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Zufrieden ließ der Doktor seine Blick über die Einrichtung gleiten. Alles glänzten in Chrom und neutralem Weiß. Die Luft wurde permanent gereinigt was sie in angenehme Bewegung versetzte. Über allem lag ein leichte Geruch nach Desinfektionsmitteln. Siris hatte sich wahrlich nicht lumpen lassen bei der Einrichtung seines neuen Arbeits- und Wohnbereich. Das sie dies nicht aus Liebe zur zwanglosen Forschung taten war dem Doktor vollkommen bewusst. Man erwartete Ergebnisse und Schinder war sicher das er sie liefern konnte. Betrachtete er doch diesen Druck nicht als Belastung, sondern als Ansporn. Bedächtig lief er in die Mitte des hohen, kreisrunden Raum. In der Mitte standen mehrere Operationstischen, aus makellosem Stahl, die Blutrinnen noch nie mit der roten Flüssigkeit benetzt. Der Roboter, der über den Tische hing, erinnerte an eine lauernde Spinne, wenn er auch über wesentlich mehr Beine verfügte. Klingen, Spritzen, Knochensägen und Absaugröhrchen standen an biegsamen Gelenken bereit um einfache Arbeiten zu übernehmen. Es verwunderte den Doktor ein wenig das man keine Servitoren für derartige Aufgaben zu verwenden pflegte. Doch seine neuen Förderer schiene ohnehin nicht viel von diesen Halbmenschen zu halten. Das sie sich bei ihren Helfern auf rein mechanische Unterstützung verließen konnte beim Adeptus Mechanikus nicht gerade auf besonderes Verständnis treffen. Die Maschinenpriester des Mars wachten neidisch über ihr technologisches Monopol und waren darauf bedacht das es ihnen niemand streitig machte.
Schinder schritt weiter, ließ seinen Blick über den Laufgang wandern der in einiger Höhe an Ketten hing und den Zugang zu den Arbeitsalkoven und seinem Wohnbereich gestattete. Hier unten war alles auf Operationen ausgelegt. Tische mit feinsten Arbeitsgeräten, Analysemonitore, eine Stasikammer, sicher die teuerste die er in den letzten Jahrzehnten gesehen hatte. Alles strahlte in seiner Neuwertigkeit eine, beinahe sakrale Jungfräulichkeit aus. In stiller Erwartung der großen Dinge die hier geschehen würden.
Die Erker, auf der Höhe des Laufsteges, enthielt alles was für langwierigere Forschung nötig war und bei Eingriffen nur im Weg stehen würde. Mikroskope, Zentrifugen, Rechner und vieles mehr.
Ein wirklich durchdachtes Laborkonzept.
Schinder erstieg die Wendeltreppe und kam auf den Laufgang. Die Ketten klirrten Leise und der luftige Weg schwankte ein wenig. Ohne auf die Bewegung zu achten wanderte er an der gespannten Kette, die als Geländer diente, entlang. Ließ seinen Blick in die Tiefe gleiten und erfreute sich an dem Anblick schnörkelloser Funktionalität.
Schließlich erreichte er die Tür zum Wohnbereich. In der weißen, mit Kunststoff überzogenen Wand, wollte die Tür nicht recht passen. Sie war mit dunkelrotem Leder bespannt, gesteppt wie bei einem Sofa, oder besser wie bei einer Gummizelle. Schinder hatte seine persönlichen Wünsche geäußert und man hatte sie ihm klaglos erfüllt. Ein weiteres Zeichen dafür wie wichtig seine Fähigkeiten für das Haus zu seien schienen. Er stieß die Pforte auf und betrat einen Raum, wie er keinen größeren Kontrast zum Labor hätte bilden könnten. Seidentapeten und antike Möblierung. Ein wuchtiger Schreibtisch so wie gut gefüllte Bücherregale, ein Bett in einer Nische. Doch auch hier ließ sich der ewige Forscher nicht leugnen. Eine Pult mit Pülverchen und Tinkturen muteten mehr alchemistisch dann wissenschaftlich an. Dennoch hatte man auch bei diesen Dingen nicht nach dem Zweck gefragt sondern sie einfach herangeschafft.
Zufrieden nickte Doktor Schinder.
Wahrlich perfekte Vorraussetzungen für seine ehrgeizigen Vorhaben.
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Tagebuch von Dr. Josef Schinder
211 n.KdH Tag 154
Ich habe mich nun doch entschieden diese dumme Angewohnheit wieder aufzunehmen, wenn ich auch nicht täglich Eintragungen vornehmen werde, so scheint es mir doch sinnvoll meine Fortschritte festzuhalten. Auch ist es mit so möglich einige eigenen Gedanken zu bewahren und spätere wieder aufzugreifen. Es ist das Ärgernis eines alten Kopfes das man dazu neigt die Überlegungen schweifen zu lassen und wesentliche Dinge zu übersehen oder zu vergessen. Ich bin keineswegs so Eitel dies zu verkennen und hoffe dem ganzen so entgegen zu wirken.
Meine neuen Förderer und Arbeitgeber sind tatsächliche ein Glücksfall, genau so wie ich es mir erhofft hatte. Lediglich das... nun ja “Aufnahmeritual“ möchte ich es einmal nenne, hätte mehr dem Streich einer jugendlichen Studentenverbindung zu Gesicht gestanden. Doch sei’s drum.
Das Haus Siris entpuppt sich zusehends als aufgeschlossen und innovativ. Die übliche Verbohrtheit anderer Wissenschaftsorganisationen scheint ihnen vollkommen abzugehen. Ein mehr als löblicher Umstand wie ich bemerken muss. Zwar ist mir klar das man mit derartigen Euphorieausbrüchen vorsichtig sein muss, dennoch neige ich zum Optimismus. Man hat mich mit einem Labor ausgestattet wie ich es mir besser nicht hätte wünschen können. Ich wurde ermutig meine eigenen Forschungen voranzutreiben, doch auch nachdrücklich darauf hingewiesen das ich Ergebnisse zu liefern habe.
Ein Tausch den ich bereit bin einzugehen.
Um meinen guten Willen zu zeigen und um meine Kollegen zu sondieren habe ich einige Ergebnisse präsentiert. Recht belangloses Zeug, wie ich zugeben muss. Ein Nervengas, eine Abhandlung über die als Symbionten bekannte Tyranidensubspezies mit dem Augenmerk auf militärische Nutzbarkeit ihrer modifizierenden DNA- Manipulation. Auch ein medizinisches Mittel zur schnelleren Blutgerinnung konnte ich beisteuern. Ich muss gestehen das diese Dinge nicht wirklich von mir stammen, ich habe sie lediglich ein wenig angepasst. Die Kollegen mit deren Federn ich mich geschmückt habe mögen mir verzeihen.
Wenn man etwas argwöhnte so ließ man es mich nicht merken. Vielmehr schien das Kollegium sehr interessiert an den Arbeiten. Diese Kollegen scheinen mir im übrigen jedoch kaum über dem gehobenen Mittelmaß ihrer jeweiligen Fachexpertise zu stehen. Die ungewöhnliche Offenheit gegenüber alternativen Forschungszweigen ist der eigentliche Pluspunkt. Darüber hinaus sind mir bis jetzt noch keine Ausnahmetalente aufgefallen.
Meine abgelieferten Ergebnisse verschafften mir ein wenig Raum meine eigenen Ambitionen zu verwirklichen. Die angehängte Akte beschreibt den Beginn meiner Experimentreihe. Ich habe beschlossen von elektronischen Speichermedien Abstand zu nehmen da ich Überwachung befürchte.
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Postmortale Reanimation / Grundidee und Grundlagenexperimente.
Mein erklärtes Ziel ist es, nach wie vor der Menschheit das ewige Leben und somit Übermenschentum zu schenken. Frei von Krankheiten sowie altersbedingten Verfallserscheinungen und somit jedem xenoologischem Aggressor überlegen. Zwar sind heutzutage diverse, dass Leben verlängernde Methoden bekannt, an einigen habe ich immerhin selbst eine nicht unerhebliche Beteiligung gehabt, dennoch sind dies alles nur Bekämpfungen der Symptome. Die “Zellerfrischung“, oder die “Steinche Bestrahlung“ sind hier zwei exemplarische Beispiele. Beide verzögern den Verfall der Zellen zwar, halten ihn jedoch nicht auf. Auch sind oftmals Krebs und andere schädliche Befälle die Folge. Diese sind zwar heilbar, strapazieren den Organismus jedoch zusätzlich. Mein fundamentaler Gedanken ist nun das Leben nach seiner eigentlichen Beendigung fortzusetzen bzw. neu zu beginnen. Eine Idee auf die ich bei meiner eigenen lebensnotwenigen Behandlung kam. Bisher hatte ich, so wie der Rest der forschenden Welt, versucht das Problem während des normalen Lebenszyklus anzugehen. Etwas das sich bisher als unmöglich erwiesen hat. Also kam mir der Gedanken die eigentliche Erneuerung nach dem Ableben zu beginnen. Eine wesentlich bessere Vorraussetzung wie ich entdecke. Verfällt der Körper doch in eine Art Nullstellung.
Einziger störender Prozess ist nun noch die Verwesung, die sich allerdings relativ leicht aufheben lässt. Anfangs mit Stasis und nach der Wiederbelebung durch verschiedene konservierenden Ingredienzien die dem Blut zugegen werden, oder dieses ersetzen. Anfangs stelle ich diese Dinge jedoch hinten an und beschränke mich auf die Grundlagen.
Es spricht für den Einfluss der Siris das ich sofort eine Leiche für erste Experimente erhielt. Es handelte sich dabei um eine Frau die im ungefähren Alter von 30 Jahren verstorben war. Haltungsschäden und Verätzungen an den Händen ließen auf Bergarbeiter schließen. Ich injizierte Substanz 14. Da ich befürchten musste das mir die Probe des sogenannten “Wiedergängerfluchs“ fortgenommen werden würde hatte ich sie mit anderen Seren vermischt und so getarnt. Nachdem sie extrahiert war spritzte ich sie dem Testobjekt. Wie ich erwartet hatte regte sich der Körper in einer primitiven Nachahmung von Leben. Dieser Vorgang war mir ja bereits aus früheren Versuchen bekannt. Hier ging es nur darum eine klare Basis zu schaffen. Die zusammengefassten Ergebnisse liegen bei. Zitat:-Subjekt zeigt anfängliche Verwirrung.
-Subjekt erkennt mich als lebendes Wesen. (Verbesserte Wahrnehmung?)
-Subjekt versucht seine Fesseln zu zerreißen, erkennt nicht das dies unmöglich ist. (praktisch keine Vermögen zu logischen Schlussfolgerungen, extreme Aggressivität.)
-Subjekt wird geöffnet. Sämtliche Körperfunktionen sind zum Erliegen gekommen. Die Animationen der Muskeln scheinen keinen direkten Ursprung zu haben. (Blut für spätere Analyse entnommen.)
-Nerven ohne Funktion, Subjekt ist schmerzunempfindlich.
-Endgültiger Tot tritt nach Durchtrennen der Verbindung zum Hirnstamm ein.
-Experiment beendet-
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211 n.KdH Tag 156
Es geht voran. Ich habe zwei wiederbelebte Exemplare in einem Spezialkäfig separiert. Ich erhoffe mir davon Erkenntnisse über die bemerkenswerte Tatsache das die Wiedergänger nur Individuen angreifen die nicht im gleichen Zustand wie sie selber sind. Ihr Hunger auf Fleisch scheint generell die einzige Motivation all ihres Tun zu sein. Das ist bemerkenswert da sämtliche organischen Funktionen inaktiv sind und sie die aufgenommene Nahrung weder verdauen noch ausscheiden können. Das organische Material geht in Verwesung über und schädigt den Köper durch seine Fäulnis sogar noch. Ich habe eine der Kreaturen geöffnet um diese Vermutung zu belegen und fand mich bestätigt. Ihre Wahrnehmung scheint auf Sicht und im geringen Maß auf Geruch zu beruhen. Es ist erstaunlich das die Sinne vollfunktionsfähig und scheinbar sogar besser ausgeprägt sind. Es könnte sich die Vermutung einschleichen das der Virus künstlichen Ursprungs ist. Doch dafür benötige ich genauere Erkenntnisse. Ich habe beschlossen die beiden Wesen vorerst nicht zu vernichten und ihr Verhalten weiter zu studieren. Belästigung durch Kollegen, sind nicht zu erwarten, man scheint mich zu meiden und ich bin nicht unglücklich darüber. Ich arbeite sowieso großteils alleine. Die Assistenten die man mir zur Verfügung stellt sind ausgemachte Schwachköpfe und kaum zu mehr befähigt als Reagensgläser auszuspülen. Ich bedarf ihrer Dienste nicht und schicke sie regelmäßig fort. Während ich das wiederbelebte Pärchen in seiner Box beließ um zu sehen ob starke Lichteinstrahlung, Kälte oder Nahrungsentzug Auswirkungen auf das Verhalten hat, widme ich mich der eingehenderen Analyse des eigentlichen Stammvirus.
Nachtrag: Scheinbar bin ich nicht einmal an diesem Ort vor den Belanglosigkeiten des so genannten kulturellen Lebens sicher. Man hat mir aufgetragen an der Ernennungszeremonie des planetaren Gouverneurs teilzunehmen. Eine äußerst ärgerliche Unterbrechung meiner Arbeit. Doch muss ich auch sagen das es lange her ist das ich einer Feier bewohnte und die Abwechslung mir vielleicht gut tun wird. Als ich meine Vergangenheit und polizeiliche Akte zu bedenken gab antwortete man mir mit einem wissenden Lächeln und versicherte das meine Weste auf Koron blühten weiß sei. Immerhin etwas!
Zwar wäre es mir lieber meine Forschungen nicht verlassen zu müssen, dennoch bin ich gewillt das Beste aus dieser erzwungenen Pause zu machen.
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Tagebuch von Dr. Josef Schinder
211 n.KdH Tag 159
Endlich sind die nervenaufreibenden Unterbrechungen beendet. Zugegeben ich bin selber schuld, meldete ich mich doch freiwillig bei dieser lächerlichen Exkursion. Meine Hoffnungen blieben enttäuscht. Ich fand keine Spur von dem was ich in der Station vermutete. Dennoch hat sich meine Überzeugung nicht geändert. Ich bin vollkommen sicher das die Verweise in den “Versunkenen Reichen” authentisch sind. Nicht auszudenken wenn dies stimmen sollte.
Bin auf einen Artikel im Gohmor Guardian aufmerksam geworden. Ein junger Kollege plant eine Reise in die unbekannten Gefilde des Planeten. Es reizt mich, trotz der Schmerzen die mich nach der Mission mit diesen tölpelhaften Soldaten plagen, mit ihm zu gehen. Leider unmöglich da mein Projekt ständiger Überwachung bedarf. Werde dennoch schriftlich Kontakt zu diesem Schnabelmayer aufnehmen und seine Gesinnung prüfen.
Bei meiner Rückkehr aus den unteren Gefilden der Stadt machte ich eine angenehme Entdeckung. Man hat wohl von meine Vorliebe für das Orgelspiel erfahren und eines dieser Instrumente in meinen Wohnbereich einbauen lassen. Auch wenn ich meinen Unmut über das Eindringen in meine Privatsphäre äußerte muss ich doch gestehen das es mich erfreut wieder spielen zu können. Ich bin sicher das man mir dieses Geschenk nur machte um mich nicht wegen der anstrengenden Mission zu verprellen. Was die Schnüffelei der Siris angeht bin ich unbesorgt. Das Versteck der wirklich wichtigen Unterlagen finden nicht einmal sie.
Habe Serum zu mir genommen und spüre nun wieder genügend Kraft um weiter zu schreiben. Ich habe beschlossen dem jungen Leutnant der PVS für meine Pläne zu nutzen. Er scheint mir nicht völlig unfähig und hat ein gesundes Maß an Abscheu gegenüber dem Imperium. Werde nachher noch ein Schreiben für ihn aufsetzten.
Nun aber endlich zum Projekt.
Mein Pärchen hat die Zeit meiner Abwesenheit recht passabel überstanden. Ganz offensichtlich gibt es in ihrem permanenten Hunger verschiedene Variationen, denn sie waren definitiv aggressiver als zu dem Zeitpunkt als ich sie verlassen habe. Die eigentliche Neuigkeit, die mich in regelrechte Hochstimmung versetzte, erschloss sich mir jedoch erst als ich die Videoaufzeichnungen ansah. Die beiden Kreaturen suchten in der Dunkelheit die Nähe des jeweils anderen. Das bestätigt Ansätze meiner Theorie. Wenn mein Vorhaben mit dem Leutnant klappt kann ich diese beiden Exemplare bald zerstören und meine Vermutung tiefgehender untersuchen.
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Tagebuch von Dr. Josef Schinder
211 n.KdH Tag 159 / Nachtrag
Ein ärgerlicher Umstand hat mich dazu gezwungen die beiden Exemplare, oder das was davon noch übrig ist, zur Verbrennung zu geben. Ihre inneren Organe waren dabei sich zu verflüssigen, nachdem ein Pilz sie befallen hatte. Anfangs hielt ich es für einen Begleitumstand der Verwesung, doch dafür war die Reaktion zu schnell. Bei meiner abendlichen Visite stellte ich fest das die beiden Erweckten sich untypisch verhielten. Sie zuckten und krümmten sich. Ich beobachtete wie sich, innerhalb nur einer Stunde, die Haut vom Körper löste und als formlose Masse auf den Boden floss. Wie zu erwarten hatte dies keinen sonderlichen Einfluss auf die motorischen Fähigkeiten, auch wenn ich es anfangs, auf Grund der spastischen Anfällen nicht unähnlichen Bewegungen, vermutete. Diese waren aber letztendlich auf den Angriff, auf das Gehirn zurückzuführen. Nach etwa zwei Stunden war die ganze Sache vorbei und ich konnte mich den reglosen Körpern, unter Rücksichtnahme auf die nötigen Sicherheitsvorkehrungen, nähern. Was noch zu transportieren war bracht ich den Sezierraum und stieß dort auf den Eingangs erwähnten Befall. Schnell stellte sich heraus das dafür künstliche Ursachen vorlagen.
Ich komme nun immer mehr zu dem Schluss das die Überwachungselektronik meinem Projekt ein Ende gesetzt hat. Da ich die Untersuchungen natürlich nicht anmelden konnte, hat dieses Ding, dieser dreimal verfluchte Haufen aus klickenden Schaltern, irgendeine Art Desinfektionsmittel freigesetzt, welches diese verheerende Wirkung auf meine Forschungen hatte. Was sind das für Zustände, frag ich mich? Wie soll ich auch nur einen Schritt weiter kommen wenn mir permanent Steine in den Weg gelegt werden? Erst der Rückschlag mit der PVS, dieser kindische Ausflug der meiner angegriffene Gesundheit so zugesetzt hat, dann dieser überkandidelte Automat, der nichts besseres zu tun hat als sein Gift in meine laufenden Experimente zu schleudern, es ist zum...
Meiner treu, ich muss mich beherrschen. In einem Wutanfall habe ich alles vom Schreibtisch gefegt. Ich muss nun lachen. Fast benehme ich mich wie ein aufgebrachter Student. Habe ich nicht zu allen Zeiten mit Geistesschwachen und kleinbürgerlichen Narren zu kämpfen gehabt? Es wird schon wieder. Meine Hand zittert und gemahnt mich an dieser Stelle zu schließen. Ich werde eine Neukonzeptionierung ansetzten und das Beste aus der Situation machen. Die Ergebnisse sichten und in meine bisherigen Erkenntnisse einarbeiten. Vielleicht beschreite ich ersteinmal einen separaten Aspekt und nähere mich der Problematik von anderer Seite. So laufe ich weniger schnell Gefahr den Blick für das große Ganze zu verlieren.
Es war, glaube ich, Fabius Gallus der sagte: “Mit jedem Schlag den man gegen mich führt, beweist man mir nur um so deutlicher das meine Bestrebungen das Universum zu erschüttern vermögen.“
Ein großer Mann, ein wahrhaft großer Mann!
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Tagebuch von Dr. Josef Schinder
211 n.KdH Tag 222
„Die Umstände haben mich gezwungen meine Experimente vorübergehend auszusetzen. Ich musste Haus Siris fluchtartig verlassen, nachdem sich die anfängliche, gut scheinende Konstellation der dortigen Einrichtungen als ein Hort engstirniger Selbstverliebtheit herausstellte. Diese Narren verstehen nicht was ich im Begriff bin zu schaffen. Sie spielen mit Fragmenten von Technologie herum, die sie nur in sehr groben Zügen begreifen. Brotkrumen, von Xenos vor die Füße geworfen, oder aus irgendwelchen, kruden Quellen ergattert. Nur weil sie damit gegen das Gesetz einer verbohrten Gesellschaft verstoßen, halten sie sich für Vordenker und große Geister. Narren! Kinder, die Wissenschaft spielen.
Mein Weg, der sie abseits der huldvollen Gaben überalterter Nichtmenschen zur neuen Größe der menschlichen Rasse hätte führen können, bleibt un- oder gar verachtet.
Oh ihr großen Brüder im Geiste, auch euch war solch Leidensweg durch das Tal der Blinden beschieden.
Aber dennoch, so sehr mich der Verlust der technischen Einrichtungen, die Siris mir bot, schmerzt, hat dieser Neubeginn auch seine positiven Seiten.
Nun, da ich mich einer bemitleidenswerten Pilgerschar aus Gohmor angeschlossen habe und so meine Flucht durch die unwahrscheinlich Reiseroute zu verschleiern suche, gewinne ich genügend Abstand zu den Dingen, um mir meine Ziele mit neuer Klarheit vor Augen zu führen. In den letzten Wochen und Monaten... ja ich will sogar so weit gehen und von Jahren sprechen, verrannte ich mich zusehends in Details, schlug Irrwege ein und geriet in Sackgassen. Mir ging die Sicht auf den Pfad verloren, könnte man sagen. Ich bin nicht so eitel diese Fehler nicht einzugestehen und so sehe ich die jetzige Reise als eine Chance, erworbene Erkenntnisse neu zu bewerten und nach Prioritäten zu beurteilen.
Hinzu kommt, dass ich eine treue Begleiterin an meiner Seite weiß. Fräulein Fuchs ist ihres Zeichens eine F.A.U.S.T- Agentin, die ihrer militanten Vergangenheit den Rücken gekehrt hat und sich der Verwirklichung meiner Ziele verschrieb. Natürlich nicht aus reinem Uneigennützig. Ist sie auch, betrachteten man ihren sozialen Stand, mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz gesegnet, so vermag sie nicht die Erhabenheit des Projektes zu erkennen. Ihr geht es um die Verlängerung des eigenen Lebens, für dessen Erhalt sie genügend Enthusiasmus an den Tag legt um meiner Agenda unbedingte Loyalität entgegen zu stellen. Ihre kämpferischen Fähigkeiten und ihr Improvisationstalent haben sich bereits als wertvoll erwiesen und ich bin froh über die willkommene Abnahme lästiger Nebensächlichkeiten. Kann ich mich so doch auf die essenziellen Problematiken konzentriert.
Für meine Erschaffung des Übermenschen bleibe ich bei der Verwendung des Wiedergängerfluchs, bzw Subsatanz 14. Die anfänglichen Rückschläge, welche schon die Basisverwendung darstellte, sehe ich inzwischen als nicht mehr so niederschmetternde Problematik. Ich habe auf der Reise viele Berichte über die Seuche gelesen. Größtenteils militärische Abhandlungen, die sich mit der Bekämpfung beschäftigten und wissenschaftliche Beobachtungen nur in Ansätzen zuließen. Dennoch konnte ich zwischen den Zeilen bemerkenswerte Sachverhalte herausfiltern.
Es scheint mir verwunderlich das ich der Einzige sein soll, der die simple Logik erkennt. Lebewesen, egal welcher Rasse oder Herkunft, gehen Seite an Seite, im Einklang miteinander, in perfekter Harmonie. Die Reduzierung auf das niederste Grundbedürfnis, den Hunger, macht sie frei von allen, zivilisatorischen Fesseln. Wie kann es sein, dass niemand sieht, dass die Wiedergängerseuche kein Fluch, sondern ein Geschenk ist. Man zeigt uns die Nullstellung des Menschen, ja aller Völker des Universums und wir sind aufgefordert aus dieser Vorgabe etwas Gewaltiges, eine neue, eine endgültige Spezies zu schaffen.
Ich selbst werde diesen Weg des göttlichen Schaffens beschreiten und niemals von den kleinlichen Moralvorstellungen einer überalterten Spezies davon abhalten lassen.
Siris ist zu sehr Kind seiner Zeit gewesen um den göttlichen Hauch meiner Arbeit zu deuten. Ich verspüre darüber weder Zorn noch Frustration, weiß ich doch das es allen großen Denkern, zu allen Zeiten so ging. Daher lasse ich mich auch nicht durch meine momentane Flucht entmutigen. Es ist nur eine unbedeutende Unterbrechung, so wie auch die Evolution zu allen Zeiten ihre Pausen einlegte, oder gar die störenden Triebe vom Baum des Lebens entfernte. Die Menschheit selbst sieht nun die Schere angesetzt.
Körperlich geht es mir, berücksichtigt man die Strapazen der Reise und meinen permanent schlechten Gesundheitszustand, relativ gut. Die Überfahrt war ein konfuses Unternehmen, bei welchem Krankheiten aller Art grassierten. Ich tat mein Möglichstes um zu helfen und suchte mir als Bezahlung einige Probanden heraus, die ihr Lebenslicht löschten um meine flackernde Flamme weiter brennen zu lassen. Sie mögen es nicht gewusst haben, doch indem sie mein Leben verlängerten, war ihr Tod von größerer Bedeutung als das Sterben in diesem irrwitzigen, aber leider all zu typischen, Konflikt es jemals würde sein können. Arme Narren, sie glauben für etwas Heiliges zu kämpfen und bemerkten nicht einmal das Schergen ihres größten Widersachers mitten unter ihnen weilen. Oh ja, ich habe sie erkannt. Es sind mindestens drei, aber vermutlich noch mehr. Der eine fiel mir schon bei der Landung auf, denn mir stachen seine Krankheitsbilder ins Auge. Pestis organica in sehr frühem Stadium und Pertussis im fortgeschrittenen Stadium. Beides Krankheiten die den Mann längst ans Bett hätten fesseln müssen. Das er sich dennoch sichtlicher Vitalität erfreut, deuten auf einen Bund mit gewissen Mächten hin. Des weiteren ist da eine Frau mit einer sonderbaren Präsenz, welche mich an frühere Begegnungen mit den Verdammten erinnern. Das auch sie jemand ist, der in das Antlitz der Dunkelheit geschaut hat ist mir im Grunde klar, doch wurden letzte Zweifel ausgeräumt als ich ihren Begleiter gewahrte. Der Mann ist ein wahrhaftiger Hüne und die Brutalität seines Wesens steht ihm geradezu ins Gesicht geschrieben. Doch was mich wirklich verwirrte, ist die Tatsache das ich ihn zu kennen glaube. Kann es sein das er ebenfalls auf dieser Station war? Er erscheint mir größer als damals... irgendwie... ich weiß auch nicht... präsenter vielleicht?
Nun die Wahrscheinlichkeit spricht nicht eben dafür das ich einen niederen Krieger, eines unbedeutenden Renegatenführers, in Mitten einer Schar Glaubenskrieger wiederfinde. Dennoch werde ich ein Auge auf diese sonderbare Gruppe haben.
Derweil habe ich eigentlich andere Probleme. Ich muss schnellst möglich fort von diesen Fanatikern um meine Arbeit wieder aufnehmen zu können. Dazu brauch ich jedoch Gelder und davon nicht eben wenige. Außerdem mangelt es mir, im Grunde schon seit ich auf diesem Planeten ankam, an fähigen Helfern. Fräulein Fuchs ist überaus verständig und gewiss Meisterin in ihrem Fach, doch ich brauche ausgebildetes Wissenschaftspersonal. Diesem Umstand Abhilfe zu schaffen wird daher mein nächstes Anliegen sein.
Bis dato verdinge ich mich als Wundarzt und muss aus diesem Grund nun auch schließen. Gerade bekämpfen sich die beiden Fraktion, keine zwei Kilometer von hier und die ersten Opfer dieses Aufeinandertreffens werden soeben hereingebracht."
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Tagebuch von Dr. Josef Schinder
214 n.KdH Tag 67
Es ist lange her und viele Dinge sind seit meinem letzten Eintrag geschehen.
Der Krieg in Horning war über die Maßen strapaziös, hat mir auf der anderen Seite jedoch die Gelegenheit gegeben mich: A vor Haus Siris zu verbergen und B über einen stetigen Zufluss frischer Versuchsobjekte zu verfügen. Wenn es in einem Krieg eins zur Genüge gibt, so sind es die Leichen von Soldaten. Zu meinem großen Bedauern nahm der Konflikt nicht die Ausmaße an, die ich mir erhofft habe und inzwischen haben wir bereits wieder Frieden. Ein ausgemachtes Ärgernis, da meine Forschungen auf diese Weise wieder ein erhebliches Maß an Geheimhaltung bedürfen.
Ich habe mich in die sogenannten Giftsümpfe Hornings zurückgezogen, wo ich vor zufälliger Entdeckung relativ sicher sein dürfte. Man hat dieses Gebiet den Mutanten zugestanden, die in Zeiten der Not für die Sache Hornings kämpften. Ein lächerlicher und zynischer Lohn, denn dieses Gebiet ist nicht weniger tödlich als es die Schlachtfelder in der Schwemme waren. Es scheint nur Variationen von Nebel und Regen in diesem verfluchten Landstrich zu geben. Alles ist von Schmutz und Feuchtigkeit durchsetzt, rostet, schimmelt und gammelt. Selbst die schleimige Vegetation zerrinnt in Widerwärtigkeit, wenn man sie nur berührt. Ein Nährboden für Krankheit, Verfall und geistiger Ungesundheit. Gleichwohl sind die Abhumanen ein dankbares Völkchen, so man sich erst einmal ihre Loyalität gesichert hat. Es kommt bitterer Ironie gleich, dass ich die treuesten Gefolgsleute unter jenen gefunden habe, die so sehr gegenteilig zu dem sind, was ich anstrebe.
Ich verachte die willkürliche Natur ihrer veränderten Existenz. Sie wieder mich an, mit ihrem ungebildeten Grenzlauf am Rande des Schwachsinns, ihrer Neigung zur Gewalt und der viehischen Verbundenheit, mit der sie sich mir unterwerfen.
Ich bin angetreten die Menschheit auf die nächste Stufe der Evolution zu heben und kann mich dabei nicht etwa der Edelsten unter ihnen bedienen, sondern bin gestraft mit biologischem Abschaum und degenerativen Schmutz.
Nun ich muss die Rolle als Märtyrer wohl akzeptieren, denn längst habe ich erkannt, dass man mir zu Lebzeiten kaum den Lorbeerkranz aufsetzen wird, für das was ich tue. Ganz im Gegenteil schlägt mir Verachtung und Ignoranz, die Quintessenz von Dummheit und rückständigem Aberglauben entgegen.
Oh wenn sie doch nur sehen, wenn sie nur begreifen könnten was ich zu schaffen im Begriff bin. So aber beschreite ich den Pfad in jener Einsamkeit, die das unabwendbare Los derer ist, die mit mehr Verstand gesegnet (oder verflucht) sind als ihre Zeitgenossen. Die Geschichte wird mir recht geben, wenn sich dereinst ein neuerliches goldenes Zeitalter auf den Fundamenten meiner Arbeit erhebt.
Die letzten zwei, nun fast schon drei Jahre waren betriebsam und von Rückschlägen, wie auch einigen Erfolgen durchsetzt. Den endgültigen Durchbruch habe ich bisher noch nicht erlangt, gleichwohl ich Bestätigung in der eingeschlagenen Richtung fand. Substanz 14 ist der Schlüssel, davon bin ich inzwischen zur Gänze überzeugt. Gewiss, in purer Form stellt sie nur den infektiösen Trägerstoff dar, der die Leichname belebt und sie in einen semi- lebendigen Zustand versetzt. Die Eigenschaften dieses Zustandes habe ich oben bereits beschrieben. Gleichwohl konnte ich eine andere, überaus erstaunliche Entdeckung machen, die auf einen Zufall zurückzuführen ist.
Das gute Fräulein Fuchs, dass mir als ehemalige F.A.U.S.T. Agentin nicht nur bei der Flucht vor Siris treue Dienste geleistet hat, sondern ihr Leben ein ums andere Mal auch während des Krieges für mich riskiert hat. Freilich nicht aus reiner Philanthropie, sondern mit dem Bestreben durch mich die höhere Daseinsstufe zu erreichen.
Bei einem dieser unschönen Zwischenfälle verlor die gute Seele ihren Arm und als kleine Entlohnung für ihren Einsatz, beschloss ich ihr das schmerzlich vermisste Körperglied zurückzugeben. Immerhin bin ich zu allererst Chirurg und erst danach Chemiker, Biologe und Mutator.
Eine übliche Verpflanzung war nicht mehr möglich, da der ursprüngliche Arm unrettbar ruiniert und auch die Zeit zwischen der Verletzung und meiner Gelegenheit der Operation viel zu groß war. Ich verwandte daher das Angenehme mit dem Nützlichen und führte bei der Gelegenheit gleich ein Experiment durch. Transplantationschirurgie mit dem Ziel einer gewöhnlichen Gliedmaßenverpflanzung ist an sich nicht aufwendig oder ungewöhnlich. Wohl aber wenn man die Umstände bedenkt unter denen ich zu arbeiten gezwungen bin. Ich habe kein Ärzteteam, ja nicht einmal einen medizinischen Hilfsservitor. Hinzu kam der Faktor, dass der Arm den ich zu verwenden gedachte zwar von optimalem Wuchs und wünschenswerter Verträglichkeit war, der Spender jedoch schon länger im Jenseits weilte als für solch ein Vorhaben üblich ist. Das Fleisch ging bereits in Verwesung über, als ich ihn mit dem lebenden Stumpf der betäubten Frau verband. Unter normalen Umständen ein unhaltbarer Zustand, der Infektion, Vergiftung und mit Sicherheit den Tod bedeutet hätte. Mein Trumpf war jedoch Substanz 14. Ich injizierte sie in abgeschwächter Form direkt in den leblosen Arm. Das Ergebnis kann man nur als verblüffend und revolutionär beschreiben. Schon nach weniger als 48 Stünden hatte Fräulein Fuchs vollständige und uneingeschränkte Kontrolle über den neuen Arm. Die Haut weißt noch die Anzeichen von Nekrose auf, aber ein stetiger Heilungsprozess ist zu bemerken. Ich behalte Fräulein Fuchs vorläufig in Quarantäne und unter permanenter Beobachtung.
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