07-20-2011, 07:00 PM
Das Wasser war wieder klar und natürlich wie noch wenige Momente zuvor und auch die Schönheiten hatten sich wieder verstreut. Er spürte grazile Finger, weiche Haut, eine warme Frauenhand an der seinen, die diese umschloss und somit den Willen ihrer Besitzerin signalisierte. Aus einem tieferen Sein gerissen brauchte es kurz die Situation zu verstehen, doch dann erhob er sich und kuschte ihr brav nach, noch immer völlig entblößt, doch ohne Scham. Die Füße im Schneidersitz verschränkt, den Oberkörper leicht zur Seite gebeugt und mit einer Hand etwas nach hinten abgestützt, versank sein Körper teilweise in den Kissen. Den Blick auf ihre Augen fixiert folgte er ihren Ausführen, während sein Verstand bereits daran arbeitete die Situation zu analysieren. Nicht, dass er sich gegen weitere Spielchen mit diesen Frauen gesträubt hätte, doch eigentlich war er froh sich nun außerhalb dieser Mauern bewegen zu können, nicht als Sklave, Diener oder Kanonenfutter, sondern als Bote seiner Herrin. Keine Lappalien, sondern Aufgaben mit Fingerspitzengefühl, Redekunst und anderem Geschick erhoffte er sich und die Worte des schönen Gegenüber ließen diese Intentionen in seinem Ohre erklingen. “Meroch... der Sechsäugige. Unsere erste Begegnung war nicht von gegenseitigem Respekt geprägt. Ich bin wahrlich gespannt welch Gewicht diese Fürsprache auf der Waage erkaufen mag. Dennoch, ohne dies in Frage stellen, so gestaltet sich meine Erwartung skeptisch.“ Da war er wieder. Berechnend wie sein altes Ich, wo es noch um einflussreiche Kontakte in einer korrupten Metropolwelt ging. Dem wachsamen Auge präsentierte man eine lupenreine Fassade, einen vertrauensvollen Eindruck. Doch im Dunkeln, im Untergrund und wohl verborgen intrigierte man, spielte versteckte Karten und lotete den Schwachpunkt der gegnerischen Fraktion aus. Er fühlte sich wieder in diese Elemente versetzt, sah die beiden „Individuen“ als Anhänger einer gegnerischen Partei, denn letztendlich unterstanden sie dem Fürsten und das genaue Verhältnis zu seiner Herrin war ihm nicht bekannt. Zeit mehr Information zu ergattern. In Gedanken vertieft erhob er sich von den Kissen und schlenderte sinnierend an den Vorhängen vorbei zu der großen, offen stehenden Tür des Balkons, wo er verharrte und der Wind seine langen Haare umspielte. “Ich befürchte er wird nicht viel auf diplomatisches Gerede und Scharaden halten. Vermutlich ein 'Mann' der Taten. Ich sehe Arenen in den alten Mauern dieser Stadt, wohl Zeugnis alter Bräuche, und doch könnte er Gefallen daran finden. Sagt... Schönheit...“ Er stockte kurz, um ihr nun wieder eines Blickes zu würdigen. Eine Geste des Dialogs und ob ihres Namen, den er noch nicht kannte. “In einem Pulk aufstrebender Kämpfer möchte man doch eine Seele finden, der es Läuterung bedarf. Jeder hat Feinde, so auch unser Befehlshabender.“ Natürlich könnte er sich auch bedeckt halten und dem Sechsäugigen den schwächlichen Diplomaten mimen, doch er sah sich lieber in der Offensive, mit einem beeindruckend inszenierten Anfang im Rücken.