01-05-2012, 01:48 AM
Was dann folgte war ein alptraumhafter Strudel aus aufblitzenden Szenen, sterbende Menschen die bei lebendigem Leibe verwesten, aufgefressen von mikroskopisch kleinen Angreifern. Kein Entkommen, keine Rettung. Weder Schutzkleidung, Bunker, Filter, Rüstungen, Zauber oder Gebete vermochten dieser Bedrohung etwas entgegenzusetzen. Innerhalb weniger Augenblicke schmolz eine stolze Kultur die über Jahrtausende gewachsen war und keine Kriegerehre und kein Schwur konnte daran etwas ändern.
Die Menschen verflüssigten sich zu stinkendem Brei der aus den gewaltigen Kriegsmaschinen in ihre Depots tropfte, der als stinkender Rinnsal in die steinernen Abflusskanäle der Arenen, Exerzierplätze und Prachtstraßen floss. Mächtige Streiter vereinten sich mit Gemeinen, Niederen. Frauen, mit Kindern, Männern und den Verteidigern, die nichts davon waren.
Auch Nutztiere und Schädlinge reihten sich in den Reigen ein und gewiss hätten sich viele die es nun aus der verdrehten Perspektive Pestors gesehen hätten nun auf ewig an die Existenz einer Unterwelt geglaubt, wie dort all die Rückstände menschlicher Ambitionen ins Dunkel der Kanalisation gespült wurden, sich mit dem Dreck der eigenen Ausscheidungen mischten. Die kleinen Flüsse aus Abwässern schwollen zu reißenden Strömen an, von einer Schmelze der besonderen Art über die steinernen Ufer gezwungen.
Alles strebte zu jener gewaltigen Hauptkaverne unter dem Krankenhaus, einst von findigen Geistern angelegt um zu verhindern das etwaige, ungesunde Substanzen ihren Weg durch die ganze Stadt nahmen wenn sie der Kanalisation anvertraut wurden.
Eine giftige Brühe füllte die Kammer fast bist zum Limit, dann versiegte der Strom aus Toten und über die Stadt legte sich Grabesstille.
Oh es kamen noch Menschen. Bewohner die zum Zeitpunkt der Katastrophe außerhalb gewesen waren, Plünderer und Schatzjäger waren ebenso unter ihnen wie Flüchtlinge und Suchende. Einige blieben, verfielen dem Wahnsinn und waren so nur die bösen Träume eines geistlosen Riesen.
Im blitzartigem Ablauf und doch als würde er jedes Jahr Sekunde für Sekunde erleben, gewahrte Pestor was weiter geschah.
Armeen zogen am Horizont entlang, verbrannten die Haine und Wälder, wühlten sich in die Erde und gruben sie mit dem Feuer ihrer Waffen um.
Dann erhellte atomarer Licht den Himmel.
Schöpferkraft, Zerstörerkraft!
Und die Welt ward öde und leer.
Unter dem Krankenhaus verharrte der Sumpf als Konzentrat aller Ängste und Emotionen die solch gewaltiges Sterben hervorrief. Die miasmatischen Ausdünstungen dieses Schlunds stiegen träge nach oben nachdem sich das Land in eine lebensfeindliche Wüstenei verwandelt hatte und das einst so freundliche Klima keinen Schutz mehr vor der Gnadenlosigkeit der Sonne bot. Freilich gab ein keine Nasen mehr die hätten beleidigt werden können und der grünliche Dunst hing für einige Jahrzehnte in den unteren Etagen des Sanatoriums.
Auch in jenem großen Raum waberte er, jenem Gewölbe das dereinst als Schrein für den Gott alles Kranken, aber auch der Befreiung davon gedient hatte. Das Messingsymbol der Ringe, welche zusammen ein Dreieck darstellten, verschwand im Nebel, so das nicht einmal ein hypothetischer Beobachter, welcher über unglaubliche Geduld und mangelnden Geruchssinn hätte verfügen müssen, gesehen hätte wie der Nebel auf dem Symbol der Verehrung kondensierte, zu schleimigen Tropfen gerann und schließlich zu Boden tropfte und erneut den Weg in den großen See aus Elend und Erinnerung nahm.
Ein Tropfen der vor der Energie der anderen Seite knisterte und so zu einem Zündfunken wurde.
Denn nichts vergeht ohne Platz für Neues zu schaffen. Wo Sterben ist da ist auch Leben, wo Leben ist das ist irgendwann unweigerlich Intelligenz. Das beweisen die Völker der Sterne im profanen Sinne und die Götterschöpfung aus Emotionen im fulminanten.
Was in der Kälte des Alls die Ressource Zeit und im wirbelnden Antiuniversum des Waprs Unmengen von entfesselten Gefühlen bedurfte war hier auf die Schaffung eines Mikrokosmus beschränkt.
Sachte und unstete Bewegung kam in den Sumpf, unmöglich zu erahnen was die vereinzelt aufsteigenden Blasen verursachte.
Dann, irgendwann kroch ein dünner Strang wie eine Pflanzenranke aus dem Morast. Wuchs Stück für Stück über den staubigen Boden, schlängelte sich wie zufällig auf einen verblichenen Knochenschädel zu, wuchs durch die Augenhöhle und begann langsam, ganz langsam den Totenkopf auf die Grube zu zuziehen. Ringsherum taten es ihm inzwischen andere Ranken gleich. Einige hatten bereits Skelettteile in ihren unnatürlichen Metabolismus aufgenommen, indem sie nicht nur Neues schufen, sondern auch Altes verwendeten. Dumpf erinnerte sich etwas an die Funktion eines Handknochens. Dieses etwas betrachtete die Erinnerung, drehte sie und untersuchte sie von allen Seiten. Dann bettete es sie im entstehenden Kern eines Selbstbewusstseins und legte sie dort zu den unzähligen Wissensfragmenten einer ganzen Stadt.
Das Namenlose wuchs und mit jedem Jahr wuchs es schnelle. Es lernte die Sonne zu hassen die ihm die Kraft ausdörrte, es lernte sich zu bewegen, etwas zu machen aus dem was es hatte. Und immer waren die grünen Fühler auf der Suche, nach Dingen zum machen und nach Dingen die es in sich aufnehmen konnte. Mehr Erinnerungen zum betrachten, mehr Material zum wachsen.
Unermüdlich tasten die grünen Fühler, die aussahen wie die Ranken von Pflanzen, von Pflanzen die man gießen musste, die man sich in Töpfen auf den Tisch stellen konnte weil sie hübsch anzusehen waren, Pflanzen... Pflanzen...
Was starrst du immer auf die Pflanze mein Junge? So selten ist das ja nun auch nicht. Der kleine Luxus eines alten Mannes
Pestors Großvater stellte eine Tasse schwarzen Tees vor ihm ab, leise klapperte sie auf der Untertasse. Dann setzte sich der betagte Heer seinem Enkel gegenüber und blies den Dampf von seiner eigenen Tasse.
Draußen konnte man den Verkehr vorbeifahren hören, bei größeren Fahrzeugen war sogar eine leichte Vibration zu spüren. Sie waren auf Veladnur, vermutlich am Randgebiet einer der größeren Arbeitersiedlungen in Storggels- City. Die Wohnung war klein und mit allerlei Zeugnissen eines langen Lebens fast schon etwas überfüllt. Eine kleine Ikone in Form eines imperialen Adlers, Gerahmte Fotos von Freunden und Verwandten, darunter auch eines aus Pestors Kindertagen. Billiger Nippes füllte die Regale, Porzellantierchen und Sammelteller flankierten eine alte Uhr.
Du besuchst mich so selten Junge, du solltest dich schämen, wo ich doch immer für dich da war wenn du mich gebraucht hast, oder nicht?
Sein Großvater hob in gespielter Drohung den knorrigen Zeigefinger.
Er war ein gepflegter Mann im Herbst seines Lebens. Falsche, aber tadellos gepflegte Zähne lächelten aus einem faltigen Gesicht, welches ein weißer Bart umkränzte. Penibel geschnittene Haare spannen sich dünn über eine durchscheinende Kopfhaut. Trotz seines Alters noch immer eine stattliche Person.
Ich weiß das du viel zu tun hast mein Junge, aber deinen Opa solltest du nicht vergessen. Sogar einer deiner Freunde war schon hier. Noch gar nicht lange her, ein netter Bursche, wie war noch gleich sein Name? Johan, Konrad, Korga? Irgendwie so etwas, naja mein Gedächtnis ist auch nicht mehr das was es mal war. War ja auch nur ein kurzer Besuch, aber er hat auch die Pflanze bewundert. Er deutete auf die sonderbare Pflanze im Topf auf dem Tisch. Ein merkwürdiges Ding war das, es hatte etwas Pilzartiges, wie eine Morchel, nur mit kleinen Blättern und geringelten Auswüchsen an der Basis. Er hat ein Stück mitgenommen, sagte er brauche es um sich zu heilen. Vielleicht war er erkältet. Ich hätte ihm die ganze Pflanze gegeben, aber er war so schnell wieder weg. Naja manche Leute wissen gar nicht was ihnen durch die Lappen geht.
Er nahm einen Schluck Tee und dabei wurde ersichtlich das der erste Eindruck ein wenig getäuscht hatte. Ganz so perfekt waren seine Zähne doch nicht. Ein wenig schief und scheinbar besaßen die Falschen nicht ganz genau die selbe Farbe wie die paar Echten die die Brücke hielten. Zusätzlich hinterließ der Tee ein schwärzliche Verfärbung auf ihnen. Ein einfacher Arbeitspensionär konnte sich nun einmal nicht das Beste an Zahntechnik leisten.
Ich hoffe doch du gehst noch regelmäßig in die Kirche. Wechselte er abrupt das Thema. Man weiß ja wie die jungen Leute sind. Aber der Dienst am Gott ist wichtig und ich habe ein wenig den Verdacht das du ihn vernachlässigst mein Söhnchen. Du warst schon immer jemand der zwar gern Dinge nahm und sie als selbstverständlich erachtet, dem Allerhöchsten jedoch nicht genügend dafür dankst. Dabei hat er doch alles hier geschaffen. Diese Welt, den Tee den du trinkst oder die Pflanze da auf dem Tisch. Alles ist nach seinem Willen. Seine kleine Ansprache wurde unterbrochen als Großvaters vierbeinige Mitbewohner das kleine Wohnzimmer stürmten. Zwei moppelige Chiwawas tobten kläffend und fiepend um die Möbel und sprangen an Pestors Beinen empor.
AUS! Wies der Alte sie zurecht Jocke, Petro, wollt ihr euch wohl benehmen? Ihr tut ja gerade so als hättet ihr den Junge seit ewig nicht gesehen.
Als sein Großvater sich zu den Tieren herunter beugte ließen sich unschöne Wucherungen auf seinem Hinterkopf ausmachen, welche die Frisur bisher verdeckt hatten. Eine Art lebröse Altersflecken, auf denen ein eitriger Überzug glänze.
Die beiden sind kleine Dämonen, ich sag es dir. Als er hoch kam trieften seine Augen, wohl eine Folge der schnellen Bewegung.
Worauf wollte ich hinaus? Ach ja, Gottesfurcht. Dein Freund, der der hier war, Johan. Der hat es richtig gemacht. Nagut, er arbeitet für die falschen Leute, aber das geht mich nichts an. Jedoch, wieder kam der mahnende Finger, immerhin hat er eine eigene Firma. Womit hat er das wohl geschafft? Sehr richtig, mit Gottesfurcht und natürlich auch etwas Ellenbogenfett, aber bei Letzterem zweifle ich ja bei dir nicht einmal. Doch was hast du bis jetzt vorzuweisen? Deine zerlumpten Kleider, die an dir rumschlottern und deinen billigen Haarschnitt. Was ich damit sagen will ist, dass du irgend eine Idee brauchst die die Leute umhaut. Irgendetwas das die Menschen ansteckt. Wo sie richtig mitfiebern.
Wieso erzähl ich dir das alles, wieso diese Moralpredigt?
Ich wollte es dir nur mit auf den Weg geben bevor ich dir das hier schenke und du mir sowie so nicht mehr zuhörst.
In seiner Hand erschien ein Autoschlüssel, eines King Imperial wenn man dem Anhänger glauben durfte.
Ja ja er gehört dir. Sieh es als eine Art Firmenwagen. Hoffentlich erinnert er dich an meine Worte. Und du musst dich um meine Pflanze kümmern wenn ich auf Reisen bist. Sie füttern... ach Unsinn, füttern. Gießen meine ich natürlich, damit sie uns noch lange Freude macht.
Er erhob sich.
So und nun gib deinem lieben Opa einen Kuss und sag mir nicht du wärst zu alt deinem Größväterchen einen Kuss zu geben.
Schon war er vor ihm und ein fauliger Geruch traf Pestor wie ein Vorschlaghammer. Schweißgeruch durchdrang das billige Rasierwasser des Alten als unnatürlich kräftige Hände Pestors Kopf umfassten und ihm dann speichelnasse Lippen aufgedrückt wurden. Etwas wand sich in seinen Mund und im ersten Moment musste er wohl denken es wäre die Zunge des Alten, doch dafür war zu viel Bewegung darin. Es war eher als hätte man ihm den Mund mit Maden gefüllt.
Das Gewimmel zwängte sich in seine Kehle und alles begann sich zu drehen und ihm wurde übel.
Dann folgte Schwärze.
Twik konnte sehen wie sich die Fäden um den Kopf Pestors lösten und er schwer zu Boden fiel. Das seltsame Pflanzenwesen beuge sich kurz zu ihm herunter und richtete dann den Blick für eine Sekunde auf Twik, soweit man das bei all den Schädeln und synthetischen Augen sagen konnte. Es stieß erneut ein Brüllen aus und verschwand dann langsam wieder in seinem stinkenden Loch.
Der Rasankuri regte sich stöhnend, übergab sich und drehte sich dann hustend zur Seite.
Doch noch etwas regte sich. An der Wand, dort wo grüner Bewuchs die Winkel unkenntlich machte, erhob sich etwas. Ein Reißen, dann ein schmatzendes Geräusch und dann konnten die feinen Ohren des Rattenmutanten ein leises Pochen hören. Sie brauchte einen Moment bis sie erkannte das es sich um das Schlagen eines Herzen handelte. Ein rasselndes Atmen folgte.
Etwas kam aus dem tiefen Schatten der hinteren Wand getaumelt, etwas großes, auch wenn es neben dem eben verschwundenen Pilz winzig wirkte.
Es war eine Carnak große Echse, zumindest musste es eine gewesen sein vor ihrem Tod. Das Tier erinnerte entfernt an einen Raptor, wenn Twik so etwas jemals gesehen hätte. Wusste das Warp wie ein derartiges Geschöpf hier unten verenden konnte. Vielleicht war es bei Zeiten aus der Arena entkommen. Wie auch immer es geschehen war, jetzt war von dem einst prächtigen Tier nur noch eine Parodie übrig. Durch das halb verweste Fleisch schimmerten an einigen Stellen Knochen durch. Der Pilz hatte den Leib teilweise okkupiert und wucherte dort wo zu große Löcher im Fleisch klafften. Man konnte erkennen das der Bewuchs auf unnatürliche Art versuchte Sehnen nachzuahmen.
Unsicher, als wäre es eben aus einem tiefen Schlaf erwacht, wankte die Bestie auf Pestor zu und blieb keine zwei Meter vor ihm stehen. Kopf und Schwanz des Untiers pendelte hin und her als überlege es ob es den Benommen fressen oder doch lieber an Ort und Stelle in seine Einzelteile zerfallen sollte.
Die Menschen verflüssigten sich zu stinkendem Brei der aus den gewaltigen Kriegsmaschinen in ihre Depots tropfte, der als stinkender Rinnsal in die steinernen Abflusskanäle der Arenen, Exerzierplätze und Prachtstraßen floss. Mächtige Streiter vereinten sich mit Gemeinen, Niederen. Frauen, mit Kindern, Männern und den Verteidigern, die nichts davon waren.
Auch Nutztiere und Schädlinge reihten sich in den Reigen ein und gewiss hätten sich viele die es nun aus der verdrehten Perspektive Pestors gesehen hätten nun auf ewig an die Existenz einer Unterwelt geglaubt, wie dort all die Rückstände menschlicher Ambitionen ins Dunkel der Kanalisation gespült wurden, sich mit dem Dreck der eigenen Ausscheidungen mischten. Die kleinen Flüsse aus Abwässern schwollen zu reißenden Strömen an, von einer Schmelze der besonderen Art über die steinernen Ufer gezwungen.
Alles strebte zu jener gewaltigen Hauptkaverne unter dem Krankenhaus, einst von findigen Geistern angelegt um zu verhindern das etwaige, ungesunde Substanzen ihren Weg durch die ganze Stadt nahmen wenn sie der Kanalisation anvertraut wurden.
Eine giftige Brühe füllte die Kammer fast bist zum Limit, dann versiegte der Strom aus Toten und über die Stadt legte sich Grabesstille.
Oh es kamen noch Menschen. Bewohner die zum Zeitpunkt der Katastrophe außerhalb gewesen waren, Plünderer und Schatzjäger waren ebenso unter ihnen wie Flüchtlinge und Suchende. Einige blieben, verfielen dem Wahnsinn und waren so nur die bösen Träume eines geistlosen Riesen.
Im blitzartigem Ablauf und doch als würde er jedes Jahr Sekunde für Sekunde erleben, gewahrte Pestor was weiter geschah.
Armeen zogen am Horizont entlang, verbrannten die Haine und Wälder, wühlten sich in die Erde und gruben sie mit dem Feuer ihrer Waffen um.
Dann erhellte atomarer Licht den Himmel.
Schöpferkraft, Zerstörerkraft!
Und die Welt ward öde und leer.
Unter dem Krankenhaus verharrte der Sumpf als Konzentrat aller Ängste und Emotionen die solch gewaltiges Sterben hervorrief. Die miasmatischen Ausdünstungen dieses Schlunds stiegen träge nach oben nachdem sich das Land in eine lebensfeindliche Wüstenei verwandelt hatte und das einst so freundliche Klima keinen Schutz mehr vor der Gnadenlosigkeit der Sonne bot. Freilich gab ein keine Nasen mehr die hätten beleidigt werden können und der grünliche Dunst hing für einige Jahrzehnte in den unteren Etagen des Sanatoriums.
Auch in jenem großen Raum waberte er, jenem Gewölbe das dereinst als Schrein für den Gott alles Kranken, aber auch der Befreiung davon gedient hatte. Das Messingsymbol der Ringe, welche zusammen ein Dreieck darstellten, verschwand im Nebel, so das nicht einmal ein hypothetischer Beobachter, welcher über unglaubliche Geduld und mangelnden Geruchssinn hätte verfügen müssen, gesehen hätte wie der Nebel auf dem Symbol der Verehrung kondensierte, zu schleimigen Tropfen gerann und schließlich zu Boden tropfte und erneut den Weg in den großen See aus Elend und Erinnerung nahm.
Ein Tropfen der vor der Energie der anderen Seite knisterte und so zu einem Zündfunken wurde.
Denn nichts vergeht ohne Platz für Neues zu schaffen. Wo Sterben ist da ist auch Leben, wo Leben ist das ist irgendwann unweigerlich Intelligenz. Das beweisen die Völker der Sterne im profanen Sinne und die Götterschöpfung aus Emotionen im fulminanten.
Was in der Kälte des Alls die Ressource Zeit und im wirbelnden Antiuniversum des Waprs Unmengen von entfesselten Gefühlen bedurfte war hier auf die Schaffung eines Mikrokosmus beschränkt.
Sachte und unstete Bewegung kam in den Sumpf, unmöglich zu erahnen was die vereinzelt aufsteigenden Blasen verursachte.
Dann, irgendwann kroch ein dünner Strang wie eine Pflanzenranke aus dem Morast. Wuchs Stück für Stück über den staubigen Boden, schlängelte sich wie zufällig auf einen verblichenen Knochenschädel zu, wuchs durch die Augenhöhle und begann langsam, ganz langsam den Totenkopf auf die Grube zu zuziehen. Ringsherum taten es ihm inzwischen andere Ranken gleich. Einige hatten bereits Skelettteile in ihren unnatürlichen Metabolismus aufgenommen, indem sie nicht nur Neues schufen, sondern auch Altes verwendeten. Dumpf erinnerte sich etwas an die Funktion eines Handknochens. Dieses etwas betrachtete die Erinnerung, drehte sie und untersuchte sie von allen Seiten. Dann bettete es sie im entstehenden Kern eines Selbstbewusstseins und legte sie dort zu den unzähligen Wissensfragmenten einer ganzen Stadt.
Das Namenlose wuchs und mit jedem Jahr wuchs es schnelle. Es lernte die Sonne zu hassen die ihm die Kraft ausdörrte, es lernte sich zu bewegen, etwas zu machen aus dem was es hatte. Und immer waren die grünen Fühler auf der Suche, nach Dingen zum machen und nach Dingen die es in sich aufnehmen konnte. Mehr Erinnerungen zum betrachten, mehr Material zum wachsen.
Unermüdlich tasten die grünen Fühler, die aussahen wie die Ranken von Pflanzen, von Pflanzen die man gießen musste, die man sich in Töpfen auf den Tisch stellen konnte weil sie hübsch anzusehen waren, Pflanzen... Pflanzen...
Was starrst du immer auf die Pflanze mein Junge? So selten ist das ja nun auch nicht. Der kleine Luxus eines alten Mannes
Pestors Großvater stellte eine Tasse schwarzen Tees vor ihm ab, leise klapperte sie auf der Untertasse. Dann setzte sich der betagte Heer seinem Enkel gegenüber und blies den Dampf von seiner eigenen Tasse.
Draußen konnte man den Verkehr vorbeifahren hören, bei größeren Fahrzeugen war sogar eine leichte Vibration zu spüren. Sie waren auf Veladnur, vermutlich am Randgebiet einer der größeren Arbeitersiedlungen in Storggels- City. Die Wohnung war klein und mit allerlei Zeugnissen eines langen Lebens fast schon etwas überfüllt. Eine kleine Ikone in Form eines imperialen Adlers, Gerahmte Fotos von Freunden und Verwandten, darunter auch eines aus Pestors Kindertagen. Billiger Nippes füllte die Regale, Porzellantierchen und Sammelteller flankierten eine alte Uhr.
Du besuchst mich so selten Junge, du solltest dich schämen, wo ich doch immer für dich da war wenn du mich gebraucht hast, oder nicht?
Sein Großvater hob in gespielter Drohung den knorrigen Zeigefinger.
Er war ein gepflegter Mann im Herbst seines Lebens. Falsche, aber tadellos gepflegte Zähne lächelten aus einem faltigen Gesicht, welches ein weißer Bart umkränzte. Penibel geschnittene Haare spannen sich dünn über eine durchscheinende Kopfhaut. Trotz seines Alters noch immer eine stattliche Person.
Ich weiß das du viel zu tun hast mein Junge, aber deinen Opa solltest du nicht vergessen. Sogar einer deiner Freunde war schon hier. Noch gar nicht lange her, ein netter Bursche, wie war noch gleich sein Name? Johan, Konrad, Korga? Irgendwie so etwas, naja mein Gedächtnis ist auch nicht mehr das was es mal war. War ja auch nur ein kurzer Besuch, aber er hat auch die Pflanze bewundert. Er deutete auf die sonderbare Pflanze im Topf auf dem Tisch. Ein merkwürdiges Ding war das, es hatte etwas Pilzartiges, wie eine Morchel, nur mit kleinen Blättern und geringelten Auswüchsen an der Basis. Er hat ein Stück mitgenommen, sagte er brauche es um sich zu heilen. Vielleicht war er erkältet. Ich hätte ihm die ganze Pflanze gegeben, aber er war so schnell wieder weg. Naja manche Leute wissen gar nicht was ihnen durch die Lappen geht.
Er nahm einen Schluck Tee und dabei wurde ersichtlich das der erste Eindruck ein wenig getäuscht hatte. Ganz so perfekt waren seine Zähne doch nicht. Ein wenig schief und scheinbar besaßen die Falschen nicht ganz genau die selbe Farbe wie die paar Echten die die Brücke hielten. Zusätzlich hinterließ der Tee ein schwärzliche Verfärbung auf ihnen. Ein einfacher Arbeitspensionär konnte sich nun einmal nicht das Beste an Zahntechnik leisten.
Ich hoffe doch du gehst noch regelmäßig in die Kirche. Wechselte er abrupt das Thema. Man weiß ja wie die jungen Leute sind. Aber der Dienst am Gott ist wichtig und ich habe ein wenig den Verdacht das du ihn vernachlässigst mein Söhnchen. Du warst schon immer jemand der zwar gern Dinge nahm und sie als selbstverständlich erachtet, dem Allerhöchsten jedoch nicht genügend dafür dankst. Dabei hat er doch alles hier geschaffen. Diese Welt, den Tee den du trinkst oder die Pflanze da auf dem Tisch. Alles ist nach seinem Willen. Seine kleine Ansprache wurde unterbrochen als Großvaters vierbeinige Mitbewohner das kleine Wohnzimmer stürmten. Zwei moppelige Chiwawas tobten kläffend und fiepend um die Möbel und sprangen an Pestors Beinen empor.
AUS! Wies der Alte sie zurecht Jocke, Petro, wollt ihr euch wohl benehmen? Ihr tut ja gerade so als hättet ihr den Junge seit ewig nicht gesehen.
Als sein Großvater sich zu den Tieren herunter beugte ließen sich unschöne Wucherungen auf seinem Hinterkopf ausmachen, welche die Frisur bisher verdeckt hatten. Eine Art lebröse Altersflecken, auf denen ein eitriger Überzug glänze.
Die beiden sind kleine Dämonen, ich sag es dir. Als er hoch kam trieften seine Augen, wohl eine Folge der schnellen Bewegung.
Worauf wollte ich hinaus? Ach ja, Gottesfurcht. Dein Freund, der der hier war, Johan. Der hat es richtig gemacht. Nagut, er arbeitet für die falschen Leute, aber das geht mich nichts an. Jedoch, wieder kam der mahnende Finger, immerhin hat er eine eigene Firma. Womit hat er das wohl geschafft? Sehr richtig, mit Gottesfurcht und natürlich auch etwas Ellenbogenfett, aber bei Letzterem zweifle ich ja bei dir nicht einmal. Doch was hast du bis jetzt vorzuweisen? Deine zerlumpten Kleider, die an dir rumschlottern und deinen billigen Haarschnitt. Was ich damit sagen will ist, dass du irgend eine Idee brauchst die die Leute umhaut. Irgendetwas das die Menschen ansteckt. Wo sie richtig mitfiebern.
Wieso erzähl ich dir das alles, wieso diese Moralpredigt?
Ich wollte es dir nur mit auf den Weg geben bevor ich dir das hier schenke und du mir sowie so nicht mehr zuhörst.
In seiner Hand erschien ein Autoschlüssel, eines King Imperial wenn man dem Anhänger glauben durfte.
Ja ja er gehört dir. Sieh es als eine Art Firmenwagen. Hoffentlich erinnert er dich an meine Worte. Und du musst dich um meine Pflanze kümmern wenn ich auf Reisen bist. Sie füttern... ach Unsinn, füttern. Gießen meine ich natürlich, damit sie uns noch lange Freude macht.
Er erhob sich.
So und nun gib deinem lieben Opa einen Kuss und sag mir nicht du wärst zu alt deinem Größväterchen einen Kuss zu geben.
Schon war er vor ihm und ein fauliger Geruch traf Pestor wie ein Vorschlaghammer. Schweißgeruch durchdrang das billige Rasierwasser des Alten als unnatürlich kräftige Hände Pestors Kopf umfassten und ihm dann speichelnasse Lippen aufgedrückt wurden. Etwas wand sich in seinen Mund und im ersten Moment musste er wohl denken es wäre die Zunge des Alten, doch dafür war zu viel Bewegung darin. Es war eher als hätte man ihm den Mund mit Maden gefüllt.
Das Gewimmel zwängte sich in seine Kehle und alles begann sich zu drehen und ihm wurde übel.
Dann folgte Schwärze.
Twik konnte sehen wie sich die Fäden um den Kopf Pestors lösten und er schwer zu Boden fiel. Das seltsame Pflanzenwesen beuge sich kurz zu ihm herunter und richtete dann den Blick für eine Sekunde auf Twik, soweit man das bei all den Schädeln und synthetischen Augen sagen konnte. Es stieß erneut ein Brüllen aus und verschwand dann langsam wieder in seinem stinkenden Loch.
Der Rasankuri regte sich stöhnend, übergab sich und drehte sich dann hustend zur Seite.
Doch noch etwas regte sich. An der Wand, dort wo grüner Bewuchs die Winkel unkenntlich machte, erhob sich etwas. Ein Reißen, dann ein schmatzendes Geräusch und dann konnten die feinen Ohren des Rattenmutanten ein leises Pochen hören. Sie brauchte einen Moment bis sie erkannte das es sich um das Schlagen eines Herzen handelte. Ein rasselndes Atmen folgte.
Etwas kam aus dem tiefen Schatten der hinteren Wand getaumelt, etwas großes, auch wenn es neben dem eben verschwundenen Pilz winzig wirkte.
Es war eine Carnak große Echse, zumindest musste es eine gewesen sein vor ihrem Tod. Das Tier erinnerte entfernt an einen Raptor, wenn Twik so etwas jemals gesehen hätte. Wusste das Warp wie ein derartiges Geschöpf hier unten verenden konnte. Vielleicht war es bei Zeiten aus der Arena entkommen. Wie auch immer es geschehen war, jetzt war von dem einst prächtigen Tier nur noch eine Parodie übrig. Durch das halb verweste Fleisch schimmerten an einigen Stellen Knochen durch. Der Pilz hatte den Leib teilweise okkupiert und wucherte dort wo zu große Löcher im Fleisch klafften. Man konnte erkennen das der Bewuchs auf unnatürliche Art versuchte Sehnen nachzuahmen.
Unsicher, als wäre es eben aus einem tiefen Schlaf erwacht, wankte die Bestie auf Pestor zu und blieb keine zwei Meter vor ihm stehen. Kopf und Schwanz des Untiers pendelte hin und her als überlege es ob es den Benommen fressen oder doch lieber an Ort und Stelle in seine Einzelteile zerfallen sollte.