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Sie geben mir eine Chance. Dieses mal war das glucksende Kichern am anderen Ende tatsächlich aufrichtig. Wie großzügig von ihnen, guter Freund.
Ich mag sie mit jedem Augenblick mehr. Ihre Hybris basiert auf rein gar nichts, dennoch ist sie grotesk aufgeplustert. Das gefällt mir. Sie haben da einige Brüder im Geiste, große und kleine Männer der Geschichte, die sich auch hoch aufgeschwungen haben und dann an der Sonne verglühten. Vielleicht steht ihnen ja tatsächlich ein ähnlicher Werdegang bevor. Ich schaue diesen feurigen Abstiegen immer mit heiterer Schwarzgalligkeit zu.
Also gut, treffen wir uns nach ihren Bedingungen, wieder eine unterschwellige Belustigung. Doch eine kleine Bedingung habe ich auch zu stellen. Ich nehme an sie kennen den Platz. In der Mitte steht eine Statur... dieser Person. Wir treffen uns nicht in ihrem Blickfeld. In ihrem Rücken, auch dort gibt es gemütliche Plätze. Ansonsten freue ich mich sehr auf unser kleines Treffen. Lassen sie sich nicht umbringen, bis dahin.
Es klickte in der Leitung.
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Das klicken in der Leitung lies Lexandro wieder alleine im Raum zurück. Er kannte nun den Ort an dem es entweder Antworten oder seinen Tod zu holen gab. Dummerweise fiel im erst jetzt ein, den Kerl am anderen Ende der Leitung nach einem Identifikationsmerkmal zu fragen... andererseits... als man ihn hierher brachte, geschah dies auch nicht zufällig, also kann der Fremde zumindest IHN erkennen.
Auf den zweiten blick beruhigte ihn dieser Gedanke ganz und gar nicht...
Lex griff sich den Rucksack des Wächters, der auf dem Bett vor sich hin tropfte und packte ihn mit Plündert aus dem Spind. Anschließend zog er seinen stinkenden Kittel aus und reinigte die Kleidung seines Opfers mit dem Rest des Sixpacks. Dabei kam ihm der Geruch des Billigbieres sehr gelegen, der den restlichen Blutgeruch, - der trotz der Katzenwäsche im Putzmittellager- an ihm und seinen Klamotten hing.
Anschließend zog er dem Kadaver seinen Gefängnisoverall an.
Lex wusste zwar, das diese Maskerade relativ leicht zu durchschauen wäre, aber er kannte auch die Trägheit und die latente Neigung der unteren Behörden in solchen Vierteln nicht all zugenau hinzuschauen. Warum sollte diese Leiche mit dem weggesprengten Gesicht auch nicht wirklich Lexandro Menas sein?
Eilig - aber nicht schlampig - vollendete er sein Werk, versteckte seine Waffe samt Munition am Körper und betrachtete sich im fleckigen Spiegel der in der Spindtüre angebracht war.
Zufrieden nahm er den Chronometer aus dem Schrank um ihn sich umzuschnallen, jedoch fiel ihm dabei ein, das solch ein Teil am Handgelenk in so einem Gebiet dazu führen konnte, dass der Chronometer samt Handgelenk schneller den Besitzer wechseln konnte als man "A" sagen konnte. Seufzend schob er das Gerät in die Brusttasche. Zu guter Letzt packte er das Com ein, falls sich sein Gesprächspartner noch einmal melden wollte.
Zufrieden verließ Lex das Zimmer und ging den Gang entlang in Richtung des Straßenlärms.
Kurz darauf kam er an eine schwere Tür, die gegen eine Öffnung von außen durch dicke Riegel und einer Kette gut geschützt war. Jedoch war diese Türe nicht dafür gemacht Leute IN dem Kerker zu halten... anscheinend glaubten die derzeitigen Inhaber nicht daran, dass jemals jemand hier entkommen würde....
Mit ein paar Handgriffen und einem großen Schritt überquerte Lexandro die Schwelle.
Mit einem tiefen Atemzug schnupperte er die Luft der Freiheit. Sie roch nach verwesendem Müll und Industrieabgasen.
Er fand sich in einer dunklen schmalen Gasse wieder. An der Wand hingen alte Steckbriefe mit höhnischen Kommentaren der Abgebildeten und oder deren Fans. Darunter befanden sich die üblichen "erhebenden" Wandgemälde des imperialen Kultes in verblassenden, abblätternden Farben, streckenweise vorsätzlich beschmiert mit Unrat.
Lex beschloss zunächst die Gasse zu verlassen. Er bog auf einen etwas breiteren Weg ein, der zwar in einem minimal besseren Zustand war, jedoch auch um einiges belebter.
Hier und da waren einige heruntergekommene Geschäfte an dem Straßenrand geöffnet und einige mobile Garküchen verbreiteten einen doch recht annehmbaren Duft in deren unmittelbaren Umgebung.
Sein knurrender Magen erinnerte Lexandro daran, dass er seit einem gefühlten Jahrhundert nichts mehr zu Essen hatte.
Blöderweise hatte er nicht einen Schekel. Lexandro zwang sich vorerst dazu die Düfte zu ignorieren, bis er auf einen Pfandleihshop traf, bei dem er 2 der Nexusempfänger zu Geld machen konnte. Der Preis war nicht allzu gut, der Pfandleiher konnte ihm wohl seine Zwangslage ansehen, jedoch sicherten ihm die Schekel ein Mittagessen und gaben ihm ein kleines Polster für zukünftige Auslagen.
Kurz darauf wanderte Lexandro nun mit einem etwas leichteren Rucksack und einem vollen Magen planlos die Straße hinab.
Einen Ort aus den Vid-Übertagungen zu kennen ist eine Sache, eine ganz andere hingegen ist in einer fremden Stadt, möglichst ohne aufsehen durch die gefährlichsten Viertel an den Ordnungshütern vorbei, nach dem Weg dorthin zu suchen.
Nach längerem umherirren entschloss er sich deshalb sich mit den letzten Kröten einen ortskundigen Führer zu mieten. Seine Menschenkentniss verhinderte, das er eine der Touren bekam, die meistens mit einem Grinsen 5 cm unter dem Kinn in einem der Seitengassen endeten...
Gerade rechtzeitig erreichte er den vereinbarten Treffpunkt.
Der Platz selbst war einer der bekannteren Plätze der Stadt, da dies auch der Drehplatz einer der beliebtesten Soaps des Planeten war. Er selbst machte sich nichts aus den kitschigen, propagandabeladenen Seifenopern, aber seine Frau... das Flittchen stand auf diese...
Tja. Und nun stehe ICH hier an dem Drehort und du ... nicht... welch Ironie! Der Gedanke lies ihn lächeln.
Möglichst unauffällig nutzte Lex die Menschenströme um sich der Statue zu nähern. Aus den Augenwinkeln beobachtete er dabei stets die Arbites, die auf diesem Platz Wache schoben. Jene waren jedoch zur Zeit wahrlich damit ausgelastet die Menschenmengen zu dirigieren um einen Verkehrsinfarkt zu verhindern. Jeder wusste, das dies ein aussichtsloses Unterfangen war, und spätestens in 30 Minuten hier die ersten Staus entstehen werden, doch Arbites währen keine Arbites, wenn diese nicht mit einer gewissen Portion Sturheit ausgestattet währen. Und so schlugen sie Jeden Tag die selbe Schlacht aufs neue.
Lex kam dieses Chaos zupass, und somit erreichte er ohne Probleme die Rückseite der berühmten Statue. Nun wurde er zusehends nervöser. Jetzt hieß es warten...
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Die Menge teilte sich vor dem langen Mann.
Nicht etwa auf besonders spektakuläre Weise, nicht wie die Wogen sich vor dem gebrüllten Befehl eines Heiligen geteilt hätten. Vielmehr schien es eine Verkettung von Zufällen zu sein, die der Gestalt zu Pass kamen. Ein junges Pärchen, eben noch in innigster Umarmung, stritt sich wegen einer Nichtigkeit und während er seiner schmollenden Angebeteten nachlief wurde eine Lücke frei. Ein Kleinkind riss sich weinend von der Hand der Mutter los, nachdem es an dem gemächlich schreitenden Mann empor geschaut hatte. Die Mutter eilte ihrem Kind nach und machte den Weg auf die Art passierbar. Der Schlauch eines Frischwasserverkäufers platzte und die Umstehenden sprangen schimpfend zur Seite. Der lange Mann störte sich nicht an der Flut und den keifenden Passanten, er schritt durch die Pfütze. Das das Trinkwasser dabei schlammige Schlieren zog, wo es mit seinen Füßen in Berührung kam, sah niemand. Irgendwo weiter Links griffen zwei Arbites einen jungen Burschen mit Lederjacke und zu Stacheln gegelter Frisur aus der Menge und begannen auf ihn einzuprügeln. Passanten ergötzten sich johlend an dem Spektakel oder schrien, so sie denn um den Schutz vor sich stehender Leute wussten, den Vollstreckern imperialen Rechts Beleidigungen zu. Ein beleibter Geschäftsmann ärgerte sich über ein Sportergebnis im „Guardian“, warf die Zeitung fort und stiefelte schimpfend davon. Er bahnte sich mit den Ellenbogen eine Gasse durch jene, die darauf warteten den Fuß der Statur zu berühren, eine Kerze oder ein Gebetszettel am Sockel zu hinterlassen. Der lange Mann nutzte den so geschaffenen Korridor um auf Lexandro zuzusteuern.
Wie es an heiligen Plätzen üblich war, tummelte sich allerlei buntes Volk. Arbeiter und Angestellte in ihrer schlichten Einheitskleidung, psalmodieren Priester, Soldaten auf Urlaub, Bürger der Mittelschicht, reichere Gläubige, die sich durch die niedrige Zahl der Ebene nicht in ihrer Frömmigkeit bremsen ließen und ihre nervösen Leibwächter im Schlepptau hatten. Ebenenführer, Straßenkünstler, Verkäufer die vom kleinen Imbiss bis zur heiligen Reliquie alles feilboten, Bettler und Taschendiebe. Unter all diesen Variationen menschlicher Daseinsformen nahm sich der lange Mann gewiss sonderbar aus, aber eben auch nicht mehr, als alle möglichen anderen schrägen Figuren.
Seinen Namen hatte er zurecht, denn er war groß.
Zwei Meter maß er mindestens. Dabei wirkten seine Arme schlaksig und trotz seiner Körpermaße irgendwie zu lang. Der Eindruck würde ein wenig abgemildert von der weiten Regenjacke, welche er trug. Ein altmodisches Ding, wie man es in früheren Zeiten bei Hafenarbeitern zu sehen bekommen hatte, welche sich auf diese Weise vor saurem Regen und der giftigen Gischt des Hafenbeckens geschützt hatten. Der Kragen des Ölzeugs war hochgeschlagen und in Verbindung mit der breitkrempigen Mütze, ebenfalls an Hafenarbeiter vergangener Tage gemahnend, lag das Gesicht des langen Mannes fast völlig im Schatten.
Das Licht auf dem Platz kam, im Gegensatz zum Rest der Ebene, aus UV- Lichtlampen und imitierte einigermaßen leidlich die Strahlen der Sonne. Dennoch schafften es die Leuchten nicht den scharf geschnitten Schatten unter der Kapuze zu tilgen. Wenn dies ein Zufall war, dann einer der eigentlich nicht nötig schien. Denn niemand in der Menschenmenge blickte den langen Mann direkt an. Im Gegenteil! Wer nicht durch eine Eingebung oder ein Missgeschick ohnehin gerade seinen Platz verließ, war bemüht überall hinzusehen, nur nicht auf diese sonderbare Person. Einzige Ausnahme davon waren Kinder, welche beim Anblick des Mannes zu weinen begannen oder das Gesicht ängstlich verbargen.
Nun war er fast bei Lexando angelangt. Ein feuchter Geruch mischte sich der Symphonie aus verschiedensten Düften. Etwas was nach modernden Pflanzen und stehenden Gewässern roch, nach unbewegter Luft und Schimmel. Der Geruch wurde mit Parfüm und dem Duft nach Gebratenem durchsetzt, Weihrauch mischte sich darunter und letztlich war es nur ein Eindruck von vielen.
Jetzt ragte er vor Lexandro auf.
Freuet euch! bemühte er eine etwas aus der Mode gekommene Variante der Begrüßung.
Einige Kerzen am Sockel der Statur verloschen, ein bereits reichlich angeheiterter Arbeiter weiter links übergab sich.
Schön das wir uns persönlich treffen. Die Stimme klang noch immer saugend und schmatzend, doch kein Vergleich mehr zu dem Geblubber am Comgerät. Unser kleines fernmüdnliches Gespräch hat mich, wie ich gestehen muss, sehr neugierig auf sie gemacht.
Und siehe, der Böse geht um unter den Menschen, geboren aus den Abgründen seiner eigenen Verwerflichkeit. An den Rändern des Lichts lauert er, hoffend der Blick des Gottkaisers möge ihn übersehen. Da aber wo Begierde, Ehrgeiz, Neid und Wollust ihr Haupt erheben, da gräbt er sich in die Seele der Menschen und verdirbt sie, leitet sie fort vom Licht, das er zu Terra ist und sein wird immer da!
Der kreischende Priester schritt an ihnen vorbei, das Oberteil seiner Kutte herabgezogen und so die blutigen Wunden auf Rücken und Schultern entblößend. Er ließ eine Peitsche auf seine geschundene Haut klatschen.
Siebenhundertsiebenundsiebzig Mal umkreist die heilige Galeta, denn siebenhundertsiebenundsiebzig Mal hat der Böse sie versucht. siebenhundertsiebenundsiebzig Mal wies sie ihn ab und siebenhundertsiebenundsiebzig Wunden schlug er ihr. Die Passanten machten das Zeichen des Adlers, wenn der schreiende Prediger sie passierte. Die Menge schloss sich hinter ihm und das Klatschen der Peitsche und sein Rufen verloren sich im Lärm des Platzes.
Was haltet ihr von einem etwas weniger ermattenden Flecken für unser kleines Geplauder? Etwas dass euren Ansprüchen nach Belebung und anderen Menschen trotz allem gerecht wird. Dort drüben etwa.
Er deutete in Richtung Rand des Platzes. Dies tat er in dem er nach vorn wippte und quasi mit dem Oberkörper zeigte. Auf diese Art wies er auf ein Kaffeehaus, welches über Außenbereich mit Stühlen und Tischen verfügte und besser betuchte Pilger eine Möglichkeit zur Stärkung und Rast gab, während sie den Trubel beobachteten.
Ein kleiner Apéritife für mich und vielleicht etwas Herzhaftes für Sie. Sie scheinen es vertragen zu können.
Ich lade sie ein!
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Lexandro wusste schon, dass der Fremde da war, bevor er ihn sah. Fast unmerklich änderte sich die Atmosphäre auf dem Platz, was jedoch kaum ein anderer zu bemerken schien. Als er sich umdrehte, sah er eine Person in Ölzeug durch die Menge schreiten, die sich wie durch Geisterhand vor dem Mann teilte - und jedoch so zufällig wirkte, dass er selbst am zweifeln war, ob er sich nicht mit seinen überreizten Gedanken das alles einbilden würde.
Als der Mann - den man zurecht als "Langen Mann" bezeichnen konnte - die Hälfte des Weges zu ihm zurückgelegt hatte, begann sich ein übler Geschmack in seinem Rachen und Zungenbereich zu verbreiten. Es begann zuerst kaum wahrnehmbar, intensivierte sich jedoch mit jedem Schritt des Fremden. Es war als hätte Lex sich im Raffinerienviertel ohne Schutzmaske herumgetrieben und gleichzeitig an einem Abwasserrohr genuckelt, jedoch war der Geschmack nur gerade so penetrant, dass ihm davon nicht übel wurde.
Als der Fremde endlich vor ihm stand und Sprach, war Lex endgültig davon überzeugt, dass er es mit dem "Langen Mann" von seinem Com zu tun hatte. Das Saugen und Blubbern in seiner Stimme war zwar schwächer als in dem Gespräch zuvor, doch war es definitiv in der Stimme des Fremden, und nicht wie sich Lexandro insgeheim wünschte, nur die Folgen eines alten Comgerätes. Zumindest ging keine offene Feindseligkeit von der "Person" aus, sodass sich Lex ein wenig entkrampfte.
Gerade als er dem Fremden Antworten wollte, wurde er von einem sich selbst geißelnden Priester abgelenkt. Blutend und Geifernd schritt er dicht an ihnen vorbei, gefolgt von ein paar Schaulustigen und/oder Gläubigen,
Lexandro war noch nie der gläubigste Mensch. Er besuchte jedoch vorschriftsgemäß jede Pflichtgebetsstunde und die "Erbauungsweiterbildungen" die von dem Werk angeboten wurden, jedoch war er nie voll und ganz dabei. Ihm ging es nur um die Stempel auf seiner Karte, die als Nachweis der Teilnahme galten. Wenn man nicht genug hatten, oder ein paar der Pflichtstempel fehlten konnte das ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen.
Während er kurz in seiner Vergangenheit schwelgte, verschwand das seltsame Aufgebot wieder in der Menge.
Der Fremde schien wohl auch abgelenkt worden zu sein, da er sich erst jetzt wieder an Lex wandte.
Was haltet ihr von einem etwas weniger ermattenden Flecken für unser kleines Geplauder? Etwas dass euren Ansprüchen nach Belebung und anderen Menschen trotz allem gerecht wird. Dort drüben etwa.
Lex betrachtete das Kaffeehaus auf das der Fremde deutete. Es befand sich zwar etwas außerhalb der Menschenmenge, jedoch war es noch genug in der Öffentlichkeit um Sicherheit zu bieten, sollte die Lage eskalieren.
Ein kleiner Aperitif für mich und vielleicht etwas Herzhaftes für Sie. Sie scheinen es vertragen zu können.Ich lade sie ein!
Obwohl der ekelhafte Geschmack sich noch immer in seinem Mund breit machte, Wurden die Geschmacksknospen von seinem leeren Magen überstimmt.
Von mir aus gerne. Sie schulden mir eh noch was für meinen kleinen Ausflug.
Und etwas leiser fügte er an:
Hier sind mir eh zu viele Spinner...
Ohne auf eine Erwiderung des Fremden zu warten. Begann er sich durch die Menge in Richtung Kaffee zu bewegen, Er wusste auch ohne sich umzudrehen, das der Fremde sich hinter ihm befand. Es fühlte sich an, als würde er von einem Sumpf verfolgt, der jederzeit hinter einem Baum am Wegesrand hervorspringen könnte um ihn zu überfallen...
Er war alles andere als entspannt, als er endlich an dem Kaffeehaus ankam und sich einen Platz am Rande des Außenbereiches setzte. Während er sich setzte kontrollierte er seine Umgebung, Er sah, das der andere noch ein paar Schritte entfernt war, und das ihm zur Not mehrere Fluchtwege blieben, obwohl nur 2 davon nicht unmittelbar durch einen Menschenstrom führen würden.
Er zwang sich zur Ruhe während der Fremde seinen Tisch erreichte. Jetzt war es Zeit um ein paar Antworten zu bekommen! Doch zuerst genoss die Speisekarte die oberste Priorität...
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Nun, nun, da wären wir also. Der lange Mann ließ sich auf einen der weißen Stühle sinken. Das Möbel ächzte dabei gequält. Dazu, dass er Lexandro etwas schuldete würde sagte der Sonderling nicht. Ob er verärgert war oder sich darüber amüsierte ließ sich nicht erkennen, denn sein Gesicht lag nach wie vor im Schatten der Schauermannmütze. Er schwieg, während sein Gegenüber die Karte studierte. Der Außenbereich war nicht übermäßig bevölkert und die junge, weibliche Bedienung hätte sie kaum übersehen dürfen. Dennoch mutete es an, als vermeide sie mit Absicht jeden Blickkontakt mit einem der beiden Gäste. Erst als Lexando sie unmissverständlich heran winkte kam sie zögerlich näher.
Wa... was darf ich dem Herrn... denn Herrschaften bringen? Sie rieb sich ein Auge, welches zu tränen begonnen hatte wie bei einer allergischen Reaktion.
Ein Wasser, mein Kind. Sie nickte übertrieben hastig, den Blick weiter auf Lexandro gerichtet und überaus eifrig damit beschäftigt seine Bestellung aufzunehmen. Als der Sträfling seine Wahl geäußert hatte, eilte sie davon wie jemand, der soeben aus den Klauen des sicheren Todes entkommen war. Sie stolperte sogar gegen einen Stuhl, der über den Boden schrammte, was den Unmut einiger andere Gäste erregte.
Der lange Mann kicherte leise, dem Blubbern einer Teergrube sehr verwandt.
Also gut, Freund... während wir auf unsere Bestellung warten, mit welcher Wahrheit kann ich ihnen zu Diensten sein, Teuerster?
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Nachdem er bei der "äußerst überspannten" Kellnerin ein äußerst delikates -wie auch teueres- Menü geordert hatte, legte er die Speisekarte wieder zurück auf den Stapel der anderen Karten und richtete sie sorgsam an den Kanten der darunterliegenden aus. Lex wollte Zeit gewinnen um seine Gedanken im Kopf zu sortieren, was ihm deutlich schwerer fiel wenn diese Gestalt in seiner unmittelbaren Umgebung war. Andauernd hatte er gegen seinen Fluchtinstinkt anzukämpfen, und der Latente Geruch nach vergammeltem Sumpf machte die Sache auch nicht besser, obwohl er zumindest in diesem Punkt ein wenig abzustumpfen schien. Letztendlich hatte er sich etwas zusammengelegt.
Wie sie sicher wissen Freund -Lexandro sprach das Wort "Freund" extra ein wenig gedehnt aus - war ich bis vor kurzem noch ein Verbrecher in Stasehaft und vorgesehener Showeinlage mit dem Höhepunkt meiner Exekution im Namen der hiesigen Judikative.
Irgendwie hatte ausgerechnet meine Kammer wohl einen technischen Defekt, der NIEMANDEM auffiel und der unmittelbar zu einer fast schon zu leichten Flucht führte, die wiederum -und jetzt kommt's – in ein Haus führte was mich in eine Art Verwaltungszentrum für Dämonen, die es ja laut der offiziellen Kirchendeklaration ja gar nicht gibt- es sei denn sie dienen zur Warnung vor dem Erzfeind, oder man brauch sie als Großes übel um wieder ein paar Menschen mehr in die Kathedralen zu schaufeln – nur um denen dann zu erklären, dass die gar nicht existieren...
Als wäre ein imaginärer Damm in Lexandro gebrochen, sprudelte es aus ihm heraus. Es war ihm völlig egal wo er war, oder wer noch zuhören konnte. Jedoch bemerkte er gerade rechtzeitig, dass er vom Thema abdriftete, bevor sein Gegenüber ungeduldig werden konnte. Er räusperte sich kurz und setzte er seine Erzählung fort.
Wie auch immer - wo war ich, ah ja: also reiste ich da durch den Warp - zumindest glaube ich dass das da war – und dann wurde ich in einen Raum voller nackter Perverser, ich sag dazu mal Ausgeschissen, anders kann ich mir die Sauerei nicht erklären. Naja, zumindest haben die blöd geguckt als ich ihre Orgienplanung ruiniert hatte.
Und nach dem ich diese Spinner endlich losgeworden bin, werde ich von Ihnen, mein Freund unter Drogen gesetzt und mit 'nem Machete schwingenden Irren in einen Raum gesperrt. Lange Rede, kurzem Sinn, nach ein paar weiteren erheiternden Momenten befinde ich mich nun mit einem Freund – von dem ich ziemlich sicher bin das der auch nicht ganz „von hier“ ist – in einem Straßenkaffee und plaudere über die gute alte Zeit.
Und nun zu meiner Frage:
Was soll der Scheiß?
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Der lange Mann sah ihn einen gedehnten Augenblick an. Zumindest drehte er die Entsprechung seines Gesichtes in Lexandros Richtung.
Dann begann er zu lachen.
Das Geräusch war furchtbar und mehrere Gäste erhoben sich hastig um drinnen ihre Rechnung zu bezahlen. Es schien ewig zu dauern bis der andere sich wieder einbekommen hatte.
Das war die trefflichste Zusammenfassung aller Fragen nach dem Sinn des Seins, dem großen Ganzen, nach Werden und der Vergänglich, die letztlich alle Ambitionen zur Makulatur verkommen lässt.
Was soll der Scheiß?
Trefflich auf den Punkt gebracht. Er schwieg kurz als die Bedienung ihre Bestellung brachte. Sie balancierte alle Teller und Schüsseln mit einmal, eher bereit etwas fallen zu lassen, als öfter an diesen Tisch zu kommen als unbedingt notwendig.Das sie so schnell gewesen war, ließ auf Tagesküche vermuten.
Essen Sie nur...
Ich werde derweil versuch ihre Erlebnisse in einen Zusammenhang zu bringen. Er lehnte sich zurück. Als Erstes sei gesagt, dass ich durchaus nichts über ihren Werdegang wusste. Ich kann mich so mancher Eigenschaft rühmen, allwissend oder allsehend zu sein gehört jedoch nicht dazu. Meine Mäuschen haben Sie und Ihren Begleiter nicht auf einen speziellen Befehl hin gefangen genommen, sondern eher auf eine allgemeine Anweisung. Sie sind in der Tat mit dem was sie Warp nennen in Berührung gekommen.
Das ist kein Einzelfall, wohl aber selten.
Aber dazu komme ich gleich.
Wenn Sie sagen, ich sei nicht von hier, dann irren Sie, mein Freund. Ich bin mehr von hier als all das hier es ist. Er machte eine unbestimmte Geste, die den Platz, die Stadt oder den ganzen Planten umfassen mochte.
Was ihren Dämonenbuchhalter angeht, so lässt dies mehr Schlüsse auf ihre physische Verfassung zu, als auf die Natur des Irrmateriums. Ja dort gibt es Existenzen mannigfaltigster Art und nur die wenigsten sind angenehme Zeitgenossen. Was Sie sahen hätte ein anderer vielleicht als brodelndes Höllenszenario wahrgenommen oder als langen weißen Strand. Die dort existieren haben keine Phantasie, keine Befähigung Dinge aus eigenem Antrieb heraus zu erfinden. Man könnte sagen in dieser Beziehung sind sie Einfaltspinsel. Sie müssen mit dem arbeiten was sie kriegen. Wird der Krieg von der uninspirierten Bevölkerung des Universums als geflügelte Bestie mit Axt und Peitsche angenommen, na dann sehen seine Schergen eben so aus. Die Lust wird auf die Körperlichkeit von Mann und Frau reduziert? Bitte, dann schreiten die geronnen Emotionskreaturen der Lust wie Mischlinge aus Mann und Frau einher. Etwas öde, aber so ist in diesem Millennium nun mal die Mode. Was Sie gesehen haben war eine Skulptur aus dem Ton, den Sie dem Wesen auf der anderen Seite des Tisches gegeben haben. Ich vermute Sie sind nicht sonderlich gut auf Behörden zu sprechen. Zumindest war ihre Beziehung dazu groß genug, dass das Wesen daraus etwas geformt hat, was ihr beschränkter Geist verstehen kann.
Nun schauen Sie nicht so... Das ist keine Beleidigung sondern liegt in der Natur des Menschen.
Sein Verstand schützt sich selbst durch Eigenregulierung. Sollten sie es schaffen diese Sperre zu überwinden, dann werden sie klarer sehen und solche plumpen Maskeraden durchschauen. Die Möglichkeit dazu besteht, nur die Willenskraft diesen Weg konsequent zu beschreiten, die fehlt den meisten.
Wenn Sie wissen wollen „Was der Scheiß soll!“ dann müssen Sie lernen hinter der Schleier zu schauen.
Was allerdings keine Illusion ist und Sie vor eine sehr konkrete Herausforderung stellt, mein Bester ist die Tatsache das Sie durch das Warp gereist sind. Ob Sie diese Erfahrung nun mit einem Bad in einer Wanne voll Parfüm oder mit einer Jauchegrube vergleichen bleibt dabei ihrem eigenen poetischen Verständnis überlassen. Fakt ist, dass ihn der Duft... der Gestank anhaftet, vielleicht für den Rest Ihres Lebens. Denken Sie nicht, dass Ihr Kamerad mit diesem übergroßen Messer aus Zufall neben Ihnen erwachte, dass meine Mäuschen Ihn aus Zufall fingen. Sie ziehen solche Kreaturen, wie diesen Irren... wie Sie ihn so schön nannten, an wie ein Kadaver die Schmeißfliegen anzieht. Wer eine Verbindung zu gewissen Mächten hat, ob bewusst oder unbewusst, bei dem ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie ihm unter hunderten Anderer auffallen. Vielleicht verehrt er Sie, vielleicht sieht er sie als Konkurrenz und versucht sie zu töten, auch möglich dass er ein Jäger ist und Sie ganz definitiv töten will. Doch was Sie aus dieser... Gabe machen, dass liegt letztlich bei Ihnen.
Koron ist sehr alt, mein Freund und das Imperium mit seiner niedlichen kleinen Religion ist hier erst seit einem Wimpernschlag. Es gibt andere, sehr viel ältere Ansichten über die Natur der Dinge.
Und jene die diese... "konservativen" Ansichten nach wie vor vertreten, sind weit aus zahlreicher als man an einem Ort wie Gohmor, mit all seinen krakellenden Priestern und protzigen Kirchen glauben sollte.
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Zuerst begierig, dann jedoch mit deutlich nachlassender Begeisterung machte sich Lex über sein Essen her. Ausnahmslos jeder Bissen schmeckte im Nachgeschmack nach fauligem Sand, selbst der zuerst verführerische Duft hatte einen leicht modrigen Nachklang in seiner Nase.
Lexandro war jedoch nicht allein mit diesem Problem. Auch die letzten verbliebenen die sich im Außenbereich des Kaffees verpflegten, schoben nach ein paar bissen angewidert die Teller von sich. Einige riefen nach der Kellnerin um sich zu beschweren, doch diese war nachdem sie das Essen an seinen Tisch brachte nicht mehr draußen gesehen.
Die meisten warfen die paar Kröten für das Essen entnervt auf den Tisch oder direkt ins Essen bevor sie gingen, andere bezahlten gar nicht, doch kurz darauf waren sie alleine im Außenbereich
Trotz des Geschmacks tobte in Lex ein ungleicher Kampf.
Sein Hirn hatte sich im Kampf um die weitere Nahrungsaufnahme mit der Zunge gegen seinen Magen verbündet, was zumindest zu einem Patt der Kräfte führte, sodass Lexandro erst einmal unschlüssig im Essen herumstocherte, während er sich die Worte seines Gegenübers durch den Kopf gehen ließ. Letztendlich siegte der Magen, da die Logik dem Resthirn mit dem Argument in den Rücken fiel, dass mit leerem Magen auch nichts gewonnen wäre.
Wenn das Zeug mit dem Warp wirklich so abgedreht sein soll, bin ich verdammt froh wirklich nur einen Buchhalter gesehen zu haben. Ich muss zugeben, dass ich wirklich ein oder zwei Problemchen mit der örtlichen Bürokratie habe, naja - zumindest seit sie mich tot sehen möchte. Oder auch dass die zuvor meine alte gevögelt hat, aber das tritt im direkten Vergleich zu Punkt 1 etwas in den Hintergrund.
Und was der Passus mit dem Gestank betrifft: Ich denke ne gute Dusche sollte da Abhilfe schaffen. Aber da wo ich ursprünglich herausgeploppt bin kam es nicht dazu - und ehrlich gesagt hätte ich mich da nicht wirklich getraut. Ich meine, die Mädels waren recht scharf, aber wenn ich wetten müsste, würde ich sagen 2 der Kerls da wären vor allen andern in meine Dusche geschlüpft, und das muss nun wirklich nicht sein....
Während er sprach schaufelte er weiterhin seine Mahlzeit in sich hinein. Der Trick bestand darin einfach nicht darauf zu achten was man isst, und es dabei recht schnell in sich rein zu schaufeln. Eigentlich war er einer der Manieren wertschätzte, doch daran war hier nicht zu denken...
Lexandro fiel auf, dass er wieder anfing zu plappern, was er immer noch auf diesen eigenartigen nervösen Grundzustand schob, in dem er sich befand.
So jetzt mal Klartext! Das war eine nette kleine Rede aber ich habe immer noch keine Ahnung was sie von mir wollen! Wenn Sie auch nichts mit meiner Vorgeschichte zu tun haben, will ich doch wissen, warum Sie ihre Vögelchen auf mich angesetzt haben!
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Ein Geräusch entrang sich dem dem Schatten, welcher das Gesicht des langen Mannes verbarg. Ihr Problem ist nicht ihre Dummheit, die man auf mangelnde Bildung oder den Umstand ihrer erbärmlichen Sozialisation zurückführen kann. Für beides kann man Sie ja nicht verantwortlich machen. Was man Ihnen aber sehr wohl vorwerfen kann ist die Tatsache, dass Sie sich weigern zu begreifen. Da wo Sie herkommen mag es angebracht sein sich beschränkter zu geben als man ist und sich auf lächerliche Attribute wie Männlichkeit und körperliche Kraft zu reduzieren. Aber hier und jetzt ist es von Wichtigkeit, dass Sie ihren verkümmerten Geist ein wenig öffnen und mir hier nicht den Idioten vorspielen. Zeit habe ich viel, doch ich bin nicht gewillt sie zu vergeuden und auch meine Geduld ist nicht unendlich. Während er das sagte wurde seine Stimme nicht etwa drohend oder auch nur lauter. Es war allerdings zu bemerken, dass sich das unangenehme Blubbern und Glucksen, wie Lexandro es am Comgerät hatte wahrnehmen können, wieder in die Sprache des anderen mischte.
Also... Klartext!
Sie können den Gestank des Warps natürlich nicht mit einer Dusche abspülen, Sie Narr. Er haftet an ihnen und wird genau das auch tun, bis ihre flackernde kleine Kerze eines Tages aufhört zu glimmen.
Das dazu!
Was meine Helferlein zutun gedachten... nun Ich hatte gehofft darauf wären Sie schon selber gekommen. Aber bitte...
Unvermittelt schoss eine Hand unter dem Tisch hervor und legte sich um das Handgelenk Lexandros. Die Gabel fiel klappernd auf den Teller. Die Finger waren nun nicht mehr von dem Handschuh bedeckt und im Licht der Kaffeehausbeleuchtung waren sie unnatürlich lang und dünn. Dazu von einer klebrig glitzernden, schwarzen Substanz bedeckt, welche an Teer erinnerte. Lexandros Reflexe waren alles andere als schlecht und einem anderen wäre dieser Zugriff wohl nicht gelungen. Der Geschwindigkeit des langen Mannes hatte der flüchtige Häftling jedoch nichts entgegenzusetzen. Mit unbarmherziger Kraft krallten sich die Spinnenfinger um das Handgelenk und nagelten es regelrecht auf der Tischplatte fest.
Die Visionen, die Lexandro bei ihrem Telefonat erduldet hatte, waren wie ein verschwommener Film, beobachtet durch ein Schlüsselloch, im Vergleich mit dem was folgte.
Der Geist des Mannes wurde regelrecht aus seinem Körper gerissen und durch Zeit und Raum geschleudert. Urplötzlich stand er auf einem mit Moos bewachsenen Hügel, der aus nebelschweren Sümpfen emporragte. Im Zentrum dieses Erhebung war ein junger Mann mit kupferfarbener Haut an einen Pfahl gefesselt, dessen Spitze ein geschnitztes Gesicht darstellte. Andere Männer, nackt und zur Gänze mit verkrustetem Schlamm beschmiert, umringten ihn. Ihre Gesichter waren von Masken aus Rinde verhüllt und in ihren Händen ruhten angespitzte Holzpflöcke. Was hier geschehen würde war recht eindeutig und tatsächlich blieb dem unfreiwilligen Beobachter nicht erspart mit anzusehen, wie der Gefesselte mit den primitiven Tötungsinstrumenten ermordet wurde. Noch ehe dieses grausame Bild ganz gewirkt hatte, wurde Lexandro weiter gezerrt. Sah ähnlich rituelle Entleibungen in Höhlen und in barbarischen Streinkreisen. An Seen und Flüssen, hauptsächlich aber in Sümpfen. Irgendwann wurden die Opferplätze von Mauern aus Lehm und Stroh umschlossen, dann aus Stein und Eisen. Die Gewänder der Priester wurden opulenter, Masken aus Bronze und Gold, verschnörkelte Dolche und Messer, Roben aus edelsten Stoffen. Dann wieder wurden die Zeremonien in Mitten von tobenden Schlachten durchgeführt. In diesen infernalischen Bildern reichte das Meer aus wogenden, sich gegenseitig umbringenden Leibern von einem Horizont zum anderen. Hier war der Morast dem Blut geschuldet, welches den Boden tränkte. Eine Vision des Grauens folgte der nächsten. Lexandro sah hunderte Dahingeschlachteter, Geopferter.
Tausende und tausend mal tausend mehr.
Männer, Frauen, Kinder, sie alle starben unter den Waffen der Priester, Fanatiker oder was immer die maskierten Mörder sein mochten. Er war gezwungen Stunden und Tage zuzusehen, ganze Leben mit dem Beobachten der Gräueltaten zu verbringen. Aus Holz und Stein wurde Stahl und Beton. Die ewige Nacht der versiegelten Makropole legte sich über das Geschehen, wurde vom Krieg aufgerissen und wieder verschlossen. Konstant war nur das Ritual der Opferung.
Endlich begann sich das Rad des Wahnsinns wieder langsamer zu drehen und Lexandro konnte Gesichter erblicken die er kannte. Der unlängst verstorbene Slinky und zwei seiner Spießgesellen. Sie verfolgten eine Frau mittleren Alters durch schäbige Gassen. Verloren sie sie aus den Augen, so bemühten sie ein kleines Pendel, welches in die Richtung ausschlug, in welche sich die Frau wandte. Offensichtlich war sie nicht aus dieser Gegend, auch wenn ihr elegantes Abendkleid und die Frisur mit dem selben Schleim bedeckt war, wie Lexandro ihn nach seiner Reise durch das Wapr am Körper gehabt hatte. Sie schien völlig verwirrt und orientierungslos, sprach nicht einmal den gotischen Dialekt Gohmors. Als Slinky und seine Freunde schließlich aus dem Schatten traten war ihr aristokratisches Gesicht sogar für einen Augenblick durch den Ausdruck der Erleichterung erhellt. Dann dämmerte ihr mit was für Kerlen sie es hier zu tun hatte.
Ein zwei Stunden später lag sie ausgeweidet in einer der unteren Wartungsebenen auf einem alten Pumpenblock, der zum Altar umfunktioniert wurden war. Ihr Blut lief an dem rostigen Metall herab und vermischte sich mit dem hier heruntergespülten Dreck der Straße zu Morast.
Der lange Mann ließ Lexandro los und streifte sich bereits den Handschuh wieder über. Die Gläser und das Geschirr klapperte noch von der plötzlichen Bewegung. Das Ganze konnte also nicht mehr als ein paar Sekunden gedauert haben.
Da haben Sie Ihren Klartext.
Leute wie Sie, die durch die Wand zwischen den Realitäten geschritten sind, sind nicht mehr als Schlachtlämmer für mich und meinesgleichen. Wir entreißen Ihnen das, was von der anderen Seite noch an Ihrer Seele klebt, nagen sie ab wie einen kandierten Apfel und schmeißen den Rest in den Rinnstein.
Der Vergleich mit Lämmern ist keineswegs böse gemeint, sondern basiert auf ganz realen Beobachtungen. Wenn jemand durch den Schleier getreten ist, dann ist er verwirrt, manchmal bereits irrsinnig. Sie waren nicht nur relativ gefestigt, sondern hatten auch noch genügend Chuzpe meine mühselig dressierten Mäuschen auszuschalten. Daran sah ich nutzbares Potenzial, das mich mit Neugier erfüllte und Ihren Wert für einem Moment über den reinen Schlachtviehs erhob. Ihre Begriffsstutzigkeit lässt mich jedoch mehr und mehr an diesem ersten Eindruck zweifeln.
Das Sie unflätig und einfältig sind haben Sie nun ausgiebig bewiesen.
Es wird Zeit die richtigen Fragen zu stellen. Diese sollten überlegte sein als: Was soll der Scheiß und was wollen Sie von mir.
Der lange Mann lehnte sich zurück und nippte an seinem Glas. Schwarze Schlieren trieben durch das Wasser.
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Die Sturzflut an Horrorvisionen war noch weit aus schlimmer als das erste Mal, als Lexandro von der geballten Macht des fremden ungefiltert getroffen wurde. Die nervenzerfetzenden Orgie der Gewalt und der puren, geballten Welle des Entsetzlichen folgte ein metaphysischer, wenn auch nicht minder schmerzhafter Schlag, als Lex wieder in das hier und jetzt gezogen wurde. Kalter Schweiß durchnässte seine Kleidung komplett und sein Puls schlug am Rande der Belastungsgrenze.
Als der Fremde den Kontakt mit ihm abbrach, musste sich Lexandro wie bei dem letzten mal auch, mit Nachdruck sich seines eben erst zu sich genommenen Nachmittagssnack sehr undezent unter den Tisch entledigen, bis Magensäure den letzten Rest des modrigen Geschmackes des Essens endgültig aus seinem Mund vertrieb.
Allein die Tatsache dass das Geschirr auf dem Tisch noch wackelte gab ihm den Hinweis, dass diese Tortur keine Jahrhunderte angedauert haben konnte, doch sicher war er nach dem eben erlebten da nicht. Wie so vieles, bei dem er sich zuvor absolut sicher war, stand auch sein Raum- und Zeitgefühl auf der Liste der erschütterten Weltbilder, wie auch die Tatsache, dass er hier in der Öffentlichkeit in irgend einer Weise geschützt gewesen wäre.
Lex war sich die ganze Zeit fast sicher, dass die Jungs von zuvor irgendwas damit zu tun hatten, und der Kerl da vor ihm einer der Talentierteren Swinger-Magier gewesen war. Diese Theorie war damit auch hinfällig.
Es fiel ihm unsagbar schwer die Echos des eben erlebten Traumas in seinem Kopf soweit in den Hintergrund zu drängen, dass er ein paar klare Sätze formulieren konnte, an richtiges Überlegen - oder gar Fluchtplanungen war nicht zu denken. Es war fast wie bei dem Hasen und der Schlange...
Mühsam brachte er seine Mundmuskulatur wieder unter Kontrolle und wischte sich mit noch immer tauben Fingern zuerst die Tränen aus den Augen, und danach ein paar Tropfen Blut von der Nase während er weiter um Fassung kämpfte.
Ich.. habe Sie falsch eingeschätzt! Aber was soll ein ...Exknacki mit Warpgestank einem Wesen wie Ihr es seid bieten können? Ihr wisst das ich nicht mal mehr Bürger dieses Imperiums bin. Und was für Potential kann jemand mit so einer ... Macht... denn nutzen?
Lexandro spuckte eine Ladung Speichel und Galle in die Sauerei, die sich eh schon am Boden befand und langsam anfing einen seltsamen Pelz zu bekommen...
Schnell wandte er den Blick ab und starrte konzentriert auf seine Hände um den letzten Rest des Fadens nicht zu verlieren, an dem vielleicht sein Leben hing.
Ihr wisst auch, dass ich keiner der tumben Metzger bin die mich in diese Lage brachten. Ich bin nicht mal während meiner Grundwehrzeit ein guter Soldat gewesen. Und Schläger gibt's hier im Dutzend, sogar für weniger Geld als das essen hier gekostet hat... das sich gerade anschickt sich unter den Tisch zu verdrücken?
Während Lex sprach, entwickelte das Erbrochene auf dem Boden eine Art Eigenleben und schob sich langsam aber beständig in den Schatten unter den Tisch, in Richtung des Stuhles des Fremden.
Lexandro zwang sich mühsam selbst dieser Tatsache keinerlei weitere Beachtung zu schenken. Wiederrum starrte er nun um einiges konzentrierter als zuvor auf seine Hände, und auf die Stelle, an der eine schmutzig dunkelgrüne Schmutz und Schorfschicht die Stelle markierte, an dem der Fremde Kontakt mit ihm aufgenommen hatte. Niemals zuvor befand er sich in solch einer Lage und niemals zuvor kam er sich verwundbarer vor. Selbst die Verhaftung und Verurteilung durch die Ordnungskräfte war dagegen ein reiner Ponyhof gewesen...
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