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Court Placa Hotel
#1
Gustavo hatte seit einer Stunde Dienst und schon langweilte er sich zu Tode. Bedachte er das er diesen Job erst seit einem halben Jahr machte, so konnte man die Zukunft nur schwarz malen. Sicherlich. Empfangschef in einem der angesehensten Hotels dieses Makropolteils war schon etwas. Er konnte das Court Placa als Sprungbrett zu einer großen Karriere nutzen. Ausgebildete Fachkräfte wurden auch in der Oberstadt, händeringend gesucht. Ein Posten in der Stadtspitze würde ihn aus der Mittelmäßigkeit herausheben. Dann wäre er das erste Mitglied seiner Familie das den einheitlichen Wohnhabs entkam.
Der einzige Haken an der Sache war die Langeweile, diese furchtbare Langeweile. Man sollte doch glauben in einem Hotel gäbe es jeden Tag aufregende Geschichten zu erleben. Spannende Personen und Herausforderungen.
Doch so verhielt es sich leider nicht. Die Abläufe waren routiniert, Sonderwünsche wurden vom entsprechenden Fachpersonal erledigt. Kurz um, Tag ein Tag aus der selbe Trott. Grade in den Abend- und Nachtstunden war es besonders schlimm. Es blieb kaum mehr als ab und an einen Schlüssel herauszugeben oder etwas Post anzunehmen. Ansonsten konnte man nur die vergoldete Uhr über dem Eingang beobachten und zusehen wie sich die Zeit dehnte wie Kaugummi.
Gustavo hatte sich angewöhnt die Gäste in Gruppen einzuteilen und machte sich einen stillen Spaß daraus die Leute in der Lobby zu kategorisieren.
Da waren die Orks. So bezeichnete er Leibwächter und Aufpasser. Als Kind hatte er einmal das gezeichnete Abbild eines Orks gesehen und er fand diese Beschreibung traf es ziemlich gut. Sie waren breit und versuchten professionell zu wirken, sahen aber meistens nur lächerlich aus in ihren spannenden Anzügen.
Dann waren da die alten Schachteln. Witwen deren Reichtum nur noch ein Schatten seines früheren Glanzes war. Die teuren Hotels der Oberstadt lagen nicht mehr im Bereich ihrer finanziellen Möglichkeiten doch um den Schein zu wahren kehrten sie im Court Placa ein. Was ja nun auch nicht gerade eine Absteige war.
Wenn gab es noch? Gustavo blickte sich in der Lobby um, in der immer noch einige Gäste bei Kaffee und Zeitung saßen.
Ah ja die Don's!
Männer, meist auch nicht mehr tau frisch, die versuchten junge Dinger aus der Arbeiterschaft zu beeindrucken und zu verführen. Zwar war es im Court Placa nicht möglich, doch Gustavo war sich sicher das, wenn sie gekonnt hätten, diese Typen die Zimmer nur stundenweise bezahlt hätten. Seine Lieblingsabteilung waren die verzogenen Gören. Just in diesem Augenblick war eine davon dabei, Billy den Kofferträger, zur Schnecke zu machen. Natürlich hätte er hinübergehen und die Sache schlichten können. Doch momentan bildete sie seine einzige Zerstreuung.
Stein des Anstoßes war ein Koffer, welcher angeblich zu fest auf den Schiebewagen gestellt worden war. Nun drohte die junge Dame dafür zu sorgen das Billy entlassen wurde. Ihre keifende Schimpftirade wurde von dem nervtötenden Kläffen eines, Handfeger großen Köters untermalt. Billy entschuldigte sich immer wieder und versuchte die junge Frau zu beruhigen, doch diese gefiel sich viel zu sehr in ihrer hysterischen Paraderolle.
Gustavo schmunzelte in sich hinein. Sie waren wirklich alle gleich. Papis Liebling, verzogen, keine Relation zu Geld oder Besitz und ohne jeden Stil. Egal wie teuer sie sich kleideten, sie wirkte auf ihn immer irgendwie billig und wie Flittchen.
Er gähnte ausgiebig.
Noch sieben Stunden.
Sieben Stunden die ihm vorkommen würden wie sieben Tage. Interessante Personen gab es leider viel zu wenige und die, die es gab stiegen scheinbar nicht hier ab.

He! Wer ist denn das?

Vielleicht musste er seine gedankliche Aussage revidieren. Denn die Frau, die gerade durch die automatischen Schwingtüren schritt, war definitiv interessant.
Sie trug ein schwarzes Abendkleid, das elegant war ohne irgend einer aktuellen Mode nachzueifern. Die dunkle Sonnenbrille passte auf eine kontrastierende Art dazu und verlieh ihr etwas geheimnisvoll, Verwegenes. Sie war nicht besonders groß, doch ihre Art ließ sie dennoch imposanter erscheinen und die hohen Schuhe trugen ihr Übriges bei. Marmorne Haut schimmerte aus den raffinierten Schnitten des Kleides und regte die Fantasie an.
Doch das Auffälligste war definitiv das Tier an ihrer Seite. Eine feingliedrige, silberne Kette lag locker in ihren, mit Seidenhandschuhen verhüllten, Fingern. Sie führte zu einem Halsband auf dem edle Steine funkelten. Dieses wiederum lag um den muskulösen Hals einer riesigen Echse. Gustavo hatte schon einiges an exotischen Haustieren gesehen, aber das war der bisherige Höhepunkt.
Die Echse war wahrhaft gewaltig. Hätte sie sich auf die Hinterbeine erheben können, so hätte sie einen Menschen gewiss überragt. Die Schuppen glänzten grünlich braun und hinter ihr pendelte ein beeidruckender Schwanz. Selbst so, auf ihren krummen Beinen und mit den trägen, halb geschlossenen Augen, wirkte sie bedrohlich. Würde sie losbrechen wäre die Frau kaum in der Lage die Bestie zu halten.
Gerade passierten sie den unglücklichen Billy und das verärgerte Prinzeschen. Der Handtaschenkläffer war scheinbar vom Geltungsdrang seines Frauchens angesteckt wurden. Denn er lenkte seine Angriffslust auf das Haustier der Schwarzgekleideten. Die Echse ignorierte den Hund. Erst, als es ihr dann zu bunt wurde drehte sie den Kopf zu dem Tier, das sicherlich mit einem Bissen in seinem Maul würde verschwinden können und hob den biegsamen Hals. Der Hund knurrte und bellte und sein parfümiertes Fell sträubte sich. Die Echse klappte den Kiefer herunter und enthüllte Reihen nadelspitzer Zähne. Dann ließ sie ein furchteinflößendes Fauchen hören. Sofort herrschte Ruhe in der Vorhallte. Einige der Bodyguards griffen an ihre Waffen, ließen die Hände aber wieder sinken als sie sahen was vor sich ging.
Der Köter jedenfalls hatte genug. Fiepend und Winselnd ergriff er die Flucht und suchte Deckung zwischen einigen Blumenkübeln. Prinzeschen ließ Billy, Billy sein und folgte ihrem Liebling. Dabei rief sie immer wieder besorgt

Floffimausi, Floffimausi komm zu Mama.

Die einzige Reaktion der Echsenbesitzerin war ein sanfter Rück an der Kette.
Nana Schrekti! hauchte sie.
Das Reptil senkte seinen Kopf wieder, züngelte einmal desinteressiert und trottete gehorsam neben der Frau zur Rezeption.
Gustavo rückte sich die Uniform zurecht.

Willkommen im Court Placa Madame! Was kann ich für sie tun?
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#2
Eine überaus reizende “Kostümfeier”, welche sie hier feierten. Jeanne bemühte sich um einen gleichgültigen Gesichtsausdruck, während sie den Echsenxeno an der Kette, durch den dunklen Schleier der beschichteten Gläser jenen allzu freundlichen Zeitgenossen musterte. Im Hintergrund nahm sie ein geflissentlich ignorantes Getuschel wahr, wohl war jene unangenehme Zeitgenossin mit der schrillen Vogelstimme wieder erwacht, ihr degeneriertes Flohbeutelchen sabberte dabei wie ein Mann, dessen Hirn bereits unter heftigen Schlägen gelitten hatte. Sie schenkte dem kein größeres Beachten, nicht einmal als Schrekt sich herabgelassen hatte das Ding anzufauchen. Der hier, der hier war doch interessanter. Wohl kaum den fünfundzwanzigsten Zyklus des Feuerrades überschritten, musterte er sie in seiner gleichfalls ungenierten wie komischen Art, zupfte und wand das hellblaue Dienstlivree, grinste unverschämt und heuchelte den wohl gesonnen Boten, diensteifrig, untertänig. Sie wunderte sich, das dieser hier nicht in der imperialen Armee diente, zweifelsohne hätte er das Zeug zum Protege, zum Stubenschreiber oder Heftklammerer eines Offiziers oder Kommissars. Kokettes Grinsen, die Hand legere und spielerisch auf die fliehende Kante des edlen Rezeptionsschalters gelegt, zog sie sanft an jener Kette, welche sie mit dem Reptil verband.

“Der Gott-Imperator beschützt!” , die Linke entspannt zum Handkuss reichend, “Reizendes Etablissement, Monsieur Justin hat wahrlich nicht übertrieben. Und sie müssen bestimmt Güstav sein, oui? Mein persönlicher Sekretär sollte sie bereits informiert haben… Julliet, Julliet de Trya… Ich nehme doch an, das mein Zimmer wie vereinbart reserviert wurde?”
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#3
Es dauerte einen Moment bis Gustavo begriff was die Frau von ihm verlangte als sie ihm ihre Hand hinstreckte. Es war unüblich den Handkuss von Nichtadligen zu verlangen. Vorsichtig ergriff er die zierliche Hand. Dabei streiften seine Finger die ihren und ihm war es als hätte er etwas unnatürlich Hartes gespürt. Vielleicht trug sie Fingerkuppenschmuck, so wie es in der Oberstadt gerade wieder Mode wurde.
Ein wenig ungeschickt berührten seine Lippen den Handschuh. Das man einen Handkuss nur andeutet wusste er nicht. Sein Wissen über diese Geste stammte aus Filmen und Schundromanen.

Ich werde sogleich nachsehen welches Zimmer für sie vorgesehen ist Madame de Trya. Hast zog er das große Buch mit den Reservierungen zu sich heran. Mit dem Finger ging er die einzelnen Eintragungen durch. Seine Stirn legte sich in Falten und er wiederholte den Vorgang. Als er wieder keine Reservierung finden konnte blätterte er sogar einige Seiten vor und zurück, falls sich derjenige, der die Buchung aufgenommen hatte, im Tag vertan hatte.
Doch er fand nichts.
Nervös sah er sie an und versuchte ein Lächeln zustande zu kriegen.

Wie es scheint hat es einen Fehler bei der Buchung gegeben. Gewiss lag es an der Tagesschicht. Franco ist ein ausgemachter Idio... Ihm fiel ein das es er mit eine Adligen sprach. ... er neigt dazu nachlässig zu sein. Hier sehen sie selber... Hastig drehte er ihr das Buch zu damit sie sich vergewissern konnte das der Fehler nicht bei ihm lag. Tatsächlich neigte die Frau mit einigem Interesse den Kopf.

Natürlich können wir ihnen ein anderes Zimmer bieten. Gustavo lehnte sich auf der Theke näher zu ihr und senkte die Stimme.
Eigentlich ist es ja nur für Staatsgäste gedacht. Aber ich kann ihnen eine der Senatorensuiten geben. Da haben sie Ausblick auf den Platz des göttlichen Glanzes.
Das bleibt aber unser kleines Geheimnis.
Gustavo zwinkerte, gewinnend wie er hoffte und nahm den Schlüssel vom Brett hinter sich.
Die schriftlichen Formalitäten waren schnell erledigt.
Gustavo winkte einen seiner Untergebenen herbei und ließ sich für einen Moment vertreten.
Ich werde Madame persönlich zur Suit begleiten, verkündete er.
Auf dem weg zum Fahrstuhl blickte er zu der Echse herab.
Benötigt das Tier etwas... Besonderes?
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#4
Siebenundvierzigster Stock. Ein genau kalkuliertes, nervtötendes und überaus unreizvolles “Bling” ertönte, im engen Schlepptau mit einer mechanischen Ansage, welche prachtvoll eben jenen Stock verkündete. Metallisches Zischen, elegant schwangen sich die vergoldeten Fahrstuhlwände auf, wäre es nicht ohnehin ein Panoramalift gewesen, hätte man über die verschwenderische Pracht und den übertriebenen Prunk jener Etagen in Starre verfallen müssen. So allerdings, hatten sich die dunkelheitsgewöhnten Iriden ihrer Augen bereits an die starken Schwingungen des übertakteten Lichts gewöhnt, welches hier vor allem die nachhaltigsten Töne des Prismas artikulierten. Einige Sekunden war ihr sogar schlecht geworden, ein unvergnügliches Grummeln ihrer Magengegend war immer noch hier, doch weit schwächer. Es wurde wirklich Zeit eine etwas “gedämpfter” Atmosphäre aufzusuchen. Der Empfangsbursche war sichtlich überbemüht darum, sie in die relative “Abgeschiedenheit” dieser senatorischen Suite zu bringen, Hintergedanken mischten dabei vermutlich einen wesentlichen Teil mit, so wie sie den Knaben einschätzte.

Er folgte einem länglich, nach oben hin leicht ovalen, im Stil früherer östlicher Herrenhäuser, mit breiten Edelteppichen ausgestatteten Korridor, flankiert von Alabasternen Vasen, welche bis zum bersten mit exotischen Blütenkelchen, Farnen und wohlriechenden Flechten gefüllt waren. Etwa dreihundert Meter vom Liftzustieg entfernt, wollte dieser einen gewisse persönliche Komponente einbringen, in dem er “höflich” die Hand an ihre Schulter legte, Schrekt’Orn zischte, der Mann verwarf den Gedanken, Jeanne grinste innerlich. An einem massiven Doppelbogen, gebeiztes Nalholz, man scheute wohl wirklich keine Kosten in diesen edleren Etagen. Gustavo, so stand es auf seinem Namensschild, zückte aus einer seiner vielen Taschen eine ebenfalls goldene Schlüsselkarte, zog jene durch einen schmalen Spalt eines in der Wand eingelassenen Scanners, grinsend schob er einen Flügel auf. Jeanne drückte diesem besonderen Exemplar eines Bediensten kurzerhand fünf Schekel in die Hand, ehe sich Schrekt durchschob, schloss dann rasch die Pforte. Zumindest die Beutegründe hatten sie bisher “problemlos” erreicht.
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#5
Der Echsenmann erhob sich geschmeidig als die Tür ins Schloss gefallen war. Er griff sich an den Hals und befreite sich von dem glitzernden Band. Nun schritt er weiter in die Wohnung hinein und legte dabei das Halsband auf einen gläsernen Beistelltisch.

Die Tarnung ist gut... er bewegte sich seitlich an das Panoramafenster und zog die weißen Lamellen davor. Zwar war es nahezu unmöglich das sie von draußen beobachtet wurden, aber sicher war sicher. Außerdem wusste der Geschuppte das seine Begleiterin die Dunkelheit bevorzugte.
... wir werden sie sicher noch häufiger nutzen können.

Neugierig erkundete er die anderen Zimmer. Sie schlossen alle direkt an den Wohnbereich an und waren lediglich mit Schiebetüren von diesem getrennt. Er entdeckte die Küche und dort, zu seiner Freude einen Korb mit frischem Obst. Schrekt'Orn nahm sich etwas das an eine Birne erinnerte und biss herzhaft hinein.

Das Männchen aus der Halle wollte sich offensichtlich mit dir paaren. Dabei schien mir die Überlegenheit seiner Gene nicht sonderlich hoch zu sein.

Es war schon ein merkwürdiges Bild wie dieses riesige Reptil unbekleidet durch die Suite ging, seine lange Schnauze in Schränke und Schubladen steckte und dabei mit der Frau in etwas sprach das bei seiner Rasse wohl am ehesten an einen Plauderton herankam.
Jetzt hatte er das Badezimmer entdeckte und sein Interesse wurde von der großen Eckbadewanne eingenommen. Auf einem Bord standen allerlei Duftwässerchen, Lotionen und Shampoos. Ohne lange zu zögern ließ sich das Riesenreptil heißes Wasser in die Wanne laufen. Es war eine Ewigkeit her das er sich richtige Körperpflege gestattet hatte. Noch ehe die Keramik zur Hälfte gefüllt war ließ er seinen massigen Leib hineingleiten. Wasser schwappte über den Rand und überschwemmte das halbe Bad. Sofort öffnete sich eine kleine Luke am Boden und ein handlicher Putzroboter machte sich daran die Bescherung zu beseitigen.
Der Xeno fühlte sich sichtlich wohl. Schwanz und Hinterläufe hingen über die Wannenwand und er drehte den Hahn voll auf. Dann begann er die Tinkturen großzügig ins Wasser zu schütten. Sofort wallte weißer Schaum auf.
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#6
Zum siebenten Male schon, fiedelte dieser selbstherrliche “Gott aller Geigenspieler Korons” die einsame Weise vom Marschreiter. Das müßige, teils zimperlich anmutende, geschmeidige Streichen seines Mahagoni-Bogens über die Rosshaarsaiten, diese Manier von “Nobles oblige” mit welcher er sein Instrument sachte zwischen Kinn und Schulter hielt. Wie ein jugendlich verliebter, tolldreister Knabe, wankelmütig, ziehend, über die Ränder schleifend, eine beinahe perfekte Komposition, ein nicht minderer Ohrenschmaus als die selbige Sonate auf einem edlen Flügel. In sich hineingrinsend setzte Sürel sein auf Eleganz geschliffenes Glas teuren Brandweins, mit der Kante zuerst auf das Kaffeetischchen der Rezeption, ein überschwänglicher Alkoholstropfen klang dabei sanft schwingend über das Wappen Gohmors herab, wie zur Unterstreichung seiner Wichtigkeit.

Dougal, Zigarren für den vornehmen Industriellen, ein durchwässertes Krokosodeur verbreitend, mit der glimmenden Spitze voran in die kristalline Vorrichtung des Aschenbechers geschoben. Das tägliche “Koron Journal”, Seite drei, Politik, vor sich aufgeschlagen. Daneben sein markantes schwarzes Notizbüchlein, ebenfalls aufgeschlagen, den handgearbeiteten Elfenbeinkuli darin rastend. Er hatte sich eben einige unbedeutende Eintragungen über nebensächliche Grundstrukturen der wirtschaftlichen Entwicklung des Tabakmarktes hier auf Koron gemacht, Preissenkung um sieben Prozent, bei erhöhter Anbaufläche von mehr als dreißig Kilometern, alles säuberlich unter gläsernen Kuppeln, damit auch kein schädliche atmosphärische Gas damit in Kontakt kommen konnte. Zumindest nahe der Äquatorialgegenden war der schlammige Grund noch zu etwas nutze, wie er wieder um wieder feststellte, wie ein nimmermüder Poet, aus welchen er sich sogar betrachtete. Auch seine Gattin hatte dies des Öfteren festgestellt, während er ihr spät Abends köstliche Lyrik vortrug. Natürlich waren dies hingepfuschten Verse, Silben und Textsammlungen nicht seiner genialen Feder entsprungen, sondern nur seinem kleinen vertrottelten Sekretär, der sich davon eine raschere Beförderung, oder ein zwei tausend Credits mehr im Monat erhoffte. Hä, Idiot. Eigentlich sollte er ihn feuern, die Nacht war nach dieser kurzen Vorlesung geradezu abgeflaut, innerlich hatte er sich ärgern müssen, wäre er doch besser in eines der Distrikte gegangen. Dort quasselten die Weiber weniger, kassierten hartes Geld und stellten keine allzu dummen Fragen “Wie ist es dir heute gegangen, Schatz?” und dergleichen. Ohnehin seine fünfte Gattin, die anderen waren noch dämlicher gewesen, meinten jetzt gar er sollte noch für sie Aufkommen. Pah! Er! Angewidert ob des Gedankengangs schnaubte er, dichter Smog erfüllte seine ohnehin kränkelnden Lungen, qualmend die nikotingetränkte Atemluft ausstoßend, spülte er den geschmacklosen Staub seines Mundes hinunter. Wäre da nicht diese einen Angelegenheit gewesen, er hätte sich entweder auf der Stelle besoffen oder wäre mit seinem Chauffeur ins nächste Distrikt gefahren, etwas weibliche Gesellschaft konnte nie schaden. Wieder zogen einige zerlumpte Halbaristokraten dämlich blubbernd an seinem Horchposten vorüber. Ach wie schrecklich, die Grundsteuern wurden um drei Schekel erhöht, zweifellos würden sie nun Pleite gehen. Sich einen anderen Planeten suchen. Den Verpesten. Ach… man sollte solche geschniegelten Schickimickis einfach zum nächsten Orkplaneten jagen, sollten sie dort ihren “Reichtum” verteidigen, wie es gute Männer und Frauen Tag um Tag für sie erledigen mussten. Naja, sollten sie doch alle verrecken, solange einer dafür zahlte. Na endlich, sich am Kinn unterhalb des kurz geschorenen Bartes kratzend, nahm er Notiz von diesem Rezeptionsfuzzi, welcher eben mit irgendeiner Schlampe und ihrer verfetteten Weltraumechse in einem Fahrstuhl verschwunden war. Schnurstracks “humpelte” der Bückling herbei, dienstbeflissen wie immer senkte er seinen gelangweilt, apathischen Augen, die so voller Abscheu gegen jene welchen es besser ging waren, das er sich schon öfters gefragt hatte ob der Junge nicht heimlich bei irgendwelchen “Schwarzen Messen” mitfeierte. Gustavo der Zerstörer, würde sich freilich leicht in die Horden der Dämonenarschlecker einreihen. Bei dem Gedanken musste er grinsen, ein breites, unbekümmertes, fettes Grinsen, wobei er seine auf Hochglanz polierten Porzellanbeißer dritter Generation entblößte, natürlich missinterpretierte dieser hässliche Hänfling das sofort als Glücklichkeit ob seines “Erscheinens”.

“Mister Kistan?” , es war als hätte der Junge sein bescheidenes Maß an Angst noch nicht ganz überwunden, “Die Veneris II - Suite wurde bezogen, wie sie es angeordnet hatten. Eine bleiche Frau mit einer… überdimensionierten Eidechse… Die Beschreibung passte, wenngleich die Echse mehr Tier als Mensch war.”
“Cleverer Junge, Gustavo, schon mal was von Raffinesse oder Tarnung gehört? Na… macht ja nichts.” , er schob ihm über das aktuelle Tagesbild des Gouverneurs, feierlich bei einer Parade der PVS, ein dickes Bündel Schekel, “Kauf dir davon eine schöne Tüte Eis, vom Onkel Sürel, ja?” , dabei klatschte er ihm mit einer Hand “sizilianisch” auf die Wange, “Und jetzt verschwinde! Achja, hier, gib diese Botschaft bitte an der Rezeption ab, ruf die Nummer an und gib genau durch was dasteht. Keine Fragen, kein Damdam, einfach nur ablesen. Verstanden?”

Gustavo nickte. Na, wenigstens zu etwas war dieser beschränkte Hablümmel noch zu gebrauchen. Nachher müssten sie sowieso noch aufräumen. Tja, dann hatte er sein Trinkgeld auch wieder. Das Leben belohnte eben die Pragmatiker. Voller imposanter, weittrabender Festlichkeit, zündete sich der leicht bäuchige Kistan eine weitere dicke Zigarre an, welche er dann genüsslich paffte.
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#7
Jeanne musste sich ein nicht geringes Maß an Verwunderung zusprechen, das mutierte Riesenreptil so zu sehen. Seine sonst vorsichtig, spähende Art, verkam zu etwas, was man wohl mit dem zu erwartenden Luxus in Verbindung bringen mochte. Aufrecht stolzierend wie ein jagender Tyranid, schien sich die Echse hier wohler zu fühlen, befreit von jenem Bändchen am Halse, schnappte sich rasch eine “Birne”, so glaubte sie nannten es die Andersweltler, kaute herzhaft darauf herum und verschwand in einer weiträumigen Hygienezelle, einem modifizierten Wasserloch. Schiebend verschlossen sich gläserne Pforten, deren “Fenster” halbdurchsichtig waren, wie es eben brauch schien, was verblieb war ein undeutlicher Schemen, das nasse Geräusch fließenden Wassers sowie ein angenehm zufriedenes Zischeln.

Indes sondierte Jeanne bedeutend griesgrämiger, gekränkt von den einfallenden, kaum gehinderten Sonnenstrahlen, die Suite. Besonders jener merkwürdige Flechtenkorb, aus welchem sich das Reptil bediente, erregte vorerst ihre Aufmerksamkeit. Das klassische Modell, eng gewobene, dünnen braune Äste, dekoriert von einigen wohlriechenden Blüten, deren Herkunft sie bisher noch nicht kannte. Die Kelche waren von leicht gekrümmten Blättern gespickt, deren sanfte Farbpigmente von akzenturierten Himmelblau bis zu einem weniger ausgewogenen Meergrün. Aus den nadelfeinen Poren strömte ein schwaches Aroma von Minze, erfrischend, schwach belebend und gleichzeitig kühl. Instinktiv fragte sie sich nach der Herkunft eines solchen Präsentes, hatte sie doch noch nie das Vergnügen einer derart noblen Zuflucht gehabt. Ein angeheftetes Stück blattweiß Papier, befestigt an einer goldenen Kordel.

“Herzlichst willkommen im Court Placa! ”, eine unlineare, verschnörkelte Bürokratenschrift, die Schwingungen sanftestens angedeutete, schwarze Tinte. Sie grinste erleichtert, zog das Zettelchen ab und setzte es auf den breiten Esszimmertisch, während sie nach etwas weniger süßlichem Obst in jenem Korb suchte. Kurzerhand fädelte sie den restlichen Inhalt über eine Wurzelholz “Legierung” auf, mehrere dieser “Birnen”, einige Äpfel, eine haarige Frucht mit grünem Inhalt, einige gebogene Gelbe, die allerdings hochgradig eklig schmeckten, zumindest wenn man nicht ihre tief pigmentiere Schale abzog, zumindest gemäß ihren Erfahrungen. Eben wollte sie das Körbchen beiseite legen, als ihr ein weiteres, weniger imposantes Papier an dessen Grunde auffiel. Neugier geweckt, interessiert pickte sie es aus den an der Unterseite leicht zerkratzten Weidezweigen. Leicht geknittert, die Last war wohl zu hoch gewesen, einige “Verziehungen”, dünne Wellen, ein paar kleinere Wasserflecken als Indiz für die frische des Obstes. Den äußeren Umschlag mit einem ihrer Fingernägel aufschlitzend, warf sie rasch die unbeschwerte Stirn in Denkerfalten.

“Willkommen im Court Placa! Die Senatorensuite “Veneris II” wurde speziell für sie reserviert, und bereits für einen Aufenthalt von sieben Nächten bezahlt. Vermutlich machten vergeblich gebrauch vom einfältigen Personal, suchten im Register nach jenem gewissen “Andrè Choustin”, er existiert nicht. Ihre neue Aufgabenstellung ist eine einfachere. 3000 Schekel pro Kopf, zehn Attentäterteams. Jeder ihrer Mitbewerber verfügt über die selbe Information, die Stockwerke. Drei, Zehn, Fünfzehn, Achtzehn, Siebenundzwanzig, Dreiunddreißig, Siebenundvierzig und Fünfzig. Dieser Wettbewerb endet in genannten sieben Tagen, keine Arbites, keine lokalen Sicherheitsbehörden, das Hotel wurde zu diesem Zweck gewissermaßen abgeriegelt. Sie kommen also nicht lebend hinaus, solange die Mission nicht abgeschlossen ist. Es existieren überdies drei Teams mit zwei Mitgliedern. Waidmanns heil!”
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#8
Jeanne hatte sich in die halb geöffnete Tür gestellt und die beigelegte Notiz laut vorgelesen. Da sie selber keinen Kommentar dazu abgegeben hatte wartete sie wohl darauf das Schrekt'Orn seine Meinung dazu kund tat. Der Echsenmann dachte über das Gehörte nach.
Das Riesenreptil tauchte in dem milchig trüben Wasser unter, so das nur noch der obere Teil seines Kopfes hervorlugte. Auf merkwürdige Weise erinnerte dieses Bild an einen urzeitlichen Alligator der auf Beute lauerte.
Er wälzte sich auf den Bauch und bescherte dem Putzroboter neue Arbeit.

Das gefällt mir nicht... Er brachte einen Fuß zum Vorschein und spreizte die, krallenbewehrten Zehen. Ich halte nicht gern für die Amüsement einer unterentwickelte Rasse her. Seine Worte zielte nicht darauf ab Jeanne zu beleidigen oder arrogant zu erscheinen, sie waren aus ehrlichem Selbstverständnis geboren.
Also eröffnen sich uns zwei Möglichkeiten. Mit einer Bürste begann er sich die Krallen an den Füßen zu säubern.
Entweder wir gehen auf dieses seltsame Spielchen ein und versuchen uns die Belohnung zu schnappen. Oder aber wir finden heraus wer sein Spielchen mit uns treibt und machen den Jäger zur Beute.
Nun begann der Xeno systematisch seinen muskulösen Leib zu schruppen. Die nassen Schuppen glänzten wie mit Öl bestrichen.
Aber so oder so sollten wir herausfinden wer unsere Mitbewerber sind. Wenn sie das tun was ich tun würde, so sind sie sicher darauf aus uns auszuschalten bevor das eigentliche Opfer überhaut eintrifft.
Unser Nachteil ist das wir keine wirkliche Bewaffnung haben.

Die Laserpistole war, zusammen mit Schrekt'Orns Kombination, gut versteckt wurden.
Unser Vorteil ist, so hoffe ich jedenfalls, das sie mich nicht als Option sehen. Sollten sie uns beobachtet haben so bin ich nur das exotische Haustier und sie halten dich für die einzige Bedrohung.

Schrekt'Orn stieg aus seinem Bad und trocknete sich sorgfältig ab. Dann schritt er zu dem großen Doppelbett, auf dessen Nachttisch ein geschmackvolles Haustelefon ruhte. Er ergriff den Hörer und streckte ihn Jeanne hin.

Bevor wir jedoch all diese Problematiken angehen sollten wir etwas Richtiges essen. Fleisch, viel rohes Fleisch!
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#9
Die Frau mit dem merkwürdigen Haustier hatte für einigen Klatsch unter den Bediensten gesorgt. Nicht nur das sie niemand kannte und ihre furchteinflößende Echse den Hund der Madame de Sranturi fast zu Tode erschreckte, sie hatte darüber hinaus eine gigantische Fleischplatte bestellt. Eben das Sammelsurium aus gebratenem, zum Großteil aber rohem, Fleisch das Gerdlinde in diesem Moment in einem Servierwagen vor sich herschob. Auf der unteren Ablagefläche klirrten diverse Flaschen Fruchtsaft. Das Kriterium “So süß wie möglich!“ hatte sein übriges zum Mysterium dieses Gastest getan. Auch ein Korb mit allerlei exotischen Früchten war dabei. Scheinbar reichte ihr der bereitgestellte also nicht. Gerdlinde erreichte die Tür und klopfte zaghaft.
Auf der anderen Seite waren Schritte zu hören und mit der Neugier, die offenbar Einstellungsversaussetzung für jeden Hotelangestellten, überall im menschlich besiedelten Raum war, legte sie ihr Ohr an die Tür.
Waren das Stimmen gewesen?
Für eine Sekunde hätte sie schwören können Stimmen zu hören. Eine weibliche, unzweifelhaft die des Gastes und noch eine zweite.
Ihre Augen weiteten sich in der freudigen Empörung eines erahnten Skandals.
Was wenn sie einen Mann da bei sich hatte? Sicherlich betrog sie ihren Mann hier.
Der Schlüssel wurde umgedreht und sie schaffte es gerade noch sich aufzurichten und ein Lächeln aufzulegen.
Die Tür öffnete sich einen Spalt, das Auge und die Geschichtshälfte einer Frau kam zum Vorschein.

Zimmer- service Madam!

Die Tür schwang nun vollends auf und die Dame winkte sie herein. Mit einiger Enttäuschung stellte Gerdlinde fest das sie nicht etwa im Morgenmantel war, was die Theorie vom geheimen Liebhaber bestätigt hätte. Nun ja, diesen Punkt konnte sie ihn ihrem Bericht an das restliche Personal ausschmücken.
In den wenigen Augenblicken, in denen sie den Wagen hineinrollte waren ihre Augen überall und suchten nach Anzeichen der sittenlosen Tat. Sie erspähte einen kleinen Putzroboter der beschäftigt hinter der Milchglaswand der des Badebereiches auf und ab fuhr. Vielleicht hatten sie es in der Wanne... nein ihre Haare waren trocken.
Allerdings war die Schiebetür zum Schlafzimmer verschlossen. Sicherlich verbarg sie ihn dort. Zusammen mit der monströsen Echse.
Oh diese Dekadenz!
Was hätte Gerdlinde darum gegeben sie einmal selber ausleben zu können.
Die Frau bedankte sich knapp und drückte ihr ein angemessenes Trinkgeld in die Hand.
Sie knickste, bedanke sich ihrerseits artigst und schon saß sie wieder vor der Tür.
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#10
Mell hatte den beiden mühsam bis in die mittleren Ebenen folgen können. Auf der Vergnügungsmeile schließlich, betraten sie ein recht teuer wirkendes Hotel. Dabei führte sie den Echsenmenschen an einem Halsband. Anscheinend geschah dies zur Tarnung. Jetzt stellte sich für Mell selbst die Frage wie er in das Hotel hineingelangen sollte. Er schaute an sich hinunter. Sein Äusseres erinnerte unter all dem Schmutz nur noch entfernt an einen Techadepten. So würde er auf jedenfall nicht hinein kommen. Er musste sich etwas einfallen lassen.
In einer dunkeln Seitengasse überlegte er seine nächsten Schritte. Während er so grübelnd dastand, sah er einen wohlgekleideten Herrn die Gasse entlangkommen. Der eitle Geck war mit einem elegantem Mantel, schwarze Stiefel und einem Hut mit ausladeneden Federn gekleidet. zudem führte er einen kleinen Spazierstock mit sich.
Das war Mells Chance. Tief in den Schatten gedrückt ließ er den Beamten passieren und knüppelte ihn hinterrücks mit dem Knauf seiner Pistole nieder. Schnell wechelte Mell die Kleidung, nahm das Geld des Mannes, fesselte diesen und warf ihn in einen Müllcontainer. Zwar waren die Kleider ungefähr eine Handbreit zu groß, doch er hoffte der Concierge würe es nicht bemerken. Seine alten Sachen nahm er in der Reisetasche seines Opfers mit.
Nun betrat er das Hotel. Zielstrebig ging er auf die rezeption zu und fragte den Empfangschef mit leicht arroganter Stimme:

Guter Mann, könnten sie mir Auskunft darüber erteilen ob sich zurzeit eine Dame mit einem Echsenhaustier bei ihnen aufhält ? Bitte beeilen sie sich, ich habe nicht viel Zeit.

Sacht auf mit den Fingern auf der Marmorplatte des Empfangs trommelnd, wartete Mell auf eine Antwort.
Der Mann am Empfang beäugte Mell mit einem prüfenden Blick. Und besonders lange beäugte er die zu kurzen Ärmel.

Sir, Sie wissen wohl so gut wie ich, dass sie auf gar keinen Fall eine höher gestellte Persönlichkeit. Ich weiß nicht woher sie die Kleidung haben aber ich rate ihnen sofort aus diesem Hause zu verschwinden, andernfalls sehe ich mich gezwungen den Sicherheitsdienst zu verständigen.

Mell handelte ohne zu zögern.

Aber, aber mein Bester, ich denke ein kleines Handgeld wird mir sicher die gewünschten Informationen verschaffen können, oder?

Mit diesen Worten öffnete Mell die geklaute Brieftasche und schob dem Mann, mehre Scheine zu, wobei Mell noch sein gönnerhaftestes Lächeln aufsetzte.
Sein Gegenüber, steckte die Scheine ein und gab Mell die Informationen im zuvorkommendsten Ton.

Die einfachen Gemüter sind doch alle gleich.

Mit einem Lächeln begab sich Mell in den Aufzug und wählte den siebenundvierzigsten Stock. Oben angekommen nahm er geradewegs Kurs auf das Zimmer in welchem sich die beiden Ex-Korsaren befinden mussten. Sachte klopfte er an.
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