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Der Blutplatz -Große Arena-
#8
Auf dem Logenplatz zeigte sich die erste Person.
Die gebeugte Erscheinung des Heermeisters schlurfte zu seinem Platz unterhalb der fürstlichen Tribüne. Wie immer war er in eine schillernde Fantasieuniform gehüllt, dieses Mal in der Farbe des ungetrübten Himmels. Er nahm die milden Huldigungen des Publikums entgegen, welches sich wohl aber eher regte weil auf der Ehrenloge überhaupt etwas geschah. Der Gnom erkletterte den Stuhl der für ihn vorgesehen war und seine erste Amtshandlung bestand darin sich einen gekühlten Wein bringen zu lassen. Zu diesem Zwecke betraten zwei Dienerinnen den schattigen Platz. Sie waren die einzigen die dort oben Zutritt hatten ohne persönlich geladen wurden sein. Alle anderen, seien es Vertraute oder Leibwachen, hatten auf den Rängen ihren Platz zu finden. Es gab Dinge die nicht für die Ohren Dritter bestimmt waren.
Im Staub der Arena hatten die Reiter den Platz inzwischen verlassen und dienstbare Geister räumten das was sie übrig gelassen hatten fort. Tatsächlich sahen diese Helfer wie Geister aus, denn sie waren gänzlich nackt und von Kopf bis Fuß mit grauem Staub bedeckt. Geschickt und schnell hatten sie den Sand gesäubert und entschwanden.
Neugierig reckte das Volk die Köpfe um zu sehen was nun geschehen würde.

Tatsächlich fuhr das Fallgitter eines der Portale in die Höhe und ein einzelner Mann trat heraus. Er war ganz und gar in bunte Kleider gewandet, grelle Karos und Streifen ließen seine Konturen geradezu verwischen. Hinzu kam das seine Garderobe so geschneidert war, dass man unmöglich sagen konnte ob er gerade mit der Front oder mit dem Rücken zu einem stand. Selbst die Schuhe hatten vorn und hinten gebogene Spitzen. Perfekt machte diesen Eindruck die goldene Maske, welche auf beiden Seiten das Kopfes eines stilisierten Halbmondes aufwies. Einer gehässig lachend, der andere noch bösartiger grinsend.
Auf seinem Weg in die Mitte der Arena schlug er Purzelbäume, Räder und machte alle Arten von Kapriolen, welche niemals erkennen ließen ob er sich vorwärts oder rückwärts bewegte.
Das Volk derweil konnte für derartige Albernheiten nicht besonders viel Sympathie aufzubringen, schließlich waren sie hier um handfestere Unterhaltung geboten zu kriegen. Erste Unmutsbekundungen und fliegendes Essen waren die Folge.
All das ignorierend verbeugte sich der Geck nachdem er das Zentrum des Kampfplatzes erreicht hatte. Als seine Stimme anhob war sie so laut und deutlich das zu vermuten stand, dass sie künstlich verstärkt wurde.

Spectatores, lieb und hold, versteh es wohl das ihr mir grollt.
Wollt Blut und Pein, wollt Zorn und Leid, nicht Fatzwerk hier im Narrenkleid.
Nun gut! Ein Diener eures Willens, mehr vermag ich nicht zu sein, drum sag ich voller Freunde,
BRINGT SIE SÜNDER REIN.

Auf dieses Stichwort hin öffnete sich das Portal auf der anderen Seite und eine Gruppe Rasankuri brachte drei Gefangene herein. Es handelte sich um einen alten Mann in Priesterrobe, einen in PVS-Uniform, scheinbar ein Pilot, und eine Frau mittleren Alters.
Freunde seht was wir dort haben? Das Imperium kommt, sich an unserem Elend laben.
Gebrüll der Wut und Verachtung schwappte über die Ränge und erschrocken stockte der Gang der Gefangenen, so das Hiebe mit dem Gewehrkolben sie antreiben mussten.
Dieser hier, ein schöner Held, nie betrat er Krieges Feld.
Nein, er ließ brav die Bomben segnen, dann auf Wüstensöhne regnen. Gesichter brauchte er nicht schauen, töten voller Thronvertrauen.
Nun ist der Lüfte Held gefallen, unter unser Flieger Krallen. Nur sein Glaube ist noch rein, woll'n sehn wie lang's wird sein.
Und dieser hier, ein heiliger Mann, fasst sicher nur Kastraten an.
Sein Kaisergott, der lang schon tote, erwählte ihn als göttlich Bote.
Lasse ab von Knab und Nonnenarsch, rüste dich zu heilig Marsch.
Gleich wollt er in die Wüste rennen.
Ein Hirn voll Kalk und Gottes Wort, er vermocht es nicht zu trennen.
Im Sand aus Meer er traf Mutanten, die Seinesgleichen wohl schon kannten. All sein Geschwätz konnt ihn nicht retten, nun steht er hier in festen Ketten.
Ihr Engel Terras, schlagt ihr ihn raus?

Er beschirmte eines seiner Gesicht während er gen Himmel schaute.
Na liebe Freunde, sieht nich so aus!
Gejohle von der Zuschauern.

Die Dritte im Bunde, sie suchte den Sohn,
wir sind Bestien im Grunde, haben wir doch nur Hohn.
Ein liebendes Herz und wir so brutal, bereiten der Mutter hier unnötig Qual.
Doch halt, Moment der gute Sohn, göttlich Gabe, Mutation.
Mama sie war von Schreck erstarrt, als sie den kleinen Mann gewahrt.
Jagt ihn vom Hof mit Peitsch und Hiebe, wo war sie da die Mutterliebe?
Da ging ihr auf wie dumm sie war, für jeden Mutanten bezahlt mancher bar.
Sie eilte ihm nach, im Sinn nur mehr Geld.
Doch von den Träumen des Drachen der Sohn war erhellt.
Lies sich nicht beschwatzen, schlug die Alte in Eisen, so hat sie die Ehre Rasankur zu bereisen.
Wir woll'n gut mit ihr sein, so wie mit den andern, denn lang mussten sie bis hierher wohl wandern.
Voll Zuneigung wollen wir wohl geruhen, zu zeigen den Gästen...
Er machte eine bedeutungsschwangere Pause.
Was mit Imperiumspack wir hier tun!
Während Schreie nach den Köpfen der drei Unglückseligen von den Rängen widerhallten bugsierten die Wachen sie nach einem nur ihnen bekannten Prinzip an gewisse Stellen des Sandes und lösten ihnen die Fesseln. In einigem Abstand und zusammen mit dem Narren bildeten sie nun eine Raute. Der Grund dafür zeigte sich recht schnell, denn aus dem Boden schoben sich metallene Säulen, welche die Vier langsam in die Höhe hoben und dann in fünft, sechs Metern verharren ließen. Jeder von ihnen hatte etwa einen Meter Bewegungsfreiraum auf seiner Säule.
Unschlüssig rieben sich die Gefangenen die wunden Handgelenke, blickten zueinander, den Rängen und in die Tiefe. Die Rasankuri hatten das Areal verlassen und der Harlekin ergriff wieder das Wort indem er ein kleines Buch aus den Falten seines Gewandes zog.
Was hab ich hier? Ein Büchlein fein, “Worte des Glaubens“, so mag es geheißen sein.
Lasst mich sehen was drinnen steht, vielleicht finden wir ein tröstend Gebet.
Er schlug es theatralisch auf blätterte ein wenig darin herum.
Oh dieses, es will mir gefallen, ich geb es zum Besten als Mahnung euch allen. Er räusperte sich.
"Ich wandle im Schatten und doch ist mir der Glanz des Imperators ein ewiges Licht."
Bei meiner Seel, den Schatten des Drachen kannt der Verfasser wohl nicht.
"Der Glaube ist mir eine feste Burg und ich fürchte nicht die Schrecken die da lauern mich zu verderben. Denn so ich rein bin und mein Gewissen frei von der Last der Sünde, so weiß ich um die Liebe des Imperators, immer da."
Gemachter Unsinn, für wahr!
"Seine Liebe aber ist mir eine Säule, die mich erhebt über den Sumpf aller Unreinen und Ungläubigen."
Die Säulen wir haben, so weit und so gut. Nur fehlt uns dem Sumpf entsprungene Brut.

Auf dieses Zeichen hin öffnete sich ein Gitter das bis jetzt noch nicht benutzt wurden war. Einen langen Moment schien es als würde diesem Schlund nichts entsteigen wollen, doch dann sprang ein agile Bestie aus dem Dunkel. Das Monstrum schüttelte den Kopf, ob der plötzlichen Helligkeit und versuchte sodann an der nächst besten Mauer empor zu springen. Nachdem es zwei mal an der Höhe gescheitert war und sich der Rückweg wieder als versperrt erwies versuchte es sein Glück an den Säulen, deren Spitze jedoch ebenfalls außerhalb seiner Reichweite waren.
Mit nervös pendelndem Schwanz umrundete es sie lauernd.
Ist er nicht goldig, der kleine Racker hier, unser Seherin Geist entsprungen dies putzige Tier.
Ein Kind des Chaos, die Vier zu preisen.
An ihm soll'n unsere Gäste ihren Glauben beweisen.
Gleich diesen Säulen ihre Treue steht fest, von uns sie sich kaum erschüttern lässt.
Ihr Glaube ist gut, nur ermangelt Beweis und ist dieser fehl, schnell der Boden wird heiß.

Was mit diesem letzten Satz gemeint war und worin die eigentliche Unterhaltung bestand, zeigte sich in diesem Augenblick.
Die drei Säulen der Verurteilten begannen an der Basis leicht zu glühen. Anfangs war dieser Effekt bei dem hellen Sand der sie umgab kaum auszumachen, doch nach und nach wurde es immer deutlich. Schon glich der erste Meter aller drei Säulen einem Eisen aus der Glut einer Schmiede.
Langsam, Zentimeter für Zentimeter kroch das Leuchten höher.
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