02-28-2013, 06:49 PM
Jeder kennt die Momente, in denen sich Worte, Bilder und Empfindungen ungerührt jeglicher Umstände in das Bewusstsein bohren. Die Nachricht vom Tod eines geliebten Menschen. Womöglich ein einmalig unbeschreibbar schöner oder seltener Ort der Ruhe. Eine Menschenmasse, die panisch angetrieben in Bewegung, gewaltig wie Wassermaßen durch die Straßen pflügt, während man selbst mittendrin steht und alles an sich vorbeirauschen sieht. Man nimmt es wahr, kann und will es aber nicht realisieren. Selbstverständliche Dinge sind plötzlich nicht mehr existent, getilgt vom bekannten Antlitz, vom erreichbaren Raum. Andere Dinge hingegen waren unbekannt, nicht verfügbar oder einfach bis dato ungesehen und plötzlich ist der Augenblick gekommen an dem man Zeuge einer einmaligen und niemals wiederkehrenden Sache wird. Schrammt man nur knapp am Tod vorbei, so nennt man dies Schock. Ist es einmalig, so sagt man auch es wäre überwältigend. Der Verlust hingegen ist oftmals niederschmetternd. Doch jedes Mal dringt es in unser Bewusstsein, während der Kopf sich förmlich überschlägt und die bloße Theorie nur in irgendwelchen Zellen ablegen will, während die Räder unentwegt im Hochtakt rattern und die Verarbeitung dennoch auf der Strecke bleibt. Oder ist es gar umgekehrt? Die Logik hat es bereits erfasst, verarbeitet und ad acta gelegt und das Bewusstsein stellt sich quer, will diesen Fremdkörper unter aller Gegenwehr nicht in sich aufnehmen und verdrängen? So oder so lähmt der pure Umstand die Schöpfung Mensch. Biochemisch und -elektrisch erklärbare Prozesse werden nichtig, während die geistige Theorie der innewohnenden Seele wieder greifbar vor Augen liegt. Doch was, wenn eine Sache bereits unvermeidbar geschehen zurückliegt. Man der Starre entkommen ist und das Geschehene als stilles und trauriges Ereignis in sich tragen muss, fest eingepflanzt in der Brust und tief Wurzeln schlagend wie Unkraut im verdorrten Überrest eines einstmals klaren Sees in der Wüste. Des Drachen Nachricht öffnete Wunden, die nur schwerlich versiegelt werden konnten, brach hartes Gestein und wühlte in Überresten einer wohl behüteten und geliebten Erinnerung, ehe Schmerz und Wut an dessen Stelle getreten waren. Hätte der Herr Rasankurs ihm ihre Wiederauferstehung offenbart, so hätte er freudig den Schutz seines harten Mantels abgeworfen und wäre zugleich zur Tat geschritten. Wäre der Verlust der Seherin nun endgültig bewiesen, so hätte er den Verlust nun endgültig verarbeiten und dieses Kapitel schließen können. Es war als werfe man ihm dem Verdursten nahe einen Wasserschlauch zu Füßen, der die Lippen gerade einmal mit einem einzigen Tropfen begrüßen konnte. Angstvoll verkriecht man sich in den spärlichen Schatten, das kostbar Gut vor dem Verdunsten rettend. Der ach so winzige Tropfen erinnerte an Tage, an denen jenes Element nur zur Genüge vorhanden war und weckte mehr als er zu stillen vermochte. Und doch, bei aller Logik und jeder noch so auferlegten Selbstbeherrschung, gestattete sich Ad`razbe für einen Moment dem Rausch der Gefühle nachzugeben. "Bis... ihr meint?" Ihm verschlug es die Stimme. Ungeordnet schwirrten die unterschiedlichsten Gedanken durch seinen Kopf, zu schnell um gesichtet und aufgegriffen zu werden. In hielt es nicht mehr länger an dem Punkt, wo er zuvor noch ruhig und abwartend gestanden hatte. Seine Füße brauchten Bewegung, seine Finger mussten sich zu Fäusten ballen. Sichtlich in Gedanken vertieft trieb es ihn im Gemach fast von der einen zur anderen Wand und wieder zurück, näher an die reich gedeckte Tafel des Drachens heran, ungeachtet des dargebotenen Speiß und Tranks. "Prekär wenn dies auch nur im Ansatz nach außen dringen würde. Nicht auszudenken was es in den Anhängern des Kults auslösen könnte." Was es allein in ihm schon auslöste ganz zu schweigen. "Hier genügt kein grobes Raster. Auch wenn jeder eurer Berater bereits eine beachtliche Zahl an Männern und Frauen um sich geschart hat, so liegt außerhalb dessen noch immer eine unüberschaubare Zahl an nicht erfassten Personen die wiederum kleinere Kulte und Rotten bilden. So ihre Hülle unberührt und ihr wahrer Geist noch verschlossen ist liegt die Gefahr nicht weit." Der Paladin wirbelte herum, suchte wieder Abstand zwischen ihm und dem Drachen während seinen Überlegungen. "Das Netzwerk meines Kultes ist für solch eine Aktion nicht ausreichend und das wisst ihr. Ohne die anderen Berater einzuschalten bleibt nur die Möglichkeit eure Gewalt als Herrscher auszunutzen." Über die Schulter blickend betrachtete er den Fürsten einen kurzen Moment dabei, wie er das abscheuliche Kriechtier weiterhin in seine Einzelteile zerlegte und seinen Hunger dabei stillte. Weiter schmatzend und aufstoßend schien ihn diese Nachricht zumindest für den Augenblick äußerlich kalt zu lassen. "Sie wird auffallen... Man könnte sie deshalb für einen Spion des Verräters halten und womöglich in die Arena werfen. Warum setzen wir kein Kopfgeld aus? Zehn Silberstangen für denjenigen, der die richtige Person lebend und unbeschadet zur Rasankur führt? Ich persönlich werde mich dann darum kümmern diesen ungeschliffenen Splitter zwischen all dem anderen Unrat zu sichten, darauf seid versichert."