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Krähennest
Über dem Vorhaben, das verkeilte Abdeckgerüst zu entfernen, dass dem Xeno den Zugang zu den Schiffssystemen verwerte, hatte 108 gar nicht bemerkt, wie sich der Rest ihres kleinen Trupps im Raum einfand und sich daran machte, sich auszubreiten. Zumindest seine Primärwahrnehmung war durch die Beschäftigung abgelenkt, auch wenn die Perifärscanner durchaus Input erhielten.

Die klugen Worte der Echse erreichten dennoch die Audioempfänger des Xenos und ließen ihn kurz den Ausdruckslos starrenden Kopf zu Schrekt'Orn herumdrehen.
Die Lademodule, die ich dabei habe sollten ausreichen, um ein paar der Türen aufzusperren und den Reaktor in Gang zu setzen. Wie du richtig bemerkt hast, wirkt ein schwaches Grav-Feld, was darauf schließen lässt, dass die Hauptversorgung durchaus noch intakt sein kann, nur vielleicht in einer Art...
108 suchte ein geeignetes Wort.
Schlummer befindet.
Geduldig zog der Xeno wieder an der Abdeckung, welche sich plötzlich mit einem leisen Knirschen öffnete, vermutlich ein altes Magnetschloss, dass sich aus Altersgründen verklemmt hatte.
Nun bot sich den beiden Aliens ein Bild, fast wie ein Gemälde, bloß geschaffen aus Kabeln, Schaltkreisen und Schnittstellen. Eben letztere betastete der Binaeri kurzerhand mit dem Finger um deren Zustand zu überprüfen, die Tatsache, dass sie sich fest in ihrer Verankerung befanden sprach deutlich für einen versuch.
Ruhig aber bestimmt griff 108 nach den Kabeln, die er um seinen Torso geschlungen hatte, ebenso nach den kleinen Modulen, die daran festhingen und schloss die Gerätschaft gekonnt an eine der Schnittstellen an, ehe er sich am anhaftenden Modul zu schaffen machte.
Ein paar Knöpfchen wurden gedrückt, ein Regler betätigt, ehe sich im Inneren der Tür etwas zu regen schien. Tatsächlich stöhnte das Metall leise, als hätte der Maskierte der Maschinerie die Peitsche gegeben und tat sich einen Spalt weit auf, ehe der Xeno zufrieden die Gerätschaft abzog, die Kabelage erneut um den Torso schlang und sich an einer Seite der Doppeltür zu schaffen machte, ehe er Schrekt'Orn zuwandte.
Zu zweit wird es leicht sein, gegen die Servos zu arbeiten. Dürfte nicht weit sein, bis wir zum Reaktor gelangen.
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Ein Seufzen entweichender Luft war zu vernehmen, also sie die Tür mit vereinter Kraft aufschoben.
Die anderen hatten Positionen eingenommen, als würden sie beim Sturm auf einen feindlichen Bunker die Sicherung übernehmen. Das war gewiss nur ein instinktives Verhalten und der Echsenmann verkniff es sich dieses mal ein bissige Bemerkung diesbezüglich zu machen. Sie hatten das Schott nun soweit aufbekommen, dass man sich einzeln hindurch quetschen konnte, ohne Gefahr zu laufen seinen Anzug zu beschädigen.
Neugierig steckte Schrekt'Orn seinen Kopf durch die geschaffene Öffnung, spähte nach links und rechts.
Viel zusehen war nicht.
Seine Schulterlampe beleuchtete einen Korridor, an beiden Enden von weiteren Türen begrenzt.
Die Notbeleuchtung ist aus. stellte er mit zischender Stimme fest und drückte sich ganz durch die Tür. Sein Schweif folgte ihm wie eine davoneilende Schlage.
Die anderen taten es ihm gleich und man versammelte sich vor der Tür.
Ich schlage vor, dass wir unsere Kräfte aufsplitten um effektiver arbeiten zu können. Maske, er übernahm den Spitznamen kurzerhand, und ich gehen zum Maschinenraum. Wir bekommen die Anlagen vermutlich noch am ehesten wieder in Gang. Ihr anderen versucht die Brücke zu finden und euch Zutritt zu verschaffen. Sobald wieder Strom da ist, brauchen wir jemanden der ihn auf die einzelnen Bereiche verteilt. Umweltsysteme, Luftumwandler, Schwerkraft, Licht und so weiter. Die Gegensprechanlagen sollten dann auch wieder funktionieren, so das wir uns dann abstimmen können. Wir kommen anschließend ebenfalls zur Brücke und gemeinsam versuchen wir dann das Schiff zu starten.
Ach Eins noch... merkt euch den Weg hierher gut. Es wäre ein reichlich unsinniger Tod, wenn ihr euch verlauft und dann erstickt.
Also viel Erfolg.

Sie kehrten einander den Rücken und marschierten in verschiedene Richtungen. Ersteinmal galt es tiefer in der Schiff zu gelangen. Doch die ersten beiden Türen die sie passierten, waren lediglich so etwas wie Abstellkammern, für technisches Notfall- Equipment. Ausrüstung zur Bekämpfung eines Hüllenbruch, oder von Feuer, welches gerade in Schwerelosigkeit, etwa in einer Gefechtssituation, ebenso tödlich wie atemberaubend schön anzusehen war.
Die folgende Tür mussten sie wieder mit vereinter Kraft öffnen.
Wo sich die regulären Schotts relativ problemlos überwinden ließen, nämlich mit einem Pumphebel, verborgen unter einer Abdeckung neben dem Magnetschloss, waren die Sektionsschleusen schon härtere Nüsse. Konzipiert um gefährdete Bereiche abzunabeln, so diese aufgegeben werden musste, war diesen gepanzerten Türen nur mit Anstrengung beizukommen.
Also mühten sie sich erneut ab und gelangte schließlich in eine der offiziellen Einstiegsbereiche.
Der Raum war kreisrund, hatte zur Linken eine Ausgangsschleuse, in die anderen Himmelsrichtungen führten weitere Korridore. In der Mitte befand sich ein kleines Terminal, ansonsten wurde der Raum von einer gepolsterten Sitzbank dominiert, die einmal an der Wand entlang führte, nur von den Ausgängen unterbrochen.
Darüber hingen Raumanzüge.
Zwanzig Stück an der Zahl. Die Hälfte waren Arbeitsanzüge, ihren eigenen nicht unähnlich, wenn auch in wesentlich besserem Zustand. Die anderen zehn waren wohl für weniger friedliche Aufgaben gedacht. Sie hatten gepanzerte Protektoren an wichtigen Körperpartien, Halterungen für Waffen, Visiere an den Helmen und unter jeden einzelnen lag ein Antriebsmodul mit diversen Steuerdüsen.
Enteranzüge! Konstatierte der Echsenmann das Offensichtliche. Die könnten noch nützlich sein. Aber erst einmal müssen wir tiefer ins Schiff hinein. Ich denke diese Tür dort. Sie machten sich daran das Schott gegenüber der Schleuse zu öffnen. Während sie dies taten, die Füße gegen die Seitenwände stemmten um mehr Kraft einsetzen zu können, brachte Schrekt'Orn eine Sache, zwischen zwei angestrengten Atemzügen, sehr direkt zur Sprache.
Was ich dich fragen wollte. Welcher Rasse gehörst du an? Ein Mensch bist du jedenfalls nicht. Und auch sonst nichts, dessen Geruch ich jemals geschmeckt habe. Dann drückte er sich wieder mit aller Kraft gegen die Tür, die ein paar weitere Zentimeter in die Wand hinein glitt.
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Alle waren versammelt und die Tür gab wie erhofft unter der gemeinsamen Anstrengung schließlich nach, so dass sie ins Innere schlüpfen konnten. Darauf folgte ein kurzes Briefing - wenn man es denn so nennen wollte -, während dem Schrekt'Orn die aktuellsten Aufgaben verteilte, woraufhin man sich aufteilte. Dabei kam dem Binaeri ein Gedanke, der noch wichtig sein sollte, denn wenn sie die Systeme anwarfen mussten sie unbedingt darauf achten, erst sämtliche Dämmungsfelder umzukalibrieren und einzuschalten, oder zumindest die Hüllenversiegelung wieder zu aktivieren, weil sie sonst bei der Aktivierung der Lebenserhaltung alle ins All hinaus gesaugt werden konnten. Da er allerdings in der Arbeitsgruppe gelandet war, die genau mit derlei Dingen zutun haben würde, wollte der Xeno erst einmal nichts sagen um Schrekt'Orn nicht ins Wort zu fallen, würden dann viel mehr bei der Umsetzung darauf achten.

Das Innere dieses Monstrums gab 108 einiges nach Arbeit auf und je tiefer sie in dessen Inneres gelangten, desto ungeduldiger und neugieriger wurde der Xeno deswegen.
Wo organische Wesen wie Schrekt'Orn trotz derer Intelligenz nur das sahen, was sie verstehen konnten, nämlich vornehmlich Räume und deren Inhalt, "sahen" Binaeri ganz andere Dinge in Orten wie diesem.

Man konnte es wohl mit einem Menschen vergleichen, der im Inneren eines Wales herumstakste und dessen Eingeweide bewundern durfte, selbst, wenn das, was sie bis jetzt gesehen hatten wohl lediglich Fett- und Haut-Schichten gewesen waren. Alles ergab für 108 irgendwie einen Sinn, das Metallkonstrukt um sie herum war weder Sarg noch Fahrzeug; Es war eine Lebensform, die ergründet werden wollte. Daher war der große, runde Saal, den die zwei Nicht-Menschen betraten für 108 weniger wegen der Raumanzüge interessant, sondern wegen des Terminals, dem der Binaeri gleich ein paar erste, interessierte Blicke schenkte, denn Raumanzüge waren für das atmosphärenlose Wesen weitestgehend uninteressant.

Zumindest äußerlich schien es keine Schäden davongetragen zu haben, wirkte fast noch neuwertig, wie so manches an Bord dieses Schiffes. Als hätte es jemand aus der Werft geholt und direkt hier abgestellt. Das war alles mehr als merkwürdig. Erfreulich für sie als Neubesitzer, aber dennoch merkwürdig. Mehr als einen flüchtigen Blick und den dringlichen Vermerk, die Datenbangen des Schiffes doppelt und dreifach auszuwerten, leistete sich der Binaeri allerdings nicht, da Schrekt'Orn inzwischen wieder Anstalten machte, voran zu kommen.
Nur all zu bereitwillig stemmte 108 sich mit gegen die Tür an, um den Mechanismus wie zuvor durch Muskelkraft zu überwinden. Was dann allerdings kam, sollte ihn auf kältestem Fuße erwischen.

Was ich dich fragen wollte. Welcher Rasse gehörst du an? Ein Mensch bist du jedenfalls nicht. Und auch sonst nichts, dessen Geruch ich jemals geschmeckt habe.
Der Kommentar der Echse überraschte den sonst so gefassten und aufmerksamen Binaeri und ließ ihn ruckartig in seiner Bewegung stocken.
Die Tür rührte sich keinen Millimeter mehr, während das kybernetische Wesen Schrekt'Orn anstarrte, dabei vermochte das unbewegliche, künstliche Gesicht noch irritierender wirken, als es das sonst schon tat, verlieh es der ohnehin unheimlichen Situation noch etwas mehr Unbehaglichkeit.
Tatsächlich war 108 jedoch damit beschäftigt, seine Daten neu zu ordnen, da er sich zu sehr auf die Umwelt und die Mission konzentriert hatte, als dass er seinen Sozial-Routinen genug Aufmerksamkeit hatte schenken können. Oder war es etwas an diesem Ort, dass seine Gedanken irgendwie langsam und tunnelhaft machte?
Nach etwa 1,4138952 Standardsekunden, die sich wie eine Ewigkeit angefühlt haben mochten, setzten 108s Bewegungsroutinen wieder ein und pressten die Tür in die Verankerung innerhalb der Wand.
108 wusste nicht genau, was er jetzt tun sollte, denn er fühlte sich ertappt. Normalerweise würde sich seine Art jetzt aus dem Staub machen, alle Beweise vernichten und so weiter, wofür die jetzige Situation allerdings vollkommen ungeeignet war. Selbst wen er jetzt losschlagen würde - und Erfolg hätte -, stellte sich immer wieder das Problem, sich aus der Folgesituation heraus zu winden, was zunehmend schwieriger und irgendwann garantiert fehl schlagen würde. Tausende Möglichkeiten hatte das Gehirn durchgerechnet, wodurch mitunter der kurze Stop verschuldet worden war.

108 wusste, dass keiner der anderen ihr Gespräch mithören würde, sie vernahmen deren Unterhaltungen schließlich auch nicht, was 108s Optionen zumindest marginal angenehmer gestaltete, denn eine Flucht nach vorn war das einzige, dass das kybernetische Wesen als Erfolgschance sah. Die Soldatengeschichte, die der Binaeri sich längst zurecht gelegt hatte - und die alles erklären würde -, war von Schrekt'Orns Geruchssinn einfach vom Tisch gefegt worden. Dennoch versuchte er es mit einer Gegenfrage:
Wie kommst du darauf, dass ich kein Mensch sein kann? Meine Ausrüstung ist Zwecks Lebenserhaltung dauerisoliert, daher ist mein Geruch irrelevant.
Hier mischten sich bereits Bewusstsein und Metabewusstsein, denn die Subroutinen der Selbstanalyse versuchten nun, 108s vergangenes Verhalten auf Schwachstellen zu überprüfen, um selbiges für die Zukunft zu verbessern. Es konnte nicht an seinem Geruch liegen, dass der Verdacht der Echse hinreichend gefestigt war, um eine derart problematische Frage zu stellen, als wäre es das Natürlichste im Universum.

Welche Verhaltensfehler hatte er begangen? Waren 108s Systemausfälle wirklich so weit ausgeprägt? Alles Dinge, die er wissen musste und wollte.
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Ausschlussverfahren!
Bemerkte die Echse als sei damit bereits alles erklärt. Er richtet die Taschenlampe durch den kleinen Spalt, den sie bereits geöffnet hatte, doch das Ergebnis war nicht gerade zufriedenstellend. Hinter der Tür schwebten Partikel in der Luft, vermutlich Staub oder irgendetwas anders, mit dem die Aufbereitungsanlage vor ihrer Abschaltung nicht mehr fertig geworden war. Der Lichtschein wurde von den Partikeln verschluckt, als weigerte sich das Schiff seine Geheimnisse preiszugeben. Natürlich lagen dem rationalen Verstand des Echsenmannes solche Assoziationen fern.
Du hast dich sehr geschickt angestellt und ich wage zu bezweifeln, dass die anderen es gemerkt haben. Auch wenn ich überzeugt bin, dass sie es für merkwürdig halten, dass du permanent in deinem Anzug herumläufst.
Aber das ist es nicht.
Ich habe schon andere Eigenheiten bei Menschen beobachtet, sehr viel abstrusere.
Er gab seinen Versuch auf etwas im nächsten Raum zu erkennen und machte sich wieder an der Tür zu schaffen.
Dabei warst du etwas zu gründlich.
Der Geruch war das Eine, denn selbst ein Raumanzug gibt das Aroma seines Insassen ab, natürlich solange man sich nicht im Vakuum befindest. Logisch.
Zwar ist es wichtig das die Person in einem isolierten Habitat bleibt, doch bei den Aufwerungssystemen der Ausscheidung ist dies meist nicht ganz so relevant. Man... ich, kann Exkremente und Ozonausstoß wahrnehmen. Letzteres gibt es auch bei dir, doch er enthält nicht den typischen Geruch eines lebenden Wesens. Es erinnert mehr an... ich weiß nicht genau... wie gesagt, nichts was mir bekannt wäre.
Letztlich war es aber nicht das.
Es waren deine Mikrogesten.
Unauffällig, unbewusste Bewegungen die jeder Mensch an sich hat. Kane schnippt lautlos mit den Fingern wenn er nachdenkt oder nervös ist. Silja fährt sich durch das Haar und Salem trommelt mit den Fingern, wenn ungeduldig wird. Letzteres hast du am dritten Tag unserer Reise übernommen. Etwas auffällig, da es eine genaue Kopie seiner Bewegung war. Einen Tag später hast du es abgeschwächt und mit anderen Gesten kombiniert. Sehr ausgefeilt, fast schon kunstvoll könnte man sagen. Fast wie ein Programm, dass sich selbst verbessert. Ja, man kann sagen, dass hat mich letztlich überzeugt. Hinzu kommen deine Weise zu reden, dich zu bewegen und vor allem deine Art Schlussfolgerungen zu ziehen. Immer mit einer sehr bedachten Fokus darauf die Menschlichkeit zu betonen.

Er blickte in das ausdruckslose Gesicht seines Gegenübers.
Wenn es dich beruhigt, dein Geheimnis ist bei mir sicher! Ich bin einfach nur neugierig.
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Die detaillierte Analyse seitens der Echse beeindruckte 108, galten organische Wesen in derlei Dingen doch eher als "unbeholfen", wenn man es ihnen nicht beibrachte. Schrekt'Orn schien wirklich mehr zu sein, als man ihm im ersten Moment ansehen mochte, vor allem dann nicht, wenn man nicht fähig war, Mimik und Gestik eines Reptils genau zu interpretieren, geschweige denn, dessen Kapazitäten sofort abzuschätzen!
Hätte das Reptil eine Idee davon gehabt, wie nah dessen Vergleich zwischen 108 und einem Programm an der Wahrheit war, er hätte sich wohlmöglich anders ausgedrückt. 108 für seinen Teil, fühlte sich fast so etwas ähnliches wie geschmeichelt, fasste sogar die Beschreibung seines Adaptionsverhaltens als "zu gründlich" in gewisser Weise als Erfolg ein. Erfolg und Misserfolg zur selben Zeit, das gab es nur bei Seinesgleichen, da die meisten anderen Spezies solche Gedanken als absurd und widersprüchlich abtaten.
Der letzte Satz der Echse gab 108 allerdings mit am meisten zu denken, denn es lag irgendwie nie in der Natur des Binaeri, Vertrauen zu haben. Es gehörte nicht zu seiner "Programmierung", offen zu sein, zumindest was seine eigene Person anging.
Unterdes stellte sich der bereits geöffnete Spalt als unzureichend heraus und man machte sich daran, mit der Öffnung der Tür fort zu fahren.

108 musste einen Augenblick darüber nachdenken, was er jetzt tun sollte, stemmte dabei zusammen mit Schrekt'Orn die Tür noch ein Stückchen weiter auf. Es ist nicht meine Art, Neugier zu befriedigen.
So begann der Xeno mit bizarr-ernster Stimme, dabei leuchteten seine rötlichen Augen den gläsernen Helm des Xenos entgegen. Er wirkte auf diese Weise ein wenig bedrohlich, machte allerdings keinerlei Andeutungen, gleich gewalttätig zu werden. Diese Unterhaltung schien grade auf höchster und kältester Sachebene statt zu finden.

Ich gehöre zu einer Spezies intelligenter, belebter Maschinen, wie ihr uns nennen würdet. Wir kommen aus einem anderen Teil des Universums und... Studieren intelligentes Leben. Ich hoffe, dass das als Erklärung ausreichend ist.

Wir legen einen gewissen Wert auf... Privatsphäre. Viele Organische tun sich schwer, anzuerkennen, was wir sind und wie man uns zu behandeln hat.


Dabei machte sich der Binaeri weiter an der Tür zu schaffen. Einen Moment lang schien der Binaeri wieder inne zu halten und zu überlegen, tatsächlich reflektierte er über das, was er soeben preisgegeben hatte und vielleicht noch sagen oder tun musste. Dabei stemmten sich die künstlichen Glieder gegen die Tür und zwangen diese ein kleines Stückchen weiter auseinander.

Ich bin niemandes Feind und keine Gefahr, solange man mich als intelligentes Lebewesen behandelt, das kann ich dir versprechen, Schrekt'Orn.
Meine Aufgabe ist die eines Beobachters, oder Kundschafters, was auch immer dir mehr behagt. Ein Großteil meines Speichers wurde bei der Ankunft auf 18.553.489,352... Koron... beschädigt, beziehungsweise verschlüsselt, so dass ich darauf nicht mehr zugreifen kann. Nun bin ich bestrebt, die fehlenden Daten zu ersetzen. Ich hoffe, dass auch diese Erläuterungen ausreichend sind. Es ist - wie gesagt - nicht meine Art, Neugierde zu befriedigen.


Stille kehrte ein, abwartendes Starren und Verharren waren die zwei Hauptattribute, die die Selbstdarstellung 108s dominierten. Die Lage war unmerklich angespannt, denn würde Schrekt'Orn sein Wort nicht halten oder sich sonst wie unzivilisiert verhalten, würden sie alle hier in Schwierigkeiten geraten. Dabei wand sich der undurchdringliche Flimmer innerhalb der düsteren Kammer weiter, begierig darauf, wie eine alte Staubschicht davon gefegt zu werden, auf dass sich offenbare, was sich schon so lange unter ihm verborgen hielt.
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Der Echsenmann rechnete durchaus mit der Möglichkeit, dass der Andere gewalttätig wurde.
Dafür gab es genügend Gründe. Die Entdeckung seines Geheimnisses, vielleicht eine Beleidigung, die für die Echse nicht ersichtlich war und, und, und.
Obendrein bedurfte es oftmals keiner rationalen Erklärung um bei emotional unbeherrschten Wesen Aggression auszulösen. Zwar zählte Schrek'Orn sein Gegenüber nicht zu dieser Sorte, doch man konnte nie wissen.
Allerdings hatte sich der Geschuppte dieses Mal verkalkuliert. Er war unbewaffnet und auf die Systeme seines Anzuges angewiesen. Zwar glaubte er mit einer Attacke fertig werden zu können, doch im Ernstfall wäre er wohl ins Hintertreffen geraten. Ein künstlicher Körper bewahrte 108 nicht davor durch einen Thermostrahler in Schlacke verwandelt zu werden. Doch die Waffe lag auf dem Frachter und einen Zweikampf auf lange Sicht Schrekt'Orn nicht bestehen.
Daher ging er ein nicht unbeachtliches Risiko ein, als er die so beiläufig gestellte Frage aussprach.

Das ist faszinierend!

Wer den Sprachhabitus seiner Rasse kannte, konnte aus dem Gezischel wohl Aufregung heraushören.
Ich habe auf meinem Heimatschiff von der konzeptionellen Idee intelligenter Maschinen gelesen. Mein Volk hatte selber Ambitionen in diese Richtung, aber unser technischen Fähigkeiten haben niemals ausgereicht um die finalen Schritte zu meistern.
Tausend Fragen schossen ihm durch den Kopf. Wie fand der Datenaustausch zwischen den einzelnen Einheiten statt, wie wurde die Energieversorgung gewährleistet, welche Speicherkapazität besaß er, wie sah es mit der Minimierung aus, wie klein war die kleinste Einheit seines Volkes?
All das hätte er am liebsten sofort gewusst, gefolgt von unzähligen anderen Dingen, über das Technische hinaus. Wie stand es um die Soziologie, Kultur, das Selbstverständnis? Konnten Maschinen ein Äquivalent zur Religion entwickeln?
Aber so schmerzlich es auch war, all diese Dinge mussten vorerst warten.
Er hätte hier sitzen und 108 löchern können, bis ihm der Sauerstoff ausging. Also musste er sich zwingen seinen Neugier hinten anzustellen und vorerst nur die Verhältnisse klären.
Ich kann dir versprechen, dass von mir die geringste Gefahr ausgeht. Nicht nur messe ich Sachverhalte mit einem anderen Maß an Moral und Wertvorstellung, ich kann auch deine Situation sehr gut nachvollziehen. In dieser Beziehung sind wir uns sehr ähnlich. Wir beider müssen uns vor dem Hass der Menschen in Acht nehmen. Ich glaube dass die, die sich um uns versammelt haben, noch das Toleranteste sind, was ihre Spezies aufzubringen vermag. Dennoch kann man bei keinem von ihnen wissen wie sie reagieren werden.
Ich werde ihnen dein Geheimnis nicht offenbaren, soviel kann ich dir versprechen. Aber ich fürchte irgendwann wirst du es selber aufdecken müssen. Auch wenn sie nicht soviel Zeit damit verbringen Kleinigkeiten zu beobachten wie ich, werden sie es früher oder später herauskriegen.
Aber das soll deine Sorge sein.
Ich jedenfalls würde mich gern mit dir über dein Volk unterhalten, wenn wir das hier hinter uns gebracht haben. Du sagst zwar das es nicht deine Aufgabe ist Neugier zu befriedigen aber leider ist Neugier meine bestimmende Antriebskraft.


Sie brachten die Tür mit einem Ruck auf, als irgendein Vierregelungspunkt überwunden wurde. Fast fielen sie in den Raum dahinter.
Es war die Vorkammer zu einem Treppenaufgang, der in schmalen und steilen Stiegen nach oben und unten führte. In der Mitte gab es einen Lastenaufzug. Die schwebenden Partikel stammten von einem beschädigten Feuerlöcher, der mit einem Einschussloch in seiner Halterung hing. Der Bereich glitzerte unter dem Strahl ihrer Lampen und sah aus wie eine Winterlandschaft. Der Löschschaum hatte sich als weiße Decke über alles gelegt. Auch über die Pistole am Boden und dem töten Körper am Absatz der der Treppe. Letzterem diente sie als Leichentuch.
Es knackte in 108s mechanischer Version der Ohren, als Schrekt'Orn erneut sprach.
Der Bericht mit der planmäßigen Räumung des Schiffes scheint nicht ganz korrekt gewesen zu sein. Offenbar gab es einen Kampf. Er kniete neben der Leiche nieder und strich das weiße Pulver von der Brust des Toten. Ein Crewmitglied, wie es scheint. Technischer Offizier... das erklärt auf jeden Fall warum nicht mehr Rettungskapseln fehlen.
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Nicht nur Schrekt'Orn schien mit der Auflösung dieser Potentiell heiklen Situation zufrieden zu sein. Die Flucht nach vorne schien genau den Effekt gehabt zu haben, auf den 108 spekuliert hatte, auch wenn die Langzeit-Folgen für ihn kaum abzusehen waren.
Im Grunde waren sich die beiden Xenos ähnlicher, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Beide bewegten sich in den Schatten und hatten keine Organisation o.ä. hinter sich, von der sie Rückendeckung erwarten konnten, beide verstanden sie das Universum anders, als der Großteil der (menschlichen) Galaxis es zu verstehen vermochte, stetig getrieben von der Suche nach Neuem.
Was den Rest der Crew anging, war 108 sich allerdings immer noch unsicher. Das menschliche Denkmuster war so... Schrecklich inflexibel, dass es unwahrscheinlich schien, dass Leute wie Salem, die vieles gesehen, aber kein Verständnis des Kybernetischen hatten, jemals völlig verstehen würden, was 108 darstellte.
Nämlich keine Drohne, keinen Cyborg und erst recht keinen Servitoren, den man bei ihnen eingeschleust hatte. Die Paranoia des Menschen war eine seiner gefährlichsten Eigenschaften, so fand 108 schon lange.

Die Ankündigung der Echse blieb unbeantwortet, war es doch wichtiger, hier voran zu kommen, solange die anderen noch Luft zum atmen hatten, denn 108 konnte es gut ohne Sauerstoff aushalten, organisches Leben genoss diesen Luxus allerdings nicht.
Sie stemmten die Tür mit vereinten Kräften schlussendlich auf, wären tatsächlich fast in den Raum hinein gestolpert, als die plötzlich entriegelte Tür sich ruckartig auftat.

Die Szenerie, die sich den beiden bot war magisch, mysteriös und ein wenig morbide, die drei großen 'Ms' des Geheimnisvollen. Der in der Kälte des Raums konservierte Körper lag verdeckt unter weißem Löschpulver, inzwischen durch die Umgebung kristallisiert und steif wie angetauter Schnee.
Während die Echse den Leichnam in Augenschein nahm untersuchte der Binaeri die Umgebung, denn der tote Mensch war für das kybernetische Wesen bei weitem nicht so interessant wie die Kampfzeichen, die den Raum zierten.
108 untersuchte den beschädigten Feuerlöscher auf Spuren und die Art des Schadens, der keineswegs ordinärer Gestalt war, denn die Verletzung der Außenhülle hatte nichts mit kinetischer Gewalt zutun gehabt, wie es bei Projektilen der Fall gewesen wäre, vielmehr sprachen dunkle Verfärbungen und die nach außen gerichtete Wölbung der beschädigten Stelle für eine Strahlenwaffe.
Der Schuss musste direkt durch die Außenhülle gedrungen sein und durch Erhitzung den Feuerlöscher gesprengt haben. Was auch immer der Offizier hier bezweckt hatte, hatte nichts mit dem zerstörten Feuerlöscher zu tun, denn die Waffe, die sie gefunden hatten, war eine vergleichsweise ordinäre Pistole der Menschen.
Eine ganze Weile sagte 108 nichts, während er den Raum scannte, um weitere Aufschlüsse zu erhalten. Wie Schrekt'Orn vermutlich auch versuchte der Xeno zu begreifen, ob der Mensch vielleicht von der Treppe gestürzt war, an deren Absatz die Leiche lag. Vielleicht hatte er sich auf der Treppe befunden, um die Rettungskapseln zu erreichen und wurde dann gestoßen, oder sonst wie zu Fall gebracht.
Eine Telemetrie des Einschusswinkels auf den Feuerlöscher mochte da vermutlich Aufschluss geben, doch für solche Dinge war jetzt keine Zeit.

Vielleicht finden wir in den Speicherbänken der Sicherheitssysteme nähere Daten dazu. So erklang es in Schrekt'Orns Audioemittern, 108 war wieder dazu übergegangen halbwegs menschliche Sprachmuster zu nutzen.
Unterdes fiel das fahle Licht der spärlichen Beleuchtung auf einige Richtungsanweisungen, die die Treppen betrafen, die vor ihnen lagen und die ihnen tatsächlich den Weg in Richtung Reaktor- und Technik-Ebene wiesen.
Der Umstand, dass der Mensch tot war interessierte 108 merklich wenig, das unweigerliche Schicksal organischen Lebens rührte kybernetische Wesen selbstredend nicht im Geringsten, so wie es anders herum meist auch der Fall war. Viel interessanter war für den Binaeri, rauszufinden, wer oder was den Schuss abgegeben hatte.
Irgendetwas sagte dem Xeno, dass sich hier etwas großes verbarg.
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So interessant und weiterdenkenswert ihr Gespräch auch gewesen war, der Fund des Toten hatte den Nichtmenschen auf den Boden er Realität zurückgeholt.
Ihre Entdeckung hatte unwillkürlich den Biss der Reue spüren lassen.
Reue darüber, dass er seine Waffe auf dem Frachter zurückgelassen hatte. Eine Emotion die Schrekt'Orn schnell und erbarmungslos auslöschte, da sie absolut unrational war. Vermutlich hatte es interne Kämpfe geben. Immerhin wurde dieses Schiff in Zeiten des Krieges zurückgelassen. Meuterei, Verrat oder Infiltration waren also die denkbarsten Szenarien. Selbst wenn dies nicht zutraf und das rotäugige Monster unter dem Bett lauerte, dann würde es dort seit zweihundert Jahren als Mumie hervorgrinsen. Vielleicht hatte er schon zu viel Zeit unter Menschen verbracht und begann ihre albernen Ängste anzunehmen.
Das war die wahrhaft gruselige Vorstellung.
So oder so war ein Spekulieren darüber müßig, da hatte Kybernetische ganz recht. Möglich das sie etwas in der Datenbank fanden, aber dazu brauchten sie Strom.
Nun da er seine Gedanken wieder auf das Wesentliche fokussierte, rückte ein neuerliches Problem in den Vordergrund.
Sie hatten sich bis jetzt damit abgemüht normale Türen zu öffnen. Man konnte zwar nicht behaupten, dass einer von ihnen dabei ins Schwitzen gekommen war, immerhin der eine mechanisch, der andere poikilotherm, aber es war dennoch aufwendig gewesen. Es stellte sich daher die Frage, wie sie den Eingang zum Maschinenraum auf bekommen sollten. Ein Triebwerk beinhaltete immer potenzielle Strahlung und musste daher entsprechend gesichert werden. Mannsdicke Türen waren die übliche Methode dies zu tun.
Sie folgten der Treppe nach oben und einem weiteren kurzen Korridor tiefer ins Schiff hinein. Wo die äußeren Gänge recht beengt wirkten, was wohl der Funktionalität eines Kriegsschiffes geschuldet war, war man hier etwas verschwenderischer mit Platz umgegangen. Die Echse und der künstliche Mann konnten nun bequem nebeneinander gehen. Sicherlich war diese Breite nötig, um größeres Equipment von A nach B zu bewegen.
Zwei reguläre Schotts mussten sie noch gemeinsam bewältigen, bis sie endlich vor dem Zugang zum Maschinenraum standen. Das Tor im zentralen Gang war etwa vier Meter hoch und vermutlich drei Meter dick. Nichteinmal mit schwerem Gerät hätte es hier ein schnelles Durchkommen gegeben. Aber die beiden ließen sich von diesem Umstand nicht entmutigen. An beiden Seiten des Ganges führten Aufgänge aus Gitterrosten nach oben und zu Türen von regulärer Größe. Wie sich zeigte war ihnen der Tod hier zu Hilfe gekommen. In der linken der beiden Türen war ein Leichnam zerquetscht wurden, als ein Unbekannter das Schiff stillgelegt und sich alles automatisch verriegelt hatte.
Nun war es nicht so, dass der Körper die Tür wirklich viel Widerstand geleistet hatte und hätte es weiterhin Energie geben, so wäre sie bestimmt trotzdem versiegelt wurden. So aber hatte die Leiche genug Zeit geschunden, dass der Strom, selbst der der Notfallautomatik, fort war bevor sich der letzte Spalt geschlossen hatte.
Es wurde trotzdem ein Kraftakt. Der Spalt war nur so breit, dass sie ihre Finger dazwischen schieben konnten. Tatsächlich bewegte sich die Tür auch auf ihren Schienen, doch sie mussten gegen ihr pures Gewicht ankämpfen. Es dauerte fast eine viertel Stunde und Schrekt'Orn brauchte mehrere Pausen, bis sie es geschafft hatten. Seitlich zwängten sie sich nach Innen.

Hinter dem Hindernis fanden sie einen Kontrollraum. An der Wand hingen einige Arbeitsanzüge und Geigerzähler. Den Hauptteil nahm jedoch eine große Schalttafel ein, die so tot war wie der Mann in der Tür.
Nein ganz stimmte das nicht. Eine einzelne Diode leuchtete schwach mit einem von zehn möglichen Skalenstrichen. 108 rieb mit dem Daumen den Staub vom Messingschild darunter.
Energiereserve Eigengravitation war da zu lesen.
Dies war also die Erklärung warum sie sich nicht schwebend durch das Schiff bewegten.
Die beiden Entdecker blickten sich an und hakten diesen Punkt wohl jeder für sich ab.
Dann richtete der Echsenmann seinen Scheinwerfer durch das Fenster über dem Kontrollpult.
Leicht schmierig reflektierte das Sicherheitsglas den Lichtstrahl, doch dahinter ließ sich genug erkennen.

Ein Impulsantrieb auf Basis von Fusion. Konsternierte er. Recht fortschrittlich für imperiale Verhältnisse und für einen Nichtwarp- Antrieb. Es muss aus den ersten Tagen des Krieges stammen oder noch davor gebaut wurden sein. Schrekt'Orn leuchtete durch die Halle, die sicherlich einer der größten Bereiche des Schiffes war. Wie ein Lehrer erklärte er dabei die einzelnen Stationen und ihre Funktionsweise. Der Strahl der Taschenlampe ersetzte den Zeigestock. Dies tat er nicht um 108 zu belehren. Er hatte keine Ahnung was dieses Wesen wusste und was nicht. Aber er selbst kannte das Prinzip nur aus Lehrbüchern und frischte auf diese Weise sein eigenes Wissen auf, während er gleichzeitig nach einer Lösung für die Reaktivierung suchte.
Der Impulskonverter stößt einen gleichgerichteten Plasmapartikelstrom von höchster Dichte aus. Der Strahl wanderte an ummantelten Rohrleitungen entlang, die sich im Dunkel der Kammer verloren und zu den Triebwerken führen mussten.
Das Schiff ist landefähig, muss also zusätzlich über Feststofftriebwerke verfügen oder... und das ist wahrscheinlicher... der Plasmastrom lässt sich reduzieren.
Die erreichbare Geschwindigkeit dürfte sehr hoch sein. Vielleicht 4
hier stieß er ein zischendes Geräusch aus. Er bemerkte es und sah zu seinem Begleiter. Ich kenne die menschliche Messeinheit nicht. Aber es muss wirklich schnell sein, für seine Größe. Ich fürchte jedoch dass dies zu Lasten der Manövrierfähigkeit geht. Also entweder schnell, oder wenig. Nicht beides gleichzeitig. Der Fusionsantrieb ist auf jeden Fall nicht der Gefechtsantrieb. Er beleuchtete erst den gigantischen Reaktor in der Mitte und ließ das Licht dann über sechs kleinere Maschinen gleiten, die jeweils zu dritt links und rechts von der zentralen Einheit aufgereiht waren. Dafür dürfte atomarer Wasserstoff als Ausströmungsmedium dienen. Er dürfte in tiefgekühlter, flüssiger Form zu Millionen von Kubikmetern in irgendwelchen Tanks mitgeführt werden. Wir müssen den Füllstand überprüfen. Außerdem den Vorrat Stützmasse, der in das Haupttriebwerk eingespritzt wird. Das wird zwar nur für Höchstgeschwindigkeit benötigt und ist nicht vorrangig, aber wir sollten es feststellen bevor wir es brauchen. Hierzu wird normalerweise auf 1.500°C vorgeheiztes Wismut verwendet, was nach seiner Einspritzung in die Impulskonverter ein besonders dichtes und schubstarkes Plasma ergibt.
Die Taschenlampe beleuchtete den Boden, der eine Art Becken darstellte, über welches ebenfalls Laufstege aus Metall verliefen, etwa in zwei Meter Höhe.
Ah ich dachte es mir... die Initialzündung läuft über zwei Atomreaktoren. Vermutlich auch der Strom für die Verbrauchssysteme.
Diese müssen wir als erste in Gang bekommen. Also das Becken mit Wasser... oder was immer als Kühlflüssigkeit vorhanden ist... füllen. Hoffen wir das es nicht gefroren ist. Dann haben wir ein Problem. Ist das geschafft die Atomreaktoren in Gang setzten. Das sollte uns Luft, Strom und volle Schwerkraft garantieren. Wir können Kontakt mit den anderen aufnehmen und auch sonst sollte es die restliche Arbeit erleichtern.
Dann müssen wir die Wasserstofftriebwerke aktiveren um uns in den freien Raum zu manövrieren. Danach können wir den Impulsantrieb hochfahren und dort hin fliegen wo immer wir wollen.
Ganz einfach, also!
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Etwas, das 108s Gefährten nie aufgefallen wäre, da es für sich völlig normal war, störte den Binaeri zusehends, je weiter sie sich durch dieses Schiff bewegten: Türen.

Das, was sie hier taten und hinter sich zu beringen hatten, war nur dem Umstand verschuldet, dass organische Spezies scheinbar eine fanatische Leidenschaft besaßen, alles hinter möglichst dicken und unzugänglichen Türen zu verrammeln.
Man sollte doch meinen, dass eine Spezies wie die der Menschen nach gut 40 Jahrtausenden auf den Gedanken gekommen sein könnte, dass Türen im Falle technischen Versagens ein Problem darstellen konnten.
Nicht, dass es 108 besondere "Anstrengung" abverlangt hatte, die letzte schwere Tür gemeinsam mit Schrekt'Orn mühselig aufzustemmen, die zerquetschte Mumie, die ihnen den Einstieg ermöglichte, war doch mehr als nur ein stummer Zeuge des Gefahrenpotenzials von Türen.

Dabei übersah 108 für den Moment natürlich, dass andere Spezies Sauerstoff zum Atmen brauchten und zumindest die terranische Technologie längst zu festgefahren war, um sich den Herausforderungen türfreier Raumfahrt zu stellen. Vielleicht war es Arroganz, die ihn in diesem Moment so denken ließ, vielleicht aber auch Bedauern darüber, dass andere ihr Potenzial nicht zu nutzen schienen.

Die Halle, die sich hinter dem gewaltigen Portal öffnete, glich einer Mischung aus einem Kraftwerk und dem Innenleben eines Hochleistungscomputers. Auch wenn das Schiff schon seit einiger Zeit zu schlafen schien, zeigten die Scanner des Binaeri noch jedes bisschen Energie an, dass durch den großen Raum / die Leitungen, die überall verlegt waren, strömte, als könne er einen sehr schwachen Herzschlag wahrnehmen.
Trotz des Mangels an Licht war dem kybernetischen Wesen schnell klar, dass dieses Schiff - für eines der Menschen - sehr innovativ und liebevoll gebaut worden war. Es waren vor allem Kleinigkeiten, die auf Dinge hindeuteten, die sich erst offenbaren würden, wenn das System endlich funktionierte. Etwas, auf dass man sich freuen konnte, so fand 108.

Unterdes erklärte Schrekt'Orn die Maschinerie des Schiffes und 108 zeichnete alles Wort für Wort, Bild für Bild auf und versuchte dabei, es mit Daten, die er bereits kannte, zu vergleichen.
Der Mechanismus dahinter erinnerte 108 an die Sprungantriebe der Necrons, von deren Technologie ein paar Datenfetzen durch 108s Speicher geisterten. Warum eigentlich? Der Binaeri hatte keine Erinnerungen daran, derartige Daten gesammelt zu haben, oder spielten ihm seine Systeme einen Streich? Er würde sich wirklich einer Systemdiagnose unterziehen müssen, wenn dafür etwas Zeit frei werden sollte.

Die Arbeitsschritte, die nun vor ihnen lagen, waren mannigfaltig und klangen überaus aufwendig und umständlich. So war menschliche Technologie nunmal, trotz aller Innovation. Vielleicht lag aber auch grade darin der Schlüssel ihres Erfolges, denn dadurch, dass ihre Technologie so primitiv war, war sie leichter zu sanieren und vermutlich auch billiger herzustellen, als hochtechnisierte Maschinerie.
Vielleicht sollten wir uns dabei aufteilen. Kann mir gerne die Brennstoffbehälter ansehen und die Kühlmitteltanks kontrollieren, das Material notfalls mit meinem Laser antauen. Sollte mich wundern, wenn hier mit etwas anderem gekühlt wird, als mit Wasser oder PT798... Nicht so wichtig. Der Binaeri glaubte inzwischen von sich, auch an seinen kommunikativen Systemen Fehler zu erkennen, sonst hätte er nicht grade von einem Element angefangen, mit dem Menschen so überhaupt nichts zu tun hatten. Zumindest nicht in diesem Teil der Galaxis.
Oder beeinflusste ihn etwas an diesem Ort? Vermutlich war es bloß ein Bug, ausgelöst durch den kurzen Datenschock, den er grade erlitten haben musste.
108 jedenfalls machte sich schnell an die Arbeit, krackselte dabei die eine oder andere Leiter auf und ab und wünschte sich insgeheim zwei Dinge: Erstens, die letzten paar Minuten ungeschehen machen zu können und zweitens, die Schwerkraft abzuschalten, oder zumindest hier noch weiter einzuschränken.
Die Brennstofftanks sind bei etwa 67,3483% Füllmenge, der augenscheinliche Zustand der Geräte spricht allerdings dagegen, dass die Tanks jemals über 70% Füllmenge besessen haben. Sehr merkwürdig. So rauschte es in Schrekt'Orn Komlink-Anlage, der Binaeri klang 'besorgt', wenn man den Klangvarianzen der synthetischen Stimme Glauben schenken durfte.
Groben Berechnungen folgend, dürfte das Schiff quasi direkt nach Abflug hier gestrandet sein, ich verstehe allerdings nicht, warum die Tanks nicht zur Gänze gefüllt wurden. Erscheint mir unlogisch.

Der Binaeri blickte abwartend zu Schrekt'Orn, dessen Arbeitsplatz sich ein paar Ebenen weiter oben befand. Davon ab ist die Anlage aber in Ordnung.
108 nutzte die geringere Schwerkraft, um den Weg zur Kühlanlagenkontrolle mittels eines wohlkalkulierten Sprunges über ein paar Stege abzukürzen.
Das System wirkte trotz seiner relativen Jungfräulichkeit schon ein wenig angegriffen, zumindest schien die Kälte des Raumes dem Display zugesetzt zu haben, was es schwierig machte, den Zustand des Kühlmittels ohne Energieaufwand zu überprüfen.
Schwer zu sagen, wie es mit dem Kühlmittel aussieht. Hier befindet sich keine Analoge Anzeige mehr, Fortschritt an falscher Stelle, möchte ich sagen.

Der Binaeri kontrollierte den Akkumulatoren der Überbrückungsvorrichtung, die er immer noch mit sich führte und die ihnen schon einmal genützt hatte. Die Energie würde zumindest für den Anstoß der Anzeigen ausreichen.
So machte sich 108 direkt daran, die Kontakte zu verbinden und das System anzuwerfen.
Werde kurz die Speisung der Kühlsysteme überbrücken und versuchen, die Kontrollmodule kurzzeitig zu betreiben. Nach dem bestätigt worden war, dass das Reptil 108 verstanden hatte, setzte dieser den Überbrücket in Gang und hantierte eilig am Steuerinterface der Kühlstoffe herum.
Masseverdichtung des Kühlmaterials liegt bei 54,39%, die Kerntemperatur bei -8,1 Grad menschlihes Standartmaß. Das hier ist keine Wasserkühlung, sonst würde sich in den Tanks solides Eis befinden statt einer Art… Schleim? Es wäre ratsam, den Reaktor sehr behutsam zu starten, es dürfte aber funktionieren. Der Füllstand liegt bei 67%, was vermutlich an der Verdichtung der Kühlmasse liegt.
Viel länger dauerte es auch nicht, ehe der Akkumulator aufgebraucht war und die Anzeigen wieder schwarz wurden und 108 die ursprünglichen Verbindungen wieder herstellte.
Menschliche Technik war in 108s Augen überaus simpel, sodass jeder sie nach einer gewissen Orientierungszeit zu bedienen vermochte, was durchaus etwas für sich hatte.

Ich wäre dafür, dass wir vor der Lebenserhaltung die Feldgeneratoren des Schiffes aktivieren, damit es abgeriegelt werden kann. Sonst laufen wir Gefahr, etwaige Hüllenbrüche zu vergrößern, wenn es welche gibt. Von meiner Warte aus dürfte es aber keine Probleme geben, zumindest, was den Generator angeht. Anders als Schrekt'Orn wollte 108 nicht sofort alles daran setzen, die Antriebe in Gang zu setzen, für ihn hatte es viel größere Priorität, dass sie das Schiff erst einmal komplett überprüften und unter ihre Kontrolle brachten, ehe man irgendwelche Reisepläne schmiedete.
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...Erscheint mir unlogisch.
Schrekt'Orn blickte nach unten, aber durch die Metallverstrebungen des Laufsteges konnte er seinen mechanischen Gefährten nur als kurze Bewegung wahrnehmen. In seinem Helm hörte er ihn dafür um so besser.
Ja allerdings. Es fehlt eine Rettungskapsel und an Bord hat es offenkundig Gewalt und Mord gegeben. Dennoch deutet nichts auf eine gezielte Enteraktion hin. Zumindest nicht durch das, was wir bisher gesehen haben. Er war jetzt in etwa fünf Meter Höhe über den beiden Kühlbecken angelangt. Hier kreuzten sich zwei Laufstege und in ihrem Zentrum waren zwei Konsolen angebracht. Diese waren natürlich tot, doch wegen ihnen war der Echsenmann auch nicht hier. Sein Ziel war das große, manuelle Ventilrad in der Mitte. Wären diese Dinge nicht gewesen, so hätte ich gesagt, dass die Brennstofftanks vielleicht nicht rechtzeitig bestückt worden waren, ehe das Schiff startete. Vielleicht ein Gewaltstart aufgrund des Krieges. Aber so ist es eine weiter Ungereihmtheit. Er packte das Rad mit beiden Klauen und stemmte sich gegen den Wiederstand. Langsam setzte es sich in Bewegung und leitete die Kraft über gefettete Rollen und Gewinde nach unten, wo sich die Miniaturausgaben von Schleusentoren befanden. Ohnen einen Laut von sich zu geben glitten die Klappen beiseite. In dem Bericht, durch den ich überhaupt erst auf dieses Schiff gekommen bin, stand etwas von einem Raumgefecht und mehreren Begeleitschiffen. Doch im Lichte der Tatsachen halte ich diesen Bericht inzwischen für eine Fälschung, auch wenn das zu der weitern Frage führt, warum dann die Koordinaten gestimmt haben?
Das Rad war in seiner Endposition angelangt.
Die Rinnen für das Kühlmittel sind offen. Schleim sagst du? Vermutlich irgendein Kühlgel... Wasser wäre einfacher gewesen, wenn es darum geht es später nachzubesorgen. Nunja, eins nach dem anderen.

108 bestätigte und gab neben seinem Zustandsbericht, der alles in allem recht ermutigend klang, gleich noch seine Einschätzung der Lage hinterdrein.

Ich wäre dafür, dass wir vor der Lebenserhaltung die Feldgeneratoren des Schiffes aktivieren, damit es abgeriegelt werden kann.

Das dürfte der Kernreaktor ohnehin als erstes tun... sobald er wieder in Funktion ist. Das Ganze wird sowieso eine Weile dauern. Er kletterte bereits wieder die Leiter herunter. Es gab noch ein paar Kleinigkeiten zu klären, technische Details und Verständnisfragen, die hin und her gestellt und beantwortet wurden. Es war tatsächlich die beste Wahl gewesen, dass sie beide in den Maschinenraum gegangen waren. Die anderen mochten ihre ganz individuellen Fähigkeiten haben, aber es stand zu bezweifeln, dass sie die Technik so zu meistern vermochten wie die beiden Nichtmenschen.
Endlich blickte der Echsenmann auf seinen Unterarm, wo ihm der verbleibende Luftvorrat angezeigt wurde. Knapp die Hälfte war bereits verbraucht, was ihn darin bestärkte auszusprechen, was ihm ohnehin auf der gespaltenen Zunge lag.
Leiten wir den Startprozess ein...

Sie begannen damit das Gel aus den Tanks in die Kühlbecken zu leiten. Die geschlossenen „Schlafkuppeln“ der beiden Atomreaktoren enthielten natürlich ihr eigenes Gel, andernfalls wäre es bereits zur Katastrophe gekommen. Dennoch war es nötig sie auch von außen damit zu umspülen.
Während der Schleim, wie 108 es bezeichnet hatte, träge und irgendwie widerwillig die vorherbestimmte Rinne entlang kroch, kehrten die beiden Raumfahrer in den Kontrollraum zurück, durch den sie gekommen waren. Sie fanden hier nicht was sie suchten, wohl aber einen schematischen Plan an der Wand, der es ihnen verriet.
In der Tat erforderte das Ingangsetzen eines stillgelegten Raumschiffes für zwei Personen einiges an Laufarbeit, wie Schrekt'Orn bei ihrem Weg zurück trocken feststellte.
Endlich entdecken sie den Schrank mit den Zündzellen, welche sie zum Hochfahren des ersten Reaktors benötigten, dessen Strom dann das Aktivieren des zweiten erheblich erleichtern würde.
Unter ihnen schmatzte das Kühlmittel, während sie gemeinsam die Zellen zur der vorgesehenen Einrichtung an Reaktor Eins wuchteten. Die überdimensionalen Batterien wurden von ihnen in die Halterungen gehievt und arretiert. Es gab einen spektakulären Funkenflug, als die Verunreinigungen an den Kontakten weggebrannt wurden.
Dann schien es als geschehe einen langen Augenblick gar nichts. Im Inneren der glockenförmigen Reaktorkuppel rumorte es, als drehe sich ein Ungeheuer im Schlaf von einer Seite auf die andere.
Den Anfahrvorgang bekamen beide nur akustisch mit. Sie sahen nicht wie die Steuerstäbe aus dem Reaktorkern herausgezogen wurden und so eine selbsterhaltende Kettenreaktion mit allmählich zunehmender Reaktionsrate in Gang gesetzt wurde. Der Neutronenfluss und die Wärmeleistung, beide proportional zur Reaktionsrate, stiegen langsam aber kontinuierlich an. Etwaige Änderungen des korrekten Vorganges, etwa durch Temperaturanstieg oder andere Einflüsse, glich die Automatik ohne ihr Zutun aus.
Das Gel innerhalb der Kuppel nahm die entstehende Hitze schnell auf und leitete sie an die Generatoren weiter. Es würde noch einige Zeit dauern bis volle Leistung bei den Hilfssystem hergestellt war, doch schon jetzt erwachte ein kleiner Teil des Schiffes zum Leben. Hier und da begannen Kontrollleuchten zu flackern und schließlich ihre Funktion wieder aufzunehmen.
Schrekt'Orn und 108 sahen sich an und nickten knapp um ihrem Triumph auf diese minimalistische Art Ausdruck zu verleihen.
Über der Schalttafel, welche zum Steuerelement des Reaktors diente, schaltete sich ein Bildschirm ein und stellte die beiden Energiequellen dar. Die Prozentzahl unter Reaktor eins kroch von Zwei auf Drei und schließlich auf Vier. Bei fünf Prozent blendete sich ein weiteres Menü ein, welches nach der Verteilung auf die Notsystem fragte. Schwerkraft, Beleuchtung und Sauerstoffzufuhr wurde dort abgefragt.
Wir sind im Geschäft, würde ich sagen.
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