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Ein stummes Seufzen löste sich aus Waldorfs Kehle, ungehört im großen Durcheinander des Forums von Korons Adelsräten. Die relative Ehre, die es bedeutete, hier als Delegantion vor Ort sein zu dürfen, rückte als Nachwehe der ohnehin schon recht anstrengenden Parade eher in den Hintergrund. Auch wenn man das Glück hatte, nicht Parade LAUFEN zu müssen, waren solche Riesenveranstaltungen und Aufmärsche in sich selbst keineswegs etwas all zu angenehmes, wenn man daran Teil nahm. Wenn dieser Event schon an der relativen Oberfläche, die Waldorf miterlebte, einem waffenlosen Schlachtfeld gleichkam, so wollte er sich das Gemetzel hinter den Kulissen gar nicht ausmalen.
Da ließ er sich lieber zu seinem Platz dirigieren, ehe er dazu kam, die monströse Versammlung selbst zu bestaunen. Es war lange her, dass er etwas von dieser Bildgewalt erlebt hatte. Fraglich, ob er dabei eher die Parade, oder den Aufmarsch des Forums beängstigender fand.
So harrte Waldorf der Dinge, die da kommen mochten, mutterseelenallein inmitten einer gewaltigen Horde von niemanden, nur um eine molekulare Chance zu erhaschen, bemerkt zu werden. Warum nur musste er derjenige sein, der sich jetzt in der Beengtheit dieser gewaltigen Halle herumdrücken "durfte", während die anderen vermutlich gerade Feierabend machten. Manchmal hasste Waldorf es regelrecht, kein Ogryn oder etwas änlich Unansehnliches zu sein.
Just als Waldorf gähnend seinen geschienten Arm austreckte, wurde dieser unsanft angerempelt. Offenbar war man jemandem in die Quere gekommen. Ein eiliger Blick Waldorfs fiel auf den ausgelaugten Soldaten, der in ihn gelaufen war, ehe die Reflexe seiner Jugend einsezten und ihn dazu zwangen, sich zu erheben und eine kurze, entschuldigende Geste samt Verneigung anzudeuten. "Verzeihung, Sir. Hatte Sie nicht gesehen." Sie blickten sich kurz in die Augen, den goldenen Schädel an der Kleidung des einen kaum beachtend. Unausgesprochene Worte, die sie mit ihren Blicken austauschten, ehe der Rempler nickte und auf Waldorfs geschienten Arm deutete. "Kriegszittern?" Waldorf nickte, "fehlgezündete Multi-Granate." Dabei war ein seinem Tonfall kaum zu überhören, dass er dabei zitierte. "Offizielle Fassung?" Wieder nickte Waldorf und der Unteroffizier zeigte ein kaltes, müdes Schmunzeln, welches schnell geteilt wurde. "Landsmann?" Waldorf schüttelte den Kopf. "Axisianer." "... Dann herzlich Willkommen auf Koron, Axisianer." Weiteres, ausgetauschtes Nicken, ehe man auseinander ging, indem sich Waldorf wieder niederließ und der Offizier zu seinem Platz in einer benachbarten Reihe gelotst wurde. Ein Treffen, das nur Augenblicke gedauert, sich aber angefühlt hatte, als hätten sie gemütlich zusammen getrunken und Karten gespielt. Wieder ein Seufzen, das im großen Tumult der Versammlung ungehört verloren ging. Wie der Atemzug eines sterbenden Soldaten inmitten eines Bombardements.
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Im Rahmen der jetzt geltenden Bestimmungen zur Zollverordnung von 82 n.k.d.H., muss ganz klar festgehalten werden, dass der bürokratische Aufwand, in keinerlei Verhältnis zum abzuwickelnden Sachverhalt steht.
Es ist doch so, verehrte Anwesende, dass wir beim Handel der Binnenländer eine Rezession bemerken, die nicht zuletzt auf die umständliche Prozedur des Handels, über eben jene Ländergrenzen hinaus, zurückzuführen ist.
Die Initiative der Länder, Bulag, Torigrem und San Vallwadea hat es sich daher zur Aufgabe gemacht… äh… auch im Hinblick auf… äh.
Der Mann am Rednerpult tupfte sich die Halbglatze mit einem Spitzentaschentuch und sah zwischen seinen Notizen und dem Auditorium hin und her. Im Publikum war eine gewisse Unruhe zu bemerken. Ein Raunen und unterschwellige Bewegung in der Masse. Ich… äh… stelle fest, dass das Thema die Gemüter der Anwesenden zu Recht bewegt. In der Tat ist hier viel zu lange eine Politik der Verlangsamung und des Aussitzends der Verantwortlichen durchgeführt wurden. Begeistert davon, dass sein Beitrag solche Wellen schlug, erfüllte ihn mit der Glut des Eifers. Der große Moment seiner Karriere, seines Lebens. Der Ursprung der unterbrochenen Komastimmung der meisten Zuhörenden lag jedoch nicht in der aufrüttelnden Thematik der Zollverordnung von 82 n.k.d.H. Vielmehr hatten einige der Anwesenden bemerkt, dass sich in der Gouverneursloge auf der Nadel irgendetwas abspielte.
Auffällig unauffällig sprach jemand mit dem obersten Mann im Staat und alle Mitglieder seiner Entourage ballten sich um diesen Sprecher zusammen. Mit unbewaffnetem Auge war dies freilich nicht zu erkennen, doch es gab genügend Operngläser, militärische Doppelgläser oder Optikverstärker im Publikum, um zu sehen, dass sich etwas tat. Der Gouverneur verließ die Loge. Was war da nur los?
Ich verweise daher noch einmal auf den… äh… vor zwei Jahren eingebrachten Antrag E-771, mit den Kommentaren von Professor Putzensteiger, der ganz klar auf die Zusammenhänger von bürokratischen Aufwand und Absinken der damaligen Quartalszahlen, bezüglich der Zolleinnahmen hindeutet. Schon damals baten wir um eine Überprüfung des Prozederes und um die Neuausrichtung, der grenzenübergreifenden Zusammenarbeit.
Jetzt waren weitere Bedienstete zwischen den Reihen unterwegs. Einer von ihnen sprach mit dem Oberhaupt des Hauses Orsius. Andere eilten zu weiteren, hochrangigen Würdenträgern.
Dabei gingen sie nicht zimperlich vor.
Durch die Sitzreihen all jener, zu denen sie eben nicht wollten, pflügten sie regelrecht hindurch. Sie stießen gegen Knie, traten auf Füße und ignorierten Protest aller Art. Auch der Redner sah die Bewegung in der Zuhörerschaft und verlor für einen Moment den Faden, als ihm zu schwanen begann, dass die umgeschlagene Stimmung in der Halle vielleicht doch nichts mit den aufwühlenden Zuständen bei der Zollabwicklung zutun hatte. Noch wollte er sich diese Illusion jedoch nicht rauben lassen und versuchte den Vortrag wieder aufzunehmen. Zusammen… ja… also die Zusammenhänge nachgewiesen. Eindringlich möchte ich daher noch einmal darauf pochen, den Antrag E-771 zu einer Sache zu machen, der mehr Priorität eingeräumt wird… als dies… ähm… als dies in den letzten zwei Jahren der Fall war. Gerade wenn wir, unter Berücksichtigung… vor den gewaltigen Bogenfenstern der Halle donnerte ein Kampfflugzeug vorbei. Von schräg oben, nach schräg unten.
Es musste gerade außerhalb des Deflektors unterwegs sein. Wollte da ein Pilot zeigen was für ein toller Hecht er war und setzte dafür die Sicherheit der Abgesandten, seine eigene und obendrein seine Karriere aufs Spiel? Dem ersten Flieger folgte ein zweiter. Eine klobige Thunderbolt. Einer von jenen Maschinen, die innerhalb der Luftwaffe inoffiziell als “imperiale” bezeichnet wurden. Natürlich standen alle Flieger der PVS im imperialen Dienst. Die Bezeichnung unter den Piloten bezog sich jedoch auf Maschinen nach STK. Nicht nur kamen sie überall im Imperium zum Einsatz, ihre Zuverlässigkeit und schiere Schlagkraft stellte alles in den Schatten, was heimische Konstrukteure mit Stolz erfüllte.
Das eigentliche Novum war jedoch der Umstand, dass der vorbei rasende Flieger aus allen Rohren feuerte. Worauf, das ließ sich in dem kurzen Vorbeizucken nicht ausmachen, dennoch ging eine Welle verwirrten Einatmens durch die Anwesenden. Eine betagte Dame aus dem Haus Roog, echauffierte sich bei ihrem Nachbarn darüber, dass es über die Maßen unorthodox sei, eine Parade mit Salutschüssen abzugeben, wenn die Sitzung bereits begonnen hatte. Ihr Nachbar tätschelte ihr beruhigend die Hand und spekulierte, dass es vielleicht ein Sicherheitsverstoß durch Klatschreporter gegeben habe und die Wachgruppe mit, nach seiner Meinung völlig berechtigter, Härte etwas dagegen unternahm.
Viele andere Anwesenden konnten die Zeichen sehr viel genauer deuten. So gab es zwar gewiss keinen Grund zur Panik, schließlich standen Legionen von Bewachern und nicht zuletzt ein Deflektorschild zwischen Ihnen und jedweder Bedrohung. Dennoch, allein der Umstand, dass man die Höchsten des Planeten so schnell evakuierten wollte sorgte für Beklemmung.
Viele der Zuschauer waren aufgestanden, um besser sehen zu können was vorging. Man redete aufgebracht mit den Umstehenden. Komunikationsgeräte jeder Art waren in der Halle untersagt.
Vor der Felsnadel nahmen die Opritschniki ihre Gewehre von den Schultern. Nicht hastig oder unkoordiniert aber entschlossen. Sie machten den Kreis um die Empore mit zwei Schritten nach hinten enger.
Jemand rief einem eilenden Diener zu was denn los sei? Man möge Auskunft geben, schließlich war man nicht irgendwer. Der Diener drängte weiter, wurde gepackt und geschüttelt. Antwort wurde verlangt.
Dann ein spitzer Schrei.
Ein Schrei schieren Entsetzens.
Köpfe drehten sich. Augen folgten ausgestreckten Armen. Ein Verkehrsflugzeug hielt auf die Ratshalle zu.
Oder vielmehr ein Komet, denn nur aus der Spitze ließ sich noch erkennen, dass es im Kern ein Flugzeug gewesen sein musste. Der Rest war Rauch und Flammen.
Ein Jäger hämmerte mit seinen Bordwaffen auf die Maschine ein. Jeder Treffer fatal, jeder Treffer genug um den Flieger aus dem Himmel zu zwingen. Aber kein Treffer ausreichend.
Der Flieger prallte gegen den Energieschild.
Der Querschnitt einer Explosion, denn sie geschah auf einer dursichtigen Wölbung aus Energie. Flüssiges Feuer und brennende Trümmer rutschten daran herab, erzeugten schlieren und Effekte darauf, wie Öl auf einer Pfütze.
Was hatte das zu bedeuten?
Ein Anschlag?
Ein Unfall oder Selbstmord? Noch ehe diese Fragen laut werden konnten detonierte noch ein Flugzeug auf dem Schutzfeld. Eine kleinere Maschine, vielleicht ein privates Gefährt. Es stand dem Aufprall des ersten Flugzeugs um einiges an Effekt nach. Im Vergleich ein regelrecht lachhaftes Feuerbällchen.
Der Schrecken lag in einer anderen Erkenntnis. Das hier war kein unglückseliger Zufall.
Ein weiterer Flieger fand sein Ende an der schützenden Kuppel, dann noch einer. Es stand zu vermuten, dass auch diese durch den Beschuss der Jagdflugzeuge gegangen waren. Zu sehen war es freilich nicht, denn die bereits explodierten Maschinen hatten für einen dichten Vorhang aus brennendem Treibstoff in der Luft gesorgt. Durch dieses Leichentuch raste ein Flieger nach dem anderen und stürzte sich blindlings auf die schimmernde Barriere.
Im Inneren Klang dies wie außerweltliche Glockenschläge. Die eigentlichen Explosionen drangen nur dumpf, gleich fernem Gewitter an die Ohren all jener, die fassungslos auf das grausame Feuerwerk vor den Fenstern starrten.
Als das erste Flugzeug in die eigene Vernichtung stürzte war ein kollektives Niederducken durch die Anwesenden gegangen. Dann folgte fassungsloses Starren, bevor sich die Diener und persönlichen Leibwächter ihres Auftrages zu erinnern begannen und sich wieder an schickten ihre Schutzbefohlenen aus der Gefahrenzone zu bringen. Der Schild mochte diesem Ansturm standhalten, solange nichts Größeres als ein Passagierflugzeug kam.
Es kam etwas Größeres.
Die Hauptattraktion dieses Spektakels fegte den schwarzen Vorhang aus Rauch und Qualm beiseite, als es die Bühne betrat. Die schiere Masse drückte so viel Luft aus dem Weg, dass die Sicht auf das anrückende Verhängnis frei wurde. Eine Handvoll der Anwesenden mochte erkennen was da kam. Vielleicht die Soldaten der Zehnten, vielleicht ein paar Verantwortliche in diversen Militärstäben. Die einfachen Soldaten kannten diesen fliegenden Metallbarren, weil sie selbst vor nicht alt zu langer Zeit damit in ein Krisengebiet geflogen wurden waren. Die höherrangigen Militärs kannten das verhasste Ding, weil es sie einige Anstrengungen gekostet hatte, den schändlichen Verlust so zu erklären, dass andere und nicht die eigenen Köpfe als Konsequenz rollten.
Die Bulldog Luftlandetransporter waren der ganze Stolz der heimischen Produktion gewesen. “Eine weitere technische Meisterleistung von Koron 3. Seht und staunt ihr Völker des Imperiums.” Dann waren die Meisterleistungen von einer Bande von Deserteuren und Wilden gestohlen wurden. Von der Bildfläche verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Eine Schmach, fast so groß wie der Absturz der Artichendes Prios vor einigen Jahren. Auch wenn man diesmal den Mantel operativ bedingter Verschwiegenheit hatte darüber ausbreiten können.
Bis jetzt jedenfalls, denn hier kamen 900 Tonnen um sich ins Gedächtnis zu bringen. 900 Tonnen wohlgemerkt nur, wenn man die Ladung nicht mitrechnete. Diese nämlich bestand aus allem, was explodieren, brennen, zerreißen und in die Luft fliegen konnte. Von Fässern voll Promethium, über industriellem und militärischem Sprengstoff, zu Granaten und Energiezellen für Laserkanonen.
Als der schwarz gepanzerte Riesenkäfer gegen den Deflektor prallte, schien er einen Herzschlag lang einfach nur zu stoppen. Dann faltete sich die Front zusammen als sei sie nur aus Aluminium oder gar Papier.
Es folgte die Explosion.
Es war wohl die gewaltigste, konventionelle Explosion auf dem Planeten, seit der Anfangsphase des Kriegs der Häuser, als der Gigantismus herrschte, der erst schrumpfte, als auch die Anzahl jener zurück ging, die man mit überdimensionalen Dingen auslöschen konnte. Was sich an Fluggeräten in unmittelbarer Nähe befand wurde auf Nichts reduziert. Jäger und zu Bomben umfunktionierte Zivilmaschinen gleichermaßen. Auch alles was links und rechts, über und unter der Deflektorkuppe der Flanke der Makropole entwuchs wurde vernichtet oder beschädigt. Abwehrstellungen wurden weggerissen. Gleiches galt für luxuriöse Hubs, mit Blick auf die spektakulären Wolkenformationen, Landeplattformen, für die Privatfahrzeuge der Reichen und Schönen, Verwaltungsgebäude, Wartungsalkoven, Wettersensorik, kurz um, mehrere Kilometer Durchmesser wurde die Mauer der Stadt rasiert, bis auf den Stahlmantel abgeschält und ausgebrannt.
All die Auswirkungen, welche dieser Angriff hatte, waren für die, die in der Ratshalle saßen im Moment weder absehbar, noch von Interesse. Auch die Halle erbebte, da die Grundfesten der Ebene erschüttert wurden. Putz und Stuckbrocken fielen von der Decke und erschlugen wie durch ein Wunder niemanden.
Wer die Augen nicht abwandte oder schützte, der erblindete. Manche vorübergehend, manche für den Rest ihres Lebens.
Das massive, nicht enden wollende Dröhnen wurde vom Schild auf ein erträgliches Maß abgedämpft. Ganz zu schweigen davon, dass der Deflektor verhinderte, dass da wo die große Halle thronte nur ein klaffendes Loch blieb. Das allerdings war die letzte Großtat, die das Mirakel menschlicher Schaffenskraft vollbrachte. Die Kuppel knickte unter der aufgebrachten kinetischen Energie ein, nicht ohne ihr vorher die Zähne gezogen zu haben. Der Vorgang der Selbstabschaltung war dabei weit weniger spektakulär als die Ausübung der Schutzfunktion. In einem Moment war die schillernde Kuppel noch da, im nächsten war sie fort.
Die Folgen waren aber umso dramatischer. Durch das unvermittelte Verschwinden der Sphäre kam es zu einem abrupten Druckausgleich. Das Glas der riesigen Fenster barst. Glücklicherweise wurde es nach außen gerissen, da es ansonsten durch die Anwesenden gefegt wäre. Es holte viele, gerade in der Nähe zu den berstenden Fenstern, von den Füßen, auch wenn der Ausgleich nicht genug Kraft hatte um Menschen hinaus und in die Tiefe zu saugen.
Mit dem Wegfall der Kuppel und dem Zersplittern der Fenster drang jedoch die Realität mit kalten Fingern in das Innere der Halle. Bis dahin war alles unwirtlich und surreal gewesen. Jetzt brandete der eisige Wind und der Geruch nach Feuer und Rauch heran. Außerdem der Lärm. Das Heulen des Windes, in dem das Kreischen von Sirenen mit schwamm, wie das von Todesfeen. Die Geräusche von Turbinen, weiter weg, denn die Explosion hatte den Nahbereich leergefegt. Das Fauchen von Flammen, das unangenehme Singen überlasteten Stahls und Prasseln bröckelnden Betons, von Gebäuden über und unter der Halle, die erst nach und nach ihren Verletzungen durch die Detonation erlagen. Auch das dumpfe Wummern von Flugabwehrgeschützen war zu hören. Überschallknalle und ferner Waffenlärm. Vielleicht auch noch mehr Dinge. Aber alles was gehört werden wollte musste das Schreien der Menge übertönen. Denn mit dem kalten Höhenwind kam die Panik in die Halle. Natürlich gab es die Besonnenen und die Paralysierten. Beide Personengruppen blieben an ihren Plätzen. Die einen weil sie verwirrt und verängstigt waren, die anderen, weil sie die Situation zu überschauen versuchten und wussten, dass Panik ein schlimmerer Mörder war als die meisten Feinde.
Der Großteil der Anwesenden aber verwandelte sich in eine Stampede. Eine unkontrollierbare Masse, die einigen wenigen Impulsen folgte. Fort von den zersplitterten Fenstern und zu den Ausgängen. Ein Teil versuchte zur Nadel zu gelangen. Wo der Gouverneur war, dort musste auch Sicherheit sein. Da aber stand die Leibgarde und stemmte sich gegen die Andrängenden.
Die Elite des Planeten verkam hier zu angsterfüllten Tieren. Nicht alle, wohlgemerkt. Einige hielten sich standhaft an der Würde fest, die sie so gerne ins Feld führten, um die Überlegenheit gegenüber dem gemeinen Mann zu betonen. Mann und Frau von Stand schrien um ihr Leben und rannten herum wie kopflose Hühner. Man trat dem, was immer da kommen mochte mit Gelassenheit und Noblesse entgegen. Es gab diese Musterbeispiele, aber sie stellten die Minderheit dar.
Von den Wenigen die wussten was sie da getroffen hatte, die von den gestohlenen Truppentransportern wussten, dachte unterdessen wohl kaum einer an den zweiten Bulldog.
Der aber näherte sich.
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Die Ratssitzung war schlimmer, als alles was er sich hätte vorstellen können. Stundenlang herumsitzen ohne die Möglichkeit etwas zu essen oder zu trinken oder eine Toilette aufsuchen zu können. Die Kameraden, die vor der Ratshalle in Ehrenformation standen, konnten sich wenigstens in regelmäßigen Abständen ausruhen, während er sich durch ermüdende Vorträge von Würdenträgern quälen musste, von denen er nie zuvor etwas gehört hatte und in Zukunft wohl auch nie wieder etwas hören würde. Dem Imperator sei dank. Viel länger als die heutige Sitzung würde er es auch nicht aushalten. Am liebsten wäre er jetzt schon aufgestanden, gegangen und hätte sich der wie angegossen sitzenden Paradeuniform entledigt, mit deren messerscharfen Bügelfalten man wahrscheinlich Brot schneiden konnte. Leider war dies aber nicht möglich und so starrte er Löcher in die Luft oder ließ den Blick träge wandern. Kurz blieb er dabei an dem Offizier hängen, den er vorhin angerempelt hatte und grübelte, ob er dessen Einheit schon irgendwo einmal gesehen hatte. Aber weder die Uniform noch das Abzeichen mit dem geflügelten Schädel wollten ihm etwas sagen.
Zumindest hatte er die Gelegenheit sich, wenn auch aus großer Entfernung, mal den Klüngel anzuschauen den er für alle Probleme dieser Welt verantwortlich machte. Ohne Fernglas konnte er zwar nicht viel erkennen, aber das war auch nicht nötig, hatte er doch genügend Vorurteile und Verachtung für alle von ihnen und brauchte nicht jede einzelne Facette von ihnen aus der Nähe zu sehen.
Aber auch damit konnte er sich nicht ewig bespaßen und bald war er wieder damit beschäftigt Zeit abzusitzen, zu klatschen, wenn es erwartet wurde und nicht zu offensichtlich zu gähnen.
Kurz bevor er wirklich in den Sekundenschlaf wegdriftete tat sich dann doch etwas, wenn auch nicht sonderlich aufregendes. Das Murmeln und Getuschel seiner Sitznachbarn machte ihn auf die Unruhe in der Gouverneursloge und den anderen hohen Rängen aufmerksam, auch wenn er dem keine große Beachtung schenkte. Dann ging es aber Schlag auf Schlag. Jagdflieger, die gerade so außerhalb des Deflektorfeldes entlang jagten und sich gegenseitig mit ihren Bordwaffen beharkten. Selbstmordangriffe der Zivilflugzeuge, die alle ohne größeren Schaden am Schild zerschellten und Wolken aus Trümmern, brennendem Treibstoff und explodierender Munition erschufen. Arius hatte zuerst genauso verwirrt wie das restliche Publikum dem Schauspiel zugeschaut, als ihn die Erkenntnis durchzuckte. Irgendwer hatte es auf sie abgesehen und wollte Koron mittels eines Enthauptungsschlages seiner Führung berauben. Aber wer war so wahnsinnig und so rücksichtslos, dass er Anhänger hatte, die sich so willentlich in ihren Tod stürzten? Lange darüber grübeln konnte er nicht, denn dann tauchte ein riesiger Schatten durch die Rauchwolken und warf sich so entschlossen, wie seine kleineren Vorgänger gegen den Deflektorschild. Arius erkannte den Bulldogtransporter sofort, waren sie doch mit so einer Maschine im Dschungel ausgesetzt worden. "Elende Bastarde!" Mehr kam ihm nicht über die Lippen, da ihm schlagartig bewusst wurde, dass das hier die größte Bombe von allen sein würde. Er hatte den Laderaum des Transporters von innen gesehen, wusste wieviel sie laden konnte und dass sie jetzt genau wie ihre kleineren Vorgänger mit Sprengmaterial beladen war. "Gott Imperator beschütze uns!"
Dann wandte er sich ab und bedeckte seine Augen mit den Händen anstatt wie viele andere Maulaffen feilzubieten und zuzuschauen, wie der Bulldog in den Deflektorschild hineinrammte. Die vorher explodierten Flieger waren an sich schon genug Warnzeichen gewesen, auch wenn bei den meisten der Schock über diesen plötzlichen Angriff zu tief in den Kochen saß, um sich über so etwas Gedanken zu machen. Selbst das reichte nur gerade eben so aus, als die grelle Lichtexplosion erfolgte und Sterne vor seinen Augen tanzten, während das Gebäude in seinen Grundfesten wankte, Putz und Stuckbrocken zwischen ihnen niedergingen und das allgemeine Geschrei anschwoll. Dann brach der Schild zusammen und mit ihm die Ordnung in der Ratshalle, während die Glasfenster vom Druckausgleich nach außen gerissen wurden und der Gefechtslärm der Luftkämpfe durch den schneidend kalten Wind nach innen.
Jetzt galt die Devise "rette sich wer kann", als die Masse der Anwesenden geschlossen in Richtung der Ausgänge stürmte.
Inmitten der Panik und der nach Angst stinkenden Luft bewahrte Arius die Ruhe und bewegte sich nicht von seinem Platz weg. Stattdessen schaute er sich um, um die Lage zu erfassen. Derzeit war nicht viel zu machen. Massenpanik, Geschrei, hin und herrennende Menschen, an den Ausgängen aus dem Gebäude wahrscheinlich soviel Andrang, dass schon bald die ersten zu Tode getrampelt werden würden. Rauskommen würde er hier erstmal nicht. Also abwarten und der Dinge harren, die da kommen würden. In gewisser Weise war es wie damals auf Meran Magna, als sie in den Schützengräben hockten und das Trommelfeuer der 42cm Belagerungsmörser der Seperatisten über sich ergehen lassen mussten. Da nichts vor ihnen Schutz geboten hatte, hatten sie nur zum Imperator beten können, dass er einen noch nicht zu sich rufen wollte und abwarten. Den meisten hier ging dieser Gleichmut aber ab. Kein Eiswasser in den Adern! schoss es ihm durch den Kopf.
Arius straffte seine Uniform, zündete sich eine LHO an und nahm einen tiefen Zug. In der panischen Masse stachen jetzt jene wenigen hervor bei denen nicht die Angst alles Handeln bestimmte und so fiel Arius jetzt wieder dieser Offizier auf. Wo hatte er nochmal gemeint, dass er herkam? Axisianer? War an sich aber egal. Wichtiger war, dass dem Mann anscheinend auch noch nicht die Nerven durchgebrannt waren, was schon einmal ein gutes Zeichen war. Vielleicht konnte man sich zusammen tun und gemeinsam hier rauskommen. Eigene Leute aus der 10. hatte er bisher noch nicht gesehen und das restliche anwesende Militär war ihm genauso fremd wie der Paramilitär. Genau genommen sogar noch fremder, hatte er sich doch zumindest mit ihm schon mal kurz unterhalten. Sich an ein paar Soldaten vorbeidrängend, die gerade in allen Zuständen von vollkommener Panik bis tiefster Ruhe waren, schritt Arius auf Waldorf zu. Er hielt ihm mit seiner bionischen Linken das LHO Päckchen hin. "Ne LOH gegen den Stress?" Kalt lächelnd wiederholte Arius die Begrüßung, aus ihrem kurzen Intermezzo von vor ein paar Stunden. "Herzlich Willkommen auf Koron, Axisianer!"
Name: Arius Kruger
Alter: 27 Standardjahre
Zugehörigkeiten: PVS
Rang: Unteroffizier
Loyalitäten: imperialer Fanatiker, Militarist
Aussehen: 190cm groß, sehnig, ausgezehrt, maskenhaftes, verkniffenes Gesicht, attraktives Lächeln, blonder Seitenscheitel, bleiche leere Augen, linker Arm durch bionisches Implantat ersetzt
Kleidung: Uniform, Zivilkleidung oder Gläubigengewandung, silberner Aquila
Charakter: Militarist, imperialer Fanatiker, tief gläubig, Frontveteran, begeisteter Hobbyfotograf, mangelhafte Empathie und auf sozialer Ebene ein Wrack
Fähigkeiten: erfahrener Grabenkrieger, guter Läufer,
Ausrüstung/Besitz: PVS-Standardinfanterieausrüstung, Mpi-01.3, Esseos Schema Laserpistole, Feldstecher, Fotoapparat, Wohnung, Kiste voller Erinnerungsstücke, Bücher, sonstiger Krimskrams
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Niemand hatte mit diesem Angriff gerechnet. Niemand. Dementsprechend groß war die Panik, die sich deswegen schlagartig entwickelte. Leute drängten sich an ihm vorbei, versuchten, sich einen Weg um ihn herum, oder durch ihn hindurch zu bahnen. Dabei fiel es Waldorf mit jedem mal schwerer, sich nicht darauf zu beschränken, sich nicht niedertrampeln zu lassen. Was gäbe ich jetzt für ein bisschen Tränengas... Er spürte, wie seine Nervenstütze zu schwächeln begann und der Sensor seines Auges zu glühen begann. All diese massigen Körper, die kein Ende zu kennen schienen. Eine Flut aus geistlosen Tieren, die alles zermalmte, das sich in ihrem Weg befand.
Plötzlich war das alles jedoch nicht mehr wichtig, da sich das Unheil-schwangere Dröhnen des Bulldogs näherte und alles zu übertönen begann. Sekundenbruchteile zuvor hatte sich Waldorf noch gewaltsam auf den Füßen gehalten, ehe jetzt Reflexe aus seiner Ausbildung dazwischenschlugen: Augen bedecken und unter einer Bank zusammenkauern. Was auch immer da auf sie zuhielt, es würde für ein paar ruppige Augenblicke sorgen. Wie richtig der Offizier doch damit liegen sollte.
Es donnerte, klirrte, das Kreischen des Publikums wurde lauter. Während der Offizier folternde Sekunden in seiner Deckung durchlebte, stieß die Schockwelle der Kollision die Meute um ihn herum auseinander. Nun stoben sie durcheinander davon, statt sich wie eine menschliche Wulst vorwärts zu pressen. Chaos und Unheil für den, der jetzt noch auf den Füßen war, für Waldorf jedoch bedeutete das bald, dass er nicht zermalmt worden war. Der Offizier kämpfe sich fluchend aus den Trümmern seiner Deckung hervor, ehe ein erstes Umsehen bereits von einem Gast zeugt, der weniger Glück als er selbst gehabt hatte. Zermalmt lag er da förmlich in seinen zertrümmerten Sitz hinein geprügelt, als hätte man ihn wie ein Schnitzel flach gedroschen. Der Axisianer wendete sich ab und versuchte sich zu fassen; atmete durch, während er versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen.
Vereinzelte Gruppen waren verblieben. Vornehmlich Militärs und andere "Krisenmanager", wie es schien. Alles erfreulich, aber nicht überraschend. Gelernt ist eben gelernt. Oder ich habe nur mal wieder einen miesen Sitzplatz bekommen. Mach's gut, Boskorn. Ein kurzes Seufzen, ein Starren, jetzt galt es sich zu sammeln. Man setzte sich auf den halbwegs stehen gebliebenen Sitz neben sich und atmete noch einmal durch. Sein Puls nahm bereits ab, während sich die Möbel-Tundra um ihn herum darzulegen begann.
Was Waldorf dann überraschte, war der Veteran von zuvor, der sich ihm dann näherte. Ausgerechnet ihm, wie er hier saß und vermutlich so wenig am richtigen Ort zu sein schien, wie alle anderen auch. Nur eben als Außenweltler, den die meisten "Einheimischen" auf sich gestellt gelassen hätten. Vielleicht war er ja mehr als nur optisch ein Artverwandter Waldorfs.
Man bat ihm ein LHO-Stäbchen an, was ihn just daran erinnerte, dass seines längst sein Ende erreicht hatte. Er nickte dankbar und vergeudete keinen Moment, ehe das Stäbchen glühend zwischen seinen Lippen steckte. Der Veteran wiederholte seinen Gruß, zeigte dabei das klassische Lächeln derer, denen bereits Leichen um die Ohren geflogen waren. Man nickte und machte eine leicht lessifäre Geste. "Immer pünktlich zum Weltuntergang, hm?" Man grinste amüsiert, nickte und steckte sein Feuerzeug weg, ehe er Arius gegenüber einen Salut andeutete. Dennoch dachte Waldorf offenbar kurz an etwas Unnangenehmes zurück, als sich sein Gesicht für einen Sekundenbruchteil verzog. "Waldorf der Name." Abermals sog man Rauch ein, blies ihn hinaus und wartete auf die beruhigenden Effekte verbrannter Chemikalien. Dabei raffte sich der Axisianer bald auf, trat dabei einen Trümmer mit seiner Prothese bei Seite, um es einfacher zu haben, während die Vorstellrunde ihr Ende zu finden schien. "Gibt es Optionen? Für die Meute werden wir wenig tun können, schätze ich."
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Redet mit mir Leute!
Sie kam sich vor wie eine Königin, allerdings ohne, dass dadurch irgendwelche märchenhaften Implikationen oder Machtfantasien geweckt wurden. Sie war eine Königin, deren Reich von allen Grenzen her bedrängt wurde und deren Vasallen nicht schnell genug auf all die Brandherde reagieren konnten, die sich an allen Ecken und Enden auftaten.
Was ist mit den verdammten Flakbatterien? Verlangte sie von niemanden bestimmten zu wissen. Dennoch fühlte sich der passende Posten angesprochen. Der Soldat an seiner Konsole war schweißüberströmt und versuchte gleichzeitig die zusammengetragenen Daten von einem Schmierblatt abzulesen, Meldung zu machen und weiter dem Wirrwarr aus seinen Kopfhörern zu lauschen. Nur fünf von Achtzehn großen Batterien bekämpfen anfliegenden Luftfahrzeuge. Die Batterien Drei, Vier, Sieben, Neun…
Nur die wichtigen Sachverhalte Gefreiter. Für Details ist später Zeit.
Jawohl Frau General.
Die kleineren Stellungen sind zu etwa fünfzig Prozent aktiv und wirken gegen den Gegner. Ich habe Meldungen von revoltierenden Mannschaften in den Batterien. Es scheint, dass in einigen noch um die Kontrolle gekämpft wird.
Gut, weitermachen! Gar nichts war gut. Den Einschlag in den oberen Bereich hatten sie bis hierher gehört und mehr noch gespürt. Etwas sehr großes hatte sich von der Seeseite her genähert und war dann in den Ratssaal eingeschlagen. Sie hatten keine Meldung von dort. Entweder hatte man gerade Wichtigeres zutun, oder es gab niemanden mehr der Antworten konnte.
Mit der Detonation waren fast alle Statusanzeigen ihrer Flieger, rund um die Ratshalle erloschen. Verbündete, wie auch jene, die sie als Verräter hatte abschreiben müssen. Sie hoffte, dass dies nur auf eine Störung der Übertragung zurückzuführen war, ahnte aber, dass sie die Piloten dort oben als gefallen ansehen musste.
Meldungen der Luftschiffe? Ihr Stellvertreter antwortete. Die Freifrau von Taritsch ist auf dem Weg. Voraussichtliche Ankunft im zugewiesenen Bereich in acht Minuten. Keine Meldung von der Medusa. Vielleicht kämpfen sie auch dort. Gerne hätte sie ihm gesagt, dass es ihm nicht anstand die Zeit mit Spekulationen zu vertun. Aber sie wollte den Oberstleutnant nicht vor den niederen Rängen diskreditieren. Also nickte sie nur.
Reservestaffeln?
Gelb und Grau sind unterwegs. Außerdem werden zwei VOLAR- Gruppen in diesem Moment gestartet.
Das ist alles schön und gut, aber was ist mit Fliegern, die auch etwas abschießen können, was größer als sie selbst oder ungepanzert ist? Was ist mit Lightnings, Avengers, Thunderbolts irgendwas?
Die anderen Sicherheitsbereiche tun sich schwer damit die Flieger aus ihren Sektoren wegzuschicken. Ich habe mit General Grubenteufel gesprochen und…
Verdammte Scheiße, hat er mitbekommen, dass die Ratshalle angegriffen wird? Brauste sie in einer unüblichen Anwandlung von unkontrolliertem Ärger auf. Sagen sie diesem Hans Wurst, er soll die Hälfte seiner Flieger herschicken oder ich werde ihn höchstpersönlich vors Kriegstribunal zerren. Der Oberstleutnant erbleichte bei der Vorstellung, diesen Befehl gegenüber einem General zu formulieren. Sie rieb sich die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. Wahren Sie die Kontenance besser als ich, Oberstleutnant. Versuchen sie General Grubenteufel noch einmal die Dringlichkeit der Situation und die unmittelbare Gefahr für die Führung, nicht nur dieses Planeten, zu vermitteln. Sagen Sie ihm, er hat hier die Gelegenheit, durch sein schnelles und beherztes Eingreifen dem Gourverneurspaar das Leben zu retten. Dann wird er schon machen.
Der Schild ist zusammengebrochen. Das war Bruder Amayi Korras, der mit einer Konsole verbunden auf die Stimme der Maschinen lauschte. Seine schnarrenden Worte klangen nicht aufgeregter, als hätte er den Wetterbericht von letzter Woche verlesen. Das mochte aber auch daran liegen, dass sein Stimmenmodulator keine umfänglichere Gefühlsabstufungen erlaubte. Ich kann nicht verifizieren, ob der Generator zerstört wurde oder eine Überlastungsabschaltung vorgenommen hat. Der Empfang ist gestört.
Etwas mit sehr viel Sprengkraft oder mit sehr viel Masse muss den Schirm getroffen haben. Das zu wissen musste man weder ein Techpriester sein, noch das zweite Gesicht haben. Sie hatten das Beben ja alles gespürt, welche durch Wände, Decken und Boden gegangen war. Ihr Kommandoposten befand sich in der Außenmauer der Makropole in einer der Verfügungsbunkeranlagen. Diese Komplexe standen leer bis sie gebraucht wurden, wurden aber durchgehend gewartet und am Netz gehalten. Zu Seeseite waren sie von einem Kilometer Stahlbeton geschützt und auch über und unter ihnen war genug Material als Panzer verbaut worden, dass man damit hätte eine kleine Stadt errichten können. Eines der sporadisch vorkommenden Makropolbeben hätten sie nicht einmal bemerkt. Dass sie das Ende des Deflektorschildes so deutlich gespürt hatten war daher umso bezeichnender.
Frau General, ich habe Anfragen von verschiedenen zivilen Rettungsleitstellen und den angrenzenden Stäben. Alle wollen wissen ob wir ein klareres Lagebild zeichnen können. Niemand hat Kontakt zur Ratshalle oder den umliegenden Bereichen. Rief ein Funker, der zwei Sprechgeräte auf den Schultern und ein drittes in der Hand liegen hatte.
Wir sind noch mitten in der Situation. Können noch nichts mit Sicherheit bestimmen. Sagen sie den zivilen Einrichtungen, dass wir eine Großkatastrophe vermuten. Sagen sie allem was PVS ist, dass wir einen Angriff befürchten. Vermutlich mit eingesickerten Feindkräften in den eigenen Reihen.
Wir brauchen Augen vor Ort. Aufklärer, Bodentruppen. Sie blickte auf die beiden Soldaten, denen sie befohlen hatte die MPs zu holen. Sie gingen auf der oberen Balustrade herum und blickten Wachsam auf den “Orchestergraben” aus hektischen Soldaten. Als wären es Gefangene und nicht ihre Kameraden. Zwei Soldaten war nicht viel.
Wer hat die Sicherung unseres Postens inne Herr Oberstleutnant?
Zwei Züge der 805. Hauptsächlich Fernmelder. Kommando hat Oberleutnant Iluy.
Kenn Sie ihn?
Nur flüchtig, aber ja.
Vertrauenswürdig?
Er hat bisher keinen Anlass gegeben es nicht zu sein.
Das hatten die Piloten, die plötzlich anfingen ihre Kameraden vom Himmel zu schießen, auch nicht. Dachte sie bitter.
Versiegeln sie das große Haupttor zu unserer Anlage. Funken sie Iluy danach… ich widerhole, danach an und geben sie ihm einen kurzen Abriss über die Lage. Hier kommen niemand raus oder rein, bis wir diese Sache durchgestanden haben. Zwei Züge aus Fernmeldern würden einem stramm vorgetragenen Angriff wenig entgegenzusetzen haben. Aber wer hatte auch mit so etwas rechnen können? Es war darum gegangen den Schutz der Halle und der Parade zu garantieren. Nicht plötzlich selber Teil des Problems zu sein.
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Ob der Umsetzung seiner Vorbereitungen sah Gillmens Gabe und die Schneide den Älteren ihrer Priester die nächste Zeit wie er sich die gealterten Knochen wundschuftete. Im Schweiße seines Angesichts schleppte er neue und alte Müllsäcke, rückte Müllbergen mit Schaufel und Spaten zuleibe, schob und zerrte Müllcontainer und gönnte sich davon eine kleine Pause indem er kaputte Neonlichter austauschte, die Straße und Gassen fegte oder rostige Räder von Müllcontainern wieder flottmachte. Dazu wurden tüchtig Fenster geschruppt. Nicht allein natürlich, sondern mit einer Meute aus Kultgläubigen, Freiwilligen und Leuten die sich ein kleines Handgeld verdienen wollten. Der arme Ottmann mit seinem Schild und Pappkasten wurde dreimal von seinem Platz vertrieben da er in den Weg geriet ehe Willis die Schnauze voll hatte und ihm kurzerhand einen Kehrbesen in die Eine und das erwähnte Handgeld in die andere Hand drückte. Seine Maschine stand dabei stets im Mittelpunkt eines zu und von ihr laufenden Stroms an Leuten die zur einen Seite den ganzen gesammelten Unrat hineinfüllten und auf der Anderen reine raffinierte Rohmaterialien forträumten, kaum einmal stand sie still und hörte auf zu verarbeiten sondern surrte und brummte unermüdlich vor sich hin. Am Ende der ganzen Aktion spülte ein erklecklicher Haufen verkaufter Rohstoffe etwas Credits in die Kasse, der Küchenvorratsbehälter war so propevoll dass etliche Behälter zum Aufbewahren der Nahrungspaste & Getränke besorgt werden mussten und die Schneide war abgesehen von dem durch fehlende Fachkräfte immer noch ungelösten Fassadenproblem so sauber wie sie es seit langer langer Zeit nicht mehr gewesen war.
Die Zeit danach verbrachte Willis mit dem eher logistischen Teil in dem er seine Predigten auf- und wiederholt umschrieb, LKW’s und ein paar Fahrzeuge mietete, BRECHER mit der leicht zweifelhaften Ehre betraute von seinen Leuten in der Boxhalle und unter den sich meldenden Freiwilligen gute Personen für diskrete Sicherheitsleistung auszusuchen und noch ein dutzend anderer Dinge, darunter war er nach einer Nacht darüber schlafen nochmal zum Waffenladen des Squats gegangen und hatte die Lieferung etwas aufgestockt sodass es nun hundertfünfundzwanzig statt nur fünfundzwanzig HTG’s waren, die Lasergewehre würde er nach ihrem Erhalt noch etwas tiefer im Requisitenlager verstecken. Ohne dass gegenüber seiner Gemeinde und der Ebene böse zu meinen aber er musste zugeben dass er sich nicht sicher war ob der Kult bereits tief genug verankert war dass niemand zu den Behörden gehen und reden würde. So eifrig er sich auch in seine Arbeit stürzte so gleichgültig stand er dem kommenden Ereignis bis zu einem gewissen Grad gegenüber. Natürlich mochte er die Atmosphäre und Sehenswürdigkeit einer solchen Veranstaltung genauso wie jeder Andere und verstand den Sinn und Zweck hinter dem vorgezeigten Prunk und Pomp besser als Manche aber wer im Primarchenkult geboren und aufgewachsen war handhabte solche Treffen minimalistisch und auf die Aufgabe konzentriert; ein Strom von weißen Gewändern die den Besprechungssaal füllten und das was Spektakel am Nächsten kam war das Verkünden der Entscheidungen in den Kirchen, Schreinen und durch die Custos. Nichtsdestotrotz war es nicht drin sich die Aufmerksamkeit entgehen zu lassen und der Kult würde tun was getan werden musste so wie es immer der Fall gewesen war. Es war wie eine Erinnerung an die größeren Vorbereitungen die ganz Gohmor tätigte dass während dieser Zeit die Gabe-Bewohner einen kleinen Konvoi schwerer Transporter der öffentlichen Hand durch die Straßen rollten. Auf dem Theaterplatz ächzten die Packer anschließend unter dem Blick sicherlich vieler neugieriger Augen zehn große Kisten von denen keine kleiner als drei Meter, die Größte gar vier Meter groß war. Auf tristem grauen Plastek prangten schwer dicke Reinheitssiegel aus blutrotem Wachs und auf jeder Vorderseite war das Symbol des Kultes aufgemalt. Was jedoch da ins Gebäude geschleppt wurde blieb ersteinmal unbekannt.
Dann kam der große Tag. Halb Sieben Uhr Morgens wurde ruhig aber mit aller angemessenen Ernsthaftigkeit alles Volk das hineinpasste ins ehemalige Theater zur Messe gerufen. Das kleine, einst nur noch von Spinnen bewohnte Kassenhäuschen erstrahlte schon seit einiger Zeit sauber und in alter Frische und diente als improvisiertes Wachhäuschen was eine vierschrötige Frau deren Statur eine Verwandtschaft mit BRECHER lautstark vorzuschlagen schien auch entsprechend ausfüllte. Mochte die Holzvertäfelung zwar weiterhin nur von Verfall befreit und mit Lückenfüllern geflickt worden sein so war der Rest der Vorhalle nicht minder zu früheren Hochglanz geputzt worden. Wer gestern abends noch die Schwelle überschritten, hatte Willis noch eigenhändig die Stufen der Treppe polieren sehen. Die kleine Bar war erneut bestückt und kredenzte heute wieder wie einst Erfrischungen, bedient vom Urgestein Rob. Selbigen hatte er nach dem Kauf nicht im Traum zu entlassen gedacht sondern mit einer zünftigen Lohnerhöhung in seinem Job belassen. Eine zeitweilig aber kundig aufgebaute von von lokalen Kundigen bediente Anlage würde dafür sorgten dass die Halle heute als zeitweilige Saalerweiterung diente. Das Gußmarmor-Standbild hatte sich als Leinwandhalterung zweckentfremdet vorgefunden. Improvisieren war immer nützlich. Der Aufführungssaal war nach dem Brand mehr restaurierend renoviert worden denn je sodass vierhundert Leute auch vierhundert waschechte Theaterplätze in Parkett und Logge bekamen und sein Kronleuter, ein wuchtiges Ding mit allen fug und rechten Schikanen an klimperndem und baumelndem Bling das so einem altehrwürdigen Gerät zustand konnte bezeugen seine Sauberkeit als Prüfstein der Buße reuiger und für Regelverstöße zu strafender Waisenkinder wiedererlangt zu haben. Bei dem Wort Polierstunden lag die Betonung auf Stunden, und wer einen einzigen Stein ungenügend gereinigt hatte durfte nocheinmal komplett von vorne anfangen. Das leicht zum Bühnenbildplatz hin verschobene Zentrum der diskret verstärkten Bühne wurde nicht mehr von einem schlichten Altarblock eingenommen sondern von dem mit einem großen Tuch abgedeckten Inhalts der größten Kiste, lediglich die zwei großen Opferschalen standen noch an ihren Plätzen. Dass der Primarchenkult Opferriten praktizierte und tatsächliche Opfergaben darbrachte wie die primitiveren Formen des Imperialen Kults auf Urzeit- und Feudalwelten hatte für viel Gesprächsstoff gesorgt und war für die Makropolbewohner definitiv gewöhnungsbedürftig gewesen, dass die entsprechenden Gaben nach ihrer zeremoniellen Verwendung jedoch unter den Bedürftigen und Gläubigen verteilt worden waren hatte einen Gutteil dazu beigetragen darüber hinwegzukommen.
Um fünf Minuten vor entzündete Willis feierlich Feuer in den Schalen und die neugierige Spannung unter den Anwesenden stieg als er nach dem Tuch griff. Um Punkt sieben Uhr wurde durch einen schwungvollen Ruck unter dem Rauschen fallenden Stoffes mit der Enthüllung die Messe begonnen. In etwas mehr als vier Meter hoher Herrlichkeit erhob sich ein Bildnis des Imperators auf seinem Thron aus strahlend weißem Marmorgestein. Selbiger war komplett mit Goldfarbe bezogen dass im Licht glänzte und es zurückwarf. Ein langes schlichtes, doch nicht unedles Gewand in kräftigen Farben bedeckte seine Füße und Leib wobei sich in dessen Falten ansatzweise die Schatten sammelten. Über dem Schoß lag ein in der Farbe cremigen Elfenbeins bemaltes Zepter, das untere Ende in der rechten Faust während das Obere über die linke Armbeuge hinausragte und mit einem großen blutroten Rubin besetzt war der im Licht der Flammen zu glühen schien. Schulterlange, ebenholzschwarze Haare die mit einem zackigen tiefgrünen Lorbeerkranz gekürt waren umrahmten ein längliches aristokratisches Gesicht. In dessen unbemaltem Stein waren die Augenhöhlen geschnitten und dann sorgfältig mit einem matten gelben Kristall, durchsetzt einigen wenigen weißen Einsprengseln gefüllt worden. Der Feuerschein verfing sich darin und verstärkte nur die Majestät und unerschütterliche Entschlossenheit mit der der Blick der Statue auf dem Betrachter lag. Es war ein erhabener atemberaubender Anblick. Die Arme auf Schulterhöhe auf deren Breite ausgebreitet mit offenen leicht nach oben gedrehten Handflächen ergriff er das Wort und seine Stimme rollte und donnerte durch jeden Winkel des Saals dass es selbst die Größten unter den früheren Schaustellern und professionellen Kritikern des alten Theaters vor stolz zu Tränen gerührt hatte.
Frohlocket, denn ich bringe euch glorreiche Kunde.
Gott wandelt unter uns…
An das Ende der Messe schloss sich ein feierlicher Auszug an; klein, schlicht und gewiss nicht derart überwältigend wie Festzüge der großen Kirche aber nichtsdestotrotz nicht minder hingebungsvoll. Willis ging in seinen reinweißen Gewändern mit ihren goldenen Akzenten vorneweg und trug auf einer Stange das auf Hochglanz polierte Kultsymbol, hinter ihm folgten wie es Recht und Sitte war jene Gemeindemitglieder die sich Sanguinius zu ihrem Patron erkoren hatten in deren blutrote Kleidung der geflügelte Blutstropfen seiner Astartes eingestickt oder aufgenäht worden war. Dahinter folgten nach deren Nummern sortiert die Anhänger der anderen Primarchen. Schwarz mit einem weißen geflügelten Schwert für Lion El’Jonson, rotakzentuiertes Weiß mit einem von einem Balken hinterlegten gelben Blitz für Jaghatai Khan, das Blaugrau mit einem Wolfskopf des Leman Russ, das Gelb mit schwarzer Faust des Rogal Dorn und all die Anderen; es war ein farbenfrohes Schauspiel. Das Ganze begleitet von der getragenen wunderschönen Musik der Hymnus Sanguinatus. Die Annalen des Primarchenkultes wussten zu berichten dass der Große Engel es unter anderem abspielen ließ wenn er zu seiner Legion sprechen wollte aber ansonsten war tragischerweise nichts weiter über dieses herrliche Musikstück bekannt auch wenn die Legende behauptete es sei auch dessen persönliches Stück gewesen. Natürlich längst nicht die Massen bei der Parade aber es gab doch eine ziemliche Menge der Gabe Bewohner die die Straße vor dem Theater säumten um es sich an zusehen oder schauten aus den Fenstern ihrer Wohnungen der zu passierenden Gebäude. Die Route die Willis geplant und mit der hiesigen Polizei abgesprochen hatte führte von diesem Standort aus durch einen Großteil der Ebene in einer Schleife zurück zum Anfang wo der Umzug zuende gehen und die Teilnehmer sich in festgelegten Gruppen an die Wohltätigkeitsarbeit machen würden. Mit gemieteten moblien Suppenküchen würden sie an einigen Orten in der Gabe, benachbarten Subebenen und sogar der nächsthöheren und nächstieferen Ebene Speisen, Kleidung und Schekel an die Armen und Bedürftigen verteilen, er selber würde die Gruppe der seine Maschine zugeteilt war eine Weile begleiten und anschließend zwischen den einzelnen Standorten pendeln um mit anzupacken und seine Predigten zu halten.
Zwar ging es so rasch wie immer das Küchenabteil seines Geräts zu öffnen und einsatzbereit zu machen aber da es noch einen LKW mit einigen Nachschubbehältern und dem restlichen Kram dauerte es ein Weilchen bis alles bereit war. In der Zeit waren er und seine Leute natürlich bemerkt worden und es hatte sich bereits eine kleine Menge gebildet die darauf wartete dass es losging, bis dahin zurückgehalten von zwei Leuten BRECHER’s, einigen Kultmitgliedern und drei Freiwilligen. Die zehn Lighter waren gut angekommen und er sammelte momentan noch Bedarfsmeldungen für einen zweiten Einkauf, mit der geistigen Notiz sich vorher zu erkundigen wie viel die Revolver im legalen Handel kosteten. Einmal lautstark in die Hände klatschend erhob er die Stimme um über den umgebenden Lärm gut gehört zu werden. Liebe Leute; ich habe Suppe, Brei sowie Nährstoffriegel zum Mitnehmen und das nicht nur mit tatsächlichem Geschmack sondern sogar verschiedenen Geschmackssorten. Er feixte über das übertriebene Oooh und Ahhh das da und dort von den Leuten zu hören war und fuhr fort. Neben Wasser gebe ich an die die wollen und über sechzehn sind auch einen Becher Alkohol aus. Diesmal gab es von allen einen zünftigen Jubel. Aber nur wenn ihr euch alle artig in einer Schlange aufstellt sonst verstopfen wir hier den Durchgang und dann kommt die PVS um unsere Ärsche zu treten. Es ist nicht genug für alle da aber der Primarchenkult tut sein möglichstes also drängelt nicht. Wer drängelt quengelt und wer quengelt stellt sich wieder hinten an.
Unter gutmütigem Gemurre taten die Leute wie geheißen und die ersten Portionen wurden ausgegeben. Jeder bekam zusätzlich noch einen kleinen Betrag Schekel und wer besonders abgerissen aussah oder darum bat konnte sich etwas passendes aus der Kleidersammlung aussuchen. Kinder bekamen immer zwei Riegel extra zugesteckt. Nur zweimal gab es Ärger in Form von Taschendieben, einer versuchte einem Weggehenden das eben erhaltene Geld zu klauen und wurde von einem der Sicherheitsleute entsprechend verdroschen. Ein Anderer war so dreist zu versuchen einige Klamotten direkt aus ihrer Kiste zu stehlen nur um von der kussbereiten Mündung eines der fraglichen Lighter davon abgehalten zu werden ehe Willis ihm persönlich zwei Maulschellen verpasste dass es nur so schepperte. Auch das Standort-Pendeln verlief, überraschenderweise, ohne Zwischenfälle. Nur einmal verpasste er einen Zug weil dieser schlicht absolut voll war. Bei jeder Gruppe erkundigte er sich wie es lief und ob es Probleme gegeben hatte, hielt ein oder zwei Predigten und beantwortete Fragen oder nahm die Beichte ab, etwas was er vor allem am ersten Tag zuhauf machte ehe es zur Nächsten. Die auferlegten Bußen richteten sich natürlich nach den Vorschriften des Primarchenkultes und sorgten durchaus für etwas Überraschung unter den reuigen Sündern und ab und an auch für das Eingreifen seines kleinen Sicherheitsdienstes weil die sehr weltliche Sünde eine noch weltlichere Buße in Form von Überstellung an die Polizei und Ableistung eines wie auch immer gearteten Gerichturteils erforderte. Auch wenn es natürlich nichts über ihren tatsächlichen Erfolg aussagte so zogen seine Predigten nicht nur am ersten Tag auch besonders in der Gabe und deren angrenzenden Subebenen ordentlich Menschenmengen an, wenn auch ohne Straßen und ähnliches zu verstopfen.
Bei einem solchen Ereignis war wirkliches alles Volk auf den Beinen was Beine hatte und schließlich tauchten bei einer der Suppenküchen auch jene auf die die meisten Unversehrten nicht gerne sahen. In der Warteschlange erregte ärgerliches Gemurmel seine Aufmerksamkeit. Zwischen den Bettlern und Tagelöhnern stand ein vielleicht dreißigjähriger Mann mit einem zur Unförmigkeit ausgeleierten Hemd unter dem sich speckrollenhafte Wucherungen abzeichneten, an der Hand hatte er einen kleinen Jungen der sich unter einem kleinen Gebirge aus Wucherungen auf dem Rücken schwer nach vorn krümmte. Ein Auge drauf haltend ignorierte Willis die Situation eine Weile bis er hörte wie jemand den vermutlichen Vater & Sohn aufforderte das Weite zu suchen. Auf dieses sich bietende Stichwort hob er die Stimme. Hey! Wer meint hier für sich zu bestimmen Leute wegzuschicken und wer in der Schlange stehen darf und wer nicht?! Der Gemeinte zuckte etwas zusammen und machte erschrocken große Augen. Willis richtete sich zu seiner vollen Größe auf und ließ den Blick über die Leute schweifen. Ich schenke und gebe hier aus um eure Not für wenigstens einen Tag etwas zu lindern und es liegt an mir zu entscheiden wen ich bediene. Damit kam er um die kleine Theke herum und baute sich vor der Menge auf. Ja sie sind Mutanten. Und ja ihr seid reine Menschen. Macht sie das deshalb weniger bedürftig als euch? Knurrt ihen deshalb weniger der Magen oder fehlt es weniger an Schekeln in ihren Taschen? Wenn ihr sie nicht unter euch haben wollt weil er das Zeichen der Sünde dann schert sie fort, ich kann es euch nicht völlig verbieten. Sich bückend kratzte er eine Faust voll Dreck und etwas durch die Paradenzuschauer entstandenen Müll zusammen. Der der von euch ohne Sünde ist der werfe das erste Geschoss. Mit bohrendem Blick hielt er den Klumpen dem Kerl den er eben indirekt gescholten hatte unter die Nase.
Als dieser zurückzuckte wandte er sich an eine Frau weiter vorne die nur mit großen Augen den Kopf einzog. Wieder ein paar Schritte zurücktretend drehte er ein Stück dem Arm als wolle er werfen und ließ den Ball dann für alle sichtbar aufs Pflaster fallen. Seine Stimme blieb war erhoben, wurde aber sanfter. Auch ich bin nicht ohne Sünde. Ja auch ich, grade ich als Priester bin nicht sündenfrei und das nicht nur weil Er zu Terra unsereins schärfer beurteilt. Ich habe ein langes Leben gelebt und habe so einige Sünden begangen sowie einige von denen ich nicht weiß, der Impertor und die Primarchen sind meine Zeugen. Und in der Zeit die noch vor mir liegt werde ich sicherlich noch einige mehr begehen. Denn auch ich bin Mensch, auch ich bin fehlerhaft und nicht ohne Makel. Diese Beiden tragen ihre Sünden an ihrem Leib, ihr tragt die euren in euren Seelen. Also urteilt nicht über jene, über die der Imperator bereits geurteilt hat. Unser Gericht vor dem Goldenen Thron liegt noch vor uns und eines Tages könnte es ich und einjeder von euch sein der an ihrer Stelle in der Schlange steht. Damit wandte er sich ab und trat zurück hinter die Theke wo er sich die Hände säuberte. Steht nicht da wie die geschlagenen Kinder. Esst und trinkt, es wurde gesagt was es zu sagen gibt. Die Schlange setzte sich wieder in Bewegung und diesmal bedachte keiner die zwei Mutanten mit bösen Worten oder auch nur scheelen Blicken während eine ganze Weile Schweigen unter den Leuten herrschte. Als Vater und Sohn an der Reihe waren, einmal eine Schale Suppe und einmal Brei gegessen sowie der Jung ein paar Nährstoffriegel erhalten hatte reichte er Ersterem einen Becher Alkohol und führte sie dann zu den Kleiderkisten wo ein neues Hemd sowie ein paar Schuhe in Kindergröße rausgesucht wurden. Wie groß ist dein Monatslohn?, fragte Willis leise während er sich den Treuetarif-Abschnitt des Textes über Mutanten vom Infoterimal damals wieder ins Gedächtnis rief. Auf dessen Antwort hin steckte er ihm den kompletten Betrag und noch ein Drittel mehr in Schekeln zu ehe er sie segnete.
Die Unterbringung für die an der Parade teilnehmenden Truppen war große von Bodenmarkierungen und Absperrungen übersähte Halle die vom Lärm der ein und ausfahrenden Maschinen und den Stimmen der Soldaten vibrierte. Katherine hatte es sich an einer guten Stelle bequem gemacht, wie so einige andere Priester der verschiedenen Einheiten auch, und hielt enthusiastisch eine weitere Predigt. Seit der Rückkehr nach Gohmor hatte sie sich ehrlich gesagt wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt. In der Kaserne hatte ein immer noch blasser und viel zu dünner Parther Grundtvig die Zehnte wieder in Empfang genommen. Der sich stetig wieder auf dem Weg der Besserung befindliche Mann hatte ihr für seine Vertretung ehrlich gedankt und es bedauert ihre Predigten über Sanguinius, geseligt und geheiligt, verpasst zu haben. Danach hatte sie irgendwie in der Luft gebaumelt. Die Soldaten behandelten sie nach dem gegenseitigen Aneinandergewöhnen und der gewissen Zurückhaltung nach dem Glaubensakt so herzlich wie immer aber es kam nichts weiter. Weder eine förmliche Entlassung durch Major Klein, noch eine offizielle Abholung durch die koronische Kirche, kein wahrnehmbarer Fortschritt in deren Untersuchung des Ganzen aber auch keine tatsächliche Bestätigung das sie bleiben durfte. Es war frustrierend diese sozusagene Duldung aus Unsicherheit, Ratlosigkeit und ein bisschen Hilflosigkeit. Ihre indirekte Teilnahme an der Parade war ein willkommenes Ventil dafür gewesen. In der benutzten Halle hatte sie fleißig mitangefasst das Truppenlager aufzuschlagen und sobald die ersten erschöpften Einheiten von ihrem Part des Schaulaufens zurückkehrten regelrecht mit Wasser und leichten Snacks umsich geworfen sowie natürlich ausgiebig gepredigt. Sie predigte den Männern und Frauen von der Milde, Stärke und Kameradschaft des Vulkan; wie man in seinem Geiste Schulter an Schulter mit seinem Nebenmann stand und seinen Brüdern und Schwestern in der Schlacht eine feste helfende Hand bot aber auch abseits des Feldes einen Genossen nicht mit seinen Problemen allein ließ, sie predigte von der stoischen Unerschütterlichkeit des Dorn und wie man gegen alle Wiedrigkeiten ob sie nun von außen oder innen kämen als unverrückbares Bollwerk entgegenstand wie es die Menschheit seit mehr als zehntausend Jahren tat und auch nochmal zentausend lang tun würde wenn es sein musste denn es gehörte dazu Mensch zu sein sich nicht unterkriegen zu lassen und dem Feind trotzig ins Auge zu spucken. Denn die Galaxis ist dunkel und voller Schrecken, wie ein häufiger Satz in den Reden des Kultes allzu wahr lautete.
Und sie predigte von der Herrlichkeit des Sanguinius; von seinem Glauben und Hoffnung an eine bessere strahlendere Zukunft; wie man sein unablässiges Streben zu dem Eigenen machen und in allem was man tat stets sein Bestes und seine größte Sorgfalt geben musste um zu sehen wie sich die Dinge letzendlich zum Besseren wenden. Sie erzählte von den glorreichen Taten namhafter Space Marines und hob anschließend in lobendem Vergleich die Taten und Leistungen einzelner Mitglieder der Zehnten während des XinHO-Feldzuges hervor. Sie hätte das natürlich auch mit Mitgliedern anderer Einheiten mit deren Einsätzen in letzter Zeit gemacht aber diesbezüglich hatte sie schließlich weder Informationen noch Augenzeugenerfahrung. Und alles in allem konnte sie zufrieden behaupten eine große Zuhörerschaft zu finden die von angegliedertem Personal, einfachen Soldaten hinauf durch alle Offiziersränge reichte. Grade als sie während einer kurzen Pause im Redefluss ihrer aktuellen Predigt einen kleinen Schluck nahm um ihre Kehle zu befeuchten bebte die ganze Halle. Metall knirschte und stöhnte während Staub und Rost von der Decke herabrieselten und durch die Luft wallten. Die gesamte Ebene selbst schien zu wackeln und zu zittern wenn die von draußen hereindringende Geräuschkulisse ein Hinweis war. Mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit ein Makropolbeben was Katherine im Stillen doch ein klein wenig verwunderte denn so alt war Gohmor ja noch nicht. Inbrünstig zu ihrem Schutzpatron und den anderen Primachen betend dass es möglichst wenig Tote und Verletzte gab suchte sie unwillkürlich die Decke ab aber dort schien alles an Platten und Verstrebungen zu halten weshalb sie anschließend nach den verantwortlichen Offizieren Ausschau hielt, was genau war Sache, was konnte sie tun um zu helfen?
Name: Katherine Esemah
Rasse & Zugehörigkeit: Mensch, Imperium, Primarchenkult
Alter: 27 Standardjahre
Aussehen: 1,75 Meter, blonde kinnlange Haare, grünblaue Augen, leichte Sommersprossen
Kleidung: Stiefel, Staubmantel, Lederhandschuhe, Untergewand & Korsett
Ausrüstung: Laserpistole, Standarte, Halskette mit Anhänger, Rucksack mit Liturgischen Gewändern & Ausgabe der Lectitio Divinitatus um Kultlehre ergänzt & Kleinkram, selbstfahrender Hightechbehälter
Konto: 12.000 Schekel (2.000 persönlich, 10.000 Kultfinanzen)
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Die zweite Welle der Angreifer kam durch den Tunnel oder besser noch die Schneise, welche der erste Bulldock und der ihn begleitende Verrat geschlagen hatte.
Unbehelligt näherte sich das Unheil, begleitet von seinen ganz eigenen Pilotfischen, in Form von einigen Valkyren, einer Vulture und ein paar Hubschraubern. Gerade letztere waren eine Gattung von Fluggerät, das sich auf Koron nie sonderlich nennenswert durchgesetzt hatte, aber dennoch auch kein reines Kuriosum darstellte.
Die Angreifer jedenfalls hatten eine Handvoll davon in ihre Gewalt gebracht. Militärische und zivile Varianten zu fast gleichen Teilen gemischt, speziell danach ausgesucht, in so enormer Höhe noch operieren zu können. Diese zusammenzustellen war gewiss kein Leichtes gewesen und illustrierte den Aufwand, den die Angreifer in diese Operation gesteckt hatten, fast im Kleinen, wie es die zwei gekaperten Transporter im Großen taten.
Sie kamen, wie die erste Welle, von der Seeseite. Wo sie gestartet waren? Wer wusste es?
Dieses Geschwader flog langsamer als seine selbstmörderischen Vorgänger. Ihr Ziel gleichwohl war nicht weniger finster. Auch sie steuerten die nun nahezu ungeschützte Ratshalle an. Einer der Hubschrauber, er hatte wohl in seinem früheren Leben Bergrettungen durchgeführt, ging in einem Feuerball auf, als sie nah genug an der Makropole waren, um ins Fadenkreuz einer noch einsatzbereiten Flakbatterie zu geraten. Auch der Bulldock wurde beschossen. Das massive Gefährt ließ die Treffer aus Splittergranaten jedoch über sich ergehen, als sei es Hagel. Unangenehm ja, im Stande es aufzuhalten, nein.
Die Valkyren und die Vulture stürzten sich auf die ausgemachten Stellungen, die noch ihren Auftrag versahen und schleuderten ihnen Hellstrike- Raketen und Ströme aus Bolterfeuer entgegen. Den schweren Stellungen würden diese Bemühungen nichts anhaben, die kleineren Posten vergingen gleichwohl im Feuer der Raketen. Wäre hier der Versuch unternommen worden, die Makorpole sturmreif zu schießen, man hätte diese Angriffsgruppe mitleidig belächeln müssen. Auch ohne fliegende Verstärkung der Verteidiger im Anmarsch und selbst unter Berücksichtigung der ausgeschalteten Abwehrbatterien, wären die verbleibenden Anlagen mehr als in der Lage gewesen, eine sehr viel größere Anzahl an Feinden zurückzuschlagen.
Darum ging es den Angreifern aber natürlich nicht. Jede Sekunde, welche sich die Besatzung einer Flakstellung um eine Valküre oder die Vulture sorgen mussten, wurden der Bulldock und dem kleinen Schwarm aus Hubschraubern erkauft.
Sie nutzten diesen Vorteil.
Durch eines der inzwischen glaslosen Fenster kam ein Hubschrauber hereingedröhnt. Durch die zyklopischen Ausmaße der Halle mochte man meinen, ein Spielzeug käme durchs Fenster geschwebt. Die Reaktionen darauf waren durchaus unterschiedlich. Diejenigen, deren Verständnis von Stand und Etikette sich auch durch eine epochale Erschütterung nicht erschüttern ließ, waren empört darüber, dass die Instanz der Ratshalle durch das Eindringen einer derart lauten und stinkenden Maschine besudelt wurde. Die Verwirbelungen der wummernden Rotoren fegten Designerhüte und traditionelle Kopfbedeckungen von edlen Häuptern und zerstörten Frisuren, für die Starfriseure Stunden gebraucht hatten. Einige ahnten die Bedrohung, andere hofften auf Rettung. Der Hubschrauber sah nicht aggressiv aus. Er war von rundlicher Bauweise und in einem freundlichen Beige gehalten.
Die Seitentür wurde aufgeschoben und zwei Gestalten erschienen in der Öffnung.
Was sie da ausklappten war jedoch keine Seilwinde, kein Rettungskran und keine Lautsprecheranlage, die verkündete, dass man Ruhe bewahren solle, weil Hilfe unterwegs sei.
Es war ein Maschinengewehr.
Die, welche die Waffe als das erkannten, was sie war, mischten ihre Panik, ihr Schreien oder Deuten nur in das ohnehin bereits existierende Chaos mit ein. Eine der sichtbaren Personen im Hubschrauber klemmte sich hinter das MG. Der andere hieb ihm auf den Kopf und deutete in eine Richtung. Dorthin, wo sich die größte Menschenansammlung ballte. Nahe des Ausgangs.
Dann feuerte der andere.
Es waren kurze und kontrollierte Feuerstöße, die der Schütze in die Menschenmenge jagte. Sie hinterließen Schneisen aus Toten und Verwundeten am Rand der Masse und Leichen, die von den sie Umgebenden aufrecht gehalten wurden. Am Rand der Menge stieben die Leute auseinander, suchten Deckung hinter Sitzen und Tischen. Jene, die zusammengepfercht versucht hatten, den Ausgang zu erreichen hatten nicht einmal diese Illusion von Sicherheit.
Das Maschinengewehr hielt blutige Ernte. Jedenfalls für etwa fünf Sekunden. Für zwei kurze und eine lange Salve. Dann bewiesen die Opritschniki, dass sie keine Zinnsoldaten waren, die einzig beeindruckend aussahen. Laserschüsse trafen die Kanzel des Helikopters und töteten den Kopiloten. Der Pilot selbst riss die Maschine herum, um sich aus der Schussbahn zu bringen, womit er jedoch die Schützen in seiner Flanke dem Zorn der Leibgarde auslieferte.
Der Mann am MG versuchte noch, die neue Bedrohung aufs Korn zu nehmen, wurde aber gleich von mehreren Lichtlanzen durchbohrt und brach über seiner Waffe zusammen. Der verbleibende Angreifer wollte den Toten wegzureißen und seine Stelle einzunehmen.
Der Helikopter schlingerte wild.
Schüsse durchlöcherten ihn, trafen auch den Motor und die Rotorblätter. Die Maschine sackte ab, fing sich und trudelte auf die Felsnadel zu. Licht stanzte Loch um Loch in den Rumpf. Nun taumelte sie im ausladenden Bogen wieder auf die Fenster zu. Ob dies ein Versuch der Flucht oder lediglich die Willkür der versagenden Steuerung war, würde nie jemand herausbekommen.
Denn als der Hubschrauber vor den Fenstern mäanderte, brach der zweite Bulldock durch dies, zerschmetterte die Bögen und einen Großteil der seeseitigen Wand und fegte den lächerlichen Helikopter einfach beiseite. Steine in der Größe von Wohnhäusern fielen ins Innere der Ratshalle. Zerberstendes Gestein, brüllende Triebwerke und kreischendes Metall übertönten alles, was menschliche Stimmbänder an Lauten erzeugen konnten.
Eine Staubwolke war der Hermelin dieses niederfahrenden Schreckenskönigs. Sie wallte wie ein lebendes Wesen herein und bedeckte gnädig die schlimmsten Bilder. Wie Menschen von fallenden Steinen zerdrückt wurden, wie der Rumpf des gekaperten Transporters Leiber zu kaum mehr zerrieb als roter Schmiere. Schrabnelle aus zertrümmertem Stein fetzten durch Fleisch, verdrehte Stahlträger teilten wie Messer. Wer sich auch nur in der Nähe der Seeseite aufgehalten hatte starb.
Ohne Ausnahme, ohne Chance, ohne Gnade.
Ein Teil der herausgerissenen oberen Galerie stürzte auf den Kreis der standhaften Opritschniki und zermalmte Dutzende unter sich. Allein die schiere Größe der Halle verhinderte, dass beim Einschlag des Bulldock alles und jeder hier ausgelöscht wurde. Der Transporter schob Schutt, den aufgewühlten Holzboden, Leitungen und Möbelstücke vor sich her wie eine Bugwelle.
Er wurde nach und nach langsamer und verursachte auf jedem rutschenden Meter mehr Zerstörung, mehr Tot.
Etwa die Hälfte der Halle schaffte das zum Geschoss umgewandelte Fahrzeug, ehe es anhielt. Was blieb, konnte man Stille nennen. Auch wenn Verwundete und Panische schrien, loses Gestein polterte und alles zu knirschen und knacken schien, war dies doch im Vergleich zum Moment des Einschlages geradezu friedvoll. An einigen Stellen loderten kleine Feuer, hauptsächlich dort, wo die Reste des glücklosen Hubschraubers niedergegangen waren. Der Staub senkte sich nur widerwillig und wer noch auf den Beinen stand, zeichnete sich als schemenhaftes Gespenst in der erstickenden Schicht ab.
Die Sicht klärte sich ein wenig, als der Wind außerhalb der Halle nach dem Staubschleier griff und ihn nach außen zu zerren begann. Dadurch wurde der Blick auf die Verwüstung und das Gemetzel allerdings erschreckend frei. In diesem Moment stellte sich niemand der noch Lebendigen die Frage, warum eben das so war. Dass sie noch lebten. So furchtbar die Zahl der Toten auch sein mochte, hätte der zweite Bulldock die gleiche Fracht mitgeführt wie der erste, die Halle und ein Großteil dieser Ebene wären bereits nicht mehr da. Aber auch wenn man nicht in Erfahrung bringen konnte, warum der Bauch des Frachters nicht mit Sprengstoff gefüllt war, so bekam man doch zu spüren, was stattdessen darin lauerte.
Die vordere Rampe würde sich nie wieder öffnen, soviel stand fest. Die Front des Fliegers war zusammengedrückt und deformiert. Die Heckrampe und die Seitenöffnungen waren jedoch noch funktional. Die Hydrauliken hatten ihr Tun, ihrer Aufgabe in einem vollkommen verzogenen Chassis nachzukommen. Doch mit Gewalt brachen sie die Rampe frei und stotternd und stockend, ruckte sie auf. Im weißen Staub bewegten sich Schemen, zügig die Rampe herunter. Wer Zweifel an deren Intention haben mochte, dem blieben vielleicht fünf oder sechs Herzschläge, in dem Trugschluss zu schwelgen, der Angriff sei vorbei. In dem Moment, wo die Gestalten aus dem Dunst traten, eröffneten sie das Feuer.
Es waren Männer und Frauen, ausgestattet für einen Krieg. Sie trugen Helme und Schusswesten, im Großteil aus den Beständen der PVS, aber auch alles andere, dessen sie hatten habhaft werden können.
Gleiches galt für die Bewaffnung. Zwo- Einer, Lasergewehre, Maschinenpistolen und alles andere, was dazu ersonnen war, jemanden vom Leben zum Tode zu befördern. Die Angreifer teilten sich zügig in zwei Gruppen auf. Eine strömte links von der Rampe weg, die andere rechts. Eine Gruppe bekämpfte die Opritschniki, klar mit dem Ziel zur Felsnadel zu gelangen. Die andere Gruppe begann mit dem methodischen Mord an den Würdenträgern und Abgesandten. Von deren Seite gab es wenig bis gar keinen Widerstand. Waffen waren in der Halle nicht erlaubt und lediglich die Handvoll Personenschützer der hochrangigsten Persönlichkeiten gaben kleinkalibrige Antwort auf das systematische Töten.
Auf der anderen Seite hingegen entspann sich ein Kampf, den so zu nennen legitim war. Die Leibwache des Gouverneurs gedachte nicht, sich durch eigene Verluste oder Überzahl des Gegners ins Boxhorn jagen zu lassen. Das steinerne Trümmerstück, welches so viele ihrer Kameraden erschlagen hatte, wurde zur zentralen Deckung ihres Widerstandes erkoren. Sie lieferten dem Feind einen höllischen Kampf. Die hatten gedacht, sie könnten durch aggressiven Vormarsch die Reihe der Opritschniki aufbrechen. Doch weit gefehlt. Mit konzentriertem Feuer und hoher Zielgenauigkeit fielen die ersten, besonders vorwitzigen zwanzig Angreifer wie Korn unter der Sense.
Der Rest wurde sehr viel vorsichtiger, verschanzte sich hinter Trümmern, Sitzungsbänken und Pulten. Allerdings hatten die Angreifer noch etwas in der Hinterhand, um diesen gordischen Knoten zu durchschlagen. Noch rumorte dieser Trumpf aber noch in der schwarzen Höhle des gestrandeten Bulldock.
Auf der anderen Seite hatten sich die Angreifer aufgefächert und schritten gemächlich voran. Der Pulk um den Ausgang herum hatte sich teilweise zerstreut. Weil einige tatsächlich nach draußen gelangt waren, andere mehr Glück in der Deckung hier im Saal suchten und ein großer Teil tot und verwundet um den Ausgang herum verteilt lag. Während einige Angreifer weiter auf die Gruppen schossen, gingen einzelne Mörder die Reihen ab und exekutierten die, die sich hinter Sitzen und Pulten verbargen.
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Die Scheiß Suppe is kalt.
Der Bursche war nicht mehr sturzbetrunken, aber er hatte diesen Zustand sicher noch nicht lange hinter sich gelassen. Er sah aus, als hätte er seit dem Beginn der Paradetage nicht geschlafen und sich mit Bier und anderen Rauschmitteln wachgehalten. Sein Anzug, der sicherlich nicht billig gewesen war, war zerknittert und mit allerlei Flüssigkeiten durchtränkt. Bruder Renold lächelte ihn an. So wie man ein unverständiges Kind eben anlächelte. Das tat er wortwörtlich von oben herab, denn durch seine Position auf dem LKW stand er einen guten Meter erhaben.
Das tut mir Leid. Sagte er mit sanfter Stimme. Vielleicht stand der Topf auf einer Gasflamme, die ausging, nachdem die Flasche sich leerte.
Is mir scheiß egal, ob die Flasche sich leerte. Der junge Mann betonte das letzte Wort, als sei grammatikalisch korrekte Verwendung etwas, über das man sich lustig machen konnte. Hör zu Glatze. Ich hab für euren Dreck ne halbe Stunde angestanden und du schaufelst die mir den Mist kalt in die Schüssel? Das kannst du mit einem Muti machen oder mit irgendwelchem Unterebenenabschaum. Aber ganz sicher nicht mit mir.
Es tut mir Leid. Ich werde dir natürlich etwas nachfüllen.
Und ob du das wirst. Er warf seine Kunststoffschale, halb gefüllt mit dickflüssiger Suppe, zu Bruder Renold empor, der sie mehr schlecht als recht fing, wodurch ein Großteil auf seine Schürze und die gelbe Robe darunter spritzte.
Tja so war es eben. Man begegnete seinen Mitmenschen mit Freundlichkeit und gar mit Milde und so dankten sie es einem. Die Selbstverständlichkeit, mit der vermeintlich Bedürftige die Fürsorge anderer annahmen, missbrauchten und zum Anlass für Beschwerden nahmen, machte Bruder Renold traurig. Die Welt könnte ein besserer Ort sein, wenn Menschen einander zugewandt sein würden. Er rührte in einem der noch vollen Töpfe herum, um für den jungen Mann auch die wirklich heiße Suppe von unten hervorzuholen. Er hatte sich gewundert, dass allen die Gnade der Transzendenz gleichermaßen zuteil werden sollte. Sollten solche wie der da, undankbar und egozentrisch, denn genauso von der Göttlichkeit bedacht werden wie jene, die ihr ganzes Leben in den Dienst für andere gestellt hatten?
Inzwischen wusste er es. Ja, genau so sollte es sein. Das Göttliche machte eben keinen Unterschied zwischen seinen Kindern. Das erhob es über die kleinliche Bosheit und den Neid von normalen Menschen. Wenn er diesem Flegel seinen Platz in der großen Transzendenz nicht gönnte, dann war er keinen Deut besser als er. Renold machte die Schüssel randvoll und stellte sie auf die Ausgabe, wo der andere sie greifen konnte, ohne sich zu verbrennen.
In diesem Moment ging eine Erschütterung durch den Wagen, die Straße und wie es schien die gesamte Ebene. Diesem folgte ein langgezogenes Rumoren, wie ein Donner, der nicht mehr enden wollte. Was is das jetzt? Fragte der Unzufriedene verwirrt und vergaß dabei sogar seine Frage mit Unflat und Schimpf zu garnieren. Renold hatte die Kelle beiseite gelegt und war in die Knie gegangen. Er stöberte unter einigen Jutesäcken herum.
Zügig, aber ohne Hast. Als er endlich fand was er gesucht hatte erhob er sich aus der Hocke, eine verchromte Pumpgun in den Händen.
Das mein Junge, ist der Auftakt der Transzendenz. Der andere hatte ihm den Rücken zugewandt, als er versucht hatte, den Ursprung der Geräusche zu lokalisieren. Bei den Worten Bruder Renolds drehte drehte er sich um, eine passende Antwort auf den Lippen.
Renold schoss ihm in die Brust. Wie von einer Riesenfaust getroffen flog der Mann nach hinten und prallte gegen die Wartenden in seinem Rücken. Er hatte immer geglaubt, dass jemand so nach hinten flog war eine Erfindung der Vid- Filme. Interessant.
Renold repetierte und schoss auf den nächsten Passanten. Eine alte Frau, die wie ein Maulwurf durch ihre kleine runde Brille blinzelte. Brille und Gesicht verschwanden in einem Schauer aus Blut, Knochenfragmenten und einer Masse, von der Renold annahm, dass es sich um Gehirn handelte. Er lud wieder durch und feuerte weiter. Neben ihm erschien Schwester Evolet mit einer Maschinenpistole in der Hand.
Sie hatten im Vorfeld einen kleinen freundschaftlichen Disput über die Wahl der Werkzeuge gehabt. Sie hatte die Meinung vertreten, dass sie beide schallgedämpfte Geräte der Erfüllung verwenden sollten. So, hatte sie argumentiert, war eine Panik möglichst lange hinauszuzögern und sie konnten mehr Leute der Transzendenz zuführen. Er hatte entgegengehalten, dass er zum einen mit der Schrotflinte besser umzugehen wusste und zum anderen die Panik so oder so kommen würde. Sie hatten beide auf ihrer Auswahl bestanden und so kam es, dass der laute Knall seiner Schrotflinte vom verzerrten Rattern ihrer MP untermalt wurde. Die Umstehenden fielen zu Dutzenden, bevor die restlichen merkten, was geschah. Danach war die Seitenstraße sehr sehr schnell sehr leer.
Renold lud das Werkzeug nach, während Evolet jene der Transzendenz anvertraute, die nur verletzt worden waren.
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"Arius Kruger. Freut mich." Er schnippte seinen Lohstummel achtlos weg und warf einen Blick in Richtung des verstopften Ausgangs. Wie der Knochenfisch in der Büchse.
„Bisher eher nicht. Raus kommt hier wohl erstmal keiner mehr. Am besten abwarten, bis es sich wieder etwas beruhigt und dann nehmen wir einen der Ausgänge!“
Bevor sie sich weitere Gedanken darum machen konnten, wie sie vorgehen sollten, war Arius Vorschlag schon hinfällig. Wie der Rest der Anwesenden gaffte er den Hubschrauber an, der laut lärmend seine Ankunft verkündete. Arius kannte sich zwar in keinster Weise mit den Flugzeugen und Hubschraubern der Luftwaffe aus, erkannte aber sofort, dass die Maschine nicht zur ihr gehörte. Weder die passende Lackierung noch irgendwelche Einheitenabzeichen. Er konnte seinen Verdacht nicht mehr äußern, ehe die Seitentür aufgerissen und Momente später das Feuer eröffnet wurde.
Das sie nicht den Kopf verloren und der panischen Menge gefolgt waren, war jetzt ihr „Glück“. Wenn man überhaupt von so etwas reden konnte, während gleichzeitig hunderte Unschuldige in ihrer Nähe starben oder verstümmelt wurden. Unter das Geratter des Maschinengewehrs und die Schreie der Sterbenden mischte sich nach wenigen Sekunden das Knacken von Lasergewehren und die Opritschniki zeigten warum man sie als Leibwache des Gouverneurs angeheuert hatte.
An diesen kleinen Triumph hatten sie aber keine Freude. Arius entfuhr nur ein entsetztes "Thron hilf" als der Bulldock durch die Fassade ins Innere der Ratshalle krachte und alles noch schlimmer machte. Der ohrenbetäubende Lärm ertränkte alle anderen Geräuschquellen, während rings um sie Gestein niederging und ein Staubwolke alles verschluckte. Sogar Waldorf, der neben ihm gestanden hatte, war für Arius nicht mehr sichtbar, während er sich zwischen die Sitzbänke duckte, um sich vor herumfliegenden Steinsplittern zu schützen. Halb taub und blind vom Staub in seinen Augen bekam Arius daher zuerst gar nicht mit, dass ein Feuergefecht ausgebrochen war und einzelne Angreifer durch die Reihen gingen und jeden erschossen, der sich noch regte.
Kampflos würde er sich diesen Hundesöhnen aber nicht ergeben. Ohne Waffen blieb ihm aber nur die Hoffnung seinen Gegner zu überraschen und irgendwie zu entwaffnen. "Ich versuche ihn mir zu schnappen" flüsterte er Waldorf zu, während sich die Schritte und das Jaulen eines Lasergewehrs langsam ihrer Sitzreihe näherten. Er wagte nicht hinter der Sitzreihe hervorzulugen, um zu schauen, wie weit der Aufständische noch entfernt war, aus Sorge entdeckt zu werden. Es würde also ein Sprung ins Ungewisse werden ohne zu wissen wer ihm gegenüberstehen würde. Dann war der Zeitpunkt gekommen.
Arius schnellte nach vorn und riss den überraschten Kämpfer mit sich in die gegenüberliegende Bankreihe, wo sie gegen die Sitze stürzten und schwer zu Boden gingen. Das Lasergewehr seines Gegners war zwischen ihren Körpern eingeklemmt und nutzlos. Fluchend rangen die beiden Männer miteinander am Boden, versuchten sich gegenseitig zu packen, zu schlagen und zu würgen. Sein Gegner hatte einen einen Gewichtsvorteil und war durch Helm und Schutzweste geschützt, aber Arius konnte auf ein halbes Jahrzehnt an Kriegserfahrungen zurückgreifen. Er bekam die Hand seines Gegners zu fassen, als dieser sein Bajonett ziehen wollte und verdrehte das Handgelenk, während er die Finger seiner bionischen Hand in den Hals seines Gegners krallte. Dann fetzten Schüsse über sie hinweg und rissen Stücke aus den Sitzen. Seine Kameraden hatten wohl bemerkt was passiert war und unterstützten ihn, wenn man das denn so nennen konnte.
Arius rammte seinen Kopf in das Gesicht des jetzt unter ihm Liegenden und versetzte dem betäubten Mann mit seinem bionischen Arm anschließend einen mörderischen Schlag. Die geballte Stahlfaust zermalmte den Kehlkopf des am Boden liegenden Mannes mit Leichtigkeit und ließ ihn verzweifelt nach Luft schnappen. Wie ein Fisch auf dem Trockenen huschte es Arius durch den Kopf, ehe er das Leid des Aufständischen mit dessen eigener Klinge beendete. Ein schneller Schnitt mit dem Bajonett und das Blut schoss mit Druck aus der durchtrennten Halsarterie und durchtränkte alles in seiner Nähe. Arius konnte sich nicht über seinen Sieg erfreuen, versuchten doch die Kameraden des Toten sein Ableben zu rächen.
Um ihn herum wurden die Sitze weiter zerfetzt und zwangen ihn dazu sich flach auf den Boden zu drücken, um nicht doch getroffen zu werden. Ihm würde die erbeutete Waffe erstmal nichts bringen und so schmiss er das Gewehr über den Gang zu Waldorf. Der Wurf aus der liegenden Position heraus endete aber damit, dass die Waffe dreiviertel der Strecke über den Boden schlitterte und vor Waldorf im Gang liegen blieb. Die drei Ersatzmagazine, die hinterher folgten erreichten ihr Ziel zum Glück. Jetzt war es an dem Axisianer etwas aus der Situation zu machen, denn Arius war durch den Beschuss festgenagelt und nur noch mit einem Bajonett bewaffnet.
Name: Arius Kruger
Alter: 27 Standardjahre
Zugehörigkeiten: PVS
Rang: Unteroffizier
Loyalitäten: imperialer Fanatiker, Militarist
Aussehen: 190cm groß, sehnig, ausgezehrt, maskenhaftes, verkniffenes Gesicht, attraktives Lächeln, blonder Seitenscheitel, bleiche leere Augen, linker Arm durch bionisches Implantat ersetzt
Kleidung: Uniform, Zivilkleidung oder Gläubigengewandung, silberner Aquila
Charakter: Militarist, imperialer Fanatiker, tief gläubig, Frontveteran, begeisteter Hobbyfotograf, mangelhafte Empathie und auf sozialer Ebene ein Wrack
Fähigkeiten: erfahrener Grabenkrieger, guter Läufer,
Ausrüstung/Besitz: PVS-Standardinfanterieausrüstung, Mpi-01.3, Esseos Schema Laserpistole, Feldstecher, Fotoapparat, Wohnung, Kiste voller Erinnerungsstücke, Bücher, sonstiger Krimskrams
Konto: 1185 Schekel
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Man wollte grade nicken, sich am Kinn kratzen und nachdenken, als plötzlich und erneut die Hölle losbrach und ein Helikopter durch die geschlagene Bresche in der Fassade drang und um sich zu feuern begann. Der Minuteman selbst war direkt wieder in Deckung gegangen, um möglichst nicht gesehen zu werden. Deckung würden die zertrümmerten Bänke und anderer Unrat kaum gegen ein Maschinengewehr bieten. Ein angespannter Augenblick, ehe das Knistern von Lasergewehren die Luft durchschnitt und den Helicopter donnernd außer Gefecht setzten. All zu bald zeigte sich jedoch, dass besagtes Donnern nicht vom Helicopter her rührte, sondern von draußen kam. Gerade so nahm Waldorf noch Arius' Ausruf war, ehe es für beide erneut in Deckung ging und man ausharren musste, um nicht erschlagen zu werden oder am Staub zu ersticken.
Ähnlich wie Aríus wurde Waldorf dann vom Geräusch näher rückender Laserschüsse auf den Plan gerufen. Kurz schien der Axisianer mit sich selbst zu beratschlagen, ehe Arius aussprach, was vermutlich die einzige Chance für sie beide war. Man nickte und raunte. "Viel Glück." Es gab nicht mehr zu sagen, ehe sich der Veteran auch schon daran machte, den Terroristen in die Mangel zu nehmen. Ein Augenblick, den Waldorf nicht mit Gaffen, sondern Spähen verbrachte. Knapp durch ein paar Ecke lukent versuchte er auszumachen, wie viele Feinde sich wo in der Nähe aufhielten und ob sie etwas bemerkt hatten. Kaum dass er ein ungefähstes Verständnis entwickelt hatte, hörte er schon das Schleifen der Waffe auf dem Gang vor sich. Die Magazine, die ihn dabei tatsächlich erreichten steckte Waldorf eilig weg, ehe er eilig, aber in Deckung zwischen den Bänken kroch, um die Waffe zu erreichen.
Zähne malmten aufeinander, Hände wurden schwitzig, während man sie ausstreckte. Jeden Augenblick könnte es vorbei sein. Augenblick wie der, indem Waldorf doch nach der Waffe fischen konnte und sie zu sich in Deckung zog. Als wäre in ihm ein Schalter umgelegt worden, prüfend seine Hände die Waffe kurz, ohne dass er darüber hätte nachdenken müssen. Nichtmal, dass ihm das Bullpup-Schema der Waffe zu Gute kam, bemerkte Waldorf während er zu Arius blickte, um sich rückzuversichern, ehe er sich nickend umwandte.
Er spähte durch eine Niesche, kroch ein paar Meter zurück zu seinem Ausgangspunkt, ehe er routiniert anlegte und feuerte. Der Schuss traf einen der weiter entfernten Schlächter krachend, sodass ein Fluchen durch die Reihen ging. Stark gedämpft durch das allgemeine Geschehen, dennoch war es da und hatte eine Bedeutung: Der Feind war abgelenkt und wandte sich mehr vom Waldorf und Arius ab, als es ihm gut tun würde.
Ein weiterer kurzer Blick hin zu seinem Kameraden, um sich seiner zu versichern, ehe Waldorf einen weiteren Schreckschuss abgab, um noch mehr Unruhe zu stiften und Arius mehr Raum zu geben. Wenn sie irregulären Krieg wollen, dann sollen sie ihn haben.
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