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Subsektor 501, Unterebene 1
#1
Die Suchanfrage des Terminals hatte angenehm schnell ein Ergebnis geliefert und der Text war durch die teilweise Verunreinigung des Bildschirms hindurchblinzelnd sorgsam gelesen worden. Der Hauptteil war soweit allgemein und soweit bekannt und im Grunde mit anderem Wortlaut auf vielen imperialen Welten zu finden auf denen die Existenz solcher Individuen gestattet war. Einige der aufgeführten Sachen setzte sein Kult selbst durch obwohl die Separation im Bereich des Einkaufs sich nur auf die Nahrungsversorgung erstreckte. Der anmerkungshafte letzte Absatz über die neuere Politik war wirklich sehr interessant, die strafrechtliche Gleichstellung war etwas was ihn einerseits erfreute und andererseits beunruhigte. Das Strafrecht für Mutanten war oftmals unnötig hart und in seinen weiterführenden Konsequenzen ab und an schlechter als das eigentliche Verbrechen aber eine völlige Gleichstellung war angesichts der Art und des Grunds für die Unterscheidung vom reinen Menschen auch nicht angebracht. Über den Treuetarif konnte er nur herzhaft schnauben, als würde ein Großteil der Betriebe mit mutierten Angestellten diese nicht sofort entlassen und durch Neue ersetzt haben wenn sie diese Jahresgrenze erreicht oder überschritten sobald sie Wind von diesem neuen Gesetz bekamen. Und fortan würde es natürlich auch nicht dazu kommen das es jemand so weit schaffte. Seine Suche nach einer Karte der Region und Subebene war zwar auch erfolgreich aber nicht so sehr, das kleine eingefügte Datum unten in der linken Bildecke war seit einigen Jahren veraltet und einige Abschnitte waren nur verpixelte Areale mit der Aufschrift ´keine Informationen´, aber es reichte um sich zurechtzufinden. Der Fahrplan für diese Subebene war überraschenderweise aktuell und es gab sogar ein paar hilfreiche Größenangaben wodurch ein oder zwei Transporte wegfielen weil sie nicht groß genug für sein Gerät waren. Die nächste Station lag nur einen kurzen Fußmarsch entfernt also machte er sich gleich auf den Weg. Wie er bei seiner Ankunft erfahren hatte befand sich an jeder größeren bis mittleren Haltestation der Verkehrswege ein Info-Terminal und wenn der Maschinengott ihm hold war würde er sich in dem Subsektor oder gar Sektor in den es ihn verschlug gleich über den Standort einer der nun gesuchten Behörden informieren können. Falls nicht musste er sich bei den Bewohnern darüber erkundigen wo man Immobilien und ähnliches erwerben konnte. Das größte Problem war und bliebe halt nur die Preisklasse, mit zehntausend Schekel war ohne die Gunst der Primarchen nun mal nicht viel zu reißen. Mit einem Seufzen bereitete er sich mental darauf vor um Spenden bitten zu müssen, auch wenn dies eine Notwendigkeit war wenn die Kultkasse nicht zur benötigten Zahlung fähig war so hasste er es dies zu tun ohne eine Gemeinde zu haben geschweige zu einem solch frühen Zeitpunkt der Missionierung.

Auf seinem Weg und während des Wartens auf den nächsten Zug hatte er da und dort ein paar Blicke aufsich gezogen, ein fast komplett weiß gekleideter Priester mit einem mannshohen Servitorgefährt war in einer Makropole nicht das Ungewöhnlichste, für kundige Einheimische aber auch nicht das Alltäglichste sowie von anderen Passanten angesprochen worden die um seinen Segen oder ähnliches baten. Warum schließlich in die Kirche gehen, sofern es nicht für die Beichte war, wenn man den Kleriker doch auf der Straße traf. Willis behielt sein Lächeln bei und begegnete jedem mit freundlicher Höflichkeit. Da er passenderweise genau gleichzeitig mit ihm eintraf konnte er der Station keinen Blick schenken als er sie erreichte auch wenn er dafür umso aufmerksamer die Waggontüren der stampfenden, zischenden und klappernden Dampflok beäugte als er sein Gerät hineinnavigierte. Es wurde zwar ziemlich knapp aber es passte auch wenn es im Abteil dem Eindruck einer bis zum Platzen gefüllten Konserve nur noch mehr hinzufügte. Sich einen Platz suchend stellte er rasch fest das sich die Fahrgäste innerhalb der dicht gedrängten Menge kolonnenhaft nach ihrer Haltestelle sortierten und anschließend bemerkte dass er mit seinem ´Gepäck´ gezwungenermaßen außen vor blieb und mehr oder weniger gezwungen sein würde sich mit dem Strom zu bewegen und dort auszusteigen wo er den Türen wieder am Nächsten sein würde. Auch wenn er nicht vermutete das der Zug einen Ebenenwechsel vollzog konnte es ihn durchaus wussten die Götter wohin verschlagen. Innerlich zuckte er die Schultern und überließ sich ganz ihrem Willen und ihrer Führung im Vertrauen darauf das er dort landen würde wo Er zu Terra ihn haben wollte. Schließlich war es soweit und als er mit einer halb unverständlichen Lautsprecherdurchsage im Ohr geduldig zum Ausgang schlurfte konnte er durch die sich öffnende Tür wie schon durch die Fenster während der Fahrt zwar noch keine Einzelheiten erspähen aber schon mal die grobe Atmosphäre die sich gänzlich von seinem vorherigen Standort unterschied. Zuerst war es vor allem der Eindruck von Enge und Gedrungenheit ohne jedoch bedrückend zu wirken. Subsektor 335 ingesamt hatte über sehr viel Raumhöhe verfügt mit vielen hundert Meter Platz zum Boden der nächsten Ebene, hier schienen es nur ein paar Dutzend bis ein oder zweihundert Meter zu sein. War die Architektur dort in ihrer schlichten Funktionalität streng und gerade war hier alles fließend; geschwungene, konkave und konvexe Formen beherrschten das Bild. Durch eine Dampffahne hindurch fing er den Eindruck von viel ornamentalem Fassadenschmuck auf.
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#2
[CENTER]Ebene 501 U1 ist auch als Gillmens Gabe bekannt.
Baltasar Gillmen war ein Großindustrieller, welcher um den Zeitraum 320 v.k.H. ein Vermögen mit dem Überseehandel machte.
Sein Bestreben, etwas von seinem enormen Erfolg an seine Heimat zurückzugeben, mündete in Gillmens Gabe.
Er gründete nicht nur eine Stiftung, welche sich in Quartiersmanagement und Sozialraumfragen anagierte, sondern steckte auch beachtliche Summen in die Erneuerung und den Ausbau bestehender Baumaterie. Dazu gelang es ihm seinen persönlichen Freund, den weltbekannten Stararchitekt, Walter zu Hohentaub als federführenden Planer zu gewinnen.
Hohentaub schuf eine einmalige Wohn- und Lebenswelt, indem er den klassizistischen Baustil imperialer Hochkultur mit dem verspielten Überbarock und Prärokoko der koronischen Expansionsära des späten Naturalismus verband. Geschwungene und verschnörkelte Lieblichkeit geht eine Symbiose mit der unnachgiebigen Strenge imperialen Wucht ein.
Was gegensätzlicher kaum anmuten mag, verquickt sich hier zu einem Ouvre, wie es nur Hohentaub auf dem Zenit seines Schaffens erdenken und umsetzen konnte. Die Anwohner dieses verzauberten Ortes scheinen selbst Teil des Kunstwerkes zu sein, dass… [/CENTER]


Mehr ließ sich nicht lesen, denn das gesprühte Zeichen irgendeiner Gang hatte den unteren Teil farbenfroh ausgelöscht. Was noch zu lesen war, gab Einblick in eine Geschichte, die genau das war: Geschichte.
Zwar ließ sich die einstige Schönheit dieses Ortes noch hier und da erkennen, doch es war nur ein goldenes Glitzern, in einem grau-braunen Komposthaufen.
Nicht das 501 U1 sich dadurch von anderen Unterebenen des Fünfhunderterbereiches unterschieden hätte. Im Gegenteil, sie galt noch als eine der besser situierten Gegenden. Anständige Bürger, größtenteils Arbeiter, die es so weit gebracht hatten, dass sie aus den staatlichen Wohnhabitaten ausziehen und sich ein bescheidendes privates Glück leisten konnten.
Die Verkehrsanbindung funktionierte, Drogen- und Bandenkriminalität verlief in vertretbaren Bahnen und man konnte obendrein von sich behaupten, in den Resten einer architektonischen Sehenswürdigkeit zu leben.
Leider hatte sich der Erhalt der extravaganten Fassaden und zusätzlichen, kulturellen Einrichtungen als sehr kostspielig herausgestellt. Nachdem die Stiftung irgendwann während des Krieges nicht mehr anständig wirtschaftete, sei es aus Inkompetenz oder schlichter Unrealisierbarkeit, ging es zügig den Bach runter. Die Verwaltung fiel wieder gänzlich der öffentlichen Hand zu und die hatte keinen Sinn für Schöngeistigkeit. Wasser- und Stromversorgung waren einigermaßen gewährleistet und es gab zwei Konsumgüterstellen.
Mehr war nicht drin.
Entsprechend veränderte sich die Klientel der Bewohner. Wohlhabende und Künstler wurden Generation für Generation von Arbeitern abgelöst. Der anfängliche Schick des Verfalls und des morbid Ruinösen reizte Poeten und Maler bald nicht mehr und sie sahen sich nach pittoreskeren Domizilen um.
Die, die zurück blieben waren dem Praktischen verhaftet und mochten sie sich auch an Wasserspeiern, Ornamenten und Balkonen haltenden Atlanten leidlich erfreuen, so hatte doch niemand Muße und Kapital, diese verblassende Pracht zu erhalten.
Dadurch war Gillmens Gabe dort wo es heute eben war. Eine nette Anekdote und hier und dort eine Erinnerung unter schmierigem Ruß, Propagandaplakaten und Graffitis.
Melancholie zum drin wohnen.

Das Alles hatte Willis von Rob erfahren. Abgesehen von den paar Informationsbrocken, welche er den Resten des Schildes entnommen hatte.
Rob seinerseits war ein Gillmens Gabe Urgestein und obendrein Verwalter des Theaters am Gillmenplatz.
Der Prediger hatte geklingelt, nachdem er das vergilbte Schilde "zu vermieten“ in dem Kassenhäuschen gesehen hatte, in dem jetzt nur noch Spinnen ihr Auskommen hatten.
Viel Hoffnung hatte er freilich nicht gehabt, als ihm ein runzeliges kleines Männchen, mit Maulwurfsgesicht und gebeugtem Gang geöffnet hatte. Nachdem sich dieser Troglodyt vergewisserte, dass ihm hier kein dummer Scherz gespielt wurde, stellte er sich als sehr kommunikativ heraus.
Jetzt grade durchschritten sie die geräumige Vorhalle, die dereinst Gästen und Garderobe Platz geboten hatte und wo eine kleine Bar Erfrischungen vor den Aufführungen kredenzte. Dunkle Holzvertäfelung hatten dereinst die Aura von Würde und Bedeutungsschwere vermittelt, waren jetzt jedoch stockfleckig und lösten sich an nicht wenigen Stellen.
Ratten quietschten, erbost über die ungewohnte Störung.
Hab die kleinen Bastarde früher vergiftet. Aber als die Verwaltung mir die Mittel gekürzt hat und es ohnehin nicht danach aussah, dass sich noch mal einer für den Kasten interessieren würde, hab ich es aufgegeben. Sollen doch die Schädlinge hier ihre Stücke aufführen. Mir ist es gleich. Weil es nichts zu Essen hier gibt, werdens nicht zu viele und sie greifen nicht auf die Nachbarschaft über. Also beschwert sich auch keiner und ich muss auf meine alten Tage nicht mit dem giftigen Zeug rumhantieren.
Kommen Sie, da geht’s zum Saal hoch.

Sie erklommen die linksseitige Flucht einer ausladenden Treppe, die sich links und rechts um ein großes Standbild aus Gußmarmor wandte. Die Statur bildete einen Mimen ab, in der einen Hand eine lachende Tragödienmaske, in der anderen eine trauernde.
Das müssen herrliche Zeiten gewesen sein. Robs Stimme klang fehl am Platz dieses Ortes, der doch zum Beherbergen hunderter Stimmen erbaut, ja ihr Tempel gewesen war.
Meine Mutter hat die letzten Aufführungen noch gesehen. Als sie versucht haben das Theater noch einmal zu beleben. Passen Sie auf, der Teppich ist glitschig wie Schmierseife. Verrottet!
Ganz früher lief alles noch über die Stiftung. Dann wurden nur sporadisch Stücke aufgeführt, dann nur noch zum Tag der Helden oder anderen Feiertagen. Schließlich dann gar nicht mehr.

Sie waren oben angekommen und Rob deutete auf einige Türen, die sich beabsichtigt unscheinbar in die Vertäfelung einfügten.
Toiletten und ein Materialraum.
Zum Saal geht es dort lang.

Sie passierten die geräumige Galerie, die auf der einen Seite einen Blick hinab in die Vorhalle erlaubte, auf der anderen Seite von Gemälden und verblichenen, gerahmten Fotografien gesäumt wurde. Ein paar der gewaltigen Bilder, die Damen und Herren in der wechselnden Mode der Epochen zeigten, waren abgenommen wurden und lehnten an der Wand. Habe vor Jahren mal versucht ein paar der Schinken zu verkaufen. Liebhaberstücke, die hier nur verschimmeln und mir die Haushaltskasse aufgebessert hätten. Aber keiner wollte angegammelte Bilder von Schauspielern, die heute kein Schwein mehr kennt.
Tja… Ruhm und was am Ende davon übrig bleibt.
So da wären wir.

Sie hatten die großen Flügeltüren erreicht, welche von Rob unter Anstrengung aufgestemmt wurden. Dahinter lag das abschüssige Gefälle des Theatersaales. Es gab Loggen und Parkettplätze, einen Orchestergraben und, von Stuck und Zierrat umgebene Bühne. Das gemalte Bühnenbild eines Waldes war noch als Hintergrund des letzten Spieles zu erkennen. Ein Kronleuchter hing schief und trostlos über allem. Da verfaulen sie, die Bretter die die Welt bedeuten. Robs Stimme trug weit, die Akustik war großartig.
Dreihundert Plätze hier, hundert Plätze Logge. Ich würde ihnen noch die Garderoben, das Requisitenlager und die Büroräume zeigen, aber ich bin ein alter Mann und so ein Rundgang schlaucht. Daher würde ich den Aufwand nur betreiben, wenn sie sich tatsächlich zu einer Mietsache entscheiden.
Nehme mal nicht an, dass Sie den Kasten kaufen wollen. Wenn doch muss ich erst mal Erkundigungen bei der Verwaltung einholen.
Miete ist 2000 Schekel für ein Jahr. So war es zumindest immer. Denke nicht das sich daran was geändert hat.
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#3
Sein Eindruck bei der Ankunft des Zuges hatte ihn nicht getäuscht, die wenn auch recht schmutzige abgelebte Architektur war tatsächlich sehr ausladend und verschnörkelt. Es hatte einen gewissen Charme an sich und ließ die übliche gothische Monumentalität leichter und weniger drückend erscheinen. Das heruntergekommene Theater passte hervorragend in den Stil. Die Vorhalle in der er seine Maschine zurückließ nachdem ihm der Verwalter Rob geöffnet hatte war etwas was in seiner Machart sicherlich eine ganze Menge Leute in gewichtigen Positionen gerne für ihre eigenen Vorzimmer gehabt hätten. Der Theatersaal selbst bot mit den modrigen Reihen der Parkettplätze in denen Lücken klafften wo kaputte Sitze entfernt worden waren, dem bröckeligen Stuck und den staubigen auch etwas löchrigen Vorhängen der Bühne einen traurigen Anblick aber die Art wie die seinem Alter entsprechende Stimme Robs immer noch weit und kräftig trug war begeisternd. Willis fielen aus dem Stehgreif gleich drei eher langweilige Sonntagspredikten ein die hier einfach bombastisch wirken würden. Auf die weiteren Ausführungen nickend ließ er noch einmal den Blick schweifen und dachte nach.

Als Geschäftanlage würde es für den Kult eine ganze Weile nutzlos sein bis es renoviert und eine Belegschaft gefunden wurde aber als improvisierter Schrein und Andachtsort war es bis dahin gut geeignet. Von dem was er bisher auf seinem Weg gesehen hatte handelte es sich bei den Manufakturen vor Ort größtenteils um Klein- bis Kleinstgewerbe, das Gros der hiesigen Arbeiter würde wohl in den Fabriken des Bereiches arbeiten. Das bedeutete das es mit dem Geschäftskauf eher nicht so gut laufen und eine Teilnehmerschaft wohl die größten Chancen bringen würde. Natürlich würde er sich schlau machen, Augen und Ohren offen halten und auf eine glückliche Gelegenheit achtend auf die Führung der Primarchen vertrauen aber das Beste schien es den Umweg über die Wohnungen zu nehmen. Wenn alle Angestellten eines Unternehmens bei einem zur Miete wohnten ließ sich dieses leicht ebenfalls einverleiben. Je nach Erfolg seiner Missionierung und Gläubigkeit der Leute würde so ein Betrieb oder auch eine einzelne Stelle als Geschäftsleitung in Form einer Spende Eigentum des Primarchenkultes werden. Das Theater mochte nicht mehr genutzt werden aber ein Teil der Fläche seiner Fassade wurde immer noch als Anschlagsbrett für Verkündigungen und Gesuche öffentlicher wie privater Art verwendet, er würde sich zuerst dort und dann bei den entsprechenden Anlaufstellen nach freien Plätzen für Blockwarte umsehen. Willis war zwar schon älter aber sofern man nicht von ihm verlangte ganze Wände zu versetzen und ganze Einrichtungen in den drölfzigsten Stock zu wuchten war er rüstig genug solche Handwerksarbeiten zu händeln.

Seine Überlegungen beendend wandte er sich an Rob. Das kommt mir im Großen und Ganzen gelegen, bitte, holen sie die nötigen Erkundigungen ein. Ich beabsichtige tatsächlich das Gemäuer zu kaufen. Je nachdem was die Vorstellungen der Verwaltung angeht werde ich die Miete allerdings als Option im Hinterkopf behalten. Unabhängig von dem Ganzen würde ich ihnen zudem einen Vorschlag machen, ich habe den starken Verdacht das es um Unterbringungsmöglichkeiten für mein Gerät eher schlecht bestellt ist und würde es mit ihrer Billigung bei Bedarf hier abstellen. Im Gegenzug werde ich mich Rahmen meiner Möglickeiten meinen bescheidenen Beitrag für die Schädlingsbekämpfung, die Entsorgung von Unrat wie den verrottenden Teppich und kleinere aber nötige Reparaturen leisten. So würde einer dringend nötigen Renovierung schon einmal Vorschub geleistet werden ohne das es die Kultkasse belastete, er würde seiner klerikalen Pflicht der allgemeinnützigen Arbeit nachkommen und es wäre eine gewisse Signalwirkung an die zukünftigen Gläubigen. Auch wenn ich natürlich selbst nachforschen werde, sie als Alteingesessener könnten mir sicher einen Tipp wo ich mich auf einen Posten als Blockwart bewerben könnte, welche die besten Orte dafür wären und welche ich als unrettbare Ruinen meiden sollte oder?
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#4
Bis jetzt war der Alte hilfsbereit und zuvorkommend gewesen, wenn auch nicht über das Maß des Nötigen hinaus. Nun, da Willis seine Absicht zu einem Kauf geäußert hatte, steigerte sich die Zuvorkommenheit Robs noch einmal. Jedenfalls nachdem sich der schiere Unglauben des Verwalters gelegt hatte und er noch dreimal, mit Verweis auf sein altes Gehör, nachgefragt hatte. Geben Sie mir doch ein Angebot mit… nennen sie mir eine Zahl. Muss ja nicht stimmig sein. Ich will meine Arbeitgeber nicht in die Pfanne hauen, da sei Terra vor, aber wenn se denen nicht gleich klare Grenzen abstecken, dann ziehen die sie übern Nuckel.
Ach und da wäre noch eine Sache, die ich ihnen sagen muss… aus Anstand. Damit sie nicht in ihr Verderben laufen.
Vor einigen Jahren... also als noch gespielt wurde, gab es hier zwei Burschen, die beide die Rolle des Pagallo im Schwan von Terest spielten. Erst- und Zweitbesetzung. Beide liebten das Mädchen, dass die Elisa gab. Nahm kein gutes Ende. Sie kriegten sich in die Wolle und der Eine hat dem Anderen die Gurgel umgedreht.
Ich für meinen Teil gehe nie in das Theater während sie die Beleuchtung auf Nachtzyklus stellen. Denn das Phantom des Ermordeten geht noch immer um und sucht seine Elisa.
Es folgte eine lange Pause, dann prustete Rob los. Geben sie es zu, sie haben es mir abgekauft. Nicht den Schwachsinn mit dem Phantom, aber das der Alte verkalkten Unsinn redet, dass haben sie gekauft. Naja Spaß muss sein… kommen Sie.
Dann zeigte er dem Interessenten das Lager für die Requisiten und Technik. Dieses lag zwanzig Meter unter der eigentlichen Bühne und konnte über Treppen oder einen Fahrstuhl erreicht werden, der auch zum schnellen Wechsel des Bühnenbildes gedient hatte. Tatsächlich standen hier noch wurmstichige Bühnenbilder herum, wie einige altersschwache Scheinwerfer und anderes Zeug.
Es gab eine kleine Küche mit angeschlossenem Kühlraum. Ausreichend für die Belegschaft, aber da das Theater selber keine Speisen serviert hatte, nicht genug um eine große Zahl Menschen zu versorgen. Das die Getränke wohl temperiert waren war wichtiger gewesen.
Die Garderoben waren zehn kleine, und fünf größere, untereinander verbundene Räume. Gewiss konnte man aus diesen Unterkünfte machen, wenn man das wollte.
Im obersten Stockwerk gab es zwei Büroräume und das Managerbüro. In Letzterem endete auch der Rundgang. Das nötigste Mobiliar hatte man zurückgelassen. Auf eine Nische weisend, in welcher ein kahles Bettgestell stand, gab Rob die zotige Anekdote über den letzten Theatervorsteher zum Besten, der in dieser Ecke die Stars von den Komparsen unterschieden haben soll. Es war wohl eher ein Mahnmal der Arbeitsamkeit des Vorstehers, aber das wäre weniger lustig gewesen. Hinter und vor dem Schreibtisch standen noch Stühle, die einzige verbliebende Sitzgelegenheit.
Davon machten sie jetzt gebrauch und Rob holte sein Taschentuch aus der Brusttasche und tupfte sich die Schweißperlen von der Halbglatze.
Ich weiß gar nicht mehr wann ich den alten Kasten im Ganzen abgelaufen bin. Scheint im Alter größer zu werden. Er setzte sich ächzend auf den Stuhl. Der ächzte zur Antwort. Lassen sie uns noch ein wenig plaudern, damit ich wieder zu Kräften komme. Er holte eine kleine Schnapsflasche aus der Westentasche, schraubte sie auf und gönnte sich einen Schluck. Selbstgebrannt. Mögen Sie? Dann musterte er sein Gegenüber ausführlich. Sie sind ein Betbruder, nicht wahr? Nicht schwer zu erraten. Meine Frau Elvira, möge Sie in Frieden ruhen, hatte was für ihre Sorte übrig.
Ich nicht so sehr.
Nicht das ich persönlich was gegen Sie hätte. Aber ich habe 40 Jahre als Stahlkocher gearbeitet und mir mehr als einmal die Finger verbrannt. Leute die sich Geld von Anderen geben lassen, weil sie einen direkten Draht zum Allerhöchsten haben…
er machte eine wippende Handbewegung. Aber sei’s drum.
Sei gut zu den Leuten, dann sind sie gut zu dir, hat meine Elli immer gesagt. Also bitte!
Blockwart wollen sie werden? Ich fürchte das wird nichts… Vielleicht wenn sie sich hier niederlassen, eine Wohnung zugeteilt bekommen, ein nettes Mädchen kennenlernen, Kinder in die Welt setzen, dann hat ihr Urenkel vielleicht die Chance Blockwart zu werden.
Aber will man sich zu diesem Schlag Menschen zählen? Ich für meinen Teil würde es nicht wollen. Was man hier gemeinhin als Blockwart bezeichnet ist das Geschmeiß der Menschheit. Kleine Möchtegernfürsten, die dafür sorgen können, dass man mal eine Woche oder zwei ohne Strom auskommen muss oder dass das Wasser kalt ist. Oder gleich gar nicht mehr läuft.
In meinen jungen Tagen haben es mal ein Paar von denen übertrieben. Das man seinem Blockwart den einen oder anderen Schekel zusteckt, damit die Fahrstühle richtig funktionieren, dass war schon immer normal. Die wollten das damals aber organisiert machen. Schutzgeld… wenn man so will.
Der eine ist aus dem Fenster gefallen und der Andere hat sich erhängt. Tragische Geschichte damals.
Rob grinste verschlagen wie ein alter Fuchs.
Das ich ins Plaudern komme müssen sie jetzt ertragen. Ich habe nicht mehr viel Gelegenheit und sie müssens ja wohl von Berufswegen abkönnen. Er nahm noch einen Schluck.
Wo war ich? Ach ja Blockwarte… nach der Sache damals haben sie sich zurückgenommen. Aber ein feiner Menschenschlag ist das trotzdem nicht. Korrupt bis ins Mark und selbst wenn Sie anders sind und die Sache umkrempeln wollten, diese Pöstchen werden faktisch vererbt.
Man muss in der Gunst der Hausverwaltung stehen. Das tut man, wenn man sich durch Jahre des Denunziantentums und der niedrig gehaltenen Betriebskosten auszeichnet.
Nein, glauben sie mir… da liegt kein Glück drin begründet. Aber naja…
er stockte und überlegte sichtlich. so ist es bei den städtischen Blöcken. Es gibt drei Wohnhubs die sich auch durch diese Ebene ziehen. Der Rest, was so die kleinen Häuser sind, die in privater Hand. Da könnten sie vielleicht sogar eine Anstellung finden. Aber in diesem Blocken wohnen mal zwanzig, dreißig Parteien. In den Habitaten sind es allein auf dieser Ebene locker jeweils tausend, zweitausend Familien. Fast alles Arbeiter. Hier in der Gabe haben sie ein paar kleine Betriebe.
Die Zigarettenfabrik und die Sterns Schuhfabrik. Die großen Arbeitgeber ist das Stahlwerk über uns… Ebene 505 und die Fischkonservenmanufakrut unter uns U 499. Der Rest hier sind Familienbetriebe. Nein Moment, es gibt noch eine Regionalzeitung, die “Frucht des Fleißes“. War mal ganz gut ist aber inzwischen ein ziemliches Käseblatt. Noch was? Ach Mensch, klar… für Sie sicher besonders wichtig. Die Konkurrenz sozusagen.
Er lachte, wieder, was dieses mal aber in ein rasselndes Husten überging. Die Zufluchtskirche der Märtyrer der zweiten Belagerung. Alle sagen aber nur Zufluchtskirche. Einen ganz jungen Prediger haben sie da wohl. War seid der Messe für meine Frau nicht mehr da... da wars noch der Alte Gruber. Aber der ist vor sechs Jahren gestorben. Die Leute scheinen ganz zufrieden mit dem neuen Burschen zu sein. Er zuckte die Schultern. Wenn sie Gutes tun wollen, dann nenne ich ihnen zwei Straßen. Den Stationsweg, runter zum Bahnhof. Dort haben sie Obdachlose, Straßenwerker, Waisenkinder und all das Andere, was man den Touristen, die dann und wann doch noch mal herkommen, nicht so gerne zeigt. Es gibt eine Suppenküche und ein Armenhaus. Dort können sie die eine oder andere Träne verdrücken, aber halten sie ihren Geldbeutel gut fest. Dann gibt’s da noch den Schneidesingerweg. Sagt ihnen jemand er geht auf "die Schneide“ dann ist er dort und sie können davon ausgehen, dass er sich ordentlich einen auf die Zwölf schüttet. Was es an namhaften Kneipen und Bordellen in dieser Gegend gibt, das finden sie dort. Kehre selbst ab und an noch ein.
In den Kneipen, nicht in dem Anderen.
Tja das sind so die interessanten Sagen. Denn Rest finden sie in jedem Reiseführer. Scholas, Wochenmärkte und so weiter und so weiter. So… nun habe ich aber genug geschwatzt. Wird Zeit das ich mal die großen Bosse anrufe und frage, was sie für den Kasten wollen.
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#5
Willis rieb sich das Kinn. Nun, ich würde so als ersten Vorschlag einfach mal zwei Jahresmieten in den Raum werfen, sollten ihre Arbeitgeber bei größeren Reparaturen wie Erneuerung der Elektronik und oder der Wasserleitungen über lokale Firmen hier auf der Ebene helfend entgegenkommen, vorausgesetzt beides ist nicht doch in einem annehmbaren nicht zu veralteten Zustand, ließe sich vielleicht auf Fünfe glatt gehen. Wie gesagt, mal schauen was die haben wollen.
Über den Scherz Robs lachte er ehrlich mit während sie weitergingen ehe er sich im Lager flüchtig aber nicht schlampig umsah um einen ersten Eindruck davon zu gewinnen was von den Materialien vebleiben konnte und was entsorgt werden musste. Respektive einen Wiederverwertungsgang durch seine Maschine absolvieren würde was sicher einen ziemlichen Betrag Entsorgungskosten sparte. In der kleinen Küche und dem Lagerraum schmunzelte er über den großen Raum den die Getränkefächer einnahmen und flachste das er die Kühlkammer wohl erst einmal von einem Techpriester neu einsegnen lassen müsste, nicht immer mindestens zwei Biere in einem Kühlbehälter aufzubewahren bringe schließlich Unglück. Schließlich oben in den Büros ließ er sich zwar ohne Ächzen aber doch zufrieden in einen der Stühle fallen. Rüstig war er zwar aber Treppe rauf Treppe runter war auch nicht mehr das was er stundenlang tun konnte. Den Selbstgebrannten nahm er gerne an und prostete seinem Gegenüber dankend zu. Ich sag nicht Nein. Mein Kult predigt das rechte Maß in allen Dingen und nicht permanente Askese, man muss schon die kleinen guten Dinge des Lebens genießen damit man nicht vergisst Mensch zu sein.
Zwar traf es nicht ganz seinen Geschmack aber es war gewiss keine ungenießbare Plörre und nach einem guten Schluck reichte er den Flachmann mit einem anerkennden Nicken zurück.

Anschließend winkte er ab. Sie haben nicht unrecht. Viele meiner Proffession unterliegen wirklich dem Irrtum sie hätten einen Draht zum Goldenen Thron aber das ist Selbsttäuschung. Das Gegenteil ist der Fall, wir verkünden Sein Wort also wird uns ein Auge über die Schulter geworfen. Ich war zwar keiner in der Schwerindustrie aber in meinen guten Zeiten bin ich auf dem Bau und einigen anderen Bereichen rumgekrochen. Im Primarchenkult gilt das Gesetz das man ohne einen ausgeübten anständigen Beruf nicht in die höheren Ränge kommt, wenn einige aus der Gemeinde am Fließband stehen stellt man sich gefälligst daneben und mausert sich zum Vorarbeiter um ihnen unter die Arme zu greifen. Das Spirituelle gibt es nicht ohne das Weltliche.

Den weiteren Ausführungen des alten Robs boten interessante kleine Informationshappen mit denen er etwas anfangen konnte. Die Zeitung konnte er sich mal ansehen denn schließlich war er nur ein einzelner Mann und mehr Leute zu erreichen war gewiss nicht verkehrt. Der Stationsweg war definitiv Nummer 3 auf seiner Liste ehe er sich anschließend einen Überblick über den Schneidesingerweg machen würde um zu prüfen wo dort die größte Not war. Bordelle bedeuteten fast immer einen Bedarf an Medizin und die Bringung von Ordnung aber Ersteres war etwas was nur Schwester Katherine in kleinem Umfang leisten konnte. Der Pfad der Heilung war nie der Seine gewesen und die tatsächlichen Ärzte unter seinen restlichen Kameraden waren wie all Anderen verschollen. Zum Schluss würde er sich natürlich in eine der Messen dieses jungen Burschen setzen um sich einen Eindruck von dieser Zufluchtskirche zu verschaffen. Während der Verwalter telefonierte was etwas Zeit in Anspruch nahm da man ihn neben der Auskunft das dieser oder jener Zuständige gerade in der Pause oder sonst wie beschäftigt war von einer Person zur Nächsten weiterleitete, machte Willis einen kurzen Abstecher nach draußen um den ersten Punkt seiner Liste abzuhaken indem er sich Notizen von den Aushängen am Anschlagsbrett machte. Wenn er hiernach die privaten Wohnungsbaue abklapperte würde er sich einen Reiseführer zulegen und immer mal wieder an den Terminals nach weiteren Informationen stöbern. Sein bisheriger Gedankengang machte davon die Wende zu der Frage wie es hier eigentlich mit Mutanten aussah. Normalerweise sah das Standardvorgehen so aus sich zuerst um die normalen Leute zu kümmern und ersteinmal den Grundstock einer Gemeinde zu legen denn die weltliche wie spirituelle Pflege jener Gezeichneten erforderte eine ganze Ecke mehr Aufmerksamkeit und Einsatz. Je nach Situation vor Ort konnte es jedoch sein das sich eine Mission zuerst den Mutanten widmen oder gar den schwierigen Drahtseilakt vollbringen musste beide gleichzeitig zu händeln. Zurück im Managerbüro hörte Rob sich offenbar mit der Geduld der Resignation durch die Soundkulisse einer erneuten Warteschleife. Dies und Fahrstuhlmusik waren offenbar auf allen Welten im Imperium mit dem göttlichen Fluch der entnervenden Langeweile belegt. Als schließlich abgehoben und sich nun wirklich der Sache angenommen wurde schien man am anderen Ende der Leitung ob der Verkaufsaussicht regelrecht aus dem Häuschen zu geraten denn man fiel ihm immer wieder ins Wort bei seiner Erläuterung. So lange das Zustandekommen des Telefonats gedauert hatte so schnell war es dafür vorbei mit dem Ergebniss eines Treffens bei dem die genauen Einzelheiten des Kaufvertrags und deren Auswirkungen auf den letztendlichen Preis diskutiert werden sollten. Noch einmal den Flachmann herausholend tranken sie auf den baldigen Geschäftsabschluss und der alte Mann begleitete ihn noch zurück zur Tür was Willis nutzte freundlich nach der hiesigen Mutantensituation zu fragen.
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#6
Die Leute der PVSP hatten ihre Arbeit schon so weit erledigt das die Mitarbeiter seines Hausmeisterservice und andere hilfsbereite Gläubige und sonstige Nachbarn anfangen konnten die Beschädigungen genauer zu begutachten und aufzuräumen. Willis hatte zum Heiligen Sanguinius und Seligen Russ gebetet das die Polizei die Brandstifter baldigst finden und dingfest machen würde auch wenn er seine Hoffung nicht zu hoch schraubte. Nun stand er zusammen mit seinen Schäfchen in dem verräucherten Durcheinander das einmal der Aufführungssaal des zweckentfremdeten Theaters gewesen war und beseitigte die ersten Trümmer. Allzu viel schien nicht zerstört zu sein aber es war erstaunlich was verbrannte Sitzreihen für Müll zurückließen. Zwar bemühte er sich seine Wut in Zaum zu halten und zu ersticken aber dennoch gestattete er es sich auch äußerlich ein berechtigtes Maß an Ärger zu zeigen. Da er natürlich ein richtiges Sakralgebäude wollte hatte er die Räumlichkeiten nur gesegnet statt anständig geweiht aber es kam für ihn heiligem Boden trotzdem nahe und diese Frevler mussten dafür büßen. Die Frage nach ihrer Natur mochte ein anderes Blatt sein, sowohl Konkurrenz wie die Transformationskirche, bloße Anarchisten, fehlgeleitete Mutanten oder dunklere Dinge kamen ersteinmal in Frage aber für sich selber vermutete er mehr dass es Erstere sein könnte was ihn mit Sorge und dem Wunsch erfüllte ihnen die Früchte ihres Tuns in den Hals zu rammen bis sie daran erstickten! Schwungvoll pfefferte er die Fußtreste eines Theatersessels in den Schlund der logischerweise aufgestellten Maschine. Gleichmütig surrte und brummte diese vor sich hin während sie den eingeworfenen Abfall verwertete wobei der Servitor die gelegentlichen Blicke der Soldaten mit stumpfen Glotzen erwiderte.

Diese wirkten für ihn bisher nicht wirklich als hätten sie brauchbare Spuren sicher können und er sandte ein kurzes Stoßgebet das die Truppe an Pater Murrys Tatort mehr Glück haben würde. Selbigem hatte er natürlich für diesen Fall kostenlos den Dienst seines Unternehmens abgeboten wenn die Ermittlungen vor Ort abgeschlossen waren. Die Möglichkeit das die Transformanten hier aktiv werden könnten würde seinen Konvertierungsbemühungen ernsthafte Schwierigkeiten bereiten wenn sie sich bewahrheitete und so erfreulich Schwester Katherines Erfolge auch waren befand sich ihr erworbener Teil der Gemeinde viel zu weit weg um dem Primarchenkult hier vor Ort von Nutzen zu sein. Auch wenn ihre durch den umständlichen Weg hierher ziemlich veralteten Nachrichten für seine Predigten und die lokale Zeitung, soweit denn veröffentlicht, ein gefundenes Fressen gewesen waren um die Leute zu begeistern. Die zur Lehre Gefundenen waren weder zahlreich noch schon so fest im rechten Glauben das die Gegenpredigten der Gelbroben ihn nicht erschüttern könnten, auch wenn bereits einige sich so weit mit den Dogmen identifizierten dass sie schon ihre Kleidungsfarbe gemäß der gewählten Primarchen anzupassen begannen. Wie ein anderer Kleriker seines Kultes einmal gesagt hatte: „Diese Wendung der Ereignisse ist bedauerlich, wir müssen unser Vorhaben beschleunigen.“

Ohne das Gros ihrer Mission die vor einem Jahr zu diesem Planeten aufgebrochen war hätte er deutlich länger damit gewartet weil einfach die Kapazität für eine adäquate Fürsorge fehlte aber nun würde er trotzdem anfangen die Aufgabe in Angriff zu nehmen auch Mutanten zu bekehren. Zusätzlich konnte er mehr vom Papierkram deligieren um sich mehr auf die allgemeine Konvertierung in Wort und Tat zu konzentrieren. Dabei musste er bei Gelegenheit versuchen den ein oder anderen Arzt in die Kultgemeinschaft zu holen damit sich jemand den Gebrechen seiner Leute annahm. Wieder einmal war nur schmerzlich offenkundig wie viel der unglückliche Reiseverlauf hierher an Opfern gefordert hatte. Egal wer jetzt für die beiden Brände verantwortlich war würde es auch nicht schlecht für einen Konflikt vorzusorgen, diskret versteht sich, er wollte ja niemanden hier in der Region verunsichern oder die Täter auf falsche Gedanken bringen. Si vis pacem para bellum, wie es im Hochgotischen hieß. Bliebe nur die Frage wo er Erstens unauffällig eine mittelgroße Menge Waffen samt Munition herbekam und Zweitens wo er das Zeug dann unterbrachte ohne das neugierige Nasen darüber stolperten.

Ein Anlaufpunkt wären natürlich die zwielichtigeren Gestalten auf dem Stations- und dem Schneidesingerweg wo er auch gedachte Kontakte zu Mutanten aufzubauen. Ungefähr die Hälfte seiner im Service arbeitenden Leute waren Straßenwerker die er auf Ersterem aufgegabelt hatte, ein paar der Waisenkinder verdienten sich mit Hilfsarbeiten ein Handgeld und mehrere machten sogar nun bei dem ein oder anderen Mitglied eine Ausbildung in dessen jeweiligem Handwerk. Diese hatte er der Einfachheit halber vom Waisenhaus in einige der Gaderoben quasi einziehen lassen, als Schlafplatz und halbtägliche Aufenthaltsräume waren diese gut geeignet. Die fraglichen Kinder waren es auch gewesen die das Feuer früh genug entdeckt hatten um schlimmeres zu verhindern. Neben seiner Arbeit in der Suppenküche half er auch im Waisenhaus. Auf dem Schneidesinger hatte er ebenfalls eine zwar nicht große aber doch zünftige Anzahl Leute anwerben können nur von vornerein als Konvertiten für den Kult und erst zweitrangig für den Hausmeisterservice. Schon lustig wie sich diese Sache zwischen den beiden Straßen umgedreht hatte. Über die entsprechenden Seiten in der Zeitung behielt er zudem ein Auge auf die dortige Bordelllandschaft, dass es dort eine eigene separate Rubrikspalte dafür gab war schon amüsant gewesen auch wenn die resultieren Witze sicherlich schon gewaltige Bärte hatten. Sein zweites Standbein fürs sprichwörtliche Auge drauf werfen waren ironischerweise der Beichtstuhl und seine gelegentlichen Seelsorgergänge wo er den Menschen einfach ein offenes Ohr lieh. Eine unbemerkte Andeutung hier, eine diskrete Ermutigung dort und schon beichteten die Leute mehr als nur ihre Sünden oder redeten sich ihre Probleme von der Seele. Wo er grade daran dachte sollte er sich ein wenig mehr mit den Prostituierten in Verbindung setzen, Männer und Frauen redeten gerne wenn sie entspannt und zufrieden waren und vielleicht brachte ihm dies Gerüchte und Hinweise auf die Brandstifter, ganz abgesehen von mehr sonstigen nützlichen Infos. Die Kneipen waren da leider nur zweite Wahl denn die Wahrheit im Wein von bierseligen Gefasel zu trennen war umständlich. Innerlich seufzte er als er ein weiteres Stück Sessel entgegennahm und in die Maschine warf. So wenig Brüder und Schwestern im Geiste und so viel zu tun, aber wie hieß es so schön; Arbeit ist Gebet. Nachdem die PVS-Polizei fertig und abgezogen war und nur den Standardsatz „Wir halten sie über die Ermittlungen auf dem Laufenden wenn es etwas Neues gibt.“ dagelassen hatten überließ der die allerletzten Aufräumarbeiten den fleißigen Leuten, besprach die Koordinierung der möglichst zeitnah zu beginnenden erneuten Renovierung und machte sich dann auf den Weg zu den fraglichen beiden Straßen.
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#7
Willis hatte sich im Viertel inzwischen einen gewissen Ruf erarbeitet. Natürlich gab es die, die seiner Botschaft lauschten und ihm im Glauben verbunden waren. Der weitaus größere Teil nahm ihn jedoch mit grimmigem Schulterzucken zur Kenntnis. Das war durchaus nichts Schlechtes.
Gillmens wurde immer wieder von Spekulanten und Unternehmern heimgesucht, die den alten Glanz des Viertels ausschlachten wollten. Gohmor unterlag Trents und Stimmungen wie jede Stadt, durch ihre schiere Größe vielleicht sogar noch mehr als andere Siedlungen.
Einer dieser Trents hieß Nostalgie. Die die es sich leisten konnten, belebten hier und da Ebenenbereiche wieder, die in früheren Jahren einen klingenden Namen gehabt hatten. Nicht um alte Größe wieder herzustellen, sondern um sich in künstlerischer und oftmals künstlicher, Melancholie und dem Morbiden zu ergehen. Im Kielwasser dieser Empfindungen, die man sich leisten können musste, schwammen ausgebaute Wohneinheiten, Luxusläden und zeitgemäße Verkehrsanbindungen.
Solche Bewegungen hatten einigen Vierteln und Bereichen aus der Kriese geholfen, wenn auch nicht zu Gunsten der ursprünglichen Bewohner. Die wurden von der Preisspirale aus den Vierteln gewirbelt.
In Gillmens Gabe gab es diese Bemühungen auch zuweilen. Bis jetzt waren sie jedoch and er mangelnden Kooperation der Bewohner gescheitert. Die Initiatoren mit ihren großen Automobilen und edlen Anzügen waren mit eingekniffenem Schwanz und zugeklappten Portemonnaie wieder abgezogen.
Willis und seinen Primarchenkult hatte man für eine ähnliche Modeerscheinung gehalten. Wenn er nach drei Monaten keine zahlungskräftige Gemeinde haben würde, die es im Klingelbeutel klingeln lassen konnte, dann würde der mit seiner schnaufenden Dampfmaschine schon wieder weiterziehen.
Das aber tat der Mann, mit der Härte hinter dem milden Lächeln, nicht.
Er blieb.
Er blieb bei den gut situierten ebenso wie bei den armen Schluckern, Säufern und Elternlosen.
Als man ihm die Bude über dem Kopf anzünden wollte, da war er nachvollziehbar sauer, räumte den Schutt weg und machte weiter. Das konnten die Leute in der Gabe akzeptieren, das konnten sie würdigen, das konnten sie mit einem grimmigen Schulterzucken als gut befinden.
„Von dem Prediger gehört, der vone Marines erzählt und dem sie das Theater abfackeln wollten?“ Ein Schulterzucken, dass alles uns nichts sagte, vor allem aber, dass der hier eben dazugehörte und deswegen wert war ihn nicht mit vielen Worte zu bedenken.
„Ja wasn mit dem?“
„Nix wollte nur wissen obde den kennst.“

So oder so ähnlich wurde dann und wann über ihn gesprochen. In den Zügen, die die Arbeiter von und zu den Fabriken brachten, bei den Schuhputzern und Obdachlosen auf der Straße und natürlich auf der Schneide.
Auf nämlicher trieb sich der Prediger meomentan herum was gerade unter den professionellen Damen und Herren für Erheiterung und milden Spott sorgte.
„Na Hochwürden? Kleine Auferstehung gefällig?“ Wurde da von einer aus dem ersten Stock gerufen. Ein schlanker Schönling in Klamotten, die ihm zwei Nummern zu klein erschienen flötete. „Für zehn Schekel gebe ich ihnen was für den Beichtstuhl.“ Und so weiter und so fort. Willis antworte gleichsam flapsig oder lächelte die Bemerkungen einfach weg. Die Schneide hatte in der Nachtphase, wenn die Beleuchtung gedimmt oder abgeschaltet wurde, einen gewissen, schäbigen Scharm.
Der Hauch des Anrüchigen, der Halbwelt. Bei Tageslichtlampen betrachtet, war die Gegend eher deprimierend. Was des nächstens funkelnder Schein aus Neonlicht war, war bei Tage bröckelnde Hausfassaden, Müllberge und ab von Dreck blinde Fenster.
Vor dem “Diamantmond“ hockte der alte Ottmann in einem seitlich stehenden Pappkasten. Er trug eine Armaplastweste und einen zu großen Helm der imperialen Armee. Auf einem selbstgemalten Schild stand zu lesen.
[CENTER]„ICH HABE FÜR EUCH GELITTEN. MILDE MIT EINEM VETERANEN“.

[/CENTER]Ottmann hatte die Stadt nie verlassen, geschweige denn, dass er in der Garde gewesen war. Vor 35 Jahren hatte er die Uniform der hiesigen Brandwache getragen und vielleicht auch irgendwann einmal die Grundausbildung der PVS absolviert. Aber inzwischen glaubte er wohl die eigene Geschichte, die er zum Besten gab, wenn ihm jemand einen Halbschekel vor die Füße warf.
Wie er gegen die Eldar gekämpft hatte. Diese vierarmigen, dreiäugigen Ungeheuer von den Sternen.
Man tat gut daran aus dem halben einen ganzen Schekel zu machen, wenn er einen im Gegenzug mit seinem Gerede verschonte.
Über dem Eingang des „Palast der Nacht“ verkündete die durchlaufende Schrift
+++ Monox tanz heute wieder für Sie +++ wen Monox nicht geil macht, der ist tot +++ Monox, so wusste Willis, hieß eigentlich Marianne Schrödlinger und sie tanzte heute erst wieder, weil sie sich in den letzten Tagen um ihren vierjährigen Sohn hatte kümmern müssen, der gefährlich hoch gefiebert hatte.
Willis hatte jemanden losgeschickt um Medikamente zu besorgen, nachdem sie selbst nicht vom Lager des kranken Kindes wegkonnte. Sie hatte bereits ein Kind verloren und betete zu Vulkan um Stärke und Milde für ihren verbliebenen Sohn. Sie engagierte sich besonders für die Waisenkinder, welche der Kult unter seine Fittische genommen hatte.
Vor der Boxhalle, wo sich Türsteher und Totschläger aufzuhalten pflegten, ehe ihre Schichten begannen, stand ein riesenhafter Hüne, denn man nicht BRECHER nannte, weil er dazu neigte sich zu übergeben. Er war Türsteher, Geldeintreiber und Zuhälter. Das wusste jeder über ihn. Was vermutlich nur Willis wusste, war dass er alle zwei Tage eine Kerze für seine kranke Mutter anzündete und ab und an zur Tiefgründigkeit neigte. Er hatte Willis einmal gesagt, dass er seinen "Kollegen“ erzählte, dass er zum Primarchenkult konvertiert sei, weil es ihm die Stärke und Unbezwingbarkeit der Marines angetan hätten. In Wahrheit, so hatte er geäußert, war er davon überzeugt, dass die Primarchen, da sie ja nur… und dabei hatte er mit seinen riesigen Fingern Anführungszeichen in der Luft gemacht… die Söhne eines Gottes waren, vielleicht mehr Zeit für die Gebete der kleinen Leute hätten, als ein Imperator, der sich um Millionen von Welten, mit all ihren feinen Herren und Damen und ihren anspruchsvollen Bitten kümmern musste.
BRECHER war Willis Türsteher vor dem Eingang zur Unterwelt. Er hatte sich umgehört, wer dem alten Theater hatte Feuer unterm Hintern machen wollen. Nichts Genaues wusste man nicht, aber auch er vermutete die Gelben, wie die Transzendenzler hier genannt wurden, hinter der Sache. Hab mich auch ein bisschen umgehört, wegen der Hausschutzangelgegenheiten, die Sie interessiert haben. Pistolen kriegen sie an jeder Ecke, im Dutzend billiger. Er klopfte auf den Griff des Revolvers, der aus seinem Hosenbund ragte. Wenn sie was Ordentlicheres wollen, etwas mit ein bisschen mehr Druck, Drall und Geschwindigkeit, dann gäbe es hier im Viertel Spider, den blinden Okto und eine Braut, die sie Mama Escco nennen. Die können ihnen alle was besorgen.
Ist aber schwierig hier in den eigenen Pool zu pissen, Pater. Spider und Okto sind sich Feind wies nur einer sein kann. Kaufen Sie bei dem einen, verscherzen Sie es sich mit dem anderen.
Nich so gut.
Über Mama Escco weiß ich nur, dass sie ne Hexe ist. Macht den Nutten die Babys und den Puppenjungs die Tripper weg. Die ist schlechte Gesellschaft für nen gläubigen Mann, wenn Sie wissen was ich meine. Lassen Sie von der die Finger.
Mein Schwager, dumm wie Scheiße, passt zu meiner Schwester. Aber der kennt einen Zwerg, zwei ebenen unter uns, der Knarren im großen Stil verkauft. Sogar Fahrzeuge… sagt mein Schwager. Also vermutlich nicht.
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#8
Zumindest die Atmosphäre unter den Arbeitern der Schneide war genau so wie er es von den einschlägigen Vierteln Zuhause kannte und er gab genau so zurück wie er empfing. Bitte, in meinem Alter ist doch schon eine morgentliche Auferstehung ein kleines Wunder meine Teure. Kurz innehaltend deutete er feixend mit dem Finger auf den zu eng bekleideten Schönling. Große letzte Worte, wenn ich eine Dekade jünger wäre würdest du anschließend MICH bezahlen. Und irgendwie hab ich den Eindruck du meintest damit im Beichtstuhl, ich kenn den Trick. Sowie die dummen Gesichter beim Erwischtwerden. Während er sich so durch das Geplänkel scherzte begutachtete er den Schmutz und die Verwahrlosung um sich mental Notzien zu machen wo seine Leute zumindest kleinere Außenarbeiten verrichten konnten, ausgebildete Fassadenbauer hatten bisher noch nicht an Land gezogen werden können. Im Laufe des Nachmittags würden die letzten Aufräumarbeiten abgeschlossen sein und dann könnte er die Maschine hierher bringen lassen um die Müllberge zu verarbeiten. Er war gespannt was am Ende alles für Rohmaterialien zustandekommen würden, bei einer Wohnungsentrümpelung sowie des Erbarmens einiger seit langem überquellender Mülltonnen hatte es genug geben dass er anschließend einer ganzen Handvoll der hiesigen Familienbetrieben und der Konservenmanufaktur der tieferen Ebene für nicht übermäßiges aber auch nicht kleines Geld Material verkaufen konnte. Dazu eine Spende an die Suppenküche im Stationsweg.

Sofern nicht noch auf den letzten Metern etwas schiefging würde er sie in den kommenden Wochen übernehmen können statt nur dort auszuhelfen. Die Mobile in seiner Maschine und die paar entsprechenden Umbauten im ehemaligen Theater waren gewiss nicht schlecht und würden auch weiterhin gut benutzt werden aber sie waren nicht ausreichend. Die Leitung des Armenhauses hielt sich dem Katsch und Tratsch zufolge gutmütig am Scherzen das seine ´Theaterkirche´ und die Zufluchtskirche sich einen regelrechten kleinen Sponsorenkrieg lieferten. In beiden Lokalitäten predigte er besonders häufig vom heiligen Sanguinius denn den Leuten Mut zu machen und Hoffnung zu geben war schließlich eines der zentralen Themen dessen Lehren. Dem alten Ottmann gab er nach einem kurzen Austausch über dessen Befinden seinen Segen und zwei Schekel. Leider waren die Wohnungen bei denen er grade mit Verhandlungen über Mietverträge beschäftigt war im Grunde schon für einige Gemeindemitglieder und die Angeschlageneren unter den Nichtmitgliedern reserviert aber er war zuversichtlich dass seine Anzeige in der entsprechenden Rubrik der “Frucht des Fleißes“ bald noch mehr Erfolg erhaben würde. Apropos Prostution, Beichtstühle und Zeitung; er musste wirklich mal eine Liste anlegen was die Leute an intimeren Dingen nicht zu beichten brauchten. In der Zeit die er nun schon hier war hatten ihm die Leute die ein oder andere Sporthandlung im Schlafzimmer, oder zumindest den Wunsch nach deren Ausübung, vorgetragen die zwar sicherlich recht ungewöhnlich aber gewiss nichts sündhaftes und damit beichtwürdiges.


BRECHER begrüßte er mit einem ordentlichen Handschlag und erkundigte sich freundlich wie es lief und ob bei seinen Leuten alles in Ordnung war ehe sie zu den Kernthemen kamen. Er fand dessen Anwandlungen von Tiefgründgkeit sehr angenehm für interessante Gespräche. Auf dessen wahren Grund für seinen Beitritt hatte er ihm geantwortet dass dies sehr nah am Standpunkt des Primarchenkultes lag. Dessen Auslegung nach war der Imperator wie ein Mann der unablässig einen Engpass gegen all die Plagen der Menschheit halten musste, ein Innehalten oder eine Ablenkung würden dafür sorgen dass seine Verteidung wankte und ein Feind durchkam. So auch er die Gebete der Menschen hörte so konnte er es sich schlicht nicht leisten außer in der größten Not nach ihnen zu handeln. Deshalb waren es die Primarchen die die Bitten der Leute erhörten, egal ob kleine Leute oder große Damen & Herren denn vor ihnen waren sie als bloße Sterbliche alle gleich, da sie jeder einen Aspekt des Imperators verkörperten und er somit hauptsächlich indirekt half. Wie es aber schon Sebatian Thor mit seinem Satz über Imperium und Imperator ausdrückte war die Menschheit seine Stärke und mit Glauben, Lobpreisungen und Opfergaben an ihn stärkte man ihm spirituell den Rücken.

Die Ausführungen über den lokalen Waffenhandel waren nicht allzu gut wobei das über diese Mama Escoo auf ambivalente Weise interessant war. Ihre Tätigkeit abseits der Knarren klang nach einem Hinterhofheiler, entweder eine wilde oder ehemals lizensierte Ärztin, und Medizinische Versorgung war auch etwas was der Kult auf seiner Dienstleistungsliste brauchte, aber dass BRECHER sie eine Hexe und schlechte Gesellschaft für einen Gläubigen nannte war besorgniserregend. Im harmlosen Fall, wahrscheinlich in Verbindung mit der wilden Medizinermöglichkeit, war verband sie ärztliches Wissen mit einer Mischung aus Aberglauben, alten Hausweisheiten und tatsächlichen oder angeblichen halbvergessenen Praktiken aus vorimperialer Zeit. Im gefährlichen Fall war sie der Imperator bewahre tatsächlich eine unsanktionierte Psionikerin die gemeldet und aufgespürt werden musste. Solchen neutral ausgedrückt befähigten Personen konnte der Primarchenkult durchaus eine gewisse Stütze bieten; Meditationstechniken, das Lernen von Litaneien, im Grunde so ziemlich alles in dessen Arsenal was dazu gedacht war den Verstand zu beruhigen und den Geist zu fokusieren. Es war nur halt eher temporär um Kontrollverlust usw. vorzubeugen bis der Betroffene den Behörden für den Imperialen Zehnt übergeben werden konnte. Das mit diesem sogenannten Zwerg klang dafür von allem als die unproblematischste Möglichkeit. Nachdem BRECHER ihm noch den angeblichen Standort und die Einlass gewährende Losung besorgte, bei der Dummheit seine Schwagers leider keine hundertprozntige Gewähr, nahm er den nächsten Zug in die Unterebene 498.

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#9
Mit einem leisen Seufzen fiel Willis in einen der Sessel des ehemaligen Büros des Theaters dass er zu seinem Quartier umgestaltet hatte und streckte sich bis seine alten Knochen zufriedenstellend knackten. Er war müde. Das Blutbad zu dem der Tag der Ratsversammlung geworden war hatte zu all seiner kurzen Heftigkeit ein langes Nachspiel dass selbst jetzt drei Monate später immer noch andauerte. Bei seiner Rückkehr in die Gabe war dessen Beton-und-Stahl-Himmel von einer fettigen Rauchwolke verdunkelt gewesen, die Straßen wie leergefegt, jeder Zugang und jedes Fenster mit Blick auf die Straßen zu einer Schießscharte umfunktioniert, Kampflärm echote von den Wänden und er hatte mit Schrecken begriffen dass der Aufstand der Transzendenz nicht nur an die Türschwelle sondern auch in seine Gemeinde gekommen war. Der Theaterplatz war ein Chaos aus Trümmern, Körperteilen und einem flachen aber dafür umso breiteren Krater gewesen und der Eingang zum namensgebenden Bauwerk hastig aber schwer befestigt, dass Kassenhäuschen glich vor lauter ziviler Schnellfeuerwaffen einem improvisierten MG-Nest. Seine Gläubigen und die Menge aus Obdachlosen, Einwohnern und Familien der Gabe die dort Schutz gesucht hatten waren bei seinem Anblick und dem eines schwer mit Waffenkisten beladenen LKW’s schier geschmolzen vor Erleichterung. Die Gewehre austeilend hatte er nach beruhigenden Worten und bohrenden Fragen erfahren dass die kürzlich eingewechselte Besatzung der Transitstationen im Süden offenbar Teil des Aufstands war und in der Gegend ein festgefressenes Feuergefecht tobte, auch der Rest der Zugänge der anderen Richtungen stand mehr oder weniger regelmäßig unter Angriff. Ein Anschlag auf ihre Stellung hier hatte man mit ein paar Verletzten abgewehrt aber das Gebäude der Zufluchtskirche war ein lichterloh brennender Scheiterhaufen. Als alles vorbei war fand man Pater Murry’s Leichnam auf den Stufen seiner Kirche, nun einer jener Märtyrer denen sie geweiht gewesen war.

Mit seinen jetzt schwer bewaffneten Anhängern hinter sich war Willis ausgerückt um jeden Einwohner der konnte und, mehr oder weniger, wollte einzusammeln und in den Kampf zu führen um die Subebene zu sichern. Auch wenn die Rückeroberung der südlichen Transitsationen und Abwehr weiterer Angriffe blutig gewesen war so hatten die Lasergewehre die eigenen Verluste auf ein Minimum reduziert und ihre Feuerkraft nichts dem der Gegner wirklich etwas entgegensetzen konnte. Willis hatte in der alten Heimat sowohl in Kämpfen zwischen seinem und anderen Kulten wie spontanen Unruhen etc. gestanden und so waren später die Toten beider Seiten samt und sonders separat in langen Reihen in abgesperrten Straßen aufgereiht worden. Die Eigenen zur Identifizierung und ähnlichem, die Feindlichen um komplett ausgezogen und von Kopf bis Fuß untersucht zu werden ehe sie in mehrere Leichensäcke regelrecht eingeschweißt wurden. Vom Offensichtlichen wie Tattoos, Schuck- und Ritualnarben hin zu Markern alter und neuer Erkrankungen, wenn schon denn schon. Sogar, natürlich nachdem die eigenen Verletzten versorgt waren verstand sich, einige der hiesigen Ärzte hatte er in improvisierte wie nicht improvisierte Schutzanzügen gesteckt herangezogen ihr Werk zu tun. Die Untersuchungsteams und noch etliche Andere die z. B. im Nahkampf längeren Kontakt gehabt hatten waren anschließend in Quarantäne gesteckt worden. Das mochte für Einige übertrieben gewesen sein aber Willis hatte sein Geburtssonnensystem von einem Ende zum Anderen bereist und so eine Makropole war nichts wenn nicht ein gewisses Miniaturabbild, in der einen Ebene war alles tutti und Eine plus eine Subebene tiefer grassierte ein schlimmer Magen-Darm-Virus, und wer wusste schon wo die Aufständischen vorher rumgelegen hatten. Das Äußere so einiger der Angreifer mochte zwar an eine Reihe von Mutationen erinnert haben, war aber in sich viel zu einheitlich und systematisch gleichmäßig gewesen als das es sich tatsächlich um Mutanten gehandelt haben könnte. Die Möglichkeit dass es sich um eine wie auch immer geartete Xenosinfektion handeln sollte hatte ihn erschüttert und erfüllte ihn auch weiterhin mit einem unterschwellig schwärenden Gefühl des Entsetzens. Er hatte gehofft dass sie eine klitzekleine Gnade und damit nur Gerüchte und verzerrte Neuigkeiten über solche verfluchten Invasionen erhalten würden aber wie es nur menschlich war hatte er sich geirrt und das kleine Koron 3 war eine weitere der unzählbaren Nummern an Opfern der Einfälle nichtmenschlicher Mächte geworden. Mit einem tiefen Aufseufzen fuhr er sich mit den Händen übers Gesicht.

Die Gefallenen der Aufständischen waren anschließend den Makropolbehörden übergeben worden und Willis schmunzelte noch immer über die Gesichter des kleinen Sammelsuriums an Beamten und Ermittlern angesichts der Aktenordner voller Picts, Beschreibungen, Untersuchungsberichten und Vidaufnahmen die er ihnen überreicht hatte während die mit jedem beladenen Fahrzeug frei werdenden Straßen von seiner Gemeinde erst ausgebrannt und dann mit allen verfügbaren desinfizierenden Reinigern geschruppt wurden. Die eigenen Gefallenen waren den für den Subsektor zuständigen Leichenentsorgungsbetrieben übergeben worden und er hatte eine Totenmesse gehalten an deren Ende er zumindest den ersten Teil der Bestattungsriten seines Kultes hatte gewähren können; nun prangten an einer der Außenwände des ehemaligen Theaters Plaketten mit den Namen jedes Verstorbenen. Unmittelbar nach den Kämpfen und den darauf folgenden Tagen hatte er seine Zeit nicht nur mit sowas verbracht sondern natürlich auch damit den Sterbenden, Verwundeten und Hinterbliebenen Heilung und Fürsorge zu bieten, Trost zu spenden, Zuspruch zu geben  oder schlicht und einfach ein offenes Ohr zum Zuhören und eine feste Schulter zum Ausweinen zu bieten, eine altvertraute Aufgabe die er nicht minder ernst genommen hatte als alles Andere und auch wenn er dies sogar gerne tat hatte er nicht umhin gekonnt sich leise zu wünschen nicht allein zu sein und Schwester Katherine oder jemand anderes an seiner Seite zu haben. Es hatte ihn wieder einmal daran erinnert dass er alt war und älter wurde, der unermüdliche Lauf der Zeit hinterließ seine Spuren und so fit er sich auch hielt hatte er mit fünfzig nun mal in mehr als einer Hinsicht nicht mehr die Energie wie mit dreißig oder gar zwanzig. Sich etwas zu trinken einschenkend huschte ihm dann doch ein kleines Lächeln übers Gesicht trotz seiner schweren Gedanken. Die Frucht des Fleißes hatte ihre Integrität und Professionalität der alten Tage hervorgekramt und eine seriöse fundierte Berichterstattung über das ganze Geschehen in der Gabe abgeliefert, mit all der Würde und Ernsthaftigkeit die das Thema verlangte. Willis hatte schon vor langer Zeit festgestellt dass er es im Kampfgetümmel im Gegensatz zu sonst nicht wirklich mit Redegewandheit hatte und so hatte es ihn doch schon gerührt dass seine kleine Anfeuerung bei der Verteidigung eines der nur wenige Momente zuvor zurückeroberten Transitpostens nicht nur bei selbiger Regionalzeitung sondern auch anderen Medien auf der Titelseite und an vorderster Stelle gestanden hatte.

„SCHREIT! Schreit dass es die stählernen Himmel über uns und das Firmament der Sterne erschüttert! Schreit keine Fürbitten an Seine Engel des Todes, die Astartes, denn sie sind bereits bei uns um unsere Seelen vor den Goldenen Thron zu geleiten. Keine Lobpreisung an Seine Söhne die glorreichen Primarchen denn dies taten wir diesen Morgen schon. Keine Hymen an den Imperator, gepriesen sei sein Name, denn hier in dieser Stunde erwartet Er zu Terra von jedem Einzelnen von uns Taten statt Worte! NEIN, schreit es zu dem Mann und der Frau die hier und heute Schulter an Schulter mit euch stehen und eure Flanken decken, schreit zu es zu den Ohren jener in unseren Rücken für deren Schutz wir sorgen aufdass ihre Herzen schwellen und ihr Verstand unverzagt bleibt! Schreit jene Worte nach denen die Imperiale Garde dort draußen seit zehntausend Jahren einen jeden Atemzug für uns alle lebt und kämpft, diesen Gedanken der in den Herzen und Köpfen eines jeden wahren Kinde Terras lebt und glost seit die Menschheit das erste Mal einen Fuß in die Finsternis des Alls setzte! WIR HALTEN STAND! WIR WEICHEN NICHT ZURÜCK!!“

Nach dem schlussendlichen Abebben selbiger Kämpfe und einer gewissen auf Nummer Sicher gehenden Wartezeit hatte Willis die Lasergewehre wieder eingesammelt und in den Lagerräumen seiner Kirche eingeschlossen, schließlich hatte er nur sie für eben solche Notfälle gekauft und er wollte sie nicht länger als notwendig in Sicht lassen. Ihren Trägern und allen Anderen von denen er auch nur halbwegs sicher sein konnte dass sie diese gesehen hatten hatte er einen auf den Imperator, ihren sofern bereits gewählten Patron-Primarchen und jeden einzelnen anderen Primarchen geschworenen Eid der Geheimhaltung abgenommen. Nicht dass es vielleicht traurigerweise doch noch einen Eidbrüchigen geben würde, aus welchen Gründen auch immer; aber dennoch musste das Ganze nun einmal vor der Regierung verborgen werden. In den Nachwehen des Aufstands hatten sich die PVSler der Zollstationen neu formiert um ihre massiven Verluste auszugleichen und so viele Posten wie möglich wieder auf Sollstärke zu bringen statt ihre Reihen zu dünn zu strecken in dem Versuch möglichst viele erneut zu besetzen was zur Folge hatte dass neben einer einzelnen Station auf der Westseite namens 88/4 die Stationen der gesamten Südseite der Subebene sowohl auf der Zufahrts- auch auf der Ausfahrtsseite vollständig von Anhängern des Primarchenkults und Freiwilligen bemannt wurden, bemannt werden mussten. Nicht nur ihm war klar dass dieser Umstand, leider, wohl nicht von Dauer sein würde aber die überlebenden verantwortlichen Offiziere vor Ort hatten lediglich ehrlich für die bei ihren eigenen Abwehrkämpfen geleistete Schützenhilfe gedankt und sich ansonsten ausgiebig über die Situation ausgeschwiegen. 

Nichtsdestotrotz gedachte er das Beste aus der Situation zu machen und es würde noch eine ganze Weile dauern bis sich alles soweit wieder normalisiert hatte, dass die Leute über die strengen Kontrollen und den damit einhergehenden stockenden Verkehr grummeln würden. Zudem hatte die ganze Angelegenheit so bedauernswert sie auch war für eine große Zunahme an Anhängern und Sympathisanten für den Primarchenkult gesorgt, in der ruhigen nicht viel Aufhebens machenden Art der Gillmenser die ihm ziemlich ans Herz gewachsen war. Schwester Katherine würde es vielleicht nicht so gehen aber sie würde sie dennoch schnell mögen. Sein Glas leerend erinnerte er sich daran dass sie in ihrer letzten Nachricht geschrieben hatte sie wolle eventuell eine Runde drehen und soweit möglich noch mal nach den weiterhin im Krankenhaus befindlichen Überlebenden des Massakers der Ratshalle schauen, sie hatte ihre seelsorgerische Arbeit so es ihr machbar war natürlich auf den nichtmilitärischen Teil der Verletzten ausgeweitet. Es sprach eigentlich nichts dagegen nachdem er selber jetzt noch eine Runde durch die Gabe machte und nach den Leuten zu schaute, sie damit positiv zu überraschen dass er ihr entgegenkam und sie auf ihrem Gang durchs Krankenhaus begleitete.
Name: Willis
Rasse & Zugehörigkeit: Mensch, Imperium, Primarchenkult
Alter: 27 Standardjahre
Aussehen: 1,65 Meter, grauweiße Haare, braune Augen
Kleidung: Stiefel, weißgoldene Pontifices-Gewänder, generische Arbeitsklamotten
Ausrüstung: Laserpistole, Elektroschlagstock, Halskette mit Anhänger, Liturgische Gewänder & Ausgabe der Lectitio Divinitatus um Kultlehre ergänzt & Kleinkram, (selbstfahrender Hightechbehälter)
Konto: 12.000 Schekel (2.000 persönlich, 10.000 Kultfinanzen)
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#10
Kurt hatte an der Ecke gestanden und nur eine geraucht. Nichts Auffälliges, nichts Verwerfliches. Die beiden PVSler hatten eigentlich auch nichts anderes gemacht als er. Ihre Patrouille kurz unterbrochen, um eine zu rauchen. Er hatte sogar die Hand zum Gruß gehoben, um seine Unauffälligkeit mit Auffälligkeit zu tarnen. Einer der beiden hatte ihm zugenickt und dann waren sie weiter gegangen. 
Kurt trat die halb gerauchte Zigarette aus, sah noch einmal nach links und rechts und duckte sich dann unter dem Flatterband durch. 
Mit vier langen Schritten war er die Treppen hoch geeilt, wobei er einen Bogen um die dunklen Flecken auf der zweiten Stufe machte. 
Er drückte sich durch die verkohlten Torflügel. Einst hatten diese Türen aus echtem Holz ein Symbol für die Beständigkeit des Gebäudes dargestellt, zu dem sie Zugang gewährten oder eben verweigerten. Jetzt waren sie genauso geschändet wie der Rest der Zufluchtskirche. 
Im Inneren sah es nicht besser aus. Die Kirchenbänke waren auf einer Seite aufgetürmt. Er hatte keine Ahnung, ob das während der Kämpfe um das Gebäude passiert war oder als die Löchteams den Brand bekämpft hatten. 
Alles war verkohlt und geschwärzt. Es roch nach einer Mischung aus Feuer und Löschmittel. 
Kurt ging Bedächtig in den Raum. Unter seinen Sohlen knirschte geborstenes Buntglas und Patronenhülsen. 
Er selbst war bei der Rückeroberung gar nicht dabei gewesen. Er hatte ein kleines Team aus Primarchenkultisten angeführt und die Kämpfe um die Kirche dazu genutzt, ein Gebäude zurückzuerobern, dass den Transzendentlern als Scharfschützennest gedient hatte. 
Vorne, vor dem Altar, waren noch ein paar Bankreihen unbeschadet geblieben. Naja, mehr oder weniger unbebeschadet. Sie waren angekokelt, aber nicht zertrümmert und umgeworfen. 
Er setzte sich auf die vorderste Bank, ließ die Hände zwischen den Knien baumeln. 
Das Altarbild musste einmal recht beeindruckend gewesen sein. Natürlich nicht wie die gewaltigen Retabeln in den Kirchen und Kathedralen der wohlhabenden Gegenden, aber für eine mittlere Ebene nicht schlecht. Er hatte gehört, dass diese Gegend mal was dargestellt hatte. Vielleicht stammte der Wohlstand noch aus dieser Zeit. 
Wie dem auch sei, jetzt war es damit Essig. Das Bild des Imperators, wie er auf einem Thron saß, in der weißen Robe eines Priesters. Das Gesicht war skelettiert und doch von wallendem schwarzen Haar eingerahmt und von einer leuchtenden Lichtkrone umgeben. Eine Hand, die interessanter Weise nicht skelettiert war, lag auf der Lehne des Thrones, die andere war nach oben geöffnet. Darüber schwebte ein Ball, der vielleicht Terra, vielleicht Koron III sein sollte. Das ließ sich schwer erkennen, denn die Flammen hatten das Bild geschwärzt. Auf das skelettierte Gesicht des Gottes der Menschheit war scheinbar gezielt geschossen worden, was die Augenhöhlen des Schädels plastisch und starrend erscheinen ließ. 
Draußen wechselte der Tagzyklus grade in den Nachtzyklus und die Schatten wurden länger. Sie schafften das Unmögliche und ließen die Kirche noch trostloser erscheinen. 
Kurt blickte auf den weißen Verband um seine Rechte. Nach kurzem Zögern faltete er die Hände und senkte den Kopf. 
So saß er etwa zehn Minuten, bevor er sich erhob, die verletzte Hand ausschüttelte und die abgebrannte Kirche verließ. 
Draußen waren die Straßenlaternen bereits aktiviert. Er kehrte in sein Zuhause für die letzten drei Monate zurück. 

Das Theater. 
Er teilte sich einen Raum mit vier anderen Kerlen, die hier vorübergehend Zuflucht gesucht hatten. Sie hatten Isolationsmatten und Schlafsäcke, dazwischen ein paar aufgehängte Decken für den Anschein von Privatsphäre. Kurt hatte schon schlimmer gehaust und allemal war es warm und trocken. Nach der Isolationshaft im Blaine, kamen ihm auch die Unannehmlichkeit von fünf Männern auf engstem Raum nicht allzu schlimm vor. Ohnehin war das Ende der Sache abzusehen. 
Nach ihrer Waffenlieferung war er aus mehreren Gründen geblieben. Einmal, weil es fast unmöglich war unbehelligt zwischen den Ebenen zu wechseln. Erst die Geschichte mit den Terroristen, die gerade an den Übergängen lauerten, danach eine hochsensibel PVSP, die überall Verrat und Betrug lauern sah. Nicht mal zu Unrecht, aber ihre gefälschten IDs hätte man nicht mehr so Ohne Weiteres durchgehen lassen. 
Außerdem hatte Drudox darauf bestanden gegen die Transzendezler zu kämpfen. Der Squat hatte eine ausgeprägte Affinität gegen Ungerechtigkeit und was die Kirchenanhängern den Leuten hier antaten oder antun wollten, war die Mutter aller Ungerechtigkeiten. 
Was der Priester im Waffenladen des Gedrungenen noch abgewiegelt hatte, war so über Umstände zur Realität geworden. Kurt hatte nicht nur die Bürger im Theater an der Waffe ausgebildet, er hatte auch selber ordentlich mitgemischt. 
Willis mochte er noch immer nicht besonders. Er war nachtragend und das ihn der Pater bei ihrem ersten Treffen abgewiesen hatte hing ihm nach. Aber er musste wohl oder übel zugeben, dass der Primarchenprediger hier Gutes getan hatte und verdammt viele Leute nicht mehr leben würden, wenn er nicht den Widerstand organisiert hätte. 
Jetzt beruhigte sich die Lage ein wenig und es war an der Zeit für ihn weiterzuziehen. Man brauchte kein Messer, wenn es nichts zu erstechen gab.
Heute war nicht viel los. Viele der Bürger waren in ihre Wohnungen zurückgekehrt und hatten ihre Arbeit wieder aufgenommen. 
Er würde heute noch sein Lasergewehr abgeben. Es war dieser Tage zu riskant damit herumzureisen und seine zwei Pistolen reichen allemal um sich seiner Haut zu erwehren. Als er gerade durch den Mittelgang des Saales schlenderte, sah er eine Frau aus einer kleinen Kabine kommen. Sie schien geweint zu haben, wischte sich die Augen aber lächelte ihn an. 
Richtig, der Beichtstuhl. Den hatten einige Leute aus Requiesietenteilen zusammengezimmert und auch wenn das verschnörkelte und verzierte Holz eigentlich Kunststoff war, machte der Kasten doch was her. Schwere Stoffbahnen dienten als Tür und als nun die zweite aufgeschlagen wurde, sah er Willis in dem dunklen Verhau sitzen. Der Prediger zog seinerseits ein Taschentuch, aber nicht um sich Tränen abzuwischen, sondern um sich laut vernehmlich zu schnäuzen.
Kurt überlegte einen Moment, gab sich dann einen Ruck und stapfte auf den Beichtstuhl zu. Willis bemerkte ihn und runzelte kaum merklich die Augenbrauen. Dann nickte er auffordernd und zog den Vorhang wieder zu. Kurt zwängte seinen Leib in die Enge des Beichtstuhls. 
Es war dunkel und roch nach Farbe und dem Perfüm der Frau, die bis eben hier noch gesessen hatte. Zwischen Willis und ihm lag ein Gitter. Er konnte den Priester dahinter als Schemen ausmachen.
Wie die Söhne des Imperatores zu ihm kamen und, offenlegten wenn sie fehlten, so komme ich zu dir Vater und will dir berichten wo ich strauchelte. Diese Eröffnung hatte ihnen Willis beigebracht, als er den Beichtstuhl eingerichtet hatte. Kurt war sich nicht sicher, ob die Worte genau so gesagt werden mussten, aber es schien ihm ungefähr hinzukommen.     
Sei ohne Furcht und mach weit dir Herz und Seele. Kam es von der anderen Seite des Gitters.
Kurt schwieg einen Moment, suchte nach den Worten um anzufangen.
Ich war gerade in der Zufluchtskirche. Naja in Dem was davon noch übrig ist. Hab mir so gedacht, es wird mal Zeit mit dem großen Mann auf Terra zu reden. Ob das Haus ringsum Ruinen sind oder nicht, dürfte ihm ziemlich egal sein. Kirche ist Kirche habe ich mir gedacht. 
Ich sitz also so da… wieder eine lange Pause und da ist nichts.
Es sieht vielleicht so aus, als sei ich kein besonders frommer Mann. Mein Spruch ist immer: Der Imperator macht sein Ding und ich mache meins. Aber so ganz stimmt das nicht. 

Ich war als Jungspund auf Nurbag 2. Ging gegen die Grünhäute. Wenn man in einem Graben sitzt und die Artillerie trommelt auf deine Stellung ein. Du wünscht dir das es aufhört, weißt aber dass wenn es aufhört, zehntausend Orks auf deine Stellung zurennen werden. 
Da wird man verdammt gläubig. 
In der Zeit hatten der Imperator und ich nicht das beste Verhältnis. Ich hab mal gehört, wie sich eine Bande von Halbstarken über die Orks lustig gemacht hat, die sie in irgendwelchen Vid. Nachrichten gesehen haben. Weil die Grünen dazu neigen sich selbst in die Luft zu jagen, sich zu besaufen und auch so nicht besonders schlau rüber kommen. 
Aber ich kann aus Erfahrung sagen, an denen ist überhaupt nichts lustig. Weißt du… er erinnerte sich, dass man bei der Beichte wohl einen gewissen Grad an Respekt zeigen musste, wissen Sie, was die mit gefangenen Kindern gemacht haben? Haben sie gegen Grotze kämpfen lassen, weil sie das wohl für einen großen Spaß hielten. 
Egal. 
Worauf ich hinaus will, ist dass man sowas nicht mitmacht, ohne zu glauben. Ich hab nicht wie andere zum Gottkaiser gebetet, das er mich retten soll oder dieses oder jenes für mich tun. Wenn man sich so umsah, dann wurde ziemlich klar, dass es ihn einen Scheiß interessierte ob seine Anhänger zerfetzt, erstochen, zerquetscht oder umgelegt wurden. 
Trotzdem war es irgendwie gut zu wissen das er da war. Das er das Astronomicon leuchten lässt. 
Seine Söhne gab es ja auch noch. Habe nie selbst einen zu Gesicht bekommen, aber ich habe gesehen wie es aussieht, wenn sie über eine Horde Orks herfallen. Viel war von denen nicht übrig als die Storm Lords die rangenommen hatten. 
Kurt lachte scharf und kurz auf. Was ich sagen will, der Imperator hat mir nicht geholfen, aber es war tröstlich zu wissen, dass er auf Terra ist, einfach das es ihn gibt. 
Nach dem Waaagh- Garfing Feldzug war unser Regiment so geschrumpft, dass es aufgelöst wurde. Ich hätte mich auf Nurbag 2 ansiedeln können. Oder ich hätte nach Macharians Gestirn zurückkehren können. Ähm… da bin ich geboren. Es gab ganz gute Raumtransitverbindung. 
Wissen sie, ich hatte auf Macharians Gestirn eine Frau. Ich weiß nicht, ob ich sie wirklich geliebt habe, aber ich mochte sie. Sie war anständig und witzig. Ich saß also auf meiner Feldkiste, wo alles drin war, was die letzten zehn… nein fünfzehn Jahre mit der Befriedung. Also halles was ich habe war in dieser Kiste und hab überlegt was ich tun sollte. 
Auf Nirbag 2 wollte ich auf keinen Fall bleiben. Nicht in zehn kalten Wintern. Eine ausgebombte Schlammkugel, mit mehr Blut in der Erde als Wasser. Nichts für Frau Messers Goldjungen. 
Also zurück. 
Wissen sie, wir haben in diesen fünfzehn Jahren Krieg einige ziemlich miese Dinge getan. Nicht nur im Kampf gegen die Orks. Wen kümmert es was man denen antut? Die sind weniger als Tiere. 
Aber auch unseren eigenen Zivilisten. Wir waren verroht und kaum mehr Mensch als die Grünhäute. Wenn da einer im Hinterland nicht alles rausgerückt hat wenn man für die Armee requiriert hat, dann… naja können Sie sich sicher vorstellen. Aye? 
Sollte ich so zu ihr zurückkehren? 
Außerdem… ich versuchte mich an ihr Gesicht zu erinnern. Sie war sehr hübsch, das wusste ich noch. 
Aber es ging nicht. 
Ich wusste nicht mehr wie sie aussah. 
Was soll eine mit so einem Kerl? 
Hat sie doch nicht verdient, sowas. 
Aber um ganz ehrlich zu sein war das nicht alles. Ich habe es mir all die Jahre selbst vorgelogen, dass ich sie nur schützen wollte, dass sie etwas Besseres verdient hat. 
Es kam jedoch auch dazu, dass ich einfach keine Lust hatte auf ein Leben als Farmer. Ackern, Kinder in die Welt setzen und irgendwann sterben. 
Ne. 
Ich wollte was vom Imperium sehen. Tja… man ist reichlich dämlich wenn man jung ist. Das Imperium habe ich auf jeden Fall gesehen. 
Scheiß die Wand an, mehr als mir lieb ist. Ach das darf man sicher hier nicht sagen. Tschuldigung.
Ich war eine Zeit lang Söldner, aber das ist ein Hundeleben. Raumschiffe sind kalt, eng und dreckig.  
Dachte auf Koron geht es erstmal etwas ruhiger zu. Du meldest dich zur PVS, hast ein ruhiges und geregeltes Leben und kannst es in einer Makropole krachen lassen. Vielleicht ja doch noch mal ein nettes Mädchen kennenlernen, das dafür sorgt, dass du nicht jede Nacht von grünen Monstern mit Mäulern voll gelber Zähne träumst. 
Aber Scheiße wars und kein Kompot. 
Erst stecken sie mich auf ein Luftschiff, dass gleich erst mal ins Meer fällt. Dann kriege ich eine überkandidelte Kommissarin auf den Hals, die jede Gelegenheit nutzt, um mir das Leben zur Hölle zu machen. 
Ich also wieder raus aus der PVS und zu den Pilgern. Nach Horning, da das Büßergewand ablegen und Neuanfangsversuch Nummer Drei. 
Aber wieder der Griff in die Latrine. Haben Sie schon mal eine Hexe gesehen, Pater? Ich meine nicht so eine armes Weib, dass sie auf dem Markt verbrennen, weil sie meinen die hätte ihre Groxe verzaubert. Ich meine eine richtige scheiß Hexe. Mit über dem Boden schweben, Schwefel, Blitze aus den Augen und all som Mist. Ich hatte das sagenhafte Vergnügen in Horning, in der Schwemme. Da wurde ein Kult aufgestöbert. 
Was die unter der Stadt mit den Kindern gemacht haben. Kurt sog schwer die Luft ein und strich sich mit der schwieligen Hand über das Gesicht. Warum müssen es verdammt noch mal immer Kinder sein? Er gönnte sich einen Moment, bevor er weitersprach. 
Danach dann wieder Kämpfen gegen Leute die ich nicht kannte und die mir nichts getan hatten, die mir aber plötzlich was tun wollten. Mit Stöckern und Steinen gegen Feldgeschütze. Dreck, Hunger, Läuse und Fieber. 
Schön zuhause zu sein. 
Die Leute halten mich für einen zynischen Bastard und das bin ich wohl auch. 
Aber weißt Du... wissen Sie, wenn die Menschen um einen rum dazu neigen erschossen und zerhackt zu werden, dann lernt man sie nicht so nah an sich ran zu lassen.
Aber… das will ich ganz klar sagen, in Horning hatte ich auch gute Zeiten. Ich hab zu einer Spähergruppe gehört. Ich hatte sogar meinen eigenen Carnak und ein kleines Kommando. Außerdem, man höre und staune, hatte ich einen Kameraden, denn ich mit Fug und Recht einen Freund nennen durfte. Fedor, hat er geheißen. Als wir bei den Horningern in Gefangenschaft waren hat er mir den Rücken freigehalten. Ich war verwundet und hab mein Schwätzchen mit dem Sensenmann gehalten. Aber der alte Fedor war da und ist mir nicht von der Seite gewichen. Ein echter Pfundskerl, wenn auch nicht die hellste Kerze auf der Torte. 
Ähm... ich glaube das muss ich sagen, wo ich hier meine Seele grad nackig mache. Wir haben in Horning zusammen einen Bank überfallen. Also keine Leute, waren nämlich keine mehr. Aber die Kassen haben wir ordentlich leer gemacht. Is ja wohl auch eine Sünde und so. 
Tausend Sachen sind noch passiert. 
Einen abgestürzten Piloten haben wir aufgelesen und uns mit den Typen angelegt, die ihn verfolgt haben. Als es dann um die Rückreise ging, habe ich Fedor aus den Augen verloren. Da wurde in Edos noch gekämpft und alles war ein riesiges Chaos. Gut möglich das er tot ist, sein riesiger dummer Schädel war ein gutes Ziel. Aber ich stell mir vor, dass er es geschafft hat. Der große dämliche Fedor sitzt irgendwo an einem weißen Strand, schlürft Cocktails und schaut den Ladys beim Baden zu. Gefällt mir irgendwie.
Tja das war die Horningepisode. 
Danach bin ich mit Drudox und seinem Dampfschiff zurück nach Gohmor und da war erst mal mehr vom Gleichen. Waffen schmuggeln, Whisky saufen um schlafen zu können, Leute bedrohen, auf Leute schießen, von Leuten beschossen werden. 
Im letzten Jahr hat mich dann der Mechanikus einkassiert. Haben mich erpresst, wegen der Sache mit der Bank und mit in die Wüste geschleppt. Die haben irgendwas gesucht, was sie am Ende aber nicht gefunden haben. Wissen sie was schlimmer ist als Einzelhaft und Folter bei den Horningern? Zwei Techpriester für fast fünf Monate als einzige Gesellschaft haben. Da wird Selbstmord langsam eine verlockende Alternative. Allerdings hätte ich dann nicht gesehen, wie ein Elektropriester auf einem selbst laufenden Titanendingsbums Techbarbaren grillt. Sowas kriegt man auch nicht alle Tage geboten.

So und warum erzähle ich Ihnen all diese Anekdoten aus meinem ach so bewegten Leben?
Weil ich in einer ausgebrannten Kirche die Hände gefaltet habe und da oben nicht mal mehr jemand war auf den ich sauer sein konnte. Niemand den ich dafür verantwortlich machen konnte, dass alles ein Haufen Scheiße ist. 
Ich bin jetzt 40 Jahre alt… so ungefähr. Durch die Weltraumreisen kommt das alles durcheinander. 
Ich bin 40 Jahre alt und habe nichts anderes gelernt als Reiten, Kämpfen und ein Bastard sein, den seine Mitmenschen am liebsten von hinten sehen möchten. 
Als wir gegen die Transzendentler gekämpft haben, hätte mich so ein Michbubi fast erwischt. Er hat mit seinem Messer zugestochen und ich konnt die Klinge grade noch so packen, sonst hätte er sie mir in den Wanst gestoßen. 
Ich werde also auch dafür zu alt und langsam. 
Was bleibt noch? 
Soll ich in eine Fabrik gehen und mich ans Fließband setzen? Orks, Hexen, Fanatiker und Wüstenbarbaren überlebt, um dann bei einem Arbeitsunfall zu krepieren? 
Oder soll ich wieder auf Leute schießen? Der nächste Milchbubi ist vielleicht einen Ticken schneller und schlitzt mich auf. 
Ich sitze hier, weiß nicht wo hin, habe niemanden… nicht einmal einen Gott, dem ich die Schuld an Allem geben kann.
Name: Kurt Messer
Rest folgt in Kürze  

[Bild: 9c7661eaa4dd771f339e86601b2e3ac6.jpg]
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