10-26-2008, 12:19 AM
Im dahinfliegenden Verlaufe von nun mehr zehn vollen Tagen, hatte sich das innerste Heiligtum Rasankurs gewandelt. Die technischen Servitorensklaven hatten wahrhafte Wunder vollbracht, wenn man sich ihres verlorenen Verstandes entsann. Gewichtig schwangen die mächtigen goldenen Pforten, eine wahnwitzige Duplikationen jenes ewigen Tores zu Terra, auf, und kaum durch zwei schwachsinnige Kinder zum Stillstande bewogen, stiegen süßliche Weihrauchfahnen dem triumphalen Heimkehrer entgegen. Entgegen jeglichen allgemeinen Wissens, war der erwählte Meister Rasankurs zuvor schon von seinem neuen Hofstaat getrennt worden, um in aller abgeschiedenen Heimlichkeit, ein wohltuendes Bad, sowie erste Salbung durch wohlriechende ätherische Öle zu empfangen. Abermals geharnischt wie noch vor fast vierzehn verstrichenen Sonnenwenden, schritt er unter posaunenden Lobpreisungen seines einzigen verbliebenen Ministers empor, durchwanderte den zuvor erst leer geräumten Saal der tausend Völker.
Selbiger Prunksaal war durch drei zaghaft angesetzte Stufen unterteilt worden, so war es nun, das Kogans feste Stahlsohlen weich durch ausgerupfte Wüstenblüten stapften, während eine leichten Akzent höher, vergoldete Bänke und Esstische herbeigeschafft worden waren, aus allen Kammern des Rates, welche nicht einmal mehr befähigt gewesen waren, sonderlichen Einspruch zu erheben. Die geringe Heerschar an Köchen förderte wahrhafte Meisterwerke ihrer süßen Kunst zu Tage, so war jede Platte mit reichlichen Fleischspeisen, sowie dicken “Kartoffeln”, Rüben und anderen hydrophoben Gewächsen überladen. Exotische Gewürze wie etwa Cardamon, Zimt oder Koriander liebkosten bereits von den zierlichen Schälchen herab jeglichen Gaumen, während dampfende Fladenbrote teils mannshoh übereinander gestapelt worden waren. Schwere Zinnkrüge, aber auch manche aus bemaltem Ton oder weichem Blattgold, standen aneinandergereiht mehrfach auf jeder Speiseplatte, manche waren gefüllt mit dem süßen Karkadenektar, welcher dem zart blühenden Hibiskus entnommen worden war, andere verteilten unweigerlich schwereren Nelken oder Honigduft, waren sie doch randvoll mit gewürztem Rebensaft. Was man an vielfarbigen Salaten hatte finden können, war fein zerhackt und mit salzigen Ölen beträufelt worden, etwas ähnliches wie Datteln war in kleineren Schalen daneben angehäuft, sollten sie doch den Wasserhaushalt der Gäste segnen.
Die mächtigen ehernen Platten griffen scheppernd ineinander, während er fast federnd Fliese um Fliese bewältigte, immer zu den balsamischen Duft der Blüten aufwirbelnd. Erstmalig wohl seine Waffenlosigkeit auf jenem festlichen Pfade hin zum aufgebahrten Götterthron, eben jenen welche sie bereits in ihren schwarzen Visionen gesehen hatte. Er selbst zeigte weder Anstand noch missfallen in seinen Sehschlitzen, donnerte einher wie ein rachsüchtiger Dämon, während die frisch gewobenen Standarten hoch über seinem Haupte, an des Saales Balustrade tänzelten, und fallende Schwärme rot durchwirkter Hibiskusblüten seine gezackten Schulterstücke verzierten. Ein jeder noch so feiner Ratsherr hatte sich herbei gesellt, selbst der feiste Ekklesiearch, sowie die Herrin aller Meuchelmörder. Alle bis auf den edlen Heermeister standen sie an des Thrones abgewandter Seite, aufgefädelt an chromgrauen Kettengliedern, welche sich durch ihre Leiber wandten. Eines jeden Mund zierte feines Freudengelächter, war es doch von dünnen Goldfäden hochgesteckt in ihren Visagen fest versiegelt, während sie wie Majonetten hoch oben von den sogenannten “Verteidigern” gespielt wurden, welche unter den verspiegelten Plattengesichtern regelrechten Spaß empfinden mussten, während sie die langen Schnüre taktvoll anschlugen. Wie ein einzelnes Wesen, in stimmiger, perfekter Harmonie, wankten jene extravaganten Heeren stilvoll umher, schlugen sich die Pfötchen jubelnd aneinander, gerade als wären sie noch unter lebenden. Wohl verborgen durch unschätzbares Tuch, dabei die von einem Khorniten geschlagenen Todeswunden, angenäht sogar an mancher Stelle, wie etwa das Gespaltene an der Mördermeisterin.
Weiter schritt er voran, dröhnend schwer die Überlast auf seinen breiten Schultern, hinter ihm her, zwei erst kürzlich dem gentechnischen Mutterleib entstiegene Kindchen, jene dank veränderter Genstruktur, allerdings nicht etwa männlich, sondern weiblich, mit welligem goldblondem Haar, ganz wie es ihr eigenes war. Gleichend wie zwei ebensolche Zwillinge, dennoch vom Verstande wie jedes andere Kind an jenem Ort, klammerten sich die zerbrechlichen Fingerchen fest an jene schwere, brokatene Purpurschleppe, welche man dem “erwählten” Hegemon auferlegt hatte. Purpur, jene wundersame Königsfarbe welche einstmals noch aus den Leibern vieler tausend Schnecken hatte extrahiert werden müssen, welche zu früheren Zeiten lediglich von noblem Volk hatte getragen werden dürfen. Wie passend doch auf jenen Pfaden, wie er einher schritt. Prunk und Übermut in jedem Winkel, was an mitgebrachtem Volk just spielen konnte, war noch während seines wohltuenden Bades an hörnerne Instrumente verbannt worden, musste nun den festlichen Akt aufspielen, während sich alles andere wie ein einziger Mann erheben musste
Schließlich erreichte er, unter den bronzenen kühlen Augen einer leibhaftigen Götterstatue, emporgehoben aus einem sumpfigen Tümpel nahe Rasankur, den sogenannten Vorhof jenes Thrones. Eingelassen in vertiefte Fließen, ein winziges, eingefärbtes Podest, gerade groß genug das er mit beiden Beinen fest darauf stehen konnte. Wie es das uralte Herrschaftszeremonial verlangte, traten zwei antik gerüstete Irrsinnige herbei, beide in leichte Bronzeplatte eingehüllt, beide die langstieligen Hellebarden der Leibesgarde führend. Verneigend vor dem Hegemon, wie tagelang sorgsam indoktriniert, kreuzten sie vor seinen gepanzerten Schienen die Axtblätter, senkten diese nieder, woraufhin er sich mit Knien auf die scharfe Kante setzen musste. Unverständig stierte er sie aus den dunklen Helmschlitzen heraus an, während sie ihm versteck bedeutete, dies gewähren zu lassen, sei es doch für die Vollkommenheit dieses einen Rituals. Er tat es, beugte sich dem fremden Willen, schon knirschte der harte Stahl auf weicher Bronzelegierung, verbog schon fast die dargebrachten Lanzen unter seinem Gewicht. Nichts desto trotz, schritt nun der einäugige Heermeister heran, kriechend wohl gemerkt, auf allen Vieren, das Augenlicht auch niemals auf seine “himmlische” Gestalt erhebend, während er tunlichst mit verschlossener Iris, den Kriegshelm von seinen Schultern löste. Dann entfleuchte er, abermals als Ungeziefer das er war, zumindest vor der göttlichen Erhabenheit.
Die Zwillingsschwestern, zierlich gebaut und fast schon zu schmächtig, nahmen nun jeweils eine reich verzierte goldene Platte, auf welcher sich, wie nicht anders zu erwarten, auch eine unübersehbare Zahl fremdländischer und einheimischer Münzen häufte, allesamt aus gelobtem Gold oder ähnlich kostspieligen Materialien, manche sogar gänzlich aus geschliffenen Edelsteinen. Nun endlich erhob sich auch Melanie, gewissermaßen als “Vorbeterin” oder Hohe Priesterin der auferstandenen Götterkirche, über das frisch erworbene Gewand aus den Gemächern der Schlangenbraut, den feierlichen schwarzen Talar des Ekklesiearchen geworfen, sowie an den wesentlich geringeren Schultern, die violette Mozetta, wie man sie hierzulande wohl gewohnt war. Sich aus den gepolsterten Lehnen eines beigestellten kleineren Thrones erhebend, wanderte sie fast sakral über die vier angedeuteten Treppchen herab. Sich dem knienden Götterkrieger von rechter Schulter nähernd nahm sie vom ersten Jungfräulein das Opferteller entgegen, schlug ein altbekanntes Kultzeichen über dem fallenden schwarzen Haar Kogans, ehe sie den reich beladenen Teller kippte und somit den segensreichen Goldregen über ihn ergoss. Klimpernd sprangen die kreisrunden und achteckigen Währungen von seinen stählernen Schultern, perlten ungerührt von seinem Harnisch ab, glitten schillernd über den abgesteppten Teppichgang. Ein erstes, frohlockendes Jubelpreisen wart vernommen, ehe sich auch Inhalt jener zweiten Platte reichlich über ihn verteilte. Abermals. Dies, so sprach der alte Ritus, gewährte dem Thronpotentanten, unermesslichen Reichtum, sowie fruchtbare Felder, Lenden und Völkerschaften.
Ein zweiter Akt des festgeschriebenen Kodexes war eingeläutet, als man einen von etwa zwanzig mitgeführten Leibsklaven heranschleifte, wohlweißlich den aufgerissenen Mund fest verwoben und mit Siegelwachs verschlossen, die Glieder mit goldenen Ketten aneinandergebunden. Strampelnd wollte er noch auf Knien wehrhaft um sein Leben kämpfen, ungeachtet dessen das er nun gänzlich von morallosen Häschern seines Erzfeindes umringt worden war. Einer jener dunklen Wüstenmänner hatte ihr auf eine kurze Frage hin erzählt, das eben dieser Mann, ein Kriegsgefangener “Adlerschauer” war, folglich ein aufrechter Diener des geheuchelten Lügenkönigs aller ketzerischen Menschen. So erfüllte sich der Götterwille auch in jenem Zeremonial, als er von den beiden gerüsteten Knaben, ausgelaugt wie er war, niedergezwungen wurde, sie ihm ein reichgeschmücktes Messer an die Gurgel zogen, und eine der beiden Jungfrauen die hervorquellende Flüssigkeit in einem juwelenbesetzten Pokal auffing. Zitternd rasselten dabei die dünnen Ketten an seinen Gliedern, verstummten jedoch, als der eine Knabe merklich tiefer schnitt, ehe man ihn nunmehr auf den Waden lastend fortschleifte, und sich seiner derart entledigte, das man ihn in glühende Kohlenschalen warf. Auch dies galt hier als symbolischer Akt, zumal der närrische Verräterleib versengte, noch ehe sein geflossenes Blut erkaltet war, und nichts als nur die angebrannten Knochen, überhaupt von seinem Fleische übrigblieb.
Feierlich bahrte man nun den pompösen Gral auf einen vor dem Statuensockel bereitgestellten Altar, mit einem ebenso beschaulichen, wie meisterhaft gefertigten goldenen Löffelchen, mengte sie, der breiten Masse das Antlitz zukehrend, unter feierlichen Beschwörungen, magische Ingredienzien hinzu. So etwa Weihrauch, welcher für göttliche Erwählung stand, Myrre, für Herrschaft über Leben und Tod, zinnoberroten Wein, als Blut all seine Legatenlande, Salz, für Reichtum, Wohlstand und Fortbestand der Dynastie, aber auch zerriebene Nelken, welche Macht auch über jenseitige Welten symbolisierten. Diesen angereicherten Trunk mit sechs Fingern, jeweils Daumen, Zeige und Mittelfinger, empor hebend, sprach man unter den herrischen Augen des unbekannten Wüstengottes, feierlich die abschließenden Worte, welche da lauteten, “Verderben über all jene zweizüngigen Vipernhäupter, welche sich feige noch empor recken mögen, um seinen göttlichen Willen zu vereiteln!”
So gesegnet senkte man den Pokal herab, setzte ihn, eine dünne goldene Opferschale unterhaltend, an seinen roten Lippen, während er ebenso feierlich allmählich unter ihrem zutun, ihn gänzlich entleerte. Auch ein letzte rollendes Tröpfchen verging “zischend” auf seinen Zungenknospen, ehe auch jener Pokal, so wie es festgehalten worden war, in einer schwarzen Schale eingeschmolzen werden musste.
Nun schwangen halbnackte Jünglinge schmetternd Hämmer wider konkave Bronzeplatten, hallend schallte dröhnender Donnerklang von allen Alabasterwänden. Endlich durchschritt eine schwarz maskierte Knabenschar, auserwählte Blutjünger aus den Wüstenstämmen, jene Pforte, kreiste sich die geschliffenen Klingen wirbelnd tobend um den knienden Hegemon herum. So tanzten sie auf einen überaus bizarre, wenig nachvollziehbare Weise um ihn herum, sprangen, gaukelten, taumelten und kreuzten klingend jedes der beiden Schwerter mal kurz vor seinen Schultern, mal knapp vor seinem Halse, mal vor seinen Augen, gerade so das fast schon Funken stoben und um Haaresbreite nur kein Blutströpfchen fallen konnte. Dies galt allgemein als Beweis seiner Auserkorenheit unter all den göttlichen Launen, denn keine von Menschenhand geführte Klinge, egal wie rasch und tobend wider ihn gerichtet, vermochte ihn auch nur die Haut zu kratzen. Ehrerbietig warfen sie sich auf allen Vieren kriechend um ihn nieder, setzten die Stirnen an den Fußboden und priesen seine Herrlichkeit in allen ihnen bekannten Sprachen, wie es auch das anwesende Volk gleich tat. Bei manch einem dauerte diese sakral würdigende Manier natürlich etwas länger, so war es wohl wenig verwunderlich, das die selben Verse, wieder und wieder herabgesprochen, abschließend in ihrem eigenen Munde verstummten, ehe sie sich nach dem schweren Götterthron umwandte, um aus seinem violetten Schoße, den goldenen Herrschaftsreif zu erheben.
Dieser verkürzte goldene Reif entsprach nicht etwa dem frömmelnden imperialen Kultglauben, also einem blattgoldenen Lorbeerkranze im Sinne antiker Kaiser, sondern, war für sich, eine geschuppte Viper, vergoldete Wirbel, sofern man wollte auch ein feuerspeiender Drachen, welcher mit seinen mächtigen Kiefern den eigenen Schweif umschloss, somit den Zirkel, den Kreis des Ewigen, um das Haupt des göttlichen Regenten schloss. Alles freudige Lärmen, jeglicher angeschlagene Saitenklang, verebbte andächtig, nun vermochte man das schiere flattern jener gefallenen Blütenblätter zu vernehmen, und selbst jenes schien ergebenst schweigen zu wollen. Aller Menschen “rührselige” Augenpaare waren an den goldenen Kreis geheftet, welchen sie nun zitternder roter Finger auf das gebeugte Kriegerhaupt herab senkte. Dämonisch mächtig schien selbst jenseitige Existenz unter donnerndem Wirbelschlag gänzlich zu erbeben, knisternd entlud sich jede angestaute Emotion in einem fast schon Herzschlag langen Angedenken. Berstend warfen sich in kümmerlichem Aufbegehren, jene verbliebenen Schildwächter wahren Materiums wider jene formlosen Mächte des Immateriums, doch noch ehe sich der uralte Konflikt erneut entfalten mochte, war dies auch schon Vergangenheit.
Ehe sich der hünenhafte “Götterleib” kniend auf Hellebardenklingen und schwarzem Tänzerkreis erhob, war sie schon mit der Stirn auf den glatten Marmorboden tippend, zurückgewichen, umfasste schüchtern, zögerlich nur mit zwei behandschuhten Fingern seine stählerne Krallenhand, um ihn, niemals das Augenmerk höher als bis zum Halse hebend, an seinen nun mehr eigenen Thron zu führen. Dorten angekommen, sank die gesamte schwer gepanzerte Leibesfülle seines doch beträchtlichen Kriegertums in die gepolsterten Thronlehnen. Abermals verstummten alle noch so geringen Laute, zu vernehmen einzig das brechende Klacken ihrer Absätze auf den Stufen seines Vorhofes, während sie rücklings zurückwich, sich das umschlungene Szepter ergriff und so exakte siebzehn Schritt vor ihm zu halten kam.
“Horchet auf und lauschet freudigst diesen Worten, ihr tausend Völkerschaften unter einer Kronen! Verkündet sei es für dahin in allen Landen, auferstanden aus der Mitten ist sie, Wiege aller Götterknechte, emporgestiegen aus der Asche, wie einst Phönix aus dem Feuertod! König unter allen Königen, Sohn der Meere und der immerwährenden Nacht welche ersehnte Kühle und Linderung von der Sonne verhassten Strahlen spendet… KOGAN VON RASANKUR!”
Selbiger Prunksaal war durch drei zaghaft angesetzte Stufen unterteilt worden, so war es nun, das Kogans feste Stahlsohlen weich durch ausgerupfte Wüstenblüten stapften, während eine leichten Akzent höher, vergoldete Bänke und Esstische herbeigeschafft worden waren, aus allen Kammern des Rates, welche nicht einmal mehr befähigt gewesen waren, sonderlichen Einspruch zu erheben. Die geringe Heerschar an Köchen förderte wahrhafte Meisterwerke ihrer süßen Kunst zu Tage, so war jede Platte mit reichlichen Fleischspeisen, sowie dicken “Kartoffeln”, Rüben und anderen hydrophoben Gewächsen überladen. Exotische Gewürze wie etwa Cardamon, Zimt oder Koriander liebkosten bereits von den zierlichen Schälchen herab jeglichen Gaumen, während dampfende Fladenbrote teils mannshoh übereinander gestapelt worden waren. Schwere Zinnkrüge, aber auch manche aus bemaltem Ton oder weichem Blattgold, standen aneinandergereiht mehrfach auf jeder Speiseplatte, manche waren gefüllt mit dem süßen Karkadenektar, welcher dem zart blühenden Hibiskus entnommen worden war, andere verteilten unweigerlich schwereren Nelken oder Honigduft, waren sie doch randvoll mit gewürztem Rebensaft. Was man an vielfarbigen Salaten hatte finden können, war fein zerhackt und mit salzigen Ölen beträufelt worden, etwas ähnliches wie Datteln war in kleineren Schalen daneben angehäuft, sollten sie doch den Wasserhaushalt der Gäste segnen.
Die mächtigen ehernen Platten griffen scheppernd ineinander, während er fast federnd Fliese um Fliese bewältigte, immer zu den balsamischen Duft der Blüten aufwirbelnd. Erstmalig wohl seine Waffenlosigkeit auf jenem festlichen Pfade hin zum aufgebahrten Götterthron, eben jenen welche sie bereits in ihren schwarzen Visionen gesehen hatte. Er selbst zeigte weder Anstand noch missfallen in seinen Sehschlitzen, donnerte einher wie ein rachsüchtiger Dämon, während die frisch gewobenen Standarten hoch über seinem Haupte, an des Saales Balustrade tänzelten, und fallende Schwärme rot durchwirkter Hibiskusblüten seine gezackten Schulterstücke verzierten. Ein jeder noch so feiner Ratsherr hatte sich herbei gesellt, selbst der feiste Ekklesiearch, sowie die Herrin aller Meuchelmörder. Alle bis auf den edlen Heermeister standen sie an des Thrones abgewandter Seite, aufgefädelt an chromgrauen Kettengliedern, welche sich durch ihre Leiber wandten. Eines jeden Mund zierte feines Freudengelächter, war es doch von dünnen Goldfäden hochgesteckt in ihren Visagen fest versiegelt, während sie wie Majonetten hoch oben von den sogenannten “Verteidigern” gespielt wurden, welche unter den verspiegelten Plattengesichtern regelrechten Spaß empfinden mussten, während sie die langen Schnüre taktvoll anschlugen. Wie ein einzelnes Wesen, in stimmiger, perfekter Harmonie, wankten jene extravaganten Heeren stilvoll umher, schlugen sich die Pfötchen jubelnd aneinander, gerade als wären sie noch unter lebenden. Wohl verborgen durch unschätzbares Tuch, dabei die von einem Khorniten geschlagenen Todeswunden, angenäht sogar an mancher Stelle, wie etwa das Gespaltene an der Mördermeisterin.
Weiter schritt er voran, dröhnend schwer die Überlast auf seinen breiten Schultern, hinter ihm her, zwei erst kürzlich dem gentechnischen Mutterleib entstiegene Kindchen, jene dank veränderter Genstruktur, allerdings nicht etwa männlich, sondern weiblich, mit welligem goldblondem Haar, ganz wie es ihr eigenes war. Gleichend wie zwei ebensolche Zwillinge, dennoch vom Verstande wie jedes andere Kind an jenem Ort, klammerten sich die zerbrechlichen Fingerchen fest an jene schwere, brokatene Purpurschleppe, welche man dem “erwählten” Hegemon auferlegt hatte. Purpur, jene wundersame Königsfarbe welche einstmals noch aus den Leibern vieler tausend Schnecken hatte extrahiert werden müssen, welche zu früheren Zeiten lediglich von noblem Volk hatte getragen werden dürfen. Wie passend doch auf jenen Pfaden, wie er einher schritt. Prunk und Übermut in jedem Winkel, was an mitgebrachtem Volk just spielen konnte, war noch während seines wohltuenden Bades an hörnerne Instrumente verbannt worden, musste nun den festlichen Akt aufspielen, während sich alles andere wie ein einziger Mann erheben musste
Schließlich erreichte er, unter den bronzenen kühlen Augen einer leibhaftigen Götterstatue, emporgehoben aus einem sumpfigen Tümpel nahe Rasankur, den sogenannten Vorhof jenes Thrones. Eingelassen in vertiefte Fließen, ein winziges, eingefärbtes Podest, gerade groß genug das er mit beiden Beinen fest darauf stehen konnte. Wie es das uralte Herrschaftszeremonial verlangte, traten zwei antik gerüstete Irrsinnige herbei, beide in leichte Bronzeplatte eingehüllt, beide die langstieligen Hellebarden der Leibesgarde führend. Verneigend vor dem Hegemon, wie tagelang sorgsam indoktriniert, kreuzten sie vor seinen gepanzerten Schienen die Axtblätter, senkten diese nieder, woraufhin er sich mit Knien auf die scharfe Kante setzen musste. Unverständig stierte er sie aus den dunklen Helmschlitzen heraus an, während sie ihm versteck bedeutete, dies gewähren zu lassen, sei es doch für die Vollkommenheit dieses einen Rituals. Er tat es, beugte sich dem fremden Willen, schon knirschte der harte Stahl auf weicher Bronzelegierung, verbog schon fast die dargebrachten Lanzen unter seinem Gewicht. Nichts desto trotz, schritt nun der einäugige Heermeister heran, kriechend wohl gemerkt, auf allen Vieren, das Augenlicht auch niemals auf seine “himmlische” Gestalt erhebend, während er tunlichst mit verschlossener Iris, den Kriegshelm von seinen Schultern löste. Dann entfleuchte er, abermals als Ungeziefer das er war, zumindest vor der göttlichen Erhabenheit.
Die Zwillingsschwestern, zierlich gebaut und fast schon zu schmächtig, nahmen nun jeweils eine reich verzierte goldene Platte, auf welcher sich, wie nicht anders zu erwarten, auch eine unübersehbare Zahl fremdländischer und einheimischer Münzen häufte, allesamt aus gelobtem Gold oder ähnlich kostspieligen Materialien, manche sogar gänzlich aus geschliffenen Edelsteinen. Nun endlich erhob sich auch Melanie, gewissermaßen als “Vorbeterin” oder Hohe Priesterin der auferstandenen Götterkirche, über das frisch erworbene Gewand aus den Gemächern der Schlangenbraut, den feierlichen schwarzen Talar des Ekklesiearchen geworfen, sowie an den wesentlich geringeren Schultern, die violette Mozetta, wie man sie hierzulande wohl gewohnt war. Sich aus den gepolsterten Lehnen eines beigestellten kleineren Thrones erhebend, wanderte sie fast sakral über die vier angedeuteten Treppchen herab. Sich dem knienden Götterkrieger von rechter Schulter nähernd nahm sie vom ersten Jungfräulein das Opferteller entgegen, schlug ein altbekanntes Kultzeichen über dem fallenden schwarzen Haar Kogans, ehe sie den reich beladenen Teller kippte und somit den segensreichen Goldregen über ihn ergoss. Klimpernd sprangen die kreisrunden und achteckigen Währungen von seinen stählernen Schultern, perlten ungerührt von seinem Harnisch ab, glitten schillernd über den abgesteppten Teppichgang. Ein erstes, frohlockendes Jubelpreisen wart vernommen, ehe sich auch Inhalt jener zweiten Platte reichlich über ihn verteilte. Abermals. Dies, so sprach der alte Ritus, gewährte dem Thronpotentanten, unermesslichen Reichtum, sowie fruchtbare Felder, Lenden und Völkerschaften.
Ein zweiter Akt des festgeschriebenen Kodexes war eingeläutet, als man einen von etwa zwanzig mitgeführten Leibsklaven heranschleifte, wohlweißlich den aufgerissenen Mund fest verwoben und mit Siegelwachs verschlossen, die Glieder mit goldenen Ketten aneinandergebunden. Strampelnd wollte er noch auf Knien wehrhaft um sein Leben kämpfen, ungeachtet dessen das er nun gänzlich von morallosen Häschern seines Erzfeindes umringt worden war. Einer jener dunklen Wüstenmänner hatte ihr auf eine kurze Frage hin erzählt, das eben dieser Mann, ein Kriegsgefangener “Adlerschauer” war, folglich ein aufrechter Diener des geheuchelten Lügenkönigs aller ketzerischen Menschen. So erfüllte sich der Götterwille auch in jenem Zeremonial, als er von den beiden gerüsteten Knaben, ausgelaugt wie er war, niedergezwungen wurde, sie ihm ein reichgeschmücktes Messer an die Gurgel zogen, und eine der beiden Jungfrauen die hervorquellende Flüssigkeit in einem juwelenbesetzten Pokal auffing. Zitternd rasselten dabei die dünnen Ketten an seinen Gliedern, verstummten jedoch, als der eine Knabe merklich tiefer schnitt, ehe man ihn nunmehr auf den Waden lastend fortschleifte, und sich seiner derart entledigte, das man ihn in glühende Kohlenschalen warf. Auch dies galt hier als symbolischer Akt, zumal der närrische Verräterleib versengte, noch ehe sein geflossenes Blut erkaltet war, und nichts als nur die angebrannten Knochen, überhaupt von seinem Fleische übrigblieb.
Feierlich bahrte man nun den pompösen Gral auf einen vor dem Statuensockel bereitgestellten Altar, mit einem ebenso beschaulichen, wie meisterhaft gefertigten goldenen Löffelchen, mengte sie, der breiten Masse das Antlitz zukehrend, unter feierlichen Beschwörungen, magische Ingredienzien hinzu. So etwa Weihrauch, welcher für göttliche Erwählung stand, Myrre, für Herrschaft über Leben und Tod, zinnoberroten Wein, als Blut all seine Legatenlande, Salz, für Reichtum, Wohlstand und Fortbestand der Dynastie, aber auch zerriebene Nelken, welche Macht auch über jenseitige Welten symbolisierten. Diesen angereicherten Trunk mit sechs Fingern, jeweils Daumen, Zeige und Mittelfinger, empor hebend, sprach man unter den herrischen Augen des unbekannten Wüstengottes, feierlich die abschließenden Worte, welche da lauteten, “Verderben über all jene zweizüngigen Vipernhäupter, welche sich feige noch empor recken mögen, um seinen göttlichen Willen zu vereiteln!”
So gesegnet senkte man den Pokal herab, setzte ihn, eine dünne goldene Opferschale unterhaltend, an seinen roten Lippen, während er ebenso feierlich allmählich unter ihrem zutun, ihn gänzlich entleerte. Auch ein letzte rollendes Tröpfchen verging “zischend” auf seinen Zungenknospen, ehe auch jener Pokal, so wie es festgehalten worden war, in einer schwarzen Schale eingeschmolzen werden musste.
Nun schwangen halbnackte Jünglinge schmetternd Hämmer wider konkave Bronzeplatten, hallend schallte dröhnender Donnerklang von allen Alabasterwänden. Endlich durchschritt eine schwarz maskierte Knabenschar, auserwählte Blutjünger aus den Wüstenstämmen, jene Pforte, kreiste sich die geschliffenen Klingen wirbelnd tobend um den knienden Hegemon herum. So tanzten sie auf einen überaus bizarre, wenig nachvollziehbare Weise um ihn herum, sprangen, gaukelten, taumelten und kreuzten klingend jedes der beiden Schwerter mal kurz vor seinen Schultern, mal knapp vor seinem Halse, mal vor seinen Augen, gerade so das fast schon Funken stoben und um Haaresbreite nur kein Blutströpfchen fallen konnte. Dies galt allgemein als Beweis seiner Auserkorenheit unter all den göttlichen Launen, denn keine von Menschenhand geführte Klinge, egal wie rasch und tobend wider ihn gerichtet, vermochte ihn auch nur die Haut zu kratzen. Ehrerbietig warfen sie sich auf allen Vieren kriechend um ihn nieder, setzten die Stirnen an den Fußboden und priesen seine Herrlichkeit in allen ihnen bekannten Sprachen, wie es auch das anwesende Volk gleich tat. Bei manch einem dauerte diese sakral würdigende Manier natürlich etwas länger, so war es wohl wenig verwunderlich, das die selben Verse, wieder und wieder herabgesprochen, abschließend in ihrem eigenen Munde verstummten, ehe sie sich nach dem schweren Götterthron umwandte, um aus seinem violetten Schoße, den goldenen Herrschaftsreif zu erheben.
Dieser verkürzte goldene Reif entsprach nicht etwa dem frömmelnden imperialen Kultglauben, also einem blattgoldenen Lorbeerkranze im Sinne antiker Kaiser, sondern, war für sich, eine geschuppte Viper, vergoldete Wirbel, sofern man wollte auch ein feuerspeiender Drachen, welcher mit seinen mächtigen Kiefern den eigenen Schweif umschloss, somit den Zirkel, den Kreis des Ewigen, um das Haupt des göttlichen Regenten schloss. Alles freudige Lärmen, jeglicher angeschlagene Saitenklang, verebbte andächtig, nun vermochte man das schiere flattern jener gefallenen Blütenblätter zu vernehmen, und selbst jenes schien ergebenst schweigen zu wollen. Aller Menschen “rührselige” Augenpaare waren an den goldenen Kreis geheftet, welchen sie nun zitternder roter Finger auf das gebeugte Kriegerhaupt herab senkte. Dämonisch mächtig schien selbst jenseitige Existenz unter donnerndem Wirbelschlag gänzlich zu erbeben, knisternd entlud sich jede angestaute Emotion in einem fast schon Herzschlag langen Angedenken. Berstend warfen sich in kümmerlichem Aufbegehren, jene verbliebenen Schildwächter wahren Materiums wider jene formlosen Mächte des Immateriums, doch noch ehe sich der uralte Konflikt erneut entfalten mochte, war dies auch schon Vergangenheit.
Ehe sich der hünenhafte “Götterleib” kniend auf Hellebardenklingen und schwarzem Tänzerkreis erhob, war sie schon mit der Stirn auf den glatten Marmorboden tippend, zurückgewichen, umfasste schüchtern, zögerlich nur mit zwei behandschuhten Fingern seine stählerne Krallenhand, um ihn, niemals das Augenmerk höher als bis zum Halse hebend, an seinen nun mehr eigenen Thron zu führen. Dorten angekommen, sank die gesamte schwer gepanzerte Leibesfülle seines doch beträchtlichen Kriegertums in die gepolsterten Thronlehnen. Abermals verstummten alle noch so geringen Laute, zu vernehmen einzig das brechende Klacken ihrer Absätze auf den Stufen seines Vorhofes, während sie rücklings zurückwich, sich das umschlungene Szepter ergriff und so exakte siebzehn Schritt vor ihm zu halten kam.
“Horchet auf und lauschet freudigst diesen Worten, ihr tausend Völkerschaften unter einer Kronen! Verkündet sei es für dahin in allen Landen, auferstanden aus der Mitten ist sie, Wiege aller Götterknechte, emporgestiegen aus der Asche, wie einst Phönix aus dem Feuertod! König unter allen Königen, Sohn der Meere und der immerwährenden Nacht welche ersehnte Kühle und Linderung von der Sonne verhassten Strahlen spendet… KOGAN VON RASANKUR!”