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Das Büro des Leutnants für Nachwuchs, Rekrutierung und Versetzungsangelgenheiten war nicht sonderlich groß, aber durch das Fenster an der Front angenehm hell. Der Mann hinter dem Schreibtisch ging gerade einmal auf die Dreißig zu, auch wenn ihn sein akribischer Haarschnitt älter wirken ließ. Ein Aufsteller, auf der Tischplatte, verkündete das es sich bei ihm um Lt. Fellert handelte. Er selbst war im Augenblick über eine Akte gebeugt und machte Eintragungen mit einem Füllfederhalter.
Gedulden sie sich einen Augenblick. Brummelte er ohne von seiner Schreibarbeit aufzublicken. Als er es dann doch flüchtig tat runzelte er verwundert die Stirn und klappte den Ordner unvermittelt zu.
Schwester! Haben sie sich verlaufen?
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Lyn blickte zum Leutnant
"Nein ich habe mich nicht verlaufen verehrter Herr."
"Ihr als treuer Diener des göttlichen Imperators solltet doch wissen das die Wege die er uns bereitet manchmal verschlungen sind."
"Ich melde mich mit diesem Schreiben bei euch!"
Sie legte das Schreiben von den Arbites dem Leutnannt auf den Tisch und erwartete dessen Reaktion.
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Äääh verschlungen... gewiss! Der Leutnant war sichtlich irritiert und nahm mit fragendem Blick das Schreiben entgegen. Nicht ohne einen gewissen Grad an Ehrfurcht brach er das Siegel und entrollte das Pergament. Sorgfältig studierte er nun was der Marschall der Schwester mit auf den Weg gegeben hatte.
Hm das ist unorthodox. Ich weiß nicht ob ich das einfach so... bitte warten sie einen Augenblick. Er war schon halb zur Tür geeilt als er noch einmal inne hielt. Ach, setzen sie sich doch. Ich lassen ihnen einen Tee bringen. Damit entschwand er und tatsächlich brachte ein Adjutant ein Kännchen mit schwarzem Tee. Während der Hauptgefreite das Getränk eingoss schielte er neugierig zu der Soroitas herüber, sagte aber nichts. Gut zwanzig Minuten musste Lyn warten, bis der Leutnant schließlich zurückkehrte. Im Schlepptau hatte er einen Priester der Ekklesiarch. Einen kleinen Mann, mit Tonsur und freundlichem Gesicht der wohl auf die Sechzig zugehen musste. Er trug eine schlichte, dunkelrote Robe und stellte sich als Vater Melchor vor. Nachdem er Lyn überschwänglich die Hand geschüttelt und sich nach ihrem Namen erkundigt hatte las auch er sich das Schreiben des Arbites durch.
Bei diesem Mann scheinen sie einen gehörigen Eindruck gemacht zu haben, Schwester. Auch wenn er betont das er sie nur flüchtig kennenlernen durfte, so schreibt er doch wörtlich, dass sie noch nicht vom Gift der Stadt verdorben seien und den Männern und Frauen, die Leid und Tod erdulden müssen, eine Stütze sein können. Er ließ das Pergament sinken. Ein Marschall der Arbites, das nenne ich einmal eine Referenz. Nun gut, wenn sie wirklich eine seelsorgerische Tätigkeit in der Armee übernehmen wollen, dann werde ich sie in die Einzelheiten einweisen. Der Leutnant wird ihnen dann den militärischen Aspekt erläutern. Es ist zwar ungewöhnlich eine Soroitas bei uns zu haben, aber vom Prinzip her spricht nichts dagegen. Jeder der eine geistliche Ausbildung genossen hat, kann den Dienst bei uns antreten. Wie sie ihre Verpflichtungen gegenüber ihrem eigenen Orden regeln bleibt dabei gänzlich ihnen überlassen. In der Kaserne gibt es eine kleine Kapelle, welche dem Gottkaiser und Septinanus geweiht ist. Dort werden sie ihre Tätigkeiten verrichten wenn sie nicht im Feld sind. Sie unterzeichnen ein Einverständnis und erhalten einen Lohn von der Höhe eines Gefreitensolds. Dieser Obolus kann sich mit voranschreitender Dienstzeit erhöhen, aber reich werden sich dabei sicher nicht. Er lächelte als wisse er sehr genau wovon er sprach. Sie sind nicht verpflichtet, wie es etwa die Soldaten sind. Es steht ihnen frei nach einer Frist von einer Woche, nach Ankündigung ihres Vorhabens, zu gehen. Ausgenommen sie befinden sich zu diesem Zeitpunkt im Felde. Dort ist ihre vorrangige Aufgabe das geistige Wohl der Soldaten. Viele haben bereits in anderen Verwendungen gedient und schreckliche Dinge gesehen. Sie erhalten ein Buch mit dem Feldkatechismuns und sind berechtigt eine Feldbeichte abzunehmen und die Absolution zu erteilen. Nach Möglichkeit sollte dies jedoch in der Kapelle getan werden. Ein Wohnbereich wird ihnen in der Kaserne gestellt, wenn sie nicht bereits außerhalb über eine Wohnung verfügen. Hmmm... habe ich etwas vergessen? Ach ja die Kleidung. Sie erhalten von uns eine Robe wie jene die ich trage. Das ist quasi die Dienstbekleidung. Theoretisch könnten sie auch weiterhin ihre eigenen tragen, müssten dann allerdings die Insignien der Inquisition entfernen. Damit es nicht zu Missverständnissen kommt.
Das wäre es soweit von mir. Herr Leutnant?
Ja! Also sie unterstehen nicht der direkten Befehlsgewalt eines der Offiziere, sind aber angehalten sich dieser im Feld zu beugen. Die Rechtsprechung der Kommissare ist auch für sie bindend. Ihnen selbst obliegt keine direkte Weisungsbefugnis. Was die Ausrüstung angeht, so erhalten sie das Grundset eines einfachen Soldaten. Einziger Unterschied ist der, das sie die Robe über der Körperpanzerung tragen werden und eine Dienstpistole an Stelle des Gewehres erhalten. Ansonsten hat der Vater ihnen bereits das Gröbste umrissen. Er holte ein ausfüllbares Dokument aus einer Schublade und schob es ihr herüber. Hier steht noch einmal alles genau. Wenn sie einverstanden sind unterzeichnen sie hier... hier... hier und hier. Beim zweiten bitte mit Datum.
Sollten sie noch Fragen haben stellen sie diese bitte jetzt.
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Lyn überlegte einen Augenblick und schaute dann vom Priester zum Leutnannt.
"Es ist wohl eine Aufgabe die mir gestellt wurde um mich als würdiger Diener des Gottimperators zu beweisen."
"Ich bin mit ihren Angaben im Vertrag einverstanden, wenn sie mir einige Dinge vergewissern können." "Ich unterliege der Rechtssprechung des Kommissars doch möchte ich sie anhalten ihre Kommissare darauf hinzuweisen das es diplomatische Probleme geben könnte wenn einer von ihnen zum Ansporn der Soldaten mich exekutieren würde, da ich weiterhin im dienste meines Ordens stehe."
"Ihr könnt den Kommissaren ausrichten das ich mich einzig davor fürchte den Imperator der Menschheit zu entäuschen und mich somit nichts mehr erschreckt."
"Desweiteren frage ich euch ob ich meinen Rosenkranz der Ekklesarchie weiterhin tragen darf , denn er bedeutet mir sehr viel und ich lege ihn für gewöhnlich nie ab."
Sie deutet auf eine goldene Kette die sie um den Hals trägt.
"Wenn ihr dem zustimmen könnt stehe ich euch gern zu diensten."
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Freudig klatschte der Priester in die Hand und lachte.
Natürlich können sie ihren Rosenkranz behalten. Ihr Heiligen, was für eine Frage. Es freut mich aufrichtig das sie den Weg zu uns gefunden haben und ich bin gespannt auf die Arbeit mit ihnen.
Was die Kommissare angeht, unterbrach Fellert, so kann ich sie beruhigen. Ganz so schlimm, wie es die Gerüchte besagen, ist es dann doch nicht. Unsere Politkommissare nehmen ihre Aufgabe, ohne Frage, sehr ernst, doch sie erschießen nicht jeden der seine Schnürsenkel falsch bindet. Außerdem würde es mich wundern wenn man einer Soroitas mangelnden Glauben, oder fehlende Entschlossenheit vorwerfen könnte. In dieser Beziehung sehe ich keine Probleme.
Während Lyn die Papiere durcharbeitete klärte sie der Leutnant über das weitere Verfahren auf.
Im Anschluss werden wir sie einkleiden und ausrüsten. Das Ganze muss etwas zügiger gehen, damit sie noch das mitternächtliche Versorgungsluftschiff erwischen. Mit diesem werden sie zur Artichendes Prios verlegen. Vielleicht haben sie davon gehört, das größte Atmosphärenfahrzeug das je auf Koron gebaut worden ist. Man höret unverhohlenden Stolz in seiner Stimme. Man hat es fast vollständig in Gohmor entwickelt und gefertigt. Das sollen uns diese Hunde aus Truzt erst einmal nachmachen.
Mein Sohn! Melchor hob mahnend den Zeigefinger. Wir alle sind seine Kinder, er deutete nach oben. Eine Geste die ganz, gleich wo man war, Terra meinte. Im Glauben und vor seinem allerhöchsten Richterstuhl sind wir alle gleich. Fellert wirkte verlegen, doch dann lächelte der Priester und setzte in gespieltem Verschwörerton hinzu. Aber unter uns… so etwas hätten die wirklich nicht hinbekommen.
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"Wenn dem so sei möchte ich nun gerne zur Einkleidung gelangen um danach noch eine Einführung in den Umgang mit der Laserpistole genießen zu können da wir Schwestern diese Art von Waffen nicht nutzen." "Wo und wann fliegt denn das Versorgungsschiff ab ?"
Lyn musterte den Priester genau und lächelte dann.
"Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihnen und hoffe noch etwas von ihnen lernen zu können."
"Wir sehen uns spätestens im Versorgungsschiff."
"Möge der göttliche Imperator uns den Weg weisen und unseren Glauben stählen damit dieser uns als Schild dient."
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Gerrick hatte kurz seine Uniform überprüft und wollte gerade an die Türe des Rekrutenoffiziers klopfen, als diese plötzlich nach innen geöffnet wurde. Fast wären die Fingerknöchel auf dem Kopf des Priesters anstatt auf dem Holz der Türe gelandet. Blitzschnell senkte Lupin die Hand und trat verdattert zur Seite, um den berobten Mann und die ihm nachfolgende junge Frau passieren zu lassen. Er senkte den Kopf zum Gruß.
Vater...Schwester... Was sich nach einer Familienzusammenkunft anhörte war, so hoffte Gerrick, auch die richtige Anrede für die beiden Geistlichen.
Frisur, Tätowierung, Inquisitionsabzeichen, Kettenschwert. Tatsächlich, eine Sororita! Es ist beruhigend zu wissen, dass dieser kämpferische Orden offensichtlich eine Niederlassung auf Koron unterhält
Gerrick klopfte, und auf das obligatorische „Herein!“ betrat er den Raum des Offiziers, schloss die Türe und salutierte.
Gefreiter Gerrick Lupin, Herr Leutnant. Ich soll mich zwecks Versetzung von der Ausbildungsabteilung zur kämpfenden Truppe bei Ihnen melden, Sir.
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Rühren Soldat!
Lupin, Lupin sie hatte ich doch vorhin noch... ah hier! Unter einem Berg Akten zog er eine schmale Mappe hervor und schlug sie auf. Darin eine ellenlange Namensliste. Der Leutnant fuhr mit dem Daumennagel an den Nachnamen entlang, es musste sich um eine Aufzählung der frisch Beförderten und Nachversetzten handeln. Gefreiter Lupin Gerrick, da haben wir sie ja. Sie werden in die zehnte Kompanie versetzt, hinsichtlich ihrer Herkunft, wie ich vermute. Dort werden sie dem 2. Zug angegliedert, unter Leutnant Schönbäcker. Packen sie ihre sieben Sachen zusammen, Standardfeldausrüstung. Sie werden an der Großübung Bruderbande teilnehmen. Ihr Flieger geht in zweieinhalb Stunden. Fragen bis dahin?
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Gerrick nahm eine bequemere Haltung ein, verschränkte die Arme am Rücken und hörte dem Vorgesetzten aufmerksam zu. Lupin hatte, als Fremdweltler, schon damit gerechnet, in die 10. Kompanie versetzt zu werden. Er hatte gehört, der Gouverneur höchstselbst hätte die Gründung dieser Einheit veranlasst und sie würde zum Großteil aus Soldaten anderer Welten gebildet. Eine Eliteeinheit oder doch nur politische Überlegungen? Die Meinungen der anderen Soldaten gingen da weit auseinander.
Ich werde mir ja nun bald selber ein Bild davon machen können. Bin schon sehr gespannt...
Gerrick wiederholte den erhaltenen Befehl, sodass Lt. Fellert ihn verbessern konnte, sollte er etwas falsch verstanden haben:
10. Kompanie, 2. Zug, Lt. Schönbäcker. In 2,5 Stunden mit Standardfeldausrüstung am Hangar einfinden. Danke, Herr Leutnant, keine Fragen.
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Auch in der Nacht kam die Geschäftigkeit der Kaserne nicht zum erliegen. Selbst jetzt, da ein Großteil der Stammeinheiten an dem Übungsvorhaben teilnahmen. Im Gegenteil hatte ein Einsatz derart vieler Fahrzeuge und Gerätschaften dafür gesorgt das technische Mängel an einiger, weniger häufig verwendeter, Ausrüstung erkennbar geworden waren. Entsprechend waren Mechaniker und Technikerteams jetzt dabei diese Defizite abzustellen. Im Schein neonhell erleuchteter Technikbereiche sprühten nun Funken und wurde nach Leibeskräften geflucht. Eine kleine Gruppe verließ in diesem Augenblick die Kaserne, in einem Geländewagen. Da war natürlich der Kraftfahrer der wortlos mit dem Schicksal des Bereitschaftdienstes kämpfte. Dann Vater Melchor, welcher wesentlich massiger wirkte, nun da er eine Standardkörperpanzerung unter der Robe trug. Als Bewaffnung führte er eine Schrotflinte mit sich, außerdem hatte er einen kleinen Rucksack mit Habseligkeiten dabei. Auch Lyn saß mit im Wagen, ebenfalls mit dem Set eines gemeinen Soldaten ausstaffiert. Eine Laserpistole hatte sie, entgegen ihrer Annahme, nicht erhalten, da die PVS gänzlich Abstand von Laserwaffen nahm. Dafür war eine wuchtige SP- 3 in ihren Besitz übergegangen. Hatten sie für Schießübungen auch keine Zeit gehabt, so hatten man ihr immerhin die Ladetätigkeiten und die Bedienung erläutert. Der vierte im Bunde war Gefreiter Lupin. Anstatt ihn umständlich mit einem Sammeltransporter, gemeinsam mit den anderen Neulingen, auf die Einheiten zu verteilen, sollte er mit den beiden Geistlichen mitfliegen, da das Ziel aller das gleiche war.
Lange fuhren sie nicht, die Anlegestelle war nicht weit von der Kaserne entfernt. Fast wirkte sie verloren, ohne die gewaltige Masse der Artichendes Prios. An iher Stelle lagen drei wesentlich kleinere Luftschiffe. Zwei waren verankert, ein drittes schwebte regungslos vor der Stadt, nur ab und an von Positionslichtern belebt. Luftschiffe! Diese Bezeichnung beschrieb schon lange nicht mehr die wasserstoffgefüllten Riesen prä- imperialer Zeit. Mochte die Form auch noch entfernt an die Zigarren aus den Pioniertagen dieser Sparte der Luftfahrt erinnern, so waren sie doch längst mehr als skurrile Extravaganzen für ein betuchtes Reisepublikum. Es waren gepanzerte Kolosse, fliegende Flugzeugträger, Schlachtschiffe und Kommandobasen. Die Hüllen dick gepanzert und mit Geschützen nur so überkrustet. Die Artichendes war da nur die Spitze des Eisberges.
Der Wagen passierte den bewachten Eingangsbereich und hielt auf eines der angedockten Schiffe zu. Offensichtlich erwartete man sie bereits, denn vor der stählernen Zugangsbrücke wartete ein Mann mit Atemmaske und Schlechtwetterkleidung, der die Hand erhob um ihnen anzuzeigen wohin sie mussten.
Nach dem die Gepäcke ausgeladen und der Fahrer bereits wieder auf dem Rückweg war, erklärte der Mann, der sich als Luftschiffmatrose Maris vorgestellt hatte, den weiteren Ablauf.
Das schnelle Luftboot Greif war ein Aufklärungs- und Unterstützungsschiff und zeichnete sich durch Geschwindigkeit und Manövrierunfähig aus. Auch die Luftwaffe übte und die drei Passagiere konnten lediglich die Gelegenheit nutzen, das die Greif erprobte wie schnell sie der Artichendes zur Hilfe eilen konnte, bei einem Vorsprung von etwa sieben Stunden. Noch während sie den Weg zur Gondel beschrieben liefen bereits die Turbinen an.
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