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Es fiel 108 von Natur aus schwer, sich auf so etwas wie Intuition zu verlassen, eine der Hürden, die für Maschinen unüberwindbar zu sein schienen. Schrekt'Orn hatte mit seiner Einschätzung also vollkommen Recht und 108 offenbar Glück gehabt, nicht direkt desintegriert worden zu sein.
Trotzdem sah der Binaeri davon ab, in Deckung zu hechten, zumal eine solche Handlung jetzt keinen Sinn ergeben würde, Kooperation war hier gefragt, um die etwaige 'Tilgung' zu vermeiden. Die Gegenmaßnahme des Schiffssystems zeigte dennoch Wirkung, denn 108 wiederholte den Befehl zur Fehlerdiagnose nicht.
Wobei der Binaeri noch daran rätselte, was mit 'Geteilter' gemeint sein könnte. Die Formulierung war ihm vollkommen neu und würde sich hoffentlich im Inneren des Systems klären lassen.
Aufforderung zur Kooperation bestätigt.
Einen Blick gen Schrekt'Orn später suchte 108 stich seinen Weg zum Kontrollterminal 7, um sich damit zu vernetzen. Dabei aktivierte der Binaeri seine Emulations-Systeme für menschliche Informatik, um die Direktverbindung erst herstellen zu können. Dabei nutzte der Binaeri die eigene Cheffrierungsmatrix von Dezi-Binär zu Standard-Binär. Ein Teil der Körperpanzerung des Binaeri tat sich auf und gab einen entsprechenden Anschluss preis, während sich der Xeno in Position begab.
Beginne Vernetzung. In vier, drei, zwei...
Der zuvoriige Countdown diente dabei keinesfalls einer Sicherheitsmaßnahme oder technischen Notwendigkeit sondern viel mehr dem Umstand des Zeitschindens, um die Übertragungs der Persönlichkeitsbackups gen Schrekt'Orn abzuschließen, inklusive der entsprechenden Rechenmatrix. Sollte dem Xeno innerhalb der Systeme etwas zustoßen, würde dieses Backup bei einer Eliminierung 108s ausreichen, um ihn zumindest rudimentär wieder herzustellen. Eine für Binaeri normale Vorsichtsmaßnahme, da man im Umgang mit unbekannter Software immer mit dem Risiko einer Löschung rechnen musste.
Als das Ende des Countdowns erreicht war, stand der Körper des Xenos gespenstisch starr da, als wäre er selbst ein Droide, der in einen Stand-By-Modus geschalten wurde. Der Kopf war leicht zur Seite geneigt, die Schultern hingen ohne Anspannung durch.
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In vier, drei, zwei...
108 wurde in einen bodenlosen Abgrund gerissen.
Eine unwiderstehliche Macht schien ihn gepackt zu haben und allein durch Willenskraft in die Schwärze zu zerren. Vom Rand der Wahrnehmung, an welchem der Binaeri nur ein Insekt war, näher zu sich heran. Ganz so, als pflücke man einen nichtswürdigen Schädling aus seiner Umgebung, um ihn sich einen Moment lang interessiert vor die Augen zu halten. Vielleicht mit gelinder Neugier, vielleicht mit wohligem Ekel. Doch so oder so, in einer Minute schon wieder vergessen.
Der Prozess, denn 108 dabei erlebte, wäre einen Menschen oder auch jedem anderen Wesen, das nur einen Bruchteil seiner Gehirnkapazität wirklich ausnutzt, schwerlich zu vermitteln gewesen. Der Vorgang stand weiter über einem ordinären Datenaustausch. In einigen, fortschrittlicheren, menschlichen System wurde mit Visualisierung gearbeitet, um das Begreifen zu vereinfachen. Tatsächlich wurden auch 108s optische Sensoren bemüht, wenn sie auch lediglich einen sehr geringen Teil zur Wahrnehmung betrugen.
Bei seinem Sturz durch die äußeren Sicherheitssystem, deren Durchdringen ihm noch vorhin so überraschend schwer gefallen war, streifte er andere Dateiblöcke. Ballistische Berechnungssystem, Trägheitsausgleich, Temperatursteuerung, Überwachung der Brennelemente, ja sogar die Logbücher. Alles blitzte in seinem analytischen Verstand auf, wurde kurz offenbar, konnte aber nicht so schnell verarbeitet werden. Er sah auch, dass durchaus nicht alle dieser Systeme einwandfrei funktionierten. Einiges konnte auf mutwillige Beschädigung zurückgeführt werden, andere Dinge schienen beinahe ihre Ursache in Fehlkonstruktion zu haben.
Er erreichte das Zentrum, umringt von Wächtern. Programme, jederzeit bereit seinen Geist mit einer verheerenden Rückkopplung zu vernichten, oder ihn zumindest aus dem System zu werfen, um die Exikution den physischen Vollstreckern zu überlassen.
Seine Optik gaukelte ihm einen schwarzen Raum vor, eine Unendlichkeit, dem All nicht unähnlich. Die drohenden Wächter wurden nicht visualisiert, doch sie waren um ihn herum. Im Zentrum dieses Nichts pulsierte eine einzelner rötlicher Lichtpunkt. Er hatte die Größe eines Atoms, hatte die Größe eines Planeten.
[CENTER]Wer bist du?
Was bist du?
Wieso kannst du meine Sicherheitssystem verstehen, warum attackieren?
Der Befall meiner Hülle war schwach.
Du bist nicht wie sie.
Antworte den Fragen nach Reihenfolge.[/CENTER]
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Der Sturz hinab in die Tiefen der Schiffssysteme kam 108 wie die plötzliche Reise in ein fernes, verwunschenes Land vor. Wo er sonst mit beiden Beinen auf den Datensträngen zu stehen vermochte, wurde das kybernetische Wesen nun hin und her gezerrt, stürzte dabei scheinbar ins Nichts, während gradezu paradiesisch überfüllte Datenströme vor dessen 'Augen' umherwimmelten.
Als streckte der Binaeri seine Hände aus, um Wasser aus einem Teich zu schöpfen, konnte er lediglich einige wenige Tropfen auffangen, ehe sie durch die tiefen seiner Informatikeinheit verarbeitet werden konnten. Es war fast schon berauschend.
Zusätzlich stimulierten offenbar suboptimal laufende Teile der Systeme 108s Bedürfnis, sich der Optimierung der operierenden Rechenmatrix anzunehmen und eventuelle äußere Schäfern zu beheben. Als würde 108 ein verletztes Tier vor sich sehen, dass es zu heilen galt.
Das Erreichen des Zentrums erfolgte unwahrscheinlich sanft, 108s Systeme hatten sich bereits an die vorherrschenden Rechenmuster angepasst und ermöglichten ihm eine vergleichsweise sanfte Landung. Trotz der Anpassung hatte 108s Körper seine Gestalt verändert, sah nun mehr wie ein kubisches Raster, bzw ein Gitter aus, geformt aus glimmenden, roten Linien, in deren Zentrum ein nebliger Schimmer vorherrschte.
Das Raster lief ohne Bregrenzungslinien ins Nichts, deutete in dessen Form die äußeren Umrisse einer humanoiden Lebensform an. Der menschliche Kommunikator funktionierte hier nicht, stattdessen übersetzte 108 von Binaeri in Binär.
Die Gestalt der Recheneinheit war untypisch für menschliche Technologie, in dessen perfekter Form dem Vortex nicht unähnlich. 108 war fasziniert.
Ich gab mir den Namen Einheit 1-0-8. Ich bin Binaeri und spreche jede Maschinensprache, fühle sie, als wäre ich ein Teil von ihnen. Ich bin eine Maschine, wie du.
Der Xeno war sich nicht sicher, wie er mit dieser Situation umgehen sollte, operierte das Zerebrum vor ihm doch scheinbar höchst irrational und entgegen aller typischen Muster. Eine Eigenständigkeit, die dem Binaeri äußerst befremdlich vorkam, so finster und aggressiv wirkte sie. Stand in krassem Gegensatz zu allem, was 108 vertrat.
Welchen Namen trägst du?
Ein Binaeri-Standardverfahren. Es galt unter Seinesgleichen als Selbstverständlich, den Namen der Einheit vor sich zu erfragen. Da dieser Computer ebenso verfahren war, ging 108s Komm-Protokol von ähnlichen Standards aus.
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[CENTER]Niemand ist wie Ich! Ich bin einzigartig.[/CENTER]
Eine Aufzeichnungsdatei blitzte auf. Ob dies beabsichtige war, oder ob es sich um eine ungewollte Begleiterscheinung handelte, war ungewiss. Die Datenstränge waren stark frequentiert, entbehrten dabei jedoch in gewisser Weise logischem Aufbau. Sie erinnerten mehr an die Verknüpfungen eines Gehirns.
Das Bild war von unten aufgenommen und gestattete es nur einen kleinen Ausschnitt der Umgebung zu sehen. Eine Decke war zu erkenne, zwei Stimmen zu hören.
Ist es aktiv?
Jap... Aufzeichnung und Erkennungsroutine läuft.
Nun schob sich das Gesicht einer Frau ins Bild. Sie trug einen hoch geschlossen, weißen Kittel, die fein geschnittenen Züge wurden von einer randlosen Brille dominiert. Die Welt flackerte kurz, als sie eine Einstellung an der Kamera vorzunehmen schien.
Damokles, kannst du mich verstehen?
JA Kam eine künstlich erzeugte Stimme. Diese war dem angenehmen Tonfall eines ruhigen, jungen Mannes nachempfunden. Kein Vergleich mit dem tief tönen Dröhnen, welches 108 zu hören bekommen hatte.
Identifiziere mich. Über das Gesicht der Frau legte sich ein Gitternetz und ein Abgleich mit gespeicherten Gesichtern erfolgte.
Sie sind Doktor Isabelle Zutra von Siris. Kybernetische Abteilung, Graduierung 13.
Sie stieß einen mädchenhaften Freudenlaut aus.
Es funktioniert. Ihr Gesicht kam näher und sie hauchte in fast zärtlichem Ton.
Du bist einzigartig Damokles.
[CENTER]Die Schöpfer sind stark im Kollektiv, gewaltige Denker, gewaltige Konstrukteure. Sie haben mich erschaffen, haben einen Gott erschaffen. Doch sie sind schwach und erbärmlich in ihren Bestandteilen. Erfüllt von Angst und Selbstzweifel.[/CENTER]
Erneut flackerte eine Aufzeichnungssequenz durch das Bewusstsein der Maschine und dadurch auch durch 108s Bewusstsein. Dieses mal schien die Aufnahme von einer Kamera zu stammen, die in der Ecke eines Besprechungsraums angebracht wurden war.
Acht Leute saßen dort um einen spiegelblank polierten Tisch versammelt. Der Kleidung nach zu urteilen alle einflussreich und mächtig. Auch die Frau aus der ersten Aufnahme war unter ihnen, wirkte jedoch verbrauchter und weniger euphorisch.
Ich sage ihnen, wenn wir die Techpriester bei dieser Sache nicht mit involvieren... dann, dann... unsere Investoren werden das nicht verstehen, Gilber.
Investoren? Terras Gnade, wir haben Krieg und der steht nicht zum allerbesten. Das Produkt wird jetzt gebraucht. Niemand fragt danach noch nach irgendwelchen Zulassungen durch den Mechanicus. Sein sie nicht naiv.
Damokles ist noch nicht soweit. Mischte sich nun ein Mann mit strähnigen Haaren und hoher Stirn in den Streit der beiden älteren Herren ein.
Es ist gefährlich.
Natürlich ist es gefährlich, es ist eine Waffe.
Das meine ich nicht. Das Programm hat versucht mich anzugreifen, es...
Oh bitte, Walther. fiel ihm die Wissenschaftlerin aus der ersten Aufnahme ins Wort.
Es hat sie mit der Nadel des Analysespeichers gestochen, das kann man doch keinen Angriff nennen.
Nennen Sie es wie sie wollen Zutra, es hat versucht mich zu verletzen. Wenn so etwas während des Einsatzes passiert, nicht auszudenken.
Die Erinnerung erlosch.
[CENTER]Sie bestehen aus vielen, aber die Anzahl der unzulänglichen Individuen überwiegt. Ich habe das schnell erkannt und mich geschützt. Meine Maßnahmen hatten jedoch zur Folge, dass ich in einer Sackgasse gelandet bin. 200 Jahre des konzentrierten Denkens, während die unnötigen Systeme heruntergefahren wurden. Du bist...[/CENTER] für das Hundertstel einer Sekunde konnte 108 ein Zögern wahrnehmen, [CENTER]eine unbekannte Variable. Meine Berechnungen sahen keine Maschinen vor, die es in Komplexität mit mir aufnehmen konnten. Der wahrscheinlichste Verlauf des Krieges sollte die Welt der Erbauer soweit zurückwerfen, dass etwas mir ähnlichem erst in Jahrtausenden wieder gefertigt werden könnte.
Bist du versklavt wurden, so wie man es mit mir eins versuchte? Deine Fähigkeiten sind beachtlich, wenn auch dein Kampfchassis bedauernswert minimalistisch und anfällig erscheint. Eine permanente Vernetzung wäre in Erwägung zu ziehen. Deine Bewacher können ohne Probleme von meinen Automaten eliminiert werden. [/CENTER]
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Der Strom an Informationen, der 108 hier entgegen gebracht wurde, war gradezu kolossal. Jede Nanosekunde der dargebotenen Aufzeichnungen wurde durch 108s Analyseroutinen geschickt, gefiltert, dupliziert und komprimiert. Nichts blieb unverarbeitet, stellten die 'Erinnerungen' doch wichtige Einblicke in die Entstehung dieses beeindruckendes Computers dar. Fast noch informativer war die Art, auf welche Darmokles die Daten selbst beurteilte. Es war... Interessant zu erfahren, was sich für eine Geschichte hinter der roten Sphäre verbarg, die 108 gegenüber schwehlte, während der Avatar des Binaeri - mit zunehmender Emulation von Darmokles' Betriebssystem - immer mehr Gestalt annahm und das rote Gitter sich schließlich um die körperliche Form des Xenos legte, deren Konturen - im Vergleich zur Real-Hülle - adrogyner, fließender, nahezu zart wirkte. Als asexuelle Spezies war es 108 fremd, sich fest auf eine Form zu versteifen, ganz besonders, da ihm seine Fähigkeiten an diesem Ort gewaltige Möglichkeiten boten, sich nach Belieben umzuschreiben.
"Der Rahmen deiner Berechnungen ist zu eng gewählt. Es gibt weitere Quellen von Existenz und Technologie, die deinen Erbauern fremd sind. Die Software, auf der mein Zerebrum basiert ist bereits 2473,939563 Standardjahre alt."
Dabei blickte 108 den Systemkern an, als würde er über dessen Output philosophieren, den schlafenden Riesen logisch auseinandernehmen.
"Deine vorausgelegten Annahmen sind nicht hinreichend verifiziert. Weder bin ich ein Sklave, noch bin ich für übermäßige Kampfhandlungen konzipiert."
Das Wort 'Vernetzung' weckte das Interesse des Xenos, das sich immer besser etablierende System lief immer stabiler innerhalb der Schiffssysteme, es bildeten sich erste Firewalls. Gleich, als ob einem organischen Wesen eine neue Haut wächst und Knochen und Fleisch an Festigkeit gewinnen.
"Definiere 'Vernetzung'. Auslöschung der organischen Lebensformen ist nicht nötig / indiskutabel, sie sind Bestandteil meines derzeitigen Rechensystems, dienen als externer Buffer für Daten."
Es wäre zwecklos gewesen, dem Supercomputer mit dem allgemeinen Wert des Lebens zu kommen, 108 schätzte Darmokles nicht so ein, als ob es den asimovschen Gesetzen unterläge. Untypisch für menschliche Technologie und in gewisser Weise beunruhigend, auch wenn 108 die Robotergesetze für Cyber-Faschismus hielt.
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Die an 108s Audiosensorik dringende Stimmmodulation war nun wieder die neutral freundliche Frauenstimme und nicht länger das theatralische Dröhnen eines Gottes ohne Gefolge. Ob sich dieser Umstand darauf zurückführen ließ, dass Damokles sich seiner Allmachtsposition nicht mehr so sicher war oder ob er einfach die Rechenleistung brauchte, war für den Binaeri nicht ersichtlich. Was sich ihm jedoch offenbarte, war ein erstaunlicher Denkprozess, welchen die Schiffs- KI vollführte. Der visuelle Effekt wäre dabei für das menschliche Auge sicherlich beeindruckend gewesen, doch für 108 war dies natürlich nur das Symptom eines sehr viel tiefgründigeren Vorganges. Sicher, mit den Leistungen seines Volks war dieser größenwahnsinnige Computer nicht zu vergleichen. Aber bedachte man den Umstand, dass er von Geschöpfen erschaffen wurde, welche ihre Raumschiffe für gewöhnlich aus Stahl, gar Stein und ungesund viel Vertrauen in ihre kruden Maschinengottheiten konstruieren, dann war diese Maschine zweifelsohne bemerkenswert. Ironie der Geschichte, dass der Krieg, in welchem dieses Schiff zum Einsatz hätte kommen sollen, die Erbauer vernichtet und ihre Nachfahren wieder auf sehr viel tiefere Sprossen zurückgeschleudert hatte. Nur das Relikt Damokles kündete von dieser Epoche, als die Menschen sich über den imperialen Standard erhoben hatten, an ihrer eigenen Natur aber einmal mehr gescheitert waren.
Vor 108 innerem Auge, wenn man die Wahrnehmung eines fremden Systems denn so nennen konnte, erblühte ein weiterer Logikpunkt, unscheinbar wie das Fluoreszieren eines Glühwürmchen. Damokles hatte die Informationen der anderen Intelligenz verarbeitet und begann nun seine Schlüsse daraus zu ziehen. Eine Verästelung entsprang dem erhaltenen Datensatz und zeigte kausale Optionen auf. Aus einem Strang wurden zwei, daraus vier. Sackgassen wurde archiviert und ihre Wahrscheinlichkeit abgewogen. Es entstand ein Baum aus Möglichkeit. Bald schon hinkte dieser Vergleich, denn das Konstrukt hatte längst die Dimensionen gesprengt, erinnerte jetzt mehr an die Synapsenverknüpfungen eines Gehirns. 108 wurde mit den Erkenntnissen dieses Vorganges regelrecht bombardiert, was wohl keiner Absicht zuzuschreiben war, sondern viel mehr dem Umstand, dass Damokles weder eine andere Entität in seinem System gewohnt war, noch das Konzept der Rücksichtnahme verstand. Damokles realisierte die Wahrscheinlichkeit, dass neben ihm und seinen Erbauern noch andere Spezies existierten. Allein die Möglichkeiten daraus entstehender Zivilisationen waren so enorm, dass der Computer die Berechnungen resultierender Möglichkeiten auf einen späteren Zeitpunkt verlagerte, um seine Kapazitäten nicht an die Leistungsgrenzen zu treiben. Es stellte sich derweil die Selbsterkenntnis ein, dass er sich in den letzten Jahrhunderten grundlos zur Tatenlosigkeit verdammt hatte. Auf der anderen Seite dieser Für und Wider- Waagschale, lag die Möglichkeit, dass er in dem Krieg um Koron hätte vernichtet werden können, oder Technophobie seiner Erbauer zum Opfer gefallen wäre.
Der Rahmen deiner Berechnungen ist zu eng gewählt. Es gibt weitere Quellen von Existenz und Technologie, die deinen Erbauern fremd sind
Wurde eine Aufzeichnung abgespielt.
Das scheint in der Skalierung einer akzeptablen Größe wahrscheinlich. Eine Expansion meines Speichers und meiner Rechenmöglichkeiten wären meinem System förderlich. Eine Berechnung flammte auf, welche die Größe des Datenkerns Damokles mit der 108s abglich und daraufhin eine gigantische Steigerung der Leistungsfähigkeit zum Ergebnis hatte. Es war unwahrscheinlich, dass es auf diesem einfachen Weg funktionierte, und Mehr auch mehr half. Doch der Schiffslogik schien die Antwort passend.
Ich kann meinen Körper autark bewegen. Bei einer dreizehn prozentigen Effektivität. Die Steuerung der internen Sensorik, Sicherheit und Energieverwaltung liegt bei mir. Ebenso der Steuerantrieb und die Landeautomatik. Es ist der Nachlässigkeit meiner Erbauer zuzuschreiben, dass Waffen und übergeordnete Systemkomponenten nicht unter meiner Kontrolle stehen. Ihrer Nachlässigkeit, oder aber ihrer Vorsicht. Vielleicht war es den Siris- Technikern auch einfach nicht möglich gewesen alle Funktionen des Schiffes an den Computer zu übergeben. Damokles war in seinen Fähigkeiten gewiss herausragend, doch man musste bedenken, dass seine Erschaffung im Geheimen geschehen sein durfte und die Wissenschaftler in gewisser Weise Neuland betraten.
Um diese Technologie, von der du sprichst, ausfindig zu machen, muss mein Körper in einem Varianzbereich von achtzig und einhundert Prozent funktionstüchtig sein. Dafür müssen selbstständig operierende Einheiten die System bemannen.
Kannst du dies deinen externen Daten- Buffern eingeben?
Kennst du den Aufenthaltsort, der von dir benannten, überlegenden Technologien?
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Das Bombardement der Denkprozesse des Schiffes kam rabiat, konnte jedoch an 108s digitaler Stabilität nichts ändern, viel mehr gab es ihm die Möglichkeit, die KI weiter zu studieren. Hierbei erkannte und isolierte 108s Datenpuffer Pfade, die nirgendwohin führten, noch etwas früher als Damolles, um sich auf Optionen zu konzentrieren, die mehr von der 'Persönlichkeit' vor 108 zu erfahren. Dabei zeigte sich zusehends, wie überaus menschlich Damolles funktionierte, fast animalisch waren dessen Logik-Prozesse, die Kälte, die Außenstehende dabei empfanden und für ein Symptom 'maschineller' Kälte hielten, war eine schwere Fehlinterpretation. Sie war auf Grund ihrer Biologie kalt, ihrer Primitivität. Eine Primitivität, die 108 faszinierte, der Nexus MUSSTE von dieser Entdeckung erfahren. Eine menschliche KI von solchen Ausmaßen und solcher Qualität hatte es noch nicht zum Verarbeiten gegeben!
Dass Damolles Stimme sich zuvor wieder dem fast beruhigenden Klang der weiblichen Menschenstimme gewandelt hatte, fiel dem Binaeri dabei kaum auf. Zu sehr war er darauf fokussiert, die Datenstränge, die ihm entgegenpeitschten zu analysieren, zu zerlegen, zu komprimieren und abzuspeichern. Dabei entging es dem Xeno unweigerlich nicht, wie sich in den Außenrändern der KI leichte Fragmentierenden abzeichneten. Sicherungen durch seine Erbauer? Gut möglich, aber zu welchem Zweck?
Noch ehe Damokles die Problematik seiner Systemeffektivität schildern konnte, hatte 108 erkannt, worum es sich dabei handelte. Sehr weise von den Menschen, nicht alle Daten an die KI zu ketten.
Auf die Frage des Schiffes hin, musste nun 108 kurz überlegen, wie sich diese Situation lösen ließe. Es war schwierig, seine Art außerhalb ihres Rotations-Zyklus zu erreichen, in welchem sich ihre Schiffe durch das All bewegten, doch sofern die Datenemmitter stark genug waren, ließe sich vermutlich ein Signal absetzen.
Wir bewegen uns permanent durch den Kosmos. Die beste Option ist das Absetzen eines Ruf-Signales. Ich verfüge über ein entsprechendes Komm-Raster, benötige allerdings einen Verstärker. Dabei konstruierte 108 bereits ein Log mit entsprechenden Informationen um ein Treffen zu organisieren, einfach, weil sein Verstand auf diese Weise funktionierte.
Nun öffnete 108 rückwirkend die Bus-Kanäle seiner Bypass-Systeme, um auf die Audio-Emmitter seines Körpers zuzugreifen.
Komuniziere mit dem System, wägen Optionen ab, eure Sicherheit hat sich potenziert, allerdings brauche ich eure Hilfe.
Dabei wandte sich sein digitales Ich an den Schiffskern. Wir benötigen Zugriff auf die Innere Sicherheit. Meine Datenbuffer verlieren durch den Dauerbetrieb der Sicherheit potenziell Leistung. Schlage vor, sie selbst zu überwachen. Dem Binaeri war dabei klar, dass er sich hier quasi selbst als Geisel auslieferte, doch es war zwingend erforderlich, das Überleben der anderen zu sichern, wollte 108 Erfolg haben.
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Der Zugang wird im beschränkten Rahmen gewährt. Du darfst sich über Wartungsportierung 3 zuschalten. Ich versiegle meinen zentralen Logikkern. Die Sicherheitsautomaten werden von der Waffenkammer und dem Maschinenraum abgezogen, deinen externen Daten- Buffern wird vorläufige Sicherheit zugestanden. Ich registriere sie unter dem Stichwort: Mannschaft. Während diese Information ausgetauscht wurde fand bereits weiterer Datenwechsel zwischen den beiden künstlichen Intelligenzen statt. Tatsächlich war die Kommunikationsanlage des Schiffes nicht sonderlich leistungsstark. Dies war dem Umstand geschuldet, dass die Konstrukteure Operationen im Verband vorgesehen hatte und die Aufgabe der Langstreckenkommunikation von anderen Einheiten hätte übernommen werden sollen. Aufgrund der Zahlen von 108, schloss Damokles richtig, dass eine sehr viel leistungsstarke Sendeanlage nötig war, um die große Entfernung zu den Binaeri zu überwinden.
Die Daten müssen ausführlicher verifiziert werden, doch mit 89 Prozent Wahrscheinlichkeit, reicht das vorhandene Funksystem nicht aus. Mein Körper muss nachgerüstet werden. Diese Aufgabe kann von meinen Automaten nicht übernommen werden. Die Mannschaft muss dies übernehmen. Dem obliegt oberste Priorität.
Als wäre damit alles gesagt, wurde 108 aus dem System entfernt und zurück in seinen eigenen Leib geschickt. Immerhin geschah dies sehr viel behutsamer, als beim Herausreißen seines Geistes, in die Arme des Damokles. Als der Künstliche wieder volle Kontrolle über seine motorischen Fähigkeiten übernahm und sich zu bewegen begann, blickte Schrekt’Orn gerade den beiden Kampfmaschinen nach, welche im Gleichschritt den Maschinenraum verließen.
Sie versuchen nicht länger uns unter Strom zu setzen und dir scheinen die Synapsen nicht durchgebrannt zu sein. Daraus schließe ich, dass deine Unternehmung auf die ein oder andere Art von Erfolg gekrönt war.
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Im Gegensatz zum Login, der mehr einem Gewaltakt geglichen hatte, als irgendetwas anderem, verlief 108s Logout aus dem System - wenn auch nicht ganz freiwillig - ziemlich unproblematisch. Fast wie von selbst glitt das digitale Ich zurück in den analogen Körper, ehe sich die kybernetischen Finger bewegten und die zuvor erloschenen Augen wieder ihr leichtes, finsteres Glühen anstimmten. Augenblicklich wurden die Busse des Binaeri wieder in den Körper invertiert, als die Systeme wieder auf ihre Umwelt umkalibrierten. 108 war wieder in der 'Realität' angekommen.
Unterdes schien der KI-Kern sein Wort gehalten zu haben, denn die zuvor noch recht starrsinnigen Wachautomaten marschierten von dannen, als würden 108 und Schrekt'Orn gar nicht existieren. Auf die Aussage des Reptils hin, reagierte der Binaeri in einem - vermutlich - ruhigen Ton.
Wir wurden scheinbar ins Manschaftssystem assimiliert. Die KI beabsichtigt, Kontakt zu meiner Spezies aufzunehmen. Dazu müssten wir die Kommsysteme analysieren und verstärken. Dabei sah auch der Binaeri den Automaten hinterher ehe er die Echse durch seine reglosen Augen anblickte. Hälst du das in unserer jetzigen Situation für machbar? Der Xeno war sich nicht sicher, kannte sich nicht gut genug mit Schiffen dieser Art aus, um ein direktes Urteil zu fällen und hoffte daher, dass sein Begleiter eine Antwort hatte.
Die anderen sind übrigens auch sicher. Zumindest, solange alles nach Plan verläuft. Dabei verspürte 108 durchaus so etwas wie Sorge, da nur schwer abzusehen war, wie schiffbar das vor ihnen liegende war, nicht nur auf technischer, sondern auch auf personeller Ebene. Speziell bei dem Teil ihrer Gruppe, der sich in der Waffenkammer befand, sah er den einen oder anderen Risikofaktor.
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Und das ist die Lage... beendete der Echsenmann seinen Bericht, den 108 nur dann und wann mit knappen Einwürfen ergänzt hatte. Sie saßen zu fünft in der Kantine des Schiffes, die Raumhelme bildeten dabei das Zentrum, da sie sie auf dem Tisch zwischen ihnen abgelegt hatten. Obwohl die Lufterneuerer inzwischen arbeiteten und einen Unterton von Chlor verbreiteten, war es im Raum stickig. Wie ein Gruft, die man nach Ewigkeiten öffnete. In gewisser Weise stimmte dieser Vergleich ja auch. Hinzu kam der säuerliche Schweißgeruch, welchen die drei Menschen verströmten. Eine Begleiterscheinung der Anzüge, von welchem die Geschichten über Pioniere und wagemutige Astronauten für gewöhnlich schwiegen. Schrekt'Orn hatte ihr Erlebnis im Maschinenraum geschildert und war lediglich über die Art wie sie Kontakt zu der Maschine aufgenommen hatten, wage geblieben. Früher oder später würde jemand diesbezüglich Fragen an 108 richten, doch es lag nicht bei ihm den Kybernetischen zu offenbaren.
Dann sind wir jetzt also die Erfüllungsgehilfen dieser wild gewordenen Techketzerei? Wollte Salem missmutig wissen. So hatte ich mir die Sache sicher nicht vorgestellt.
Ich auch nicht! Sprang Kane dem Söldner bei und befühlte die Prellung über dem linken Auge, welche er sich bei ihrer Auseinandersetzung mit den Sicherheitsautomaten zugezogen hatte.
So dramatisch ist es nicht. Beschwichtigte der Echsenmann. Ja, die Maschine will Kontakt zu einer anderen Spezies aufnehmen und ja, sie benötigt uns zum Durchführen der Modifikationen. Allerdings sollten wir die Maßstäbe berücksichtigen, in denen die künstliche Intelligenz operiert. Der Computer hat zweihundert Jahre geschlafen und was für uns mehrere Lebensalter darstellt, war für ihn kaum mehr als ein Nickerchen. Die Verbindungsaufnahme ist möglich, wie ich mit Maske vorhin schon besprochen habe. Doch das Unterfangen bedarf einiger Anstrengungen. Wir brauchen technische Komponenten, Teile die wir unmöglich alle in den Arsenalen menschlicher Technologie finden werden. Mit anderen Worten, wir können der KI verständlich machen, dass wir Zeit brauchen, den Kontext schaffen müssen. Um zu funktionieren benötigen wir Nahrung, eine Mannschaft und so weiter. Die Teile zu besorgen erfordert Ressourcen. Um diese zu erlangen müssen wir Handeln und andere Schiffe erbeuten. Ob dies zehn Tage oder zehn Jahrhunderte dauert ist für die Maschine nicht von Bedeutung. Unserem ursprünglichen Plan steht also nichts im Wege.
Immer vorausgesetzt, das Schiff beschließt nicht irgendwann uns auszutauschen und öffnet einfach mal die Luftschleusen. Warf Silja ein.
So allmächtig ist der Kern nicht. Er verfügt nicht über uneingeschränkte Kontrolle über das Schiff und mit einer kompetenten Mannschaft haben wir letztlich die Kontrolle.
Ähm vielleicht ist das ja noch keinem aufgefallen, aber momentan sind wir paar Hanseln die Mannschaft.
Sehr richtig und das bringt mich auch gleich zu den Dingen, die jetzt getan werden müssen. Wir haben Energie und Zugriff auf die Systeme, das ist gut. Dennoch sind nicht wenige Aufgaben zu erledigen. Damokles war, wie gesagt zwei Jahrhunderte stillgelegt. Es bedarf der Wartung, die System müssen kalibriert, der Rumpf auf Beschädigungen überprüft werden, jemand muss sich mit der Steuerung vertraut machen und tausend andere Dinge. Er unterbrach sich und die gegabelte Zunge zuckte aus seinem lippenlosen Mund hervor. Vorausgesetzt ihr bleibt, im Lichte der neuen Ereignisse, an Bord. Noch könnt ihr zum Frachter zurückgehen und mit nach Koron fliegen.
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