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Ankunft in Rasankur
Tag.... unbekannt? Zeit... ungewiss. Wie viele Stunden waren wohl schon verstrichen, seit jenem verhängnisvollen Überlebenskampf? Sie vermochte es nicht zu sagen, vermochte nicht einmal mehr festzustellen wo sie nun war. Wie sie hierher gekommen war.

War es der Schlaftrunkenheit zu verschulden, dass weiß-graue Fähnlein aus goldenen, irgendwie chimärenartigen Urnen emporstiegen? Das sich der hohe Saal von innen heraus erfüllte mit etwas das irgendwo zwischen Zimt, Kardamon und weißem Salbei bewegte? Das es süßlich emporstieg von einem mit violettem Samt bespannten Diwan, geschnitzt aus Sandelholz? Nein, nicht die trügerische Trunkenheit war es, sondern wahrhaftige Realität. Gerade dies war das eigentlich erschreckende. Barock, der gesamte Saal war im barocken, feingliedrigen Stil ausgebaut. Angesichts dessen das es sich hierbei nicht um den Kulturträger der Region handeln konnte, war sie vermutlich nicht mehr innerhalb der schroffen Stadtmauern oder aber jemand besaß einen exzentrischen Kunstgeschmack. Wände wie goldgetränktes Sandpapier, weiße, marmorne Verzierungen wie falsche Torbogen und architektonisch korrekt angebrachte bodenlange Fenster, aber auch zahlreiche Bildnisse zwischen den Rippen welche das Firmament bildeten. Dazwischen in nachtblauer Farbe ein klarer Sternenhimmel, ebenfalls nur vorgetäuscht, gleichfalls eine Illusion, raffiniert, dennoch erkennbar. In weiter Entfernung schließlich, umgeben von weißen Nebelschwaden, dass was einstmals Ursprung der Expansion gewesen war, das schlagende Herz, Terra. Noch immer Zentrum jeglicher Verehrung, doch hier, auf dieser Karte, auf diesem Sternenatlas kaum mehr als eine unendlich ferne Erinnerung. Machtlos. Drei Pforten verließen den trapezförmigen Raum an seiner schmaleren Seite, sozusagen auf der Seite c, während ihr gegenüber durch hohe Fenster ausgemacht wurde, die aber von außerhalb verdunkelt wurden. Das schwere Rascheln der samtenen Vorhänge, die winzigen glitzernden Partikel darin, gaben der Szenerie etwas bedrohlich theatralisches. Das zugrunde liegende Fließenwerk glich polierten Spiegeln, der aufgerissene, künstliche Himmel widerspiegelte sich selbst darin, ebenso wie sie sich selbst in die Augen starren konnte. Hellgrün, wie zwei sich windende Vipern.

Orientierungslos stolperte sie durch diese überragende Kulisse, betatschte wie ein argloses Kleinkind die unterschiedlichen Wölbungen und Formen, welche das Kunsthandwerk hier und dort produziert hatte. Besah sich manches eingelassene Gemälde eines möglichen früheren Ahnherren des Besitzers dieser Stätte. Genoss den aufsteigenden Dunst der goldenen Urnen und schwelgte in phantatstischen Gedanken. Bücher waren hier keine zu finden. Nichts außer zwei Räuchergefäßen, sowie einem Diwan war innerhalb dieser großen Halle. Echos. Jeder Schritt multiplizierte sich viele Male, jedes amüsierte oder interessierte Summen kehrte wieder. Diese eigenartige Welt war erfüllt von listigen Trugbildern. Sie beanspruchten jeglichen Sinn, denn selbst der Flur auf welchem sie scharwenzelte war von fremdartiger Beschaffenheit, war weich und nicht hart. War warm und nicht kalt, wie die metallische Oberfläche es hätte erwarten lassen. Alles besaß eine eigene Note. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, erwies sie sich des Lustwandelns überdrüssig. Am liebsten hätten sie sich einige Notizen angefertigt, besann sich dann jedoch darauf das sie weder Tornister mit Schreibzeug, noch sonstige Habe am Leibe trug. Ein verstörendes Fehlen von etwaigen blauen Flecken, von Schnitten und Stichen wurde ihr gewahr, sie trug auch keinerlei Bandagen wie es zumindest eine der vormaligen Verletzungen erfordert hätte. Selbst die Ringe waren ihr genommen. Sie schritt wie durch einen von Menschenhand geschaffenen Garten Eden und erlebte die Genesis von Neuem. Dieser Raum war dazu ausgelegt die eigene Unvollkommenheit im Widerspruch zur Perfektion der allumfassenden Galaxie zu erahnen, so schien es ihr zumindest begreiflich. Nur war selbst in dieser mächtigen Sternenkarte ein Makel, ein großer, weißer Fleck etwa dort wo sich das Segmentum Obscurus befand. Sie machte sich Vorstellungen darüber welcher politischen oder religiösen Fraktion der Eigentümer nun angehören mochte, war dieses bedeutende Detail schlicht aus Ehrfurcht oder aber aus Angst entfallen? Aus Hass oder aus Liebe? Ungeachtet dessen Schritt sie weiter durch die Halle. Die rechte Pforte wurde durch einen entfremdeten Cherubin gekrönt, ein zierliches, filigranes Wesen, welches zwar gleichfalls weiße Schwingen besaß, nicht jedoch kindliche Erscheinung. Der Mund glich mehr jenem eines Aals, mit dornenbesetzten, winzigen Zahnreihen, sowie ein drittes und viertes Auge an dessen Stirn prangerten. Aus seinen Händchen heraus entrollte sich eine Pergamentrolle bis zur halben Höhe der verspiegelten Pforte, die Zeichen welche darauf abgebildet waren entstammten keinem ihr bekannten Dialekt. Es waren krude, meist ziemlich kunstvoll verschnörkelte Runen oder unvollkommene Piktographien einer antiken Keilschrift, welche sich irgendwie feinmaschig ineinander verwoben. Jede der gravierten Zeilen gab auf merkwürdige Art Sinn, war sogar relativ leicht verständlich, sie vermochte sich nur nicht darauf zu konzentrieren. Sobald sie jedoch der flüchtigen Quintessenz des Geschriebenen etwas tatsächlich begreifliches entrissen hatte, schien sich eben dies in wohlwollende Nichtigkeit zu verflüchtigen. Je länger und desto intensiver sie versuchte sich die Zeichenfolge, den Schwung und die grammatikalischen Grundsätze heraus zu extrahieren, ebenso wie sie es in den archäologischen Fakultäten gelernt hatte, desto erdrückender wurde der allgemeine Eindruck. Nach einigen Minuten schließlich griff sie sich an die Stirn, ihr schwindelte irgendwie, gleichsam war ihr wohl eines der dünneren Gefäße innerhalb der Nase geplatzt, den ein sachtes Rinnsal hellroten Blutes mäandrierte daraus hervor.

Der dahinterliegende Raum erwies sich als eine Mischung verschiedener kultureller Aspekte. Es war ein Zwischenstil, deutliche imperiale aber auch orientalische Einflüsse, dazu war der Raum in hellem Opalglas gekachelt. Auf den ersten Blick quadratisch und deutlich höher als der vorherige Saal musste es sich wohl um eine Art Turm handeln, der Dachstuhl, geschweige den die Decke war in Schwärze verhangen. Entlang dreier Wände fielen Gobelins mit verschiedenen rituellen Szenen herab, wohl die Eroberung einer Stadt oder die Vertreibung früherer Einwohner. Es waren grausige, meist blutige Ikonen, welche keiner ihr bekannten Zivilisation zugeordnet werden konnten, folglich also wohl einem einheimischen Kunsthandwerk entsprangen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes befand sich eine Art Kerbe, von gut zwei Metern Durchmesser und einer Länge von drei Metern. Diese war etwa knöcheltief mit rotem Wein gefüllt, zumindest verriet dies der eigentümliche Geruch, darüber spannte sich ein verblichener Baldachin. Innerhalb der Wand befand sich ein Gewölbe, eine gleichfalls grotesque Kreatur war gewissermaßen als Opferstatue oder als Objekt der Huldigung darin eingebettet, zu ihren Füßen lagen geöffnete Schmuckschatullen, randvoll mit allerlei Silber- und Goldschmuck. Darunter mindestens einer von ihren Ringen. Neben Perlen, Amethysten und eigroßen Rubinen. Auch zu Strängen gebundene silberne Plättchen lagen rund um den Götzen verstreut. Vor der Kerbe nun befand sich ein niederer Marmorsockel, auf welchem sich ein goldener Pokal, sowie einige ebenfalls goldene Teller befanden. Gehäuftes, ihr unbekanntes Obst wurde darauf angeboten, ebenso wie ein Stück leicht angebratenes, saftiges Fleisch – dessen Ursprung sie nicht ermitteln konnte – sowie einige Schälchen mit unterschiedlichen Gewürzen und hauchdünn ausgerollten Broten. Sie wagte es nicht auch nur ein Stückchen von alledem anzurühren. Stattdessen ging sie vor dem Marmorsockel in eine leichte Hocke, dann überschlug sie die Beine zu einem Lotussitz. Aufmerksam betrachtete sie die unnatürliche Umgebung, vermerkte das es bestenfalls in seitlichen Nischen etwas wie Lichtquellen gab, der Raum allerdings unterhalb der Hälfte dennoch deutlich beleuchtet war. Irgendetwas...

Es war nicht der einlullende Geruch des vermutlich gewürzten Weins, nicht das seichte Plätschern des Bassins, nicht das sanfte Brechen der wenigen Lichtstrahlen. Es war dieser seltsame, befremdliche Blick des Götzen. Ein „eher“ menschliches Antlitz, ein kahlgeschorener Jüngling oder war es eine Frau? Es besaß eine Reihe von nunmehr acht Brüsten, irgendwie androgyn, ein goldenes Geflecht verband die dazugehörigen Brustwarzen – von welchen jede durch einen goldenen Ring durchbohrt war. Ab der Gürtellinie verschwand der Oberleib innerhalb des Gemäuers, darunter trat einige Zentimeter tiefer ein mehrfacher Schlangenleib hervor. Zwischen den einzelnen Schwänzen befanden sich besagte Schatullen und Opfergaben. Die Kreatur hielt die Arme in huldigender Pose angehoben, als würde sie selbst abermals einer höheren Macht eine Gabe darbringen. Milch tröpfelte aus den Brüsten, verdichtete sich auf den Schlangenleibern zu einem kleinen See, jetzt erst wurde ihr gewahr das es sich dabei ebenfalls um eine Art „Opfergrube“ handelte, aus welcher wiederum ein Rinnsal hinab in die Weinkerbe führte. Dort wo sich Rot und Weiß vereinten entstanden seltsame Wirbel, tauchten animierte Wirbel hervor und kräuselte sich die glatte Oberfläche. Fasziniert, ja wohl eher hypnotisiert beobachtete sie dieses eigentümliche Schauspiel der Muster und Farben. Schatten und Licht. Dazwischen blinzelnden zwei zarte Augenlider hervor, unter deren beschützenden Vorhang sich zwei violette Iriden offenbarten. Goldene und silberne Äderchen durchzogen diesen imaginären Augapfel, beschwichtigend und ruhig war es, in deren Abgründen ins Antlitz der Welt selbst schauen zu können. Es ging eine atemberaubende, frohlockende Leichtfertigkeit davon aus, eine simple Reflexion dessen was jenseits aller Etikette gedieh. Und es zog sie näher. Aus diesem Gedanken hochgeschreckt verschloss sie zunächst selbst die Augen, warf sich alsbald gar zurück. Das Schauspiel endete, die milchig-rötliche Substanz erschlaffte. Echos, Zurufe und dieser seltsame Duft von Zimt und Salbei ebbten ab. Jemand war in den Raum getreten, vernehmlich spürte sie den plötzlich erkaltenden Lufthauch welcher sich in ihrem Rücken gebildet hatte.

Eine nachtschwarze Gestalt, ganz und gar. Wie es schien waren allein die strahlenden Linsen der Augen nicht in unnachgiebige Finsternis verfallen. Diese waren kupfern angehaucht, überaus lebendig und wurden von einem darunter verborgenen Flammenmeer erhellt. Dies war der Anblick eines Schmelztiegels, in welchem Ströme von unterschiedlichen, flüssigen Erzen konkurrierten. Die Artikulation verzagte ihr regelrecht bei diesem Anblick, zu sehr wurde sie an eine vormalige Vision gemahnt. War jegliches Lebewesen dieser Stadt von eigentümlicher Schönheit und gleichzeitig einem dunklen Willen erfüllt? Sie entsann sich mit einem Male wie sie noch zuvor durch schäbige Sklavenjäger übertölpelt worden waren... Wie sie getrennt wurden... Der „Viehmarkt“ auf welchem sich unterschiedliche Gefangene zu beweisen hatten. Ihren Wert zeigen. Und das archaische Opferritual dieses Schreins mit seinen sechs Pfeilern. Dies war anders, es war hier, es war jetzt. Das andere war trotz allem Vergangenheit. Antike Geschichte. Beinahe lautlos überbrückte der Eindringling die Kacheln, es schien als würden seine Füße nicht einmal mehr die Gnade der Mutter Erde berühren. Kein Lufthauch umzog seine rapiden Bewegungen, nichts wies auf eine körperliche Existenz dessen hin, dennoch befand er sich etwa zwei Meter groß unmittelbar im Raum. Und er sprach – sie sprach – was auch immer es war, es benützte eine raue, gutturale Sprache. Verstörend genug das sie es nicht vollbrachte diesem „Ding“ ein Geschlecht zuzuordnen, nun war da noch diese Stimme, welche doch von überall gleichzeitig zu kommen schien. Zweifellos war dies eine architektonische Spielerei, wie bei einem Amphitheater. Das lange Gewand klebte wie ein zweiter Schatten an den Proportionen der Kreatur, wie dunkle Fledermausschwingen hing der Umhang über die Schultern drapiert, hielt ein vor Mund und Nase gehaltenes Tuch das restliche Gesicht verborgen. Sie verstand die Rede nicht, erahnte nicht einmal was es wollte oder verlangte, was einzig zählte war dieser pochende Schmerz welcher mit jeder Silbe ihr gesamtes Sein beanspruchte. Wie das geschriebene Wort des Dämonen-Cherubins. Es schüttelte den Kopf, darin war weder Abneigung, noch Hass oder Zorn zu erkennen, allein die Augen schienen eine gewisse Form des Verständnisses auszudrücken. Eine hochmütige, arrogante Form dieser Emotion. Als das „Erdreich“ die nunmehr nackten Fußsohlen wieder in Empfang nahm, wandelte sich der Leib.

Die hochgewachsene Silhouette eines Mittdreißigers, eines durchtrainierten, makellos proportionierten Mannes. Ausgeprägte Muskulatur an sämtliche Extremitäten, beinahe durchsichtige Haut, unter welcher sich bläulich jede Vene abzeichnete, schmale, dennoch kräftige Finger. Allein was einer „himmlischen“ Erscheinung entgegen sprach, war das sonderbare Fehlen jeglicher Körperbehaarung. So stand er also inmitten des Raums, hielt seine Arme von sich gestreckt als würde er auf irgendetwas balancieren und erhob sie alsbald zu einem pathetischen Gruß, sowie eine das Gemach umfassende Gestik.

„Schatten und Wasser.“, Worte von geradezu messerscharfer Präzision gesprochen, keinerlei abweichender Tonfall, geschweige denn ein spezifischer Akzent war vernehmbar, „Der Segen der sich windende Schlange des Chaos, des Schwarzen Drachen. Veränderung bedeutet Leben, nicht wahr? Dies ist das Haus des Ar-Rashid, des Rechtschaffenen.“, seinem immer wieder entflammenden Augenmerk haftete etwas durchdringend forschendes an, „Wie ich sehe, versteht ihr nicht die Sprache des Lebens. Versteckt euch im goldenen Schein, huldigt die Sonne, welche doch soviel Elend und Zerstörung über jede Welt bringt. Darum bin ich gezwungen, diese mindere Gemeinsprache anzuwenden, muss ich meine Zunge beschmutzen mit dem was Ungläubige ersonnen haben. Worte vermögen in dieser Sprache nicht auszudrücken welchen Ungemach mir dies bereitet.“

Der schattenhafte Inhumane wich majestätisch schwebend von der vormaligen Position, glitt nicht minder lautlos über das weingefüllte Bassin und glotzte in die abermals kokettierenden Pupillen. Seine Fingerspitzen vollführten eine eigentümliche Drehung, während sich das Augenmerk nun abermals auf sie richtete. Eisig ergoss es sich über ihre Wirbelrücken herab.

„Das Schicksal ist mannigfaltig, zahlreiche Pfade führen an einen Punkt, allein derjenige Knecht am Webstuhl vermag die Streben zu deuten. Seltsam genug das diese schwache Hülle das Ritual der Sechs Säulen überwand und nicht der Gehäutete. Nun verhält es sich so das Ar-Raschid drei silberne Kordeln für deinen Leib entrichten musste. Ein hoher Preis für etwas dessen Wert ungewiss ist. Aber man versicherte mir, dass du wenigstens lesen könntest, womöglich gar schreiben, zumindest wollen die Salatiriki entsprechende Güter in deiner Habe gefunden haben. Selbst die Ringe welche du getragen hattest, wiesen auf einen gewissen Intellekt hin. Wer also bist du?“, seine Hand senkte sich herab, griff sie am Kinn und drückte dieses mittels eines einzigen Fingers soweit nach oben, dass sie gezwungen war ihm in die Augen zu sehen, „Deine Augen verraten mir soviel mehr als deine Worte es jemals tun würden. Du weist, ich kann dir bis auf den Grund deiner erbärmlichen kleinen Seele blicken Kindchen. Gerade noch zermarterst du dir deinen Schädel darüber, wie du wohl in eine derartige Situation geraten konntest. Nun sinnierst du über Möglichkeiten der Hypnose, sowie der Gedankenkontrolle nach. Du hältst es für Humbug, du denkst über Astropathen nach. Über unsanktionierte Psioniker? Lächerlich. Wie Kinder spielen sie. Glaub mir, wahre Schöpfungsmacht entsteht nicht durch Wissenschaft, nicht durch dieses oberflächliche Berühren der Mächte, wie es eure Psioniker machen, nein, man erhält sie indem man sich öffnet. Zu einer Pforte wird. Genug davon. Dies ist das Haus von Ar-Raschid.“

Er ergriff sie unvorbereitet an den Schultern, erhob sie gleich einer Spielzeugpuppe mehrere Zentimeter über den Flur. Zwar fähig irgendwie mit den Beinen zu zappeln, war es ihr ansonsten aber offenbar psychologisch unmöglich Widerstand zu leisten.

„Dies ist das Haus des Rechtschaffenen. Wir dienen dem Schwarzen Drachen, wir dienen der Nacht und dem Meer. Mutter und Vater. Wir dienen dem Wandel, der Wiedergeburt und dem Überleben. Alles ist vereint in der Herrlichkeit der Veränderung. Du mein Kind stehst nackt vor der Schöpfung selbst, stehst nackt vor einem Quell, aus welchem sich ungezählte Leben erhoben haben. Erhoben aus der Taufe, erhoben aus dem Blut der stolzen Krieger und der Milch des Jenseits. Dies sind die Wunder unserer Stadt, du magst deren teilhaftig werden. Wenn du dich nur anstrengst, magst du gar Teil dieser wunderbaren neuen Weltordnung werden. Aber das bedeutet Überleben. Kampf. Krieg. Vernichtung. Der Zyklus der Asche aus welcher wir geboren werden. So bedeutet also der Tod die Unsterblichkeit. Was also wärst du bereit zu opfern, für einen Hauch Unsterblichkeit? Für einen Hauch Freiheit, nun da du Ar-Raschid gehörst?“

Die Frage war rhetorischer Natur, sie war weder gezielt noch besonders hypothetisch. Allein die seltsame Mimik, sowie die spezifische Gestik machte überdeutlich das sie sich nun auf Gedeih und Verderb in den Händen der Kreatur sowie ihres Meisters befand. Konnte sie frei denken? Handeln? Oder unterlag dies gleichfalls einem Zwang? War dies freies Sinnieren oder gleichfalls Suggestion? Allein die prächtige Farbenwelt ihrer eigenen entströmenden Gedanken erwies sich als überwältigend, eine philosophische Herausforderung welche ihresgleichen suchte. Nein, dieses verdammte Ding spielte mit ihr, nein, es konnte nicht ihre Gedanken lesen, es suggerierte nur. Es las offensichtliche Details, machte naheliegende Schlüsse. Sie beruhigte sich, doch im selben Augenblick erregten, weiteten sich die Pupillen ihres Gegenübers.

„Seltsam. Du verströmst nicht diese Angst. Du denkst. Handelst nicht emotional. Womöglich ist dein Haupt doch mehr wert als das einer gewöhnlichen Konkubine. Womöglich magst du doch nicht ausschließlich als Zeitvertreib Ar-Raschids dienen. Schade. Dein Fleisch wäre sicher köstlich gerissen. Wie also nennst du dich, Kindchen?“
„Juliette Cornelia vàs Medina.“, welch abgründige Verachtung sie doch in ihren eigenen Namen einzuweben im Stande war, betrachtete sie nur diese glühenden Essen eingehend genug.
„Der Name deines Hauses weist auf eine bestimmte Abstammung hin. Möglicherweise schlummert in deinem Blut etwas verborgenes aus dem Erbe unseres Volkes? Sag mir, wo wurdest du geboren?“
„Auf Koron III....“, sie unterdrückte den praktischen Fakt der genaueren Umgebung, spürte dadurch aber alsbald wie sich etwas wie Ranken um ihr geistiges Selbst wand, „... was?“
„Beachtlich.“, es leckte sich scheints belustigt über die Lippen, „Warum Schmerz wenn man sanfte Erlösung haben kann?“
„Warum sollte ich mein Wissen einem Diener preisgeben?“, was auch immer es war, es schloss sich immer schmerzhafter um sie, blähte sich nahe ihres Gehirns auf, zerrte mit eiskalten Tendrillen an der zarten Faserung ihres Herzens, kroch in ihren Adern.
„Wie lange vermeinst du mir Widerstand leisten zu können, ehedem ich erfahre was ich will? Du bist nur eine Puppe, eine von vielen. Hübsch, aber nicht stark genug. Erfülle mir mein Ansinnen, dann werde ich dich dafür entlohnen. Tust du es nicht, so wird allein Demut dein Lohn sein.“

Ihr bisheriges Leben war meistens physisch recht anspruchslos gewesen, nun aber kostete sie eine der simpelsten Bewegungen ein überwältigendes Maß an Überwindung. Das wiederholte Drehen des Kopfes von links nach rechts. Was darauf folgte war ein kaum erträglicher Schmerz, gepaart mit einem bodenlosen Sturz und einem gellenden Schrei welcher wohl die Grundfesten ihrer Realität zerreißen mochte.
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