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Hector Arukens Ankunft auf Koron kam einem kleinen Staatsbesuch gleich. Es stand zu bezweifeln, dass die Würdenträger der hiesigen Adelsdynastien und die Korona aus Hofschranzen und Günstlingen rings um den Gouverneur herum, auch nur die leiseste Ahnung hatten wer er war und was er für das Wohl des Imperiums geleistet hatte.
Doch die Vertreter des Adeptus Mechanicus wussten es.
Als eine stark industrialisierte Welt war man auf den Rückhalt des Mechanicus angewiesen und konnte sich glücklich schätzen, dass er sich in den letzten Jahren stark zurückgehalten hatte. Von einem Würgegriff um die hiesige Wirtschaft konnte keine Rede sein. Es gab eine Niederlassung namens Magnus Rega, in den südöstlichen Bergen, einige hundert Kilometer entfernt. Bestenfalls machte diese Einrichtung dadurch von sich reden, dass man nichts von ihr wahrnahm. Ansonsten beschränkte sich die Präsenz des Maschinenkultes auf beratende Tätigkeiten für den Gouverneurs, auf Überwachung der Riten innerhalb des lokalen Militärs und Unterstützung in staatlichen Fabriken. Ungewöhnlich moderate Verhältnisse in Anbetracht des Ressourcenausstoßes Korons.
Hector hatte man nicht sonderlich viel Zeit gelassen anständig auf dem Planeten anzukommen. Die Kontrollen bei der Einreise waren entnervend gewesen und das obwohl Angehörigen des Adeptus Sonderrechte eingeräumt wurden und man von wirklicher Kontrolle kaum sprechen konnte. Bestenfalls zaghafte Formalitäten, die der Adeptus des lieben Friedens wegen zuzulassen schien. Normale Bürger konnten Wochen oder gar Monate im Niemandsland des Zolls gefangen bleiben. Als diese Hürde genommen war hätte Hector sich dem Glauben hingeben können, nun lasse man ihn in Ruhe seine Fracht löschen, auf dass er sich dann mit den hiesigen Gegebenheiten vertraut machen und weitere Schritte planen konnte.
Doch weit gefehlt.
Schon kurz nachdem er den ersten Schritt auf koronischem Boden getan hatte, teilte ihm ein rangniedriger Bruder demütig, doch ohne Option auf Ablehnung mit, dass der geehrte und hoch geschätzte Bruder Techarchäologe von Magus Consultor Lex Demeron auf einem Empfang erwartet wurde, auf welchem er als einer der Ehrengäste gehandelt wurde.
Hector blieb eine Stunde um sich dafür vorzubereiten.
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Lange Tage, kurze Nächte. So sagte man doch, nicht wahr? Nun für Agatera Kins nur allzu wahre Worte. Diese ganze Koron- Angelegenheit wurde ihr zu sehr über das Knie gebrochen, auch wenn daran niemand die Schuld trug. Die momentane Situation des Adeptus war ein Schweinestall und sie war es, die die Ärmel hochkrempeln und ausmisten musste. Wenn es dafür galt ein paar dringend nötige Ruhephasen ausfallen zu lassen, so musste es eben sein. Immerhin hatte sie eine Stunde meditieren können, während ihr Zug von Magnus Rega zurück nach Koron geeilt war und die Schwaden fallenden Regens wie ein Rapier durchschnitten hatte. Die restlichen zwei Stunden hatte sie der Studie diverser Verlaufsberechnungen und Informationssammlungen gewidmet.
Substanzen, die ihren Geist wach hielten und ihr Äußeres frisch aussehen ließen, würden ihr Übriges tun.
Als sie den Palast erreichte, hatte die Soiree bereits begonnen, auch wenn das nicht viel heißen musste. Niemand der von Rang und Namen war, kam pünktlich zur proklamierten Zeit. Im Gegenteil wurde es sogar als überaus unhöflich empfunden. Zuerst stellten sich traditionell die Militärs ein, gefolgt von den hohen Beamten und kleineren Häusern.
Das Eintreffen der großen Häuser war heikel und kam einem chronologischen Ballett gleich. Gerade Orsius und Siris schienen stehts nur darauf zu warten, dass irgendein Mitglied des anderen Hauses es wagte die Choreografie zu unterlaufen und man so ein Ehrenduell oder gleich einen neuen Hauskrieg vom Zaun brechen konnte. Ganz so als wäre die Gifthochzeit nicht Jahrhunderte, sondern erst Stunden her.
Der Mechanicus stand außerhalb dieses Zirkus, traf jedoch für gewöhnlich kurz vor den hohen Häusern ein.
Agatera wurde durch die Waffenkontrolle ausgebremst, der sich auch Vertreter des Mars unterziehen mussten. Freilich ein reichlich symbolisches Unterfangen, denn letztlich waren die meisten Brüder und Schwestern an sich wandelnde Waffen und die Detektoren blinkten und zwitscherten wie die Schaufenster der Kaufmannsläden kurz vor dem Fest der Helden.
Es bedurfte ihr einiger Anstrengungen unangestrengt und beschwingt das Fest zu betreten, gerade so als wäre es ihr eben noch eingefallen mal schnell vorbeizuschauen.
Der Glas- oder Spiegelsaal enttäuschte die Erwartungen, die sich aus Erzählungen nährten, nicht im Geringsten. Diese Festhalle war ein Meisterwerk aus vielfarbigem Glas. Eine gern zitierte Anekdote wusste zu berichten das während des Kriegs der Häuser ein marodierender Trupp kalatrische Freischärler in den Palast eingedrungen war. Als sie jedoch die Schönheit des Saales sahen, hätten sie ihre Waffen gesenkt und von einer Plünderung abgelassen. Andere Quellen sprachen davon, dass die Kämpfer von den Kalatri- Inseln nur mit Lasergewehren bewaffnet waren und deshalb nicht weiter vordrangen, weil sie befürchteten das ihnen, bei einem Feuergefecht in dem Glassaal, die eigenen Schüsse um die Ohren zischen würden.
Diese Variante war jedoch weniger poetisch und daher unbeliebter.
Wirklich alles war aus Glas. Die dicken Türflügel, man konnte die gläserne Mechanik darin erkennen, Treppen, Säulen und Wände. Letztere waren, ebenso wie der Boden, dunkler werdend, so das es erschien als würde man einige Meter über dem eigentlichen Grund schweben. Auf einem gläsernen Block, in dem sich eine beinerne Schlange aus prähistorischen Zeiten bewegungslos wandte, reihten sich Köstlichkeiten aus allen Ecken des, von Menschen erschlossenen, Universums auf. Die Gäste standen in Trauben zusammen, vergoldete Servitoren rollten mit Tabletts voller Getränkegläser zwischen ihnen herum. Ein Orchester fabrizierte sphärische Klänge und ab und an verkündete ein Ausrufer das Eintreffen einer besonders wichtigen Person.
Sie betrat den Saal mit einem Strom weniger hochrangiger Teilnehmer und wurde nicht ausgerufen. Das war ihr nur lieb, konnte sie sich so doch die Minute nehmen, den Blick über die Anwesenden schweifen zu lassen.
Ihre Brüder und eine Schwester erkannte sie auf den ersten Blick, denn sie stachen wahrlich aus der Masse der Anwesenden heraus. Vier Gleichgesinnte im Omnissiah, die Agatera alle kannte, wenn auch nicht alle persönlich. Magus Consultor Lex Demeron war klein und gebeugt, das Gesicht unter der Kapuze wirkte wie geschmolzen, wo das Fleisch nicht von Kabeln und Schläuchen bedeckt oder Implantaten ersetzt wurden war. Sein Brustkasten wölbte sich unter dem Stoff der Robe ebenso, wie unter der Kapuze am Hinterkopf. Er stützte sich auf einen vergoldeten Stab, dessen Spitze durch das Zahnrad und den zweigeteilten Schädel gebildet wurde. Nicht der Auffälligste unter ihnen, wohl aber der mächtigste. Um genau zu sein wohl der mächtigste Techpriester auf Koron 3. Direkter Zugang zum Gouverneur und vertraut mit allen Belangen des Adeptus auf dieser Welt.
Nicht wenige hielten ihn für eine Fehlbesetzung, welche die lockeren Zügel durch den Mars hier erst möglich gemacht hatte. Andere priesen ihn für seine Weitsicht. Koron 3 war bekannt für seinen wissenschaftlichen und technischen Ausstoß. Erkenntnisse und Neuerungen welche der Adeptus abschöpfen konnte, wie man die Sahen von der Milch abschöpft. Dazu musste jedoch Freiraum gewährt werden. Eine Kontroverse, in die sich mehr und mehr Lager einschalteten und die zunehmend schärfer geführt wurde.
Nummer Zwei und Drei waren Bruder Jenner und Schwester Demri Veneron. Ersterer eine finstere Gestalt, allein aus aufragender Robe bestehend wie es anmutete. Unter der Kapuze funkelten sechs unregelmäßig angeordnete Linsen hervor und ab und an quoll eine gelbliche Wolke irgendeines Abgases auf Höhe des Mundes Richtung Decke. Jenner war für die Priester in den Fabriken zuständig, ein humorloser Puritaner, der alles andere als glücklich über seinen Posten auf Koron war. Warum man seine Versetzungsgesuche so vehement ignorierte musste Agatera erst noch eruieren.
Demri hatte die Oberaufsicht über alle Priester, die den Truppen der PVS zur Seite standen. Agatera mochte sie sehr, denn sie war eine direkte Natur und den Soldaten ihrer Umgebung verwandter, als den oftmals verschrobenen und eigenbrötlerischen Priestern des Kults. Sie war hochgewachsen und fraulich proportioniert. Ihr rechter Arm mündete in den Aufnehmer einer Waffe oder eines Werkzeuges, jetzt jedoch leer. Die vier Mechandriten auf ihrem Rücken waren zusammengefaltet.
Schließlich und endlich derjenige, dessen wegen sie hier war. Hector Aruken, stattlich anzusehen, wenn auch scheinbar von der Anreise ein wenig zerknittert. Er konnte sich gewiss andere Dinge vorstellen, als hier der Prominenz als Wundertier zu dienen. Die meisten Würdenträger Korons hatten noch mit sich selbst zutun oder hielten instinktiv einen Abstand zu den Kindern des Mars, die in vielen Dingen soviel anders waren als sie. Lediglich ein paar Uniformierte und eine Handvoll aufgeputzter Schranzen bildeten einen Kreis um die Techpriester.
Agatera schickte sich an diesen Kreis zu durchbrechen und man machte ihr respektvoll Platz. Lex Demeron bemerkte sie und lenkte die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf ihre Schwester.
Ah, Schwester Nuntius Doyenne Kins, wir befürchteten bereits du würdest es nicht mehr einrichten können.
Um nichts in der Welt würde ich mir die Begrüßung unseres Ehrengastes entgehen lassen, Magus Consultor. Sie vollführte eine begrüßende Geste in Richtung Hectors, garniert mit einem gewinnenden Lächeln. Schließlich bekommt man nur einen ersten Eindruck.
Bruder Aruken berichtete uns gerade, von den Strapazen seiner Reise und wir erhoffen uns natürlich alle zu ergründen, was genau er auf Koron zu entdecken trachtet. Er wandte sich an Hector. Im Besonderen solltest du es Schwester Kins offenbaren, Bruder. Denn sie ist es die es sich zur Aufgabe gemacht hat deine Bemühungen hier nach besten Wissen und Gewissen zu unterstützen.
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Zwar hatte Juno Regis ihn gewarnt, dass sein Name in den vergangenen Jahren auf einigen imperialen Welten und Mechanicus-Ansiedlungen eine gewisse Bekanntheit erlangt hatte, dennoch hätte Hector niemals erwartet auf einer imperialen Makrowelt überhaupt aufzufallen. Umso mehr hatte es ihn überrascht, als nur etwa 40 Minuten nach seiner Ankunft im Shuttelhafen von Gohmor ein junger Transmechanic an ihn herangetreten und in dieser unnachahmlichen Mischung aus Unterwürfigkeit und Überheblichkeit, die so ziemlich allen Laufburschen hochrangiger Leute zu eigen war, um Hectors Erscheinen bei einer Soiree in der oberen Makropole noch am gleichen Abend gebeten hatte. Obwohl man bei einer Einladung durch einen Magos Consultor wohl kaum von einer 'Bitte', als mehr einer 'nachdringlichen Aufforderung' sprechen konnte.
Wohlwissend, dass es bei seiner Arbeit selten schaden konnte auf gutem Fuß mit den oberen Rängen des örtlichen Mechanicus zu stehen hatte Hector dem Boten höflich gedankt und sich anschließend mit Regis, der Freihändlerin an Bord deren Schiffes – der Hirundo - er im Trojan Sektor angekommen war, in Verbindung gesetzt. Da es noch nicht klar war, wo er die nächste Zeit sein Lager aufschlagen könnte, war der Großteil seiner Ausrüstung und persönlichen Gegenstände, insbesondere sein Cogitator, noch auf der Hirundo verblieben und würden in den nächsten Tagen nachgesendet werden.
Der Weg durch die Straßen der Makropole war ein überwältigender Eindruck für seine mechanischen, wie biologischen Sinne gewesen und für einige wenige Augenblicke hatte Hector sich in die gefährliche aber ruhige Endlosigkeit des Weltraums und den vertrauten vier Wänden der Handelsschiffe zurückgesehnt, auf denen er so viele Jahre, den östlichen Rand der Galaxis durchstreift hatte. Doch dieses nomadische Dasein war fürs erste vorbei und je schneller er sich wieder an das schnelle Leben in Zivilisation gewöhnte, desto besser. Hector schüttelte energisch den Kopf und setzte seinen Weg Richtung der oberen Ebenen fort, während Nand geschäftig Kreise um ihn drehte…
Es war erst sein zweiter Aufenthalt in den Adelsvierteln einer Makropole und wie immer sprang die gewaltige Diskrepanz zwischen den verschiedenen Gesellschaften einer solchen Stadt einen geradezu an. Während um den Shuttelhafen Habblöcke, Fabriken und Geschäfte ohne Sinn und System nebeneinander gereiht hatten, wirkte die Spitze von Gohmor wie ein architektonisches Museum, in dem jeder Künstler versucht hatte, sein eigenes Werk durch den Anbau von immer mehr Türmchen, Wandelgängen, Glasfronten und Schmuckwerk von denen seiner Konkurrenten abzuheben. Sie alle wurden jedoch von einem einzigen, alles überragenden Koloss in den Schatten gestellt. Der Name „Weißer Palast“ war keinesfalls falsch gewählt: Während die meisten Prachtbauten ringsherum zwar eindrucksvoll, jedoch deutlich vom erodierenden Einfluss der sauren Luft gezeichnet war, die aus den unteren Ebenen der Stadt heraufzogen, glänzte der Sitz des Gouverneurs wie Eis im künstlichen Licht, das die abendlichen Straßen erhellte. An der Pforte hatten vier muskelbepackte Wachleute seine Einladung verlangt und ihn dann mit leichtem Zögern eingelassen. Hector entging ihr prüfender Blick nicht. Offenbar sah man hier oben eher selten Vertreter des Mechanicus und viele Menschen begegneten den Priestern des Mars ob ihres ungewohnten und enigmatischen Auftretens zuweilen mit Unbehagen.
Zwar war der Festsaal kaum weniger beeindruckend als das äußere des Palastes, jedoch blieb Hector keine Gelegenheit seinen Blick über die Wände und Kunstwerke gleiten zu lassen, da ebenso plötzlich wie unerwartet ein Saalwächter seine Ankunft mit einer dröhnenden und Vox-verstärkten Bassstimme dem gesammelten Publikum verkündete. Fast alle drehten sich zu ihm um und ihm wurde nicht zum ersten Mal bewusst, wie fehl am Platz er sich hier fühlte. Es gab höflichen Applaus und kurze Zeit später hatte sich eine kleine Traube von blasierten Adligen um ihn herum gescharrt, von denen sich jeder einzelne große Mühe gab, seinen langen und gewichtig klingenden Namen mit besonderem Nachdruck und notfalls auch zweimal auszusprechen. Einige stellten ihm mehr oder weniger informierte Fragen über seine Reisen und Entdeckungen, der Großteil jedoch schien, wenn überhaupt nur peripheres Interesse an seiner Berufung zu haben. Hector war sich sicher, dass es sich hier um ein eingespieltes Ritual handelte: Der alltägliche Zufall hatte eine neue Figur auf das planetare Schachbrett gesetzt und nun musste dessen Wert durch alle wichtigen Parteien evaluiert werden, wie es vermutlich bei jedem offiziellen Event geschah.
Es war geradezu eine Erlösung als der Saalwächter die Ankunft von drei Mechanicus-Priestern ankündigte, was Hector eine willkommene Gelegenheit bot, sich aus dem Pulk loszueisen und sich zu ihnen zu gesellen. Nachdem er alle drei mit gebührendem Respekt begrüßt hatte, begann auch schon die unweigerliche Befragung, diesmal jedoch vor allem durch den fachkundigen Magos Consultor Lex Demeron, weshalb Hector seine Ausführungen mit deutlich höherem Elan und mehr Details in der Lingua Technis wiederholte. Er war fast am Ende seines Berichtes angelangt, als eine weitere Tech-Priesterin den Saal betrat und sich zu ihnen gesellte. Obgleich alles in allem relativ standartmäßig gekleidet, fiel Hectors augmentierter Blick unweigerlich auf das Gesicht im Schatten der Kapuze. Er begegnete nur selten Techpriestern, die älter waren als er und noch immer ihr organisches Gesicht – oder zumindest das meiste davon – erhielten, aber für einen Nuntius schien die Entscheidung zumindest nachvollziehbarer. Unterdessen hatte Demeron den Neuankömmling bereits begrüßt und mit einer überschwänglichen Nonchalance das Thema wieder auf Hectors Arbeit zurückgelenkt.
Hector verneigte sich vor der ranghöheren Priesterin und erwiderte das Lächeln. „Sei gegrüßt Schwester Nuntius, eure Unterstützung ehrt mich und ich hoffe mein erster und alle folgenden Eindrücke werden euren Erwartungen gerecht werden - auch wenn meine Wenigkeit wohl kaum diesen ganzen Aufriss rechtfertigt.“ Er machte eine kurze Geste hinter sich in Richtung der Gesellschaft, die mittlerweile wieder ausgiebig mit sich selbst beschäftigt war und einen respektvollen Abstand von den Priestern des Mars hielt. „Um ehrlich zu sein sind meine Absichten auf Koron 3 noch nicht ausreichend spezifiziert. Während einer Konsultation mit einigen meiner Ordensbrüder auf der Rückreise vom östlichen Saum wurde ich auf diesen Planeten und seine überaus vielversprechende Historie aufmerksam gemacht. Insbesondere die reichhaltige, wenn auch nach meinen bisherigen Recherchen sehr vage Berichterstattung über die Rückeroberung im Rahmen des großen Kreuzzugs scheint mir ein vielversprechender Ansatzpunkt zu sein, um nach verschollenen Artefakten unserer goldenen Vergangenheit zu fahnden. Mangels aktueller Daten über die bisherigen Bemühungen, werde ich natürlich erst aus lokalen Quellen in Erfahrung bringen müssen, in wie weit sich bereits andere vor mir damit auseinandergesetzt haben. Das Wissen der marsianischen Expeditionsarchive ist groß, jedoch in Ermangelung regelmäßiger Aktualisierungen leider stets weit im Rückstand zur aktuellen Forschung.“
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„Sei gegrüßt Schwester Nuntius, eure Unterstützung ehrt mich und ich hoffe mein erster und alle folgenden Eindrücke werden euren Erwartungen gerecht werden - auch wenn meine Wenigkeit wohl kaum diesen ganzen Aufriss rechtfertigt.“
Nein, tut sie in der Tat nicht, mein lieber Bruder. Dachte Agatera und lächelte verschmitzt. Nicht einmal ein Prozent der Anwesenden dürfte überhaupt verstehen, worin dein Verdienst besteht. Wenn es jeder unserer hier versammelten Brüder und Schwestern tut, ist das schon hoch gegriffen. Aber es ist schön zu sehen, dass sich der alte Lex Demeron noch immer so begeistern lässt und man für ihn etwas leidlich Interessantes zu etwas unglaublich Aufregenden aufblasen kann. So wird ein verdienter, aber nicht eben herausstechender Archäologe zum Ehrengast einer solchen Feierlichkeit.
Morgen schon vergessen, gewiss. Aber allemal ist so der Aufwand gerechtfertigt, mit dem ich dich im Land herumfahren lassen werde.
Aber sag doch nicht so etwas, Bruder. Allenfalls muss man bedauern, dass nicht jedem Einzelnen im Dienste des Maschinengottes solche Ehren zuteil werden, wo doch jeder der gewissenhaft seinen Dienst tut, eine Heldentat im Stillen verbringt.
„Hört, hört!“ Rief irgendjemand und in der umgebenden Traube wurden zustimmend Gläser gehoben. Hätte man den hohen Herren und Damen vorgeschlagen, derartige hypothetische Gleichberechtigung einem einfachen Fabrikarbeiter angedeihen zu lassen, hätte sich die Begeisterung gewiss mehr in Grenzen gehalten.
Wenn es deine Bescheidenheit also nicht zulässt den Lob selbst anzunehmen, dann betrachte dich als stellvertretender Empfänger all der unbesungenen Helden unserer Glaubenszunft.
Verhaltenes Gelächter plätscherte hier und da auf und wob sich in die Versicherungen der Umstehenden ein, dass Hector ganz gewiss jede Sekunde Aufmerksamkeit wert sei, die ihm hier zuteil wurde. Als er dann auch noch eröffnete, dass seine anstehenden Untersuchungen sich mit der Historie des Planeten beschäftigen würden, applaudierten einige weiß behandschuhte Hände ihm gar.
Armer Narr. Du hast ja keine Ahnung in was für einen Sumpf du deinen Arm da steckst, wenn du versuchst Wahrheit aus dieser zähen Masse aus Historie, Folklore, Theologie, Legende und Lüge zu ziehen. Jeder Poppe wird Geifer und Galle gegen dich spucken, wenn du es wagst eine von ihm proklamierte Wahrheit als falsch oder nur in Teilen korrekt zu entlarven.
Oh ein sehr dankbares Forschungsfeld, wo doch die Geschichte um die Rückeroberung durch den Heiligen Sepinanus so vieles bietet, an dem ein gewissenhafter Forscher ansetzen kann. Ich beneide dich wahrhaftig um diese Aufgabe und bin froh wenigstens einen kleinen Teil dazu zu leisten, indem ich Sorge dafür trage, deine Nachforschungen durch technische und personelle Unterstützung zu fördern. Ich gedenke ohnehin dich kurz zu entführen und dich mit einigen Einzelheiten jener Dinge vertraut zu machen, die ich für das Gelingen deiner Vorhaben präpariert habe.
Ich hörte du hast einen meiner Leute als Begleitung für Bruder Aruken vorgesehen. Mischte sich Demri ein.
Ja, einen begabten Elektropriester namens Sindri, gerade aus Horning zurück und in der Langeweile Magnus Regas eine verschwendete Ressource.
Ah ja, Sindri. Unter anderen Umständen wäre es lachhaft gewesen anzunehmen, ein derart übergeordnete Instanz wie Demri es war, würde einen einzelnen Untergebenen nur nach dem Namen her kennen. Doch es stand zu vermuten, dass sie auf interne Speicher über ihre Leute zurückgreifen konnte. Mit ihm hast du nicht die schlechteste Wahl getroffen, wenngleich ich mir nicht sicher bin, ob er zum jetzigen Zeitpunkt eine Stelle mit derart individueller Verantwortung bekommen sollte. Ich bin der Meinung er bedarf noch einige Jahre einer straffen Führung, eher er solche Freiheiten genießen sollte.
Zwischen Demri und Agatera Kins entspann sich ein freundschaftliches Geplänkel über verschiedene Führungsstile. Überwiegend in Gotisch geführt und nur dann in Lingua Technis umschwenkend, wenn Interna und Namen erwähnt wurden, die die Ohren von Außenstehenden, mochten sie auch noch so wenig Interesse an derartigen Dingen haben, bestimmt waren. Und selbst die so verschlüsselten Sätze beinhalteten niemals heikle Themen, denn hier darüber zu reden hätte bedeutet sie jedem Agenten und Spion auf Koron auf dem Silbertablett und in Schönschrift zu präsentieren.
Hector konnte dem Gespräch einen Moment lang folgen, dann wurde er von einer Dame in einem abenteuerlichen, schwarzen Kleid angesprochen und danach gefragt ob er denn vorhabe die Gebeine des Heiligen zu suchen und ob er denn wisse, dass sie gar nicht mehr auf Koron lägen. Noch ehe er antworten konnte, richtete ein offenkundig hochrangiger Militär das Wort an ihn und fragte was er über den Krieg der Häuser wisse. Er schien dabei vorauszusetzen, dass man natürlich den kompletten Verlauf kennen müsse. Er wurde von einem aristokratisch wirkenden Burschen in rot- schwarzer Galauniform gerügt, dass es doch viel wichtiger sei zu erfahren, warum der Adeptus so große Kontingente Skitariii abgezogen habe. Vertraue man so sehr in den gewährten Schutz durch PVS und Haustruppen oder und das schien der Adlige zu argwöhnen, gäbe es in unmittelbarer, galaktischer Nähe eine Bedrohung, die den Einsatz erfordere? Auch diese Frage blieb unbeantwortet und das hatte nicht einmal damit zu tun, dass Hector sie nicht hätte beantworten können. Nein vielmehr verstummte die Musik im Saal und auch die Gespräche kamen zum Erliegen, als der Ausrufer mit dröhnender Stimme verkündete.
Ihre Durchlaucht und wohl hochgeboren Gouverneursgemalin Elisabeth Emilia de Wajari
VIVAT!
Zwei baumhohe Krieger der Opritschniki, in Pelzmützen, rot und gold geputzten Uniformen und mit aufwändig gezwirbelten Bärten hatten links und rechts des Eingangsportals Aufstellung genommen und präsentierten zackig die Lasergewehre.
So flankiert schritt, nein schwebte die Gouverneursgattin in den Saal. Das blonde Geschöpf schien den Boden nicht zu berühren und selbst nur aus flüchtigen Stoffen zusammengefügt zu sein. Ihr Kleid war von weißer Spitze, dabei umlagert von etwas, was wie stofflicher Dampf aussah und den Anschein hatte, als müsse es zergehen, atmete man nur zu stark in diese Richtung. Auch das gesponnene Flachs ihrer Haare war in permanenter Bewegung und verlieh ihr die Anmut einer Schwimmerin unter Wasser. Oder einer Ertrunkenen, wenn man morbidere Vergleiche bevorzugte.
Die Versammelten wiederholten das "Vivat" dreimal aus voller Kehle, wobei sich die Herren verneigten und Damen mit züchtig niedergeschlagenen Augen knicksten.
Elisabeth Emilia trat an den Rand der oberen Balustrade heran und hob huldvoll die Hand. Ringe aus Queckgold umspielten ihre schlanken Finger und trugen ihren Teil zum Thema ihrer Garderobe bei, indem sie im ständigen Fluss waren und wie geschmolzenes Metall nur immer für wenige Sekunden die Form von Ringen zu halten vermochten, ehe sie sich neu anordneten.
Liebe Freunde! Die zaghafte Stimme eines Mädchens, wenn auch raffiniert dergestalt verstärkt, dass noch der greiseste General im letzten Winkel des Saales sie verstand, als hauche sie ihm ins Ohr. Es freut mich, dass so viele von Euch der Einladung zu unserem kleinen Beisammensein gefolgt sind. Altbekannte Vertraute und die Gesichter neuer Freunde sehe ich, wenn ich in diese erlesene Runde aus mir ach so lieben Personen blicke. Zu meinem allergrößten Bedauern, muss ich die Unpässlichkeit meines geliebten Herrn Gemahls kundtun. Angemessene Ausrufe des Bedauerns und der Enttäuschung erklangen. Einmal mehr müsst ihr mit meiner, soviel unzureichenderen Person Vorlieb nehmen und so ich auch nie an die Größe meines Mannes heran reichen kann, hoffe ich doch wenigstens Euch nicht die schlechteste Gesellschafterin zu sein. Nun lasst uns der Formalitäten Genüge getan haben und lustig sein. Ich brenne darauf all unsere Ehrengäste mit meinen naiven Fragen zu behelligen.
Die Gouverneursgattin tauchte in den kleinen See der Gäste ein, während Musik und Gespräche wieder auflebten.
Getuschelte Halbsätze über die lange Unpässlichkeit des Gouverneurs hielten sich die Waage mit Bemerkungen über das Kleid Elisabeth Emilias und welche Implikationen sich gerade aus dieser Garderobenwahl ziehen ließen. Die höchste Frau im Staat schwebte von einer Traube sich unterhaltender Gäste zu einer anderen. Plauderte hier, scherzte mit glockenhellem Gelächter dort. Wo es angemessen war, lauschte sie einem hastig vorgebrachten Anliegen mit ernster oder Sorgen umwölkter Miene. Solch einem Belasteten sprach sie ernst zu, legte ihre Hand mitfühlend auf den Unterarm und nickte aufmerksam, bevor sie feierliche Zusagen machte. Schon beim nächsten Gast erkundigte sie sich heiter nach dem Befinden des Nachwuchses und wie die Geschäfte gingen.
In der Tat zeigte sich Elisabeth Emilia als geschickte Spielerin, auf der Klaviatur der Konversation und dem Wandeln zwischen leichtem Sinn und ernstem Zuhören.
Damit bildete sie gewissermaßen das Gegenstück zu ihrem Gatten. Leopold Frederico sagte man keineswegs nach dumm oder auch nur ein schlechter Staatsmann zu sein. Die Befürworter seiner Position während der Horningkriese hielten sich mit den Kritikern die Balance. Jedoch war man mehr oder minder einhellig der Meinung, dass ihm die Fähigkeit abging, ein Herrscher zu sein, der Nähe zu seinen Untergebenen hielt. Leopold regierte aus der Entfernung und verstand es nicht, wie seine junge Frau, gleichermaßen mit den Edlen der Häuser zu verkehren, wie sich in einer Masse aus Arbeitern huldigen zu lassen.
Sie erreichte nun die Gruppe um Magus Consultor Lex Demeron wo man ihr die angemessene Ehrerbietung darbrachte.
Interessanterweise erlaubte sie sich einen kleinen Bruch mit der Etikette, indem sie nicht den Magus als erstes ansprach, sondern einen hageren Soldaten der PVS.
General Krönen, ich finde Sie im Kreise des Adeptus Mechanicus. Ich sehe das als ein Zeichen dafür, dass Sie bemüht sind unsere tapferen Truppen mit noch hochwertigerer Technologie zu versorgen, als sie ohnehin schon besitzen. Das ehrt Sie. Allerdings habe ich auch heute Morgen zu erfahren bekommen, dass sie die Zehnte, das Gouverneursregiment wie nicht wenige im Scherz zu sagen pflegen, in den tiefsten Dschungel verlegt haben. Sie planen doch nicht etwa einen Putsch, und schieben die Getreuen des Gouverneurspalastes auf der Landkarte in die äußersten Ecken? Drohend hob sie den Finger.
Mit dem so angesprochenen General ging eine farbenfrohe Veränderung vor sich. Er verlor erst die gesamte Gesichtsfarbe, wurde dann schlagartig rot und zum Schluss mutete es an, als stehle sich gar etwas Grün um seine Nase mit hinein.
Durchlaucht ich habe nie… ich meine ich würde nie… niemals würde ich. Er schnappte nach Luft und hielt sich krampfhaft an seinem Kristallglas fest.
Elisabeth Emilia lachte schallend auf. Ach mein lieber Krönen. Man kann ihnen immer so schön leicht die Contenance rauben. Verzeihen sie mir den unfeinen Spaß. Krönen lächelte verkniffen, machte aber eher den Eindruck sich übergeben zu müssen. Er atmete sichtbar auf, als das Schlaglicht ihrer Aufmerksamkeit weiterwanderte.
Sie alle hier versammelt zu sehen freut mich ganz besonders. Damit meinte sie die Vertreter des Mars. Und nicht nur ist das eine seltene Ausnahme von der Regel, nein sie haben auch noch einen ganz besonderen Ehrengast in unser Haus dirigieren können. Sie schenkte Hector ihr strahlenstes Lächeln. Techarchäologe Aruken. Ich habe mich mit ihrer Arbeit beschäftigt. Sie ließ unerwähnt ob in der Vorbereitung auf dieses zufällig wirkende Zusammentreffen oder aus eigenem Antrieb. Nun muss ich gestehen, dass ich nicht viel von diesen Dingen verstehe und mir naiv vorkäme sie mit meinen laienhaften Ansichten und Fragen zu behelligen. Gestattet sie mir dennoch eine Frage. Nur einmal angenommen ihre Bemühungen auf Koron 3 führten zu einem spektakulären Ergebnis und sie fänden, sagen wir eines der Schiffe mit denen der heilige Septinanus herab stieg. Hector hatte die Möglichkeit nach Hinterlassenschaften des Heiligen zu suchen gerade erst erwähnt, dennoch sprach die Gouverneursgattin, als wäre sie bei eben jener Erwähnung direkt dabei gewesen. Wie würde es sich in einem solchen Fall mit den Besitzansprüchen verhalten? Immerhin wäre es das Relikt eines Heiligen und somit hätte doch auch die Mutter Kirche ein Mitspracherecht oder täusche ich mich dahingehend?
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Hector lies das Lob geduldig über sich ergehen und nahm es mit einem bescheidenen Nicken entgegen. Trotz der wohl gewählten Worte beunruhigte die deutlich kleinere Priesterin ihn. Zwar konnte er nicht genau sagen warum, aber irgendwie drängte sich der Eindruck auf, dass sie in dieser ganzen Umgebung deutlich mehr Einfluss hatte, als ihr Rang vermuten ließ.
Als die Rede unversehens auf „personelle und technische Unterstützung“ kam, konnte er nur schwer ein Stirnrunzeln unterdrücken. Fast ein Jahrhundert stand er nun im Dienste des Omnissiah und obwohl der Einfluss seines Ranges ihn stets mit dem Notwendigsten versorgt hatte, wäre kein lokaler Magos je auf die Idee gekommen, einem fremden Techarchäologen mehr als ebendies zur Verfügung zu stellen. Seine letzte Entdeckung war innerhalb des Mechanicus zwar durchaus von Bedeutung gewesen, aber rechtfertigte keinesfalls eine solche Sonderbehandlung. Als logische Folge der weit verbreiteten Ablehnung von Emotionen, tat der Mechanicus sich mit dem Konzept von Heldentum und -verehrung sehr schwer, sofern der entsprechende Priester nicht gerade mit einem halbwegs funktionalen STC auftrumpfen konnte. Trotz des andauernden militärischen Konflikts zwischen Menschheit, Xenos und den verderbten Kreaturen des Immatereums, war es doch ein tragischer Umstand, dass eine derart revolutionäre Technologie wie die Noosphäre es gewesen war, niemals dieselbe Aufmerksamkeit erhalten würde wie die Aussicht auf einen neuen Panzer für die imperiale Armee…
Seine Skepsis wuchs weiter als zusätzlich noch ein „Begleiter“ ins Spiel kam. Ein Elektropriester als Beschützer… oder Aufseher? Die teilweise zum Fanatismus neigenden Diener der Antriebskraft waren inspirierende Lehrer und viele zudem noch herausragende Krieger, jedoch war Hector noch nie einem begegnet, der ein gesteigertes Interesse an den Wundern antiker Technologie gehabt hätte. Ich muss mich vorsehen, dachte er bei sich. Scheinbar habe ich es geschafft, ohne jede Anstrengung in irgendetwas verwickelt zu werden, mit dem ich ziemlich sicher nichts zu tun haben will…
Er hatte kaum den Gedanken zu Ende gebracht, als ihn eine, für einen solchen Anlass unerhört leicht bekleidete Dame von der Seite her ansprach. Das Interesse der Gäste, das für eine kurze Zeit deutlich abgeflaut war, stieg durch die Ansammlung an Vertretern des Mechanicus plötzlich wieder auf ein unangenehmes Niveau an. Doch auch diese zweite Welle war nur von kurzer Dauer denn die Ankunft der Frau des Gouverneurs war mehr als genug, um die Aufmerksamkeit der Adligen völlig zu vereinnahmen. Insbesondere die Reaktionen der Frauen waren faszinierend: Die Emotionen auf ihren Gesichtern reichten von atemloser Bewunderung bis zu kaum verhohlenem Hass. Ganz offensichtlich war diese Empore der Platz auf dem jede von ihnen stehen wollte. Hector musterte die junge Gattin von Korons oberstem Beamten, während sie durch die Menge glitt und hier und da kurze Höflichkeiten und Konversationen austauschte. Mit einem kurzen mentalen Befehl rief er Nand zurück an seine Seite, der in der letzten halben Stunde im oberen Bereich des Saals umhergeschwebt und Bilder von interessanter Kunstwerke und Personen aufgenommen hatte. Neben seinen generellen Vorzügen reichte die stille Präsenz des lautlos umherschwebenden Schädels mit seiner rot leuchtenden Auspexlinse meistens aus, um fremde Leute auf Abstand zu halten und glücklicherweise galt dies ebenso für den Adel von Koron…
Natürlich ließ es sich nicht vermeiden, dass Elisabeth de Wajari nach gut einer halben Stunde auch die Gruppe der Techpriester erreichte. Ein weiteres Mal nahm Hector das Lob mit einer leichten, bescheidenen Verbeugung entgegen und erwiderte das Lächeln. Als Bewahrer und Progressoren des technologischen Fortschritts der Menschheit, obläge es in diesem Falle dem Mechanicus, die Relikte zu untersuchen und sicherzustellen, dass sämtliches verlorenes Wissen, das womöglich noch zu bergen ist, evaluiert und nach Bestätigung seiner Unbedenklichkeit wieder seinem, vom Maschinengott zugedachten Zweck im Dienst des Imperiums zugeführt wird. Erläuterte er höflich. Es gäbe wohl kaum einen besseren Weg, das Andenken des heiligen Septimamus zu ehren, als das materielle und geistige Erbe seiner großen Epoche erneut zum Wohle der Menscheit zu nutzen. Sollten zu diesem Zweck eine Relokation von Objekten auf eine entsprechend ausgestattete Fabrikwelt nötig sein, würde Koron eine angemessene Kompensation durch den Mechanicus erhalten. Sobald unsere Aufgabe erledigt ist, läge die Entscheidung über die weitere Nutzung und Verwaltung etwaiger Artefakte in den fähigen Händen der planetaren Regierung und des örtlichen Adeptus Ministorum. Er neigte noch einmal leicht den Kopf vor de Wajari. Solche Fragen musste er vor ausnahmslos jedem Projekt auf einer imperialen Welt beantworten. Am Ende hatten die lokalen Autoritäten äußerst selten ein ehrliches Interesse an seinen Funden und ihrem Nutzen für die Allgemeinheit, sondern lediglich an deren materiellem Wert. Glücklicherweise war Geld eine der Ressourcen, die der Mechanicus nicht nur im Überfluss besaß, sondern auch großzügig auszugeben bereit. Mit ausreichenden Mengen marsianischer Wertpapiere lies sich in der Regel jeder planetare Gouverneur von den gegenseitigen Vorteilen einer Kooperation überzeugen. Hector seufzte innerlich bei der Aussicht auf die Masse an Bürokratie und Korruption, durch die er sich auf einem derart autoritären Planeten wie Koron würde graben müssen, wenn seine Suche tatsächlich erfolgreich wäre…
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Ob Hector den Namen des Heiligen beabsichtigt oder versehentlich falsch ausgesprochen hatte konnten die Umstehenden freilich nicht wissen, auch wenn wohl keiner von ihnen dem Irrglauben unterlag, ein Vertreter der Kultur gewordenen Akkuratesse könnte etwas derart evidentes wie einen imperialen Heiligen versehentlich falsch aussprechen. Ringsum wurde Luft scharf eingezogen oder empört gehüstelt. Eine öffentliche Reaktion auf diesen Affront wagte jedoch keiner. Die Gouverneursgattin ließ sich nicht anmerken ob sie den kleinen aber gewichtigen Schnitzer des Techpriesters bemerkt hatte. Ich mildes Lächeln war in Beton gegossen und unverrückbar.
Das ist es, was ich an den Dienern des Mars so über alle Maßen schätze. Ihre rückhaltlose Ehrlichkeit und Beschränkung auf das Wesentliche. Erfrischend wie ein Guss aus einem kalten Bergbach. Ich wünsche ihrem Unternehmen natürlich allen Erfolg der Welt und den Segen des Gottkaisers gleichermaßen wie den des Maschinengottes. Dennoch hoffe ich, dass sie uns nicht für so unzivilisiert halten, verehrter Techarchäologe Aruken, um zu glauben wir wären nur am materiellen Gewinn eines so bedeutenden Fundes interessiert, wie wir ihn hier als Möglichkeit ausmalen. Wir sind weit weg von Terra und gewiss nicht so in die Geschehnisse und kulturellen Errungenschaften involviert wie jene, die das Glück haben von Sol beschienen zu werden. Dennoch sind wir ein frommes Volk, so wenig wert es anderen auch erscheinen mag die Namen unserer Heiligen zu kennen. Wir sind bereit Kriege für den wahren Glauben zu führen und uns selbst Wunden zu schlagen. Sie winkte ab, als plappere sie über etwas, dass weitgereiste Fremdweltler nicht interessieren würde. Unsere lokalen Konfliktchen und Märtyrer einmal dahingestellt. Was ich sagen will ist, dass wir… und da spreche ich vorbehaltlos in Namen der gesamten Bevölkerung Koron Dreis, überaus enttäuscht wären, wenn man unser Seelenheil auf dem Altar technologischer Errungenschaften opfern würde. Ich werde ihre Unternehmung mit Spannung und angehaltenem Atem verfolgen und sie in meine Gebete einschließen. Wünsche die ich auch im Namen meines Gatten äußern darf. Nun möchte ich jedoch nicht länger ihre kostbare Zeit verschwenden. Sie wandte sich an Magos Consultor Lex Demeron Verzeihen Sie, dass unsere Unterhaltung sich nur so knapp ausnimmt und auf unseren Ehrengast beschränkt Magos. Ich hoffe jedoch morgen etwas mehr Zeit erübrigen zu können um ein wenig zu schwatzen. Sie erübrigen doch Zeit für mich, nach der Kabinettssitzung? Lex Demeron bejahte und nach einem knappen Gruß entschwand die oberste Dame Gohmors und zog die Traube Adliger und Lakaien mit sich wie ein Schiff die Gischt im Kielwasser.
Die Vertreter des Adeptus standen allein in der Gruppe.
Septimamus! Schnarrte Demri in der Lingua Technis und lachte bellend auf. Einige Umstehenden drehten den Kopf und tuschelten betont unauffällig. Der war nicht schlecht!
Lächerliche Befindlichkeiten! Lies sich Bruder Jenner das erste Mal zu einem Kommentar herab und seine Stimme knackte wie eine schlecht übertragenene Funksendung. Jeden Heiligen beim Namen zu kennen würde eine absurde Speichererweiterung des persönlichen Cortex erfordern. Was maßen sich dieses Geschmeiß an?
Macht euch keine Gedanken darüber. wiegelte Lex Demeron ab. Ich werde mich morgen, wenn auch nicht offiziell entschuldigen, so doch darauf verweisen, dass unser Bruder erst kürzlich auf Koron angekommen ist und ihm noch die Strapazen der Reise in den Knochen sitzen. Eine Gelegenheit für die Gouverneursgattin ihren nachsichtigen Großmut zu demonstrieren. Die kleinen Spiele auf dem Parkett der Führungsebene. Nichts vorüber uns graue Haare wachsen sollen. Deine Antwort auf ihre Falle war eloquent und wohl formuliert Bruder. Das wurde von allen bestätigt und die Gespräche wandten sich zu anderen Themen hin. Nach angemessener Zeit bat Agatera Kins darum Hector für einen Augenblick entführen zu können und führte ihn zu einem der überglasten Balkone, welchen sie für sich alleine hatte. Der Blick von hier war atemberaubend. Weit über die Masse der Stadt hinweg, die Sicht über das Meer gestattend. Die Lichter Gohmors, ungezählter Fluggerätschaften und Schiffe auf den Wellen, boten ein spektakuläres Schauspiel. Ich wünschte, hob Kins an, nachdem sie eine stille Minute die Errungenschaften menschlicher Zivilisation gewürdigt hatten, dir wäre diese Zeremonie erspart geblieben. Ich kann mir denken, dass es dir in den Fingern kribbelt mit der Arbeit beginnen zu können oder auch nur ein paar Stunden Erholung zu finden. Immerhin kann ich dich mit einigen Informationen darüber versorgen, was ich dir als Unterstützung für deine Mission zugedacht habe. Nun folgte eine Beschreibung der Blain- Einheit, wie sie vor einigen Stunden schon Sindri erhalten hatte (siehe HIER letzten beiden posts). Mit dem kleinen Unterschied, dass Agatera Kins nichts von der Möglichkeit privater Kommunikation in Sindris persönlichem Abteil erwähnte. Wie du siehst. verkündete sie, als ihre Beschreibung geendet hatte, haben wir keine Kosten und Mühen gescheut dich zu unterstützen. Ich musste deine Leistungen in einem sehr farbenfrohen Licht präsentieren, um diese Förderung zu gewährleisten. Damit will ich deine bisherigen Erfolge keinesfalls schmälern, allerdings weiß sie vielleicht nicht jeder zu würdigen und ohne ihre Verherrlichung hätte manch einer die Stirn gerunzelt angesichts der Ressourcen, die dir zur Verfügung gestellt werden. Dass man dich hier wie in einem Zoologischen Garten als Wundertier vorführt gehörte leider mit dazu. Damit komme ich auf einen Punkt sie zögerte, schien nach den richtigen Worten zu suchen. Nein viel mehr eine Gefälligkeit, die ich von dir einfordern möchte. Sozusagen als kleinen Ausgleich für meine, nicht unerheblichen Bemühungen dir und deinen Forschungen den Weg zu ebnen. Dein Begleiter, Sindri, stammt aus der hiesigen Hauptniederlassung des Adeptus. PO 8872124 / A1 671220000045 K3, kurz Magnus Rega genannt. In letzter Zeit gehen dort einige Dinge vor sich, die dem Mars Kopfzerbrechen bereiten. Brüder und Schwestern werden versetzt, Truppen wurden in großer Zahl abgezogen und ein Mantel des Schweigens liegt über allem, was abseits nichtiger Betriebsabläufe geschieht. Wir glauben nicht, dass dort unredliches geschieht, doch Evidenz steht immer über Spekulation. Es ist meine Aufgabe Licht ins Dunkel zu bringen. Allerdings ist dies aus Gründen mit deren Einzelheiten ich dich nicht langweilen will, nicht auf dem direkten Wege möglich. Diskretion und Fingerspitzengefühl ist für mich in dieser Sache das oberste Gebot. Jener Sindri, von dem vorhin die Rede war und der dir als Begleiter zur Seite gestellt wird steht nach unseren Erkenntnissen mit dem Oberhaupt Magnus Regas in Verbindung. Du wirst eng mit ihm zusammenarbeiten und sicher Gelegenheit haben das eine oder andere zu erfahren. Reisegefährten vertreiben sich die Zeit nicht selten mit Unterhaltungen, nicht wahr? Solltest du also etwas mitbekommen und ist es auch nur ein Nebensatz oder eine Andeutung, scheue dich nicht mich zu kontaktieren. Zu diesem Zweck ist in deinem persönlichen Abteil eine Kommunikationseinrichtung verborgen. Auch diese läuft über das Kommunikationsmodul ist aber so abgesichert, dass weder jemand mithören, noch ihre Existenz durch Zufall entdecken kann. Der Blain 0917 steht bereits auf dem Bahnhof der unteren Kommerzia für dich bereit und ich werde gleich im Anschluss veranlassen, dass deine Gepäck verladen wird. Mit der Ankunft Bruder Siris wird 06:00 Gohmorzeit gerechnet. Sobald er seinen Fuß in das Fahrzeug gesetzt hat, untersteht es deiner Kontrolle und du kannst mit deiner Mission nach Gutdünken beginnen. So du keine Fragen mehr hast, lass uns zu den anderen zurückgehen und versuchen dich von hier loszueisen.
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Hector wartete bis die Gouverneursgattin mitsamt ihrem Kader wieder im Meer der Aristokraten verschwunden war, bevor er sich ein leises Schnauben erlaubte, teils über die überhebliche Arroganz dieser Frau, teils über sich selbst. Es gab wenige Dinge, die Hector so hasste wie Flüchtigkeitsfehler. Keine Rasse der Milchstraße – ausgenommen vielleicht die Orks – neigte derart zu Unaufmerksamkeit und mangelnder Sorgfalt wie die Menschheit und er war der Überzeugung, dass nicht einzelne große Fehlentscheidungen, sondern vielmehr die unzählbare Menge kleiner, sich gegenseitig potenzierender Alltagsfehler das größte Hindernis des Fortschritts sei. Auf dem Weg nach Koron hatte er lediglich die recht oberflächliche Datenbank von Juno Regis Frachtschiff zur Verfügung gehabt und nun hatte ein simpler Schreibfehler aus der Hand irgendeines verfluchten Hinterhofchronisten ihm den Unwillen des halben Saals eingebracht. In unbeholfener Mimese seiner Emotionen gab auch Nand einige scharfe, summende Laute von sich und begann automatisch seine Speichereinheiten und die Aufnahmen des heutigen Tages nach alternativen Referenzen und Hinweisen zur Korrektur des falschen Namens zu durchforsten.
Noch mehr als sein Versprecher besorgten ihn jedoch die übrigen Worte de Wajari’s. Natürlich war er in den Dekaden aktiver Feldarbeit schon öfter mit religiösen Narren und Fanatikern jeder Couleur in Konflikt gekommen, jedoch handelte es sich meistens um lokale Begebenheiten, einzelne Patriarchen der Ekklesiarchie, die die Verehrung von Toten und die irrationale Isolation antiker Artefakte über den Fortschritt stellten oder primitive, planetare Subkulturen, denen das Bewusstsein für die Bedeutung seiner Arbeit fehlte. Selten wagte es jedoch ein lokaler Beamter, geschweige denn die Gattin eines planetaren Gouverneurs derart unverhohlene Drohungen gegen ihn auszusprechen. Lediglich ein weiterer Grund zur Vorsicht…
Auf die Kommentare der anderen Magi hin wandte er sich an Demeron. Verzeiht die Umstände, Bruder. Vielleicht wäre es besser, wenn ich mich nun auf den Weg um das einstudierte Schauspiel, der hohen Herren von Koron nicht weiter zu stören. Auch Kins hörte seine Verabschiedung und nutzte diesen Zeitpunkt um ihn beiseite zu nehmen und ihm eine "kompakte" Aufstellung der Mittel vorzutragen, die ihm für seine Arbeit zur Verfügung gestellt würden. Ein gesamter Zug… Und nicht einfach nur ein Zug, sondern eine vollständig gepanzerte Blaine-Einheit mit zwei Las-Kanonen, die eines Landraiders würdig gewesen wären und einer beigegebenen Versicherung auf unbegrenzte Mittel.
Praktischerweise ersparte Kins ihm die Frage nach einem Grund für diese verdächtige Zuwendung, indem sie ihm ebenso geradeheraus und kompakt die „Bedingung“ erörterte. Daher weht also der Wind: Mit der einen Hand soll ich unser technologisches Erbe in einem Feld religiöser Landminen suchen und mit der anderen im Sumpf des planetaren Mechanicus herumstochern. Das hohe Risiko dieses Auftrags war kaum zu übersehen. Zwar wusste Hector nicht eindeutig, für welche der zahllosen, geheimen Zweige der marsianischen Administration gehörte, zweifelte aber keine Sekunde daran, dass sie unabhängig von ihrem offiziellen Rang deutlich mehr autoritäre Befugnisse und deutlich weniger Skrupel als er besaß. Er fixierte die Maske der zierlichen Techpriesterin und verschränkte nachdenklich die Arme. Ich danke euch für eure Großzügigkeit, Schwester, und werde mein möglichstes tun sie mit Ergebnissen zu rechtfertigen. Zwar scheint mir das ganze auf den ersten Blick ein recht gewagtes Spiel zu sein, doch ich zweifle nicht, dass ihr und eure Organisation in diesem Bereich die umfassendere Expertise besitzt. Selbstverständlich kann ich eurer Bitte um vermehrte Wachsamkeit gerne nachkommen, jedoch werde ich, abhängig davon wie meine Forschungen verlaufen, höchstwahrscheinlich alle Hände voll zutun haben die religiösen Empfindlichkeiten des Ministorums und der Aristokraten im Schach zu halten und euch folglich von eher geringem Nutzen sein können. Ansonsten würde ich fürs erste weitere Fragen vertagen, die sich möglicherweise noch von selbst klären und mich stattdessen auf den Weg zum Bahnhof machen um meine Zeit bestmöglich zu nutzen.
Gemeinsam kehrten sie zur den übrigen Techpriestern zurück und nach zahlreichen formalen und einigen formlosen Abschiedsfloskeln konnte er endlich den stickigen Saal verlassen und seine Schritte richtung Ausgang lenken. Ihm war bei der ganzen Sache alles andere als wohl. Die komplexen Strukturen und abstrakte Denksweise der Diener des Omnissias brachten es mit sich, dass auch interne Intrigen und Konflikte dazu neigten weitaus komplexer zu sein, als in den übrigen Subkulturen innerhalb des Imperiums. Hector‘s persönlichen Bedenken waren gegenüber seiner Berufung zweitrangig und es war sehr wahrscheinlich, dass eine Weigerung ihrer Kooperationsbereitschaft und damit auch seinen Chancen, hinter die Geheimnisse von Koron’s Geschichte zu blicken erheblich geschadet hätte. Obwohl er unnötige Heimlichkeiten gegnüber jeglichen Brüdern und Schwestern verabscheute, würde er Kins spiel wohl oder übel zunächst mitspielen und erst nach der Erhebung weiterer Informationen über die ganze Angelegenheit neu evaluieren.
Die Nachtluft schlug ihm angenehm kalt ins Gesicht, als er und Nand schließlich den Ausgang fanden. Während es in den unteren Stadtteilen von Makropolen kaum einen Unterschied zwischen Tag und Nacht gab, war es hier oben erstaunlich friedlich und Hector genoss diesen seltenen Moment der Ruhe, während er nachdenklich seinen Abstieg zum Bahnhof der Kommerzia begann…
--> Die Eisenbahnstation
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