06-02-2017, 10:17 PM
von hier kommend
Das LOBOs war voll und so man einen Kalauer bemühen durfte, der Großteil seiner Gäste ebenfalls.
Die Kneipe unweit der Gamarai- Kaserne war zwar ein öffentliches Etablissement, wurde jedoch fast ausschließlich von Soldaten und anderen Angehörigen des Militärs frequentiert.
Der Raum war urig, mit reichlich Holzimitation eingerichtet, die Wände waren behangen mit Devotionalien des Lebens im Dienst der Armee. Hinter dem Tresen, umrahmt von Regalen voller Schnapsflaschen, grinste ein gewaltiger, skelettierter Schädel auf die Besucher herunter.
Der Besitzer des LOBOs, ein bärbeißiger Mann mit Namen Lothar Bohrmüller, erzählte jedem der es hören wollte, dass sein Urgroßvater den einstigen, monströsen Besitzer des Schädels, erlegt und ihn seines Hauptes beraubt hatte. Es hatte nicht wenige Diskussionen oder gar Schlägereien wegen dieser Trophäe gegeben.
Einige behaupteten es handle sich um eine Fälschung, ein Alienvolk der Tyrannen, Tyranoiden oder Tyraniden gäbe es nicht und hatte es auch nie gegeben. Andere meinten es besser zu wissen, allen voran Lobo selbst, welcher durchaus befähigt war seiner Überzeugung Nachdruck zu verleihen. Von dem schaurigen Schädel abgesehen, waren die Wände mit Bildern verschiedenster Einheiten bedeckt.
Zumeist Gruppenaufnahmen, aber auch Soldaten nach siegreicher Schlacht. Es gab eine unausgesprochene, territoriale Aufteilung im LOBOs.
Offiziere waren gar nicht zu sehen, die hatten ihre Casinos und wenn einer der Meinung war, er müsse seine Verbundenheit zum einfachen Soldaten durch seine Anwesenheit bekunden, wurde ihm auf die ein oder andere, unmissverständliche Art mitgeteilt, dass diese Geste der Kameradschaft hier nicht erwünscht sei.
Ansonsten hatte das Departmento Munitorum eine Ecke für sich, die Rekruten und Neulinge beanspruchten einige Plätze in der anderen Ecke und die Bar sowie die zentralen Tische waren das Herrschaftsgebiet der alten Hasen und Fremdweltler der Zehnten.
Hier hatte sich auch die Gruppe um Banks versammelt und den Abschied von der Heimat, so aufgezwungen sie manch einem auch sein mochte, zu begießen. Der Catacaner war auch hier wieder vorn mit dabei und ließ Assoziationen mit der Hochdruckbetankung eines Leman Russ aufkommen. Sein gewaltiger Körper schien Unmengen zu verkraften, auch wenn er inzwischen dazu übergegangen war besondere Begebenheiten aus seinem bewegten Leben zu erzählen und seine Zunge dabei nicht mehr ganz sattelfest zu sein schien.
Finley und zwei Männer aus der Instandsetzung hatten erst über den Vorzug traditionell gebrannten Whiskys, gegenüber allen heimischen Spirituosen auf Seetangbasis diskutiert und waren dann dazu übergegangen den finalen und endgültigen Beweis dieser These aufzustellen.
Natürlich alles rein wissenschaftlich.
Das hieß, einen sündhaft teuren, importierten Whisky, jedenfalls behauptete Lobo es seien importierte Raritäten, welche den Preis absolut rechtfertigten und darauf jeweils zwei Gläser heimischen Alganol.
Das Experiment hatte vor etwa einer halben Stunde etwas an Schwung verloren, da einer der beiden Techniker mit dem Kopf auf dem Tisch lag und Finley dem zweiten caledonische Volksweisen beizubringen versuchte.
Kari maß sich im Armdrücken mit Jokerlokka. Der Verlierer musste beiden einschenken und mittlerweile waren die gegeneinander gepressten Handflächen höher erhoben als die Köpfe der beiden, kühnen Recken.
Arius nahm sich vornehm zurück, trank sein Bier und lächelte ab und an gequält, wenn jemand eine scherzhaft gemeinte Bemerkung in seine Richtung abfeuerte. Es waren noch etliche andere Zehner im LOBOs verteilt. Samira und ein Kerl namens Ferron Kruga, von der Spähgruppe, unterhielten sich über einen Kameraden, den beide gekannt und gemocht und der sein Leben in Horning gelassen hatte.
Eine kleine Gefreite, von allen nur Nyssa gerufen, kochte zwei stämmige Kerle aus der Küchenmannschaft beim Tischkicker ab, was diese in eine unbeschreibliche Kanonade aus Beschimpfungen ausbrechen ließ.
Kurz um, es war ein normaler Abend im LOBOs, verwandt so vielen anderen Abenden, die für die Zehnte den nahen Abflug in ein Kampfgebiet vorausging.
Und wie immer gab es die Motten, welche von diesem Strohfeuer der panischen Heiterkeit angelockt wurden.
Freudenmädchen und Jungen waren die wohl aggressivsten dieser Nachtschwärmer. Aufgetakelt und zu allem entschlossen mischten sie sich unter die Feiernden und wo sie nicht brüsk von Schössen geschubst wurden oder sie die lachende Botschaft leerer Geldbörsen verschrecke, schlugen sie ihre Fänge wortwörtlich in ihre Opfer. Nicht wenige verschwanden mit einem dieser Quellen erkaufter Zuneigung aus der Tür, um abgestellte Fahrzeuge oder die Seitengasse für eine flüchtige Erinnerung an Gohmor zu nutzen.
Dann gab es die Pistolenkrämer. In Bauchläden oder Rollkoffern boten sie allerlei Mordinstrumente feil. Die Stücke waren kaum den Preis wert, denn ihre Verkäufer dafür verlangten.
Billige Imitate zumeist, die mit Gewalt auf Martialisch getrimmt waren und schon fast lächerlich gefährlich wirken sollten. Kein vernunftbegabter Mensch hätte eine solche Waffe gekauft und im Ernstfall darauf sein Leben verwettet. Doch auf dem sinkenden Boot der versagenden Nüchternheit und unter dem Eindruck einstiger und angekündigter Heldentaten, ließ sich manch einer zum Kauf einer Waffe hinreißen, von der er versprach sie einem besonders schrecklichen Feind zur Nemesis werden zu lassen.
Am nächsten Tag bereute so jemand seinen Kauf für gewöhnlich und sah sich mit dem Verlust einer beachtlichen Summe und dem Spott seiner Kameraden konfrontiert.
Und dann gab es da noch die Gaukler und Schnorrer.
Letztere waren Veteranen oder solche die sich dafür ausgaben. Ihnen fehlte zumeist die eine oder andere Gliedmaße, was sie mit Orden an der Brust ausglichen. Sie erzählten herzzerreißende Geschichten von Heldenmut und Aufopferung und der Ungerechtigkeit des Schicksals. Spendierte man ihnen einen Drink, schien diese Ungerechtigkeit zumindest ein klein wenig ausgeglichen. Nicht zuletzt beruhigte man damit vielleicht auch das Schicksal, welches für einen eine ähnliche Zukunft hoffentlich aussparte.
Die Gaukler waren noch einmal eine ganz andere Sache, denn unter ihnen waren auch Mutanten.
Keine Mutation von der Sorte, die den Zugang zur mittleren Ebene mit einem Selbstmord gleichkommen ließ.
Keine Hörner, Hufe oder dritten Arme, Terra bewahre.
Dennoch eindeutig Mutationen.
Da gab es einen Kerl den sie Jimmy Glitschi nannten, der Mann aus der Tube, der Mann ohne Knochen oder auch der Mann zwischen Wand und Tapete.
Jimmy sah aus wie ein ganz gewöhnlicher Typ aus den ärmlichen Vierteln der mittleren Ebene. Etwas verlebt, etwas zu sehr dem Alkohol zugetan. Doch hatte er ein paar Zuschauer um sich versammelt, hatte man ihm ein Bier und ein Korn ausgegeben, dann führte er vielleicht seinen Trick vor, bei dem er Arme und Beine einrollte, als seien darin tatsächlich keine Knochen zu finden.
Ein nicht eben appetitliches Kuriosum, aber eines das sich gewisser Beliebtheit erfreute und den danach rumgereichten Hut ansehnlich zu füllen verstand.
Die bunte Gerda gab es auch noch. Ein Mädchen von etwa zwanzig Jahren, deren Rücken schillernde Farben, wie mit Öl gemalt aufwies. Sie war einfältig und freute sich allein schon über die Aufmerksamkeit so vieler Männer und Frauen, die ihren Rücken mit Staunen, teils mit Abneigung besahen. Sie hatte derweil nur den Mund offen stehen, hielt ihren Pullover hochgekrempelt und strahlte in die Runde. Der eigentliche Geschäftsmann war ihr Bruder, der sie an der Hand führte, das Wunder ihrer Abartigkeit anpries und hinterher die Spenden einsammelte.
Natürlich waren die Auftritte der Mutanten gleichermaßen gefährlich für sie wie lukrativ. Lobo duldete sie und auch die PVS- Polizei drücke bei einem Laden ein Auge zu, bei dem sie nach Dienstschluss selber einkehrten. Außerdem waren Jimmy, Gerda und einige andere oft gesehene Gestalten, die irgendwie dazugehörten.
Dennoch legte durchaus nicht jeder solche Toleranz an den Tag. Da mussten nicht einmal die eingefleischten Mutantenhasser und überfrommen Kirchgänger sein, von denen es natürlich immer wieder welche gab. Es genügte schon, dass jemand einen treuen Freund im Kampf mit „den Befreiten“ aus Horning aufständischen Mutantenarbeitern in Gohmor verloren, selbst eine Verwundung oder ein Trauma erlitten hatte. Da konnte eine ansonsten gleichgültige Haltung durchaus in Hass umschlagen, wenn sich die Mutanten in all ihrer Makelbehaftetheit präsentierten. Heute, es musste bereits auf den Mitternachtszyklus zugehen, war noch jemand im LOBOs, der wahrscheinlich zu den Mutanten zählte.
Seine Augen hatten eine sonderbare Färbung, was auch der getönte Zwicker auf der Nase nicht kaschieren konnte.Außerdem wirkte der Kopf unter dem Bügelzylinder etwas größer als gewöhnlich. Nicht wirklich geschwollen, aber doch auf sonderbare Weise unproportional. Darüber hinaus war er weder sonderlich groß, noch auf andere Art besonders auffällig.
Er betrat den Raum, begutachtete das wilde Treiben über den Rand seines Zwickers hinweg, glättete seinen altmodischen Gehrock und schritt dann in den Trubel hinein.
Als Erstes machte er bei Samira und Ferron halt und sprach mit beiden. Die nahe stehende Musicbox verschluckte ihre Unterhaltung für alle etwaigen Beobachter. Man sah jedoch das Ferron die Arme verschränkte und den Kopf schüttelte. Samira aber lachte und gab dem Fremden die Hand, mit der Handfläche nach oben. Der Mann nahm sie und blickte hinein. Dann sagte er ein paar Worte und entließ die Hand der Frau wieder aus seinem Griff. Samira runzelte die Stirn und wurde dann aschfahl.
Ferron stieß den Fremden gegen die Schulter und bedeutete ihm zu verschwinden, während er sich mit eindringlichem Gesichtsausdruck an die dunkelhäutige Kameradin wandte.
Der Fremde ließ sich von der rüden Behandlung nicht stören. Er kam jetzt zum Tisch der anderen geschlendert und musterte die Feiernden über den Rand seiner Augengläser.
Möchten die Herren und Damen die Zukunft erfahren? Handlesen heute Abend nur einen Schekel. Sonderpreis für die mutigen Krieger der PVS.
Das LOBOs war voll und so man einen Kalauer bemühen durfte, der Großteil seiner Gäste ebenfalls.
Die Kneipe unweit der Gamarai- Kaserne war zwar ein öffentliches Etablissement, wurde jedoch fast ausschließlich von Soldaten und anderen Angehörigen des Militärs frequentiert.
Der Raum war urig, mit reichlich Holzimitation eingerichtet, die Wände waren behangen mit Devotionalien des Lebens im Dienst der Armee. Hinter dem Tresen, umrahmt von Regalen voller Schnapsflaschen, grinste ein gewaltiger, skelettierter Schädel auf die Besucher herunter.
Der Besitzer des LOBOs, ein bärbeißiger Mann mit Namen Lothar Bohrmüller, erzählte jedem der es hören wollte, dass sein Urgroßvater den einstigen, monströsen Besitzer des Schädels, erlegt und ihn seines Hauptes beraubt hatte. Es hatte nicht wenige Diskussionen oder gar Schlägereien wegen dieser Trophäe gegeben.
Einige behaupteten es handle sich um eine Fälschung, ein Alienvolk der Tyrannen, Tyranoiden oder Tyraniden gäbe es nicht und hatte es auch nie gegeben. Andere meinten es besser zu wissen, allen voran Lobo selbst, welcher durchaus befähigt war seiner Überzeugung Nachdruck zu verleihen. Von dem schaurigen Schädel abgesehen, waren die Wände mit Bildern verschiedenster Einheiten bedeckt.
Zumeist Gruppenaufnahmen, aber auch Soldaten nach siegreicher Schlacht. Es gab eine unausgesprochene, territoriale Aufteilung im LOBOs.
Offiziere waren gar nicht zu sehen, die hatten ihre Casinos und wenn einer der Meinung war, er müsse seine Verbundenheit zum einfachen Soldaten durch seine Anwesenheit bekunden, wurde ihm auf die ein oder andere, unmissverständliche Art mitgeteilt, dass diese Geste der Kameradschaft hier nicht erwünscht sei.
Ansonsten hatte das Departmento Munitorum eine Ecke für sich, die Rekruten und Neulinge beanspruchten einige Plätze in der anderen Ecke und die Bar sowie die zentralen Tische waren das Herrschaftsgebiet der alten Hasen und Fremdweltler der Zehnten.
Hier hatte sich auch die Gruppe um Banks versammelt und den Abschied von der Heimat, so aufgezwungen sie manch einem auch sein mochte, zu begießen. Der Catacaner war auch hier wieder vorn mit dabei und ließ Assoziationen mit der Hochdruckbetankung eines Leman Russ aufkommen. Sein gewaltiger Körper schien Unmengen zu verkraften, auch wenn er inzwischen dazu übergegangen war besondere Begebenheiten aus seinem bewegten Leben zu erzählen und seine Zunge dabei nicht mehr ganz sattelfest zu sein schien.
Finley und zwei Männer aus der Instandsetzung hatten erst über den Vorzug traditionell gebrannten Whiskys, gegenüber allen heimischen Spirituosen auf Seetangbasis diskutiert und waren dann dazu übergegangen den finalen und endgültigen Beweis dieser These aufzustellen.
Natürlich alles rein wissenschaftlich.
Das hieß, einen sündhaft teuren, importierten Whisky, jedenfalls behauptete Lobo es seien importierte Raritäten, welche den Preis absolut rechtfertigten und darauf jeweils zwei Gläser heimischen Alganol.
Das Experiment hatte vor etwa einer halben Stunde etwas an Schwung verloren, da einer der beiden Techniker mit dem Kopf auf dem Tisch lag und Finley dem zweiten caledonische Volksweisen beizubringen versuchte.
Kari maß sich im Armdrücken mit Jokerlokka. Der Verlierer musste beiden einschenken und mittlerweile waren die gegeneinander gepressten Handflächen höher erhoben als die Köpfe der beiden, kühnen Recken.
Arius nahm sich vornehm zurück, trank sein Bier und lächelte ab und an gequält, wenn jemand eine scherzhaft gemeinte Bemerkung in seine Richtung abfeuerte. Es waren noch etliche andere Zehner im LOBOs verteilt. Samira und ein Kerl namens Ferron Kruga, von der Spähgruppe, unterhielten sich über einen Kameraden, den beide gekannt und gemocht und der sein Leben in Horning gelassen hatte.
Eine kleine Gefreite, von allen nur Nyssa gerufen, kochte zwei stämmige Kerle aus der Küchenmannschaft beim Tischkicker ab, was diese in eine unbeschreibliche Kanonade aus Beschimpfungen ausbrechen ließ.
Kurz um, es war ein normaler Abend im LOBOs, verwandt so vielen anderen Abenden, die für die Zehnte den nahen Abflug in ein Kampfgebiet vorausging.
Und wie immer gab es die Motten, welche von diesem Strohfeuer der panischen Heiterkeit angelockt wurden.
Freudenmädchen und Jungen waren die wohl aggressivsten dieser Nachtschwärmer. Aufgetakelt und zu allem entschlossen mischten sie sich unter die Feiernden und wo sie nicht brüsk von Schössen geschubst wurden oder sie die lachende Botschaft leerer Geldbörsen verschrecke, schlugen sie ihre Fänge wortwörtlich in ihre Opfer. Nicht wenige verschwanden mit einem dieser Quellen erkaufter Zuneigung aus der Tür, um abgestellte Fahrzeuge oder die Seitengasse für eine flüchtige Erinnerung an Gohmor zu nutzen.
Dann gab es die Pistolenkrämer. In Bauchläden oder Rollkoffern boten sie allerlei Mordinstrumente feil. Die Stücke waren kaum den Preis wert, denn ihre Verkäufer dafür verlangten.
Billige Imitate zumeist, die mit Gewalt auf Martialisch getrimmt waren und schon fast lächerlich gefährlich wirken sollten. Kein vernunftbegabter Mensch hätte eine solche Waffe gekauft und im Ernstfall darauf sein Leben verwettet. Doch auf dem sinkenden Boot der versagenden Nüchternheit und unter dem Eindruck einstiger und angekündigter Heldentaten, ließ sich manch einer zum Kauf einer Waffe hinreißen, von der er versprach sie einem besonders schrecklichen Feind zur Nemesis werden zu lassen.
Am nächsten Tag bereute so jemand seinen Kauf für gewöhnlich und sah sich mit dem Verlust einer beachtlichen Summe und dem Spott seiner Kameraden konfrontiert.
Und dann gab es da noch die Gaukler und Schnorrer.
Letztere waren Veteranen oder solche die sich dafür ausgaben. Ihnen fehlte zumeist die eine oder andere Gliedmaße, was sie mit Orden an der Brust ausglichen. Sie erzählten herzzerreißende Geschichten von Heldenmut und Aufopferung und der Ungerechtigkeit des Schicksals. Spendierte man ihnen einen Drink, schien diese Ungerechtigkeit zumindest ein klein wenig ausgeglichen. Nicht zuletzt beruhigte man damit vielleicht auch das Schicksal, welches für einen eine ähnliche Zukunft hoffentlich aussparte.
Die Gaukler waren noch einmal eine ganz andere Sache, denn unter ihnen waren auch Mutanten.
Keine Mutation von der Sorte, die den Zugang zur mittleren Ebene mit einem Selbstmord gleichkommen ließ.
Keine Hörner, Hufe oder dritten Arme, Terra bewahre.
Dennoch eindeutig Mutationen.
Da gab es einen Kerl den sie Jimmy Glitschi nannten, der Mann aus der Tube, der Mann ohne Knochen oder auch der Mann zwischen Wand und Tapete.
Jimmy sah aus wie ein ganz gewöhnlicher Typ aus den ärmlichen Vierteln der mittleren Ebene. Etwas verlebt, etwas zu sehr dem Alkohol zugetan. Doch hatte er ein paar Zuschauer um sich versammelt, hatte man ihm ein Bier und ein Korn ausgegeben, dann führte er vielleicht seinen Trick vor, bei dem er Arme und Beine einrollte, als seien darin tatsächlich keine Knochen zu finden.
Ein nicht eben appetitliches Kuriosum, aber eines das sich gewisser Beliebtheit erfreute und den danach rumgereichten Hut ansehnlich zu füllen verstand.
Die bunte Gerda gab es auch noch. Ein Mädchen von etwa zwanzig Jahren, deren Rücken schillernde Farben, wie mit Öl gemalt aufwies. Sie war einfältig und freute sich allein schon über die Aufmerksamkeit so vieler Männer und Frauen, die ihren Rücken mit Staunen, teils mit Abneigung besahen. Sie hatte derweil nur den Mund offen stehen, hielt ihren Pullover hochgekrempelt und strahlte in die Runde. Der eigentliche Geschäftsmann war ihr Bruder, der sie an der Hand führte, das Wunder ihrer Abartigkeit anpries und hinterher die Spenden einsammelte.
Natürlich waren die Auftritte der Mutanten gleichermaßen gefährlich für sie wie lukrativ. Lobo duldete sie und auch die PVS- Polizei drücke bei einem Laden ein Auge zu, bei dem sie nach Dienstschluss selber einkehrten. Außerdem waren Jimmy, Gerda und einige andere oft gesehene Gestalten, die irgendwie dazugehörten.
Dennoch legte durchaus nicht jeder solche Toleranz an den Tag. Da mussten nicht einmal die eingefleischten Mutantenhasser und überfrommen Kirchgänger sein, von denen es natürlich immer wieder welche gab. Es genügte schon, dass jemand einen treuen Freund im Kampf mit „den Befreiten“ aus Horning aufständischen Mutantenarbeitern in Gohmor verloren, selbst eine Verwundung oder ein Trauma erlitten hatte. Da konnte eine ansonsten gleichgültige Haltung durchaus in Hass umschlagen, wenn sich die Mutanten in all ihrer Makelbehaftetheit präsentierten. Heute, es musste bereits auf den Mitternachtszyklus zugehen, war noch jemand im LOBOs, der wahrscheinlich zu den Mutanten zählte.
Seine Augen hatten eine sonderbare Färbung, was auch der getönte Zwicker auf der Nase nicht kaschieren konnte.Außerdem wirkte der Kopf unter dem Bügelzylinder etwas größer als gewöhnlich. Nicht wirklich geschwollen, aber doch auf sonderbare Weise unproportional. Darüber hinaus war er weder sonderlich groß, noch auf andere Art besonders auffällig.
Er betrat den Raum, begutachtete das wilde Treiben über den Rand seines Zwickers hinweg, glättete seinen altmodischen Gehrock und schritt dann in den Trubel hinein.
Als Erstes machte er bei Samira und Ferron halt und sprach mit beiden. Die nahe stehende Musicbox verschluckte ihre Unterhaltung für alle etwaigen Beobachter. Man sah jedoch das Ferron die Arme verschränkte und den Kopf schüttelte. Samira aber lachte und gab dem Fremden die Hand, mit der Handfläche nach oben. Der Mann nahm sie und blickte hinein. Dann sagte er ein paar Worte und entließ die Hand der Frau wieder aus seinem Griff. Samira runzelte die Stirn und wurde dann aschfahl.
Ferron stieß den Fremden gegen die Schulter und bedeutete ihm zu verschwinden, während er sich mit eindringlichem Gesichtsausdruck an die dunkelhäutige Kameradin wandte.
Der Fremde ließ sich von der rüden Behandlung nicht stören. Er kam jetzt zum Tisch der anderen geschlendert und musterte die Feiernden über den Rand seiner Augengläser.
Möchten die Herren und Damen die Zukunft erfahren? Handlesen heute Abend nur einen Schekel. Sonderpreis für die mutigen Krieger der PVS.