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Das Tal des namenlosen Flusses
#1
Die Toten stehen aufrecht, im Tal des namenlosen Flusses.

von hier kommend

Neun Carnaks suchten sich ihren Weg vorsichtig durch die anbrechende Dämmerung. Die Tiere schnaubten nervös und nur jene, die blind und taub waren und nicht wussten, was das Tal des namenlosen Flusses war, schoben diese Nervosität allein auf den trügerischen Untergrund.
Mandias hatte protestiert und darauf bestanden wenigstens ein paar Gewehre mitzunehmen, denn das Tal war auch für die gefährlich, die ihre geistige Gesundheit ganz hinter den Schutzwall der Rationalität zu retten versuchten. Rotten der degenerierten Verteidiger suchten hier zuweilen Zuflucht und waren diese Wesen in den Jahrhunderten auch zu feigen Kreaturen herabgesunken, so mochten sie in genügend großer Zahl doch zu einem Angriff bereit sein. Wohl dem, der dann ein Sturmgewehr mit sich führte.
Doch Nagari war für alles Bitten ihres Vertrauten unempfänglich gewesen. Man müsse diese Reise in die Hände der Götter geben oder es gleich bleiben lassen. Also hatte der Pferdemann dem Wunsch seiner Herrin entsprochen. Das er seine Klinge mit so starken Gift versehen hatte, dass beim Ziehen des Dolches die Schneide kaum merklich dampfte, war der kleine Freiraum, den er sich im Rahmen der Anordnung gestattete.
Neben ihrer Herrin war Carba bei ihnen. Die stämmige kleine Frau war auf eine maskuline Art gutaussehend, auch wenn Mandias natürlich darauf achtete, dass niemand im Gefolge der Schlange wirklich das Prädikat „hässlich“ trug.
In ihrem früheren Leben war sie eine Soldatin im Dienste des Leichenkaiser, nun war sie die oberste Sklaventrainerin und vermutlich die befähigste Kämpferin. Des weiteren ritt Setreal mit ihnen. Ein schweigsamer Typ, feingliedrig wie ein Eldar und ein begabtes Kind mit jeder Art von Klinge. Er war zur Hand, wenn es galt Bestrafungen vorzunehmen, die bei dem Betreffenden hängen bleiben, die aber keine Schäden an der Ware hervorrufen sollten. Diesbezüglich was Setreal überaus begabt. Eine Begabung die sich auch anwenden ließ, wenn jemand einen unschönen Tod haben sollte, ohne das böse Zungen gleich laut “Mord“ krakeelten.
Die vier Sklaven bestanden aus zwei Frauen und zwei Männern. Alle nach den Regeln der Kunst gebrochen und dann für den Dienst abgerichtet. Sie waren bedingungslose Lakaien, doch leider fehlte ihnen die Einsicht in die Wesenheit des Chaos, welches sie darüber erhoben hätte eben mehr zu sein als nur Sklaven. Sie würden sich mit bloßen Händen gegen ihre einstigen imperialen Kameraden stellen, allein weil Konditionierung sie dazu gebracht hatte. Aber aus Überzeugung und innerer Einsicht würde nicht einer handeln.
Damit waren sie hochwertige aber beschränkte Ware.
Dort steht jemand, Herr! Bemerkte Jamila und deutete nach vorn auf die Hügelkuppe. Tatsächlich zeichneten sich auf der Erhebung Silhouetten ab. Die untergehende Sonne schnitt sie als schwarze Schemen aus. Mandias ritt neben sie und beschirmte kurz die Augen mit dem Schatten seiner flachen Hand. Ignoriert sie und reite weiter, Kind. Die Toten stehen aufrecht an diesem Ort.
Vom Hügel trug der Wind das leise Klappern von Knochen und Metall auf Metall herab. Ansonsten bewegten sich die stillen Wächter dort oben nicht.
Herr Mandias was...
Still jetzt! Weiter sag Ich.

Wie sich zeigte war der Ort, der als „Namenloser Fluss“ bekannt war wohl tatsächlich dereinst das Bett eines Flusslaufes gewesen und nicht nur der poetische Einfall des Landmarkensetzers. Tief schnitt sich der erstorbene Lauf in den Felsen und nachdem sie einem schmalen Pfad nach unten gefolgt waren mussten sie absteigen und die Tiere an den Zügeln führen. Nicht nur machte Mutter Nacht den Weg unsicher, auch nahm das Geröll zu, was selbst den Zweibeinern den Stand erschwerte. Mandias und Carba entzündeten Fackeln, als der Sklave mit Namen Gunnar einen unbedachten Schritt tat und rückwärts stolperte. Er fiel einen halben Meter und landete etwas unsanft im Geröll des einstigen Flussgrundes. Der Schreck war für ihn größer als die Gefahr einer Verletzung. Alles drehte sich zu ihm um, denn der dabei entstehende Krach trug weit. Es klang als wäre er zwischen trockene Holzscheite oder Basaltgestein gestürzt. Er verfluchte die losen Kiesel und rappelte sich bereits wieder auf.
Keine Kiesel! Bemerkte Mandias mit einem bösen Grinsen und hielt die Fackel etwas tiefer. Das gelbliche Schwefellicht enthüllte, dass das, was von oben in der Tat wie glatt geschliffene Kiesel ausgesehen hatte, in Wahrheit Menschenknochen waren. Schädel, Rippen, Hüftknochen. Alles zersprungen und geschunden. Gunnar sprang erschrocken auf und klopfte seine Kleider ab, als würden sie durch diese uralten, ausgebleichten Gebeine irgendwie besudelt werden.
Knochen! Stellte er das mehr als Offensichtliche erschüttert fest. Mandias lachte humorlos auf.
Was denkst du warum dieser Ort heilig ist? Weil er so malerisch gelegen ist?
Genug jetzt der Verzögerungen. Benehmt euch gefälligst eingedenk der Aufgabe, derer wir hier sind.

Nicht das die Sklaven wirklich gewusst hätten wie genau diese Aufgabe aussehen sollte. Ihnen hatte man lediglich erklärt, dass es kultische Handlungen zu vollziehen gäbe und dass sie natürlich nicht wie Lämmer auf der Schlachtbank enden würden. So etwas Albernes gab es natürlich nur in imperialer Propaganda und vielleicht bei den abgedroschenen Anhängern des Tzeentch. Kein Sklavenhalter mit Geschäftssinn würde vier Leben opfern. Im Gegenteil, die Aufgabe der Vier konnte sich als durchaus angenehm gestalten, schließlich standen sie im Dienste eines Gottes, ob nun Freiwillig oder nicht, der Wonne verhieß, wenn man nur Vertrauen hatte.

Das Tal war nicht der natürlichen Willkür der Wüste überlassen. Vielmehr fanden sich hier ungeahnte Vielfalten unterschiedlichster Bebauung. Alle Epochen und Stilrichtungen der Steinbearbeitung konnte das Auge erblicken. Der Schein der Fackeln war ausladend in der klaren Nachtluft, zusätzlich beschienen vom bleichen Antlitz des Mondes, der sich wie das Auge eine unheildrohenden Schlange ausnahm. Dieser Eindruck wurde verstärkt von der dunstigen Masse des Krallennebels, dessen Ausdehnung dieser Tage Fantasiebegabte in der Tat an den aufgeblähten Leib eines giftspuckenden Reptils gemahnen mochte. Bösartig blitzte es zwischen den jagenden Wolkenfetzen hervor, in seinem fiebrigen Purpur an einen frischen Bluterguss erinnernd. Diese gespenstische Mischung der vorherrschenden Lichtverhältnisse klaubte die Umrisse von Portalen und Toren aus dem Dunkel. Einige davon nur so groß und so schlicht wie Hauseingänge, andere gewaltigen Palastpforten verwand. Dies waren die Häuser der Toten, in denen ungezählte Generationen von rasankurischen Bewohnern ihren langen Schlaf schliefen.
Der Einfache, dem die Nachkommen eine Felsspalte bereitet und mit bescheidenen Opfergaben versehen und der Gewaltige, dem Heere von Sklaven die Entsprechung eines jenseitigen Heims aus dem Felsen geschlagen hatten. Kein Lebender konnte all die Grabkammern und finsteren Grüfte benennen, die zuweilen tief in den Fels hinab führten und Städten gleichkamen. Die Grenzen zwischen dieser Welt und anderen verschwammen hier.
Das jedenfalls wussten die zu berichten, die es wissen mussten. Alle anderen mussten es glauben und verbreiteten es zwar flüsternd, doch nichtsdestoweniger bereitwillig und voller Eifer.
Wenn der Himmel zuweilen auch den schwarzen Rauch von Opferaltären trank, war dieses Gebiet von beachtlicher Ausdehnung doch die weitaus meiste Zeit der Ruhe des Todes vorbehalten. Man kam nicht ohne guten Grund in das Tal des namenlosen Flusses. Bei Tage nicht und in der Nacht schon gar nicht.
Sie gingen jetzt schweigend. Die Diener innerlich auf die bevorstehende Aufgabe ausgerichtet, die Sklaven eingeschüchtert von den dumpf drohenden Zugängen der Grabmäler, Nagari schweigend seit der Minute, da sie aus ihrem Haus getreten war.
Lang war ihr Weg und die Stadt in ihrem Rücken war nur ab und an durch das Blinken eines fernen Lichtes überhaupt noch als existent zu erkennen.
Inzwischen lastete die Stille schwer auf allem, nicht wie oft beschrieben als etwas Lauerndes, dass Gefahr erahnen ließ, sondern vielmehr als bedrückende Abwesenheit jeglichen Lebens. Das Klappern der Hufe auf den losen Knochen und die Schritte der Menschen wirkten erschreckend fehl am Platze, beinahe blasphemisch.
Endlich deutete Mandias auf eine Stelle des Fluss losen Ufers und sie verließen den beinernen Weg. Doch keines der prachtvollen Torhäuser steuerten sie an, ja nicht einmal eines der weniger opulenten Gräber. Etwas oberhalb einer geglätteten Felswand, die die verwitterten Heldentaten eines lang dahingegangenen Kriegers verherrlichten, tat sich eine unscheinbare Höhle auf. Der Zugang war für die Carnaks nicht zu bewältigen und sie ließen sie am Fuße des schmalen Aufstieges zurück.

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Die Höhle erwies sich als enger Schlauch, der ein gutes Stück in den Felsen der Uferböschung führte. Möglich, dass ihn dereinst das Wasser des Flusses gegraben hatte, denn die Spuren einer menschlichen Bearbeitung ließen sich nicht ausmachen, auch wenn das Licht der Fackeln an einigen Stellen Kratzer aus der Dunkelheit holte, die man als Schrift oder Zeichen deuten mochte. Der Korridor dehnte sich nach einigen Minuten des Vorantastens aus und mündete in eine größere Kammer. Auch sie war wenig spektakulär. Der Boden zeigte sich eben und in der Mitte erhob sich ein flacher Steintisch, scheinbar auch auf natürliche Ursprünge zurückzuführen. In einer Ecke lag ein Stapel Holz. Wie lange dieser dort seiner Benutzung harrte ließ sich nur vermuten, schließlich wuchsen in dieser Region seit dem Krieg der Häuser keine Bäume mehr. In der Tat mutete das Material grau und spröde an.
Nur Mandias war bereits einmal hier gewesen und so war er es, der nun Anweisungen gab und damit die anderen aus ihrem verhaltenen Umschauen riss.
Das Holz wurde zu einem Stoß aufgeschichtet und entfacht. Gleich sammelte sich der Rauch, reizte zu Husten und ließ die Augen tränen, da sich der Qualm nur wiederwillig den Weg entlang wälzte, welchen sie soeben gekommen waren. Doch der Pferdemensch musste auch hier Abhilfe. In die blakenden Flammen rieselte er ein grobkörniges Pulver, worauf diese fauchten und zischten, dann in sich zusammenfielen. Das antike Holz glühte nun nur noch, das jedoch in einem intensiven Blauton, der nicht nur die Höhle im beachtlichen Maß erhellte, sondern auch eine Wärme verteilte, die ganz und gar unnormal war für eine derart kleine Feuerstelle. Auch ließ sich durch das so entstandenen Licht erkennen, dass der Raum nicht etwa eine Sackgasse darstellte. An seiner Stirnseite, auf Bodenhöhe, gab es ein weiteres Loch. Ein schlanker Mensch hätte dort vielleicht hinein kriechen können, doch das einfallende, blaue Licht ließ erahnen, dass es dahinter sehr steil nach unten ging.
Nichts in das man sich kopfüber stürzen wollte. Über dem Loch waren die gekratzten Schriftzeichen vermehrt auszumachen, zentriert über das stark stilisierte Bild einer Schlange. Mandias wies die gaffenden Sklaven mit scharfen Worten an den Steintisch von jeglichem Staub zu befreien. Setreal war derweil damit beschäftigt ihr mitgebrachte Gepäcke zu öffnen. Verschiedenste Kleidungsstücke, die zur Polsterung von mannigfaltigen Fläschchen und Keramikfolien dienten, dazu ein einfacher Becher aus gebranntem Ton. Letztlich gab es eine lederne Schriftrolle, eng mit den gehässig aussehenden Worten der dunkeln Sprache beschrieben. Mandias nahm sich eben dieser Schriftrolle an, lass die Worte, die er eigentlich längst auswendig kannte, erneut und sprach sie lautlos nach. Setreal befleißigte sich der Kleidung, die aus seidenen Roben bestand, in eben jenem Purpur gehalten, welches irgendwo über ihnen der Krallennebel durch die Wolken schimmern ließ. Carba unterdessen, mischte aus den mitgebrachten Flüssigkeiten etwas in dem Becher zusammen. Zum Bild der rituellen Handlung wollte nicht rech passen, dass die Grundsubstanz des Gebräus ein in Gohmor allgegenwärtiges Erfrischungsgetränk war, eine koffeinhaltige Limonade, die sie aus einer Blechdose in den Kelch goss. Das Zischen der Kohlensäure verwandelte sich in ein bedrohliches Blubbern, als sie diverse andere Stoffe beimischte. Alles geschah schweigend und nur die Geräusche der Tätigkeiten an sich störten die Stille.
Mandias ließ die vier Sklaven Aufstellung nehmen und reichte den Becher dem Ersten.
Trink!
Der Sklave, Buru war sein Name, nahm den Kelch zwar, zögerte jedoch und beäugte die Flüssigkeit misstrauisch. Als Carba dies mitbekam erhob sie sich und machte einen drohenden Schritt auf Buru zu. Das allein reichte bereits, Worte waren gar nicht nötig.
Die Ausbilderin verstand ihr Handwerk gut genug, dass ihre Zöglinge ihren Zorn mehr fürchteten als jede Form des Todes. Mit aus Angst geborener Entschlossenheit nahm Buru einen tiefen Schluck, die Augen geschlossen. Er ließ die Flüssigkeit hörbar die Kehle herab rinnen.
Öffnete dann die Augen, wohl in der Erwartung von Krämpfen oder sonst einer schrecklichen Erscheinungsform der Vergiftung. Als nichts dergleichen eintrat, gab er den Kelch an Jamila weiter, diese an Gunnar und der wiederum an Syli.
Seht ihr, alles halb so wild. Ich sage doch, niemand wird euch auch nur anrühren. Habt Vertrauen ihr Narren.
Die drei Diener wandten sich von den Sklaven ab, welche bar einer Aufgabe aufgereiht stehen blieben und sich fragende Blicke zuwarfen. Mandias, Setreal und Carba entkleideten sich mit schnellen Bewegungen. Als neuster Zugang in den Reihen der Schlange Nagari war es Syli, die einen überraschten Laut nicht unterdrücken konnte, als die den entblößten Mandias sah. Dieser war nicht nur oberhalb der Schultern mit den Attributen einen Pferdes gesegnet wurden, die Götter hatten ihn durchgehend überreich beschenkt. Auch Carba, die sie alle während der Ausbildung mit Meisterin und später mit Frau Carba anzureden hatten, war mehr als diese Titulierungen ermuten ließen. Der muskulöse Körper war der einer Frau, ohne Frage. Kompakt und trainiert, aber doch eindeutig weiblich. Um die Brustwarze der linken Brust war das Sigul des Slaanesh tätowiert. Doch neben den Geschlechtsmerkmalen einen Frau, hatte der Gott der Sünde sie auch mit denen des Mannes beschenkt. Als sie Sylis geweitete Augen sah zwinkerte sie ihr vielsagend zu und drehte sich dann um, um sich die Robe überzustreifen. Die drei so gleichsam bekleideten Diener umringten ihre Herrin, die bis jetzt fast teilnahmslos gewartet hatte, scheinbar in Meditation versunken.
Syli konnte nicht sehen was sie taten, doch vor ihrem inneren Auge flimmerte noch immer der kurze Eindruck der Fremdartigkeit Carbas und Madias. Sie hatte natürlich alle Teile der Ausbildung mitgemacht, auch jene, die die Künste des Liebesspiels beinhalteten. Doch hatte sie all die Praktiken mehr über sich ergehen lassen, wo andere Sklaven die Spiele und unnennbaren Handlungen genossen. Sie hatte getan was man von ihr erwartete, doch weder hatte sich Promiskuität bei ihr entwickelt, noch überschwängliche Lust, ach nannte man es doch beim Namen, sie hatte es vermieden zu einer geilen Hündin zu werden, wie so viele andere im Dienste der Schlange.
Aber dieser kurze Blick... wieso hatte er nur eine so sonderbare Wirkung auf sie? Eine nie gekannte Hitze schien als Ball in ihrem Magen zu liegen, wanderte tiefer und ließ ihr Schweiß auf die Stirn treten. Sie leckte sich über die Lippen, strich sich fahrig über die Hüften und musste sich zwingen die Hände nicht zwischen die Schenkel gleiten zu lassen, wo sich die entfaltende Hitze zu einem Pulsieren wandelte. Sie blickte verschüchtert zu Gunnar, wollte ihn flüstern fragen, ob er sich auch merkwürdig fühle und ob dies vielleicht an diesem Ort liegen mochte.
Zu ihrer nicht geringen Überraschung blickte sie der Mann unverwandt an, als sie den Kopf zu ihm drehte. Er lächelte nicht, sah sie nur eindringlich an, ja starrte fast schon. Sein Blick wanderte an ihr herab, ohne dass er sich die Mühe machte auch nur den Anschein zu erwecken, dass nicht Gier diese Musterung verursachte. Syli hätte mit der gleichen unausgesprochenen Abneigung reagieren müssen, mit der sie solchen Dingen auch in Nagaris Haus begegnetet. Doch sehr zu ihrer Überraschung fand sie die lüsternen Blicke des Mannes nicht unangenehm.
Im Gegenteil!
Niemand hatte ihnen die Erlaubnis gegeben sich zu bewegen und Syli hatte gelernt, dass stiller Gehorsam der beste Weg war unbehelligt zu bleiben. Doch das erste mal seit ihrer Gefangenschaft pfiff sie auf diese Lebensweisheit. Unvermittelt drehte sie sich Gunner gänzlich zu und schlang die Arme um ihn, sie presste sich gegen ihn küsste ihn.
Der Kerl war ein Tölpel und sie konnte ihn nicht leiden, doch im Moment war ihr das gleichgültig. Sie genoss seine zupackenden Hände, die sich regelrecht in ihren Hintern krallten, sich dann höher tasteten und ihre Brüste erst abtasteten und dann das einfache Leinheim darüber aufrissen. Syli war derweil auch nicht untätig gewesen und hatte sich an den Beinkleidern ihres Mitsklavens zu schaffen gemacht. Die Hüllen fielen und ehe sie es sich versahen oder auch nur einen Gedanken an die anderen Anwesenden in der Höhle verschwendet hatten, waren sie halb am Fuß der Steinplatte sitzend, nieder gesunken und Syli schwang sich rittlings auf Gunnar, gewährte ihm was er wollte. Man hatte sie intensiv in der Kunst des Verführens unterrichtet, hatte ihnen beigebracht, dass der eigentliche Akt nur der Abschluss war. Zwar wichtig, doch nichts im Vergleich mit dem Weg dorthin. All dies Gelernte war nun wie ausgelöscht, die reine körperliche Vereinigung war alles was zählte. Ein Mann reichte ihr jedoch dabei nicht und so kam es ihr zu Gute, dass Jamila und Buru auf der Steinplatte des Tisches lagen und es eben so zügelos angehen ließen wie sie und Gunnar. Wieso das so war oder warum keiner der Diener Nagaris sie zur Ordnung rief wusste sie ebenso wenig wie es sie interessierte. Syli war in diesem Moment nur wichtig, dass ein anderes Glied in der Nähe war, welches ihr Vergnügen bereiten konnte.
Beeindurckend!
Merkte Mandias an, als er sich das Schauspiel mit vor der Brust verschränkten Armen besah. Gerade bearbeiteten die beiden männlichen Sklaven die, die Syli gerufen wurde, während sich die zweite Frau das Gesicht des so geforderten Mädchens zwischen die Schenkel presste.
Findest du? Setreal warf nur einen flüchtigen Blick auf die sich bewegende Skulptur aus Fleisch, die von lautem Stöhnen und lustvollen Schreien lautmalerisch illustriert wurde. Er legte wenig an den Tag, was man als Beeindruckung hätte deuten können. Schon wandte er den Blick wieder ab um sich des Gürtelstricks seiner Robe zu widmen.
Nicht das Gebaren da. Die Männer hatten von Syli abgelassen und mit lautem Klatschen bediente sich Gunner einer anderen dargebotenen Möglichkeit, was Buru aufschreien ließ, ohne dass er jedoch von der keuchenden Jamila ab ließ. Vielmehr passte er den Rhythmus seiner Bewegungen entsprechend an.
Ich meine die Wirkung der Substanz.
Die Diener ließen sich Zeit. Sie hatten ihre Herrin entkleidet, was diese jedoch nicht aus ihrer inneren Versenkung auftauchen ließ. Die Roben waren angelegt und saßen. Sie gönnten sich den Spaß und sahen der unkontrollierten Brunst zu, die sich auf der Steintafel abspielte. Dort wechselten Paarungen in schneller und unübersehbarer Folge.
Das was den Trieb für gewöhnlich beendete hatte augenscheinlich keinen Effekt, weder auf die Lust der Beteiligten, noch auf die Funktionalität ihrer Körper. Nachdem sich die Diener eine knappe halbe Stunde an dem Schauspiel ergötzt hatten nahmen sie ihre Positionen ein und bildeten ein loses Dreieck um den Tisch, an dem Syli vorn über gebeut stand und auf dem Jamila breitbeinig saß. Während beide in ein inniges Zungenspiel vertieft waren, schnauften und grunzten die Männer, die Hände um die Taille der jeweilig vor ihnen positionierten Frau gelegt.
Die leichte Amüsiertheit, mit der Mandias, Carba und Setreal die Darbietung genossen hatten war nun gewichen. Schweigend standen sie einige Minuten, sammelten sich und suchten ebenso die innere Mitte, wie es ihre Herrin schon vor Beginn der Reise getan hatte. Dann begann Mandias tief aus der Kehle heraus zu summen. Carba stimmte ein, dann auch Setreal. Diesen Ton hielten sie, holten in genau abgestimmten Zeitabständen inne um zu Atmen aber niemals so, dass der durchgehende Ton unterbrochen wurde. Die im Zentrum des Dreiecks ließen sich davon nicht beirren. Irgendwann breiteten die drei Diener die Arme aus, so dass sich ihre Handflächen durch eine Linie berührt hätten, hätten sie näher bei einander gestanden.
Das eigentlich Ritual hatte begonnen.
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#2
Drei lange Stunden bestand das Ritual aus nichts anderem, denn aus der still dasitzenden Nagari, dem Singsang der drei Diener und dem Ächzen, Stöhnen und ekstatischem Aufschreien der vier Sklaven. Die Hitze des kleinen Feuers, anfänglich ein willkommener Verbündeter gegen die Kälte der heraufdämmernden Nacht, war inzwischen Quelle einer brütenden Dampfhaushitze geworden.
Den drei Beschwörenden ließ sie Schweißperlen auf den Gesichtern Glitzern und die Roben mit dunklen Flecken versehen. Den Sklaven floss das Wasser in Strömen die Leiber herunter und tropfte auf den aufgewühlten Boden, rings um die Steinplatte, wie auf den Tisch selbst. Er vermischte sich mit all den anderen Absonderungen, die ihr fortwährendes Tun als Folge hatte. Längst hatte diese erzwungene Orgie jeden Anschein von der animalischen Ästhetik verloren, die man in der ursprünglichsten Form der menschlichen Auslebung von Begierde hätte entdecken können. Die Szenerie war zu einem erschöpften Akt unnatürlichen Zwangs verkommen. Die vier Menschen bestiegen sich noch immer gegenseitig wie von Sinnen, doch längst ohne Kraft oder Elan, sondern unter der Aufbringung aller Kräfte, die eigenen Körper an die Grenzen des Erträglichen treibend.
Gunnar war der Erste, der diese Grenze überschritt.
Er lag mit dem Rücken auf dem Stein und hatte die Hände auf Jamilas Brüste gelegt, während sie sich reitend auf ihm gebärdete. Unversehens drückte er den Rücken durch und stemmte sie damit zwei Handbreit empor. Was erst wie ein weiterer orgasmischer Höhepunkt anmutete war in Wirklichkeit sein Scheiden aus dieser Welt, als Anstrengung und Hitze seinen Metabolismus in die Knie zwangen. Er atmete einmal langgezogen aus, sackte zurück und ließ die Hände zur Seite sinken. Dann lag er Still.
Jamila bemerkte dies erst nach einer Weile, als ihr aufging, dass der Freudenspender unter ihr, frustrierend wenig Initiative zeigte. Sie bearbeitete ihn mit einigen wütenden Stößen ihres Beckens und schrie dann zornig auf. Sie glitt von der Leiche und brachte sich in das Spiel Sylis und Burus mit ein, die sich auf dem Boden miteinander befleißigten, wobei Buru hinter Sylis hockte, die ihrerseits wie ein Hund auf allen Vieren kniete.
Im Singen der Diener veränderte sich das Tempo. Die gemurmelten Worte kamen jetzt schneller, mit eindringlicherer, rhythmischer Modellierung.
Auch der Tod kam schneller und wieder war es einer der Männer, dessen Körper dem nicht gerecht werden konnte, was sein Verlangen von ihm forderte.
Buru starb eine halbe Stunde nach Gunnar. Ihm war jedoch kein so schnelles Ende beschieden. Ganz offensichtlich erlitt er einen Schwächeanfall, was ihn nahe an eine Ohnmacht brachte. Die Gnade ganz wegzutreten war ihm jedoch nicht vergönnt und so bewegte er sich mit flimmernden Augen in einem phantasmagorischen Deliriumszustand. Es war Syli, die ihre gespreizten Schenkel auf sein Schweiß glänzendes Gesicht senkte, da die, von der Biologie dafür vorgesehene Stelle des männlichen Körpers von Jamila besetzt war. Diese Stellung hatten sie in vergangenen Stunden immer wieder wechselseitig eingenommen und sie hatte ihren Zweck erfüllt. Doch jetzt rieb sich Syli am Gesicht eines Mannes, der alle Mühe hatte bei Bewusstsein zu bleiben, geschweige denn ihr orale Befriedigung zu verschaffen. So erstickte Buru letztlich zwischen den Beinen einer vor Verlangen stöhnenden, verschwitzen Sklavin. Ein Ableben, dass in der Realität weit weniger erstrebenswert ausfiel, als die Beschreibung vermuten ließ. Die Diener rückten näher heran, steigerten den Gesang und hoben die Hände jetzt empor, als riefen sie eine Entität an, die irgendwo jenseits der niedrigen Höhlendecke verortet war. In der Höhle selbst war keine unmittelbare Reaktion auf die Anrufung auszumachen.
Doch hätte jemand Außerhalb gestanden, er hätte Erstaunliches beobachten können. Am Himmel mäanderten farbenprächtige Erscheinungen, wie man sie auf vielen Planeten als  Aurora borealis kannte. Hätte man auch versuchen können ihre abweichende regionale Verortung irgendwie auf die sonderbaren Wetterkapriolen im Ödland der Wüste zu schieben, so war die diabolische Zielstrebigkeit mit der sie sich bewegten, dadurch nicht erläutert. Es bedurfte nicht viel Fantasie um in den leuchtenden Linien eine Schlange zu erkennen, die im nächsten Moment den Leib aufstellte und die Attribute eines Menschen ahnen ließ, die sich auf unheilige Art mit dem Reptilienkörper vermischten. Dann zerfloss das Licht und der nicht existente Beobachter hätte für einen kurzen Augenblick freie Sicht auf den Krallennebel gehabt, der in gespenstischem Einklang ebenfalls das göttergroße Abbild einer Schlange darstellte, den Mond als Auge, Modsognir und Angst als Endpunkte Gift triefender Zähne. Suluath, Krull und Dagon den gewellten Körper nachzeichnend. Es war eine Nacht, die der zwitterberufsstand der Astronomen und Astrologen im fernen Gohmor mit Beunruhigung betrachtete, ohne dass sie die Ursprünge dieser latenten Furcht hätten benennen können.
Die Rate der Selbstmorde auf ganz Koron würde morgen früh als ungewöhnlich hoch beziffert werden. In den Irrenanstalten rund um den Globus tobten heute Nacht die Insassen und in nicht wenigen Einrichtungen mussten die Wärter von den Schusswaffen Gebrauch machen. Empfindsame Wesen wurden von schwarzen Alben an erholsamen Schlaf gehindert und in finsteren Winkeln des Planeten tanzten und sprangen die Anhänger uralter Kulte um lodernde Flammen, in die das Blut der Opfer zischte.
Nicht grundlos hatte der Hofhexer Rasankurs diese Nacht ausgewählt, um das Kraftraubende Ritual der Transzendenz durchzuführen und das Wesen Priest in die Stadt des Chaos zu holen.
Die Lichter über der Höhle zeigten die zuckende Masse zweier gewaltiger Heere, die an den Ufern des namenlosen Flusses Aufstellung genommen hatten und aufeinander zubrandeten, sich ineinander verkrallten und ein Gemetzel von namenloser Größe heraufbeschworen. Die Lichter waren herabgesunken und ahmten die Szenerie des Abschlachtens in fahlen Gespensterleuchten nach, als erinnere sich das dämonische Glühen, als ergötze es sich an dieser Erinnerung.
Als in der Höhle unterhalb zweier prachtvoller Grabkammern der dritte Mensch starb, stiegen die Schwaden wieder zum Himmel empor und man mochte in ihnen den Leib eines Mannes erkennen, der sich in schamloser Wonne mit dem Krallennebel oder vielmehr der daraus geformten Schlangengeschalt wand. All diese Beobachtung blieben jedoch hypothetischer Natur. Allein aus den höheren Gebäuden Rasankurs heraus, hätte die unmittelbare Möglichkeit bestanden das Glosen im Tal des namenlosen Flusses zu besehen. Doch gerade die Diener des Chaos wussten, dass es Erscheinungen gab, die man besser nicht mit allzu großer Neugier bedachte, so man dafür nicht zwingende Gründe hatte.
Waren die geisterhaften Erscheinungen also Wirklichkeit oder endlich doch nur ein weiteres Phänomen des geisteskranken Wetters in der Wüste? Die Beantwortung dieser Frage war ebenso müssig, wie die nach dem Geräusch, dass ein fallender Baum machte, wenn niemand zugegen war seinen Sturz zu beobachten.
Definitiv wirklich war alle mal das Dahinscheiden von Jamila, die ihr Leben sehr still aushauchte. Sie und Syli lagen jeweils gedreht aufeinander, nachdem sie die Leiche Burus von der Steinplatte gestoßen hatten. Jamila wurde irgendwann in ihren Bewegungen einfach schwächer, bis sich ihr bebender Brustkorb letztlich nicht mehr hob und senkte.
Ob es ein Hitzschlag gewesen war oder auch die pure Erschöpfung, konnte niemand im Raum bestimmen und es verlangte auch keinen danach. Mandias verließ seinen Platz und ließ den Singsang ausklingen, während Carba und Setreal darin fortfuhren, aber ihre Positionen wechselten, so dass sie an den jeweils kurzen Seiten, Kopf- und Fußende wenn man so wollte, der Steinplatte standen.
Der hochgewachsene, schwarzhäutige Tiermensch trat an den Tisch heran und blickte schweigend auf die keuchende, Frau herab, der das strohblonde Haar verklebt und strähnig ins Geischt hing. In den Augen der Sklavin brannte das Feuer des Wahnsinns, denn ihr Verstand war irgendwo in den letzten Stunden auf der Strecke geblieben. Mit vor Lust zitternden Händen nestelte sie an der Robe des Pferdehäuptigen herum, versuchte seine Männlichkeit zu befreien und in den Dienst ihres Selbstmords zu stellen. Mandias gestattete es nicht. Seine Hand zuckte vor und packte Syli im Nacken wie eine junge Katze. Der Pferdemann zählte nicht zu den stärksten Mutanten in Rasankur, dennoch war seine Kraft beachtlich. Als wäre sie nicht mehr als ein wütendes Kind zerrte er die nackte Frau von der Steinplatte. Selbst wenn sie nicht von den Anstrengungen der tödlichen Orgie erschöpft gewesen wäre, hätte sie Mandias kaum etwas entgegenzusetzen gehabt. Ihr abwehrendes Zappeln war nutzlos und schwach.
Eins genommen, eins gegeben! Intonierte er feierlich. Eins das ausgesucht wurde, vom Prinzen der Lust. Eins genommen, eins gegeben. Der Pakt ist gewahrt.
Damit drückte er Syli zu Boden und schob sie schwungvoll durch die niedrige Öffnung am Ende der Höhle. Tatsächlich ging es dahinter steil abwärts, denn man konnte das Rutschen kleiner Steinchen und Sylis Körper vernehmen, dann ein Schrei, der schnell leiser wurde.
Eins genommen, eins gegeben! Wiederholten die anderen beiden Diener.
Gemessenen Schrittes trat Mandias nun wieder an den Steintisch heran. Er schlug die Kapuze der Robe zurück und streckte die offene Rechte in Richtung Höhleneingang aus, wo Nagari wartete. Die Handfläche wies nach oben, als wolle er seine Herrin zum Tanz bitten.
Die Frau kam der Aufforderung nach, schritt dabei über die Leiche Gunnars hinweg ohne sie eines Blickes zu würdigen. Sie legte ihre Hand in die nachtfarbende Entsprechung des Mutanten.
Oh Urmutter, oh Sonnenfresserin, oh Lustvolle! Große und ewige Namad, diese Tochter der Sternenmenschen ist gekommen sich dir hinzugeben, dich zu ehren und dein Urteil über sie zu empfangen. Sie tritt vor dich entblößt und demütig, im Wissen das du die Erste warst, dass du die Liebe der Götter ertragen und ihren Zorn genossen hast.
Er ließ Nagari sich auf die Platte legen und gab den anderen beiden die vereinbarten Zeichen. Sie unterbrachen ihre Anrufungen nicht, als sie die vorbereiteten Utensilien zur Hand nahmen. Namentlich zwei Schälchen in denen eine schwarze Flüssigkeit schwappte. Diese war sehr viel sorgfältiger zusammengemischt wurden als das Gift für die Sklaven. Tinte war ebenso ein Bestandteil wie das Sekret des getöteten Namadskind, dass für viel Silber erhandelt wurden war. Carba und Setreal schoben Ringe über die Zeigefinger, denen jeweils ein Horndorn entwuchs und die sie dadurch aussehen ließen, als liefen ihre Finger in eine lange Kralle aus. Diese tauchten sie in die schwarze Flüssigkeit und begannen den nackten Körper ihrer Herrin zu beschreiben.
Dunkle Worte waren es, Worte aus einer Zeit, als andere Wesen auf Koron herrschten.
Keiner der Anwesenden kannte die genaue Bedeutung der kantigen Zeichen, lediglich ihre grobe Funktion war ihnen wage begrifflich. Sie hielten sich an auswendig gelernte Anweisungen, einem jeden bewusst, dass der kleinste Fehler ihrer Gebieterin ein schlimmes Schicksal bescheiden könnte. Das Geheimnis des Austragens bestand dabei nicht nur aus einem plumpen aufmalen. Die Haut der Frau musste so gekonnt geritzt werden, dass sich die Tinte mit dem Blut vermischte, ohne das ein Tropfen schmierend herab lief. All dies in äußerster Konzentration, bei flackernden Feuerschein, geißelnder Hitze und ohne das auch nur eine Silbe der gesungenen Formel falsch betont wurde.
Sie besinnt sich auf die Glorie des alten Volkes, das kroch und sich wandte, wo heute Unwissende auf zwei Beinen gehen. Sie verneint der Erbe ihre Volkes und öffnet sich denen die zuerst die Namen der Götter kannten. Sie arbeiteten zügig, dennoch dauerte es eine geraume Zeit, bis der Leib Nagaris mit der engen Schrift bedeckt war. Sie legt ab das Vermächtnis der Unvollkommenheit. Setreal und Carba waren nun am Kopfende und es offenbarte sich, wie scharf die Klauenringe waren. Denn ohne große Mühe wurde ihr die prächtige Mähne aus wallendem Haar abgeschnitten und das Haupt zur Gänze rasiert. Sie bekennt sich zu dir, Urmutter, Sonnenfresserin. Setreal tauchte die Klaue nun nicht nur mit der Spitze ein, sondern so tief, dass der Knochendorn völlig mit dem klebrigen Schwarz bedeckt war. Mit zwei Zungen bekennt sie den alten Weg und den ersten Gott dieser Welt. Setreal ließ den Dorn zwischen Nagaris Lippen gleiten und schob ihn ihr tief in den Mund. Carba hatte es ihm derweil gleichgetan und die Klaue ebenfalls getränkt. Mit ihrem Leib bekennt sie sich zu deiner Lust, die der Prinz der Wollust dir eingehaucht. Auch Carba ließ den Dorn tief zwischen Lippen gleiten, gleichwohl nicht jene die dazu gemacht waren Lust zu verkünden, sondern sie zu gewähren.
Sie diese Bittende, die dich anfleht der Schar deiner Kinder anzugehören. Lächle gnädig auf sie herab und erhöre ihr Bitten.
Mandias, Carba und Setreal verstumten. Alle traten ein Stück zurück. Als Setreal und Carba dabei die Dorne aus dem Körper ihrer Herrin zogen war von der schwarzen Flüssigkeit nichts mehr an ihnen zu sehen.
Stille legte sich über die Höhle, nur unterbrochen vom gelegentlichen Knacken des Feuers.
Die drei Diener sahen sich an. Carba zuckte die Achseln, Setreal hob fragend die Augenbrauen und setzte bereits zu einer Frage an, als Nagari, die bis jetzt alles ohne die geringste Regung über sich hatte ergehen lassen, scharf die Luft einzog.
Sie riss die Augen weit auf, ebenso den Mund und aus ihrer Kehle entrang sich ein stimmloser Schrei. Ihr Rücken drückte sich durch, fast schon unnatürlich weit.
Ihr Götter! Murmelte Mandias und er hätte selber nicht sagen können, ob er in diesem Moment glaubte, dass ihr Ritual, dass über ein Jahr der Planung beansprucht hatte, wirklich funktionieren würde oder ob er dachte, Zeuge vom Gifttod seiner Herrin zu werden.
Nagari begann jetzt zu zitter, sich zu winden und zu zucken als wäre sie das Opfer eines epileptischen Anfalls. Ihre Beine trommelten auf dem Felsen, schlugen sich blutig und brachen dann mit einem hässlichen Knirschen nahezu gleichzeitig. Das beendete ihre Krämpfe jedoch nicht, die verdrehten Extremitäten schlugen weiter auf den Stein, brachen an weiteren Stellen, bis sie keinerlei Halt mehr zu haben schienen. Jetzt bäumte die Frau sich auf und schrie!
Aus dem Loch, in welches der Pferdemann Syli gestoßen hatte, kam ein Wind, so trocken wie die Gebeine, die in der Wüste ausblichen. Er wirbelte Staub auf und blies in das Feuer, dass sich verzweifelt gegen das Ausgehen stemmte. Bald flackerte es durch die Sauerstoffzufuhr hell empor, dann sank es in sich zusammen, hart an der Grenze zum Erlöschen. Der Raum wurde abwechselnd in wilde Helligkeit und dann in alles schluckende Dunkelheit getaucht. Hinzu kam der Staub, der seinen Weg in Augen und Atemwege erzwang. Die Hände schützend vor die Gesichter haltend, sahen die Diener im wechselnden Licht ihre Herrin bald aufgerichtet, dann wieder liegend, in einem Moment still wie im Tode, dann wieder krampfhaft zuckend und schreiend. Carba meinte zu beobachten, wie Nagari ihren Mund auf eine Art aufgerissen hatte, die allem Natürlichen Hohn sprach. Dann zwang ihn der Miniartursturm dazu die Augen wieder zu beschirmen.
Mandias hatte schon vieles gesehen, seit er zu den Bewohnern Rasankurs gehörte.
Erst letzte Woche war er Zeuge gewesen, wenn auch von der beruhigenden Entfernung eines Häuserdaches aus, wie eine Sichel Rasankuri ein Anwesen gestürmt hatte, weil sich sein Bewohner in eine Chaosbrut verwandelt hatte. Das wabbelnde, zappelnde Ding aus Fett und Dornen war unter dem Einsatz eines Säurewerfers ins Freie gequollen, wo man es dann erledigt hatte. Vorangegangene Einfangversuche waren gescheitert. Diese Erfahrung hatte zu den weniger schönen Dingen gehört, die Abseits von den Wundern standen, die er geschaut hatte. Aber das hier, das hatte eine neue Qualität von Erlebtem.
Das Knirschen von Knochen und das Reißen von Haut übertönte noch das Brausen in der Luft und als der Pferdehäuptige aufblickte und den puderfeinen Staub in den Augen wegblinzelte, konnte er wage erkennen, dass seine Gebieterin sich von der Hüfte abwärts in einen Klumpen pulsierenden Fleisches verwandelt hatte. Just in der Sekunde platzte die Haut auf. Sie hatte noch immer die grob gedehnte Form der Beine, die dereinst in ihr gesteckt hatten.
Aus dem Riss quoll ein geschuppter Körper, dessen Länge kaum in den Sack aus Haut hätte passen dürfen und sich nun in Windungen Bahn brach, die in ständiger Bewegung begriffen waren. Das Abstreifen der alten Existenzform war jedoch nicht nur auf die unteren Extremitäten beschränkt, auch wenn die Veränderung in der oberen Leibeshälfte subtiler ausfielen. Hier schälte sich die Epidermis wie bei einem starken Sonnenbrand und darunter glitzerten feine Schuppen hervor, die ölig mal in grüne, dann in satte braune Farbspektren spielten. Der Hals Nagaris wirkte gestreckter als zuvor, das Gesicht beulte sich aus. Anders hätte Mandias es nicht umschreiben können. Die Partie um Nase und Mund wölbte sich, lief zu wie bei einer Schnauze. Wie beim flachen Reptilienschädel einer Schlange. Es hätte längst keiner Beweise mehr dafür gebraucht, dass das Ritual von Erfolg gekrönt war. Das sich die nun gänzlich Schuppen bedeckte Haut an der Seite von Hals und Kopf zu einem zusammenfaltbarem Nackenschild modellierte, war nur der Abschluss des Ganzen.

Der unirdische Wind legte sich so abrupt wie er aufgekommen war. Das Feuer beruhigte sich und verbreitete wieder Licht in der gewohnten Intensität der vergangenen Stunden. Mandias, Carba und Setreal starrten mit offenen Mündern und Augen auf das Wesen auf der Steinplatte. Nur wer Nagari so gut gekannt hatte wie diese drei Vertrauten konnte die Merkmale erkennen, die diese neue Gestalt mit der Frau noch gemeinsam hatten. Sie war nicht länger als Mensch zu bezeichnen, ja nicht einmal "Mutant" wurde dem noch gerecht. Vor ihnen ruhte das Abbild eines Kindes Namads, allein die Tatsache als Unterschied benennbar, dass Nagari noch über Arme und Hände verfügte, wo die Darstellungen des alten Volkes Schlangenwesen mit Sensenklauen, anstelle von Armen zeigten.
Leck mich am Arsch! Kommentierte die ehemalige Soldatin das Bild, mit wenig angemessenen Worten.
Sind ihre Titten größer geworden? Zischte Setreal aus dem Mundwinkel, ohne den Blick abzuwenden.
Mandias unterband diese Unangebrachtheiten indem er beiden die schwarzen Hände auf die Schultern legte und sie mit sich herab zog, als er sich auf ein Knie sinken ließ. Die Diener folgten seinem Beispiel und senkten die Häupter.
Heil dir, Nagari Schlange von Rasanku, Gesegnete der Namad!

Epilog
Syli kam unter Schmerzen zu sich. Schmerzen die sich mit ihrer unnatürlichen Lust paarten und so das sonderbare Verlangen erschufen, dass nicht wenige Anbeter des Slaanesh auf ihrer Suche nach immer neuen Extremen so gut kannten. Ihre Haut war fast am ganzen Körper aufgeschürft, von der Rutschpartie die steile Steinrampe herunter.
Das konnte sie nicht sehen, da vollkommene Schwärze herrschte, doch der Schmerz und die klebrige Nässe von Blut waren ihr Beleg genug. Sie bewegte die Arme in dem Versuch aufzustehen und zuckte mit einem Schrei zusammen. Einer schien gebrochen zu sein, an dem anderen hatte sie kein Gefühl in den Fingern. Sie schluchzte, doch nicht wegen dem Umstand ihrer fatalen Gesamtsituation, sondern allein weil sie sich mit ihren nutzlosen Armen nicht einmal die simpelste Form der Befriedigung verschaffen konnte.
Während sie sich dieser Wahrheit stellte. gewöhnten sich ihre Augen zunehmend an die Dunkelheit. Diese war nämlich nicht absolut, wie sie anfangs gedacht hatte. Vielmehr wucherten auf dem sie umgebenden Stein Flechten, die ein kaum merkliches Licht abgaben.
Nicht annähernd ausreichend um von einer Beleuchtung zu sprechen, aber eben gerade genug, dass das menschliche Auge ein Minimum wahrnehmen konnte.
Syli drehte sich auf die Seite des gefühllosen Armes und zog sich ein Stück über den rauen Boden. Ihre Beine schienen auch nicht ganz unversehrt geblieben zu sein. Sie wusste auch nicht wo sie eigentlich hin kriechen sollte. Es war mehr dem Verlangen geschuldet überhaupt etwas zutun und nicht hilflos liegen zu bleiben.
Irgendwo von vorn kam ein Geräusch.
Syli hielt inne und lauschte. Vielleicht nur das Echo, welches ihr eigener erbärmlicher Versuch der Fortbewegung erzeugte.
Hier unten konnte doch nichts... Halt!
Da war es wieder.
Es klang als würde irgendjemand einen mit Sand gefüllten Sack über die Steine ziehen. Sie strengte ihre Augen an doch es war alles mehr Erahnen als erkennen. Links von ihr wurde ein Schatten flach und verschwand. Schwärze vor noch tieferer Dunkelheit. Das Schleifgeräusch war aber auch links von ihr. Und hinter ihr...
Die junge Sklavin versuchte sich auf den Rücken zu drehen. Doch noch ehe sie diese Anstrengung in Angriff nehmen konnte war voraus wieder eine Bewegung, näher jetzt, weniger verstohlen.
Etwas richtete sich auf, so weit dies die niedrige Decke erlaubte.
Es drehte sich der verwundeten Frau zu und kroch dann ohne Hast näher.
Sylia schrie!
In diesem Schrei ging das flüsternd gezischte Eins genommen, eins gegeben! unter.
Der Schreckenslaut verstummte abrupt und unter den Gräbern im Tal des namenlosen Flusses kehrte wieder die Ruhe ein, die hier seit Jahrhunderten vorherrschend war.
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#3
Süßer Schmerz flutete durch ihren Körper und Geist bis an die Grenze des erträglichen und schob sie über die Schwelle dessen was ein normaler Verstand ertragen konnte hinaus in namenlose Gefilde, welche diesem einfachen Wort Schmerz eine gänzlich neue Bedeutung gaben. Während ihr Geist damit beschäftigt war die infernale Flut neuer Eindrücke zu erfassen, um sie in einen Kontext zu bringen der es ihm erlauben sollte die zärtliche Umarmung dieses Alptraums zu genießen ohne nachhaltigen Schaden zu nehmen, veränderte sich auch ihr Leib. Knochen zersplitterten unter sich versteifenden Muskelsträngen wurden von diesen Kontraktionen an neue Stellen geschoben wo sie sich neu zusammenfügten. In der Zeit die diese Metamorphose benötigte versagten ihre inneren Organe mehr als einmal als diese für Sekunden nicht mit dem rasanten Wachstum dass sich unter ihrer Haut abspielte schritthalten konnten. Doch nicht nur der große sondern auch der kleine Tod standen während ihrer Umwandlung an ihrer Seite und hielten ihr die Hand. Flüsternd übertönten sie den Sturm aus Stimmen der durch ihren Geist tobte, ihn mit altem Wissen flutete bei dem hinter jeder Welle der Abgrund des Wahnsinns lauerte, und boten sich als Begleiter an lockten sie mit Versprechungen von Gnade und Erlösung. Doch statt ihnen zu folgen schlug ihr mentales Abbild aus um diese Phantome von sich zu treiben, eine Tat die ihr Gegenstück in der Realität fand als sich ihr Unterleib aus den blutigen Resten ihres alten Selbst befreite. Noch während sich ihr Körper aus dieser Hülle wand wuchs er vor den Augen der drei Getreuen zu seiner endgültigen Länge heran so dass diese mit bloßen Augen verfolgen konnten wie sich schubweise neue Wirbel herausformten und von zuckenden Muskeln an ihren Platz geschoben wurden wobei sich die Haut ebenfalls dehnte und neue Schuppen bildete, der ganze Vorgang glich einer Zeitrafferaufnahme die in einem Blitzlichtgewitter abgespielt wurde.

Ihre Augen waren noch geschlossen als sie die letzten Hautfetzen von ihrem Gesicht zog und in der angenehmen Wärme der Flammen badete. Da sich niemand von Carba's Kommentar angesprochen fühlte, was an dem ausbleiben von Schritten auf dem Steinboden klar zu erkennen war, zeigte ihr dass keiner der Sklaven überlebt hatte – in ihrem Anwesen in Rasankur wäre diesem unbedachten Ausspruch der Zuchtmeisterin sofort von mindestens drei Sklaven Folge geleistet worden. Ihr Zunge glitt dabei zwischen ihren Lippen hervor und betastet das Gesicht wobei sie einzelne Bluttropfen und Gewebereste abwischte während sich ihre Augenlider langsam wie bei einem Neugeborenen hoben. Selbst mit geschlossenen Augen hatten ihr andere, neue und doch vertraute Sinne den Standort ihrer Getreuen verraten. Drei Wärmequellen mit Herzschlag, das kräftige animalische Schlagen von Mandias, das durch Adrenalin leicht erhöhte Trommeln von Carba und der gleichmäßige zum Tanz bittende Takt von dem nicht aus der Ruhe zu bringenden Setreal. Bei den Worten des letzteren glitten ihre Hände an ihrem Körper entlang und ertasteten dass er die Wahrheit sprach während sie sich etwas unsicher über den Boden zu ihnen wand.

Die Augen nur halb geöffnet nahm sie die Huldigung ihrer Diener entgegen und bedeutete ihnen mit einer Berührung an der Schulter sich zu erheben. Da ihre Stimmbänder sich noch nicht an den neuen Kehlkopf angepasst hatten beließ sie es dabei jeden der Drei in einer Umarmung an sich zu drücken und sanft auf die Wange zu küssen. Als sie sich zurück zum Altar drehte, eine Bewegung bei der sie sich auf Grund der neuen Motorik bei Mandias abstützen musste hatten sich ihre Augen vollständig geöffnet und an das Zwielicht angepasst. Ihr Blick glitt über die Leichen und mit bittersüßer Traurigkeit nahm sie war, das Syli nicht zu den Verstorbenen gehörte.

Das Nicken der Zuchtmeisterin bestätige ihre stumme Frage nach dem Verbleib des vierten Sklaven. Mögest du Frieden finden Syli. Ich gebe dich frei, auf dass sich unsere Wege unter besseren Sternen erneut kreuzen mögen. flüsterte sie leise und gedachte der Sklavin, die ohne es zu wissen zu den Favoritinnen ihrer Herrin gezählt hatte. Wo andere sich nach kürzester Zeit unterwarfen war ihr Geist stark geblieben und selbst Carba hatte es nicht geschafft diesen Dickschädel zu brechen und hatte sich eingestehen müssen dass Syli das richtige Feuer im Leib hatte um etwas besseres als eine einfache Sklavin zu werden.

Während die beiden Frauen da standen und sich ohne ein Wort unterhielten packten die Männer zusammen. Das Feuer würde nicht mehr lange Licht spenden und ihnen stand noch ein langer Ritt zurück in die Stadt bevor. Mandias hast du an ein Kleid für den Ball gedacht? durchschnitt sie die Stille woraufhin ihr Majordomus erneut seine Umsicht unter Beweis stellte in dem er nicht nur eins sonder eine ganze Reihe von, ordentlich gefalteten und mit Talkum gepuderten, Latexkleidern zum Vorschein brachte, da er führ eine Reihe von möglichen Ergebnissen des Rituals vorgesorgt hatte. Ihre Wahl viel auf ein Bleistiftkleid mit Ärmeln das lang genug war um als Standesgemäß zu gelten dabei aber so dünn gefertigt war dass man ihren Körper bei direktem Licht ungehindert betrachten konnte während die Oberfläche bei indirekter Beleuchtung gleich einem Ölfilm schillerte.

Legt sie in eine angemessene Pose, sie haben mir treue und gute Dienste geleistet. Dies soll ihre Grabstätte sein und ihre Namen sollen nicht vergessen werden. Gab sie nach dem sie sich alle angekleidet hatten letzte Anweisungen zum Umgang mit den Leichen der Sklaven. Ihre eigenen blutigen Reste wurden von dem Altarstein genommen um als Tribut und abschließendes Zeichen ihrer Verwandlung den reinigenden Flammen übergeben zu werden.

Die Carnaks vor der Höhle waren auf Grund des Ortes und des Himmelsleuchtems unruhig geworden und zerrten an den Zügeln, mit denen sie an einen Stein gebunden worden waren. Nagaris neuer Körper half auch nicht die Tiere zu beruhigen, erst als der Wind drehte und die vertraute Witterung der vier Personen zu den Tieren trug senkten sie die Köpfe und hielten still während sie beladen wurden da sie jetzt mehr Tiere als Reiter hatten wurde das Gepäck hauptsächlich auf die reiterlosen Tiere verteilt. Kurz hinter dem Stadttor trennten sich ihre Wege, während Carba und Setrael mit den Lasttieren zurück zum Anwesen ritten führte der Weg von Mandias und Nagari in die anderen Richtung hinauf zu dem Palast der in dieser Nacht nicht einem sprungbereiten Raubtier gleich bedrohlich im Schatten lauerte glich sondern es einem Leuchtfeuer dass alle die sich der Sache der alten Götter verpflichtete sahen den Weg in den sicheren Hafen zeigte gleich tat.
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#4
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Bei Nacht in diese Gegend zu kommen, besonders wenn man es alleine tat, stand kaum im Verhältnis von Nutzen zu Gefahr. Zu sehr lud ein hell strahlender Geist wie der seiner die hier hausenden Wesenheiten dazu ein ihre Manieren zu vergessen.
Bei Tage war die Gefahr nicht verschwunden, wohl aber geringer. Der Preis der dafür zu zahlen war, bestand in der unmenschlichen Hitze, die über diesem Tal des Todes flackerte.
Magal nahm einen Schluck Wasser aus seiner Feldflasche und spülte sich den Mund gründlich aus, um den Durst effektiver zu bekämpfen, als es ein hastiges Befeuchten der Kehle tun würde. Das Wasser war frisch und kühl gewesen, als er heute Morgen aufbrach. Jetzt schmeckte es nicht nur warm wie Pisse, sondern auch brackig und unangenehm faulig.
Es war dieser Ort. Er verdarb Dinge. Wie eine Vorratskiste, in die man Jahrhunderte lang nur Fleisch zum Vergammeln hineingesteckt hatte, ohne das stinkende Resultat zu entfernen, bevor die nächste Lage darauf geschichtet wurde.
Der Hexer verschloss die Flasche aus PVS- Beständen und zog sich die Kapuze wieder ins Gesicht, so ein wenig Schatten erzeugend.
Der Ort war perfekt!
Vorsichtig stieg er hinab in das einstige Flussbett, in welchem nun Knochen aller Form, Größe und Zustand des Verfalls den Schlamm des Grundes ersetzten. Das Wasser selbst wurde von flimmernder Hitze in der Umkehrung des Gewohnten imitiert.
Auf seinen Stab gestützt arbeitete sich der Schwarzkünstler nach unten, denn hier war das Vorankommen zwar alle mal mühsam, doch leidlich besser als zwischen den scharfkantigen Felsen des „Ufers“.
Nach dem Abstieg gönnte er sich einen Moment des Atemschöpfens, blickte zu den Steinen empor und gewahrte die flackernden Umrisse schemenhafter Gestalten.
Die Toten stehen aufrecht.
Murmelte er in halber Beschwörung und halb, verlangten Anstand dieser Region. Beides zu vernachlässigen war wenig ratsam, auch wenn das dort oben nur Vogelscheuchen aus Knochen und altem Rüstzeug sein mochten. Wenn von den Geschichten über die leblosen Wächter auch nur eine von hundert stimmte, dann war es ratsam auf der Hut zu sein.
An einem solchen Ort musste man kein Hexer sein um zu begreifen, dass die Seelen ruhelos waren.
Nützlich und gefährlich, weiter abgelegen als für seine Bequemlichkeit angemessen und obendrein heiß wie die Hölle.
Das er selbst sich dazu herablassen musste die Aufsicht über niedere Arbeiten zu führen war ein signifikantes Zeichen für das, was hier alles ganz und gar unerfreulich verlief. Hofhexer des Schwarzen Drachens, das klang recht ansprechend. Nur war er hier auf ein Werkzeug reduziert, das der Fürst gebrauchte wie seine archaische Axt oder mehr noch wie einen schnöden Hammer, denn man allein zum Einschlagen von Nägeln verwendete. Sicherlich war ihm klar, dass er in seiner Funktion gewisse Dinge zu erbringen hatte, doch nicht besser behandelt zu werden als einer der Rasankuri, dass war eine schwere Beleidigung. Während seiner langen Existenz hatte Magal der Veränderer natürlich schon unter widrigen Kondition agiert, ja selbst unter solchen die seine jetzige Situation wie das Paradies erscheinen ließen.
Das Ärgerliche war ja, dass die Ausgangsbedingungen so vielversprechend gewesen waren, sich alle Stränge jedoch sehr enttäuschend entwickelt hatten. Sein Vorhaben einen Kader aus Befähigten um sich zu scharen war kläglich gescheitert. Alles Narren und Taugenichtse, unfähig die Anforderungen zu erfüllen, die er an sie stellte. Die einzigen, die das Potenzial gehabt hätten verschwendeten es in den Diensten des Drachens, ohne dass auch nur einer jemals gefragt hätte was denn die Vision dieses selbsternannten Gottes eigentlich sei.
Leicht ließ es sich herrschen, wenn die Ersten im Staat nicht gescheiter waren als die Letzten.
Auch sein Einfluss auf den Fürsten war geschwunden, nachdem die Seherin diese Ebene der Existenz verlassen hatte. Sie war ganz gewiss dem Wahnsinn verfallen, hatte aber Macht über den Drachen und Magal wiederum hatte einen gewissen Einfluss auf sie gehabt.
Nicht einmal ihr Kult existierte noch, weil dieser Taugenichts von einem Paladin nicht den Schneid besessen hatte die Sache über einen besseres Hurenhaus hinaus zu entwickeln.
Vielleicht war diese kleine Mutantin etwas von Interesse. Vorausgesetzt sie lebte noch, nachdem die Äthergestalt des Drachen über sie hergefallen war. Er selbst hatte sein Heil in der Flucht gesucht, weil er es im Moment nicht riskieren konnte mit Leuten in Verbindung gebracht zu werden, die den Drachen auf die ein oder andere Art erzürnten oder auch nur seine Aufmerksamkeit erregten.
Es galt einige Dinge zu überdenken und neu anzugehen. Dabei durfte er sich nicht verzetteln, also alles hübsch der Reihe nach.
Er watete durch die Hitze, die scheinbar Materie werden wollte, so stofflich kam sie ihm vor. Eine gewundene Biegung des einstigen Flusses kostete ihn fast eine Stunde, doch endlich erblickte er das Ziel seines beschwerlichen Marsches.

Drei gewaltige Pylonen, gebogen wie die Rippen eines gefällten Fabeltieres, schälten sich aus dem Wabern wie Erscheinungen. Die Schergen, die er mit der Errichtung beauftragt hatte, schienen auf den ersten Blick akzeptable Arbeit geleistet zu haben. Die zyklopischen Monolithen waren in einem exakten Dreieck errichtet und die Schädel und Gebeine an ihrer Basis türmten sich als versuchten sie die Giganten zusätzlich zu stützen. Magal war sich durchaus nicht sicher, ob die Arbeiter die Knochen aufgehäuft hatten oder ob die Monolithen die Zeugnisse grausamsten Mordens wie Magnete anzogen.
Es war ein riskantes Spiel, welches der Fürst da spielte.
Oder besser spielen ließ, denn im Fall eines Falles würde es ihn als erstes treffen. Auch wenn Magal natürlich nicht gedachte sich als Bauernopfer benutzen zu lassen. Die Verwendung von Technologie, das Bestreben die Macht der Götter auf Funktionalität zu reduzieren, hatte das alte Rasankur vernichtet. So jedenfalls erzählte man sich.
Der Hexer bezweifelte das es gar so einfach war, denn die Verschmelzung von Dämon und Maschine war noch nie etwas gewesen, was die Diener der Dunkelheit oder gar ihre Götter vor moralische Dilemma gestellt hatte. Dennoch mochten sich die Entitäten des Warp vielleicht dagegen verwehren auf bloße Energielieferanten und Batterien reduziert zu werden. Wer konnte schon sagen was auf der anderen Seite gefällig war und was nicht?
Er umrundete jeden Monolithen und strich mit der Hand über die Oberfläche, welche die Beschaffenheit von Keramik aufwies. Für das bloße Auge makellos, ertasteten seine Fingerkuppen fein ziselierte Runen und Symbole. Man konnte den alten Rasankuren vollendete Kunstfertigkeit bei ihrer Nutzung des Chaos nicht absprechen.
Als Letztes beschritt er die Treppe. Aus dem gleichen Material erbaut führten ihre vier mal vier Stufen scheinbar ins Nichts, als wolle man von der Spitze in das Zentrum springen, dass die drei aufragenden Wächter bildeten.
Auf der obersten Stufe stehend, zerrte der heiße Wind an den roten Gewändern des Hexenmeisters und ließ ihn mit Zufriedenheit gewahren, dass dieser Wind auf die Mitte der Maschinerie zu strömte, als würde er von unsichtbaren Kräften angesogen.
Die Planung und Errichtung dieser Anlage war der leichte Teil gewesen. Die wirkliche Arbeit würde beginnen, wenn er zurück in Rasankur war. Doch vorher musste er sich noch einmal, vielleicht besser auch zweimal, vergewissern das alles korrekt aufgestellt und ausgerichtet war.
Sicher war sicher!
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#5
Von hier kommend...

Magal trat aus dem Zelt, welches ihm als Unterkunft während der Vorbereitungen diente und so gleich griff der Wüstenwind nach der Plane und schlug sie wütend klatschend gegen den hellen Stoff.
Der Schwarzkünstler ignorierte dies geflissentlich. Der Sand hatte ohnehin bereits alles im Inneren okkupiert und konnte kaum mehr Unannehmlichkeiten bereiten als ohnehin schon.
Magal stützte sich auf seinen Hexerstab. Ausnahmsweise nicht um etwas vorzutäuschen oder dem zu entsprechen, was man von Seinesgleichen erwartete, sondern tatsächlich weil er sonst befürchten musste, dass ihm die Beine versagten.
Der unmittelbare Kontakt mit dem Warp, Tage und Wochen hindurch, hatten von der sterblichen Hülle viel verlangt und sie ihrer Kraft beraubt.
Ein Gewaltiger, begraben in der Schwäche eines unzulänglichen Leibes. Die bedauernswerte Konstante seiner Existenz.
Immerhin war vollbracht was sein Ziel gewesen und das Warp konnte die Armee aufnehmen und am anderen Ende des Universums wieder ausspucken.
In der Theorie zumindest.
Er hatte geargwöhnt, dass Kogan hier keinen Feldzug plante, sondern ein Ritual von beachtlichen Ausmaßen.
Was würden die Wesenheiten des Irrmateriums im Gegenzug anbieten, wenn ihnen eine solche Masse an potenten Lämmern geopfert wurden?
Ein interessanter Gedanke, aber im Moment wies nichts darauf hin, dass der Herr Rasankurs tatsächlich eine solche Schelmerei plante.
Magal beschirmte die Augen gegen das Stechen der Sonne. Tatsächlich, vor der dunstigen Luftverschmutzung, den der aufgewirbelte Staub und die ewig brennenden Feuer des Heerlagers gen Himmel trieb, erhob sich eine weitere, zielstrebigere Staubfahne.
Das musste Naradas und sein Gefolge sein. Ein Bote hatte ihm die Nachricht überbracht, dass der Deimos einmal mehr das zweifelhafte Vergnügen hatte der Erste zu sein der seine Füße ins Haifischbecken baumeln ließ und sich dafür vermutlich auch noch bei Kogan bedankt hatte.
Er fragte sich ob der Fürst auch nur eine Miene verziehen würde, wenn dieser Erste unter seinen Selbstmördern das Zeitliche segnete. Das einzige Bedauern würde vermutlich daher rühren, dass er sich dann einen neuen Namen eines Leichtgläubigen würde merken müssen.

Naradas rückte mit einem ganzen Konvoi an. Die Fahrzeuge umringten das Zelt als wollten sie eine Wagenburg bilden. Geschäftige Krieger und Bedienstete sprangen bereits ab bevor die Räder ganz still standen und begannen Kisten und Waffen abzuladen, als wollten sie den Krieg des Drachen im Alleingang gewinnen. Naradas stand in der Luke des Führungsfahrzeugs, musste jedoch keine Befehle brüllen denn seine Schergen funktionierten wie ein Räderwerk, indem jeder Zahn tickend in den anderen griff. Der Deimos gab ein prächtiges Bild ab in seiner Rüstung und mit dem Klingenstab locker in der Hand.
Düsterer Heroismus.
Würde sich gut auf einer Grabplatte machen.
Der Hexer sammelte den Sand der zwischen seinen Zähnen knirschte, fasste ihn mit schleimigem Speichel zusammen und spie den Brocken aus. Unter den gewohnten Umständen wäre er mit viel Zinnober auf Naradas zugegangen und hätte sein gewohntes Feuerwerk aus Schmeicheleien und Sticheleien abgebrannt. Doch momentan hatte er keine Kraft und keinen Sinn für Fatzwerk. Also blieb er ungerührt und gebeugt im Auge dieses Sturms der Geschäftigkeit stehen und wartete bis Naradas zu ihm kam.
Als dies geschah wandte sich Magal wortlos um und setzte voraus, dass der andere ihm folgen würde.
Im Inneren war es nur unwesentlich kühler als in der Glut der Sonne draußen. Es herrschte eine krude Mischung aus arkanen Merkwürdigkeiten und profaner Notwenigkeit des vorübergehenden Lebens in der Wüste. Das Zelt war über einer achteckigen Steinplatte aufgespannt, auf die ein kompliziertes Muster aus Strichen und Linien gezeichnet wurden war, dessen Betrachtung schon nach Sekunden in den Augen schmerzte.
Magal machte einen weiten Bogen um die Zeichnung, stets darauf achtend sie nicht einmal mit dem Saum seines staubigen Gewandes zu streifen. Er sparte es sich seinen Besuch zur Achtsamkeit zu ermahnen. Wenn Naradas auch sein Talent mit lustig klackenden und klickenden Maschinen und spitzen Stöcken vergeudete, war er doch einsichtig genug um keinen Kreis zu stören.

Du hast natürlich laut „Hier“ geschrien, als der Drachen nach einem Tapferen suchte, der sich für ihn in den Schlund der Bestie stürzt. Eröffnete Magal die Konversation in grantiger Stimmung. Man fragt sich ob diese Ehre etwas über dein Ansehen oder deine Entbehrlichkeit aussagt. Er hatte Naradas den knochigen Rücken zugewandt und kramte auf dem Tisch herum, der eine Seite des Zeltes komplett einnahm. Er wühlte sich durch abstruse Konstrukte aus Messing und Glas, die wie die Gerätschaften eines geisteskranken Kartografen aussahen, Schriftrollen, Bücher und Notizen.
Vielleicht erinnerst du dich dunkel daran, dass du vor einigen Jahren ein Stundenhotel für niedere Warpwesenheiten warst. Die Leuchtreklame habe ich zwar abgeschaltet aber sie ist noch da und kann von nicht allzu unaufmerksamen Dingen der anderen Seite ohne Problem gesehen werden. Mit Ärger gerunzelter Stirn ließ er den Tisch, Tisch sein und wandte sich um. Wo ist es denn? Unnützer Tand. Man müllt sich zu mit all dieser Scharlatanerie. Welch glückliche Tage der Wanderschaft und vogelfreier Sinne. Verweht von diesem vier mal verfluchten Wüstenwind.
Trotz seines Aufbrausen warf er nichts zu Boden oder ging auch nur unachtsam damit um. Er richte seine Aufmerksamkeit auf das Feldbett in der anderen Ecke, welches auch mehr als Ablage zu dienen schien als zum Genuss von Schlaf. Unter altersbrüchigen Papier barg er endlich ein faustgroßes Kästchen aus grauem Holz. Er klappte es auf und zog bedächtig ein Amulett in der Form des achtgezackten Sternes heraus. Von dem Anhänger stieg ein leicht schwärzlicher Rauch auf, als würde Kunststoff verbrannt. Doch weder verströmte dieses Phänomen irgendeinen Geruch, noch Hitze.
Setzt du unbedarft einen Fuß durch das Portal fressen sie dich bei lebendigem Leib.
Das hier,
er hob das Amulett an seinem ledernen Band empor ist ein Schlacke Amoliri. Tatsächlich erweckten die groben Formen den Eindruck, als sei es aus dem Abraum der Metallverarbeitung geformt wurden.
Es heißt diese Art wird im Atem eines Blutdämons geformt. Verkaufsstrategie, wie ich vermute. Nichtsdestotrotz sind die Eigenschaften gleichsam simpel wie nützlich.
Um es auf das Wesentliche herunterzubrechen kann man sagen, dass dieses Schmuckstücke deine Seele im Warp verschleiert und mit dem Spiegelbild des Betrachters ersetzt. Wenn dich also ein dicker Fisch dort im trüben Wasser mit Appetit betrachtet, sieht er nicht das kleine Menschlein, sondern eine Präsenz, die seiner eigenen gleicht. Die Theorie ist dass er sich dann zweimal überlegt, ob so ein großer Brocken zu schlucken ist. Natürlich alles rein hypothetisch und Verschluckt- und Gefressenwerden sind nur Synonyme für unaussprechlich schlimmere Dinge. Nur weil es in der Vergangenheit bei dem einen oder anderen funktioniert hat, heißt das nicht dass es jedes mal seinen Dienst tut.
Er warf das Amulett dem anderen zu, der es geschickt und ohne groß hinsehen zu müssen aus der Luft fing. Pass gut darauf auf, diese Spielzeuge sind nicht eben beim nächsten Krämer zu haben.
Ganz zu schweigen davon, dass du damit noch am anderen Ende der Welt zu orten bist, wenn jemand weiß, dass er nur nach dem genauen Ebenbild seines eigenen Seelenglanzes zu suchen braucht.
Die Erklärung des Artefaktes und der Klang der eigenen Stimme schien die allgemeine Laune Magals etwas aufgebessert zu haben. Allemal war er wieder gewohnt redselig.
Der Hexer… Priest, er hat auf der Flotte gedient, die dein Angriffsziel sein wird. Kogan war ebenfalls auf einem der Schiffe, doch als ein einfacher Fußsoldat hatte er nicht die Einblicke in die Struktur, die der Hexer hatte. Er war natürlich nicht der einzige Warpkundige dort und sie waren fleißig die Flotte gegen Einflussnahme von Außen abzuriegeln. Allerdings haben sie ein Hintertürchen übersehen, über welches mich zu informieren Priest die Freundlichkeit hatte. Der Name dieser Einfallspforte lautet Dorator…, er verharrte und starrte auf das Symbol auf dem Boden, als versuche er darin irgendeine Wahrheit zu erkennen oder als starre er in ungeahnte Weiten.
Ich kann dir nicht genau sagen um was es sich handelt. Eine Entität! Ein Bewusstsein? Sehr wahrscheinlich. Vielleicht eine Waffe, ein Objekt ein Ding… vielleicht mehr als das oder weniger.
Kurz um ich habe keine Ahnung.
Es ist eine starke Präsenz im Warp, der es jedoch gelingt sich zu verbergen und zu vernebeln, dass dein Schlacke Amoliri dagegen wie aus einem Kaugummiautomaten anmutet. Weiß man jedoch wonach man suchen muss und Priest sagte mir wonach, dann ist es ein Signalfeuer sondergleichen. Geht man im guten Willen davon aus, dass sich dieses… diese oder dieser Dorator im Inneren eines der Schiffe befindet, die der Drachen zu seinen machen will, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass du und dein Kommandotrupp nicht außerhalb der Schiffshülle landen.
Ich werde euch nach Anbruch der Dunkelheit hindurchschicken. Ein kurzer Öffnungsimpuls dürfte kein allzu großes Problem darstellen.

Magal zögerte, als müsse er mit sich selber ringen, ob er das Nachfolgende offenbaren wollte.
Ein Portal dieser Intensität und Größe zu öffnen erfordert unglaubliche Kräfte. Ich habe in den Jahren meiner Existenz beachtliches Können angesammelt und man könnte beinahe sagen, dass Warpportale meine Spezialität sind.
Dennoch braucht auch der beste Künstler viel Material um große Werke zu schaffen. Für ein solches Portal müsste man die Bewohner einer Großstadt rituell opfern um es zu formen.
Der Namenlose Fluss ist ein Ort an dem einst starke Emotionen gegen die Mauer der Realität brandeten. Aber das ist lange her. Ein Schatten der einstigen Kraft, die dahinter steckte. Heute genügt es für das eine oder andere Ritual, für kleine Beschwörungen und Transformationen.
Niemals aber für das, was ich hier schaffen werde.
Verstehst du was sich sagen will?
Ich bekomme Hilfe von der anderen Seite.
Diese Entität, dieses Dorator will gefunden werden. Es will das Rasankur dort hingeht.
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#6
Der Großhexer des Fürsten war beinahe zurückhaltend mit seinem üblichen Spott, seinen üblichen Vorwürfen und kam fast direkt zum Punkt, einem Punkt, über den sich Naradas selbst schon Gedanken gemacht hatte. Das schäbig wirkende, schwelende Amulett, welches jetzt von seinem Hals baumelte sollte ihn den Worten des Hexers nach auf der Reise durch den Warp schützen, auch diese Sache musste er schlichtweg hinnehmen. Genau wie alles andere, dass auf der anderen Seite eines Portals eine Flotte von Schiffen lag und vieles mehr. Wieder einmal stand er am Scheideweg doch er trug die Gewissheit in sich, dass es der richtige Pfad war, welches er einschlug. Magals weitere Worte legten mehrere Schlüsse nahe. Der wichtigste, der schwarze Drache hatte es innerhalb einer Lebensspanne von einem wertlosen Fußsoldaten auf einem Raumschiff zum Herrscher einer Stadt, einer überderischen Wesenheit gebracht, mit weitreichenden Verbindungen, so weitreichend, dass seine ehemaligen Gebieter als Bittsteller zu ihm kamen. Eher eine interessante Fußnote lieferte die Information über den namenlosen Fluss, welchen der Hexer scheinbar als Kraftquelle benutzte, wahrscheinlich ähnlich der „verschwundenen“ Lehrlinge des Hexers, welche in den bleiversiegelten Kammern seines Anwesens für Experimente hatten herhalten müssen. Ohne das Wissen des Hexers, soweit man das überhaupt sagen konnte. Zumindest war sicher, dass der Hexer zum Zeitpunkt der Einbindung der Überreste von Magals Lehrlingen in seine Projekte, wohl keinen Bedarf mehr an den Adepten hatte. Aber wichtiger, trotz der Energien, welche er der Stätte entziehen konnte, war er darauf angewiesen vom anderen Ende der Galaxie Hilfe zu bekommen.

Es freut mich zu hören, dass du unsere Chancen nicht gleich auf Null setzt.

Er betrachtete die zahlreichen Linien und Zeichen, welche den Boden zierten. Der Schwarzmagier war wirklich ein großer Künstler. Die langen Studien und Experimente zusammen mit Scharlatanen und kleinen Stammesschamanen, die Erkenntnisse aus staubigen Folianten und Holodiscs hatten Naradas an der Pfütze neben einem seichten Teich schöpfen lassen, doch die entstandenen Werke, so gewaltig sie mit Sicht auf die standardisierten, technologischen Erkenntnisse auswirkten, es war nur ein Bruchteil dessen, was der Warp in der diesseitigen Welt bewirken konnte.

Dorator will gefunden werden. Wenn ich dich richtig verstehe, dann mehr als das, das Etwas… setzt gewaltige Ressourcen dafür ein, eine Streitmacht ins Herz einer anderen zu lenken. Energien, welche ein begabter Zauberkünstler nur durch das hinschlachten Hunderter…

Naradas zögerte, wartete kurz ab. Das kaum merkliche Mienenspiel des Großhexers ließ seine Spekulation in größere Dimensionen zu lenken.

…tausender gewinnen könnte? Dorator hat diese Kraft zur Verfügung und nutzt sie um einen ehemaligen Verbündeten der Chaosflotte herbeizurufen, in dem Wissen das Rasankur einzig und allein einen Machtwechsel anstrebt.

Naradas dachte nach.

Angenommen dieses Unternehmen ist nicht eine profane Mausefalle, der Fürst hat nicht ein gewaltiges Spektakel ersonnen um seine Verbündeten und Anhänger gleichermaßen zu verdammen, dann stehen wir auf der anderen Seite mit einem Ziel, welches sich gegebenenfalls nicht mit den aktuellen Interessen deckt. Der Fürst möchte vielleicht wirklich die Flotte seiner Vergangenheit erobern und entfesseln, aber die Ziele dieser Wesenheit bleiben weiterhin im Dunkel.

Warum erzählte der Schwarzkünstler gerade ihm diese Dinge?

Alles was du sagst deutet darauf hin, dass „Es“ keine Hilfe benötigen sollte?
Name:Naradas
Titel: Deimos/ Cen-Rasankuri
Rasse: Mensch
Alter: 25
Größe: 2,00m
Zugehörigkeiten: Chaos/ Korsar-Tzeentch
Aussehen: durchtrainiert, hellblau glühende Augen, dunkelhäutig, kurze schwarze Haare
Charakter: skrupellos, strebt nach Perfektion, Sarkastisch, Selbstsicher, ruhig und planend
Kleidung: Lumpenkutte über Kettengeflecht (Eingelagert:hochwertige Drachenhaut)
Ausrüstung: Billige Maschinenpistole, einfaches Kurzschwert (Eingelagert: Klingenstab,  Boltpistole, 2 Handgranaten)
Fähigkeiten: guter Nahkämpfer, intuitives Technikverständnis, überzeugend, miserabler Schütze, ungeübter Pilot
Psionisch Aktiv: Besessen (Dorator)
Verletzungen: -
Begleiter: Drohnenschwarm RS-47-B
Besitz: 38 Silberbolzen, gebundene Werte, Handelsgüter
Unterkünfte:
Festungsanwesen Yakip Hirsi
Naradas Wohnung in Gohmor (mittlerweile verlassen)


Chars:
Naradas
Bane Karagoth- RIP
Ashnak(Ork)
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#7
Wie viel es weiß oder nicht weiß ist schwer zu sagen.
Ebenso ob es meiner Unterstützung wirklich bedarf. Man kann dieser Wesenheit teuflische Intelligenz unterstellen, ihr zugestehen einen gewaltigen Plan zu ersinnen, der seine, bis jetzt noch nebelhaften, Ränke im kosmischen Rahmen ufern lässt.
Oder es verfügt über instinktive Gerissenheit, wie die fleischfressende Pflanze, die durch verheißungsvoll vorgegaukelten Nektar die Gierigen ins Verderben lockt, ohne selbst ein höheres Verständnis der eigenen Tücke zu besitzen.
Vielleicht eine Mischung aus beidem, vielleicht keines davon.
Vorsatz, Zufall, Wahnsinn, Witz. Was das Warp gebiert hält sich dann und wann an Regeln, doch ist es niemals wirklich an sie gekettet. Ich muss darüber sinnen, doch die Anforderungen des Fürsten seine Fliegen in den Rachen dieser Pflanze zu stopfen, so wir bei der farbigen Metapher bleiben wollen, nehmen mich in starken Beschlag, lassen meinen Verstand keine Sekunde des Verschnaufens.
Ich will auch nur sagen, dass du auf der Hut sein sollst, das nicht alle Gefahr von Klingen und Kugeln ausgehen wird.
Denn wie du schon ganz richtig erkannt hast, scheint dieses Dorator seine eigene Agenda zu haben und wenn irgendetwas auf einem Chaosschiff, am anderen Ende eines durch das Warp gerissenen Wurmlochs, eine Agenda hat, dann ist diese selten eine des Friedens und der Nächstenliebe.
Jetzt werde ich euren Sprung vorbereiten, wozu ich äußerste Konzentration benötige. Sag deinen Staubfressern da draußen also das sie sich benehmen sollen und den Krach auf ein Minimum zu reduzieren haben. Vielleicht kannst du sie dahingehend motivieren, wenn du ihnen verdeutlichst, dass ein Fehler in der Konzentration dazu führen könnte, dass sie mit dem Inneren nach Außen auf der anderen Seite heraus kommen oder ihnen eine Dämonette die Verlobung angedeihen lässt.


Damit hatte er Naradas faktisch aus dem Zelt komplimentiert und ließ sich nicht wieder Blicken, bis die Dunkelheit über das Land zu kriechen begann. Was genau im Inneren des Zeltes geschah war derweil nicht zu sagen. Weder stank es nach Schwefel, noch war das Gewisper von Dämonen zu hören. Gleichwohl mochte man eine gewisse Spannung in der Luft wahrnehmen, doch das konnte durchaus auch nur ein Wetterphänomen oder der Kraft der Einbildung geschuldet sein.
Im etwa zwei Kilometer entfernten Heerlager begannen Feuer aufzuflackern, hier und da vom Glanz elektrischen Lichtes ergänzt.
Davon ab war die Nacht in der Wüste von beängstigender Intensität, was ihre Schwärze anbelangte. Nur zu leicht ließen sich plötzlich die Ammenmärchen von den aufrecht stehenden Toten glauben, die noch immer die einstige Grenze am Ufer dieses Flusses ohne Namen bewachten. Oder die Märchen von den Kindern Namads, welche jene verschleppten, die sich zu weit vom schützenden Licht entfernten.
Selbst hartgesottene Krieger suchten die Nähe ihrer Kameraden, wenn der Krallennebel unheilschwer am Himmel hing und die Sterne in seinem Leib mehr an hämische Augen gemahnten, denn an ferne Sonnen.
Was die Finsternis noch enthüllte war die Tatsache, dass die gewaltigen Pylonen des Portals vollends mit aggressiv zackigen Schriftzeichen graviert waren, von denen in der Dunkelheit fiebrig pulsierendes Glimmen ausging.
Als Magal aus seinem Zelt trat war er in das Ornat seines Berufstandes gekleidet. Ein Gewand in der Farbe frisch vergossenen Blutes, ein Stab der aus ineinander verschmolzenen Menschenknochen zu bestehen schien und das Gesicht von einem beinernden Schädel verhüllt, der frappierend an eine überdimensionale Schlange gemahnte und seinerseits völlig mit Schriftzeichen bedeckt war.
Er gebot Naradas und seinen Gefolgsleuten Aufstellung zu nehmend, wobei nur jeweils drei nebeneinander stehen durften und sich der Rest mit Ausrüstung und mitzuführendem Material dahinter einzureihen hatte.
Magal schritt auf der Rampe, welche in das Nichts zwischen den Pylonen führte, einher und seine Bewegungen wirkten abgehackt und ritualisiert. Hier kratzte er mit dem Stock auf den Boden, dort hob er die Arme beschwörend zum Mond empor.
Schließlich wandte er sich den Wartenden zu und ließ den Stab wie ein Fanal auf das Metall der Rampe dröhnen.
Ihr, die ihr Passage erfleht. Seinen Stimme klang auf absonderliche Weise unirdisch, veränderte ihr Modulation von hellem, fast hysterischem Kreischen zu feuchtem Schmatzen, knurrendem Bass und heiserem Krächzen.
Vergesst nicht wem ihr Rechenschaft schuldet und wem ihr Tribut zollt. Einer aus eurer Mitte muss sein Leben lassen um das Tor zwischen den Welten aufzustoßen. Benetzt die alten Knochen dieses Ortes mit frischem Blut. Lasst uns eine Seele verschlingen als Münze für den Fährmann.
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#8
War ja klar gewesen, trotz allem hatte die Sache einen Haken, so groß wie der Fresstentakel eines Biotitans. Menschenopfer als Teil eines Rituals schienen immer wieder als eine notwendige Komponente in den antiken Schriften als ein wesentlicher Bestandteil geführt zu werden. Aber es war ja klar gewesen, dass der Hexer erst jetzt damit herausrückte, an einem Punkt an welchem ein Rückzieher genauso wenig infrage kam, wie eine kurze Unterbrechung um das geforderte Opfer herbeizuschaffen. Jetzt musste einer von Naradas besten daran glauben, jeder einzelne war für die anstehende Mission ausgewählt, gefeilt und auf seine Mission vorbereitet worden. In seinem verwinkelten Verstand focht der Gedanke den Hexer an Ort und Stelle hinzurichten, es war ja Blut gefordert, oder auch nur einfach abzuwarten, was würde die Wesenheit wohl mit dem Großhexer anrichten, wenn klar wurde das sich niemand bereit erklärte, sein Leben auszuhauchen, bevor die eigentliche Mission begonnen hatte. In einer Aktion dieser Größenordnung war die Wahrscheinlichkeit eines Scherzes überaus gering, und auch wenn er sich danach sehnte den Klingenstab über die Engstelle zwischen Schulter und Kopf des zurzeit so wenig geschätzten Hofhexers zu ziehen, dass es sich um einen der verwirrenden Scherze handelte. Er musste sich von einem Teil seiner Selbst trennen. Auf ihre Art war jeder einzelne seines Gefolges ein Fanatiker, aber in anderer Weise als es der blubbernde Mob auf den Straßen Rasankurs, die vertriebenen Diener der verschiedenen Gefährtin des Drachen waren, aber es waren eben keine Selbstmörder, selbst die drogeninjizierten Drohnen unter seinen Kriegern, arbeiteten mit einem systematischen Selbsterhaltungstrieb. Blieb also nur der einzige Kämpfer, welcher nicht sich selbst gehörte. Ein Wink des Schicksals, ein zurückliegendes Geschäft, welches ihm die Passage durch den Warpraum erkaufen würde, einem ungewissen Schicksal entgegen. Eine kleine Geste war das Signal an den gewaltigen Hünen in den Reihen hinter ihm. Der gerüstete Sklave war ein hervorragender Krieger, ein perfektes Werkzeug des Todes, aber auch beinahe willenlos. Die qualvollen Jahre in denen die Sklavenhändler seinen Geist und Widerstand in Stücke gerissen und in mühsamer Kleinarbeit neu konstruiert hatten, waren vollendet. Der Gigant trat aus der Reihe hervor und näherte sich mit regungsloser Miene der Rampe ins nichts. Und doch, je näher der Sklave dem Zentrum der Dissonanz kam, da schien es Naradas fast als würden die selbstbewussten Schritte zögerlich. Etwas vor ihm, ein Splitter Drang in jenen Teil vor, welcher sich an das Leben klammern sollte.
Name:Naradas
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Rasse: Mensch
Alter: 25
Größe: 2,00m
Zugehörigkeiten: Chaos/ Korsar-Tzeentch
Aussehen: durchtrainiert, hellblau glühende Augen, dunkelhäutig, kurze schwarze Haare
Charakter: skrupellos, strebt nach Perfektion, Sarkastisch, Selbstsicher, ruhig und planend
Kleidung: Lumpenkutte über Kettengeflecht (Eingelagert:hochwertige Drachenhaut)
Ausrüstung: Billige Maschinenpistole, einfaches Kurzschwert (Eingelagert: Klingenstab,  Boltpistole, 2 Handgranaten)
Fähigkeiten: guter Nahkämpfer, intuitives Technikverständnis, überzeugend, miserabler Schütze, ungeübter Pilot
Psionisch Aktiv: Besessen (Dorator)
Verletzungen: -
Begleiter: Drohnenschwarm RS-47-B
Besitz: 38 Silberbolzen, gebundene Werte, Handelsgüter
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#9
Der aus der Reihe zu ihm trat, tat es auf Geheiß, nicht aus freien Stücken.
Er kam mit festem Schritt, doch Magal, dessen eigentliche Magie und Hexenkunst weit mehr darin bestand andere Menschen zu lesen wie die Eingeweide von Tieren, als Blendwerk und Rauchgestalten zu weben, erkannte problemlos die Wahrheit. Dieser Krieger trug seine Selbstsicherheit wie eine Larve. Darunter bebte er wie ein verängstigtes Kind. Keine Zuversicht, kein fanatischer Glaube an die Erwähltheit durch die Mächte des Chaos. Der Sklave hatte die Rampe erklommen und verharrte in scheinbarer Demut vor dem Hexer. Allerdings ging er nicht auf die Knie, um wie Schlachtvieh gemordet zu werden. Auch blieb er in einem Abstand von Magal entfernt stehen, denn ein Kämpfer benötigte um sich einer Attacke zu erwehren.
Unter der Maske grinste der Schwarzkünstler lakonisch. Hier konnte ein Samenkorn gepflanzt werden.
Bist du bereit für deinen Gebieter zu vergehen? Deine Existenz hinzugeben um sein Vorankommen zu ermöglichen? Der Sklave nickte zögerlich, doch im diffusen Schein der glühenden Schriftzeichnen konnte sein Gegenüber erkennen, dass seine Augen hastig von Links nach Rechts zuckten und nach einem Ausweg aus dieser misslichen Lage suchten. Gewiss, so mochte er glauben, würde er den Hexer problemlos überwältigen und niederringen können. Doch was dann? Wohin fliehen, wem Rechenschaft ablegen und erklären, dass er sein eigenes Leben, seinen geringfügigen Wert als Handelssache über das des Hofhexers erhob?
Magal ließ seinen Stab los und wie es sich für einen Magier gehörte fiel dieser nicht etwa um, sondern hielt sich allen Gesetzen der Schwerkraft trotzend aufrecht. Seine Rechte glitt in den weiten Ärmel und zog ein unterarmlanges Messer hervor.
Diese Klinge war absurd stark gewellt und so sie auch scharf erschien, verhinderte ihre Form doch sowohl eine wirkliche Funktion als Waffe, wie auch als Werkzeug. Auf dem schwarzen Stahl glosten Runen von gleicher Art wie jene auf den Pylonen, nur dass diese in einem blutigen Rot strahlten. Der goldene Griff war der Gestaltung nach einem Totenschädel gleich. Kurz um, dieses Messer schien die Urmutter aller Opferdolche zu sein und entsprach so sehr jedem Klischee, dass es kaum verwundert hätte, wäre noch Jungfrauenblut von der Schneide getropft.
Der Krieger wich zurück.
Er gab sich nicht die Blöße einen ganzen Schritt rückwärts zu machen, doch jeder Faser seines Körpers nahm Abstand von diesem Seelenernter.
Du bist so wenig bereit wie das Lamm, das auf dem Altar festgezurrt werden muss, weil alles in ihm der Wunsch nach Leben ist.
Diese Worte sagte er leise genug, dass Nachtwind und Entfernung verhinderten, dass Naradas und seinen Spießgesellen sie vernahmen.
Der so Entdeckte sagte nichts.
Es wäre voreilig von Hier und Heute zu sprechen, also beschränke ich mich auf das Hier.
Hier und von meiner Hand wird dein Leben nicht gefordert. Nur Narren sehen im Chaos eine zerstörerische Kraft, die allein Tod und Vernichtung im Wappen trägt. Leben in all seinen Variationen, Mutationen, Abstraktionen bewegt die Saiten der goldenen Harfe des Chaos. Schwert und Kriegstrommeln sind einzig der Schaum des Kielwassers dieser Herrlichkeit. Das erkenne, du dessen Herzens Schlag bisher allein der Widerhall der knallenden Peitsche war. Sinne über meinen Worte und gedenke wer dich als Entbehrlichsten der Entbehrlichen vortreten hieß und wer dein Leben schonte in der Erkenntnis seines wahren Wertes. Es mag der Tag kommen, an dem die Einsicht aus dem was heute getan und nicht getan wurde auf die Probe gestellt werden wird.
Nun geh und reihe dich wieder in die Ränge deiner Kameraden ein, von denen keiner murrte als die Wahl auf dich fiel.
Sie werden sich mit Geschwätz beruhigen, dass es eine Ehre für sie bedeutet hätte auserwählt zu werden, zum Ruhme Naradas, des Drachens und der dunklen Götter zu sterben. In Wahrheit nistet die Furcht in all ihren Seelen und ein jeder atmete innerlich auf, als der Kelch an ihm vorüber ging. Wieso bot dein Herr Naradas nicht die Kehle, um der Segnung und um die Fähigkeit seiner Krieger wissend, die seinen Befehlend postmortem würden Genüge tun?
Geh Sklave, geh und beginne zu denken.
An Naradas und seine versammelten Anhänger gewandt und mit lauterer Stimme sprach er: Diesen dort benötige ich ebenso wenig wie ich jeden anderen von euch gebraucht hätte. Dieser Ort ist vollgesogen mit Macht, wie einst die Ufer dieses Flusses mit dem Blut der getöteten vollgesaugt waren. Ein Gemordeter mehr ist so wenig ein Unterschied wie das Sandkorn in dieser heilig, toten Wüste. Ein grausamer Scherz, meine Freunde. Aber zügelt eure Wut, spart das Knirschen eurer Zähne. Den Weg, den ihr gleich beschreiten werdet kann man mit Fug und Recht als göttlichen, grausamen Scherz bezeichnen. Gleichsam ist es interessant zu sehen auf wen die Wahl des Naradas fiel. Der Opferdolch in seiner Faust verwehrte wie Tabakrauch und die Hand schloss sich wieder um den Stab.
Frisch ans Werk, ihr habt viel vor, wie ich vermute. Magal drehte ihnen den Rücken zu und riss den Stab abrupt in die Höhe. Das mutete albern an, bis die Realität explodierte.
Zwischen den aufragenden Pylonen flammte ein Wirrwarr sich drehender Farben auf, als wäre das Warp Öl und die Realität das Wasser, in welches es gegossen wird. Der Farbenstrudel verdichtete sich und dehnte sich sodann, pulsierend wie etwas Lebendiges, aus. Zusehends nahm er die Gestalt eines Tunnels an, große genug, dass zwei Menschen nebeneinander hindurch gehen konnten, doch klein im Vergleich zu den Pylonen. Für die gesamte Armee würde Magal einen größeren Durchgang schaffen. Nichts dem er mit Vorfreude entgegen sah, bedachte man wie anstrengend bereits dieser Spalt war.
Aus der Öffnung in den Dimensionen wehte eine eisiger und gleichsam süßlich fauler Moschusgeruch. Das Aroma einer anderen Welt. Hindurch mit euch! Blaffte der Hexer!
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#10
Sinnfreies Geschwätz, endlose Litanei, ein stetiges Sich biegen und winden, ein endloses Verdrehen von Worten, Gesten, Handlungen. In dieser Hinsicht konnte man sicher die Behauptung aufstellen, dass das Auftreten des Hexenmeisters ihm einigen Nerv raubte. Seit Tagen hatte er kaum ein Auge zugetan um die Mission welche ihm aufgetragen… Nein, zu welcher er sich und die seinen mehr oder weniger freiwillig gemeldet hatte, um genau diese Mission zumindest mit einer geringen Wahrscheinlichkeit zum Erfolg führen zu können, er marschierte an der Spitze einer Kolonne von Veteranen und Rekruten gleichermaßen ins Ungewisse und der tattrig wirkende Kartenspieler sprach von Scherzen, wenn man seine offensichtlichen Worte auf die Goldwaage legte, dann untergrub der Intrigen spinnende Wicht die Moral, welche angesichts des anstehenden Himmelsfahrtkommandos, sich wahrscheinlich sowieso nur darin auszeichnete, dass es keinen direkten und unmittelbaren Fluchtweg gab und einige der Kampfstimulanzen bereits ihre Wirkung taten. Auf der positiven Seite stand nur noch das er genauso viele fähige Krieger in seinen Reihen zählte, wie bisher geplant, einer mehr welcher dem Münzwurf der Warpreise ausgesetzt wurde.

Hindurch mit euch!

Sei es drum, wenn er der erste wäre, welcher sich am Rand der Dimensionen in Staub auflöste, dann konnte ihm alles was folgte auch egal sein. Mit jedem seiner Schritte lies er einen Teil der stetigen Sorgen und Lasten zurück, welche sich hier in Rasankur auftürmten. Die Überwachung von Feinden und Freunden, Schutz von Verbündeten und deren Gütern, Ressourcenknappheit, welche die Ideen und den Einfallsreichtum beschränkten. Das in die Realität gerissene Portal spülte alles Hinfort. Und trotz der gefühlten Leichtigkeit seiner Schritte, brandete ihm zähflüssiger Widerstand, fast Widerwille entgegen, ganz so als sträube sich sein Körper und Verstand die zerfetzte Barriere zu akzeptieren. Das hallende Rauschen übertönte alles was sonst noch an ihn hätte herangetragen werden können. Folgten ihm die Männer und Frauen? Was war mit dem schweren Gerät, den Drohnen und der Fracht? Sprach jemand zu ihm? Ging er alleine? Der Gestank wandelte sich dann und wann in seiner Intensität, blieb aber, legte sich schwer, fast wie ein Tuch um seine Schultern. Körperlich spürte er ein sanftes Tasten, wie de Strahlen einer aufgehenden Sonne, welche die Haut erwärmte. Dann durchbrach Naradas die wogende Hülle, welche das Jenseits von ihrer Realität trennte. Nicht die leblose Einöde voller Geister und leeren Hüllen, welch ihrem kargen Dasein nachtrauerten. Im Gegenteil, der Raum war bevölkert von Tausenden und Abermillionen rasender Wesenheiten. Eine endlose Spielwiese für jede Art von Traum und Wahn, vom schmalen Pfad zu seinen Füßen aus konnte er gewaltige, surreale Türme erkennen, in allen Farben und besetzt mit Milliarden von flimmernden Lichtern. Wahnwitzige, Türmen welche aus allen Richtungen auf und ab wuchsen, einstürzten und dann verschwamm das gesehene vor seinen Augen. Das allgegenwärtige Flimmern entstand nicht aus Hitze oder im schillernden Dampf der zahllosen Schlote, ohne das er es wusste, schützte sich sein bröckelnder Verstand selbst, indem er dem begrenzten Geist den Zugriff auf die am schwersten zu erklärenden Details ersparte. Und doch drang die fremde Umgebung zu ihm durch. Kaum hatte er die Pforte durchschritten, da hatte er gewusst das er für immer verändert sein würde. Klein und winzig, so unbedeutend wie ein Sandkorn, dass war er inmitten all der Träume und Gefühle, welche den unwirtlichen Ort durchströmten.

Das er nicht besonders lange hier bleiben konnte war klar, an seinen schweren Stiefeln,jener schizophrenen Parodie dessen was Stiefel sein sollten, daran klammerten sich schon jetzt winzige, gierige Parasiten, gestaltlose Schemen, deren Wesen nicht einmal ob des Größenunterschieds zurückschreckten sich ihm zu nähern. Oder war es etwas anderes? Nach allem was er in den Aufzeichnungen und von den Schamanen und Hexern hatte erfahren können, da steigerte die ihm angeborene, genetische Anomalie das Interesse der Warpwesen. In Rasankur war die Präsens der Geister und Dämonen allgegenwärtig, aber sie wurde in Zaum gehalten oder zumindest beherrscht von der scheinbar grenzenlosen Allmacht des schwarzen Drachen, oder vielmehr der Wesenheit, welche vom Verstand der Stadtbewohner in den ewigen Lindwurm gegossen wurde, welcher den Fürsten beseelte. Hier frei von Kontrolle oder zumindest Anleitung, stürzten die kleinen Wichte aus allen Winkeln der Warpraums auf ihn zu. Das geistlose Ungeziefer wurde von den großen Biestern übersehen, aber ihn nahmen sie wahr. Und sie hatten auch nichts zu verlieren. Und dennoch. In Naradas Verstand keimte der Gedanke, dass das schwelende Medaillon des Großhexers zwar die Großen verschreckte, all diejenigen die etwas zu verlieren hatten, doch die kleinen… oder kleineren… Größe sagt bekanntlich nur selten etwas über Macht aus. Wenn aber jedem Wesen in seiner Nähe vorgegaukelt wurde, dass er eine Chance haben könnte? Ein unangenehmer Gedanke, als einer der flackernden Schemen quietschend unter seiner Ferse zerbarst. Ein sanftes Grollen verriet ihm, er musste sich beeilen.

Scheiße.

Wenn sich die Ratten und Kakerlaken davonmachten, dann wurde es Zeit sich davonzumachen. Den Blick geradeaus, setzte er sich in Bewegung, der Boden welcher zuvor seine Schritte behutsam gedämpft hatte, schien sich jetzt an seinen Fersen festzusaugen, wie feiner, zäher Schlick oder dünner, gieriger Treibsand. Das leise Schaben und Kratzen nahm zu, auch wenn er nichts sah, er wusste das etwas herankam. Etwas, dass ihn versuchte, etwas mehr von sich preiszugeben. Ein Aufgebot seiner inneren Stärke, doch er wusste es besser. Hier an diesem Ort war nichts wie es sein sollte. Er konnte nicht einmal sagen, ob er sich in die richtige Richtung bewegte. Geradeaus stellte sich als ein sehr relatives Konstrukt heraus. Das, was er an Waffen bei sich trug, war hier nutzlos, er war nicht einmal sicher, ob er Kleidung und Stiefel trug, weil sie ihn bekleiden sollte, oder ob das was sich an seinem Körper befand, nicht auch ein düsteres Eigenleben führte.

Ein finsterer Schemen streifte ihn, wie ein wilder, ungezielter Fausthieb, in Naradas Augenwinkel flackerte ein Licht auf, besonders Grell und verging kaum das es erschienen war, gefolgt von einer Kaskade flirrender Funken und Entladungen, welche schillernd und grünlichen Schleim absondernd über den Boden waberten, dann durchbrach er etwas, etwas Schweres krachte in seinen Rücken, riss und zerrte an ihm, er wurde geblendet und ein metallisches Kreischen ertönte, der Übelkeit erregende Gestank war nicht mehr ganz so erstickend, er stolperte vorwärts. Das Brennen in seinen Augen reif heftigen Tränenfluss hervor, welcher ihm die Sicht nahm, während er vorwärts stolperte.

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Ausrüstung: Billige Maschinenpistole, einfaches Kurzschwert (Eingelagert: Klingenstab,  Boltpistole, 2 Handgranaten)
Fähigkeiten: guter Nahkämpfer, intuitives Technikverständnis, überzeugend, miserabler Schütze, ungeübter Pilot
Psionisch Aktiv: Besessen (Dorator)
Verletzungen: -
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