05-30-2012, 01:25 AM
Ein Relief zog sich zur Rechten die gesamte Wand, von unten nach oben, im Treppenhaus entlang. Man musste allerdings die Geschichte kennen, um die Darstellung zu verstehen oder sehr viel Zeit mit dem Studium des gesamten Reliefs verbringen. Niemand der Anwesenden kannte die Geschichte der Stadt oder des Krankenhauses um die Darstellung im Vorbeigehen deuten zu können. Auch ohne das Wissen um die Geschichte dieses Ortes sah und spürte man die bildhauerische Kunstfertigkeit der alten Tage.
Wie...soll ich sie eigentlich ansprechen?
Pestor lies die Fingerspitzen der rechten Hand leicht über das Relief streifen und hatte den Blick immer nach oben, auf den nächsten Treppenabsatz gerichtet, denn er nahm die Sklavin nicht als potentielle Bedrohung war. Es gab an diesem Ort vielleicht noch andere Bewohner, welche hier, im schummrigen Licht, auf leichte Beute warteten.
Ein leises Seufzen entrann seinen Lippen als er Iras Frage vernahm. Deimos oder mein Herr sollten ausreichend und angemessen sein. Ach ja, und jeden mit Rang und Namen spricht man mit Euch an, nich' Sie, merk dir das besser, manch Einer legt da großen Wert drauf. Er hatte den Titel ungefragt bekommen, jetzt musste er unter Beweis stellen dass er den damit verbundenen Respekt auch verdiente.
Es würde ihm Mühe bereiten.
Man wächst an seinen Aufgaben.
Toller Spruch, nahm er unmotiviert zur Kenntnis.
Ja, aba manchma' wachsen die Aufgaben schneller, als man selbst.
Super, seine Motivation sank mit jeder aufsteigenden Stufe.
Ein lauter Knall schallte durch das Treppenhaus. Von oben, so schien es, drang der Laut an ihre Ohren, nachdem er sich mehrmals an den Treppenwänden gebrochen hatte.
Aus Reflex wanderte der Revolver vom Holster in die Linke und Pestor nutzte den Lauf als Zeigefingerersatz, als er ihn sich auf die Lippen legte, um mit einem zischenden Laut, Ira Zeichen gab dass sie ruhig bleiben sollte.
Mit angespannten Muskeln und möglichst leisen Schritten bewegten sich die Beiden aufwärts, ein weiterer Knall zerriss die Stille. Der Revolver zielte auf den nächsten Treppenabsatz, doch war wieder alles ruhig.
Nur das leise Knirschen des Sandes unter ihren Stiefeln war zuhören, als sie sich weiterbewegten.
Als sie oben, am Ende der Treppe, ankamen, zeigte sich der Verursacher des Lärms. Es war eine Tür gewesen, welche im Durchzug auf und zu schwang. Pestor griff nach der Klinke und hielt sie fest bis beide durch die lärmende Pforte geschritten waren, dann schloss er sie hinter sich.
Quer zur Tür verlief ein langer Gang, Pestor und Ira folgten diesem zur Mitte des Gebäudes und damit zum eigentlichen Turm. Sie befanden sie ein paar Etagen über der großen Halle und im südlichen Seitenschiff. Zu ihrer Rechten fiel etwas Licht durch einige offene Türen. Hier, links und rechts von ihnen am Gang, befanden sich einige Zimmer der ehemaligen, stationären Patienten. Durch offene oder auch nicht vorhandene Türen, war zu sehen dass hier bereits geplündert wurde. Der, mit leichten Sandverwehungen verzierte Boden verriet dass es schon lange her sein musste.
Ira war still geworden und hatte wahrscheinlich mit sich selbst zu kämpfen. Im Hauptturm, auf einem größeren Balkon, machte Pestor Rast, er gab so der erschöpften Sklavin, unauffällig, die Gelegenheit sich auszuruhen.
Eine wunderbare Aussicht, von diesem Platzt aus konnte man über einen Großteil der Stadt sehen. Kaum ein Haus war so hoch, nur der Palast im Norden war noch größer. Auch wenn die Sonne bereits brannte, wehte hier oben ein angenehmer Wind. Pestor nutzte die Paus um sich in aller Ruhe eine Zigarette zu drehen und um sie dann auch in aller ruhe zu rauchen. Keiner von Beiden sagte ein Wort, nur der Wind brachte neue Gedanken aus fernen Ländern und nahm die Alten mit auf eine Reise.
Zehn Minuten dauerte die Rast ungefähr, vielleicht auch länger, dann machten sie sich an die letzten Stockwerke, bis ganz nach oben.
Dunkle Treppen, helle Flure, helle Treppen, dunkle Flure, ihr Weg führte sie durch diverse Zimmer und Stationen aber es zeigte sich kaum etwas von augenblicklichem Interesse. Viele der alten Dampfventile tropften und rosteten vor sich hin wie im ganzen Gebäude, es würde einige an Arbeit kosten diese, schon fast antiken, Dampfanlagen wieder in Schuss zu setzen.
Die letzte Treppe, eine Y-Treppe, einläufig beginnend und zweiläufig endend an einer Galerie; gegenüber lag eine große, gut dreieinhalb Schritt hohe, Tür. Noch ein Stück vor der Tür war ein hüfthoher Monolith, aus dem selben Stein wie das ganze Gebäude; darauf stand: Hekimbasi
In dem Türbogen waren die Worte, Medicus curat, Onogal sanat, gemeißelt.
Hinter der Tür lag ein Raum der das gesamte, oberste Stockwerk für sich einnahm. Auch jetzt noch konnte man die einstige Pracht spüren, die von diesem Raum aus ging. An drei Seiten gingen die Fenster von der Decke bis zum Boden, nur verdeckt von halbtransparenten, seidigen Vorhängen, die aber schon seit Jahren von wind und Wetter verschlissen wurden. Wenn dieser Raum einstmals mit wertvollen Kleinigkeiten geschmückt war, dann hatte man sie schon vor Zeiten entfernt. Nur noch die Schränke und ein großer, schwerer, hölzerner Schreibtisch dominierten diesen Raum. Hinter dem Tisch stand ein dazu passender Sessel mit hoher Lehne, in dem sich eine alte Mumie im Wind leicht dahin wiegte und sich von den wehenden Vorhängen streicheln ließ.
Pestor umrundete den Tisch und bemerkte, bei näherer Betrachtung das fingerdicke Loch in der Schläfe und die dazu passende Pistole in der Hand der Leiche.
Ohne großes Zögern entfernte er die Mumie mit den Worten: Du hast lang' genug hier abgegammelt, jez' bin ich dran. Und warf ihn hinaus auf den Balkon hinter dem Schreibtisch, nicht ohne sich vorher der Waffe anzunehmen.
Mit einer flüssigen Bewegung warf er sich in den Sessel, legte die Beine gekreuzt auf den Tisch und drückte die Fingerspitzen gegeneinander. Ausgezeichnet.
Nach einigen Minuten in denen nur der Wind mit ihnen erzählte, griff der Seuchenjünger ohne Vorwarnung wieder ihr altes Gespräch auf. Momentan is' nur wichtig was du kannst, nich' wie du es gelernt hast, seine Worte wirkten wertungslos als wäre er mit den Gedanken eigentlich ganz woanders.
Wie...soll ich sie eigentlich ansprechen?
Pestor lies die Fingerspitzen der rechten Hand leicht über das Relief streifen und hatte den Blick immer nach oben, auf den nächsten Treppenabsatz gerichtet, denn er nahm die Sklavin nicht als potentielle Bedrohung war. Es gab an diesem Ort vielleicht noch andere Bewohner, welche hier, im schummrigen Licht, auf leichte Beute warteten.
Ein leises Seufzen entrann seinen Lippen als er Iras Frage vernahm. Deimos oder mein Herr sollten ausreichend und angemessen sein. Ach ja, und jeden mit Rang und Namen spricht man mit Euch an, nich' Sie, merk dir das besser, manch Einer legt da großen Wert drauf. Er hatte den Titel ungefragt bekommen, jetzt musste er unter Beweis stellen dass er den damit verbundenen Respekt auch verdiente.
Es würde ihm Mühe bereiten.
Man wächst an seinen Aufgaben.
Toller Spruch, nahm er unmotiviert zur Kenntnis.
Ja, aba manchma' wachsen die Aufgaben schneller, als man selbst.
Super, seine Motivation sank mit jeder aufsteigenden Stufe.
Ein lauter Knall schallte durch das Treppenhaus. Von oben, so schien es, drang der Laut an ihre Ohren, nachdem er sich mehrmals an den Treppenwänden gebrochen hatte.
Aus Reflex wanderte der Revolver vom Holster in die Linke und Pestor nutzte den Lauf als Zeigefingerersatz, als er ihn sich auf die Lippen legte, um mit einem zischenden Laut, Ira Zeichen gab dass sie ruhig bleiben sollte.
Mit angespannten Muskeln und möglichst leisen Schritten bewegten sich die Beiden aufwärts, ein weiterer Knall zerriss die Stille. Der Revolver zielte auf den nächsten Treppenabsatz, doch war wieder alles ruhig.
Nur das leise Knirschen des Sandes unter ihren Stiefeln war zuhören, als sie sich weiterbewegten.
Als sie oben, am Ende der Treppe, ankamen, zeigte sich der Verursacher des Lärms. Es war eine Tür gewesen, welche im Durchzug auf und zu schwang. Pestor griff nach der Klinke und hielt sie fest bis beide durch die lärmende Pforte geschritten waren, dann schloss er sie hinter sich.
Quer zur Tür verlief ein langer Gang, Pestor und Ira folgten diesem zur Mitte des Gebäudes und damit zum eigentlichen Turm. Sie befanden sie ein paar Etagen über der großen Halle und im südlichen Seitenschiff. Zu ihrer Rechten fiel etwas Licht durch einige offene Türen. Hier, links und rechts von ihnen am Gang, befanden sich einige Zimmer der ehemaligen, stationären Patienten. Durch offene oder auch nicht vorhandene Türen, war zu sehen dass hier bereits geplündert wurde. Der, mit leichten Sandverwehungen verzierte Boden verriet dass es schon lange her sein musste.
Ira war still geworden und hatte wahrscheinlich mit sich selbst zu kämpfen. Im Hauptturm, auf einem größeren Balkon, machte Pestor Rast, er gab so der erschöpften Sklavin, unauffällig, die Gelegenheit sich auszuruhen.
Eine wunderbare Aussicht, von diesem Platzt aus konnte man über einen Großteil der Stadt sehen. Kaum ein Haus war so hoch, nur der Palast im Norden war noch größer. Auch wenn die Sonne bereits brannte, wehte hier oben ein angenehmer Wind. Pestor nutzte die Paus um sich in aller Ruhe eine Zigarette zu drehen und um sie dann auch in aller ruhe zu rauchen. Keiner von Beiden sagte ein Wort, nur der Wind brachte neue Gedanken aus fernen Ländern und nahm die Alten mit auf eine Reise.
Zehn Minuten dauerte die Rast ungefähr, vielleicht auch länger, dann machten sie sich an die letzten Stockwerke, bis ganz nach oben.
Dunkle Treppen, helle Flure, helle Treppen, dunkle Flure, ihr Weg führte sie durch diverse Zimmer und Stationen aber es zeigte sich kaum etwas von augenblicklichem Interesse. Viele der alten Dampfventile tropften und rosteten vor sich hin wie im ganzen Gebäude, es würde einige an Arbeit kosten diese, schon fast antiken, Dampfanlagen wieder in Schuss zu setzen.
Die letzte Treppe, eine Y-Treppe, einläufig beginnend und zweiläufig endend an einer Galerie; gegenüber lag eine große, gut dreieinhalb Schritt hohe, Tür. Noch ein Stück vor der Tür war ein hüfthoher Monolith, aus dem selben Stein wie das ganze Gebäude; darauf stand: Hekimbasi
In dem Türbogen waren die Worte, Medicus curat, Onogal sanat, gemeißelt.
Hinter der Tür lag ein Raum der das gesamte, oberste Stockwerk für sich einnahm. Auch jetzt noch konnte man die einstige Pracht spüren, die von diesem Raum aus ging. An drei Seiten gingen die Fenster von der Decke bis zum Boden, nur verdeckt von halbtransparenten, seidigen Vorhängen, die aber schon seit Jahren von wind und Wetter verschlissen wurden. Wenn dieser Raum einstmals mit wertvollen Kleinigkeiten geschmückt war, dann hatte man sie schon vor Zeiten entfernt. Nur noch die Schränke und ein großer, schwerer, hölzerner Schreibtisch dominierten diesen Raum. Hinter dem Tisch stand ein dazu passender Sessel mit hoher Lehne, in dem sich eine alte Mumie im Wind leicht dahin wiegte und sich von den wehenden Vorhängen streicheln ließ.
Pestor umrundete den Tisch und bemerkte, bei näherer Betrachtung das fingerdicke Loch in der Schläfe und die dazu passende Pistole in der Hand der Leiche.
Ohne großes Zögern entfernte er die Mumie mit den Worten: Du hast lang' genug hier abgegammelt, jez' bin ich dran. Und warf ihn hinaus auf den Balkon hinter dem Schreibtisch, nicht ohne sich vorher der Waffe anzunehmen.
Mit einer flüssigen Bewegung warf er sich in den Sessel, legte die Beine gekreuzt auf den Tisch und drückte die Fingerspitzen gegeneinander. Ausgezeichnet.
Nach einigen Minuten in denen nur der Wind mit ihnen erzählte, griff der Seuchenjünger ohne Vorwarnung wieder ihr altes Gespräch auf. Momentan is' nur wichtig was du kannst, nich' wie du es gelernt hast, seine Worte wirkten wertungslos als wäre er mit den Gedanken eigentlich ganz woanders.