos wachten, während von Vätern meist keinerlei Anzeichen war. Deformierte und ansehnliche Kreaturen gleichermaßen wälzten sich hindurch, vorbei an ihr, der nur neugierig glotzenden Passantin. Nein, sie musste darauf achten nicht zu viel Interesse an allem zu bekunden, durfte nicht aussehen wie eine Fremde innerhalb einer fremden Stadt... und dennoch. Als wäre man hineingetreten in eine vollkommen neue, jungfräuliche Welt. Kein Anzeichen der imperialen Verweichlichung, wie es manche Gelehrte der Zivilisation so untrefflich benannten, keine uniformierten Arbites und keine Truppen der PVS. Ja, selbst von jenem Kreuzzug welcher dieser Tage alle Blätter beherrschte war hier nichts mehr zu merken.
Und doch war da... Nur ein kurzer, unbedeutender Blick. Ein verstrebtes, purpurleuchtendes Symbol. Etwas wie aus kreischendem Blut heraus extrahiert, was sich wie aalglatte Fangarme nach ihrer physischen, aber auch ihrer geistigen Wahrnehmung streckte. Nichts weiter als ein flaches Stück geschliffenen Alabasters, ein kurzer, jedoch bedeutungsschwangerer Abstrich. Geformt gleich einem einzackigen, kurzen Pfeil, jedoch ausgehöhlt durch eine deutliche Kerbe, dies inmitten einer der finstersten Passagen dieser Siedlung. Sie wog die seltsame Scherbe abschätzend in der linken Hand, während sie mit der anderen die Vertiefungen studierte. Diese waren wenig kunstvoll graviert worden, vermutlich archaische Werkzeuge wie ein Faustkeil waren zum Einsatz gekommen, der Stein selbst wies eine klare Bruchstelle auf, wirkte dadurch wie von einem größeren Scheibe abgetrennt. Oder zerbrochen.