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Schinder rührte seinen Kaffee um. Zum bestimmt hundertsten Mal. Das Getränk war lange kalt ohne das der Doktor auch nur einmal davon getrunken hatte. Er mochte gar keinen Kaffee. Doch er konnte schlecht hier sitzen ohne etwas bestellt zu haben. Die Bedienung warf ihm auch so schon jedes Mal einen missbilligenden Blick zu wenn sie an seinem Tisch vorbeikam. Doch der Arzt sah immerhin so wohlhabend aus das niemand es wagte ihn der Örtlichkeiten zu verweisen.
Erneut ließ er die blutunterlaufenen Augen über den kleinen Zettel wandern. Das Schriftstück war nicht grade ausführlich. Es hatte lediglich Ort und Zeit beschrieben und beides war mittlerweile erreicht.
Sein Blick ging zur Tür.
Das erste Antwortschreiben war wesentlich länger gewesen und es hatte eine versteckte Drohung enthalten. Zwar war man freundlich und großzügig ihm gegenüber, dennoch war die Erwähnung das man wisse wo er sich die letzte Zeit aufgehalten hatte, kaum miss zu verstehen. Siris war jeder Zeit in der Lage ihn ans Messer zu liefern.
Dann würde er wieder zu einen Gejagten werden. Eine Erfahrung die er nicht unbedingt erneuern wollte.
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Dr. Ziata Nershin war angesichts der heiklen Anfrage seines unmittelbaren Vorgesetzten, Dr. Schelzenko, etwas über das normale Maß hinaus beunruhigt. Routine, reine Routine, hatte man ihm mehrmals versichert, keine besondere Sache. Doch was war daran bitte nicht ungewöhnlich? Sie sprachen hier von einem verfluchten Teufel der Wissenschaft, einem kranken, alten Psychopaten, der angeblich einen halben Planeten zu einem mit Untoten verseuchten Wesen gemacht hatte, und dabei… nicht einmal Reue empfand. Die obersten Komitees mussten allmählich verrückt werden, vielleicht sollte er sich das Angebot der Penezin-Pharamceutical-Industries doch noch mal überlegen, und von hier aussteigen… besser heute denn morgen. Dennoch… musste er hier wohl oder übel noch durch, danach standen ihm alle Türen wieder offen, keiner würde ihn mehr behelligen, ihn, den unwichtigen Protege eines Protege. Nun… zumindest war der Alte nicht besonders beeindruckend, er schien weniger zu sein als alle behaupteten, wie er so dasaß, und sicherlich zum fünfunddreißigsten Mal seinen schwarzen Kaffee rührte… Nershin winkte die missmutig dreinblickende Bedienung herbei, bestellte noch einen kleinen Braunen, gestreckt mit etwas mehr Milch. Dann riss er sich zum ersten Mal seit mehreren Monaten mal zusammen, klemmte das Reißbrett und die dicke, lederne Mappe mit dem Emblem von Siris unter den Arm, setzte sich ohne Kommentar neben den ältlich wirkenden Mann.
“Verzeihen Sie, sind sie nicht zufällig der weltbekannte Philosoph Hans Rottstein?” , er blickte den griesgrämig dreinblickenden deutlich an, “Oh! Wusste ich es doch, seien Sie doch bitte so gut, und signieren Sie mir mein Buch, ja?” , mit den Fingerspitzen die dicke Mappe über den Tisch schiebend, grinste er dabei “amüsiert” als wäre dieser hier wirklich nur ein bewundernswerter Dichter, stattdessen reichte er ihm gerade die abgesegneten Antragsformulare. “Vielleicht finden Sie doch etwas Zeit für einen Bewunderer, einer meiner Bekannten, Herr Dr. Schelzenko, hatte mir erst unlängst erzählt, welch fantastische Bereicherung ihrer Einsichten in “Vom Leben, zum Sterben zum blanken Nichts” für uns alle wären. Wenn Sie doch die Zeit fänden, würde ich Sie gerne bekannt machen, Herr Rottstein.”
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Der Arzt ließ sich seine Verärgerung über diesen unhöflichen Burschen nicht anmerken. Sich gegenüber einem Tölpel ungehalten zu zeigen zeugte lediglich von mangelndem Standesbewusstsein. Kalt blickte er den Mann an und wollte ihn grade darauf aufmerksam machen das es sich um eine Verwechslung handeln musste, als sein Blick auf die Papiere fiel.
Es waren die offiziellen Annahmepapiere der imperialen Einbürgerungsbehörde. Schweres Pergament mit den protzigen Wachssiegeln darauf. Darunter lagen ein paar weiße Blätter mit dem Zeichen Haus Siris. Es schein sich um eine positive Antwort auf sein Gesuch zu handeln. Misstrauisch blickte er sein Gegenüber an.
Schinder schob den erkalteten Kaffee beiseite und faltete die knochigen Hände.
Was soll dieses Posenspiel? Ich bin kein Geheimagent der sich mit irgendeinem Wortcode zu erkennen geben muss.
Mein Name ist Doktor Josef Schinder, also sagen sie was es zu sagen gibt. Ich bin nicht durch das halbe Universum gewandert um jetzt mit ihnen Belanglosigkeiten auszutauschen.
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Der ältliche Doktor schien gereizt, wenn nicht gar überaus missgelaunt. Nershin konnte es ihm zwar nicht verübeln, nur trotzdem verstand er nicht im mindesten, warum dieser so offen seinen Namen herumposaunte, gerade als wäre er ein wichtiges Mitglied imperialer Behörden. Verdammt, der Kerl war Schinder, ein beinahe schon Steckbrieflich gesuchter Irrer, ein Chaosanbeter, Abschaum… und dennoch meinte Siris ihn aufnehmen zu müssen… Immer mehr wurden Zweifel ob der Richtigkeit eines derartigen Unterfangens in seinem Bewusstsein laut, wollte er den wirklich einem komplett ethikfreien Forschungsweg einschlagen, was wenn man ihnen auf die Schliche kam, wenn sie kapierten wer dieser Kerl hier war? Nervös blickte er sich um, eben stolperte eine ungeschickte Bedienste herbei, verschüttete drei Tropfen seines Kaffees, entschuldigte sich legere, und war auch schon verschwunden ehe er seinen Frust kundtun konnte. Seine saubere, weiße Robe war befleckt worden… Zufall ja, weiße Weste und so. Er grinst schwach, verkniff es sich allerdings beim Anblick des Psychodoktors wieder. Er harrte, und seine Nase wirkte dabei bedrohlich wie ein Geierschnabel, überhaupt erinnerte ihn der Kerl an einen aasfressenden Greifvogel… auch ein etwas eigenartiger Gestank haftete diesem Greis an. Konservierungsmittel?
“Hören Sie, Doktor...” , er sprach mit gedämpfter, beinahe flüsternder Stimme, “… dies ist nicht irgendeine dreckige Spelunke, oder wo sie sonst zu dinieren pflegen, keine Absteige für Gesinde, Huren und Zecher. Das ist Gohmor, und das ist das angesehenste Etablissement der ganzen Makropole, sehen Sie den da hinten? Das ist Kommissar Wallace Marega… das ist Hauptmann Iustus Dentralis von der PVS… der Dritte ist von der Ekklesiarchie… also würden Sie bitte, BITTE, nicht ihren Namen nennen? Wer weiß wer noch alles zuhört… verdammt… wenn Orsius oder eines der anderen Häuser davon Wind bekommt… werden die Vorgesetzten mich beseitigen lassen. Verstehen Sie das?”
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Schinder lehnte sich zurück und grinste. Was seinem Gesicht das Aussehen eines enthäuteten Schädels verlieh.
Oh ja… ich versteh durchaus. Sie machen sich Sorgen um ihren guten Ruf. Weil sie dem dümmlichen Geschwätz Speichel leckender Regimeschoßhunde mehr Beachtung beimessen als offensichtlichen, wissenschaftlichen Erfolgen. Trotz seiner beißenden Worte hatte er die Stimme tatsächlich gesenkt.
Sie werden es sicher weit bringen mein Freund. Eine hübsche Praxis oder eine ruhige Laboranstellung und ein schnelles Antigrav- Automobil vielleicht? Sein Blick hatte fast schon etwas mitleidiges. Aber mir geht es um mehr, junger Mann. Also halten wir uns nicht mit Geplänkel auf. Ich will hier nicht länger verweilen als nötig und sie sicherlich auch nicht.
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“Hören Sie, Schinder, ich habe Sie nicht um Ihre Meinung gefragt, es interessiert mich auch nicht. Für mich sind Sie ein affektierter alter Kauz, dessen Gehirn ohnehin schon vom Makel des Chaos zerfressen wurde. Nur das wir uns verstehen, mein “Bester”, ich würde Ihnen eher eine Kugel durch die Schädelbasis jagen, als auch nur eine Ihrer perversen Forschungen… verstehen zu wollen.” , irgendetwas stimmte nicht, lief ganz und gar schief, seine Gedanken… etwas spielte ihm einen Streich, zwang ihn zu so “offensichtlicher” Rede…, “Haus Siris ist eine Bande abartiger Verrückter, Wissenschaftler welche die grundsätzlichen Werte der Menschlichkeit und Moral vollkommen vergessen zu haben scheinen. Ich hörte bereits von Ihren Forschungen, vom “Übermenschen”, es beeindruckt mich nicht, Ogryns sage ich, sie wollen verdammte Ogryns erschaffen! Kampfmaschinen, wie die Adeptus Astartes, plump wie das Chaos selbst… Sie sind doch vollkommen verrückt, alter Mann… Sie… Sie…” , Nershin griff sich stotternd an die Kehle, dicke, fadenartige Schweißperlen flossen seine Stirn herab, seine Augen durchlebten einen seltsamen Prozess… Flimmern… zu häufiges Lidschlagen… seine Zunge fühlte sich schwer, bleiern an… der Geschmack von Kupfer an der Spitze… er würgte, ehe er abbrach, “Diese… Schmerzen… he…. hel… helfen Sie mir… BITTE!” , ausschwenkend Zuckend riss er linkshändig die Kaffeetasse vom Tisch, der Löffel schepperte, alle Augen waren plötzlich auf den sich am Boden windenden, röchelnden Jüngling gerichtet, welcher flehentlich die Hand in Schinders Antlitz hob, “B…. Bitte Dok…”
“Sie sind Doktor? Gnade des Imperators, helfen Sie ihm doch!” , kreischte jenes Mitglied der Ekklesiarchie hinter Schinders Rücken entsetzt, deutlich an den chaotischen Genetiker gerichtet, “Na stehen sie doch nicht so untätig herum!”
“Verdammt, ruft einen Notarzt! 779! Na los, machen Sie!” , schnauzte der an seiner Schildmütze erkennbare Hauptmann, die goldenen PVS Abzeichen deutlich an der Schulter, während er den Jungen in eine stabile Seitenlage bringen wollte, “Sie da, Doktor, helfen Sie mir!”
Unterdessen stürmte die zerstreute, und nun beinahe vollkommen aufgelöste Bedienung des vornehmen Etablissements zur nächsten Kommunikationszelle, wo sie wie befohlen den toxikologischen Notdienst rief, bemerkte dennoch das seltsame Knistern der Leitung nicht.
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Ganz recht, ich bin Arzt!
Der Doktor lächelte süffisant.
Ohne große Hast stand er von seinem Platz auf, bedacht darauf seinen Anzug nicht durch den verschütteten Kaffee zu ruinieren. Er durchschritt die die Gasse, die sich vor ihm auftat und kniete sich bedächtig neben den zuckenden Mann. Schinder öffnete seine Tasche und zog sich Gummihandschuhe über. Dann brachte er einen Spatel und eine kleine Lampe zum Vorschein.
Neugierig schloss sich der Kreis um ihn. Das Interesse am Elend Anderer machte auch vor der Oberschicht nicht halt.
Es könnte sich um einen ansteckenden Bazillus handeln. murmelte der Arzt und schon wurde die menschliche Umklammerung weiter.
Der Mediziner klappe den Mund des Mannes auf und leuchtete ihn aus. Die Zunge war geschwärzt und leicht geschwollen. Ein lähmendes Kontaktgift. Vermutlich hatte er es mit dem Kaffee zu sich genommen. Mit Bestimmtheit konnte er es nicht sagen, doch vermutlich würde es bald abklingen und der Sirismitarbeiter wäre wieder auf den Beinen.
Dieser Mann… er machte eine bedeutungsschwangere Pause … hat ein Gerinnsel im Stammhirn. Äußerst gefährlich, wenn nicht gar tödlich. Ein Raunen ging durch die Versammelten.
Ich werde daher eine Entlüftung des entsprechenden Bereiches durchführen und dieser armen Seele so hoffentlich ein grausames Schicksal ersparen.
Nun holte er einen Zylinder aus Glas und Messing aus den Tiefen seiner Tasche. Eine lange Nadel verlieh dem Apparat das aussehen einer Spritze.
Gekonnt und kraftvoll rammte er das Gerät in den Schädel seines Patienten. Einige Damen kreischten auf. Die Madame de Furingös fiel ihn Ohnmacht und musste von ihrem Verlobten aufgefangen werden.
Schinder beugte sich ganz nah an das Ohr des Bewegungsunfähigen. Für die Umstehenden musste es so aussehen als würde er den Atem prüfen oder eine Feineinstellung an seiner Apparatur vornehmen. Stattdessen flüsterte er.
Seien sie unbesorgt, der Schmerz wird intensiv, aber nur von kurzer Dauer sein. Danach werden sie sich nicht mehr um Chaos und morallose Medizin sorgen müssen. Ein unverständliches Röcheln kam aus der geschwollenen Kehle. Schinder schaltete den Zylinder ein und der mechanische Kolben trieb die Nadel tief in das Gehirn Nershins.
Der Körper des Mannes krümmte und wand sich.
Langsam füllte der Glaskolben sich mit einer trüben Flüssigkeit. Der kostbare Stoff der nun schon seit so vielen Jahren dabei half das der Doktor dem Tot immer einen Schritt voraus war. Wenn sich der Kolben bis zur Hälfte gefüllt haben würde wäre Nershin verloren.
Doch Schinder stellte die Maschine ab, entnahm die Flüssigkeit und verstaute sie sorgsam.
Der Gute ist gerettet. Er wird einige Stunden, vielleicht Tage, benommen und nicht Herr seiner Sinne sein. Doch das wird sich legen wenn er gute Pflege erfährt.
Befeil brandete auf und der Doktor tat ihn mit einer bescheidenen Geste ab.
Wenn die Dummköpfe begreifen würden das der Mann Zeit seines Lebens ein sabbernder Schwachsinniger bleiben würde wäre er längst über alle Berge.
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Neugierigen Augenmerks verfolgte der weißhaarige Biogenetik-Experte die kurzen, präzisen Bewegungen des Kollegen. Die Art und Weise, dieser unbekümmerte Umgang, diese vollkommene Reuelosigkeit gegenüber dem Leben eines sogenannten “Unschuldigen”, die kalt kalkulierende Weise mit welcher er die Nadelspitze des Extraktors durch die seitliche Schläfe Nershins jagte, in wundervoller Harmonie mit jenem wenig zweideutigen Grinsen an den vergilbten Lippen, all dies überzeugte ihn nur umso mehr, das Dr. Schelzenko zweifellos recht hatte. Dr. Josef Schindler wäre eine wahre Bereicherung für die Exodus-Forschungen des Hauses, vor allem in Anbetracht seines überaus ehrgeizigen und beinahe fanatisch verfolgten Zieles, der Schöpfung einer neuen “Herrenrasse”. Welch kühner, überragender Geist musste es doch sein, gefangen in einer derartig schäbigen Hülle, doch auch in seinem Leben, hatte Zratic gelernt, nicht immer den offensichtlichen Mängeln einer biologischen Hülle, eines “Wirtskörpers” recht zu geben. Vieles lag vor allzu schneller Entdeckung verborgen, so auch das Genie jenes Mannes. Binnen weniger, unfrequentierter Zuckungen, einiger schnell verstrichener Herzschläge, hatte die Krämerseele das von Fabius erwähnte “Brocas Saft”. Welch faszinierend Flüssigkeit dies doch sein müsste, wenn sie erst in raffinierter Form, gar die Knochenfäule heilen konnte, eine bisslang als vollkommen Unheilbar, absolut tödlich geltende Krankheit. Ezrem blies eine letzte, dunstige Wolke grauen Aschestaubs aus seiner Lunge, ehe er die qualmende Zigarre in einem Kristallaschenbecher ausdrückte, sich langsam den Kittel eines “Gohmor Zentralkrankenanstalt” Arztes über die Schultern warf, das Ebenhölzerne Etui in seiner Brusttasche verstaute und ein schäbiges “Dr. Isen Hens, Notarzt” Schildchen ansteckte. Zu Schade das der gute Dr. Schinder eben versuchte zu entfleuchen, er drängte sich ja förmlich an ihm vorbei, Zratic legte ihm von vorne den Arm auf die Schulter.
“Gute Arbeit Kollege, Ihr rasches Handeln wird dem Patienten kostbare Lebenszeit schenken.” , er schob den ältlichen Doktor förmlich in die Richtung des um die Ecke rasenden RTWs, eines speziell umfunktionierten, schalldichten Transporters, deutlich mit dem Sanitätszeichen des Imperiums gezeichnet, “Kommen Sie, ich muss die Erstdiagnose mit Ihnen besprechen!”
Während zwei gleichfalls in Gewänder von Notfallsanitätern gehüllte Gestalten des Hauses Siris den “Patienten” auf einer Bahre einluden, saßen sich Dr. Schínder und Dr. Zratic bereits gegenüber. Der Innenraum des Fahrzeuges bot genügend Freiraum um auch Nershin noch zwischen die Beiden zu legen, eine dritte, offenkundig weibliche Person, saß bereits mit aufgezogener Spritze am Kopfende der Bahre, während sich die Türen dumpf schlossen. Das vermutlich kaum zwanzigjährige Ding lächelte süffisant, während Zratic es ihr gleich tat, sich langsam aufrichtete und dem Doktor die Hand schüttelte.
“Saubere Arbeit, mein Name lautete Dr. Ezrem Zratic, Biogenetikexperte. Sehr beeindruckend wie sie die von ihnen beschriebenden Flüssigkeit “Brocas Saft” aus dem Schädel des Deserteurs extrahierten. Ganz recht, Deserteur, wir wussten von seinem Gespräch mit Penezin, er stand kurz davor bei Orsius anzuheuern… Ich hoffe sie haben Verständnis dafür das wir sehen wollten, wie effizient mit einer derartigen Situation umgehen würden, Dr. Schinder. Ich gestehe, sie werden zweifellos eine Bereicherung sein, doch zunächst, könnten sie unserer geschätzten Kollegin hier helfen, unseren Patienten mit der “Geistesstörung” ein wenig zu… operieren.” , Zratic grinste verschlagen, während, er Schinder ein stark gekrümmtes Skalpell reichte, “Wie ungeschickt Miss Kajide, wir haben doch tatsächlich das Sedativum vergessen…”
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Schinder betrachtete das dargebotene Skalpell als würde man ihm etwas Widerliches hinhalten.
Für was halten sich mich? fragte er kalt.
Wenn sie einen unbequemen Dissidenten loswerden wollen so tun sie die Metzgerarbeit gefälligst selber. Ich bin Forscher und kein Auftragskiller. Wenn ich Schmerzen zufüge so geschieht das im Namen der Wissenschaft und letztendlich zum Wohle der Menschheit. Die Qualen dieses Mannes stimulieren mich ebenso wenig wie sie mich kümmern. Wenn das bei ihnen anders liegt so wühlen sie in seinen Eingeweiden. Aber ich bin hier um zu arbeiten.
Sollten sie auf eine Operation bestehen, Er machte eine kreisende Handbewegung um die Geringschätzung für diese ganze Szenerie zum Ausdruck zu bringen, als Aufnahmeritual oder als was auch immer sie diese Farce bezeichnen wollen, so bin ich bereit dies zu tun. Doch nur unter adäquaten Bedingungen. Einem sauberen OP- Saal und fachkundige Unterstützung. Dann bin ich einverstanden diesem armen Teufel hier, zu entnehmen was sie wollen. Ich habe zu oft zwischen Tür und Angel gearbeitet um jetzt zu ihrer Belustigung in einem fahrenden Wagen zu schneiden.
Und wo wir dabei sind die Verhältnisse zu klären.
Wagen sie es nicht mich einen Kollegen zu nennen. Nicht bevor sich mich mit ihrer Arbeit davon überzeugt haben das sie nicht ebensolch ein kleingeistiger Stümper wie dieser Mann sind.
Er deutet auf den, dem Tode Geweihten. Dann verschränkte er trotzig die Arme vor der Brust. Eben genau so wie der exzentrische, alte Mann der er, trotz aller Genialität, nun einmal war.
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Zratic grinste, lächelte sogar einen flüchtigen Hauch lang im Mundwinkel. Diese unverfrorene, freche, beinahe kindliche Empörung, die beleidigte Weise, auf welche der kauzige Doktor die Arme übereinander schlug, die Augenlider zusammenkniff und schmollte. All dies, sowie die Abneigung gegenüber der schnöden Folter, hier auf beschränktem, schmutzigen Raum, so wissenschaftsfremd wie sie war, all dies behagte ihm, es gefiel ihm über die Maßen. Er übte kein Geringes an Hochachtung für diesen Mann der Forschung, wie er sich gebar, wie er handelte, sprach, sorgsam überlegt agierend. Kein einfacher, bodenloser Schlächter, kein minderer Metzger aus dem Proletariat, welches in seinem erstickenden Übermaß das ganze Imperium in einem Zug zu leeren drohte, kein gemeiner Verbrecher, welcher aus perverser Befriedigung heraus den Mensch sezierte, kein autonomer Bürokrat oder Wanderdoktor, welcher unter widrigsten Umständen amputierte, sedierte, Wundermittel verabreichte und dabei auch noch die Genugtuung für das “Höhere Wohl”, wie die basalt- bis azurfarbenen Tau, nicht das plumpe Schlächterwerk jener von Khorne oder dem orkischen Waaagh! Begünstigten. Dieser hier war wahrhaftig ein Mann von unzweifelhafter Wissenschaft, ein Studioso, wie er im Buche stand, und dennoch nicht gehindert durch das simple Prinzip der “Moral”, zu sehr beschäftigten sich dazu seine Thesen mit der Klärung der Frage nach dem Übermenschen, jenem zukünftigen Halbgott, geschaffen um den eigentlichen Sinn hinter der Rasse zu erfüllen, die Herrschaft über diese von unirdischen Lebewesen verseuchte Galaxis. Dabei ruhte sein Augenmerk beiläufig wie zufällig, auf der mittlerweile “entspannt” zurückgelehnten dunklen Eldar, welche doch so großen Wert auf das rechte Maß des Schmerzes zu legen schien. War der Gedanke also wahrlich ketzerisch, unverfroren oder doch eher zum Wohle seiner eigenen Spezies gedacht, deren Wissen einst gegen sie selbst zu richten? Er bejahte vorerst letzteres, wobei er leicht mit dem Haupt nickte, das Skalpell zurückzog und in eine gesicherte Halterung legte. Seine behandschuhten Finger blieben ruhig, still genug um eine komplizierte Operation am Hirnanhang oder dem Herzen durchführen zu können, selbst während das Fahrzeug herum rumpelte, die gummierten Reifen sanft quietschten und so manche Ampel nervtötend missachten konnte. Er war es wahrlich zufrieden, nickte erneute bestätigend, legte dann eine schmale, stilisierte Ikone des Hauswappens an des Doktorsseite.
“Vollkommen akzeptiert. Ihre Vorgehensweise zeigt von einem ausgereiften Geist, keinem Gesellen der Metzgersinnung, wie wir es nach kurzer Analyse ihres Aufenthaltes auf der berüchtigten “Zuflucht” gedacht hätten. Durch ihre Ablehnung erhalten sie den Grad “Ornachches Inferior”, ein Eingeweihter des ersten Zirkels, beweisen sie sich durch ihre wissenschaftliche Arbeit, und schon bald könnten sie ein vollakzeptiertes Komiteemitglied in einem der Projekte werden. Vorausgesetzt sie wissen wo ihre “Loyalität” liegen muss… bei der Wissenschaft!”
Als der letzte Widerhall seiner sanften Stimme an den metallischen Außenwänden erstarb, ertönte eine kurze Sprachmitteilung, die Oberstadt war erreicht, die gläsernen Türme und Kuppen, und vor allem, der zentrale Bezirk des Hauses Siris…
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